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Vorläufige Endfassung<br />

Landtagswahlprogramm 2011<br />

PRÄAMBEL� 6�<br />

1.�FÜR�EIN�ÖKOLOGISCHES�SACHSEN�ANHALT� 9�<br />

DAS�GRÜNE�KLIMASCHUTZPROGRAMM� 9�<br />

NACHHALTIGE�UND�UMWELTFREUNDLICHE�ENERGIEVERSORGUNG� 9�<br />

AUS�DER�KOHLE�AUSSTEIGEN� 10�<br />

KEINE�ENDLAGERUNG�VON�KOHLENDIOXID� 10�<br />

ENDLAGER�MORSLEBEN:�SICHERHEIT�MUSS�PRIORITÄT�HABEN� 11�<br />

NACHHALTIGKEIT�IN�SACHSEN�ANHALT�DURCHSETZEN� 12�<br />

MIT�ABFALL�VERANTWORTLICH�UMGEHEN� 12�<br />

DEZENTRALE�ABWASSERBESEITIGUNG�FÖRDERN� 13�<br />

FLÄCHENVERBRAUCH�SENKEN� 13�<br />

LÄRM�BEKÄMPFEN,�LUFT�SAUBER�HALTEN� 13�<br />

NATURSCHUTZ�STÄRKEN� 14�<br />

ZUSTAND�DER�GEWÄSSER�VERBESSERN� 15�<br />

ELBE�UND�SAALE�SCHÜTZEN� 15�<br />

UNSERE�SCHUTZGEBIETE�STÄRKEN,�BIOTOPVERBUND�HERSTELLEN� 16�<br />

ÖKOLOGISCHE�WALDWIRTSCHAFT�UND�JAGD� 17�<br />

EINE�STRATEGIE�FÜR�BIOLOGISCHE�VIELFALT� 17�<br />

ÖKOLOGISCHE�UND�GENTECHNIKFREIE�LANDWIRTSCHAFT�FÖRDERN� 17�<br />

TIERSCHUTZ�IN�DER�LANDWIRTSCHAFT�VORANBRINGEN� 18�<br />

TIERHEIME�ABSICHERN� 19�<br />

WILDTIERE�GEHÖREN�IN�DIE�NATUR� 19�<br />

TIERE�SIND�KEINE�VERSUCHSOBJEKTE� 19�<br />

EINE�LOBBY�FÜR�DIE�TIERE� 19�<br />

2.�FÜR�EIN�BILDUNGSSTARKES�SACHSEN�ANHALT� 20�<br />

FÖRDERN�STATT�AUSGRENZEN� 20�<br />

LÄNGER�GEMEINSAM�LERNEN� 21�<br />

LERNGEMEINSCHAFT�VOR�ORT�STÄRKEN� 21�<br />

BERUFLICHE�BILDUNG�STÄRKEN� 22�<br />

INKLUSION�ERMÖGLICHEN� 23�<br />

DEMOKRATIE�LERNEN� 23�<br />

IN�UMWELTFRAGEN�(WEITER)BILDEN� 24�<br />

HOMOPHOBIE�VON�ANFANG�AN�ENTGEGENTRETEN� 24�<br />

KITAS�STÄRKEN� 24�<br />

SCHULAUTONOMIE�FÖRDERN� 25�<br />

QUALITÄT�DURCH�STANDARDS�SICHERN� 25�<br />

BERUF�DER�LEHRERINNEN�UND�LEHRER�ATTRAKTIVER�GESTALTEN� 26�


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IN�LEHRE�UND�FORSCHUNG�INVESTIEREN� 26�<br />

DIE�HUMBOLDTSCHE�UNIVERSITÄT�IM�21.�JAHRHUNDERT�ETABLIEREN� 27�<br />

FÜR�NACHHALTIGKEIT�FORSCHEN� 27�<br />

INFORMATIONEN�ALLEN�ZUGÄNGLICH�MACHEN� 28�<br />

KLEINSTAATEREI�IN�DER�BILDUNG�AUFHEBEN� 28�<br />

3.�FÜR�EIN�WIRTSCHAFTLICH�STARKES�SACHSEN�ANHALT� 29�<br />

NEUE�JOBS�SCHAFFEN� 29�<br />

WIRTSCHAFT�UND�UMWELT�GEMEINSAM�DENKEN� 30�<br />

GUTE�ARBEIT�FAIR�BEZAHLEN� 31�<br />

UNTERNEHMEN�GEZIELTER�FÖRDERN� 31�<br />

HANDWERK�STÄRKEN� 32�<br />

MEHR�UNTERNEHMEN�GRÜNDEN� 32�<br />

UNTERNEHMENSNAHE�FORSCHUNG�STÄRKEN� 33�<br />

DEN�ENERGIEMARKT�ERNEUERN� 33�<br />

ENERGIE�EINSPAREN�UND�EFFIZIENTER�NUTZEN� 34�<br />

ERNEUERBARE�ENERGIEN�AUSBAUEN� 34�<br />

STRUKTURPOLITIK�NEU�AUSRICHTEN� 35�<br />

EINE NEUE LANDWIRTSCHAFT ENTWICKELN 36�<br />

CHANCEN�REGIONALER�WIRTSCHAFT�NUTZEN� 37�<br />

LÄNDLICHE�RÄUME�AUF�ZUKUNFT�EINSTELLEN� 38�<br />

NATUR�PLUS�KULTUR�AUF�DER�BESUCHSTOUR�VERBINDEN� 39�<br />

4.�FÜR�EIN�SOLIDES�SACHSEN�ANHALT� 41�<br />

INVESTITIONEN IN DIE ZUKUNFT STATT KONSUM 41�<br />

EINNAHMEN�ERHÖHEN,�UNNÖTIGE�AUSGABEN�SPAREN� 42�<br />

SCHULDEN�BEGRENZEN�UND�ABBAUEN� 42�<br />

SPARPOTENZIALE�NUTZEN,�IN�ZUKUNFTSFÄHIGE�BEREICHE�INVESTIEREN� 43�<br />

DEN�ÖFFENTLICHEN�DIENST�JÜNGER�UND�BESSER�MACHEN� 45�<br />

MODERNE�FINANZIERUNGSINSTRUMENTE�ANWENDEN� 45�<br />

GLEICHE�MAßSTÄBE�FÜR�DIE�ABGEORDNETENVERGÜTUNG� 46�<br />

SACHSEN�ANHALT�ATTRAKTIV�GESTALTEN��TROTZ�BEVÖLKERUNGSRÜCKGANG� 46�<br />

LANDESHAUSHALT�GESCHLECHTERGERECHT�GESTALTEN� 46�<br />

BÜRGERINNEN�UND�BÜRGER�STÄRKER�BETEILIGEN� 47�<br />

5.�FÜR�EIN�MOBILES�SACHSEN�ANHALT� 48�<br />

MOBIL�AUF�DEN�STRAßEN� 48�<br />

SICHER�MOBIL� 49�<br />

UMWELTFREUNDLICH�IN�BUS�UND�BAHN�MOBIL� 50�<br />

FERNVERKEHR�DER�BAHN�VERBESSERN� 51�<br />

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GÜTER�UMWELTFREUNDLICH�TRANSPORTIEREN� 51�<br />

ELBE�UND�SAALE�MOBIL��FLUSSGERECHT!� 51�<br />

MOBIL�ZU�FU�UND�PER�RAD� 52�<br />

GRÜNE�ZUKUNFT�DES�AUTOS� 53�<br />

FLUGVERKEHR� 53�<br />

6.�FÜR�EIN�GESCHLECHTERGERECHTES�SACHSEN�ANHALT� 54�<br />

CHANCENGLEICHHEIT�FÜR�FRAUEN�UND�MÄNNER�SCHAFFEN� 55�<br />

FÜR�FRAUEN�EXISTENZSICHERNDE�ERWERBSTÄTIGKEIT�ERMÖGLICHEN� 55�<br />

FRAUEN�UND�MÄNNER�DISKRIMINIERUNGSFREI�BILDEN� 56�<br />

FRAUEN�VOR�GEWALT�UND�DISKRIMINIERUNG�SCHÜTZEN� 57�<br />

FRAUENINTERESSEN�STRUKTURELL�VERANKERN� 58�<br />

FRAUEN�AN�POLITIK�UND�MACHT�BETEILIGEN� 58�<br />

HOMOSEXUELLEN�FRAUEN�UND�MÄNNERN�GLEICHE�RECHTE�GEWÄHREN� 58�<br />

7.�FÜR�EIN�SOZIALES�SACHSEN�ANHALT� 60�<br />

KINDERARMUT�BEKÄMPFEN� 61�<br />

ZEITGEMÄßE�SOZIALE�SICHERUNGSSYSTEME�(GRUNDSICHERUNG)�ETABLIEREN� 61�<br />

FÜR�EIN�WÜRDIGES�LEBEN�IM�ALTER�SORGEN� 63�<br />

MENSCHENWÜRDIGE�PFLEGE�ERMÖGLICHEN� 64�<br />

FÜR�SELBSTBESTIMMUNG�STATT�AUSGRENZUNG�SORGEN� 64�<br />

VERSCHIEDENE�INSTRUMENTE�AM�ARBEITSMARKT�NUTZEN� 65�<br />

8.�FÜR�EIN�JUNGES�SACHSEN�ANHALT� 67�<br />

KINDERGESUNDHEIT�BESONDERS�IN�DEN�BLICK�NEHMEN� 68�<br />

KINDERSCHUTZ�ERNST�NEHMEN� 68�<br />

KINDERRECHTE�STÄRKEN� 69�<br />

ELTERN�STÄRKEN���FAMILIEN�UNTERSTÜTZEN� 69�<br />

MEHR�RAUM�FÜR�KINDER�UND�JUGENDLICHE�SCHAFFEN� 70�<br />

KINDER��UND�JUGENDHILFE�GESCHLECHTERGERECHT�GESTALTEN� 71�<br />

KULTURRÄUME�FÜR�KINDER�UND�JUGENDLICHE�ERSCHLIEßEN� 71�<br />

JUGENDLICHES�ENGAGEMENT�FÖRDERN� 71�<br />

JUGENDSTRAFRECHT��HELFEN�STATT�BESTRAFEN� 72�<br />

KINDER�UND�JUGENDLICHE�IN�MEDIEN�SCHÜTZEN� 72�<br />

9.�FÜR�EIN�GESUNDES�SACHSEN�ANHALT� 73�<br />

GESUNDHEITSPOLITIK�FÜR�ALLE�BÜRGERINNEN�UND�BÜRGER�GESTALTEN� 74�<br />

DROGENPRÄVENTION�STÄRKEN� 75�<br />

VERBRAUCHERINNEN�UND�VERBRAUCHER�INFORMIEREN�UND�SCHÜTZEN� 75�<br />

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DAS�SPORTLICHE�SACHSEN�ANHALT�FÖRDERN� 77�<br />

10.�FÜR�EIN�KULTURELL�VIELFÄLTIGES�SACHSEN�ANHALT� 78�<br />

KULTURELLE�INFRASTRUKTUR�SICHERN� 78�<br />

SOZIALE�LAGE�DER�KULTURSCHAFFENDEN�STÄRKER�IN�DEN�BLICK�NEHMEN� 79�<br />

NIEMANDEN�VON�KULTUR�AUSSCHLIEßEN� 79�<br />

KULTUR�AN�ALLEN�ORTEN�FÖRDERN� 80�<br />

DENKMALSCHUTZ�STÄRKEN� 80�<br />

KULTUR��UND�KREATIVWIRTSCHAFT�EINE�PERSPEKTIVE�GEBEN� 81�<br />

KULTUR�FINANZIELL�ABSICHERN� 82�<br />

11.�FÜR�EIN�DIGITALES�SACHSEN�ANHALT� 83�<br />

DIE�MENSCHEN�DIGITAL�AN�DER�DEMOKRATIE�BETEILIGEN� 83�<br />

FREIEN�ZUGANG�ZUM�INTERNET�SCHAFFEN� 84�<br />

ÜBER�PERSÖNLICHE�DATEN�SELBER�BESTIMMEN� 84�<br />

DATENSCHUTZ�BEI�ARBEITNEHMERINNEN�UND�ARBEITNEHMERN�STÄRKEN� 85�<br />

TRANSPARENZ�BEHÖRDLICHEN�HANDELNS�ERHÖHEN� 85�<br />

FREIE�SOFTWARE�NUTZEN� 86�<br />

INFORMATIONSTECHNOLOGIE�NACHHALTIG�GESTALTEN� 86�<br />

IN�DER�INFORMATIONSTECHNOLOGIE�SIND�GEGENWÄRTIG�NOCH�PRODUKTE�NOTWENDIG,�DEREN�MATERIALVERBRAUCH�AN�<br />

WERTVOLLEN�METALLEN�UND�GIFTIGEN�SCHWERMETALLEN�SEHR�HOCH�IST.�AUCH�FÜHREN�IMMER�HÖHERE�<br />

RECHNERLEISTUNGEN�UND�DIE�KONZENTRATION�VON�RECHNERDIENSTLEISTUNGEN�ZU�IMMER�HÖHEREM�<br />

ENERGIEVERBRAUCH.� 86�<br />

BÜNDNIS�90/DIE�GRÜNEN�WOLLEN,�DASS�AUCH�DIE�INFORMATIONSTECHNOLOGIE,�SOWOHL�IN�DER�HERSTELLUNG�IHRER�<br />

PRODUKTE�ALS�AUCH�IN�DEREN�ANWENDUNG�EIN�AUF�NACHHALTIGKEIT�� AUSGERICHTETER�WIRTSCHAFTSZWEIG�WIRD.�AUF�<br />

DIESEM�GEBIET�WOLLEN�WIR�� DIE�FORSCHUNG�IN�SACHSEN�ANHALT�VORANTREIBEN,�UM�MEHR�NEUE�JOBS�DURCH�<br />

NACHHALTIGES�WIRTSCHAFTEN�ZU�SCHAFFEN.� 86�<br />

WIRTSCHAFTLICHE�CHANCEN�NUTZEN� 86�<br />

MEDIENVIELFALT�ENTWICKELN� 87�<br />

12.�FÜR�EIN�WELTOFFENES�SACHSEN�ANHALT� 88�<br />

BÜRGERRECHTE�SCHÜTZEN� 88�<br />

MIT�ZUWANDERUNG�SACHSEN�ANHALTS�ZUKUNFT�SICHERN� 89�<br />

MIGRANTINNEN�UND�MIGRANTEN�INTEGRIEREN� 90�<br />

ASYLBEWERBERINNEN�UND�ASYLBEWERBERN�MENSCHENWÜRDIG�BEGEGNEN� 91�<br />

MENSCHEN��UND�DEMOKRATIEFEINDLICHKEIT�ENTGEGENTRETEN� 92�<br />

ERINNERUNGSKULTUR�ENTWICKELN� 93�<br />

FREIWILLIGENDIENSTE�STÄRKEN� 93�<br />

EUROPÄISCH�DENKEN�UND�HANDELN� 94�<br />

WER�GRÜN�WÄHLT,�...� 95�<br />

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13.�FÜR�EIN�DEMOKRATISCHES�SACHSEN�ANHALT� 96�<br />

MEHR�EINMISCHEN�ERMÖGLICHEN� 96�<br />

HÜRDEN�AN�DEMOKRATISCHER�TEILHABE�ABBAUEN� 97�<br />

GESELLSCHAFTLICHE�WILLENSBILDUNG�UND�MITWIRKUNG�STÄRKEN� 97�<br />

BÜRGERFREUNDLICHE,�TRANSPARENTE�UND�EFFIZIENTE�VERWALTUNGSSTRUKTUR�SCHAFFEN� 97�<br />

FÜR�EINEN�DEMOKRATISCHEN�UND�VERLÄSSLICHEN�RECHTSSTAAT�EINTRETEN� 98�<br />

REFORMEN�FÜR�BÜRGERNAHE�POLIZEI�WEITERFÜHREN� 99�<br />

JUSTIZ�EFFIZIENTER�ARBEITEN�LASSEN� 100�<br />

VIELFALT�ERMÖGLICHEN,�MENSCHENRECHTE�GARANTIEREN� 101�<br />

PERSÖNLICHKEITSRECHTE�UND�DATENSCHUTZ�GEWÄHRLEISTEN� 101�<br />

MIT�DER�DDR�VERGANGENHEIT�AUSEINANDERSETZEN��ERINNERUNGSKULTUR�SCHAFFEN� 102�<br />

BÜRGERNAHE�GEMEINDESTRUKTUR�ERHALTEN� 103�<br />

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PRÄAMBEL<br />

Liebe Wählerin und lieber Wähler,<br />

mit <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Wahlprogramm möchten wir Sie dafür gewinnen, bei <strong>de</strong>r<br />

Landtagswahl am 20. März 2011 Ihre Stimme BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu geben<br />

und sich damit für Umwelt- und Klimaschutz, für ein mo<strong>de</strong>rnes und qualitätsvolles<br />

Bildungssystem und für eine neue Wirtschaftspolitik, <strong>de</strong>n Green New Deal zu<br />

entschei<strong>de</strong>n.<br />

Sachsen-Anhalt ist ein schönes Land in <strong>de</strong>r Mitte Deutschlands, reich an<br />

Naturschönheiten und Kultur<strong>de</strong>nkmälern, ein wichtiger Standort für erneuerbare<br />

Energien, mit einer vielfältigen Hochschul- und Forschungslandschaft. Sachsen-<br />

Anhalt hat gute Voraussetzungen, sich zu einem zukunftsfähigen Musterland zu<br />

entwickeln. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Verantwortung für dieses Land<br />

übernehmen. Wir wollen ein Sachsen-Anhalt, das sich auf seine Stärken besinnt und<br />

attraktiv für die Menschen ist, die hier wohnen und die hierher kommen. Dafür<br />

wollen wir engagiert eintreten.<br />

Sachsen-Anhalt steht vor enormen Herausfor<strong>de</strong>rungen. Der <strong>de</strong>mographische Wan<strong>de</strong>l<br />

führt dazu, dass immer weniger Menschen in Sachsen-Anhalt leben. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN begreifen diesen auch als Chance, neue Wege zu gehen und unser<br />

Land attraktiv zu gestalten.<br />

Immer weniger junge Menschen leben hier. Zusammen mit unserem<br />

reparaturbedürftigen Bildungssystem führt dies zu Fachkräftemangel und zu einer<br />

Schwächung <strong>de</strong>r heimischen Wirtschaft. Weil die Mittel aus <strong>de</strong>m Solidarpakt je<strong>de</strong>s<br />

Jahr weniger wer<strong>de</strong>n und die Schul<strong>de</strong>nlast schon heute drückt, wird in Zukunft<br />

immer weniger Geld in <strong>de</strong>n öffentlichen Kassen sein. Klientelpolitik und<br />

Entsolidarisierung sind die Markenzeichen <strong>de</strong>r schwarz-gelben Bun<strong>de</strong>spolitik, die die<br />

Finanznot <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r und Kommunen bis zur Handlungsunfähigkeit verstärkt. Wir<br />

engagieren uns gegen Steuersenkungen, das Ausbluten <strong>de</strong>s Sozialstaates, die<br />

Vandalisierung <strong>de</strong>s Arbeitsmarktes und eine Zweiklassenmedizin..<br />

Doch was tut die CDU-SPD-Lan<strong>de</strong>sregierung? Sie laviert sich durch und versucht, es<br />

dabei allen Recht zu machen. Sie heißt Solarfirmen willkommen, will aber weiter zwei<br />

große Kohlekraftwerke im Land bauen. Sie diskutiert vier Jahre im Bildungskonvent<br />

über die Probleme <strong>de</strong>r Schule, will nun aber nichts verän<strong>de</strong>rn. Sie beklagt die<br />

Abwan<strong>de</strong>rung junger Menschen, spart im öffentlichen Dienst aber ausschließlich bei<br />

Neueinstellungen und damit zu Lasten junger Menschen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen <strong>de</strong>m in Sachsen-Anhalt eine gerechte und soli<strong>de</strong><br />

Haushaltspolitik entgegen, die die Handlungsfähigkeit von Land und Kommunen<br />

sichern soll. Angesichts knapper Kassen wollen wir nichts versprechen, was wir am<br />

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En<strong>de</strong> nicht halten können.<br />

Wir messen alle Politikansätze an zwei Fragen. Erstens an <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r<br />

Gerechtigkeit: Ist diese Entscheidung o<strong>de</strong>r Weichenstellung gerecht gegenüber<br />

ALLEN Menschen o<strong>de</strong>r nur gegenüber einigen? Zweitens an <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r<br />

Nachhaltigkeit: Was be<strong>de</strong>utet diese Entscheidung für das Leben <strong>de</strong>r Menschen in 20<br />

o<strong>de</strong>r 50 Jahren? An diesen bei<strong>de</strong>n Fragen messen wir unsere Visionen und unsere<br />

Politikangebote. Mit unserem Wahlprogramm wollen wir Sie dafür gewinnen, uns<br />

dabei zu unterstützen, unsere Visionen umzusetzen. Wir wollen Sie dafür gewinnen,<br />

bei <strong>de</strong>r Landtagswahl für mehr GRÜNE Politik im Lan<strong>de</strong> zu stimmen, damit es wie<strong>de</strong>r<br />

eine starke GRÜNE politische Stimme im Landtag gibt.<br />

Wir sehen Sachsen-Anhalt als Leuchtturm <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien. Der<br />

konsequente Ausbau <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien schützt unser Klima, spart Kosten<br />

und schafft Arbeitsplätze. Unsere Vision ist ein Sachsen-Anhalt, das seine Kultur- und<br />

Naturlandschaft konsequent schützt und für einen nachhaltigen Tourismus erschließt.<br />

Wir sehen Sachsen-Anhalt als attraktiven Lebensort für Familien mit exzellenten<br />

Bildungsangeboten von <strong>de</strong>r Kita bis zur Hochschule. Das macht es attraktiv, hier zu<br />

leben und stärkt die Demokratie. Wir wollen mehr Gerechtigkeit in <strong>de</strong>r Bildung, weil<br />

heute die soziale Herkunft zu stark über <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>s Einzelnen entschei<strong>de</strong>t. Und<br />

wir wollen bessere Ergebnisse beim Lernen, weil viele Fähigkeiten heute nicht<br />

ausreichend geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Um gute Schule zu erreichen, wollen wir einen Pakt<br />

zwischen Gesellschaft und Schule: Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen<br />

und Schüler bekommen einerseits mehr Spielraum. Sie bestimmen selbst und<br />

<strong>de</strong>mokratisch über Konzepte, Personal und Finanzen. An<strong>de</strong>rerseits wer<strong>de</strong>n die<br />

Schulen verpflichtet, bis zur 10. Klasse alle Schülerinnen und Schüler aufzunehmen<br />

und leistungsgerechten Unterricht anzubieten. So entsteht eine Vielfalt an<br />

Gemeinschaftsschulen, aus <strong>de</strong>nen Eltern sowie Schülerinnen und Schüler auswählen<br />

können. Diese Vision lässt sich schrittweise umsetzen, wenn drei Wegmarken<br />

beachtet wer<strong>de</strong>n: Die Kin<strong>de</strong>r müssen erstens länger gemeinsam, aber individualisiert<br />

und leistungsdifferenziert lernen. Die Schulen müssen zweitens Qualitätsstandards<br />

einhalten. Die Eltern müssen drittens die Schule für ihre Kin<strong>de</strong>r frei wählen können.<br />

Arbeit und Umwelt gehören zusammen. Nur mit guter ökologischer Politik lassen sich<br />

zukunftsfähige Jobs schaffen. Es war zum Beispiel das von uns auf Bun<strong>de</strong>sebene<br />

eingebrachte Erneuerbare-Energie-Gesetz, das in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Industrie einen<br />

weltweit beachteten Boom ausgelöst hat, von <strong>de</strong>m in beson<strong>de</strong>rer Weise<br />

Unternehmen in Sachsen-Anhalt profitieren. Hieran wollen wir anknüpfen und<br />

konsequent Arbeit und Umwelt zusammen <strong>de</strong>nken. Längst ist es klar, nicht dort wo<br />

es raucht und stinkt, entstehen neue Arbeitsplätze, son<strong>de</strong>rn dort, wo klug Gedachtes<br />

umgesetzt wird. Arbeitsplätze und insbeson<strong>de</strong>re im Land gut verankerte<br />

Arbeitsplätze entstehen weniger in Großindustrien, son<strong>de</strong>rn vielmehr in kleinen und<br />

mittleren Unternehmen, in Handwerk und Dienstleistung. Wir wissen heute, dass<br />

Umweltstandards kein Gewinnhin<strong>de</strong>rnis sind, son<strong>de</strong>rn vielmehr <strong>de</strong>r<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierungsmotor, <strong>de</strong>r unsere Unternehmen zukunftsfähig macht.<br />

Wir wollen Sachsen-Anhalt als international beachteten Technologiestandort<br />

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etablieren. Wir sehen dabei beson<strong>de</strong>re Potenziale in <strong>de</strong>r Erneuerbaren-Energien-<br />

Branche und <strong>de</strong>r rohstoff- und energiesparen<strong>de</strong>n Chemieindustrie. Aber auch in <strong>de</strong>r<br />

Elektromobilität wollen wir vorangehen. Durch gezielte För<strong>de</strong>rung dieser<br />

Unternehmensbereiche sowie <strong>de</strong>r Forschung in diesem Bereich wollen wir Sachsen-<br />

Anhalt zu einem international konkurrenzfähigen Standort ausbauen. Zur<br />

Jobmaschine erneuerbare Energien gehört aber auch die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Handwerks,<br />

das die Solarmodule auf die Dächer montiert o<strong>de</strong>r die Häuser dämmt und so auch<br />

einen regionalen Markt schafft. Wir sehen große Arbeitsplatzpotenziale im Natur- und<br />

Kulturtourismus, <strong>de</strong>r durch Naturschutz und Denkmalpflege sowie <strong>de</strong>n Ausbau eines<br />

lan<strong>de</strong>sweiten Radwegenetzes eine soli<strong>de</strong> Grundlage bekommen muss. Hinzu kommen<br />

Arbeitsplätze in Gesundheit, Pflege und Bildung. Nicht mit Lohndumping und<br />

Umweltzerstörung schaffen wir zukunftsfähige Arbeitsplätze, son<strong>de</strong>rn mit gut<br />

gebil<strong>de</strong>ten Menschen und einer intakten Natur- und Kulturlandschaft.<br />

Liebe Wählerin, lieber Wähler, im Land wer<strong>de</strong>n viele Entscheidungen getroffen, die<br />

unsere Lebensbedingungen maßgeblich beeinflussen. Es ist <strong>de</strong>shalb wichtig, dass Sie<br />

zur Wahl gehen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN müssen in <strong>de</strong>n Landtag, …<br />

… damit die drängen<strong>de</strong>n Probleme im Land endlich angepackt wer<strong>de</strong>n;<br />

… damit Gerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit die Politik in unserem Lan<strong>de</strong> prägen;<br />

… damit endlich mehr Transparenz und Bürgernähe in die Politik einzieht;<br />

… damit Politik wie<strong>de</strong>r an Glaubwürdigkeit gewinnt;<br />

… damit die Bildung besser und gerechter wird;<br />

…damit neue Jobs entstehen, weil Arbeit und Umwelt endlich gemeinsam gedacht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Darum bitten wir Sie am 20. März 2011 um Ihre Stimme!<br />

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1. FÜR EIN ÖKOLOGISCHES SACHSEN-ANHALT<br />

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist Umwelt-, Klima- und Naturschutzpolitik eine Frage<br />

von Lebensqualität, Gerechtigkeit und Verantwortung gegenüber <strong>de</strong>r heutigen und<br />

künftigen Generationen.<br />

Auf intakte Landschaften, eine gesun<strong>de</strong> Umwelt und saubere Gewässer sind wir<br />

Menschen im Land, die einheimische Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft, <strong>de</strong>r<br />

Tourismus und die Freizeit- und Erholungsbranche angewiesen. Eine verträgliche<br />

Nutzung <strong>de</strong>r Natur liegt auch im wirtschaftlichen Interesse Sachsen-Anhalts.<br />

Das grüne Klimaschutzprogramm<br />

Der Klimawan<strong>de</strong>l macht auch vor Sachsen-Anhalt nicht halt. Er hat gravieren<strong>de</strong><br />

Auswirkungen auf viele Lebensbereiche – zum Beispiel auf Gesundheit, Stadtklima,<br />

Land- und Forstwirtschaft, Wasser- und Energiewirtschaft. Er erfor<strong>de</strong>rt Konsequenzen<br />

für <strong>de</strong>n Katastrophenschutz. Die Lan<strong>de</strong>spolitik muss hieraus die richtigen Schlüsse<br />

ziehen, die CDU/SPD-Lan<strong>de</strong>sregierung hat dies aber versäumt.<br />

Bis zum Jahre 2050 müssen in <strong>de</strong>n Industrienationen die klimarelevanten Emissionen<br />

um 80 bis 90 Prozent reduziert wer<strong>de</strong>n. Obwohl Sachsen-Anhalt bei <strong>de</strong>n<br />

Kohlendioxi<strong>de</strong>missionen höher liegt als <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sdurchschnitt, ist die<br />

Ausgangsposition aufgrund <strong>de</strong>r starken Nutzung <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien gut.<br />

Daran anknüpfend wollen wir versuchen, eine Vorreiterrolle bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen und<br />

internationalen Klimaschutzpolitik einzunehmen. Lei<strong>de</strong>r sind die<br />

Klimaschutzbemühungen auf Lan<strong>de</strong>s- und kommunaler Ebene unzureichend.<br />

Grüne Klimaschutzpolitik bekämpft die Ursachen <strong>de</strong>s Klimawan<strong>de</strong>ls. Bereits<br />

mittelfristig müssen die CO2-Emissionen in Sachsen-Anhalt <strong>de</strong>utlich reduziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Deshalb wollen wir bis 2020 <strong>de</strong>n Ausstoß von Kohlendioxid von <strong>de</strong>rzeit 11,3 auf<br />

höchstens 7 Tonnen pro Einwohnerin und Einwohner zurückführen und bis 2050 auf<br />

weniger als 3 Tonnen. Neben <strong>de</strong>m Klimaschutz brauchen wir aber auch konkrete<br />

Maßnahmen <strong>de</strong>r Anpassung an <strong>de</strong>n Klimawan<strong>de</strong>l. Beispiele sind <strong>de</strong>r Erhalt breiter<br />

Auenbecken, die Renaturierung von Gewässern und naturnah angelegte<br />

Rückhaltebecken. Denn Sachsen-Anhalt wird künftig mit geringeren Regenmengen<br />

im Sommer zurechtkommen müssen. Extreme Wetterlagen wer<strong>de</strong>n zunehmen und<br />

damit die Gefahr von Überschwemmungen, von Sturm- und Blitzschlägen und von<br />

Bo<strong>de</strong>nerosion.<br />

Nachhaltige und umweltfreundliche Energieversorgung<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Energieverbrauch konsequent durch<br />

Einsparung und Effizienz senken. Der dann noch verbleiben<strong>de</strong> Energiebedarf muss<br />

durch erneuerbare Energien ge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. Mit unserem grünen Energiekonzept<br />

zeigen wir eine realistische Strategie für eine umweltverträgliche und nachhaltige<br />

Energieversorgung auf. Bis zum Jahr 2020 halten wir folgen<strong>de</strong> Verbesserungen für<br />

machbar:<br />

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� 20 Prozent Senkung <strong>de</strong>s Primärenergieverbrauchs durch Einsparung und<br />

Effizienz<br />

� 30 Prozent Senkung <strong>de</strong>s Energieverbrauchs <strong>de</strong>r öffentlichen Hand<br />

� 23 Prozent Anteil <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch<br />

davon:<br />

� über 60 Prozent Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch<br />

� über 20 Prozent erneuerbare Energieträger zur Deckung <strong>de</strong>s<br />

Wärmebedarfs<br />

� knapp 20 Prozent Biokraftstoffe aus ökologischem Anbau am<br />

Kraftstoffverbrauch<br />

� 35 Prozentige Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s energiebedingten Kohlendioxid Ausstoßes<br />

gegenüber 2005 als Resultat <strong>de</strong>r Maßnahmen.<br />

Aus <strong>de</strong>r Kohle aussteigen<br />

Braun- und Steinkohle sind die mit Abstand klimaschädlichsten Brennstoffe.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN halten <strong>de</strong>n vollständigen Ausstieg aus <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung und<br />

Verbrennung von Kohle mittelfristig für erfor<strong>de</strong>rlich und machbar. In <strong>de</strong>r Kohlefrage<br />

ist bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Parteien kein Verlass. Wir sind gegen neue Tagebaue und gegen<br />

<strong>de</strong>n Bau von neuen Kohlekraftwerken, <strong>de</strong>nn diese Kraftwerke wür<strong>de</strong>n die Klimabilanz<br />

Sachsen-Anhalts weiter verschlechtern. Zu<strong>de</strong>m liegt die Zukunft Sachsen-Anhalts in<br />

<strong>de</strong>n erneuerbaren Energien.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen:<br />

� dass die vorhan<strong>de</strong>nen mo<strong>de</strong>rnen Braunkohlekraftwerke nur noch so lange<br />

laufen, bis <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong> Tagebau Profen ausgekohlt ist (ca. bis zum Jahr<br />

2035);<br />

� die Begünstigung <strong>de</strong>r Braunkohle durch kostenlose Vergabe <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rrechte<br />

in Sachsen-Anhalt been<strong>de</strong>n; eine För<strong>de</strong>rabgabe könnte etwa 8 Millionen Euro<br />

erbringen;<br />

� auf Bun<strong>de</strong>sebene die Subventionen für Kohlekraftwerke streichen;<br />

� das <strong>de</strong>utsche Bergrecht so novellieren, dass die Interessen <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Bürgerinnen und Bürger sowie die Belange <strong>de</strong>r Umwelt stärker berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n – und nicht allein die Interessen <strong>de</strong>r Bergbauunternehmen;<br />

� <strong>de</strong>n heute in <strong>de</strong>r Kohle beschäftigten Menschen Zukunftsängste nehmen und<br />

neue berufliche Perspektiven eröffnen.<br />

Keine Endlagerung von Kohlendioxid<br />

Das so genannte CO2-freie Kraftwerk ist kein zukunftsweisen<strong>de</strong>r Weg für Sachsen-<br />

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Anhalt. Bei diesen Kraftwerken soll <strong>de</strong>r größte Teil <strong>de</strong>s bei <strong>de</strong>r Verbrennung<br />

anfallen<strong>de</strong>n Kohlendioxids (CO2) abgetrennt und anschließend im Untergrund<br />

gelagert wer<strong>de</strong>n (CCS – Carbon Capture and Storage). Verschie<strong>de</strong>ne Techniken und<br />

unterschiedliche Arten von Lagerstätten wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit in Deutschland erkun<strong>de</strong>t –<br />

eine davon in <strong>de</strong>r Altmark.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kritisieren daran beson<strong>de</strong>rs:<br />

� Das CCS-Verfahren setzt weiterhin auf fossile Energieträger.<br />

� Es wird kein CO2 eingespart, son<strong>de</strong>rn nur weggesperrt. Wir hinterlassen<br />

unseren Kin<strong>de</strong>rn das Problem. Wie unsicher unterirdische Lager sind, hat <strong>de</strong>r<br />

Einsturz <strong>de</strong>s Tagebausees in Nachterstedt gezeigt. Erhebliche finanzielle Mittel<br />

wer<strong>de</strong>n gebun<strong>de</strong>n, die besser in die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r erneuerbaren<br />

Energien eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Es besteht das Risiko, dass das Kohlendioxid<br />

wie<strong>de</strong>r austritt und Mensch, Umwelt und Klima gefähr<strong>de</strong>t.<br />

� Das Verfahren ist sehr energieaufwändig, so dass <strong>de</strong>r Wirkungsgrad eines<br />

mo<strong>de</strong>rnen Kraftwerks um min<strong>de</strong>stens 13 Prozentpunkte auf etwa 35 Prozent<br />

sinkt und die Stromgestehungskosten massiv steigen wür<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen kein weiteres Endlagerproblem und engagieren<br />

sich daher gegen das geplante Lager in <strong>de</strong>r Altmark.<br />

Endlager Morsleben: Sicherheit muss Priorität haben<br />

Wir halten am Ausstieg aus <strong>de</strong>r Nutzung <strong>de</strong>r Atomenergie fest. Für BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN ist die Kernenergie eine verantwortungslose Technik - sie muss so schnell<br />

wie möglich been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Laufzeitverlängerungen darf es nicht geben, <strong>de</strong>r<br />

radioaktive Abfall darf nicht noch weiter anwachsen. Selbst wenn das<br />

Planfeststellungsverfahren die Verfüllung mit Salzbeton vorsehen sollte, soll mit <strong>de</strong>r<br />

Verfüllung erst begonnen wer<strong>de</strong>n, wenn das letzte AKW vom Netz ist. Das wird eine<br />

dauerhafte Ausstiegszusage <strong>de</strong>r Atomwirtschaft und <strong>de</strong>r Politik erwirken. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN wollen ein tragfähiges Stilllegungskonzept für das Endlager für<br />

radioaktive Abfälle in Morsleben (ERAM). Da rund 80 Prozent <strong>de</strong>r schwach- und<br />

mittelradioaktiven Abfälle aus Atomkraftwerken stammen, for<strong>de</strong>rn wir, dass die<br />

Energieversorger angemessen an <strong>de</strong>n Stilllegungskosten für das ERAM beteiligt<br />

wer<strong>de</strong>n. Wir wollen, dass die sicherste Lösung für das ERAM gefun<strong>de</strong>n wird. Deshalb<br />

muss auch die Rückholbarkeit ernsthaft als Alternative geprüft wer<strong>de</strong>n. Erkenntnisse,<br />

die bei <strong>de</strong>m aktuellen Rückholungsvorhaben in <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>rsächsischen Schachtanlage<br />

Asse gewonnen wer<strong>de</strong>n, müssen für das ERAM genutzt wer<strong>de</strong>n und mit seinem<br />

endgültigen Verschluss darf <strong>de</strong>shalb noch nicht begonnen wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind sicher, dass das ehemalige Salzbergwerk Morsleben<br />

als Atommüll-Endlager ungeeignet ist. Selbst nach Aussage <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>samt für<br />

Strahlenschutz wür<strong>de</strong> es unter heutigen fachlichen Maßstäben nicht mehr für die<br />

Einlagerung von radioaktiven Abfällen vorgesehen wer<strong>de</strong>n. Aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n<br />

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müssen <strong>de</strong>shalb die zwischengelagerten Abfälle, für die es keine<br />

Endlagergenehmigung gibt, ausgelagert wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir sind besorgt über die Folgen für die Bürgerinnen und Bürger, die in <strong>de</strong>r näheren<br />

Umgebung mit Schacht Konrad, Asse II und Gorleben weitere atomare Müllkippen<br />

akzeptieren sollen. Die Gesamtbelastung aller Standorte für die Region muss<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>re Regionen in Deutschland müssen an <strong>de</strong>r Suche von<br />

besser geeigneten Endlagerstandorten beteiligt wer<strong>de</strong>n.<br />

Nachhaltigkeit in Sachsen-Anhalt durchsetzen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen nachkommen<strong>de</strong>n Generationen ein lebenswertes<br />

Sachsen-Anhalt hinterlassen. Deshalb muss Nachhaltigkeit als Leitbild politischen<br />

Han<strong>de</strong>lns verankert wer<strong>de</strong>n. Wir setzen uns dafür ein, dass <strong>de</strong>r unter Schwarz-Rot<br />

nahezu abgebrochene Agenda-21-Prozess mit seinen vielen lokalen Initiativen wie<strong>de</strong>r<br />

aufgenommen wird. Ziel ist dabei, kreative Wege zu fin<strong>de</strong>n, wie Land und<br />

Kommunen in Sachsen-Anhalt u.a. <strong>de</strong>n Umweltanfor<strong>de</strong>rungen, steigen<strong>de</strong>n<br />

Energiepreisen und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen Entwicklung gerecht wer<strong>de</strong>n können.<br />

Für alle Gesetzesvorhaben und für alle vom Land ausgereichten För<strong>de</strong>rmittel muss es<br />

eine gründliche „Nachhaltigkeitsprüfung“ geben. Wir wollen ein nachhaltiges und<br />

soziales Beschaffungswesen umsetzen. In <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverwaltung dürfen Fahrzeuge,<br />

Bürogeräte und Verbrauchsmaterialien nur nach konsequenten Nachhaltigkeits-<br />

Kriterien beschafft wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten dafür ein, die Beteiligungs- und<br />

Umweltinformationsrechte <strong>de</strong>utlich zu stärken, damit sich die Menschen besser<br />

informieren und sie aktiv ihre Anliegen vertreten können.<br />

Mit Abfall verantwortlich umgehen<br />

Es ist skandalös, dass Sachsen-Anhalt zum “Paradies“ für illegale Müllentsorgung<br />

gewor<strong>de</strong>n ist. Deshalb wollen wir für klare Zuständigkeiten auf Lan<strong>de</strong>sebene sorgen,<br />

um ein Hin- und Herschieben <strong>de</strong>r Verantwortung zwischen Umwelt- und<br />

Wirtschaftsministerium zu unterbin<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten für eine tatsächliche Kreislaufwirtschaft ein. Dabei<br />

muss Vermeidung Vorrang haben vor Verwertung. Scheinverwertungen müssen<br />

verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Auch für gewerbliche Abfälle muss die Getrennterfassung <strong>de</strong>r<br />

verwertbaren Bestandteile erfolgen. Bei <strong>de</strong>r Biomüllverwertung wollen wir die<br />

Biogasnutzung för<strong>de</strong>rn.<br />

Die Altlastenerkundung und -sanierung, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Giftmüllkippen muss<br />

endlich wie<strong>de</strong>r forciert wer<strong>de</strong>n, auch vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s Grundwasserschutzes.<br />

Wir wollen dafür sorgen, dass das private Verbrennen von Gartenabfall nicht mehr<br />

erlaubt wird und statt<strong>de</strong>ssen attraktive Angebote für Kleingärtnerinnen und<br />

Kleingärtner zur Entsorgung geboten wer<strong>de</strong>n.<br />

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Dezentrale Abwasserbeseitigung för<strong>de</strong>rn<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sprechen sich dafür aus, <strong>de</strong>n zentralen Anschluss von<br />

kleinen Orten und Ortsteilen an zentrale Kläranlagen nur noch unter drei<br />

Bedingungen zu vollziehen. Die Maßnahme muss unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls erstens für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger und<br />

zweitens für die Abwasserverbän<strong>de</strong> die wirtschaftlich sinnvollste Lösung darstellen<br />

sowie drittens für die Fließgewässer die ökologisch verträglichste Lösung zur<br />

Gewährleistung <strong>de</strong>r Abwasseraufbereitung sein. Die Herstellung und <strong>de</strong>r Betrieb<br />

privater Kleinkläranlagen sollten als gleichberechtigte Alternative zum zentralen<br />

Anschluss <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung durch das Land unterliegen. Bei <strong>de</strong>r Erstellung und<br />

periodischen Überarbeitung <strong>de</strong>r Abwasserbeseitigungskonzepte durch die<br />

Abwasserverbän<strong>de</strong> sind Gemein<strong>de</strong>vertreterinnen und Gemein<strong>de</strong>vertreter und<br />

Bürgerinnen und Bürger intensiv zu beteiligen. Um einen sparsamen Umgang mit <strong>de</strong>r<br />

Ressource Trinkwasser zu erreichen, soll auch die Wie<strong>de</strong>rverwendung gereinigten<br />

Abwassers als Entscheidungskriterium in die Konzepte einfließen. Darüber hinaus<br />

lehnen wir eine Privatisierung <strong>de</strong>r Aufgaben von Wasserversorgung und<br />

Abwasserbehandlung ab.<br />

Flächenverbrauch senken<br />

In Sachsen-Anhalt wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>n Tag ca. 2,5 Hektar (dreieinhalb Fußballfel<strong>de</strong>r!)<br />

Freiraum verbaut. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Flächenverbrauch drastisch<br />

zurückfahren. Wir setzen uns für eine sozial gerechte Bo<strong>de</strong>nnutzung ein, die die<br />

Umwelt schützt und die natürlichen Lebensgrundlagen erhält. Das be<strong>de</strong>utet<br />

ausdrücklich nicht, neue Bautätigkeiten aufzugeben, son<strong>de</strong>rn vielmehr einen<br />

an<strong>de</strong>ren, verantwortungsvollen Umgang mit <strong>de</strong>r verfügbaren Fläche. Wir for<strong>de</strong>rn eine<br />

Neuausrichtung <strong>de</strong>r Wohnungsbauför<strong>de</strong>rung mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt auf Renovierung<br />

und Ausbau statt Neubau. Wir setzen uns auf Bun<strong>de</strong>sebene dafür ein, die<br />

Grundsteuer in eine Flächennutzungssteuer umzuwan<strong>de</strong>ln.<br />

Lärm bekämpfen, Luft sauber halten<br />

Lärm macht krank und ist heute eines <strong>de</strong>r größten Umweltprobleme. 70 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung lei<strong>de</strong>n in Deutschland unter Verkehrslärm. Wir treten für eine<br />

flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Lärmmin<strong>de</strong>rungsplanung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s und für die finanzielle<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Umsetzung konkreter Schutzmaßnahmen ein. Zusammen mit <strong>de</strong>n<br />

Bündnisgrünen im Bund setzen wir uns für ein übergreifen<strong>de</strong>s einheitliches<br />

Verkehrslärmschutzgesetz ein, das alle Lärmquellen einschließt. Beim Fluglärm haben<br />

für uns die Lärmschutzinteressen <strong>de</strong>r Anwohnerinnen und Anwohner Vorrang vor <strong>de</strong>n<br />

rein betriebswirtschaftlichen Interessen <strong>de</strong>r Luftverkehrswirtschaft. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN engagieren sich für ein bun<strong>de</strong>sweites Nachtflugverbot.<br />

Umweltprobleme haben oft schleichend und lange unbemerkt erhebliche<br />

Folgewirkungen für die Gesundheit. Belastungen von Wasser, Luft, Lebensmitteln<br />

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und Gefahren durch Lärm treffen zuerst Kin<strong>de</strong>r, Ältere und sozial Schwache.<br />

Langfristig am wirkungsvollsten ist eine umfassen<strong>de</strong> Vorbeugung.<br />

Die Belastung <strong>de</strong>r Außenluft durch Abgase verursacht schwere Gesundheitsschä<strong>de</strong>n.<br />

Die Feinstaub und Stickoxidkonzentration begünstigt Asthma und an<strong>de</strong>re<br />

Atemwegserkrankungen, vor allem bei Kin<strong>de</strong>rn. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen<br />

<strong>de</strong>shalb für konsequentes Han<strong>de</strong>ln, das die Feinstaubkonzentration senkt.<br />

Wir wollen auch <strong>de</strong>n Schutz vor Elektrosmog verbessern und wer<strong>de</strong>n uns über <strong>de</strong>n<br />

Bun<strong>de</strong>srat für neue Grenzwerte sowie neue verbindliche Regelungen zur<br />

Strahlungsminimierung <strong>de</strong>s Mobilfunks einsetzen.<br />

Verlust <strong>de</strong>r Nacht: Lichtverschmutzung eindämmen<br />

Ein immer dringen<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Umweltproblem ist die Lichtverschmutzung und<br />

<strong>de</strong>r dadurch bedingte Verlust <strong>de</strong>r Nacht. Die exzessive Zunahme künstlichen Lichts<br />

hat negative Auswirkungen auf die nachtaktive Tierwelt, <strong>de</strong>n Tag-Nacht-Rhythmus<br />

<strong>de</strong>s Menschen und die Sichtbarkeit <strong>de</strong>s Sternenhimmels. Lichtverschmutzung stellt<br />

zu<strong>de</strong>m eine Energieverschwendung dar und trägt nicht unerheblich zum CO2-Anstieg<br />

bei. Wir setzen uns für ein gesetzliches Regulativ <strong>de</strong>r öffentlichen Beleuchtung ein.<br />

Darin soll die öffentliche Beleuchtung in Menge, Intensität und Dauer begrenzt und<br />

die Vermeidung von Streulicht festgeschrieben wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m sollen da, wo es<br />

technisch möglich ist, Lichtfarben vorgeschrieben wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Einfluss auf die<br />

Tierwelt minimal ist.<br />

Naturschutz stärken<br />

Immer mehr Tiere und Pflanzen stehen auf <strong>de</strong>n Roten Listen gefähr<strong>de</strong>ter Arten.<br />

Hauptursachen für <strong>de</strong>n Verlust unserer natürlichen Lebensgrundlagen sind <strong>de</strong>r<br />

massive Flächenverbrauch, die intensive Landwirtschaft, <strong>de</strong>r naturferne Ausbau <strong>de</strong>r<br />

Gewässer und die oft naturschädliche Bewirtschaftung <strong>de</strong>r Wäl<strong>de</strong>r. CDU und SPD<br />

haben <strong>de</strong>n Natur- und Umweltschutz in Sachsen-Anhalt systematisch abgebaut, ein<br />

neuer Aufbruch ist nötig.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen ein Naturschutzför<strong>de</strong>rgesetz für Sachsen-Anhalt,<br />

das <strong>de</strong>n Natur- und Artenschutz unter an<strong>de</strong>rem durch ehrenamtliche<br />

Naturschutzhelferinnen und Naturschutzhelfer, ein Lan<strong>de</strong>sbüro <strong>de</strong>r<br />

Naturschutzverbän<strong>de</strong>, verbesserte Mitwirkungs- und Beteiligungsrechte <strong>de</strong>r<br />

Umweltschutzorganisationen und eine schlagkräftige Umweltverwaltung stärkt.<br />

Kommunen, die beson<strong>de</strong>re Leistungen im Naturschutz o<strong>de</strong>r durch flächenschonen<strong>de</strong><br />

Planung erbringen, wollen wir im Rahmen <strong>de</strong>s kommunalen Finanzausgleichs<br />

würdigen.<br />

Unsere Städte sind ein immer wichtigerer Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Wir<br />

setzen uns daher für mehr Grüngürtel, naturnahe Gewässer, Stadtbäume, Gärten<br />

und Parkanlagen ein.<br />

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Die Agrarpolitik muss konsequenter Naturschutz för<strong>de</strong>rn. Die Lan<strong>de</strong>sprogramme <strong>de</strong>r<br />

Agrarumweltmaßnahmen sollen auf Maßnahmen zur Verbesserung <strong>de</strong>s<br />

Stoffhaushaltes, zum Klimaschutz und zur generellen Erhöhung <strong>de</strong>r biologischen<br />

Vielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen konzentriert wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rs als<br />

bisher sollen grundsätzlich für alle Flächen in Natura 2000-Gebieten<br />

Agrarumweltmaßnahmen beantragt wer<strong>de</strong>n können, damit sich die schützenswerten<br />

Lebensräume in diesen Gebieten auch wirklich entwickeln können. Wir wollen zu<strong>de</strong>m,<br />

dass die För<strong>de</strong>rprogramme <strong>de</strong>s Europäischen Landwirtschaftsfonds für die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s ländlichen Raums (ELER) in <strong>de</strong>r kommen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong> stärker<br />

als bisher auf die Erhaltung und Entwicklung <strong>de</strong>s Netzwerks Natura 2000 und zur<br />

Erfüllung <strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen aus <strong>de</strong>r Wasserrahmenrichtlinie ausgerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Zustand <strong>de</strong>r Gewässer verbessern<br />

Sachsen-Anhalt ist reich an Flüssen und Bächen. Eine Verbesserung ihrer<br />

Gewässerqualität ist vielerorts dringend geboten.<br />

Wir wollen die Flüsse und Bäche in Sachsen-Anhalt wie<strong>de</strong>r zu zentralen Lebensa<strong>de</strong>rn<br />

machen und engagieren uns für einen vorsorgen<strong>de</strong>n ökologischen Hochwasserschutz,<br />

<strong>de</strong>n wir verbindlich in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s- und Regionalplanung verankern wollen. Die<br />

Vergangenheit hat gezeigt, dass ein rein “technischer“ Hochwasserschutz klare<br />

Grenzen hat. Eine Bebauung von Auen mit Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten<br />

darf es nicht geben, vorhan<strong>de</strong>ne Bebauungen müssen – wo es möglich ist –<br />

zurückgebaut wer<strong>de</strong>n. Hochwasserschutz kann nur erfolgreich sein, wenn er<br />

län<strong>de</strong>rübergreifend erfolgt. Wir wollen daher ein Flussgebietsmanagement für Elbe<br />

und Havel erreichen und schädliche Bauprojekte wie <strong>de</strong>n Saalekanal endlich stoppen.<br />

Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Wasserpolitik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN steht die<br />

konsequente Umsetzung <strong>de</strong>r europäischen Wasser-Rahmenrichtlinie. Demnach<br />

müssten im Jahr 2015 alle Gewässer eine gute ökologische Qualität erreichen, die<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung strebt aber nur für 14 Prozent <strong>de</strong>r Gewässer diese Verbesserung an.<br />

Kurzfristig wollen wir diese Quote auf 25 Prozent verbessern, langfristig die Vorgaben<br />

<strong>de</strong>r EU erfüllen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Bewirtschaftungspläne zügig<br />

erstellt wer<strong>de</strong>n und die Maßnahmenprogramme für die Flussgebiete inhaltlich mit <strong>de</strong>n<br />

Managementplänen für die Fauna Flora-Habitat-(FFH-) Gebiete abgestimmt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die betroffene Öffentlichkeit muss frühzeitig eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Die im<br />

Wasserhaushaltsgesetz <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s und im Wassergesetz Sachsen-Anhalt zugunsten<br />

<strong>de</strong>s Gewässerschutzes getroffenen Regelungen sind im Vollzug konsequent<br />

umzusetzen.<br />

Elbe und Saale schützen<br />

Die Elbe ist einer <strong>de</strong>r letzten frei fließen<strong>de</strong>n Flüsse Europas und ihre Auen haben eine<br />

herausragen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r biologischen Vielfalt. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN wer<strong>de</strong>n dafür sorgen, dass das so bleibt. Lei<strong>de</strong>r stehen <strong>de</strong>r Elbe heute nur<br />

noch ca. 20 Prozent ihrer ehemaligen Auen zur Verfügung – das erhöht die<br />

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Überschwemmungsgefahr. Die jetzige Lan<strong>de</strong>sregierung setzt einseitig auf technische<br />

Lösungen. Sanierung und Bau von Deichen haben hohe Be<strong>de</strong>utung, bil<strong>de</strong>n aber nur<br />

einen Teil <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Maßnahmen.<br />

Die Baumaßnahmen an <strong>de</strong>r Elbe – Buhnenverlängerung, Uferschotterung,<br />

Ausbaggerung – haben negative Folgen für die Flusslandschaft. Durch die Einengung<br />

<strong>de</strong>s Querschnitts entsteht eine höhere Fließgeschwindigkeit, <strong>de</strong>r Grundwasserspiegel<br />

sinkt. Das be<strong>de</strong>utet:<br />

� Die Auewäl<strong>de</strong>r trocknen aus.<br />

� Der Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen schwin<strong>de</strong>t.<br />

� Das Artensterben geht weiter.<br />

� Das UNESCO-Welterbe Dessau-Wörlitzer Gartenreich und das UNESCO-<br />

Biosphärenreservat Mittlere Elbe sind gefähr<strong>de</strong>t.<br />

Die Lan<strong>de</strong>sregierung hat es bisher versäumt, einen Maßnahmenplan zu erarbeiten,<br />

<strong>de</strong>r die gute ökologische Qualität <strong>de</strong>r Elbe wie<strong>de</strong>r herstellt. Dieser ist aber<br />

Voraussetzung dafür, um die Wasserstraßenverwaltung in die Pflicht zu nehmen,<br />

diese Maßnahmen umzusetzen. Wir wollen dafür sorgen, dass das Land seine<br />

Hausaufgaben macht. Die Elbe braucht ein politisches Gesamtkonzept, das eine<br />

naturnahe Elbe als Natur- und Kulturerbe <strong>de</strong>r Menschheit erhält.<br />

Unsere Schutzgebiete stärken, Biotopverbund herstellen<br />

Wir wollen bestehen<strong>de</strong> Schutzgebiete für bedrohte Natur und gefähr<strong>de</strong>te Arten<br />

sichern und neue schaffen. Die in Sachsen-Anhalt befindlichen Flächen <strong>de</strong>s<br />

Nationalen Naturerbes müssen naturschutzfachlich entwickelt wer<strong>de</strong>n, das gilt<br />

insbeson<strong>de</strong>re für das Grüne Band entlang <strong>de</strong>r früheren inner<strong>de</strong>utschen Grenze. Für<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN steht fest: Investitionen in Naturschutzgebiete lohnen<br />

sich.<br />

Wir wollen die Fauna-Flora-Habitat-(FFH-) Richtlinie konsequent umsetzen. Das<br />

be<strong>de</strong>utet, zügig Managementpläne für alle Gebiete zu erstellen und die darin<br />

festgelegten Maßnahmen kontrolliert umzusetzen sowie alle entsprechen<strong>de</strong>n Gebiete<br />

als Schutzgebiete auszuweisen, gleiches gilt für die EU-Vogelschutzgebiete.<br />

Wir wollen umgehend die Grundlagen für die Anerkennung <strong>de</strong>s Biosphärenreservates<br />

Karstlandschaft Südharz durch die UNESCO schaffen. Wir unterstützen die Initiative,<br />

<strong>de</strong>n Naturpark Drömling zu einem Biosphärenreservat weiterzuentwickeln und in <strong>de</strong>r<br />

Colbitz-Letzlinger Hei<strong>de</strong> einen Naturpark auszuweisen. Der Nationalpark Harz muss<br />

eine Erfolgsgeschichte bleiben. Wir wollen, dass er seinem Namen alle Ehre macht.<br />

Wir setzen uns für eine „Stiftung Naturerbe Sachsen-Anhalt“ ein, unter <strong>de</strong>ren Dach<br />

die national und lan<strong>de</strong>sweit be<strong>de</strong>utsamen Schutzgebiete und die für die Regionen<br />

wichtigen Naturparke sowie wertvollen Natur- und Waldflächen zusammengefasst<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

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In Sachsen-Anhalt sind die meisten Flächen bewirtschaftet, unser Land braucht aber<br />

auch Wildnis. Unser Ziel ist ein sachsen-anhaltisches Netz von Wildnisflächen als<br />

Refugium bedrohter Arten und Biotope. Der Tierwegeplan muss – auch in<br />

Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>r Jägerschaft – weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Ökologische Waldwirtschaft und Jagd<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für nachhaltige Waldbewirtschaftung – also für<br />

naturnahe, arten- und strukturreiche Wäl<strong>de</strong>r mit konsequent geschützten Biotopen,<br />

Schutz- und Wildnisgebieten. Der Wald liefert mit seinem Holz nachwachsen<strong>de</strong>n<br />

Rohstoff, er ist unverzichtbarer Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, aber er ist<br />

auch Erholungsraum und be<strong>de</strong>utsam für <strong>de</strong>n Klimaschutz. Wir wollen, dass <strong>de</strong>r<br />

öffentliche Wald nach <strong>de</strong>n Kriterien <strong>de</strong>s Forest Stewardship Council (FSC)<br />

bewirtschaftet wird. Die Struktur <strong>de</strong>r Forstverwaltung wer<strong>de</strong>n wir auf <strong>de</strong>n Prüfstand<br />

stellen. Staatswaldverkauf lehnen wir ab. Wir sind gegen Schnellwuchsplantagen im<br />

Wald. Sturmscha<strong>de</strong>nsflächen im Lan<strong>de</strong>sbesitz sind naturnah aufzuforsten.<br />

Erstaufforstungs-Prämien soll es nur geben, wenn heimische und standortgerechte<br />

Baumarten gepflanzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Ziel <strong>de</strong>s naturnahen Waldbaus ist nur mit einer Verkleinerung <strong>de</strong>r teilweise<br />

überhöhten Wildbestän<strong>de</strong> zu erreichen. Wir for<strong>de</strong>rn daher ein zeitgemäßes<br />

Wildtiermanagement, das sich an <strong>de</strong>n Belangen <strong>de</strong>s naturnahen Waldumbaus<br />

ausrichtet und eine entsprechen<strong>de</strong> Novellierung <strong>de</strong>s Jagdgesetzes. Die Jagd muss<br />

sich an ökologischen Prinzipien orientieren. Die Ausbildung von Jagdhun<strong>de</strong>n an<br />

leben<strong>de</strong>n Tieren und die Fallenjagd wollen wir abschaffen. Bleihaltige Munition wollen<br />

wir verbieten.<br />

Eine Strategie für biologische Vielfalt<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r biologischen Vielfalt auf <strong>de</strong>r<br />

politischen Agenda nach vorne setzen. Beim Umsetzungsstand von Maßnahmen zur<br />

Erhaltung <strong>de</strong>r biologischen Vielfalt liegt Sachsen-Anhalt im Schlussfeld <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r.<br />

Die Biodiversitäts-Strategie <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s muss daher gestärkt wer<strong>de</strong>n, durch<br />

verbindliche Zeit- und Maßnahmenpläne sowie Sanktionsmöglichkeiten und regionale<br />

Konzepte.<br />

Ökologische und gentechnikfreie Landwirtschaft för<strong>de</strong>rn<br />

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gilt grundsätzlich: Agrar-Beihilfen dürfen nur noch<br />

gezahlt wer<strong>de</strong>n, wenn die Landwirtschaft Min<strong>de</strong>ststandards <strong>de</strong>s Natur-, Umwelt-,<br />

Klima- und Tierschutzes einhält.<br />

Die verfehlte Landwirtschaftspolitik <strong>de</strong>r schwarz-roten Lan<strong>de</strong>sregierung zeigt in<br />

Sachsen-Anhalt <strong>de</strong>utliche Spuren. Die Landwirtschaft trägt am meisten zum Verlust<br />

an biologischer Vielfalt bei. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r<br />

Agro-Biodiversität ein. Zahlreiche neue Anträge für industrielle Tiermastanlagen<br />

be<strong>de</strong>uten für wenige Agrarunternehmen Gewinne, während die Tiere in diesen<br />

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Ställen lei<strong>de</strong>n und Umwelt und Anwohnerinnen und Anwohner mit Gülle,<br />

Schadstoffen, Gestank und steigen<strong>de</strong>m Verkehrsaufkommen belastet wer<strong>de</strong>n.<br />

Darüber hinaus beeinträchtigen diese Mastanlagen <strong>de</strong>n Tourismus und an<strong>de</strong>re<br />

mögliche wirtschaftliche Entwicklungen <strong>de</strong>r betroffenen Regionen. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN engagieren sich entschie<strong>de</strong>n gegen Massentierhaltungsanlagen.<br />

Agro-Gentechnik ist unnötig und gefährlich. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kämpfen für<br />

ein agro-gentechnikfreies Sachsen-Anhalt. Wir for<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n völligen Verzicht auf <strong>de</strong>n<br />

Anbau gentechnisch verän<strong>de</strong>rter Pflanzen. Die übergroße Mehrheit <strong>de</strong>r Menschen in<br />

unserem Land lehnt gentechnisch verän<strong>de</strong>rte Lebensmittel ab. Auch die Mehrzahl <strong>de</strong>r<br />

Bäuerinnen und Bauern sieht das so, da sie Angst haben, Saat und Ernte nicht mehr<br />

verkaufen zu können und abhängig zu wer<strong>de</strong>n von multinationalen Konzernen. Auch<br />

die Imker, die einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Kulturlandschaft leisten,<br />

sind in ihrer Existenz bedroht.<br />

Sachsen-Anhalt soll sich an freiwilligen gentechnikfreien Regionen beteiligen und<br />

diese unterstützen. Solange EU-Recht einer Ausrufung eines gentechnikfreien<br />

Sachsen-Anhalts entgegensteht, wollen wir nach <strong>de</strong>m Vorbild von Bran<strong>de</strong>nburg einen<br />

Min<strong>de</strong>stabstand zwischen <strong>de</strong>m Anbau genetisch verän<strong>de</strong>rter Organismen und<br />

Naturschutzgebieten von min<strong>de</strong>stens 800 Metern durchsetzen. Landwirte und<br />

Lebensmittelproduzenten, die auf <strong>de</strong>n Einsatz von gentechnisch verän<strong>de</strong>rten<br />

Futtermitteln verzichten o<strong>de</strong>r Produkte mit <strong>de</strong>m Kennzeichen "ohne Gentechnik"<br />

herstellen, sollen unterstützt wer<strong>de</strong>n, zum Beispiel durch Starthilfen bei <strong>de</strong>r<br />

Direktvermarktung. Landwirte brauchen aber auch längerfristig einen Anreiz, auf<br />

Gentechnik beim Anbau ihrer Produkte zu verzichten.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen einen <strong>de</strong>utlich stärkeren Anteil von Bioenergien.<br />

Wenn <strong>de</strong>r Anbau nachhaltig erfolgt, sehen wir gute Möglichkeiten für <strong>de</strong>n Landwirt<br />

als Energiewirt. Wir sind uns aber auch bewusst, dass technische Verfahren <strong>de</strong>r<br />

Solarenergienutzung, einen vielfach höheren Flächenwirkungsgrad haben, bereits<br />

versiegelte Flächen einer zusätzlichen Nutzung zu zuführen und daher vor allem für<br />

die reine Energieerzeugung zu bevorzugen sind. Wir brauchen Konzepte, die mit <strong>de</strong>m<br />

Naturschutz abgestimmt sind und Akzeptanz in <strong>de</strong>r Bevölkerung fin<strong>de</strong>n. Auch muss<br />

eine Flächenkonkurrenz mit <strong>de</strong>m Anbau von hochwertigen Nahrungsmitteln, die für<br />

uns unbedingte Priorität haben , und insbeson<strong>de</strong>re eine Verdrängung <strong>de</strong>s<br />

ökologischen Landbaus aus <strong>de</strong>r Fläche ausgeschlossen sein. Wichtige Kriterien sind<br />

für uns die Einhaltung einer Fruchtfolge, keine Monokulturen, <strong>de</strong>r Verzicht auf<br />

Gentechnik, kein Umbruch von Grünland und die Erhaltung <strong>de</strong>r biologischen Vielfalt.<br />

Tierschutz in <strong>de</strong>r Landwirtschaft voranbringen<br />

Das in <strong>de</strong>r Landwirtschaft genutzte Tier darf nicht zum einfachen Produktionsfaktor<br />

verkommen. Tiere sind lei<strong>de</strong>nsfähige Lebewesen und keine Sachen. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass Tiere artgemäß gehalten wer<strong>de</strong>n. Deshalb<br />

wollen wir eine Landwirtschaft, die grundsätzlich artgemäße Tierhaltung garantiert.<br />

Je<strong>de</strong> Form von tierquälerischer Massentierhaltung lehnen wir strikt ab. Wir setzen<br />

uns für die Kennzeichnung <strong>de</strong>r Haltungsform auch bei verarbeiteten Lebensmitteln<br />

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ein. Die Dauer <strong>de</strong>r Tiertransporte muss erheblich verkürzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Transportbedingungen müssen stärker durch die Amtstierärztinnen und –ärzte<br />

überwacht wer<strong>de</strong>n, daher müssen ihre Arbeitsbedingungen verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />

Schlachtungen sollen in regionaler Nähe erfolgen.<br />

Tierheime absichern<br />

Tierheime erfüllen eine unersetzbare Funktion bei <strong>de</strong>r Gewährleistung <strong>de</strong>s<br />

Tierschutzes. Die Tierheime wer<strong>de</strong>n vom Land nur gering o<strong>de</strong>r gar nicht unterstützt.<br />

Bestimmte Tiere, wie etwa Pfer<strong>de</strong> können zumeist nicht untergebracht wer<strong>de</strong>n und<br />

wer<strong>de</strong>n aus „Platzmangel“ zum Schlachthof geführt. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

setzen sich dafür ein, dass die Unterhaltung von Tierheimen, Tierauffangstationen<br />

und Gna<strong>de</strong>nhöfen unter Einbindung ehrenamtlich tätiger Menschen öffentlich<br />

geför<strong>de</strong>rt wird.<br />

Wildtiere gehören in die Natur<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass Haltung, Mitführen, Dressur<br />

und Verwendung von Wildtieren in Zirkusbetrieben been<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Tierhaltung zur<br />

Pelzgewinnung lehnen wir ab.<br />

Der Han<strong>de</strong>l mit exotischen Tieren nimmt enorm zu. Millionen von Wildtieren wer<strong>de</strong>n<br />

unter fragwürdigsten Bedingungen privat gehalten. Auf Tierbörsen können auch<br />

völlig unerfahrene Besucherinnen und Besucher hochgiftige Tiere erwerben, ohne<br />

einen Sachkun<strong>de</strong>-Nachweis erbringen zu müssen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen<br />

<strong>de</strong>shalb mit einem Lan<strong>de</strong>sgesetz die private Haltung exotischer Tiere regeln und <strong>de</strong>n<br />

Kauf und Verkauf giftiger Tiere verbieten.<br />

Tiere sind keine Versuchsobjekte<br />

Immer noch fin<strong>de</strong>n zahlreiche Tierversuche statt, die vermeidbar wären.<br />

Tierversuche müssen verboten wer<strong>de</strong>n, wenn sie ethisch unvertretbar sind. Alle<br />

Versuchstiere müssen nachweisbar artgemäß gehalten wer<strong>de</strong>n. Die Entwicklung von<br />

Alternativverfahren müssen stärker geför<strong>de</strong>rt sowie die Ersatzmetho<strong>de</strong>n schneller<br />

anerkannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine Lobby für die Tiere<br />

Tiere können ihre Rechte nicht selbst einklagen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen –<br />

wie von uns im Land Bremen bereits umgesetzt – in Sachsen-Anhalt ein<br />

Verbandsklagerecht für anerkannte Tierschutzorganisationen einführen, damit gegen<br />

untätige Behör<strong>de</strong>n juristische Schritte eingeleitet wer<strong>de</strong>n können. Wir for<strong>de</strong>rn die<br />

Berufung einer/eines Lan<strong>de</strong>sbeauftragten für Tierschutz.<br />

Wer GRÜN wählt, …<br />

� stimmt gegen <strong>de</strong>n Neubau von Kohlekraftwerken in Arneburg und Profen und<br />

damit dagegen, dass Sachsen-Anhalt weiter mehr Klimaschä<strong>de</strong>n verursacht als<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Durchschnitt;<br />

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� stärkt Sachsen-Anhalt als Standort mo<strong>de</strong>rner Klima- und Energietechnologien;<br />

� tritt für einen konsequenten Naturschutz und die Erhaltung <strong>de</strong>r Elbe als<br />

natürlichen Lebensraum ein;<br />

� ist für die Stärkung einer naturverträglichen Landwirtschaft und gegen neue<br />

Anlagen zur Massentierhaltung in Sachsen-Anhalt.<br />

2. FÜR EIN BILDUNGSSTARKES SACHSEN-ANHALT<br />

Mehr Gerechtigkeit und bessere Qualität: Darauf kommt es uns an. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN wollen das Bildungssystem so weiter entwickeln, dass es alle Menschen<br />

befähigt, sich zu entfalten, an <strong>de</strong>r Gesellschaft teilzuhaben, sich <strong>de</strong>n<br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Zukunft zu stellen und an lebenslangem Lernen teilzuhaben.<br />

För<strong>de</strong>rn statt ausgrenzen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen ein Schulsystem, das alle Kin<strong>de</strong>r bestmöglich<br />

för<strong>de</strong>rt.<br />

Unser jetziges Schulsystem grenzt aus. Einige Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n bei Schuleintritt<br />

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zurückgestellt, alle zu früh in ein dreigliedriges Schulsystem sortiert, einige bleiben<br />

sitzen o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n auf an<strong>de</strong>re Schulformen abgeschoben. Studien zeigen: Solche<br />

Maßnahmen för<strong>de</strong>rn keine Leistung! Sowohl leistungsschwache als auch<br />

leistungsstarke Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche wer<strong>de</strong>n zu häufig nicht optimal geför<strong>de</strong>rt.<br />

Ergebnis: Viele Schulabgängerinnen und -abgänger sind nicht ausbildungsfähig.<br />

Potenzial wird nicht genutzt.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen das Sitzenbleiben abschaffen. Zusatzunterricht soll<br />

Lücken schließen. Statt Kin<strong>de</strong>r vom Schuleintritt zurückzustellen, wer<strong>de</strong>n sie<br />

konsequent in die flexible Schuleingangsphase eingeschult, die je nach<br />

Lerngeschwindigkeit ein bis drei Jahre dauern kann. Die Schulen und die Lehrerinnen<br />

und Lehrer müssen bei einer kindgerechten Gestaltung <strong>de</strong>r Schuleingangsphase<br />

nachhaltig durch das Land unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

Länger gemeinsam lernen<br />

BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN wollen einen gerechten Zugang zu Bildung für alle<br />

Kin<strong>de</strong>r.<br />

Im jetzigen Schulsystem wird über Lebenschancen verfrüht und ungerecht<br />

entschie<strong>de</strong>n. Die Aufteilung nach <strong>de</strong>r vierten Klasse ist ein <strong>de</strong>utsch-österreichischer<br />

Son<strong>de</strong>rweg. PISA-Gewinner wie Finnland unterrichten 9 o<strong>de</strong>r 10 Jahre gemeinsam.<br />

Internationale Schulleistungsuntersuchungen zeigen, dass die Sortierungen in<br />

unserem dreigliedrigen Schulsystem viel zu früh stattfin<strong>de</strong>n und stark durch <strong>de</strong>n<br />

sozialen Hintergrund <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r bestimmt wer<strong>de</strong>n. Um die soziale Gerechtigkeit zu<br />

erhöhen, wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN flächen<strong>de</strong>ckend eine zehnjährige<br />

gemeinsame Lernzeit einführen.<br />

Kein Kind soll wegen seiner sozialen Herkunft benachteiligt wer<strong>de</strong>n. Lernmittel ab <strong>de</strong>r<br />

1. Klasse sowie die Schülerbeför<strong>de</strong>rung für Vollzeitschülerinnen und -schüler sollen<br />

bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Schulzeit kostenfrei sein. Für alle Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen wollen<br />

wir ein gesun<strong>de</strong>s warmes Mittagessen in allen Kin<strong>de</strong>rtagesstätten, Horten und<br />

Schulen anbieten, für Kin<strong>de</strong>r aus Familien mit geringem Einkommen kostenlos. Das<br />

Land soll sich am EU-Schulobst-Programm beteiligen.<br />

Lerngemeinschaft vor Ort stärken<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN för<strong>de</strong>rn eine starke Lerngemeinschaft vor Ort.<br />

Nach einer zehnjährigen, möglichst ganztägigen Gemeinschaftsschule erwerben alle<br />

Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Sekundarschulabschluss I. Ihnen stehen danach verschie<strong>de</strong>ne<br />

Bildungswege offen. Sie können in <strong>de</strong>r Gemeinschaftsschule nach 13 Jahren das<br />

Abitur erwerben, sie können am gymnasialen Zweig nach <strong>de</strong>m 12. Schuljahr das<br />

Abitur erlangen o<strong>de</strong>r sie beginnen eine Ausbildung.<br />

Ganztägiger Unterricht för<strong>de</strong>rt gezielt beson<strong>de</strong>re Fähigkeiten – einschließlich<br />

musischer und sportlicher - und gleicht gezielt Schwächen aus und schließt<br />

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Wissenslücken. Alle Kin<strong>de</strong>r erhalten die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen.<br />

Eine neue Lernkultur, die auf je<strong>de</strong>s Kind individuell eingeht und das Lernen<br />

voneinan<strong>de</strong>r ermöglicht, för<strong>de</strong>rt die Leistungsstarken ebenso wie die<br />

Leistungsschwachen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen ein dichtes und bedarfsgerechtes Netz von<br />

ganztägigen Gemeinschaftsschulen. Lange Schulwege gibt es nicht.<br />

Gemeinschaftsschulen können sich zu sozialen und kulturellen Zentren vor Ort<br />

entwickeln. Sie können aus bereits existieren<strong>de</strong>n Schulen heraus entstehen und<br />

unterschiedliche Profile und Schwerpunkte setzen.<br />

Zukunftsorientierte Bildung heißt, alle Angebote und I<strong>de</strong>en von Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Jugendhilfe, Schule, Wirtschaft, Sport, Kultur, Politik und Verwaltung<br />

zusammenzuführen. Kommunale Bildungslandschaften sind ein Standortvorteil, <strong>de</strong>r<br />

Abwan<strong>de</strong>rung entgegenwirkt sowie wirtschaftliche Leistungsfähigkeit stärkt.<br />

Derartige Konzepte müssen in <strong>de</strong>n Kommunen ausgearbeitet und umgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Um unserer For<strong>de</strong>rung nach lebenslangem Lernen Nachdruck zu verleihen, schöpfen<br />

wir alle Möglichkeiten aus. Hierzu gehört <strong>de</strong>r Erhalt von Seniorenaka<strong>de</strong>mien und<br />

Volkshochschulen ebenso wie das Angebot bezahlbarer Kursangebote auch im<br />

ländlichen Raum.<br />

Zum gemeinsamen Lernen gehört für uns auch, dass nicht wie bisher konfessionell<br />

gebun<strong>de</strong>ne und nichtreligiöse Kin<strong>de</strong>r getrennt, son<strong>de</strong>rn gemeinsam über Werte und<br />

Normen, Religionen und ihre Ausprägungen und über die vielfältigen Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Lebensgestaltung in einer pluralistischen Gesellschaft sprechen und diskutieren.<br />

Wir möchten die gegenwärtige Dreiteilung durch einen für alle verpflichten<strong>de</strong>n<br />

Werteunterricht ablösen. Dies sehen wir, gera<strong>de</strong> in einer zunehmend multikulturellen<br />

Gesellschaft als nötig an, <strong>de</strong>nn es wird immer schwieriger wer<strong>de</strong>n möglichst vielen<br />

Religionsgemeinschaften einen eigenen Religionsunterricht anzubieten, ohne an<strong>de</strong>re<br />

zu benachteiligen. Es muss möglich sein, dass sich die SchülerInnen breit über<br />

gesellschaftliche Gegebenheiten austauschen, eigene Vorstellungen entwickeln und<br />

diese strittig auch mit SchülerInnen an<strong>de</strong>rer Religionen diskutieren.<br />

Berufliche Bildung stärken<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN investieren gezielt in die berufliche Bildung.<br />

Schule muss besser auf die berufliche Bildung vorbereiten und eine enge Kooperation<br />

mit <strong>de</strong>r regionalen Wirtschaft anstreben, etwa durch Erfahrungsaustausch, Unterricht<br />

von Betriebsangehörigen, polytechnisches Lernen, Berufspraktika und Schülerfirmen.<br />

Darüber hinaus bil<strong>de</strong>t die Berufsausbildung in <strong>de</strong>r Region eine Grundlage zur eigenen<br />

Existenzgründung und verhin<strong>de</strong>rt, dass junge Leute abwan<strong>de</strong>rn. Der neu orientierte<br />

Abschluss Sekundarschule I bereitet besser auf einen erfolgreichen Abschluss <strong>de</strong>r<br />

Berufsausbildung vor. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine flexible<br />

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Ausbildungsdauer von 2 bis 4 Jahren ein.<br />

Berufsschullehrerinnen und Berufsschullehrer wer<strong>de</strong>n in Sachsen-Anhalt an <strong>de</strong>r<br />

Universität in Mag<strong>de</strong>burg zum Teil in Kooperation mit <strong>de</strong>r Hochschule Mag<strong>de</strong>burg-<br />

Stendal ausgebil<strong>de</strong>t. Diese fachlich praxisnahe Kooperation und <strong>de</strong>r intensive Kontakt<br />

zu Ausbildungsbetrieben sind zu unterstützen. Das Angebot an Zweitfächern muss<br />

dringend auf alle notwendigen Fächer erweitert wer<strong>de</strong>n, beispielsweise müssen<br />

Zweitfächer wie Sozialkun<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />

Inklusion ermöglichen<br />

BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN wollen allen Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen mit speziellem<br />

För<strong>de</strong>rbedarf <strong>de</strong>n Besuch <strong>de</strong>r allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen ermöglichen.<br />

Dies ist die konsequente Umsetzung <strong>de</strong>r zum 1. Januar 2009 in Kraft getretenen UN-<br />

Konvention über die Rechte von Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen. Das wird, unter<br />

Beachtung <strong>de</strong>r Tatsache, dass es immer Kin<strong>de</strong>r geben wird, die in <strong>de</strong>r<br />

allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schule nicht optimal geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können, zu einer<br />

schrittweisen Auflösung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rschulen führen. Inklusive Beschulung bereitet<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche mit beson<strong>de</strong>rem För<strong>de</strong>rbedarf besser auf ihr<br />

Erwachsenenleben außerhalb <strong>de</strong>s geschützten Lernortes För<strong>de</strong>rschule vor und<br />

verbessert ihre Chancen auf <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt.<br />

Die Umsetzung inklusiver Schulkonzepte muss gut vorbereitet wer<strong>de</strong>n. Inklusiver<br />

Unterricht und die Betreuung an <strong>de</strong>n allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen wer<strong>de</strong>n in kleineren<br />

Klassen und mit mehr Personal erfolgen, das zu<strong>de</strong>m gut qualifiziert ist. Die für die<br />

För<strong>de</strong>rschulen bisher aufgewen<strong>de</strong>ten Finanzmittel und Personalstellen sollen dafür<br />

umverteilt wer<strong>de</strong>n. Es müssen mehr Son<strong>de</strong>rpädagoginnen und Son<strong>de</strong>rpädagogen<br />

ausgebil<strong>de</strong>t und die Lehrerinnen und Lehrer sowie pädagogischen Fachkräfte <strong>de</strong>r<br />

aufnehmen<strong>de</strong>n allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen entsprechend fort- und weitergebil<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n. Auf die individuellen För<strong>de</strong>rbedarfe bezogen sind die baulichen, sächlichen<br />

und schulorganisatorischen Rahmenbedingungen für die inklusive Beschulung zu<br />

schaffen.<br />

Demokratie lernen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bestärken Schulen darin, Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche zu<br />

aktiven <strong>de</strong>mokratischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu erziehen.<br />

Schule ist <strong>de</strong>r zentrale Ort in <strong>de</strong>r Lebenswelt von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen. Hier<br />

entwickeln sie eine Vorstellung von Demokratie, lernen <strong>de</strong>n fairen Umgang<br />

miteinan<strong>de</strong>r, erfahren von Toleranz, Kompromissen und Regeln. Damit Schülerinnen<br />

und Schüler ein starkes <strong>de</strong>mokratisches Bewusstsein entwickeln, müssen vier<br />

Bedingungen gegeben sein: Anerkennung <strong>de</strong>r individuellen Persönlichkeit,<br />

Beteiligung an Organisation von Schulveranstaltungen und Gestaltung von<br />

Unterricht, gelebte Demokratie im Schulalltag und vielfältiger Sozialkun<strong>de</strong>unterricht.<br />

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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Schulkonferenz weiter entwickeln, um so<br />

Beteiligungsmöglichkeiten und Demokratieverständnis zu stärken. Hierzu gehört eine<br />

gleichberechtigte Beteiligung von Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie<br />

Lehrerinnen und Lehrern und eine Beteiligung <strong>de</strong>r sonstigen Angestellten.<br />

(Drittelparität-Plus).<br />

In Umweltfragen (weiter)bil<strong>de</strong>n<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen die Bildung und Weiterbildung in Umweltfragen als<br />

ständige Aufgabe an.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche müssen altersgerecht für wissenschaftliche und politische<br />

Fragen <strong>de</strong>s Klima- und Umweltschutzes sowie <strong>de</strong>r Kulturlandschaft sensibilisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Durch vernetzten Unterricht zwischen verschie<strong>de</strong>nen Fächern wie z.B.<br />

Biologie, Chemie, Sozialkun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Ethik sind Umweltthemen stärker zu<br />

berücksichtigen.<br />

Umweltbildung geht auch Erwachsene an und dient <strong>de</strong>r Information, Sensibilisierung<br />

und Aktivierung aller Bürgerinnen und Bürger für ein umweltverträgliches Verhalten.<br />

Der seit 2001 gültige Umweltbildungserlass von Kultus- und Umweltministerium<br />

muss endlich konsequent umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Die Umweltbildungszentren und<br />

Volkshochschulen im Land sollen zur Umweltbildung Erwachsener stärker geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Ökoschulen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhalt sollen bestehen bleiben.<br />

Homophobie von Anfang an entgegentreten<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten dafür ein, dass die Lebensvielfalt <strong>de</strong>r Bürgerinnen<br />

und Bürger in allen Bereichen <strong>de</strong>r Gesellschaft berücksichtigt wird. Schon <strong>de</strong>r<br />

Unterricht in <strong>de</strong>r Schule muss unterschiedliche sexuelle I<strong>de</strong>ntitäten als<br />

selbstverständliche Lebensweisen vermitteln.<br />

Leitbild und Ziel <strong>de</strong>r schulischen und außerschulischen Bildung muss die<br />

vorurteilsfreie und selbstbestimmte Findung <strong>de</strong>r eigenen sexuellen I<strong>de</strong>ntität sein.<br />

Den Jugendlichen muss ein Coming-out an ihrer Schule möglich sein, ohne<br />

körperliche o<strong>de</strong>r verbale Gewalt befürchten zu müssen. Fortbildungen sollen die<br />

Lehrerinnen und Lehrer befähigen, unterschiedliche sexuelle I<strong>de</strong>ntitäten als<br />

selbstverständliche Lebensweisen zu vermitteln und wertneutral zu behan<strong>de</strong>ln.<br />

Kitas stärken<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verstehen Kin<strong>de</strong>rkrippen sowie Kin<strong>de</strong>rgärten als<br />

Bildungseinrichtungen und führen sowohl ein verbindliches Vorschuljahr als auch eine<br />

angemessene Aus- und Fortbildung <strong>de</strong>r Beschäftigten ein.<br />

Der positive Bildungseffekt <strong>de</strong>s Krippenbesuchs ist belegt. Insbeson<strong>de</strong>re kann <strong>de</strong>r<br />

Krippenbesuch die Bildungschancen von Kin<strong>de</strong>rn aus benachteiligten Verhältnissen<br />

verbessern. Deshalb wollen wir die politische Verantwortung für Krippen und<br />

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Kin<strong>de</strong>rgärten in das Bildungsressort legen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN führen für alle Kin<strong>de</strong>r einen Rechtsanspruch auf<br />

ganztägige Bildung und Betreuung in einer Kin<strong>de</strong>stagestätte ein. Die Öffnungszeiten<br />

sollen sich <strong>de</strong>n individuellen familiären Situationen flexibel anpassen. Den<br />

überdurchschnittlichen Gruppengrößen muss mit mehr Personal entgegengewirkt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Gebühren sind sozial zu staffeln.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN richten neben ausreichend Krippen- und<br />

Kin<strong>de</strong>rgartenplätzen ein verbindliches kostenfreies Vorschuljahr für alle Kin<strong>de</strong>r ein.<br />

Für einen guten Start in die Schule müssen sprachliche Defizite möglichst früh<br />

erkannt und behoben wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Ausbildungsniveau <strong>de</strong>r Erzieherinnen und Erzieher muss langfristig steigen. Dazu<br />

sollen Studiengänge an <strong>de</strong>n Hochschulen eingerichtet wer<strong>de</strong>n. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN streben eine Offensive für Ausbildung und Nachqualifizierung in <strong>de</strong>r<br />

Frühpädagogik und eine entsprechen<strong>de</strong> Bezahlung <strong>de</strong>r Erzieherinnen und Erzieher<br />

an.<br />

Schulautonomie för<strong>de</strong>rn<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten dafür ein, dass je<strong>de</strong> Schule unabhängig von ihrer<br />

Trägerschaft pro Schuljahr je Schülerin und Schüler einen festen Finanzbeitrag<br />

erhält, mit <strong>de</strong>m die Schule selbstständig arbeiten kann, falls sie sich im Gegenzug<br />

verpflichtet, allen Kin<strong>de</strong>rn einen unentgeltlichen Zugang zu gewähren..<br />

Die Schulen bestimmen selbst über Personen und pädagogische Konzepte und<br />

darüber, wieviel Geld in Lehrmittel o<strong>de</strong>r in Personal investiert wird. Gleichzeitig muss<br />

das pädagogische Personal von Verwaltungsarbeit entlastet wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten dafür ein, dass freie Schulen allen Kin<strong>de</strong>rn<br />

unentgeltlich offen stehen. Finanziell sollen freie Schulen gegenüber Schulen in<br />

staatlicher Trägerschaft gleichgestellt sein.<br />

Die Verantwortung <strong>de</strong>r Schulleiter und -leiterinnen wächst. Sie müssen daher durch<br />

einen entsprechen<strong>de</strong>n Aufbaustudiengang unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

Qualität durch Standards sichern<br />

Für Krippe, Kin<strong>de</strong>rgarten und Schulen wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die<br />

Entwicklung von Qualitätsstandards vorantreiben.<br />

Durch das Konzept <strong>de</strong>r Ganztägigkeit erhält die sächliche Ausstattung <strong>de</strong>r<br />

Bildungseinrichtungen eine stärkere Be<strong>de</strong>utung. Bildungsstandards sollen <strong>de</strong>shalb<br />

sowohl die pädagogische Qualität und <strong>de</strong>n Bildungserfolg, als auch die materielle und<br />

personelle Ausstattung <strong>de</strong>finieren und vergleichbar machen. Der Bildungserfolg misst<br />

sich am Kompetenzzuwachs <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler in <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

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Fächern. Bildungsstandards erlauben es <strong>de</strong>n Schulen und vorschulischen<br />

Bildungseinrichtungen, ihre Qualität zu verbessern. Unterstützungen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

müssen zielgenau angeboten wer<strong>de</strong>n. Die Eltern können verschie<strong>de</strong>ne<br />

Bildungsanbieter vergleichen und informiert entschei<strong>de</strong>n.<br />

Beruf <strong>de</strong>r Lehrerinnen und Lehrer attraktiver gestalten<br />

BÜNDNIS 90/DE GRÜNEN wollen das Studium und <strong>de</strong>n Beruf <strong>de</strong>r Lehrerinnen und<br />

Lehrer attraktiver gestalten.<br />

Der Beruf <strong>de</strong>r Lehrerinnen und Lehrer in <strong>de</strong>r Gemeinschaftsschule wird<br />

anspruchsvoller und vielfältiger. Notwendig ist, die pädagogischen, didaktischen und<br />

psychologischen Anteile in <strong>de</strong>r Ausbildung zu verstärken. Sie sollen gleichgewichtig<br />

neben <strong>de</strong>r fachlichen Ausbildung stehen. Auch fächerübergreifen<strong>de</strong>r Unterricht muss<br />

stärkeres Gewicht bekommen.<br />

Für alle Beschäftigten muss es eine zertifizierte Fortbildung geben, die es ihnen<br />

erlaubt, sich <strong>de</strong>n wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen kompetent zu stellen.<br />

Um gera<strong>de</strong> Jungen in Kin<strong>de</strong>rgarten und Grundschule die I<strong>de</strong>ntifikation mit<br />

männlichen Vorbil<strong>de</strong>rn zu ermöglichen, wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN <strong>de</strong>n<br />

Männeranteil im Erzieher- und Grundschullehrberuf <strong>de</strong>utlich anheben.<br />

Sehr viele ältere Lehrerinnen und Lehrer gehen in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren in <strong>de</strong>n<br />

Ruhestand. Die Lan<strong>de</strong>sregierung hat nicht vorgesorgt, <strong>de</strong>shalb ist ein Mangel an<br />

Lehrkräften jetzt schon absehbar. Studien- und Referendariatsplätze müssen gezielt<br />

ausgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

In Lehre und Forschung investieren<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN investieren in die Hochschulen. Studiengebühren lehnen<br />

wir ab.<br />

Die Hochschulen sind, wie überall in Deutschland, auch in Sachsen-Anhalt erheblich<br />

unterfinanziert. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen in eine leistungsfähige<br />

Hochschulbildung und -forschung als zentralen Pfeiler <strong>de</strong>r Zukunftspolitik für<br />

Sachsen-Anhalt investieren.<br />

Die Anzahl <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n pro Professur ist zu hoch. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

wollen mit gezielten Investitionen überfüllte Hörsäle vermei<strong>de</strong>n und durch bessere<br />

Betreuung die hohe Anzahl <strong>de</strong>r Studienabbrecherinnen und -abbrecher senken.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind auch künftig gegen Studiengebühren, weil sie<br />

potenzielle Studieren<strong>de</strong> aus bildungsfernen Schichten abschrecken. Auch die<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Langzeitstudiengebühren lehnen wir ab. Statt<strong>de</strong>ssen müssen die<br />

Möglichkeiten zum Teilzeitstudium, z.B. für Studieren<strong>de</strong> mit Kin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r mit<br />

teilweiser Berufstätigkeit, weiter ausgebaut wer<strong>de</strong>n. Für Menschen ohne Abitur<br />

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müssen Wege zu einem Hochschulstudium offen stehen.<br />

Die Humboldtsche Universität im 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt etablieren<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen ein Studium nach <strong>de</strong>m Humboldtschen<br />

Bildungsverständnis, das mehr als reine Berufsausbildung ist.<br />

Die <strong>de</strong>utsche Umsetzung <strong>de</strong>s Bolognaprozesses ist gescheitert. Die Ergebnisse sind<br />

Verschulung <strong>de</strong>r Lehre sowie Bürokratisierung und Ent<strong>de</strong>mokratisierung <strong>de</strong>r<br />

Hochschule. Hochschulbildung muss neu gedacht wer<strong>de</strong>n und zwar unter<br />

gleichberechtigter Beteiligung <strong>de</strong>r Betroffenen: Stu<strong>de</strong>ntinnen und Stu<strong>de</strong>nten,<br />

Forschen<strong>de</strong>n und Lehren<strong>de</strong>n. Das politische Mandat <strong>de</strong>r beteiligten Gruppen<br />

(Studieren<strong>de</strong>, Professorinnen und Professoren, wissenschaftlicher Mittelbau) ist daher<br />

zu einer echten Drittelparität auszubauen und gegenüber <strong>de</strong>r Hochschulleitung und<br />

<strong>de</strong>m Land zu stärken.<br />

Das Bachelorstudium ist heute allzu häufig mit Angst verbun<strong>de</strong>n, keinen<br />

Masterstudienplatz zu bekommen. Allen Absolventinnen und Absolventen von<br />

Bachelor-Studiengängen soll die Möglichkeit eines Master-Studiums offen stehen.<br />

Die Verschulung <strong>de</strong>r Bachelor- und Masterstudiengänge ist zu ersetzen durch eine<br />

Studienstruktur, die wie<strong>de</strong>r ein anspruchsvolles, unbürokratisches und<br />

selbstbestimmtes Studium ermöglicht. Hierzu gehören: keine Anwesenheitspflicht,<br />

freie Wahl von Dozentinnen und Dozenten und Seminaren, freie Wahl <strong>de</strong>r<br />

Studiendauer, selbstorganisiertes Lernen sowie Unterstützung <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Ausgestaltung ihres Studiums. Der Wechsel zwischen Hochschulen im In- und<br />

Ausland ist zu erleichtern.<br />

Die überflüssigen Akkreditierungen gehören abgeschafft. Statt<strong>de</strong>ssen muss mehr<br />

Geld in Lehrpersonal und interne Qualitätskontrollen investiert wer<strong>de</strong>n. Hochschule<br />

muss zu einem permanenten <strong>de</strong>mokratischen Verbesserungsprozess wer<strong>de</strong>n.<br />

Für Nachhaltigkeit forschen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen einen För<strong>de</strong>rschwerpunkt auf Forschungsbeiträge<br />

zu einer ökologischen, nachhaltigen Lebensweise.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass Sachsen-Anhalt seine För<strong>de</strong>rung zum Aufbau<br />

konkurrenzfähiger Forschungsschwerpunkte und Einzelprojekte unter <strong>de</strong>m<br />

Gesichtspunkt einer nachhaltigen, ökologischen Lebensweise weiterentwickelt.<br />

Hierfür ist eine soli<strong>de</strong> Grundausstattung <strong>de</strong>r Hochschulen mit ausreichen<strong>de</strong>n<br />

Finanzmitteln Grundvoraussetzung, um auch Forschungsgel<strong>de</strong>r von außen<br />

einzuwerben. Das wird sich langfristig für das Land rechnen. Für die Hochschulen und<br />

Forschungseinrichtungen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s ist eine stärkere Unterstützung bei <strong>de</strong>r<br />

Einwerbung von EU-Mitteln notwendig. Das Land muss sich initiativ und engagiert in<br />

<strong>de</strong>n Vorbereitungsprozess <strong>de</strong>s nächsten 8. Forschungsrahmenprogramms für 2014-<br />

2020 einbringen.<br />

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Innovative Forschungsfel<strong>de</strong>r für Sachsen-Anhalt sind: Recycling, erneuerbare<br />

Energien und effiziente Leitungs- und Speichertechniken. Forschungen zu neuen<br />

Antrieben, Fahrzeugen und Mobilitätskonzepten sind von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung, z.B.<br />

zur Elektro-Mobilität im Zusammenhang mit erneuerbarer Energie und<br />

umweltverträglicher Speichertechnik.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN messen <strong>de</strong>m Tierschutz in <strong>de</strong>r Forschung große<br />

Be<strong>de</strong>utung zu. Das öffentliche Erkenntnisinteresse muss erheblich sein und <strong>de</strong>r<br />

Einsatz von Labortieren alternativlos, um <strong>de</strong>ren Einsatz zu rechtfertigen. Diese<br />

Versuchstiere müssen nachweisbar artgerecht gehalten wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lehnen Forschung zu neuen Atomreaktoren und<br />

gentechnisch manipulierten Lebensmitteln grundsätzlich ab. Wir halten<br />

Freilandversuche mit gentechnisch verän<strong>de</strong>rten Organismen nahe Gatersleben, <strong>de</strong>m<br />

Ort einer weltweit be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Genbank, für unverantwortlich.<br />

Informationen allen zugänglich machen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen allen Bürgerinnen und Bürger einen ungehin<strong>de</strong>rten<br />

Zugang zu Wissen und Informationen gewährleisten.<br />

Bibliotheken und Schulen müssen vernetzt sein. Alle Bürgerinnen und Bürger müssen<br />

ungehin<strong>de</strong>rten Zugang zu Informationen haben, z.B. zur Fortbildung. Bibliotheken<br />

sind daher als Bildungseinrichtungen zu verstehen und müssen <strong>de</strong>n kommunalen<br />

Pflichtaufgaben zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Die Gemeinschaftsschule soll im ländlichen<br />

Raum zu einem Kultur- und Bildungszentrum vor Ort wer<strong>de</strong>n.<br />

Das mit staatlichen Gel<strong>de</strong>rn erforschte Wissen gehört <strong>de</strong>r Allgemeinheit und muss<br />

frei verfügbar sein. Wir unterstützen daher nachdrücklich „Open Access“-Initiativen.<br />

Kleinstaaterei in <strong>de</strong>r Bildung aufheben<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen das Bund-Län<strong>de</strong>r-Kooperationsverbot dringend<br />

abschaffen.<br />

Das Grundgesetz wur<strong>de</strong> im Rahmen <strong>de</strong>r Fö<strong>de</strong>ralismusreform unsinnigerweise so<br />

geän<strong>de</strong>rt, dass <strong>de</strong>r Bund sich in <strong>de</strong>r Bildungspolitik nur schwer engagieren kann und<br />

Län<strong>de</strong>r bei Bildungsinvestitionen kaum durch <strong>de</strong>n Bund unterstützt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Angesichts knapper Kassen bei Län<strong>de</strong>rn und Kommunen ist es wi<strong>de</strong>rsinnig, dass <strong>de</strong>r<br />

Bund für Schulen und Hochschulen nur sehr eingeschränkt Mittel bereitstellen darf.<br />

Über <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat wer<strong>de</strong>n wir uns dafür einsetzen, diesen Passus wie<strong>de</strong>r zu<br />

streichen.<br />

Wer GRÜN wählt, …<br />

� setzt sich für mehr Bildungsgerechtigkeit durch längeres gemeinsames<br />

schulisches Lernen ein;<br />

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� gibt <strong>de</strong>r Investition in eine bessere Qualität <strong>de</strong>r Bildung Priorität;<br />

� möchte eine Schulstruktur, die eine leistungsfähige wohnortnahe Schule<br />

ermöglicht;<br />

� will mehr qualifiziertes Personal für eine bessere frühkindliche Bildung;<br />

� stimmt für gute Hochschulen ohne Studiengebühren und für Forschung an<br />

nachhaltigen Technologien.<br />

3. FÜR EIN WIRTSCHAFTLICH STARKES SACHSEN-ANHALT<br />

Arbeit und Umwelt gehören zusammen. Durch die von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

angeschobene ökologische Wirtschaftspolitik sind in Sachsen-Anhalt bereits Tausen<strong>de</strong><br />

neue Arbeitsplätze entstan<strong>de</strong>n. Bei erneuerbaren Energien hat das Erneuerbare-<br />

Energien-Gesetz einen weltweit beachteten Boom ausgelöst, von <strong>de</strong>m beson<strong>de</strong>rs<br />

sachsen-anhaltische Unternehmen profitieren. Darüber hinaus haben sich im Land<br />

Firmen in hochproduktiven Branchen wie Chemie- und Pharmaindustrie sowie<br />

Maschinenbau entwickelt. Diese Entwicklungen wollen wir systematisch nutzen und<br />

weitere Arbeitsplätze schaffen. Dabei setzen wir uns für gerechte Löhne, Sozial- und<br />

Umweltstandards ein.<br />

Neue Jobs schaffen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN för<strong>de</strong>rn zukunftsfähige, innovative Unternehmen.<br />

Durch die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise sind die Märkte weltweit<br />

verunsichert: Unternehmer, Investoren und Händler können ihre Prognosen nicht<br />

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mehr einfach aus <strong>de</strong>r Vergangenheit herleiten. Nur weniges ist sicher: Die Rohstoffe<br />

wer<strong>de</strong>n knapper, die Preise für fossile Brennstoffe erhöhen sich. Sachsen-Anhalt hat<br />

für diese Märkte viel zu bieten. Im Bereich <strong>de</strong>r erneuerbaren Energien gibt es bereits<br />

über 10.000 Arbeitsplätze – fünfmal mehr als in <strong>de</strong>r Braunkohle. Hinzu kommen<br />

mo<strong>de</strong>rne Chemiewerke, innovative Maschinenbauunternehmen und energieeffiziente<br />

Nahrungsmittelverarbeiter.<br />

Diese Entwicklung ist nicht vom Himmel gefallen. Neben großzügiger<br />

Wirtschaftsför<strong>de</strong>rung spielen strenge Standards <strong>de</strong>s Umweltrechts eine Rolle.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n Durchbruch <strong>de</strong>r Windkraftanlagenfertigung in Mag<strong>de</strong>burg,<br />

Staßfurt und Dessau und <strong>de</strong>r Solarindustrie in Bitterfeld und Wanzleben war das<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz. Diese Erfolge dürfen nicht durch kurzsichtige<br />

För<strong>de</strong>rkürzungen, <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>reinstieg in die Atomenergie o<strong>de</strong>r neue Kohlekraftwerke<br />

zerstört wer<strong>de</strong>n.<br />

Für neue Jobs müssen die bestehen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Schwerpunkte <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

weiter gestärkt sowie die Kapazitäten und Kooperationen im Bereich Forschung und<br />

Entwicklung ständig geför<strong>de</strong>rt und ausgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

Arbeitsplätze in <strong>de</strong>n Dienstleistungsbereichen Handwerk, Gesundheit, Pflege,<br />

Tourismus und Bildung verbessern die Lebensqualität <strong>de</strong>r Menschen in Sachsen-<br />

Anhalt und sorgen für eine erhöhte Anziehungskraft <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s. Darüber hinaus ist<br />

<strong>de</strong>r Dienstleistungsbereich nur schwer ins Ausland zu verlagern. Deshalb setzen sich<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN dafür ein Arbeitsplätze in diesen Sektoren gezielt zu<br />

unterstützen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass sich Sachsen-Anhalt als Land<br />

<strong>de</strong>r erneuerbaren Energien auch in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Elektromobilität einen<br />

führen<strong>de</strong>n Platz in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik sichert und die dafür benötigte Infrastruktur in<br />

Mo<strong>de</strong>llregionen schafft.<br />

Mit uns entstehen zukunftsfähige Jobs…<br />

� in Solar- und Windanlagenindustrie,<br />

� im Handwerk, etwa in <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>sanierung,<br />

� in Gesundheit und Pflege,<br />

� in <strong>de</strong>r Tourismusbranche,<br />

� in <strong>de</strong>r Bildung.<br />

Wirtschaft und Umwelt gemeinsam <strong>de</strong>nken<br />

Von altem Denken über das, was Wirtschaft ist, muss sich Sachsen-Anhalt endlich<br />

verabschie<strong>de</strong>n. „Wo es raucht und stinkt“ heißt nicht, hier boomt es. Die meisten<br />

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Unternehmen haben das verstan<strong>de</strong>n, manche Aufsichtsbehör<strong>de</strong>n in Land und<br />

Kommunen lei<strong>de</strong>r nicht. Ob bei illegalem Müll ein Auge zugedrückt wird, ob Straßen<br />

und Gewerbegebiete angelegt wer<strong>de</strong>n, obwohl die Nachfrage fehlt, o<strong>de</strong>r ob Rohstoffe<br />

wie Kies, Braunkohle o<strong>de</strong>r Salz rücksichtslos und billig aus <strong>de</strong>m Erdbo<strong>de</strong>n geholt<br />

wer<strong>de</strong>n: Die Zeche zahlt – oft Jahre später – die Allgemeinheit.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten diesem Denken konsequent entgegen. Wir wollen<br />

- Rohstoffe mit <strong>de</strong>r im Gesetz vorgesehenen För<strong>de</strong>rabgabe belegen;<br />

- auf die strikte Einhaltung von Arbeitsmarkt-, Sozial-, und Umweltstandards<br />

achten;<br />

- ökologisch verantwortungslose Unternehmen nicht weiter mit staatlichen<br />

Mitteln unterstützen.<br />

Gute Arbeit fair bezahlen<br />

Viele Menschen sind gezwungen, schlecht bezahlte Jobs anzunehmen.<br />

Sozialleistungen wer<strong>de</strong>n oft verweigert, es wird nur stun<strong>de</strong>nweise bezahlt, es wer<strong>de</strong>n<br />

kostenlose Überstun<strong>de</strong>n verlangt, die Angestellten überwacht o<strong>de</strong>r als<br />

Scheinselbständige ohne Sozialabgaben ausgebeutet. Dies betrifft vor allem Jobs für<br />

Frauen und beson<strong>de</strong>rs häufig <strong>de</strong>n Einzelhan<strong>de</strong>l und die Zeitarbeitsbranche.<br />

Die Lan<strong>de</strong>sregierung muss <strong>de</strong>m entgegentreten, in<strong>de</strong>m sie öffentliche Aufträge und<br />

För<strong>de</strong>rmittel an soziale Bedingungen knüpft. Wir wollen Tarifverträge und<br />

Tarifpartner stärken. In <strong>de</strong>r Auftragsvergabe wollen wir auch weltweit faire Standards<br />

verankern, z.B. ausbeuterische Kin<strong>de</strong>rarbeit ausschließen. Wir wollen Betriebsräte<br />

stärken, die für gute Arbeitsbedingungen eintreten und damit ihr Unternehmen dabei<br />

unterstützen, ausgebil<strong>de</strong>te Fachkräfte zu halten.<br />

Sinken<strong>de</strong> Löhne sind heute in vielen Regionen und Branchen Realität. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN wollen diesen Trend umkehren, in<strong>de</strong>m wir auf Bun<strong>de</strong>s- und<br />

europäischer Ebene einen gesetzlichen Min<strong>de</strong>stlohn von 8,50 Euro pro Stun<strong>de</strong> als<br />

Lohnuntergrenze unterstützen und in möglichst vielen Branchen höhere Min<strong>de</strong>stlöhne<br />

durchsetzen helfen. Dies ist eine Frage <strong>de</strong>r Gerechtigkeit, stärkt aber auch die<br />

Kaufkraft in Sachsen-Anhalt.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, Arbeit an die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Altersstufen und <strong>de</strong>m so erworbenen Erfahrungsschatz <strong>de</strong>r Menschen<br />

anzupassen. So kann die Verlängerung <strong>de</strong>r Lebensarbeitszeit von <strong>de</strong>n Menschen als<br />

Gewinn und nicht als Zumutung erfahren wer<strong>de</strong>n.<br />

Unternehmen gezielter för<strong>de</strong>rn<br />

För<strong>de</strong>rmittel dürfen nicht weiter mit <strong>de</strong>r Gießkanne verteilt wer<strong>de</strong>n. Wir wollen<br />

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Zukunftsbranchen, die unternehmensnahe Forschung und Entwicklung, regionale<br />

Kooperationen sowie die bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung stärken.<br />

För<strong>de</strong>rung muss Arbeitsplätze schaffen. Von diesem Grundsatz ist die schwarz-rote<br />

Lan<strong>de</strong>sregierung abgerückt – ein Fehler. Wir wollen beschäftigungswirksame<br />

Neuinvestitionen in kleinen und mittleren Unternehmen, <strong>de</strong>nn diese sind stark mit<br />

ihrer Region verbun<strong>de</strong>n und sorgen für die meisten <strong>de</strong>r Arbeits- und<br />

Ausbildungsplätze.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Kommunen darin unterstützen, bei <strong>de</strong>r Ansiedlung<br />

von Unternehmen noch mehr zu kooperieren statt zu konkurrieren.<br />

Wir wollen gezielt größere Unternehmen in <strong>de</strong>n Städten ansie<strong>de</strong>ln und dafür<br />

bestehen<strong>de</strong> Gewerbegebiete nutzen sowie neue auf Industriebrachen erschließen. So<br />

wollen wir unnötigen Verkehr vermei<strong>de</strong>n und Arbeitsplätze schaffen, die auch in<br />

Zeiten teuren Öls preisgünstig erreichbar sind.<br />

Handwerk stärken<br />

Die Zukunft <strong>de</strong>s Handwerks in Sachsen-Anhalt liegt in guten Jobs durch gute<br />

Aufträge, nicht im Zurückdrängen <strong>de</strong>s Staates. Ökologischer Umbau und<br />

Denkmalschutz brauchen <strong>de</strong>n verantwortungsvollen Betrieb, <strong>de</strong>r sich fachlich auf<br />

<strong>de</strong>m neuesten Stand hält: Häuser sanieren sich genauso wenig von allein wie<br />

Solarmodule nicht von selbst auf die Dächer kommen. Bisher verpasst Sachsen-<br />

Anhalt Chancen, die EU- und Bun<strong>de</strong>sprogramme bieten, weil Lan<strong>de</strong>sregierung und<br />

Wirtschaft nicht dafür sorgen, dass die Mittel ins Land fließen. Wir wollen mit<br />

Kammern und engagierten Betrieben hier ein systematisches Vorgehen entwickeln.<br />

För<strong>de</strong>rn wollen wir Energiesparmaßnahmen sowie die Nutzung erneuerbarer Energien<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer regionaler Ressourcen.<br />

Bestehen<strong>de</strong> För<strong>de</strong>rprogramme müssen gebün<strong>de</strong>lt und nach sächsischem Vorbild eine<br />

För<strong>de</strong>rrichtlinie zur gezielten Unterstützung regional tätiger Unternehmen eingeführt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dazu gehört auch die Aus- und Weiterbildung <strong>de</strong>r Beschäftigten.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich gleichzeitig für einen weiteren<br />

Bürokratieabbau ein, damit sich auch kleine Unternehmen auf ihr eigentliches<br />

Geschäft konzentrieren können. Dabei zielen wir auf vereinfachte Gesetze und<br />

Verordnungen, auf zügigere Bewilligungsverfahren und <strong>de</strong>n Abbau von<br />

Doppelprüfungen und Doppelgenehmigungen.<br />

Mehr Unternehmen grün<strong>de</strong>n<br />

In Sachsen-Anhalt grün<strong>de</strong>n zu wenig Menschen Unternehmen o<strong>de</strong>r machen sich<br />

selbstständig. Dies zeigt <strong>de</strong>r Vergleich mit an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn. In <strong>de</strong>n Jahren<br />

2006 bis 2009 belegte Sachsen-Anhalt <strong>de</strong>n letzten Platz bei <strong>de</strong>n<br />

Gewerbeanmeldungen im Vergleich zur Bevölkerung.<br />

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Wer ein Unternehmen grün<strong>de</strong>n möchte, braucht in <strong>de</strong>r Regel nicht viel Geld. Wenig<br />

Geld von einer Bank zu bekommen, ist aber oft schwerer als große Summen zu<br />

bekommen, weil die Banken <strong>de</strong>n Bearbeitungsaufwand scheuen. Daher brauchen wir<br />

einen besseren Zugang zu Kleinkrediten.<br />

Zu<strong>de</strong>m wollen wir zentrale Gewerbeansprechpartner, die alle Anmeldungen aus einer<br />

Hand erledigen (One-Stop-Shops) in allen Landkreisen. Dazu möchten wir die<br />

Erfahrungen mit <strong>de</strong>n einheitlichen Ansprechpartnerinnen und -partnern aus <strong>de</strong>r EU-<br />

Dienstleistungsrichtlinie übertragen.<br />

Unternehmensnahe Forschung stärken<br />

Die Chancen im Umfeld von Universitäten, Fachhochschulen und Instituten sollen<br />

durch gezielte Ansiedlung und Ausgründung von technologie- und<br />

wissenschaftsorientierten Unternehmen genutzt wer<strong>de</strong>n. Zu einem intensiveren<br />

Austausch zwischen Forschung, Ausbildung und Unternehmen wollen wir u. a. die<br />

Patentanmeldung und die wirtschaftliche Auswertung von Patenten för<strong>de</strong>rn, verstärkt<br />

Praktikerinnen und Praktiker aus Unternehmen in die Lehre einbin<strong>de</strong>n (z.B. als<br />

Lehrbeauftragte) und gezielt <strong>de</strong>n Weiterbildungsbedarf <strong>de</strong>r Unternehmen durch<br />

praxisnahe (Fach)Hochschulangebote <strong>de</strong>cken.<br />

Den Energiemarkt erneuern<br />

Das energiepolitische Ziel von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen-Anhalt lautet:<br />

100 Prozent erneuerbare Energieerzeugung in <strong>de</strong>n nächsten Jahrzehnten.<br />

Energieeinsparen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind die Wege dorthin.<br />

Hierzu muss <strong>de</strong>r Netzausbau so forciert wer<strong>de</strong>n, dass eine Stromaufnahme aus <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>zentralen und regenerativen Stromerzeugungsanlagen problemlos möglich wird.<br />

Das stärkt auch die regionalen Wirtschaftsstrukturen. Eine <strong>de</strong>zentrale,<br />

umweltfreundliche Energieversorgung setzt auf kommunale Strom- und<br />

Wärmeerzeugung sowie kommunale Netze und Leitungen, wobei im<br />

Erzeugungssektor auch neue, private Anbieter eine wichtige Rolle spielen sollen. Wir<br />

unterstützen <strong>de</strong>n Ausbau energiewirtschaftlicher Kooperationen zwischen <strong>de</strong>n auch<br />

künftig unverzichtbaren Stadtwerken.<br />

Sachsen-Anhalt braucht auch eine Informationsoffensive zu grüner Energie, <strong>de</strong>shalb<br />

for<strong>de</strong>rn wir eine lan<strong>de</strong>seigene Energieagentur nach <strong>de</strong>m Vorbild Nordrhein-<br />

Westfalens, die Beratungs- und Informationsaufgaben übernimmt<br />

Um eine neue klimafreundliche kommunale Energiepolitik zu ermöglichen, wollen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sich dafür einsetzen, dass Kommunen bei <strong>de</strong>r Neuvergabe<br />

von Konzessionsverträgen für das örtliche Stromnetz kompetent beraten wer<strong>de</strong>n<br />

(beispielsweise durch Muster-Konzessionsverträge, so geschehen in Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg). Außer<strong>de</strong>m wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Kommunen dabei<br />

unterstützen, die Rekommunalisierung <strong>de</strong>s örtlichen Stromnetzes für sich zu prüfen<br />

und gegebenenfalls durch zinsgünstige Kredite <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sbank durchzuführen.<br />

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Energie einsparen und effizienter nutzen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen viele Möglichkeiten zur Energieeinsparung.<br />

Energiemanagement in Verwaltungen und Betrieben spart Geld. Für<br />

Lan<strong>de</strong>sliegenschaften wollen wir ein systematisches Energiemanagement<br />

vorschreiben. Über die eingesparte Energie wer<strong>de</strong>n die Kosten refinanziert.<br />

Energiepässe sind ein positives Beispiel für Transparenz bei Energiebedarf und -<br />

verbrauch.<br />

Weiteres Einsparpotenzial kann im Bereich <strong>de</strong>r Wärmedämmung mobilisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir setzen uns dafür ein, dass die Wärmesanierung aus Mitteln <strong>de</strong>r Kreditanstalt für<br />

Wie<strong>de</strong>raufbau durch die Lan<strong>de</strong>sbank finanziell stärker unterstützt wird. Die<br />

Sanierungsquote <strong>de</strong>s Wohnungsbestan<strong>de</strong>s muss <strong>de</strong>utlich erhöht wer<strong>de</strong>n, das<br />

unterstützt zu<strong>de</strong>m die einheimische Bauwirtschaft. Zu<strong>de</strong>m wollen wir, dass Sachsen-<br />

Anhalt die Nutzung erneuerbar erzeugter Wärme auch im Wohnungsbestand nach<br />

<strong>de</strong>m Vorbild Ba<strong>de</strong>n-Württemberg vorschreibt.<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Effizienz <strong>de</strong>s Energieeinsatzes ist in Sachsen-Anhalt noch viel zu tun.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass hierzu Best-Practice-Projekte umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n und daraus ein umfangreicher Wissenstransfer erfolgt. Durch einen<br />

Energieeffizienzfonds auf Bun<strong>de</strong>sebene sollen auch Investitionen in Sachsen-Anhalt<br />

geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Unser Land muss diese Bemühungen durch ein För<strong>de</strong>rprogramm<br />

unterstützen.<br />

Erneuerbare Energien ausbauen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Anzahl an Solaranlagen in Sachsen-Anhalt<br />

<strong>de</strong>utlich erhöhen.<br />

Bisher ist nur je<strong>de</strong>s 400ste geeignete Dach genutzt. Land und Kommunen sollen<br />

Dachflächen ihrer Gebäu<strong>de</strong> über lan<strong>de</strong>sweite Solarbörsen öffentlich zur Vermietung<br />

bzw. Verpachtung anbieten. Die Kreditvergabe für Solaranlagen ohne Bereitstellung<br />

von Eigenkapital muss erheblich vereinfacht wer<strong>de</strong>n. Im Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan<br />

sollen Flächen ausgewiesen wer<strong>de</strong>n, die für Solaranlagen geeignet sind<br />

(Altlastenflächen etc.). Wir wer<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong> Initiativen für die Regionalen<br />

Entwicklungspläne unterstützen.<br />

Sachsen-Anhalt wird in Zukunft weniger, aber größere Windkraftanlagen haben.<br />

Windkraftanlagen sollen möglichst konzentriert stehen, und zwar dort, wo sie unter<br />

Berücksichtigung von Landschaft und Naturschutz passen. Um die günstigsten<br />

Standorte festzulegen, plädieren wir für ein Gesamtkonzept über alle fünf<br />

Planungsregionen.<br />

Für eine Übergangszeit wird die Abwärme-Nutzung von Kraftwerken und aus <strong>de</strong>r<br />

Industrie für die Fernwärme noch eine große Rolle spielen. Unser Ziel ist es aber,<br />

diese Fernwärme durch Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplungs-Technik zu<br />

gewinnen. Zu<strong>de</strong>m müssen Nah- und Fernwärmeanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung<br />

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aus Blockheizkraftwerken auf Biomasse-Basis verstärkt wer<strong>de</strong>n. Sie sind flexibel<br />

handhabbar.<br />

Bei <strong>de</strong>r energetischen Nutzung <strong>de</strong>r Biomasse hat Sachsen-Anhalt ein ungenutztes<br />

Potenzial bei Bioabfall. Angesichts <strong>de</strong>r kaum noch vermehrbaren Flächen zur<br />

Gewinnung von Biomasse aus <strong>de</strong>r Land- und Forstwirtschaft muss hier endlich<br />

gehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Anteil erneuerbarer Energien zur Versorgung lan<strong>de</strong>seigener Gebäu<strong>de</strong> muss<br />

gesteigert wer<strong>de</strong>n, er ist zurzeit nur gering. Der Bezug von Strom aus erneuerbaren<br />

Energien sollte für diese Häuser verpflichtend sein. Unser Ziel ist, dass geeignete<br />

Lan<strong>de</strong>sgebäu<strong>de</strong> künftig Energie aus <strong>de</strong>r Sonne gewinnen. Das Energiesparen an<br />

Schulen wollen wir beson<strong>de</strong>rs för<strong>de</strong>rn.<br />

Strukturpolitik neu ausrichten<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r Strukturpolitk ein<br />

und wer<strong>de</strong>n die För<strong>de</strong>rsysteme <strong>de</strong>n neuen Anfor<strong>de</strong>rungen anpassen.<br />

Nach 2013 wer<strong>de</strong>n weite Teile Sachsen-Anhalts aus <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Kohäsionspolitik herausfallen, die Mittel für die EU-Agrarfonds wer<strong>de</strong>n voraussichtlich<br />

ebenfalls zurückgefahren. Damit <strong>de</strong>r anstehen<strong>de</strong> Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>n Struktur- und<br />

Agrarfonds nicht zu einem jähen Absturz für das Land wird, müssen bereits jetzt die<br />

Weichen richtig gestellt wer<strong>de</strong>n. So muss sich das Land in Brüssel für<br />

Übergangslösungen, die <strong>de</strong>n Wegfall <strong>de</strong>s Status als Konvergenzgebiet abmil<strong>de</strong>rn,<br />

einsetzen. Ebenso muss im Zuge <strong>de</strong>r Vorbereitung <strong>de</strong>r EU-För<strong>de</strong>rphase ab 2014<br />

dafür gesorgt wer<strong>de</strong>n, dass die Strukturfonds und <strong>de</strong>r Fonds für ländliche<br />

Entwicklung (ELER) wie<strong>de</strong>r unter ein gemeinsames Regelwerk kommen.<br />

Mit diesen EU-För<strong>de</strong>rmitteln wollen wir Sachsen-Anhalt voranbringen. Mehr<br />

Beschäftigung, mehr für Forschung und Entwicklung, ehrgeizige Klimaschutz- und<br />

Energieziele, weniger Schulabbrecherinnen und Schulabbrecher, mehr Studieren<strong>de</strong><br />

und weniger Armut.<br />

In <strong>de</strong>r Zwischenzeit muss das heimische För<strong>de</strong>rsystem auf die zukünftigen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen und Möglichkeiten eingestellt wer<strong>de</strong>n. Die Zeiten, in <strong>de</strong>nen für<br />

Investitionen Geld im Überfluss vorhan<strong>de</strong>n ist, wenn nur die Kofinanzierung erbracht<br />

wird, gehören endgültig <strong>de</strong>r Vergangenheit an. Nun gilt es, die auch durch die<br />

<strong>de</strong>mographische Entwicklung notwendigen Strukturverän<strong>de</strong>rungen und<br />

Mo<strong>de</strong>rnisierungserfor<strong>de</strong>rnisse durch schlanke, integrative und zielgerichtete Projekte<br />

in die Realität umzusetzen. Wir Grüne wer<strong>de</strong>n dafür sorgen, dass für die Bewältigung<br />

dieser neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen die Strukturfonds und <strong>de</strong>r ELER an zentraler Stelle<br />

koordiniert und verwaltet wer<strong>de</strong>n.“<br />

Klare Ziele setzen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Wirtschaftspolitik klare Zielmarken setzen<br />

Die EU hat sich mit <strong>de</strong>r Strategie 2020 erstmals qualitative Wachstumsziele gesetzt.<br />

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Sachsen-Anhalt sollte sich dies zum Vorbild nehmen und sich analog dazu ebenfalls<br />

Zielmarken setzen hinsichtlich <strong>de</strong>r Beschäftigungsquote, <strong>de</strong>r Aufwendungen für<br />

Forschung und Entwicklung, <strong>de</strong>r Klimaschutz- und Energieziele, <strong>de</strong>r Verringerung <strong>de</strong>r<br />

Schulabbrecherquote, <strong>de</strong>m Anteil <strong>de</strong>r jüngeren Generation mit Hochschulabschluss<br />

und <strong>de</strong>r Senkung armutsgefähr<strong>de</strong>ter Personen unter einen <strong>de</strong>finierten Schwellenwert.<br />

Eine neue Landwirtschaft entwickeln<br />

In <strong>de</strong>r Diskussion um die Zukunft <strong>de</strong>r Europäischen Agrarpolitik stehen die<br />

Agrarbeihilfen <strong>de</strong>r EU zu Recht auf <strong>de</strong>m Prüfstand. Als be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>s <strong>de</strong>utsches<br />

Agrarland muss sich Sachsen-Anhalt aus <strong>de</strong>r bisherigen Verteidigung <strong>de</strong>s Status-quo<br />

lösen und sich offensiv mit einer klaren und zukunftsorientierten Position in die<br />

laufen<strong>de</strong> Debatte einbringen.<br />

Agrarbeihilfen <strong>de</strong>r ersten und zweiten Säule (heute: Marktordnungen,<br />

Direktzahlungen (Betriebsprämie) und För<strong>de</strong>rung ländlicher Raum) dürfen nur noch<br />

bezahlt wer<strong>de</strong>n, wenn die Produktionsweisen über die gesetzlichen Min<strong>de</strong>ststandards<br />

<strong>de</strong>s Natur, Umwelt-, Klima- und Tierschutzes hinausgehen und einen hohen<br />

gesellschaftlichen Nutzen bringen. Die ursprünglich als Preisausgleichzahlungen<br />

konzipierten Mittel <strong>de</strong>r Ersten Säule (Marktordnungen und Direktzahlungen) müssen<br />

daher zukünftig für gezielte Maßnahmen, die <strong>de</strong>r Entwicklung einer vielfältigen,<br />

ökologischen, sozialen und innovativen Landwirtschaft dienen, eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei sollten Risikomanagementinstrumente wie Ernteversicherungen und<br />

Beibehaltung eines Sicherheitsnetzes, die Stärkung von Erzeugerorganisationen, die<br />

Bindung an die Anzahl <strong>de</strong>r innerbetrieblich sozialversicherungspflichtig beschäftigten<br />

Arbeitskräfte sowie Familienarbeitskräfte und die erbrachten öffentlichen<br />

Dienstleistungen die wesentlichen Elemente einer bedarfsorientierten Neuausrichtung<br />

<strong>de</strong>r traditionellen Agrarför<strong>de</strong>rung sein. Diese Instrumente stehen <strong>de</strong>m Land bereits<br />

heute in Ansätzen zur Verfügung und sollten soweit es geht auch genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für eine Landwirtschaft, die die natürlichen<br />

Ressourcen schützt, die Fruchtbarkeit <strong>de</strong>r Bö<strong>de</strong>n erhält, Gewässer nicht belastet, die<br />

Biodiversität steigert und dabei eine Vielzahl hochwertiger Naturprodukte und<br />

Nahrungsmittel liefert und somit wie<strong>de</strong>r in die Lage ist neue Arbeitsplätze auf <strong>de</strong>m<br />

Lan<strong>de</strong> zu schaffen. Dieses Ziel kann jedoch nicht erreicht wer<strong>de</strong>n, wenn eine<br />

Agrarpolitik fortgesetzt wird, die zur Aufteilung in intensiv bewirtschafte Äcker in <strong>de</strong>n<br />

Gunstlagen und bis zur Flächenaufgabe extensivierte Agrargebiete in <strong>de</strong>n<br />

Grenzertragsregionen führt und je nach Marktlage in Boomzeiten die Agrargebiete in<br />

Monokulturen <strong>de</strong>s jeweils gängigen Agrarprodukts ohne Rücksicht auf ökologische<br />

Belange in Wert setzt.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wen<strong>de</strong>n sich daher gegen eine Politik, die die<br />

unterschiedlichen Agrarräume vornehmlich <strong>de</strong>n Marktmechanismen überlässt. Die<br />

Agrarpolitik kommt nicht ohne Schutz- und Ausgleichsmechanismen aus. Sie dürfen<br />

aber nicht an <strong>de</strong>r Sicherung von Besitzstän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n Interessen starker<br />

Lobbygruppen ausgerichtet wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn müssen gesellschaftlichen Zielen<br />

unterworfen und in ihrem finanziellen Umfang sowie ihrer inhaltlichen Ausgestaltung<br />

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am tatsächlichen Bedarf ausgerichtet wer<strong>de</strong>n. Die Marktmacht <strong>de</strong>r<br />

landwirtschaftlichen Unternehmen muss gestärkt wer<strong>de</strong>n, damit sie nicht länger<br />

wehrlos <strong>de</strong>m ruinösen Preisdiktat <strong>de</strong>s Lebensmittelhan<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r<br />

Ernährungsindustrie ausgeliefert sind. So wird sich die Angebotssteuerung nach <strong>de</strong>m<br />

Auslaufen <strong>de</strong>r Milchquotenregelung 2015 größtenteils über Lieferverträge zwischen<br />

Erzeugern und Lebensmittelindustrie vollziehen.<br />

Bündnis 90/Die Grünen wollen <strong>de</strong>n ökologischen Landbau und Produkte aus<br />

artgerechter Nutztierhaltung so stärken, dass sie in Sachsen-Anhalt <strong>de</strong>n Weg aus<br />

<strong>de</strong>m Nischendasein einer gutsituierten Bevölkerungsschicht in die Breite <strong>de</strong>r<br />

Gesellschaft fin<strong>de</strong>n. Ein sehr wirksames Instrument wäre, sukzessiv Min<strong>de</strong>stquoten<br />

für diese Produktionsformen in Lieferverträgen auszuhan<strong>de</strong>ln und dafür im Gegenzug<br />

durch gut ausgestattete Agrarumweltmaßnahmen die Erzeugerpreise mo<strong>de</strong>rat zu<br />

halten.<br />

Dort, wo freiwillige Agrarumweltmaßnahmen für <strong>de</strong>n Schutz von Natura 2000 und<br />

an<strong>de</strong>ren Schutzgebieten, für die Biodiversität, <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r Gewässer und Arten<br />

nicht ausreichen, muss stärker mit Auflagen, die über Ausgleichszahlungen<br />

kompensiert wer<strong>de</strong>n, nachgesteuert wer<strong>de</strong>n. Dafür müssen die Managementpläne für<br />

die Natura 2000 Gebiete endlich fertiggestellt und im Hinblick auf ein ausreichen<strong>de</strong>s<br />

Schutzniveau <strong>de</strong>r Naturgüter überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

Naturprodukte und die energetische Nutzung von Pflanzen, bieten bereits heute<br />

neben <strong>de</strong>r Nahrungsmittelproduktion neue Absatzmärkte für eine große<br />

Produktpalette. Hierin liegt eine wesentliche Grundlage für die Landwirtschaft von<br />

morgen. Die Chancen dieser neuen Märkte können aber nur genutzt wer<strong>de</strong>n, wenn<br />

sie stringent und gleichzeitig umsichtig entwickelt wer<strong>de</strong>n. Sackgassen vermei<strong>de</strong>n wir<br />

nur, wenn die Agrarproduktion auf <strong>de</strong>n ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen<br />

und erst in zweiter Linie auf die Rendite hin optimiert wird. Die Züchtungs- und<br />

Agrarforschungseinrichtungen in Sachsen-Anhalt sollten daher anstatt <strong>de</strong>n<br />

Experimenten einer fragwürdigen und gesellschaftlich nicht akzeptieren<br />

Agrogentechnik zu dienen, Produkte und Produktionsmuster entwickeln, die helfen<br />

eine innovative, ökologisch nachhaltige und vielgestaltige Landwirtschaft zu<br />

entwickeln. Denn die Chancen und die Zukunft unserer Landwirtschaft liegen in <strong>de</strong>r<br />

Qualitätsproduktion und <strong>de</strong>r Produktvielfalt.<br />

Chancen regionaler Wirtschaft nutzen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN entwickeln die Stärken und Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r sachsenanhaltischen<br />

Regionen, beson<strong>de</strong>rs im ländlichen Raum.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen auf eine integrierte ländliche Entwicklung.<br />

Sachsen-Anhalt besitzt eine in Deutschland nahezu einmalige Vielfalt an<br />

Naturräumen. Die hohe Anzahl an Großschutzgebieten (Naturparks,<br />

Biosphärenreservate und Nationalpark Harz) zeigt, dass einige Regionen Sachsen-<br />

Anhalts die Potenziale und Chancen erkannt haben. Daher wollen wir die Mittel <strong>de</strong>r<br />

EU-Agrarför<strong>de</strong>rung stärker zur För<strong>de</strong>rung weicher Standortfaktoren (z.B.<br />

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Bildungsangebot) einsetzen.. Gleichzeitig wollen wir über dieses Instrumentarium<br />

regionale Wirtschaftskreisläufe stärker unterstützen, so z. B. das Handwerk o<strong>de</strong>r<br />

Nah-und Grundversorgungseinrichtungen.<br />

Ländliche Räume auf Zukunft einstellen<br />

Das Leben „auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>“ bietet viele Vorteile. Nicht nur viel Natur, Ruhe und eine<br />

gesun<strong>de</strong> Umwelt gehören dazu. Auch Freiheit und Unabhängigkeit sind<br />

Markenzeichen <strong>de</strong>s ländlichen Raums. Selber angebaute Lebensmittel essen, mit<br />

Biomasse heizen, das eigene Regenwasser nutzen, Strom aus <strong>de</strong>r eigenen<br />

Photovoltaikanlage beziehen, mit Pflanzenkläranlagen arbeiten – vieles davon ist in<br />

<strong>de</strong>r Stadt schwerer. Dafür nehmen Menschen in Kauf, nicht die Zentralität <strong>de</strong>r Stadt<br />

zu haben. Dies zu erkennen und nicht weiter zu versuchen, ländliche Räume zur<br />

„Stadt auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>“ zu machen, macht eine gute Politik für <strong>de</strong>n ländlichen Raum<br />

aus.<br />

Dass <strong>de</strong>r ländliche Raum in Sachsen-Anhalt überaltert und sich entleert, ist<br />

mittlerweile allgemein bekannt. Die Politik für <strong>de</strong>n ländlichen Raum gleicht<br />

statt<strong>de</strong>ssen immer noch weitgehend <strong>de</strong>m Muster, das seit 1990 aus <strong>de</strong>n alten<br />

Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn übernommen wur<strong>de</strong>. Wir Grüne halten diese Politik <strong>de</strong>s Weiter-so<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Menschen, die im ländlichen Raum leben, für nicht fair, da ihnen<br />

damit die Chance genommen wird, für ihre konkreten Lebensumstän<strong>de</strong> rechtzeitig<br />

und ausreichend Vorsorge zu treffen. Daher ist es jetzt an <strong>de</strong>r Zeit, entschie<strong>de</strong>n<br />

umzusteuern.<br />

Es muss endlich begonnen wer<strong>de</strong>n, mo<strong>de</strong>rne intelligente Versorgungsstrukturen im<br />

Bereich Gesundheit, Pflege, Verkehr und Einzelhan<strong>de</strong>l aufzubauen. Die<br />

Versorgungsstrukturen wer<strong>de</strong>n sich mittelfristig in <strong>de</strong>n dünn besie<strong>de</strong>lten Gebieten<br />

nur durch gezielte Anreiz- und Steuerungsmaßnahmen und unter konsequenter<br />

Nutzung aller verfügbaren neuen Medien und Informationstechnik (zum Beispiel<br />

Telematik) aufrechterhalten lassen. Dies erfor<strong>de</strong>rt aber weit mehr Know-how als<br />

konventionelle Versorgungsstrukturen. Ein Schwerpunkt muss <strong>de</strong>shalb auf die<br />

Kooperation unterschiedlicher Berufsgruppen gelegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Infrastrukturentwicklung unter solchen Vorzeichen kann auch in <strong>de</strong>n Ministerien <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s nur ressortübergreifend durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Daher müssen über<br />

Pilotprojekte im Bereich Tele-Medizin und -Pflege, Transport und Einzelhan<strong>de</strong>l neue<br />

Formen <strong>de</strong>r Zusammenarbeit mit allen Betroffenen entwickelt und eingeübt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Mittel aus <strong>de</strong>m Europäischen Fonds für ländliche Entwicklung wollen wir auf diese<br />

neuen Herausfor<strong>de</strong>rungen ausrichten, damit hierfür ein Min<strong>de</strong>stmaß an finanziellen<br />

Ressourcen zur Verfügung steht. Liebgewor<strong>de</strong>ne Dorfverschönerungsaktionen<br />

müssen vor <strong>de</strong>n essentiellen Herausfor<strong>de</strong>rungen im Hinblick auf die Lebensfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Ländlichen Raums zurückstehen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen flexible Lösungen zum Erhalt <strong>de</strong>r Grundversorgung<br />

für dünn besie<strong>de</strong>lte Regionen. Bauliche und technische Infrastruktur muss kreativ<br />

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angepasst und gegebenenfalls rückgebaut wer<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>s Dorf muss erreichbar sein,<br />

aber nicht mit mehrspurigen und für <strong>de</strong>n Schwerlastverkehr geeigneten Straßen aus<br />

mehreren Richtungen. Dezentrale Abwasserentsorgung in ländlichen Gebieten muss<br />

Vorrang vor Zwangsanschlüssen an zentrale Abwasserentsorgungen haben.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützen Initiativen für gemeinnützige Dorflä<strong>de</strong>n. Der<br />

Dorfla<strong>de</strong>n muss von <strong>de</strong>r Milch und <strong>de</strong>r Briefmarke bis hin zur Fotokopie und <strong>de</strong>m<br />

schnellen Internetzugang vieles anbieten. Lokale Initiativen für <strong>de</strong>rartige Dorflä<strong>de</strong>n<br />

müssen durch günstige Kredite unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r jetzigen EU-För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n erste Ansätze unternommen, <strong>de</strong>n Fonds für<br />

ländliche Entwicklung (ELER) für die Sanierung von Schulen und Kin<strong>de</strong>rgärten auf<br />

<strong>de</strong>m Land zu öffnen. Diese zaghaften Versuche müssen konsequenter umgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m muss die För<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>n Strukturfonds und <strong>de</strong>n EU-ELER-Mitteln<br />

besser koordiniert wer<strong>de</strong>n. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen auch in dünn<br />

besie<strong>de</strong>lten Gebieten Schulen als kulturelle Zentren etablieren und die medizinische<br />

Versorgung möglichst wohnortnah erhalten. Dazu müssen einzügige Schulen mit<br />

jahrgangsübergreifen<strong>de</strong>m Unterricht zugelassen wer<strong>de</strong>n. Gesundheitshäuser in <strong>de</strong>n<br />

Grundzentren, mobile Arztpraxen o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>schwestern sind Möglichkeiten,<br />

medizinische Grundversorgung sicherzustellen.<br />

Natur plus Kultur auf <strong>de</strong>r Besuchstour verbin<strong>de</strong>n<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen im Tourismus mit <strong>de</strong>n Schwerpunkten<br />

Naturerfahrung, sportliche Betätigung, Kulturerlebnis und Reise in die Geschichte<br />

einen be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Wirtschaftszweig. Schon heute hängen bereits über 40.000<br />

Arbeitsplätze in Sachsen-Anhalt direkt vom Tourismus und an<strong>de</strong>ren<br />

Freizeitaktivitäten ab.<br />

Die Lan<strong>de</strong>sregierung ist für unser einzigartiges kulturelles Erbe mit unter an<strong>de</strong>rem<br />

vier UNESCO-Welterbestätten, einem Netz von 1.000 historischen Gärten und Parks<br />

sowie <strong>de</strong>r Straße <strong>de</strong>r Romanik mit 72 be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n Bauwerken in 60 Orten<br />

verantwortlich. Dazu kommt ein großer Reichtum an Bau<strong>de</strong>nkmälern. Sie bestimmen<br />

<strong>de</strong>n ästhetischen Reiz unserer Kulturlandschaft und die Attraktivität für <strong>de</strong>n<br />

Tourismus – allein die Straße <strong>de</strong>r Romanik zieht jährlich eine Million Menschen an.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen mehr Anreize schaffen, <strong>de</strong>nkmalgeschützte<br />

Gebäu<strong>de</strong> wirtschaftlich zu nutzen. Durch die Stabilisierung historischer Viertel wird<br />

gleichzeitig einem weiteren Flächenverbrauch Einhalt geboten. Wir wollen<br />

gewährleisten, dass das Lan<strong>de</strong>samt für Denkmalpflege und Archäologie seinen<br />

Aufgaben nachkommen kann.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen durch sanften und nachhaltigen Tourismus die<br />

Regionen stärken und die Umwelt erhalten. Dabei sehen wir als beson<strong>de</strong>re<br />

Vermarktungsschwerpunkte im Tourismus <strong>de</strong>n Radtourismus und die<br />

Weltkulturerbestätten. Wir setzen uns für die friedliche Nutzung <strong>de</strong>r Colbitz-<br />

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Letzlinger Hei<strong>de</strong> ein. Sie soll nicht länger Übungsgelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr sein,<br />

son<strong>de</strong>rn für naturverträglichen Tourismus erschlossen wer<strong>de</strong>n. Touristische<br />

Infrastruktur, insbeson<strong>de</strong>re überregionale Radwege, müssen in Verantwortung <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>s aufgebaut und gepflegt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer GRÜN wählt, …<br />

� möchte Sachsen-Anhalt als international beachteten Standort grüner<br />

Technologien etablieren;<br />

� unterstützt neue Arbeitsplätze u.a. in <strong>de</strong>n Bereichen Erneuerbare Energien,<br />

Handwerk, Gesundheit, Pflege,Tourismus und Bildung;<br />

� setzt auf regionale Wirtschaftskreisläufe z.B. aus naturverträglicher<br />

Landwirtschaft.<br />

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4. FÜR EIN SOLIDES SACHSEN-ANHALT<br />

Erdrücken<strong>de</strong> Schul<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r keine Infrastruktur für nachfolgen<strong>de</strong> Generation – das<br />

sind die Schreckgespenster einer falschen Haushaltspolitik. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN setzen die Priorität dagegen auf die Finanzierung von Zukunftsausgaben,<br />

die die <strong>de</strong>mographische Entwicklung und die Folgekosten je<strong>de</strong>r Ausgabe<br />

berücksichtigen.<br />

Schul<strong>de</strong>n und Ausgaben verteilen sich künftig in Sachsen-Anhalt auf immer weniger<br />

Menschen. Neben diesem <strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>l wird Sachsen-Anhalt <strong>de</strong>r<br />

Rückgang <strong>de</strong>r Zuschüsse aus <strong>de</strong>m Solidarpakt und <strong>de</strong>m EU-Strukturfonds zu schaffen<br />

machen. Hauptziel <strong>de</strong>r Finanz- und Haushaltspolitik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

ist es, die notwendigen Ausgaben im Bildungs- und Sozialbereich finanzieren zu<br />

können. Gleichzeitig wollen wir mit <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ntilgung beginnen.<br />

Investitionen in die Zukunft statt Konsum<br />

Die Finanzen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s sind auch <strong>de</strong>r Wahrung <strong>de</strong>s gesamtwirtschaftlichen<br />

Gleichgewichts verpflichtet und können daher nicht wie ein Privathaushalt geführt<br />

wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nnoch gilt auch hier: wer dauerhaft mehr ausgibt als er sich leisten kann,<br />

lebt auf Kosten künftiger Generationen o<strong>de</strong>r verliert seine finanzielle<br />

Handlungsfähigkeit.<br />

Die Haushaltsgesetzgebung sieht daher vor, dass die Verschuldung an die<br />

Investitionsausgaben gebun<strong>de</strong>n wird. Dies geschieht unter <strong>de</strong>r Prämisse, dass<br />

Investitionsausgaben in <strong>de</strong>r Zukunft Einnahmen bzw. Wachstum generieren wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Problem ist auch in Sachsen-Anhalt, dass viele Investitionen keine Einnahmen,<br />

son<strong>de</strong>rn sogar zusätzliche Kosten nach sich ziehen. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite gibt es<br />

insbeson<strong>de</strong>re im Sozial- und Bildungsbereich viele sogenannte konsumtive Ausgaben,<br />

die investiven Charakter haben, da sie voraussichtlich zu mehr Einnahmen führen<br />

bzw. zukünftige Kosten einsparen. Es ist daher notwendig, <strong>de</strong>n Investitionsbegriff<br />

klarer zu <strong>de</strong>finieren.<br />

Bei einem gegebenen Budget sollten zunächst die Ausgaben Vorrang haben, die<br />

Rechtsverpflichtungen ab<strong>de</strong>cken, prioritär sind dann solche Ausgaben anzusehen, die<br />

kurz- o<strong>de</strong>r mittelfristig zu Einnahmen o<strong>de</strong>r Kostenreduzierung führen, die also ihrer<br />

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Qualität nach investiven Charakter haben; dann Ausgaben, die diesem Anspruch<br />

langfristig Rechnung tragen. Erst dann sollten alle an<strong>de</strong>ren Ausgaben erwogen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Einnahmen erhöhen, unnötige Ausgaben sparen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten für eine gerechte Besteuerung und ausfinanzierte<br />

Haushalte ein.<br />

Die Finanz- und Wirtschaftskrise mit milliar<strong>de</strong>nschweren Steuerausfällen bei Bund,<br />

Län<strong>de</strong>rn und Kommunen ist noch nicht überwun<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Krise zeigt sich,<br />

dass eine ungerechte Steuerpolitik auf Bun<strong>de</strong>sebene verbun<strong>de</strong>n mit falscher<br />

Prioritätensetzung <strong>de</strong>n Mangel an staatlichen Mitteln für Soziales, Bildung und Kultur<br />

bei Län<strong>de</strong>rn und Kommunen noch verstärkt. Die meisten Steuern wer<strong>de</strong>n durch<br />

Bun<strong>de</strong>sgesetz geregelt. Von <strong>de</strong>n grünen Vorstellungen auf Bun<strong>de</strong>sebene wür<strong>de</strong><br />

Sachsen-Anhalt durch Mehreinnahmen aus Einkommens- und Erbschaftssteuer sowie<br />

durch Einsparungen bei Subventionen profitieren.<br />

Umweltschädliche Subventionen wollen wir streichen, z.B. für Kohle.<br />

For<strong>de</strong>rungen für eine verbesserte Einnahmesituation muss die Lan<strong>de</strong>sregierung über<br />

<strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>srat permanent thematisieren.<br />

Darüber hinaus muss das Land Möglichkeiten zur Einnahmeverbesserung konsequent<br />

nutzen:<br />

� Finanzverwaltung stärken<br />

� Steuerfahn<strong>de</strong>r verstärkt einsetzen<br />

� Betriebsprüfungen häufiger vornehmen lassen<br />

Zu<strong>de</strong>m kann das Land seine Einnahmesituation auch im Rahmen seiner Pflicht zur<br />

Sicherung einer nachhaltigen Lan<strong>de</strong>sentwicklung verbessern. Sachsen-Anhalt soll<br />

künftig, wie die meisten an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r, einen so genannten „Wassercent“<br />

erheben, <strong>de</strong>r Landwirtschaft und Industrie anhält, das Grundwasser zu schonen. Das<br />

Land soll außer<strong>de</strong>m nicht länger leichtfertig auf För<strong>de</strong>rabgaben aus <strong>de</strong>m Bergbau,<br />

z.B. <strong>de</strong>m Braunkohletagebau verzichten. Insgesamt halten wir rund 50 Millionen Euro<br />

Mehreinnahmen aus Umweltabgaben für möglich.<br />

Schul<strong>de</strong>n begrenzen und abbauen<br />

Mehr als ein Zehntel <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>shaushaltes finanziert zur Zeit <strong>de</strong>r Solidarpakt II, <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m Aufbau <strong>de</strong>r neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r dient. Er läuft schrittweise aus. Im Jahr 2019<br />

fehlen im Vergleich zu 2010 dann über eine Milliar<strong>de</strong> Euro im Lan<strong>de</strong>shaushalt. Zwar<br />

bleibt <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>rfinanzausgleich, die Umverteilung von Steuereinnahmen zwischen<br />

<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn, weiter bestehen. Dennoch muss das Land in <strong>de</strong>n nächsten Jahren einen<br />

ausgeglichenen Haushalt anstreben und mit <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ntilgung beginnen. Nur wenn<br />

die Zinslast schwin<strong>de</strong>t, entsteht wie<strong>de</strong>r mehr finanzpolitischer Handlungsspielraum.<br />

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So geht aktuell ein Zehntel <strong>de</strong>s Haushaltes (von insgesamt 9,9 Milliar<strong>de</strong>n Euro<br />

jährlich) dafür ab, die Zinsen <strong>de</strong>s angehäuften 20-Milliar<strong>de</strong>n-Euro-Schul<strong>de</strong>nbergs<br />

abzuzahlen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass <strong>de</strong>r Bund<br />

mittelfristig die Zuständigkeit für die Steuerverwaltung übernimmt, damit das<br />

uneffektive Neben- und Gegeneinan<strong>de</strong>r von 16 Steuerverwaltungen ein En<strong>de</strong> hat.<br />

Wir wollen, dass das Land aus <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nfalle kommt. Wir wollen eine stärkere<br />

Transparenz in allen Finanzfragen.<br />

Wir for<strong>de</strong>rn eine Schul<strong>de</strong>nbremse. Neue Schul<strong>de</strong>n sollen nur noch begrenzt in<br />

erheblichen Krisensituationen erlaubt sein. Nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Krisensituation ist die<br />

Schul<strong>de</strong>ntilgung verbindlich geregelt. In Anlehnung an die Schweizer<br />

Schul<strong>de</strong>nbremse, ein konjunkturabhängiges Begrenzungsverfahren, hat die<br />

Bun<strong>de</strong>stagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ein solches Konzept entwickelt.<br />

Die Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Grundgesetzes, die 2009 vom Bun<strong>de</strong>stag zur Schul<strong>de</strong>nbegrenzung<br />

verabschie<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, ist für eine sinnvolle Konjunkturpolitik zu unflexibel.<br />

Sparpotenziale nutzen, in zukunftsfähige Bereiche investieren<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Sparpotenziale nutzen, ohne die<br />

Zukunftsfähigkeit <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s aufs Spiel zu setzen.<br />

Grundsätzlich sind alle staatlichen Ausgaben auf <strong>de</strong>n Prüfstand zu stellen. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN gehen davon aus, dass in vielen Bereichen <strong>de</strong>s gesellschaftlichen<br />

Lebens, in <strong>de</strong>nen Steuergel<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, ein höheres Kosten- und<br />

Verantwortungsbewusstsein möglich ist. Deshalb sind Fragen <strong>de</strong>r Effektivität und<br />

Effizienz aller staatlichen Institutionen, Programme und Maßnahmen in allen<br />

Politikfel<strong>de</strong>rn wirksamer zu analysieren. Dazu sind wissenschaftliche Prüfverfahren<br />

und Prüfkriterien zu entwickeln und konsequent umzusetzen. Ziel muss sein, all das<br />

weiter zu entwickeln, was die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s<br />

för<strong>de</strong>rt sowie solche Kosten konsequent zu vermei<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>mographisch unsinnig<br />

und umweltschädlich sind.<br />

Leistungsfähige Unternehmen und wirtschaftliches Wachstum, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />

Schlüsseltechnologien für nachhaltiges Wirtschaften, sind ein unverzichtbares<br />

Fundament für die Zukunft unseres Lan<strong>de</strong>s. Die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wirtschaft muss auch<br />

nach <strong>de</strong>m Jahr 2013 mit <strong>de</strong>m Einsetzen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiv auslaufen<strong>de</strong>n<br />

Investitionszulage <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s durch das Land weitergeführt wer<strong>de</strong>n. Wir<br />

unterstützen insbeson<strong>de</strong>re die Innovationstätigkeit in zukunftsorientierten Bereichen<br />

wie chemisch-biotechnologische Prozesstechnik und Photovoltaik.<br />

Zu einer guten Wirtschaftspolitik gehört aber auch immer eine gute För<strong>de</strong>rung von<br />

Schule und Ausbildung. Für die zukünftige Fachkräftesicherung wollen wir<br />

- die frühkindliche För<strong>de</strong>rung verbessern<br />

- die Qualität <strong>de</strong>r Schulausbildung für alle Kin<strong>de</strong>r erhöhen<br />

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- die Berufsorientierung ausbauen,<br />

- die Kooperation <strong>de</strong>r an Berufsausbildung Beteiligten verbessern<br />

- eine leistungsfähige Hochschullandschaft finanzieren<br />

Wir schließen <strong>de</strong>shalb eine Kürzung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>smittel für die Kin<strong>de</strong>rbetreuung und die<br />

frühkindliche Bildung sowie für Hochschule und Forschung aus. Hochschulen und<br />

an<strong>de</strong>re budgetierte Einrichtungen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s müssen die Kosten für<br />

Tarifsteigerungen in vollem Umfang auf ihr Budget übertragen bekommen. In <strong>de</strong>n<br />

Schulen bleiben die Schülerzahlen in <strong>de</strong>n nächsten Jahren relativ konstant, <strong>de</strong>shalb<br />

ist mehr Personal nur dort zu rechtfertigen, wo sie für notwendige<br />

Qualitätsverbesserungen erfor<strong>de</strong>rlich sind. Eine ausfinanzierte Bildungsinfrastruktur<br />

ist auch erfor<strong>de</strong>rlich, um junge Familien im Land zu halten o<strong>de</strong>r gar für <strong>de</strong>n Umzug in<br />

das Land zu gewinnen.<br />

Das Land gibt zurzeit weniger als 1 Prozent <strong>de</strong>s Haushalts für zivilgesellschaftliche<br />

Träger aus. Ihre haupt- und ehrenamtliche Tätigkeit, z.B. in <strong>de</strong>r Jugend-, Familienund<br />

Frauenför<strong>de</strong>rung halten wir aber für <strong>de</strong>n Erhalt und die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />

Zivilgesellschaft für unverzichtbar. Für die Entwicklung <strong>de</strong>s ehrenamtlichen<br />

Engagements sind geeignete För<strong>de</strong>rinstrumente zu entwickeln.<br />

Die Kreise, Städte und Dörfer prägen die Lebensbedingungen sowie die sozialen und<br />

kulturellen Angebote für ihre Bürgerinnen und Bürger. Die Kommunen müssen mehr<br />

Planungssicherheit bekommen und beim Schul<strong>de</strong>nabbau unterstützt wer<strong>de</strong>n. Sie<br />

müssen aber auch selbst konsequenter Sparpotenziale nutzen, etwa durch<br />

Personalentwicklungskonzepte und besseres Bewusstsein für Folgekosten. Auch bei<br />

<strong>de</strong>n Einnahmen haben Kommunen Potenziale: Subventionen bei <strong>de</strong>n Gebühren für<br />

kommunale Leistungen, von Verwaltungsgebühren bis zu Parkplätzen, sollten<br />

Menschen ohne ausreichen<strong>de</strong>s Einkommen vorbehalten bleiben. Wenn Kommunen<br />

ihre Einnahmepotentiale nicht nutzen, sollen sie zum Ausgleich nicht Gel<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

Finanzausgleich reklamieren dürfen.<br />

Im Verkehrswegebau sind unsinnige Vorhaben wie die Nordverlängerung <strong>de</strong>r A14,<br />

<strong>de</strong>r Saale-Kanal und <strong>de</strong>r Straßentunnel in Mag<strong>de</strong>burg einzustellen. Bei allen<br />

Straßenbauprojekten ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis kritisch daraufhin zu prüfen,<br />

ob nicht mit geringeren Mitteln, etwa durch angepasste Ausbaustandards, die<br />

notwendige Infrastruktur bereitgestellt wer<strong>de</strong>n kann. Für uns gilt insbeson<strong>de</strong>re:<br />

Instandhaltung <strong>de</strong>r Verkehrsinfrastruktur geht vor Ausbau. Eine solche<br />

Herangehensweise ist auch ein Gebot <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen Entwicklung. Die<br />

Straßen, die wir heute (zuviel) bauen, müssen unsere (weniger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n) Kin<strong>de</strong>r<br />

und Enkel mit ihren Steuern erhalten und reparieren. Und wenn diese Straßen dazu<br />

noch „auf Pump“ gebaut sind, übergeben wir die Kosten für Zins und Tilgung auch<br />

noch an die nächste Generation.<br />

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Den öffentlichen Dienst jünger und besser machen<br />

Im öffentlichen Dienst <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s sind zurzeit fast 50.000 Menschen beschäftigt. Die<br />

Vergütung macht etwa ein Viertel <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>shaushalts aus, Ten<strong>de</strong>nz steigend. Bei<br />

geringerer Bevölkerungszahl wird aber auch weniger Lan<strong>de</strong>spersonal gebraucht. Das<br />

Personalentwicklungskonzept <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung baut ausschließlich darauf, dass in<br />

<strong>de</strong>n nächsten Jahren viele Stellen altersbedingt frei wer<strong>de</strong>n. Es zeichnet sich schon<br />

jetzt ab, dass künftig qualifiziertes Personal fehlen wird. Daher wollen wir die<br />

vorhan<strong>de</strong>nen Einsparpotentiale nutzen, um attraktive Arbeitsplätze für junge<br />

Menschen im öffentlichen Dienst anzubieten.<br />

Das Land braucht ein Personalentwicklungskonzept, das diesen Namen auch<br />

tatsächlich verdient. Neben <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen Entwicklung müssen vor allem<br />

strategische Zielsetzungen für die Entwicklung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s bis 2025 politisch<br />

verbindlich ausgehan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Dazu bedarf es einer konsequenten Aufgabenkritik<br />

in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverwaltung. Noch zu oft wer<strong>de</strong>n auf Lan<strong>de</strong>sebene Aufgaben erledigt, die<br />

auf unterer Ebene besser zu erledigen wären, die ganz aus <strong>de</strong>m öffentlichen Dienst<br />

ausgelagert wer<strong>de</strong>n könnten o<strong>de</strong>r die schlicht unnötig sind.<br />

Wir sind für eine Qualifizierungsoffensive im öffentlichen Dienst. Für eine<br />

funktionieren<strong>de</strong> Verwaltung und für die an<strong>de</strong>ren öffentlichen Arbeitsfel<strong>de</strong>r sind viel<br />

stärker als früher ständige Fortbildungen und auch ergänzen<strong>de</strong> Ausbildungen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Diese dürfen nicht Haushaltszwängen zum Opfer fallen, da nur gut<br />

qualifiziertes Personal motiviert und effizient arbeitet.<br />

Mo<strong>de</strong>rne Finanzierungsinstrumente anwen<strong>de</strong>n<br />

Mit Energiesparmaßnahmen lassen sich in vielen öffentlichen Gebäu<strong>de</strong>n durch<br />

Investitionen laufen<strong>de</strong> Kosten einsparen, bei gleichzeitiger Senkung <strong>de</strong>s<br />

Klimagasausstoßes. Derartige Investitionen müssen auch durch private Initiativen<br />

möglich sein, z.B. im Rahmen von Energiespar-„Contracting“. Eventuelle Hür<strong>de</strong>n, die<br />

das Lan<strong>de</strong>shaushaltsrecht <strong>de</strong>n Kommunen hier setzt, wollen wir beseitigen.<br />

„Public-Private-Partnerships“, also die private Finanzierung öffentlicher Gebäu<strong>de</strong>, wie<br />

sie z.B. in Halle (Saale) und Mag<strong>de</strong>burg für Schulsanierungen eingesetzt wur<strong>de</strong>n,<br />

sehen wir kritisch, weil dabei Zinsen und Tilgung für öffentliche Kredite nur durch<br />

langfristige Mietverträge ersetzt wer<strong>de</strong>n. Hier muss genau nachgerechnet wer<strong>de</strong>n, ob<br />

diese Finanzierungsvariante tatsächlich langfristig besser ist.<br />

Durch flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>s „Contracting“ <strong>de</strong>r öffentlichen Liegenschaften, d.h. zentrale<br />

Bewirtschaftung und Beschaffung, Nachnutzung nach Strukturverän<strong>de</strong>rungen,<br />

Vermietungen an Dritte usw. lassen sich die Sachkosten für <strong>de</strong>n Betrieb von<br />

Verwaltungsobjekten optimieren. Auch hier gibt es noch ein großes Einsparpotential<br />

in Sachsen-Anhalt.<br />

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Gleiche Maßstäbe für die Abgeordnetenvergütung<br />

Die öffentlichen Finanzen zu sanieren ist eine schwere Aufgabe, die vielen Menschen<br />

einiges abverlangt. Wir teilen daher die Empörung, wenn Politikerinnen und Politiker<br />

an sich selbst an<strong>de</strong>re Maßstäbe anlegen als an an<strong>de</strong>re. Gute Politik zu machen,<br />

braucht Menschen mit ihrer ganzen Kraft. Daher sind wir für eine auskömmliche<br />

Vergütung von Politikerinnen und Politikern. Sie muss aber mit gleichem Maß<br />

erfolgen.<br />

Daher wollen wir, dass die Diäten genauso behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n wie die Einkommen von<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Wir stehen für die Bürgerversicherung im<br />

Krankenwesen, in <strong>de</strong>r auch Politikerdiäten beitragspflichtig sind. Auch bei <strong>de</strong>r<br />

Pensionsregelung ist es gerecht, wenn Politikerinnen und Politiker in die gesetzliche<br />

Rentenversicherung einzahlen – und später entsprechen<strong>de</strong> Leistungen bekommen.<br />

Sachsen-Anhalt attraktiv gestalten – trotz Bevölkerungsrückgang<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Sachsen-Anhalt trotz Bevölkerungsschwund<br />

attraktiv gestalten.<br />

Der Bevölkerungsrückgang und das wachsen<strong>de</strong> Durchschnittsalter <strong>de</strong>r Gesellschaft in<br />

Sachsen-Anhalt sind nicht mehr aufzuhalten. Mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>l<br />

müssen Probleme gelöst wer<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>r Umbau <strong>de</strong>r Infrastruktur, <strong>de</strong>r Rückbau <strong>de</strong>r<br />

Städte und Gemein<strong>de</strong>n, neue Formen <strong>de</strong>s öffentlichen Verkehrs, die Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Gesundheitsfürsorge und vieles mehr.<br />

Gera<strong>de</strong> für strukturschwache Gebiete sind kreative Lösungen und neue<br />

För<strong>de</strong>rinstrumente zu entwickeln. Gemäß <strong>de</strong>n Erfahrungen aus dünn besie<strong>de</strong>lten<br />

Räumen in <strong>de</strong>n skandinavischen Län<strong>de</strong>rn sind Mittel weniger in die<br />

Erweiterung/Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Infrastruktur als vielmehr in die unkonventionelle<br />

pragmatische Selbsthilfe und an kreative Köpfe vor Ort zu geben.<br />

Für Zuzüge aus an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn und auch aus <strong>de</strong>m Ausland müssen wir<br />

Sachsen-Anhalt attraktiver machen. Damit kann wenigstens eine Abschwächung <strong>de</strong>s<br />

Bevölkerungsverlustes erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Lan<strong>de</strong>shaushalt geschlechtergerecht gestalten<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen auf „Gen<strong>de</strong>r-Budgeting“ und damit auf<br />

Geschlechtergerechtigkeit in allen Haushaltsfragen.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>shaushalt auf seine Auswirkungen auf die Geschlechter in allen<br />

Bereichen überprüfen und das Geld künftig konsequent an Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Geschlechtergerechtigkeit ausrichten. Diese Vorgehensweise ist auch unter <strong>de</strong>m<br />

Begriff „Gen<strong>de</strong>r-Budgeting“ bekannt. Das kommt nicht nur Frauen, son<strong>de</strong>rn auch<br />

Männern zugute und führt zu mehr Transparenz, Qualität und Nachhaltigkeit bei <strong>de</strong>r<br />

Verteilung <strong>de</strong>r Steuergel<strong>de</strong>r.<br />

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Bürgerinnen und Bürger stärker beteiligen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Bürgerbeteiligung bei <strong>de</strong>r Prioritätensetzung in<br />

<strong>de</strong>n Kommunen stärken.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen sich für die Einführung kommunaler<br />

Bürgerhaushalte einsetzen. Das Wesen <strong>de</strong>s Bürgerhaushaltes besteht darin, dass<br />

Bürgerinnen und Bürger gemeinsam Vorstellungen zur Haushaltspolitik erarbeiten<br />

und gegenüber Politikerinnen und Politikern sowie <strong>de</strong>r Verwaltung zum Ausdruck<br />

bringen können. Das Internet bietet neue Möglichkeiten partizipativer Demokratie,<br />

die wir entwickeln und ausprobieren wollen.<br />

Wer GRÜN wählt, …<br />

� möchte eine gerechte Steuerpolitik und die Streichung<br />

umweltschädlicher Subventionen;<br />

� ist für begrenzte Schul<strong>de</strong>naufnahme und konsequente Schul<strong>de</strong>ntilgung;<br />

� setzt sich für mehr Energiesparinvestitionen in öffentlichen Gebäu<strong>de</strong>n<br />

und für gut durchdachte Verkehrsinvestitionen ein;<br />

� stärkt Bürgerbeteiligung und Geschlechtergerechtigkeit in <strong>de</strong>r<br />

Finanzpolitik.<br />

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5. FÜR EIN MOBILES SACHSEN-ANHALT<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Mobilitätsangebote im Lan<strong>de</strong> so weiter<br />

entwickeln, dass alle Menschen bequem, umweltfreundlich und sicher ans Ziel<br />

kommen.<br />

Mobilität be<strong>de</strong>utet Lebensqualität und ist mit unserem Alltags- und Arbeitsleben<br />

untrennbar verbun<strong>de</strong>n. Das Bedürfnis nach Bewegungsfreiheit ist groß, egal ob man<br />

mit <strong>de</strong>m Rad o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Auto, <strong>de</strong>m Zug o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Rollstuhl, zu Fuß o<strong>de</strong>r mit<br />

Straßenbahn o<strong>de</strong>r Bus unterwegs ist.<br />

Verkehrspolitik muss die Mobilität <strong>de</strong>r Menschen sichern. Verkehrspolitik muss jedoch<br />

auch Rahmenbedingungen setzen, damit Lärm, Staus, Schä<strong>de</strong>n an Gebäu<strong>de</strong>n sowie<br />

Unfälle die Lebensqualität <strong>de</strong>r Menschen nicht herabsetzen.<br />

In Sachsen-Anhalt kommt es beson<strong>de</strong>rs darauf an, für weniger sowie sich in <strong>de</strong>r<br />

Altersstruktur verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Bevölkerung Mobilität zu gestalten. Um künftigen<br />

Generationen keine unbezahlbare Hypothek zu hinterlassen, müssen Straßen und<br />

Versorgungskonzepte künftig bezahlbar bleiben.<br />

Schon <strong>de</strong>r Vergleich <strong>de</strong>r Städte Sachsen-Anhalts zeigt, dass im Verkehr viele<br />

Verän<strong>de</strong>rungen möglich sind. So hat Halle (Saale) mit 38 Prozent einen wesentlich<br />

geringeren Auto-Anteil als Mag<strong>de</strong>burg und Dessau mit 50 Prozent. In Dessau sind<br />

<strong>de</strong>nnoch 22 Prozent Radverkehr möglich, in Mag<strong>de</strong>burg 20 Prozent Bus- und<br />

Bahnverkehr. Aber es geht noch mehr: In Berlin ist <strong>de</strong>r Auto-Anteil an <strong>de</strong>n Wegen<br />

inzwischen auf weniger als ein Drittel gesunken, <strong>de</strong>r Bus- und Bahnanteil auf 26<br />

Prozent gestiegen.<br />

Mobil auf <strong>de</strong>n Straßen<br />

Seit 1990 sind viele Fernstraßen neu gebaut wor<strong>de</strong>n. Sachsen-Anhalt leistet sich pro<br />

Kopf mehr Fernstraßenkilometer als je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r. Dennoch wollen<br />

Lan<strong>de</strong>s- und Bun<strong>de</strong>sregierung zahlreiche weitere Straßen und Autobahnen bauen.<br />

Gleichzeitig verfallen viele Straßen, Rad- und Fußwege, weil Land und Kommunen<br />

das Geld für Instandhaltung fehlt. Straßen zu unterhalten, ist sehr teuer. Beispiel:<br />

Die Instandhaltungskosten für die fast 4000 km Lan<strong>de</strong>sstraßen lägen bei über 100<br />

Mio Euro, wenn das Land seiner Pflicht nachkommen wür<strong>de</strong>.<br />

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist <strong>de</strong>r Straßenverkehr – insbeson<strong>de</strong>re im ländlichen<br />

Raum – ein unverzichtbarer Bestandteil <strong>de</strong>s Verkehrssystems. Daher wollen wir das<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Geld auf <strong>de</strong>n Unterhalt <strong>de</strong>r Straßen konzentrieren und das vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Netz dort weiterentwickeln, wo dies z.B. wegen <strong>de</strong>s Lärmschutzes notwendig ist.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lehnen die Nordverlängerung <strong>de</strong>r A14 ab. Die Prognosen<br />

gehen beim Autobahnbau von einer Verdreifachung <strong>de</strong>s Verkehrs aus. Der damit<br />

verbun<strong>de</strong>ne Anstieg <strong>de</strong>r CO2-Emissionen wi<strong>de</strong>rspricht <strong>de</strong>n Klimaschutzzielen <strong>de</strong>s<br />

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Lan<strong>de</strong>s. Je<strong>de</strong>r Kilometer <strong>de</strong>r 155 km langen Trasse soll 8,4 Millionen Euro kosten.<br />

Gesamtkosten: 1,3 Milliar<strong>de</strong>n Euro. Wir setzen uns für <strong>de</strong>n alternativen Ausbau <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>sstraßen B71 und B189 ein, weil damit die verkehrsgeplagten Ortschaften<br />

schneller und kostengünstig entlastet wer<strong>de</strong>n können und wertvolle Naturräume mit<br />

17 FFH-Gebieten und 8 europäischen Vogelschutzgebieten nicht beeinträchtigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir lehnen <strong>de</strong>n Neubau <strong>de</strong>r Autobahn A143 westlich von Halle (Saale) ab.<br />

Verkehrszählungen und -prognosen zeigen, dass kein Bedarf mehr besteht. Die<br />

geplante Nordumgehung in Dessau lehnen wir aus <strong>de</strong>n gleichen Grün<strong>de</strong>n ab. Eine<br />

Verlängerung <strong>de</strong>r B6n in Richtung Osten über die A9 hinaus zerschnei<strong>de</strong>t wertvolle<br />

Naturschutzgebiete. Dieses Vorhaben wollen wir bereits im Planungsstadium<br />

verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Mit <strong>de</strong>m eingesparten Geld können dort Ortsumgehungen gebaut und gleichzeitig die<br />

Ortsdurchfahrten zurückgebaut wer<strong>de</strong>n, wo dies bisher zurückgestellt wur<strong>de</strong>. Dazu<br />

gehören neben <strong>de</strong>n Orten an <strong>de</strong>r B 189 in <strong>de</strong>r Bör<strong>de</strong> und Altmark auch die<br />

Ortsumgehung in Roßlau sowie die Nordumfahrung von Coswig. Außer<strong>de</strong>m wollen wir<br />

mehr kostenlose Pendlerparkplätze an Anschlussstellen <strong>de</strong>r Autobahnen und<br />

Schnellstraßen (B 6n) einrichten. In je<strong>de</strong>m Einzelfall ist zu prüfen, ob die<br />

eingesparten Mittel nicht besser zur Senkung <strong>de</strong>r Kreditaufnahmen verwen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Wir wollen <strong>de</strong>n Rückbau von Straßen för<strong>de</strong>rn, auf <strong>de</strong>nen das Verkehrsaufkommen<br />

gering ist. Auf diese Weise können künftige Unterhaltskosten gespart wer<strong>de</strong>n.<br />

In Mag<strong>de</strong>burg und Halle (Saale) wer<strong>de</strong>n die EU-Grenzwerte zum Feinstaub und zur<br />

Stickstoffdioxidbelastung überschritten. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN befürworten<br />

wirksame Umweltzonen in <strong>de</strong>n Städten als schnell wirksame Maßnahme. Die Kritik,<br />

Umweltzonen seien nicht wirksam, ist dann nicht berechtigt, wenn nur Autos mit<br />

grüner Plakette zugelassen sind.<br />

Sicher mobil<br />

2009 wur<strong>de</strong>n über 2.000 Menschen bei Verkehrsunfällen schwer verletzt, 164<br />

Menschen starben. Die Zahl <strong>de</strong>r getöteten Kin<strong>de</strong>r ist gestiegen. Hauptunfallursache<br />

ist überhöhtes Tempo. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN for<strong>de</strong>rn daher eine generelle<br />

Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen von 120 Stun<strong>de</strong>nkilometer.<br />

Geschwindigkeitsbegrenzungen sind auch auf vielen Bun<strong>de</strong>s- und Lan<strong>de</strong>sstraßen<br />

innerhalb von Ortschaften aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n wie auch aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Lärmschutzes und <strong>de</strong>r Luftbelastung notwendig. Deren Einführung durch die<br />

betroffenen Kommunen wollen wir erleichtern.<br />

Mobilitätserziehung trägt zu einem sichereren Straßenverkehr bei, wenn sie mehr als<br />

die klassische Verkehrserziehung ist. Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche sollen sich hier<br />

frühzeitig mit an<strong>de</strong>ren Verkehrsmitteln als <strong>de</strong>m Auto vertraut machen.<br />

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Umweltfreundlich in Bus und Bahn mobil<br />

Ohne Busse und Bahnen <strong>de</strong>s Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) stün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Verkehr in größeren Städten im Dauerstau. Auf <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong> ist er vor allem für<br />

Menschen ohne Führerschein o<strong>de</strong>r Fahrzeug wichtig – z.B. für Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche<br />

und Menschen mit geringem Einkommen. Öffentlicher Personennahverkehr<br />

verbraucht weniger Energie und weniger Fläche als Autoverkehr.<br />

In <strong>de</strong>n meisten Landkreisen gibt es nur ein Grundangebot, das vor allem <strong>de</strong>m<br />

Schülerverkehr dient. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind häufig auf das Auto<br />

angewiesen. Aber es geht auch an<strong>de</strong>rs: Wernigero<strong>de</strong> und Sangerhausen zum Beispiel<br />

verfügen über vorbildliche Stadtbussysteme.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen auf <strong>de</strong>m Land auch in Zukunft ein Grundangebot<br />

im ÖPNV sichern. Dafür sind nicht immer Bahn und Omnibus wirtschaftlich am besten<br />

geeignet. Anrufsysteme in Zusammenarbeit mit Taxi-Unternehmen sind oft<br />

preisgünstiger und flexibler.<br />

Der ÖPNV schafft aber auch für Touristen Unabhängigkeit von Parkplätzen und<br />

för<strong>de</strong>rt die Begegnung mit Einheimischen. Er ist Aushängeschild einer<br />

Tourismusregion, schafft dort Arbeitsplätze und muss offensiv vermarktet wer<strong>de</strong>n.<br />

Dazu gehört auch eine Erhöhung <strong>de</strong>r Attraktivität <strong>de</strong>r Haltepunkte, z.B. die<br />

Ansiedlung von Gastronomie und Cafes in <strong>de</strong>r Nähe von Bahnhöfen.<br />

Die Angebotsqualität in <strong>de</strong>n Städten wird durch die schwierige Finanzlage <strong>de</strong>r<br />

Kommunen und das schrittweise Absenken <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s- und Bun<strong>de</strong>sför<strong>de</strong>rung<br />

gefähr<strong>de</strong>t. Trotz<strong>de</strong>m för<strong>de</strong>rn Städte oft gleichzeitig die Nutzung <strong>de</strong>s PKW, etwa durch<br />

großzügige und kostenlose Parkmöglichkeiten.<br />

In Städten wollen wir über die Grundversorgung hinaus attraktive Angebote für<br />

Verbindungen mit hoher potenzieller Nachfrage. Dies sind neben innerstädtischen<br />

Angeboten vor allem die Bahnverbindungen zwischen mittleren und größeren<br />

Städten. Kurze Taktzeiten, komfortable Wagen und schnelle Reisezeiten machen sich<br />

hier bezahlt und können Menschen zum Umstieg vom PKW auf die Bahn bewegen.<br />

Die kostenlose Mitnahme von Fahrrä<strong>de</strong>rn in Bahn, Bus und Straßenbahn muss überall<br />

selbstverständlich sein.<br />

Der Bahnverkehr muss sinnvoll getaktet und mit an<strong>de</strong>ren Verkehrsmitteln verzahnt<br />

und abgestimmt sein. Wir brauchen Car-Sharing- und Leih-Fahrrad-Angebote vor Ort<br />

an <strong>de</strong>n Haltestellen. Die Bahn muss animiert wer<strong>de</strong>n, ihre eigenen Angebote in<br />

diesen Bereichen in Sachsen-Anhalt an mehr Haltestellen anzubieten.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Mittel<strong>de</strong>utschen Verkehrsverbund (MDV) um<br />

die Kreise Mansfeld-Südharz und Anhalt-Bitterfeld sowie um die Stadt Dessau-Roßlau<br />

erweitern. Dann gilt: Ein Fahrschein für alle Wege nach Leipzig und Halle (Saale). Im<br />

Nor<strong>de</strong>n von Sachsen-Anhalt wollen wir <strong>de</strong>n Landkreis Stendal in <strong>de</strong>n<br />

Verkehrsverbund „Marego“ einbeziehen.<br />

Der Regionalverkehr auf <strong>de</strong>r Schiene wird vom Land bestellt. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN setzen auf mehr schnelle Verbindungen zwischen <strong>de</strong>n Zentren, um die Bahn<br />

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konkurrenzfähig zum Auto zu machen. An<strong>de</strong>re Anbieter von Zügen <strong>de</strong>s Nahverkehrs<br />

in Sachsen-Anhalt müssen bruchlos in Informations-, Preis- und Ticketsysteme<br />

eingebun<strong>de</strong>n sein. Wo keine Eisenbahnverbindungen angeboten wer<strong>de</strong>n können,<br />

müssen Regio-Busse diese Funktion erfüllen.<br />

Die Deutsche Bahn AG ist offenbar nicht zur Sanierung <strong>de</strong>r Nebenstrecken bereit.<br />

Deshalb schlagen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vor, Nebenstrecken in<br />

Lan<strong>de</strong>sverantwortung zu übernehmen, vorausgesetzt, dass sich private Unternehmen<br />

zu Kooperationen fin<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für günstigere Monatskarten im<br />

Regionalverkehr bis hin zur Schaffung einer Nahverkehrskarte für Sachsen-Anhalt<br />

ein. Mit dieser Karte nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r BahnCard 100 wäre es dann möglich, auf<br />

<strong>de</strong>n Strecken in Sachsen-Anhalt ohne zusätzliches Ticket <strong>de</strong>n Zug o<strong>de</strong>r Bus zu<br />

nutzen. Diese Karte macht <strong>de</strong>n Nahverkehr attraktiver.<br />

Fernverkehr <strong>de</strong>r Bahn verbessern<br />

BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN setzen sich dafür ein, die Anbindung <strong>de</strong>r zentralen<br />

Bahnhöfe Mag<strong>de</strong>burg und Halle (Saale) an <strong>de</strong>n Fernverkehr zu erhalten und<br />

auszubauen. Die bestehen<strong>de</strong>n IC und ICE-Halte wollen wir erhalten. Für Dessau-<br />

Roßlau ist die Sanierung <strong>de</strong>r Bahnstrecke über Potsdam nach Berlin Voraussetzung,<br />

um mittelfristig wie<strong>de</strong>r direkt an <strong>de</strong>n Fernverkehr angeschlossen wer<strong>de</strong>n zu können.<br />

Güter umweltfreundlich transportieren<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Güterverkehr auf die Schiene konzentrieren.<br />

Sind weniger LKW auf Autobahnen und Straßen unterwegs, be<strong>de</strong>utet das weniger<br />

Lärm und Abgase. Die LKW-Maut sollte mittelfristig für alle Straßen gelten.<br />

Kurzfristig setzen wir uns bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung dafür ein, die LKW-Maut auf<br />

Bun<strong>de</strong>sstraßen, die als Umgehungsrouten benutzt wer<strong>de</strong>n, auszuweiten (z. B.<br />

Mag<strong>de</strong>burger Ring). Wir wollen im Lan<strong>de</strong>sentwicklungsplan verankern, dass neue<br />

Gewerbegebiete nur an Standorten mit Gleisanschluss zu för<strong>de</strong>rn sind.<br />

Elbe und Saale mobil – flussgerecht!<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Elbe als Wasserstraße nimmt kontinuierlich ab. Nur noch 0,2<br />

Prozent aller Gütertransporte im Elberaum laufen über die Schifffahrt.<br />

Als Niedrigwasserfluss ist die Elbe als Verkehrsweg für <strong>de</strong>n mo<strong>de</strong>rnen Frachtverkehr<br />

mit Europaschiffen nicht verlässlich genug. Europaschiffe sind auf eine Wassertiefe<br />

von 2,50 Meter angewiesen, um wirtschaftlich fahren zu können. Klimastudien sagen<br />

voraus, dass Dauer und Häufigkeit <strong>de</strong>r Niedrigwasserperio<strong>de</strong>n infolge <strong>de</strong>s<br />

Klimawan<strong>de</strong>ls noch zunehmen wer<strong>de</strong>n. Deshalb ist es wirtschaftlicher Unsinn, wenn<br />

die CDU-/SPD-Lan<strong>de</strong>sregierung mit massiven Baumaßnahmen im Fluss eine<br />

Min<strong>de</strong>sttiefe <strong>de</strong>s Flusses von 1,60 Meter herzustellen versucht. Diese<br />

Baumaßnahmen kosten 40 Millionen Euro im Jahr, bringen <strong>de</strong>r Frachtschifffahrt gar<br />

nichts und zerstören die Naturlandschaft Elbe unwie<strong>de</strong>rbringlich.<br />

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Trotz<strong>de</strong>m planen Bun<strong>de</strong>s- und Lan<strong>de</strong>sregierung mit <strong>de</strong>m Saale-Kanal (sog.<br />

Schleusenkanal Tornitz) bereits die nächste Fehlinvestition in Höhe von 100 Millionen<br />

Euro. Der Kanal soll die Erreichbarkeit <strong>de</strong>s Hafens Halle verbessern. Wie die Schiffe<br />

jedoch die Saale erreichen sollen, wenn sie zuvor durch die flache Elbe müssen,<br />

bleibt offen.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n uns weiter gegen <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Elbe und <strong>de</strong>n Bau <strong>de</strong>s Saalekanals<br />

stark machen. Wir wer<strong>de</strong>n uns dafür einsetzen, die Elbe als Wasserweg für<br />

Personenschifffahrt und Son<strong>de</strong>rtransporte so entwickeln, dass eine nachhaltige<br />

Entwicklung durch mehr Elbetourismus möglich ist.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass das energieeffiziente<br />

Schiffshebewerk Mag<strong>de</strong>burg-Rothensee wie<strong>de</strong>r in Betrieb genommen wird.<br />

Dieses einzigartige technische Denkmal ist sparsamer als die sog.<br />

„Doppelsparschleuse“ und ist für die Freizeitschifffahrt und als touristische<br />

Attraktion unverzichtbar. Auch die traditionellen Gierseilfähren an Elbe und Saale<br />

sind umweltfreundliche Verkehrsmittel und touristische Attraktionen. Sie sollen<br />

erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

Mobil zu Fuß und per Rad<br />

Zufußgehen und Fahrradfahren sind die umweltfreundlichsten und gesün<strong>de</strong>sten<br />

Fortbewegungsmöglichkeiten. Mehr als ein Fünftel aller Wege erledigen Menschen zu<br />

Fuß, treffen dabei an<strong>de</strong>re Menschen und erfahren ihre Umgebung. Ein attraktiver und<br />

sicherer Fuß- und Radverkehr ist beson<strong>de</strong>rs für unsere Kin<strong>de</strong>r wichtig. Für sie muss<br />

es selbstverständlich sein, wo immer möglich ihre Alltagswege zu Fuß o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />

Rad zurückzulegen um ihre Heimat für sich zu ent<strong>de</strong>cken und an <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

eigener Mobilität zu wachsen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Fußverkehr in <strong>de</strong>n Städten und Gemein<strong>de</strong>n<br />

Sachsen-Anhalts för<strong>de</strong>rn. Straßenbauför<strong>de</strong>rmittel sollen Sicherheit und Komfort für<br />

Menschen zu Fuß und auf <strong>de</strong>m Rad zur Bedingung haben. Umwege für<br />

Fußgängerinnen und Fußgänger darf es nicht mehr geben.<br />

Sachsen-Anhalt könnte ein Fahrradland sein, mit seinen flachen Strecken und<br />

großartiger Natur. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN begrüßen, dass es 20 Jahre nach<br />

Gründung unseres Bun<strong>de</strong>slan<strong>de</strong>s einen Lan<strong>de</strong>sradverkehrsplan geben soll. Der<br />

Entwurf muss mit Zielen versehen, beschlossen und ausreichend finanziert<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Radverkehr ist touristisch be<strong>de</strong>utsam. Der Hauptanteil <strong>de</strong>r Wege mit <strong>de</strong>m Rad wird<br />

jedoch im Alltagsverkehr zurückgelegt – vor allem in <strong>de</strong>n Städten, aber auch in <strong>de</strong>n<br />

Dörfern und zwischen <strong>de</strong>n Dörfern im Lan<strong>de</strong>.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Anteil <strong>de</strong>r Radfahrten am Gesamtverkehr in<br />

Sachsen-Anhalt auf 20 Prozent heben. Wir for<strong>de</strong>rn, Straßenbaumittel für <strong>de</strong>n<br />

Radverkehr entsprechend seines Anteils am Gesamtverkehr zu reservieren.<br />

Wir wollen die Lan<strong>de</strong>sbauordnung so än<strong>de</strong>rn, dass in Bauverfahren ausreichend und<br />

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gute Fahrradabstellanlagen zwingend vorgeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN drängen darauf, die unkomplizierte Fahrradmitnahme auf<br />

alle öffentlichen Verkehrsmittel inklusive <strong>de</strong>s Fernverkehrs <strong>de</strong>r Bahn auszuweiten.<br />

Grüne Zukunft <strong>de</strong>s Autos<br />

Mobilität, nicht Autobesitz, steht schon heute für viele Menschen im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Gera<strong>de</strong> im ländlichen Raum spielt das Auto weiter eine große Rolle. Klimawan<strong>de</strong>l und<br />

Erdölknappheit zwingen dazu, die Entwicklung neuer Antriebs- und Nutzungsformen<br />

für <strong>de</strong>n PKW zu beschleunigen. Elektromotoren sind jedoch nur dann sinnvoll, wenn<br />

<strong>de</strong>r Strom aus regenerativen Energiequellen stammt.<br />

Die öffentlichen Mobilitätsangebote müssen noch stärker miteinan<strong>de</strong>r vernetzt<br />

arbeiten. Sie wer<strong>de</strong>n ergänzt durch Carsharing und elektrisch betriebene öffentliche<br />

Mieträ<strong>de</strong>r. Dazu wollen wir im öffentlichen Raum Stellflächen bereitstellen und mit<br />

Car-Sharing-Nutzung Teile <strong>de</strong>s Fuhrparks <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sbehör<strong>de</strong>n ersetzen. Wo <strong>de</strong>r<br />

eigene PKW notwendig ist, können Elektroleichtfahrzeuge viele Funktionen<br />

übernehmen.<br />

Sachsen-Anhalt hat gute Chancen, mit grüner Elektromobilität neue<br />

Wirtschaftszweige zu entwickeln, <strong>de</strong>nn Elektromobilität braucht nicht nur Fahrzeuge,<br />

son<strong>de</strong>rn auch ihre eigene Infrastruktur, wie beispielsweise La<strong>de</strong>stationen auf<br />

Parkplätzen.<br />

BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass Sachsen-Anhalt als Land <strong>de</strong>r<br />

erneuerbaren Energien sich auch in <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Elektromobilität einen<br />

führen<strong>de</strong>n Platz in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik sichert.<br />

Flugverkehr<br />

Mit <strong>de</strong>m Flughafen Leipzig/Halle existiert für Sachsen-Anhalt ein gut ausgebauter und<br />

gut erschlossener Standort. Damit ist nach Ansicht von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

<strong>de</strong>r Bedarf an Flughäfen im Land ge<strong>de</strong>ckt. Den Flughafen Cochstedt lehnen wir ab.<br />

Weitere Flugplätze sind we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern noch <strong>de</strong>r<br />

Umwelt zuzumuten. Sachsen-Anhalt braucht ein gemeinsames Flughafenkonzept mit<br />

Sachsen und Thüringen.<br />

Nachtflüge beeinträchtigen die Lebensqualität <strong>de</strong>r Bewohnerinnen und Bewohner <strong>de</strong>r<br />

Region. Die Maßnahmen zum Lärmschutz sind noch immer unzureichend. Deshalb<br />

for<strong>de</strong>rn BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN weitere aktive und passive<br />

Schallschutzmaßnahmen. Außer<strong>de</strong>m sind emissions- und tageszeitabhängige<br />

Lan<strong>de</strong>gebühren und ein bun<strong>de</strong>sweites Nachtflugverbot notwendig.<br />

Wer GRÜN wählt, …<br />

… verhin<strong>de</strong>rt überdimensionierte Straßenbauten mit hohen Folgekosten<br />

und <strong>de</strong>n Ausbau von Elbe und Saale;<br />

… stimmt für schnelle Regionalzüge zwischen <strong>de</strong>n Zentren <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s;<br />

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… setzt sich dafür ein, dass mehr Straßenbaumittel für <strong>de</strong>n Radverkehr<br />

reserviert wer<strong>de</strong>n;<br />

… for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Schutz vor Fluglärm in <strong>de</strong>r Nacht.<br />

6. FÜR EIN GESCHLECHTERGERECHTES SACHSEN-ANHALT<br />

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN geht es in Sachsen-Anhalt in allen Politikfel<strong>de</strong>rn<br />

immer auch um gleiche Rechte und Chancen für Frauen und Männer – das ist eine<br />

Frage <strong>de</strong>r Gerechtigkeit. Das bezieht sich auf existenzsichern<strong>de</strong> Beschäftigung bei<br />

gleichem Lohn für gleiche Arbeit ebenso wie auf <strong>de</strong>n uneingeschränkten Zugang von<br />

Frauen zu verantwortlichen Positionen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Frauen<br />

müssen vor je<strong>de</strong>r Form von Gewalt geschützt und zur Durchsetzung ihrer Rechte<br />

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müssen diese strukturell verankert wer<strong>de</strong>n.<br />

Chancengleichheit für Frauen und Männer schaffen<br />

Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine<br />

zentrale <strong>de</strong>mokratische Herausfor<strong>de</strong>rung. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass<br />

Frauen und Männer auf Augenhöhe miteinan<strong>de</strong>r umgehen. Frauenpolitik darf nicht<br />

auf Familienpolitik reduziert wer<strong>de</strong>n. Unser Ziel ist ein gleichberechtigter Zugang zu<br />

Erwerbs- und Familienarbeit für bei<strong>de</strong> Geschlechter. Gera<strong>de</strong> in „Männerberufen“ ist<br />

Teilzeitarbeit heute zu häufig ein Fremdwort. Daher muss die Lan<strong>de</strong>sregierung mit<br />

Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern neue<br />

Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Teilzeitarbeit entwickeln, um Männer verstärkt an <strong>de</strong>r Familienarbeit zu<br />

beteiligen.<br />

Frauen und Mädchen sind nach wie vor benachteiligt. Ihnen gebühren dauerhafte<br />

Unterstützung, gleicher Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt, die Teilhabe an<br />

kultureller Vielfalt, <strong>de</strong>r Schutz vor Gewalt und Diskriminierung, die Freiheit <strong>de</strong>r<br />

Umsetzung unterschiedlicher Lebensentwürfe und die gleichberechtigte Mitwirkung<br />

an politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen. Jungen und Männer sind aber<br />

nicht immer nur die Profiteure <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Rollenteilung. Sie befin<strong>de</strong>n sich in<br />

einem ihnen zu eng gewor<strong>de</strong>nen Korsett. Auch sie brauchen in verschie<strong>de</strong>nen<br />

gesellschaftlichen Bereichen För<strong>de</strong>rung und müssen an bisher untypische<br />

Bereiche herangeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass alle Maßnahmen in Politik,<br />

Verwaltung und Gesellschaft auf ihre Auswirkungen auf bei<strong>de</strong> Geschlechter überprüft<br />

wer<strong>de</strong>n.. Wir wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>shaushalt auf seine Auswirkungen auf die<br />

Geschlechter in allen Bereichen überprüfen und die Lan<strong>de</strong>sausgaben künftig<br />

konsequent an Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Geschlechtergerechtigkeit ausrichten. Das führt zu<br />

mehr Transparenz, Qualität und Nachhaltigkeit bei <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Ausgaben. Geleistet wer<strong>de</strong>n soll dies durch die Lan<strong>de</strong>sbeauftragte für Frauen- und<br />

Gleichstellungspolitik, die zukünftig direkt beim Landtag angesie<strong>de</strong>lt wird..<br />

Für Frauen existenzsichern<strong>de</strong> Erwerbstätigkeit ermöglichen<br />

Die meisten Frauen und Männer wollen und müssen einer existenzsichern<strong>de</strong>n<br />

Beschäftigung nachgehen. Die Politik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist darauf<br />

gerichtet, <strong>de</strong>r Abwan<strong>de</strong>rung vor allem junger, gut ausgebil<strong>de</strong>ter Frauen<br />

entgegenzuwirken. Eine Voraussetzung dafür ist, gute Rahmenbedingungen für die<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen. Dazu bedarf es flexibler<br />

Arbeitszeiten für Frauen und Männer ebenso wie einer ganztägigen Kin<strong>de</strong>rbetreuung<br />

in unterschiedlichen Formen. Der bestehen<strong>de</strong> Rechtsanspruch auf einen<br />

Betreuungsplatz muss für alle Kin<strong>de</strong>r unabhängig vom Erwerbsstatus ihrer Eltern<br />

gelten. Die Öffnungszeiten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuung müssen sich an die Arbeitszeiten <strong>de</strong>r<br />

Eltern anpassen und nicht umgekehrt.<br />

Geschlechtergerechtigkeit heißt für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen-Anhalt<br />

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auch, gleiche Entlohnung gleicher bzw. gleichwertiger Arbeit sowie Qualifizierungsund<br />

berufliche Wie<strong>de</strong>reinstiegsprogramme für Frauen und Männer, die nach einer<br />

Phase <strong>de</strong>r Familienarbeit wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Beruf aufnehmen wollen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für eine verbesserte Situation <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung von<br />

Frauen in <strong>de</strong>r Privatwirtschaft sowie für <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>s Frauenför<strong>de</strong>rgesetzes für <strong>de</strong>n<br />

öffentlichen Dienst. Die Ausweitung <strong>de</strong>r gleichstellungs- und frauenför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Maßnahmen in <strong>de</strong>r Wirtschaft und bei Existenzgründungen im Land hat für uns<br />

Priorität. Unser Ziel ist die gleichberechtigte Verteilung von Familien- und<br />

Erwerbsarbeit für Männer und Frauen und eine gesellschaftliche Neubewertung dieser<br />

Tätigkeiten. Wir wer<strong>de</strong>n uns dafür einsetzen, dass alle Lan<strong>de</strong>seinrichtungen<br />

konsequent familienfreundlich gestaltet wer<strong>de</strong>n und wir wer<strong>de</strong>n politische Leitplanken<br />

entwickeln, die auch die Privatwirtschaft auf Familienfreundlichkeit verpflichtet. Für<br />

Familien mit pflegebedürftigen Angehörigen wer<strong>de</strong>n BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

Mo<strong>de</strong>lle entwickeln, die es Frauen und Männern ermöglichen, Pflegeverantwortung zu<br />

übernehmen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN favorisieren ein Steuerrecht, das Frauen<br />

nicht als Zuverdienerinnen versteht, son<strong>de</strong>rn eigenständige Existenzsicherung und<br />

daraus resultieren<strong>de</strong> eigene Rentenansprüche sichert. Das so genannte<br />

Ehegattensplitting wollen wir durch eine unabhängige Kin<strong>de</strong>rgrundsicherung<br />

ersetzen.<br />

Frauen und Männer diskriminierungsfrei bil<strong>de</strong>n<br />

Die Sicherstellung eines uneingeschränkten Zugangs von Frauen zur Bildung ist ein<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Baustein für die Stärkung <strong>de</strong>r Frauen und ein wichtiges Instrument,<br />

um die Gleichstellung <strong>de</strong>r Geschlechter zu erreichen. Geschlechtsbezogene Vorurteile<br />

und stereotype Verhaltensweisen sind im Bildungsbereich sowohl bei <strong>de</strong>n Lehrerinnen<br />

und Lehrern als auch bei <strong>de</strong>n Schülerinnen und Schülern nach wie vor verbreitet. Das<br />

beeinflusst die Berufsorientierung von Mädchen und Frauen und erschwert ihren<br />

Zugang zu technischen, naturwissenschaftlichen und gehobenen Berufen. Die<br />

Vorstellung von typischen „Frauenberufen“ und „Männerberufen“ müssen bereits in<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtagesstätte und in <strong>de</strong>r Schule aufgebrochen wer<strong>de</strong>n.<br />

In Sachsen-Anhalt setzten sich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN dafür ein, dass Berufe<br />

entsprechend ihrer Be<strong>de</strong>utung für die Lebensqualität <strong>de</strong>r Menschen im Land bewertet<br />

und bezahlt wer<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rbewertung und Min<strong>de</strong>rbezahlung sog.<br />

„Frauenberufe“ gegenüber sog. „Männerberufen“ muss Schluss sein. Die Berufswahl<br />

junger Menschen soll primär von ihren Begabungen und Fähigkeiten und weniger von<br />

geschlechtsspezifischen Rollenbil<strong>de</strong>rn bestimmt sein. Praktika im technischen Bereich<br />

für Mädchen, aber auch im sozialen Bereich für Jungen können hier hilfreich sein. Für<br />

eine langfristig wirksame Gleichstellung muss Geschlechtergerechtigkeit von <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>rtagesstätte über die Schule bis zur Berufsausbildung zentrales Ziel <strong>de</strong>r<br />

Bildungspolitik sein.<br />

An Universitäten und Hochschulen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s studieren ebenso viele Frauen wie<br />

Männer und erbringen dabei herausragen<strong>de</strong> Leistungen. Trotz<strong>de</strong>m sind Frauen in<br />

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höheren Positionen unterrepräsentiert. Das ist ungerecht und be<strong>de</strong>utet einen<br />

wissenschaftlichen und ökonomischen Verlust. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen<br />

Frauen auf allen Ebenen <strong>de</strong>s Wissenschaftsbetriebs vertreten sehen. Um mehr<br />

Frauen eine Karriere in <strong>de</strong>r Wissenschaft zu ermöglichen, muss die För<strong>de</strong>rung von<br />

Frauen verstärkt wer<strong>de</strong>n, z. B. durch Mentoring-Programme, die familienfreundliche<br />

Gestaltung wissenschaftlicher Karrieren o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r schrittweisen Einführung von<br />

Quoten bei Stellenbesetzungen. Notwendig ist auch die Frauen- und<br />

Geschlechterforschung, welche die Kategorie Geschlecht zum Gegenstand<br />

wissenschaftlicher Forschung macht. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für<br />

interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an Universitäten und<br />

Hochschulen ein.<br />

Frauen vor Gewalt und Diskriminierung schützen<br />

Die Lan<strong>de</strong>sregierung hat in <strong>de</strong>n letzten Jahren <strong>de</strong>n Hilfseinrichtungen für Frauen<br />

immer mehr För<strong>de</strong>rmittel gestrichen. Frauenhäuser, Beratung für Schwangere und<br />

vieles mehr sind in Gefahr. Dagegen sind verstärkte Präventionsanstrengungen<br />

erfor<strong>de</strong>rlich und Frauen brauchen gut erreichbare Beratungsstellen. Auch wenn die<br />

Gesetze Frauen und Kin<strong>de</strong>r inzwischen besser vor häuslicher Gewalt schützen, ist<br />

weiterhin ein leicht zugänglicher und wirksamer Schutz erfor<strong>de</strong>rlich. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN unterstützen <strong>de</strong>n Erhalt und Ausbau <strong>de</strong>r Interventionsstellen gegen<br />

häusliche Gewalt sowie die bedarfsorientierte Finanzierung von Frauenhausstrukturen<br />

und unabhängigen Beratungsstellen in <strong>de</strong>n Landkreisen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

wollen ein lan<strong>de</strong>sweites Hilfenetzwerk für Frauen und Mädchen sowie für alle Opfer<br />

von Menschenhan<strong>de</strong>l, Zwangsprostitution und Stalking, das <strong>de</strong>m tatsächlichen Bedarf<br />

entspricht.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Bedürfnissen<br />

von Migrantinnen und Asylbewerberinnen und <strong>de</strong>ren Familien in <strong>de</strong>n<br />

Asylbewerberunterkünften Rechnung getragen wird.<br />

Das Überwin<strong>de</strong>n von Geschlechterrollen und Gewaltprävention beginnt im frühen<br />

Kin<strong>de</strong>salter und muss schon Thema in Kin<strong>de</strong>rgarten und Schule sein, wobei es nach<br />

wie vor geschlechtsspezifische Angebote für Mädchen und Jungen geben soll.<br />

Frauen mit Behin<strong>de</strong>rungen haben wie alle Menschen das Recht auf die freie<br />

Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Da Frauen mit Behin<strong>de</strong>rung mehrfache<br />

Benachteiligungen erfahren, unterstützen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN diese Frauen<br />

bei <strong>de</strong>r Verwirklichung von gesellschaftlicher und rechtlicher Gleichstellung sowie bei<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsplatzsuche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Besuch von nicht barrierefreien Einrichtungen.<br />

Frauen mit Behin<strong>de</strong>rungen erleben häufiger sexuelle Gewalt und Diskriminierungen<br />

als Frauen ohne Behin<strong>de</strong>rung. Wir setzen uns dafür ein, dass die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter von Beratungsstellen für diese spezifischen Belange sensibilisiert und<br />

zu kompetenter Beratung befähigt wer<strong>de</strong>n.<br />

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Fraueninteressen strukturell verankern<br />

Auf allen Ebenen muss es eine Interessenvertretung für die Frauen und ihre Rechte<br />

und Chancen geben. Dazu zählen für uns sowohl eine unabhängige Beauftragte o<strong>de</strong>r<br />

Beauftragter für Geschlechtergerechtigkeit auf Lan<strong>de</strong>sebene als auch die<br />

weisungsungebun<strong>de</strong>nen Gleichstellungsbeauftragten. Gleichstellungspolitik muss auf<br />

allen Ebenen – unabhängig von <strong>de</strong>r jeweiligen politischen Mehrheit – frei sein für eine<br />

engagierte Repräsentation von Frauenbelangen.<br />

Beratungsstellen, Frauenhäuser und Projekte speziell für Frauen und Mädchen<br />

müssen innerhalb <strong>de</strong>s Sozialraums geför<strong>de</strong>rt und unterstützt wer<strong>de</strong>n.<br />

Frauen sind durch die Betreuung <strong>de</strong>r Familie, Pflege von Angehörigen und die<br />

Erwirtschaftung von Einkommen mehrfach belastet und <strong>de</strong>shalb beson<strong>de</strong>rs auf die<br />

städtische Infrastruktur und kommunale Institutionen angewiesen. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN setzen sich <strong>de</strong>shalb für eine Teilhabe an geschlechtergerechter<br />

Stadtentwicklung ein. Dazu zählt es, Wohngebiete wie<strong>de</strong>r stärker als Wohn- und<br />

Arbeitsgebiete zu planen, ohne auf Wohnkultur zu verzichten. Beson<strong>de</strong>rs angesichts<br />

<strong>de</strong>s <strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>ls gewinnen Sport, Kultur, gesellschaftliche Aktivitäten<br />

und Gesundheit am Wohnort zunehmend an Be<strong>de</strong>utung. Vielerorts fehlen jedoch<br />

spezifische Angebote für Frauen und Mädchen.<br />

Frauen an Politik und Macht beteiligen<br />

Seit 90 Jahren gibt es das Frauenwahlrecht. Dennoch behin<strong>de</strong>rn Machtverhältnisse,<br />

Interessenhierarchien und Ausgrenzungsmechanismen die Beteiligung von Frauen in<br />

<strong>de</strong>r Politik entschei<strong>de</strong>nd. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass Frauen aktive Rollen<br />

in Politik und Gesellschaft übernehmen. Noch immer ist die Zahl von<br />

Parlamentarierinnen in Sachsen-Anhalt gering. Bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind<br />

daher min<strong>de</strong>stens 50 Prozent aller Positionen für Frauen reserviert. Die „Quote“ ist<br />

unser Erfolgsmo<strong>de</strong>ll – wie viele profilierte Politikerinnen unserer Partei beweisen.<br />

Es ist an <strong>de</strong>r Zeit, die politische Teilhabe von Frauen zu stärken – sonst bleibt Politik<br />

nahezu ausschließlich Männersache. Frauen können aber nur dann aktiv politische<br />

Verantwortung übernehmen, wenn die Ursachen <strong>de</strong>r begrenzten Teilnahme- und<br />

Teilhabechancen von Frauen beseitigt wer<strong>de</strong>n. Dafür setzen sich BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN ein. Wir for<strong>de</strong>rn ein Lan<strong>de</strong>sprogramm für ein geschlechtergerechtes<br />

Sachsen-Anhalt.<br />

Homosexuellen Frauen und Männern gleiche Rechte gewähren<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für „gleiche Liebe – gleiche Rechte“ und eine<br />

solidarische Gesellschaftspolitik in Sachsen-Anhalt. Wir haben die Gleichberechtigung<br />

und Gleichstellung von Lesben und Schwulen in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren maßgeblich<br />

vorangetrieben – auf diesem Weg wer<strong>de</strong>n wir auch im Land weitergehen. Mit <strong>de</strong>r<br />

Regelung zur Eingetragenen Partnerschaft auf Bun<strong>de</strong>sebene ist gesetzlich ein guter<br />

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Schritt getan. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten dafür ein, dass <strong>de</strong>r Schutz <strong>de</strong>r<br />

sexuellen I<strong>de</strong>ntität in die Lan<strong>de</strong>sverfassung aufgenommen wird. Wir for<strong>de</strong>rn einen<br />

Aktionsplan für Homophobie in Sachsen-Anhalt. Dieser soll dazu beitragen, Vorurteile<br />

und Ressentiments gegen Lesben, Schwule, Transgen<strong>de</strong>r, Transsexuelle und<br />

Intersexuelle abzubauen und die Akzeptanz von unterschiedlichen sexuellen<br />

I<strong>de</strong>ntitäten in allen gesellschaftlichen Bereichen zu för<strong>de</strong>rn. Er schließt damit die<br />

Bekämpfung von Transphobie ausdrücklich mit ein. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen<br />

eine Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in allen Bereichen: beim<br />

Kindschaftsrecht, beim Adoptions- und Sorgerecht, bei Pflegschaften, im Miet-, Erb-,<br />

Beamten- und Steuerrecht ebenso wie im Auslän<strong>de</strong>rrecht. Wir wer<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong><br />

Gesetzesinitiativen auf <strong>de</strong>n Weg bringen.<br />

Die Verbän<strong>de</strong> und Selbsthilfe-Organisationen, die sich um die Belange von Lesben,<br />

Schwulen, Bisexuellen und Transgen<strong>de</strong>rn kümmern, müssen mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Lan<strong>de</strong>smitteln ausgestattet wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten dafür ein, dass die Lebensvielfalt <strong>de</strong>r Bürgerinnen<br />

und Bürger in allen Bereichen <strong>de</strong>r Gesellschaft berücksichtigt wird. Sachsenanhaltische<br />

Schulen sollen unterschiedliche sexuelle I<strong>de</strong>ntitäten als<br />

selbstverständliche Lebensweisen vermitteln und wertneutral behan<strong>de</strong>ln. Jugendliche<br />

sollen ihre Sexualität vorurteilsfrei und selbstbestimmt fin<strong>de</strong>n können. Wir wer<strong>de</strong>n<br />

alles unternehmen, damit Jugendlichen ein Coming-out möglich wird, ohne<br />

körperliche o<strong>de</strong>r verbale Gewalt befürchten zu müssen. Für die Lan<strong>de</strong>sverwaltungen<br />

müssen Diversity-Konzepte erarbeitet und umgesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer GRÜN wählt, …<br />

� entschei<strong>de</strong>t sich für Gen<strong>de</strong>r-Budgeting im Lan<strong>de</strong>shaushalt;<br />

� stimmt für unabhängige Gleichstellungsbeauftragte und <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r<br />

Frauenhäuser;<br />

� bekennt sich zu vorurteilsfreiem Zugang zu Bildung und Macht aller<br />

Geschlechter;<br />

� stimmt für <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r sexuellen I<strong>de</strong>ntität in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverfassung.<br />

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7. FÜR EIN SOZIALES SACHSEN-ANHALT<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten entschie<strong>de</strong>n dafür ein, dass alle Menschen<br />

gleichberechtigt am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben und ein Leben<br />

in Wür<strong>de</strong> führen können. Die Sozialpolitik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zielt zum<br />

einen auf die Gewährleistung einer angemessenen Grundsicherung <strong>de</strong>r Menschen<br />

und zum an<strong>de</strong>ren auf Maßnahmen, die die Menschen ermutigen, aktivieren und<br />

unterstützen. Alle sollen die Hilfe bekommen, die sie in ihrer persönlichen Situation<br />

brauchen und die ihnen eine Perspektive für die eigene Entwicklung eröffnet. Wir<br />

setzen uns dafür ein, dass auf Lan<strong>de</strong>sebene verbindliche Sozialziele formuliert<br />

wer<strong>de</strong>n. Ihre Einhaltung soll kontinuierlich in einer fachübergreifen<strong>de</strong>n<br />

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Berichterstattung überprüft wer<strong>de</strong>n, so dass sinnvolle Nachjustierungen möglich<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Kin<strong>de</strong>rarmut bekämpfen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine bedingungslose Kin<strong>de</strong>rgrundsicherung<br />

ein.<br />

Derzeit lebt nahezu je<strong>de</strong>s vierte Kind in Sachsen-Anhalt in Armut. Auf diesen<br />

sozialpolitischen Skandal hat die Lan<strong>de</strong>sregierung bislang nur unzureichen<strong>de</strong><br />

Antworten gefun<strong>de</strong>n, eine klare Strategie ist nicht erkennbar. Gera<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r, die in<br />

Armut leben, sehen sich vielfältigen Formen <strong>de</strong>r Benachteiligung ausgesetzt. Armut<br />

wird an vielen Stellen spürbar: Nachteile in <strong>de</strong>r Schule, schlechtere Gesundheit o<strong>de</strong>r<br />

Vorsorge, eingeschränkter Zugang zu Kultur sowie zu angemessenem Wohnraum.<br />

Armutsfolgen sind weitreichend. Zu ihrer Bekämpfung und Vermeidung muss auf<br />

verschie<strong>de</strong>nen Ebenen angesetzt wer<strong>de</strong>n. Hierzu gehören zum einen <strong>de</strong>r Ausbau und<br />

die Stärkung <strong>de</strong>r Infrastruktur wie insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Kitas und Schulen, zum an<strong>de</strong>ren<br />

die materielle Absicherung.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stellen Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Mittelpunkt und wollen die<br />

Kin<strong>de</strong>rför<strong>de</strong>rung von <strong>de</strong>r Familienform entkoppeln. Unser Ziel ist die Einführung einer<br />

einkommensunabhängigen Kin<strong>de</strong>rgrundsicherung von 330 Euro. Sie <strong>de</strong>ckt <strong>de</strong>n<br />

tatsächlichen existenznotwendigen Bedarf von Kin<strong>de</strong>rn und wird ohne Bedarfsprüfung<br />

ausgezahlt. Die einmalige Beantragung nach <strong>de</strong>r Geburt <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s min<strong>de</strong>rt<br />

ver<strong>de</strong>ckte Armut, <strong>de</strong>nn Kin<strong>de</strong>r sollen kein Armutsrisiko für Familien sein. Finanziert<br />

wird die Kin<strong>de</strong>rgrundsicherung aus <strong>de</strong>n Mitteln zahlreicher direkter und indirekter<br />

Familienleistungen sowie <strong>de</strong>r Abschmelzung <strong>de</strong>s Ehegattensplittings. Die<br />

Kin<strong>de</strong>rgrundsicherung ist gerecht, weil sie jenseits <strong>de</strong>s verfassungsmäßig<br />

vorgegebenen Min<strong>de</strong>stbetrags von 281 Euro gemäß <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Eltern<br />

besteuert wird, so dass die Transferhöhe bei steigen<strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>r Eltern<br />

sinkt. Die Lan<strong>de</strong>sregierung soll hierzu eine Bun<strong>de</strong>sratsinitiative starten.<br />

Zeitgemäße soziale Sicherungssysteme (Grundsicherung) etablieren<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Armut und soziale Ausgrenzung bekämpfen und<br />

<strong>de</strong>r gesellschaftlichen Mitte die Angst vor <strong>de</strong>m sozialen Abseits nehmen. Wir kämpfen<br />

daher für Min<strong>de</strong>stlöhne, ein Progressivlohnmo<strong>de</strong>ll zur Entlastung <strong>de</strong>r unteren<br />

Einkommensbereiche und eine Anhebung <strong>de</strong>r Grundsicherung auf ein soziokulturelles<br />

Existenzminimum.<br />

Sachsen-Anhalt zählt immer noch zu <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>r höchsten<br />

Arbeitslosenzahl, <strong>de</strong>r stärksten Abwan<strong>de</strong>rungsquote, <strong>de</strong>m höchsten<br />

Altersdurchschnitt und überdurchschnittlich vielen armen Menschen. Dies stellt<br />

Sachsen-Anhalt vor große sozialpolitische Aufgaben. Je<strong>de</strong>r Fünfte lebt in unserem<br />

Bun<strong>de</strong>sland nahe o<strong>de</strong>r unterhalb <strong>de</strong>r Armutsgrenze. Weil gut entlohnte Arbeitsplätze<br />

fehlen, locken höhere Einkommen in an<strong>de</strong>re Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r und verschärfen damit die<br />

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Probleme in Sachsen-Anhalt.<br />

Armut und sozialer Abstieg können nur verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, wenn Menschen sich in<br />

Erwerbsarbeit befin<strong>de</strong>n, die gerecht bezahlt wird. Wer Vollzeit arbeitet, muss von<br />

seinem Einkommen leben können, in Teilzeit Arbeiten<strong>de</strong> dürfen nicht benachteiligt<br />

wer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re dürfen tarifliche Vereinbarungen nicht unterlaufen wer<strong>de</strong>n<br />

(unbezahlte Mehrarbeit). Min<strong>de</strong>stlöhne sind notwendig, um Lohndumping Einhalt zu<br />

gebieten. Daher wer<strong>de</strong>n BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN weiterhin für einen dynamischen<br />

gesetzlichen Min<strong>de</strong>stlohn von min<strong>de</strong>stens 8,50 Euro eintreten, <strong>de</strong>ssen Höhe<br />

regelmäßig entsprechend <strong>de</strong>r allgemeinen Lohnentwicklung anzupassen ist.<br />

Geringverdienerinnen und Geringverdiener wer<strong>de</strong>n durch hohe<br />

Sozialversicherungsbeiträge zusätzlich stark belastet, was das Armutsrisiko in diesem<br />

Lohnbereich stark erhöht. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben ein Progressivlohnmo<strong>de</strong>ll<br />

vorgelegt, damit gera<strong>de</strong> im unteren Einkommensbereich <strong>de</strong>n Menschen mehr vom<br />

Lohn übrig bliebt. Dazu wollen wir die Sozialversicherungsbeiträge bei<br />

Geringverdienen<strong>de</strong>n absenken und gleichzeitig die Rentenentgeltpunkte aufstocken.<br />

Auch in Sachsen-Anhalt sollen zukünftig nur Unternehmen, die nachweislich<br />

Tariflöhne bezahlen, öffentliche Aufträge erhalten. Dazu ist endlich ein<br />

rechtswirksames Vergabegesetz einzuführen, das u.a. für relevante Branchen wie<br />

beispielsweise Bau, Gebäu<strong>de</strong>reinigung, Gebäu<strong>de</strong>dienstleistungen, ÖPNV o<strong>de</strong>r<br />

Sicherheit und Bewachung soziale und ökologische Vergabekriterien vorschreibt und<br />

spürbare Sanktionen bei Verstößen vorsieht. Wir unterstützen alle europarechtlichen<br />

Bestrebungen, in Zukunft auch die örtliche Tarifbindung von Vergabegesetzen zu<br />

ermöglichen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN for<strong>de</strong>rn eine soziale Sicherung, die es <strong>de</strong>n Bürgerinnen<br />

und Bürgern ermöglicht, ein Leben in Wür<strong>de</strong> und Selbstbestimmung zu führen: die<br />

grüne Grundsicherung. Neben einer Erhöhung <strong>de</strong>r Grundsicherung – im Vergleich zu<br />

Hartz IV – auf <strong>de</strong>n tatsächlichen Bedarf von zurzeit 420 Euro, muss es leichter<br />

wer<strong>de</strong>n, Geld hinzuzuverdienen. So haben Menschen, die arbeiten, mehr in <strong>de</strong>r<br />

Tasche als solche, die nicht arbeiten. Wir wollen zu<strong>de</strong>m nicht, dass die<br />

Arbeitsvermittlerinnen und -vermittler Menschen mit Sanktionen zu unwürdiger<br />

Arbeit und unsinnigen Fortbildungen zwingen können. Die Grundsicherung muss auf<br />

Bun<strong>de</strong>sebene eingeführt wer<strong>de</strong>n und wür<strong>de</strong> die Situation vieler Menschen in<br />

Sachsen-Anhalt verbessern. Sie müssen wie<strong>de</strong>r die Sicherheit bekommen, dass ihnen<br />

benötigte Hilfe auch gewährt wird – niemand will das Gefühl haben, bevormun<strong>de</strong>t<br />

o<strong>de</strong>r fremdbestimmt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eigenständige Rentenansprüche von allen<br />

Frauen und Männern sowie die Angleichung <strong>de</strong>r Rentensysteme in Ost und West ein.<br />

Wir wollen eine Aufstockung <strong>de</strong>r Rentenansprüche bei Langzeitarbeitslosen sowie<br />

eine Garantierente zum Schutz vor Altersarmut.<br />

Sozialpolitik muss lebenslang Chancen für eine selbstbestimmte Lebensgestaltung<br />

eröffnen. Sozialpolitik darf sich daher nicht auf monetäre Transferpolitik<br />

beschränken. Es müssen neue Formen bürgerschaftlicher Netzwerke entwickelt<br />

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wer<strong>de</strong>n, die gegenseitige Unterstützung und Solidarität innerhalb und zwischen<br />

gesellschaftlichen Schichten und Gruppen als Grundlage haben. Mit <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaft durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>l greifen herkömmliche Familienund<br />

Nachbarschaftsstrukturen weniger bzw. nicht mehr. Nur wenn es die Gesellschaft<br />

schafft ein neues Miteinan<strong>de</strong>r zu entwickeln, kann die Gesellschaft wie<strong>de</strong>r<br />

zusammenwachsen und wirtschaftliche Krisen gemeinsam meistern. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN wollen daher solche Initiativen wie Freiwilligenagenturen und soziale<br />

Selbsthilfegruppen unterstützen.<br />

Für ein würdiges Leben im Alter sorgen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine generationengerechte Gestaltung<br />

unserer Gesellschaft ein.<br />

Die Belange <strong>de</strong>r älteren Menschen dürfen nicht auf Probleme <strong>de</strong>r Renten- und<br />

Pflegekassen reduziert wer<strong>de</strong>n. Eine zunehmend älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Bevölkerung bringt<br />

eine strukturelle Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Gesellschaft mit sich und bietet gleichzeitig die<br />

Chance, die Seniorinnen und Senioren verstärkt an <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />

Entwicklung zu beteiligen. Ältere Menschen sind für uns ein wichtiger Aktivposten:<br />

wir wollen ihre Potentiale gezielt nutzen und ihnen ein lebenswertes Umfeld bieten.“<br />

Ihre Ansprüche und Bedürfnisse müssen bei allen Fragen <strong>de</strong>r Gesundheitspolitik, <strong>de</strong>r<br />

Verkehrspolitik, <strong>de</strong>r Kulturpolitik, <strong>de</strong>r Stadtplanung und nicht zuletzt <strong>de</strong>r Finanzpolitik<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Die gesellschaftlichen Verän<strong>de</strong>rungen betreffen viele<br />

Lebensbereiche <strong>de</strong>r älteren Menschen wie Wohnen, Mobilität, gesundheitliche<br />

Versorgung, aber auch öffentliche Bereiche wie Stadtplanung, und Verkehr. Diese<br />

Verän<strong>de</strong>rungen generationenverträglich zu gestalten, gelingt nur, wenn alle<br />

Altersgruppen Verantwortung für eine solidarische Gesellschaft übernehmen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN halten die praktizierte Solidarität zwischen <strong>de</strong>n<br />

Generationen für einen unverzichtbaren Baustein unserer Gesellschaft. Mit ihren<br />

Lebens- und beruflichen Erfahrungen und ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben<br />

sind älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Menschen eine Bereicherung für die Gesellschaft. Familien-,<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpolitik mit einer mo<strong>de</strong>rnen Politik für Seniorinnen und Senioren zu<br />

verknüpfen, steigert die Lebensqualität in unserem Land. Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

Begegnung und <strong>de</strong>s Dialogs zwischen <strong>de</strong>n Generationen – zum Beispiel<br />

Mehrgenerationshäuser – wollen wir daher för<strong>de</strong>rn.<br />

Uns ist es wichtig, dass die Menschen möglichst lange ihre Eigenständigkeit behalten<br />

und aktiv am Leben teilhaben. Lange Eigenständigkeit reduziert auch das Risiko <strong>de</strong>r<br />

Pflegebedürftigkeit. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Selbstständigkeit im Alter<br />

durch Teilnahme an Bildungsmöglichkeiten, Gedankenaustausch, soziale Kontakte,<br />

Bewegung und Mobilität, nachbarschaftliche Hilfen und Freiwilligenengagement<br />

för<strong>de</strong>rn.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für die inhaltliche und organisatorische<br />

Weiterentwicklung und bessere Koordination <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Beratungs- und<br />

Anlaufstellen – wie <strong>de</strong>r Alten- und Servicezentren, <strong>de</strong>r Seniorenvertretung, <strong>de</strong>m<br />

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Seniorenbeauftragten und -beirat in <strong>de</strong>n Kommunen sowie <strong>de</strong>r Freiwilligenagentur –<br />

ein, um <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Anfor<strong>de</strong>rungen besser gerecht zu wer<strong>de</strong>n. In<br />

Zusammenarbeit mit Integrations- o<strong>de</strong>r Auslän<strong>de</strong>rbeiräten <strong>de</strong>r Kommunen ist <strong>de</strong>r<br />

beson<strong>de</strong>re Bedarf älterer Migrantinnen und Migranten zu klären, um Hilfestrukturen<br />

gezielt zu entwickeln und zu unterstützen. Vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen<br />

Wan<strong>de</strong>ls ist davon auszugehen, dass <strong>de</strong>r Bedarf an rechtlicher Betreuung von<br />

Seniorinnen und Senioren weiter steigen wird. Deshalb sind die anerkannten<br />

Betreuungsvereine weiter vom Land zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Menschenwürdige Pflege ermöglichen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass Pflegebedürftige und Pflegen<strong>de</strong> durch<br />

funktionieren<strong>de</strong> Versorgungs-, Beratungs- und Entlastungsangebote unterstützt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass das Prinzip „ambulant vor stationär“ in <strong>de</strong>r<br />

Pflege umgesetzt wird. Die ambulante Pflege, Krankenhäuser und Kommunen sollen<br />

sich verstärkt dieser Herausfor<strong>de</strong>rung stellen, um die Zeiten <strong>de</strong>r Heimbetreuung<br />

älterer Menschen zu vermei<strong>de</strong>n.. Es müssen in <strong>de</strong>n nächsten Jahren tragfähige und<br />

sich gegenseitig ergänzen<strong>de</strong> ambulante und niedrigschwellige Versorgungsstrukturen<br />

in je<strong>de</strong>r Region geschaffen wer<strong>de</strong>n. Alternative Wohn- und Betreuungskonzepte, die<br />

die Selbständigkeit <strong>de</strong>r Menschen erhalten, sind zu för<strong>de</strong>rn.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Qualität von stationären Einrichtungen für<br />

pflegebedürftige Menschen konsequent weiterentwickeln. Überflüssige Bürokratie und<br />

zeitaufwendige Überregulierungen und Kontrollen müssen abgebaut wer<strong>de</strong>n –<br />

statt<strong>de</strong>ssen müssen transparente und angemessene Qualitätssicherungssysteme<br />

eingeführt und anerkannt wer<strong>de</strong>n. Qualitätsprüfungen wie zum Beispiel <strong>de</strong>n „Pflege-<br />

TÜV“ unterstützen wir daher. Die medizinische Versorgung in Einrichtungen ist<br />

dringend zu verbessern, zum Beispiel über die stärkere Zusammenarbeit mit<br />

nie<strong>de</strong>rgelassenen Ärztinnen und Ärzten o<strong>de</strong>r über die Einstellung von Heimärztinnen<br />

und -ärzten. Auch bei <strong>de</strong>r Versorgung von Personen mit Demenz muss weiter an<br />

einer Verbesserung gearbeitet wer<strong>de</strong>n. Die Sozialpolitik <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s muss sich<br />

konsequent <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Anfor<strong>de</strong>rungen stellen. Pflegebedürftige und Pflegen<strong>de</strong><br />

müssen durch funktionieren<strong>de</strong> Beratungs- und Entlastungsangebote unterstützt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Das neue Lan<strong>de</strong>sgesetz „Gesetz über Wohnformen und Teilhabe – WTG“ hat das alte<br />

(Bun<strong>de</strong>s-) Heimgesetz abgelöst. Jetzt kommt es darauf an, dieses Gesetz zur<br />

Stärkung <strong>de</strong>r Wür<strong>de</strong>, sowie <strong>de</strong>r Interessen und Bedürfnisse älterer, pflegbedürftiger<br />

o<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rter Menschen in stationären Einrichtungen und sonstigen Wohnformen<br />

konsequent umzusetzen.<br />

Für Selbstbestimmung statt Ausgrenzung sorgen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kämpfen dafür, dass Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen<br />

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dieselben Zugänge zum gesellschaftlichen Leben eingeräumt wer<strong>de</strong>n wie allen<br />

an<strong>de</strong>ren auch. Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen müssen je<strong>de</strong>rzeit ihr Leben<br />

selbstbestimmt führen können.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN for<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>shalb in Sachsen-Anhalt eine<br />

Behin<strong>de</strong>rtenpolitik, die Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen als Träger von Rechten<br />

wahrnimmt und nicht als Objekt <strong>de</strong>r Fürsorge. Der Grundsatz <strong>de</strong>r gleichberechtigten<br />

Teilhabe muss dabei im Mittelpunkt stehen.<br />

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gilt <strong>de</strong>r Grundsatz <strong>de</strong>r Inklusion Behin<strong>de</strong>rter. Die<br />

Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist stärker als bisher zu sichern. Die<br />

Einglie<strong>de</strong>rung von Menschen mit Handicap in das Arbeitsleben muss konsequent<br />

organisiert wer<strong>de</strong>n. Die Ausgleichsabgabe, die Betriebe bezahlen müssen, die keine<br />

Behin<strong>de</strong>rten einstellen, ist dafür offensiv zu verwen<strong>de</strong>n. Weiterhin muss <strong>de</strong>r<br />

Grundsatz „ambulant vor stationär“ umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Es ist dabei nicht zielführend<br />

bestehen<strong>de</strong> Angebote (z.B. Werkstätten für behin<strong>de</strong>rte Menschen o<strong>de</strong>r Wohnheime)<br />

zu ersetzen. Den betroffenen Menschen müssen durch neue Angebote tatsächliche<br />

Wahlmöglichkeiten und damit Teilhabe ermöglicht wer<strong>de</strong>n. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN unterstützen die freie Wahl behin<strong>de</strong>rter Menschen zwischen<br />

Behin<strong>de</strong>rtenwerkstätten und freiem Arbeitsmarkt. Eine Integration in bzw. eine<br />

Entscheidung für <strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt muss Betroffenen bei Bedarf auch eine<br />

Rückkehr in Behin<strong>de</strong>rtenwerkstätten ermöglichen. Für älter wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Behin<strong>de</strong>rte ist<br />

das Ausschei<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>m Arbeitsleben gleitend zu organisieren, da sie ganz<br />

beson<strong>de</strong>rs auf tagesstrukturieren<strong>de</strong> Abläufe angewiesen sind.<br />

Daneben wird <strong>de</strong>r konsequente Ausbau <strong>de</strong>r Gewährung eines auskömmlichen<br />

Persönlichen Budgets für behin<strong>de</strong>rte Menschen nach SGB IX angestrebt, um <strong>de</strong>n<br />

Menschen mit Handicap ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN for<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n konsequenten Ausbau <strong>de</strong>r barrierefreien<br />

Gestaltung aller öffentlichen Räume. Gebäu<strong>de</strong>, Einrichtungen, öffentliche<br />

Verkehrsmittel, Internet-Präsenzen und Informationen sowie Kommunikation sollen<br />

für alle Bürgerinnen und Bürger ohne frem<strong>de</strong> Hilfe zugänglich sein. Dies nutzt allen<br />

Menschen, insbeson<strong>de</strong>re Familien mit Kleinstkin<strong>de</strong>rn und älteren Menschen.<br />

Weiterhin sehen wir in <strong>de</strong>r umfassen<strong>de</strong>n barrierefreien Erreichbarkeit <strong>de</strong>r<br />

touristischen Angebote eine bun<strong>de</strong>s- und europaweite Profilierungsmöglichkeit<br />

Sachsen-Anhalts.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Instrumente am Arbeitsmarkt nutzen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN verfolgen mit <strong>de</strong>r Arbeitsmarktpolitik das Ziel,<br />

Arbeitssuchen<strong>de</strong> erfolgreich in <strong>de</strong>n ersten Arbeitsmarkt zu integrieren und<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Vereinbarkeit von Erwerbs-, Familien- und<br />

ehrenamtlicher Arbeit ermöglichen.<br />

In Sachsen-Anhalt fin<strong>de</strong>n etwa 200.000 Menschen keine Arbeit. Zu <strong>de</strong>n 170.000<br />

Arbeitslosen kommen dabei die Menschen in Schulungs- und För<strong>de</strong>rmaßnahmen. Die<br />

Wirtschaft alleine kann und will dieses Problem nicht lösen.<br />

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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN begrüßen alle sinnvollen Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r<br />

Arbeitszeitumverteilung. Dies fängt beim Abbau von Überstun<strong>de</strong>n an, schließt<br />

Teilzeitarbeit und Arbeitszeitkonten ein und geht zu tariflicher Arbeitszeitverkürzung.<br />

Als Arbeitgeber sind Land und Kommunen gefor<strong>de</strong>rt, durch verkürzte Arbeitszeiten<br />

Neueinstellungen von jungen Menschen möglich zu machen. Wir halten es für richtig,<br />

dass Teilzeitbeschäftigte ihr Einkommen durch Hartz IV auf ein existenzsichern<strong>de</strong>s<br />

Niveau aufstocken können und setzen uns für bessere Zuverdienstmöglichkeiten ein<br />

(„Negative Einkommensteuer“). Gegen Lohndumping setzen wir auf Min<strong>de</strong>stlöhne<br />

und starke Tarifpartner.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen einen hohen Bildungsstandard, <strong>de</strong>r vom Land<br />

gewährleistet wer<strong>de</strong>n muss, als <strong>de</strong>n besten Schutz vor Arbeitslosigkeit. Die Politik<br />

muss hier die Rahmenbedingungen so setzen, dass für zukunftsfähige Arbeitsplätze<br />

auch Fachkräfte zur Verfügung stehen. Die europäische Arbeitsmarktintegration<br />

sehen wir als Mittel gegen Fachkräftemangel und nicht als Bedrohung unseres<br />

Arbeitsmarktes. Wir wollen, dass Mittel <strong>de</strong>s Europäischen Sozialfonds (ESF) zur gezielten<br />

För<strong>de</strong>rung von Gruppen mit beson<strong>de</strong>ren Zugangshemmnissen zum<br />

Arbeitsmarkt, aber auch zur gezielten beruflichen Weiterbildung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Nicht alle Menschen können auf <strong>de</strong>m ersten Arbeitsmarkt Arbeit fin<strong>de</strong>n, viele wer<strong>de</strong>n<br />

langzeitarbeitlos, manche geben ihre Hoffnungslosigkeit ihren Kin<strong>de</strong>rn weiter. Für sie<br />

halten wir die Vielfalt <strong>de</strong>r Instrumente am zweiten Arbeitsmarkt für notwendig.<br />

Lohnzuschüsse, Einglie<strong>de</strong>rungshilfen und Ein-Euro-Jobs fin<strong>de</strong>n ihre Grenze dort, wo<br />

sie Beschäftigung im ersten Arbeitsmarktes verdrängen. Auch das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r<br />

Bürgerarbeit ist ein mögliches Instrument, wenn auch mit beschränkter Be<strong>de</strong>utung.<br />

Notwendig ist dabei eine ehrliche Erfolgskontrolle <strong>de</strong>r Maßnahmen aktiver<br />

Arbeitsmarktpolitik.<br />

Wer GRÜN wählt, …<br />

… stimmt für Initiativen zum gesetzlichen Min<strong>de</strong>stlohn;<br />

… unterstützt <strong>de</strong>n Kampf gegen Armut und für eine bedingungslose<br />

Kin<strong>de</strong>rgrundsicherung;<br />

… befürwortet Generationengerechtigkeit;<br />

2499 � …för<strong>de</strong>rt die Selbstbestimmung, Teilhabe und Einbeziehung behin<strong>de</strong>rter<br />

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8. FÜR EIN JUNGES SACHSEN-ANHALT<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpolitik zur Querschnittsaufgabe<br />

in allen Bereichen machen. Grundsätzlich sollen alle politischen Entscheidungen<br />

daraufhin geprüft wer<strong>de</strong>n, welche Auswirkungen sie auf Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche in<br />

unserem Land haben. Um dies zu erreichen, sind Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche so oft wie<br />

möglich in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche sind Menschen mit eigenen Hoffnungen, Wünschen und<br />

Möglichkeiten, <strong>de</strong>ren Perspektive auf Gesellschaft und Politik sich meist von <strong>de</strong>r Sicht<br />

Erwachsener unterschei<strong>de</strong>t. Es leben immer weniger junge Menschen in unserem<br />

Land. Allzu leicht wer<strong>de</strong>n sie daher zum Spielball politischer, wirtschaftlicher o<strong>de</strong>r<br />

kultureller Verän<strong>de</strong>rungen und Kürzungsmaßnahmen. Das fängt bei <strong>de</strong>r Ausdünnung<br />

<strong>de</strong>r Bildungslandschaft an und hört bei <strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>nbelastung künftiger<br />

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Generationen auf. Kin<strong>de</strong>r brauchen kompetente Eltern, gute Bildung, Erziehung und<br />

Betreuung. Kin<strong>de</strong>r brauchen nicht nur Familie, son<strong>de</strong>rn eine ganze Gesellschaft, die<br />

sich ihrer Verantwortung Kin<strong>de</strong>rn gegenüber bewusst ist. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

wollen Politik aus <strong>de</strong>m Blickwinkel von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen betreiben, am<br />

besten mit ihnen zusammen.<br />

Kin<strong>de</strong>rgesundheit beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Blick nehmen<br />

Im Kin<strong>de</strong>salter wer<strong>de</strong>n die Grundlagen für ein gesun<strong>de</strong>s Leben gelegt. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN legen daher beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit auf die Gesundheit <strong>de</strong>r<br />

Kleinsten.<br />

Kin<strong>de</strong>r sind von Umweltbelastungen wie Lärm, Feinstaub und Umweltgiften stärker<br />

betroffen als Erwachsene. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kämpfen <strong>de</strong>shalb darum, dass<br />

ihre Belange im Umweltschutz besser berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Wir wollen<br />

Umweltpolitik auf Kin<strong>de</strong>rnasenhöhe.<br />

Bei <strong>de</strong>r Versorgung kranker Kin<strong>de</strong>r und Jugendlicher wollen wir das Prinzip „ambulant<br />

vor stationär“ stärken. Insbeson<strong>de</strong>re im Bereich Psychiatrie gibt es in Sachsen-Anhalt<br />

eine Schieflage mit zu vielen stationären Angeboten und einer unzureichen<strong>de</strong>n<br />

ambulanten Versorgungsquote. Für ambulante Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychotherapie<br />

und -psychiatrie müssen insbeson<strong>de</strong>re im ländlichen Raum mehr Angebote geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gesundheit erscheint vielen jungen Leuten als unerschöpflicher Quell und so<br />

gehen sie oft nicht sehr sorgsam damit um. Gesun<strong>de</strong> Ernährungs- und<br />

Bewegungskonzepte müssen in <strong>de</strong>n Kitas beginnen und in <strong>de</strong>r Schule fortgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n um einen präventiven Gesundheitsschutz zu etablieren. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

Flatrate-Partys und Drogenkonsum sind ein hohes Risiko für Leib und Leben. Wir<br />

wollen Gastwirte und Eventveranstalterinnen und -veranstalter dazu befähigen,<br />

dieses Verhalten Jugendlicher einzuschränken. Selbstverpflichtungen und die<br />

Einhaltung bereits bestehen<strong>de</strong>r gesetzliche Bestimmungen müssen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Kin<strong>de</strong>rschutz ernst nehmen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten für eine eng vernetzte und ausfinanzierte<br />

Kin<strong>de</strong>rschutzstruktur ein.<br />

Sachsen-Anhalt hat ein Kin<strong>de</strong>rschutzgesetz diskutiert und zusammengestellt, das<br />

seinen Namen nicht verdient. Wir for<strong>de</strong>rn eine bessere Vernetzung <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />

Schutz von Kin<strong>de</strong>rn befassten Berufsgruppen (z.B. Kin<strong>de</strong>rärztinnen und -ärzte,<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychotherapeutinnen und – therapeuten, Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Jugendpsychologinnen und- psychologen, Hebammen, Sozialarbeiterinnen und -<br />

arbeiter, Fachämter <strong>de</strong>r Kommunen, freie Träger, Polizei und auch Sportvereine).<br />

Dabei muss vor allem <strong>de</strong>r Informationsfluss in Verdachtsfällen von<br />

Kin<strong>de</strong>swohlgefährdung verbessert wer<strong>de</strong>n. Durch ein Lan<strong>de</strong>sprogramm sollen<br />

bewährte Mo<strong>de</strong>lle (best practice) in <strong>de</strong>n Kommunen verankert wer<strong>de</strong>n. Die Kreise,<br />

Städte und Gemein<strong>de</strong>n müssen finanziell in die Lage versetzt wer<strong>de</strong>n, Jugend- und<br />

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Gesundheitsämter bedarfsgerecht auszustatten und Mittel an freie Träger für<br />

Präventions- und Hilfsangebote (z.B. therapeutische Angebote, Gewaltprävention,<br />

aufsuchen<strong>de</strong> Hilfen) vergeben und Kin<strong>de</strong>rschutznetzwerke einrichten zu können. Ein<br />

standardisiertes Kin<strong>de</strong>rbesuchsprogramm kann dabei ein guter Ansatz sein und auch<br />

die Nutzung <strong>de</strong>r Vorsorgeuntersuchungen unterstützen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

schlagen dazu ein Bonusprogramm vor, das mit <strong>de</strong>n Krankenkassen gemeinsam<br />

gestartet wird. Außer<strong>de</strong>m soll das Lan<strong>de</strong>sprojekt „Familienhebammen Sachsen-<br />

Anhalt“ gestärkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Kin<strong>de</strong>rrechte stärken<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Kin<strong>de</strong>rrechte in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverfassung verankern.<br />

Kin<strong>de</strong>r haben eigene Rechte: Rechte auf Schutz, För<strong>de</strong>rung ihrer Entwicklung sowie<br />

Beteiligung. Diese Rechte sind in <strong>de</strong>r UN-Kin<strong>de</strong>rrechtskonvention festgehalten und<br />

von Deutschland unterschrieben. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN for<strong>de</strong>rn die konsequente<br />

Umsetzung und Einhaltung dieser Rechte. Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche ernst zu nehmen<br />

be<strong>de</strong>utet, sie frühzeitig an <strong>de</strong>r Gestaltung einer <strong>de</strong>mokratischen Gesellschaft zu<br />

beteiligen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>shalb die Beteiligungsstrukturen für<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche auf Kommunal- und Lan<strong>de</strong>sebene ausbauen. Dazu gehört für<br />

uns auch die Absenkung <strong>de</strong>s aktiven Wahlrechts auf 16 Jahre bei allen Wahlen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen im Bun<strong>de</strong>srat eine Initiative einbringen, um<br />

Kin<strong>de</strong>rrechte auch im Grundgesetz zu verankern. Die Rechtstellung von Kin<strong>de</strong>rn<br />

muss klargestellt und ihre Rechte auf För<strong>de</strong>rung und Bildung gestärkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Kin<strong>de</strong>rrechte sind Menschenrechte, wie sie in <strong>de</strong>r UN-Kin<strong>de</strong>rrechtskonvention<br />

beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Eltern stärken - Familien unterstützen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen junge Menschen ermutigen, sich für eine<br />

Familiengründung zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Die Bedingungen zur Familiengründung sind in Sachsen-Anhalt zu verbessern. Wir<br />

zählen dazu: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Än<strong>de</strong>rung von<br />

Rahmenbedingen in Schule und Ausbildung, För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Familie und Stärkung von<br />

jungen Müttern und Vätern in ihrer doppelten Verantwortung.<br />

Generationsübergreifen<strong>de</strong> neue Wohnformen sollen geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Familien brauchen ganztägige Betreuungsangebote, Unterstützung bei <strong>de</strong>r Erziehung<br />

und Erleichterungen bei <strong>de</strong>r Bewältigung alltäglicher Aufgaben. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN setzen sich für eine Verbesserung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuungszeiten und somit<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s umstrittenen und bildungsfeindlichen Lan<strong>de</strong>sgesetzes KiFöGs ein. Die<br />

För<strong>de</strong>rung von Kin<strong>de</strong>rn, insbeson<strong>de</strong>re aus Familien mit schwierigem sozialem<br />

Hintergrund, kann nicht im eingeschränkten Halbtagesanspruch erfolgen. Gera<strong>de</strong><br />

Kin<strong>de</strong>r im Hartz IV-Bezug, aus Haushalten von Geringverdienern o<strong>de</strong>r<br />

Alleinerziehen<strong>de</strong>n sollten geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. Ohne Zeit für ihre Umsetzung und<br />

ausreichen<strong>de</strong>s Personal, können die besten Bildungsprogramme für Kin<strong>de</strong>r keinen<br />

Erfolg haben.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für ein sicher finanziertes und engmaschiges Netz<br />

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von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Eltern ein. Sie sollen die<br />

Fähigkeiten junger Eltern stärken und ihnen helfen, <strong>de</strong>n Alltag mit Kin<strong>de</strong>rn sowie<br />

Krisensituationen zu bewältigen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen<br />

familienentlasten<strong>de</strong> Angebote wie Schwangerschaftsberatungsstellen, Familien- und<br />

Erziehungsberatungsstellen sowie Familienzentren erhalten und för<strong>de</strong>rn. Sie sollen<br />

Frauen und Männer in die Elternschaft begleiten und <strong>de</strong>n Weg für weitere<br />

Unterstützungsangebote aufzeigen. Angebote <strong>de</strong>r Elternbildung, Selbsthilfe, Sprachund<br />

<strong>de</strong>r Gesundheitsför<strong>de</strong>rung müssen besser vernetzt wer<strong>de</strong>n BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN begrüßen die För<strong>de</strong>rung von Familienurlauben und möchten damit noch<br />

mehr Familien und vor allem auch Väter erreichen.<br />

Unterschiedlichen Formen von Familie müssen bei allen familienpolitischen<br />

Maßnahmen berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Wir wollen alle Lebensformen stärken, in <strong>de</strong>nen<br />

Kin<strong>de</strong>r gewünscht und willkommen sind. Dazu gehört, allen Familien, ganz gleich ob<br />

verheiratet o<strong>de</strong>r nicht verheiratet o<strong>de</strong>r Regenbogenfamilien, die gleichen Rechte und<br />

Pflichten zu gewähren. Auf Bun<strong>de</strong>sebene setzen wir uns für ein uneingeschränktes<br />

Adoptionsrecht homosexueller Paare ein.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie ein. Eine mo<strong>de</strong>rne Unternehmenskultur be<strong>de</strong>utet für Eltern neben<br />

familienfreundlichen Arbeitszeiten eine betriebsnahe flexible Kin<strong>de</strong>rbetreuung.<br />

Beson<strong>de</strong>rs für kleine und mittelständische Unternehmen muss <strong>de</strong>r Absicherungsfond<br />

<strong>de</strong>r Versorgungsämter entbürokratisiert und verbessert wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Ausfall von<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern durch Schwangerschaft, Mutterschutz o<strong>de</strong>r<br />

Erkrankung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s abzufe<strong>de</strong>rn.<br />

Bei <strong>de</strong>r öffentlichen För<strong>de</strong>rmittelvergabe in Sachsen-Anhalt soll <strong>de</strong>r<br />

Familienfreundlichkeit beson<strong>de</strong>rs Rechnung getragen wer<strong>de</strong>n.<br />

Mehr Raum für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche schaffen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen mehr öffentliche Freiräume für Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendliche schaffen.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche brauchen Freiräume, dazu gehört auch selbstständige<br />

Mobilität. Gera<strong>de</strong> in ländlichen Regionen sind Sportplätze o<strong>de</strong>r Jugendzentren oft nur<br />

schwer zu erreichen. Eltern müssen immer mehr <strong>de</strong>n Alltag ihrer Kin<strong>de</strong>r organisieren<br />

und verwalten. Freiräume, die für eine Entwicklung zur Selbständigkeit notwendig<br />

sind, verschwin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n von Erwachsenen kontrolliert. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN wollen <strong>de</strong>shalb im öffentlichen Raum mehr Freiräume für Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendliche schaffen. Auch sollen Schulsportanlagen Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen auch<br />

außerhalb <strong>de</strong>s Unterrichts offen stehen. Wir wollen in <strong>de</strong>n Kommunen Wohnen,<br />

Arbeiten und Freizeit wie<strong>de</strong>r enger zusammenführen sowie Stadtteile und<br />

Innenstädte beleben und begrünen. Davon profitieren alle. Zu diesem Zweck<br />

erwarten wir in <strong>de</strong>n Kommunen eine bessere Abstimmung <strong>de</strong>r Schulentwicklungs-,<br />

<strong>de</strong>r Stadt- und <strong>de</strong>r Jugendhilfeplanung.<br />

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Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfe geschlechtergerecht gestalten<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen geschlechtergerechte Arbeit <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />

för<strong>de</strong>rn.<br />

Mädchen und junge Frauen wollen in vielen Lebensbereichen an<strong>de</strong>rs angesprochen,<br />

erreicht und motiviert wer<strong>de</strong>n als Jungen und junge Männer. Das belegen<br />

umfangreichen Erkenntnisse und Erfahrungen aus Forschung und Praxis. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN wollen entsprechen<strong>de</strong> Einsichten in die Arbeit <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />

integrieren. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich für diese Tätigkeit<br />

qualifizieren. Ein jährlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r, verbindlicher „Zukunftstag für Jungen und<br />

Mädchen“ bietet für geschlechtergerechte Orientierung gute Möglichkeiten. Er muss<br />

besser koordiniert und auch von Unternehmen überlegter genutzt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Schulen wer<strong>de</strong>n verpflichtet, Angebote für Jungen in frauentypischen Berufen und<br />

Angebote für Mädchen in männertypischen Berufen zu entwickeln. Und <strong>de</strong>n<br />

Zukunftstag vor- und nachzubereiten. Dafür machen wir uns stark.<br />

Kulturräume für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche erschließen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Kunst und Kultur für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche zu<br />

einer Pflichtaufgabe in Land und Kommune machen.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche entfalten eigene Kreativität, die für ihre<br />

Persönlichkeitsbildung entschei<strong>de</strong>nd ist. Neue Welten können sie an Musikschulen, in<br />

Jugendzentren, in freien Theater- o<strong>de</strong>r Tanzprojekten usw. ent<strong>de</strong>cken. Hier wer<strong>de</strong>n<br />

Teamgeist und Solidarität, Respekt für an<strong>de</strong>re, Weltoffenheit und Toleranz praktisch<br />

erlebt und gelernt. Solange aber solche Einrichtungen als sogenannte „freiwilligen<br />

Aufgaben“ eingestuft wer<strong>de</strong>n, sind sie in ihrer Existenz bedroht. Zugänge zu <strong>de</strong>n<br />

Einrichtungen müssen unabhängig vom Geldbeutel <strong>de</strong>r Eltern ermöglicht wer<strong>de</strong>n. Ein<br />

„Freizeit-Gutschein“ kann <strong>de</strong>n regelmäßigen Besuch von Musik- und Malschulen o<strong>de</strong>r<br />

kulturellen Veranstaltungen erleichtern.<br />

Jugendliches Engagement för<strong>de</strong>rn<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Jugendliche zu freiwilligem Engagement ermutigen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN machen sich für ein gesellschaftliches und politisches<br />

Klima stark, das Jugendliche zu freiwilligem Engagement ermutigt und diese in ihrer<br />

Arbeit unterstützt. Wir treten darum auch für notwendige Freistellungen ein, die<br />

durch Lan<strong>de</strong>sgesetze abgesichert sein müssen. Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit muss ihrem<br />

Bildungsauftrag für alle Jugendlichen gerecht wer<strong>de</strong>n und nicht nur einseitig an<br />

Randgruppen und an Kriminalprävention orientiert sein. Hierfür braucht sie eine<br />

angemessene materielle und finanzielle Ausstattung, die Unterstützung <strong>de</strong>r<br />

Ehrenamtlichen und genügend Fachkräfte mit entsprechen<strong>de</strong>r Qualifizierung. Um das<br />

zu gewährleisten, wer<strong>de</strong>n wir die Jugendpauschale und das Fachkräfteprogramm<br />

erhalten und weiterentwickeln.<br />

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Jugendliche sind Expertinnen und Experten in eigener Sache. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN wollen junge Menschen mehr direkt beteiligen und ihnen die dafür nötigen<br />

Bedingungen schaffen. Viele Jugendliche sind ziel- und perspektivlos, fühlen sich<br />

teilweise nicht ausgelastet o<strong>de</strong>r wissen mit sich selbst nichts anzufangen. Dabei sind<br />

nur wenige Anregungen und Angebote nötig, sie zu aktivieren. Dazu gehören die<br />

Sicherung und <strong>de</strong>r Ausbau von Jugendtreffs, Clubs und Vereinen ebenso wie<br />

fachgerechte Beratung durch Streetworkerinnen und -worker und Sozialarbeiterinnen<br />

und -arbeiter. Wir machen uns daher für Kontinuität in <strong>de</strong>r Jugendsozialarbeit stark.<br />

Eine zeitliche Kürzung <strong>de</strong>s Zivildienstes führt zu einem Dilemma in vielen Bereichen<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendarbeit. Denn viele Aktivitäten und Einrichtungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rund<br />

Jugendarbeit sind auf <strong>de</strong>n Einsatz von Zivildienstleisten<strong>de</strong>n angewiesen.<br />

Zwingend erfor<strong>de</strong>rlich ist darum ein Ausbau <strong>de</strong>r Freiwilligendienste wie Freiwilliges<br />

Soziales Jahr, Freiwilliges Ökologisches Jahr, Freiwilliges Europäisches Jahr o<strong>de</strong>r<br />

Freiwilliges Kulturelles Jahr. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Zugänge für solche<br />

Freiwilligendienste erleichtern und verbessern, weil wir darin Vorteile für die<br />

persönliche Entwicklung junger Menschen und einen gesamtgesellschaftlichen<br />

Kompetenzgewinn erkennen. Auf <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sebene erwarten wir eine<br />

„Gesamtstrategie für Freiwilligendienste“.<br />

Jugendstrafrecht – helfen statt bestrafen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen auf Prävention statt Strafe.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind entschie<strong>de</strong>n gegen eine Verschärfung <strong>de</strong>s<br />

Jugendstrafrechts. Finanzmittel sind in verbesserte Bildung und Ausbildung sowie in<br />

soziale Integration zu investieren. Im Umgang mit jugendlichen Straftäterinnen und<br />

Straftäter muss grundsätzlich Hilfe und Unterstützung Vorrang vor Bestrafung haben.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen gegen Jugendkriminalität mit <strong>de</strong>r Bekämpfung<br />

ihrer Ursachen vorgehen. Dazu gehören für uns: Verbesserung <strong>de</strong>r sozialen und<br />

kulturellen Lebensbedingungen, gerechte Bildungschancen, lebenswerte<br />

Wohnquartiere und <strong>de</strong>r Kampf gegen das Abkoppeln ganzer Stadtteile und<br />

Personengruppen von Präventionsmaßnahmen. Die Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Polizei mit<br />

Einrichtungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe, <strong>de</strong>n Schulen, Ausbildungsstätten sowie Vereinen und<br />

Verbän<strong>de</strong>n muss erweitert und verbessert wer<strong>de</strong>n. Bestehen<strong>de</strong> Projekte wie<br />

„Täter-Opfer-Ausgleich“, „Anti Gewalt Training“ und das Projekt „Schülergremien“,<br />

die zu einer Vielzahl von zielgenauen Maßnahmen im Jugendstrafrecht beitragen,<br />

sollen verstetigt und ausgebaut wer<strong>de</strong>n.<br />

In Jugendstrafverfahren dringen wir darauf, dass die Gerichte und Behör<strong>de</strong>n bei aller<br />

Sorgfalt die Dauer von Prozessen auf ein Min<strong>de</strong>stmaß verkürzen und die Wartezeit<br />

bis zum Verfahrensbeginn auf das möglichste verkürzt wird.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche in Medien schützen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten für einen befähigen<strong>de</strong>n Jugendschutz ein.<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche nutzen intensiv die Freiheiten beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>r Nutzung<br />

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technischer Medien. Aber die fast grenzenlosen Möglichkeiten dürfen nicht zu Lasten<br />

<strong>de</strong>s Jugendmedienschutzes gehen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten für einen<br />

umfassen<strong>de</strong>n Schutz von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen ein, ohne insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Freiheit <strong>de</strong>s Internets zu gefähr<strong>de</strong>n. Netzsperren lehnen wir ab. Den durch die<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r im Jahr 2010 überarbeiteten Jugendmedienschutz-<br />

Staatsvertrag sehen wir kritisch. Neben <strong>de</strong>m Elternhaus und <strong>de</strong>r Schule besteht eine<br />

öffentliche Verantwortung für das Aufwachsen von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen. Kin<strong>de</strong>r<br />

und Jugendliche müssen vor Gefährdungen aktiv geschützt und an<strong>de</strong>rerseits befähigt<br />

wer<strong>de</strong>n, Gefährdungen bewusst und kritisch zu bewältigen.<br />

Wer Grün wählt, ...<br />

� will mehr Rechte für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche;<br />

� will Kita-Ganztagesanspruch für alle Kin<strong>de</strong>r;<br />

� …. stellt Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen mehr öffentlichen Raum zur Verfügung;<br />

� will <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r- und Jugendschutz in <strong>de</strong>n neuen Medien durchsetzen.<br />

9. FÜR EIN GESUNDES SACHSEN-ANHALT<br />

Gesundheit ist ein hohes Gut. Für ihre För<strong>de</strong>rung, ihren Erhalt und ihre (Wie<strong>de</strong>r)-<br />

Herstellung sind eine wirksame Vorsorge und eine qualitativ hochwertige und gut<br />

erreichbare medizinische Versorgung für alle Menschen erfor<strong>de</strong>rlich. Suchtprävention<br />

und Suchtberatung gehören dazu.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lehnen eine Zweiklassenmedizin ab, bei <strong>de</strong>r privat<br />

Versicherte besser behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n als gesetzlich Versicherte. Eine Kopfpauschale<br />

und die damit verbun<strong>de</strong>ne Abkehr von <strong>de</strong>r solidarischen Finanzierung <strong>de</strong>r<br />

Krankenversicherung darf es nicht geben.<br />

Wir wollen die Eigenverantwortung und gesundheitliche Kompetenz <strong>de</strong>r Menschen<br />

stärken. Da die Ernährung ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Gesundheitsfaktor ist, müssen<br />

Lebensmittel und das Wissen über ihre Wirkungen verbessert wer<strong>de</strong>n. Für uns spielt<br />

<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Verbraucherschutz eine zentrale Rolle. Auch Sport und Bewegung tragen<br />

entschei<strong>de</strong>nd zur Gesun<strong>de</strong>rhaltung und zur Prävention von Krankheiten bei.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r Alterung unserer Gesellschaft und <strong>de</strong>r Bewegungsarmut bei Kin<strong>de</strong>rn<br />

wie Erwachsenen kommt einer breit angelegten und gezielten Sportför<strong>de</strong>rung<br />

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beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu.<br />

Gesundheitspolitik für alle Bürgerinnen und Bürger gestalten<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass die Patientinnen und Patienten <strong>de</strong>n Takt im<br />

Gesundheitssystem angeben: mehr Prävention, mehr Qualitätstransparenz und die<br />

Stärkung <strong>de</strong>r Patientinnen- und Patientenrechte. Das be<strong>de</strong>utet auch, dass die Abläufe<br />

und Strukturen in Krankenhäusern, Arztpraxen und an<strong>de</strong>ren<br />

Gesundheitseinrichtungen patientenorientiert organisiert wer<strong>de</strong>n müssen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine Bürgerversicherung ein, in die alle<br />

Erwerbstätigen (auch Selbstständige sowie Beamtinnen und Beamte) einzahlen und<br />

alle Einkommensarten (auch Kapitalerträge) einbezogen wer<strong>de</strong>n sollen. Die heutige<br />

Trennung von gesetzlicher und privater Krankenversicherung führt dazu, dass sich<br />

ausgerechnet die wirtschaftlich leistungsstärkeren und im Regelfall gesün<strong>de</strong>sten<br />

Bevölkerungsgruppen nicht am Solidarausgleich beteiligen müssen.<br />

Beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen-Anhalt <strong>de</strong>r<br />

flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n medizinischen Versorgung widmen. In einigen Regionen in<br />

Sachsen-Anhalt gibt es längst Engpässe in <strong>de</strong>r hausärztlichen Versorgung und auch<br />

in einigen Facharztbereichen, die sich in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren verstärken wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erkennen an, dass mit <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Nie<strong>de</strong>rlassungsbereitschaft und <strong>de</strong>r Einrichtung <strong>de</strong>r Koordinierungsstelle für die<br />

Weiterbildung zur Fachärztin und zum Facharzt für Allgemeinmedizin bereits wichtige<br />

Maßnahmen eingeleitet wur<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>m Mangel an Hausärztinnen und -ärzten<br />

beson<strong>de</strong>rs im ländlichen Raum zu begegnen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen im<br />

Konzept <strong>de</strong>r mobilen Praxisassistentinnen und -assistenten ein Erfolgsmo<strong>de</strong>ll. Es<br />

entlastet Ärztinnen und Ärzte ebenso wie Patientinnen und Patienten. Wir setzen uns<br />

dafür ein, dass sich alle Krankenkassen am Vertrag mit <strong>de</strong>m Hausärzteverband<br />

beteiligen und so zur Finanzierung <strong>de</strong>r medizinischen Versorgung in <strong>de</strong>r Fläche<br />

beitragen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Versorgungsstrukturen so weiterentwickeln,<br />

dass ambulante und stationäre Einrichtungen <strong>de</strong>s Gesundheits- und <strong>de</strong>s<br />

Pflegebereichs besser zusammenarbeiten. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN for<strong>de</strong>rn die<br />

enge Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten, Pflegediensten und an<strong>de</strong>ren<br />

Gesundheitsberufen in Gesundheitszentren und Versorgungsnetzen und eine<br />

innovative Planung <strong>de</strong>r Gesundheits- und Pflegeinfrastruktur, die auf die<br />

Bedarfslagen <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Region leben<strong>de</strong>n Bevölkerung ausgerichtet ist<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lehnen die weitere Privatisierung von Krankenhäusern ab,<br />

<strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>ren Folge verbleiben die finanziell wenig attraktiven Versorgungsleistungen<br />

bei <strong>de</strong>n öffentlichen Krankenhäusern.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass sich Krankenhäuser als<br />

regionale bzw. fachliche Gesundheitszentren profilieren.<br />

Die Gefahren durch MRSA-Infektionen müssen endlich ernst genommen wer<strong>de</strong>n und<br />

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ein MRSA-Screening in <strong>de</strong>n Kliniken Sachsen-Anhalts eingeführt wer<strong>de</strong>n – nach <strong>de</strong>m<br />

Vorbild nie<strong>de</strong>rländischer Kliniken. Hier könnte Sachsen-Anhalt eine Vorreiterrolle in<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik einnehmen, da die Folgen von MRSA-Infektionen jährlich enorme<br />

finanzielle, wirtschaftliche und individuelle Risiken bergen.<br />

Die Auswirkungen von Umweltfaktoren auf die Gesundheit <strong>de</strong>s Menschen sind bislang<br />

noch zu wenig erforscht. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten daher für die Stärkung<br />

<strong>de</strong>r Umweltmedizin in Sachsen-Anhalt ein.<br />

Es ist erwiesen, dass soziale Benachteiligung krank macht und die Lebenserwartung<br />

verkürzt. Wir wollen uns <strong>de</strong>shalb dafür einsetzen, dass gesundheitsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Angebote für Menschen in schwierigen und belasten<strong>de</strong>n Lebenssituationen gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

AIDS muss wie<strong>de</strong>r mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit zukommen. Die<br />

Präventionsarbeit muss gestärkt wer<strong>de</strong>n. Konkret wer<strong>de</strong>n wir uns dafür einsetzen,<br />

dass Informationsmaterial mehrsprachig zur Verfügung gestellt wird.<br />

Drogenprävention stärken<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Präventionsarbeit stärken.<br />

Eine drogenfreie Gesellschaft gibt es nicht. Problem Nummer Eins unter <strong>de</strong>n<br />

Suchtmittelabhängigkeiten ist <strong>de</strong>r Alkoholismus. Etwa die Hälfte aller<br />

Gewaltstraftaten wird in Sachsen-Anhalt unter Alkoholeinfluss begangen.<br />

Medikamente sind gera<strong>de</strong> für Frauen und ältere Menschen bevorzugte Suchtstoffe.<br />

Alkohol und Nikotin sind die maßgeblichen Einstiegsdrogen und die Hauptgefahren<br />

für immer jüngere Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche, in Abhängigkeit und Sucht zu geraten.<br />

Beratungsarbeit muss das Abgleiten in die Sucht verhin<strong>de</strong>rn.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Aufklärungsarbeit stärken und das<br />

Therapieangebot für suchtkranke Menschen ausbauen. Wir setzen uns für einen<br />

Ausbau <strong>de</strong>r Suchtprävention und Suchtberatung an Schulen ein. Die Legalisierung<br />

sogenannter weicher Drogen darf nicht über ihre Gefahren hinwegtäuschen. Bei<br />

harten Drogen wollen wir neben Prävention und Therapie die Überlebenshilfe als<br />

wichtigen Pfeiler <strong>de</strong>r Suchtpolitik ausbauen. Gleichzeitig ist <strong>de</strong>r Vertrieb harter<br />

Drogen mit allen rechtstaatlichen Mitteln im Rahmen <strong>de</strong>r Bekämpfung <strong>de</strong>r<br />

organisierten Kriminalität zu verfolgen.<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher informieren und schützen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen Verbraucherschutz als Querschnittsaufgabe. Wir<br />

wollen gute, faire Produkte und Dienstleistungen, die <strong>de</strong>n Menschen nützen und nicht<br />

zu Gesundheitsschä<strong>de</strong>n, Umweltzerstörung, Ausbeutung o<strong>de</strong>r finanziellen Verlusten<br />

führen.<br />

Damit ein Konsum ohne Reue möglich wird, brauchen Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher verständliche Informationen. Informationen zu verwen<strong>de</strong>ten<br />

Inhaltsstoffe, technischer Sicherheit o<strong>de</strong>r gesundheitlichen Auswirkungen fehlen<br />

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häufig. Preise und Tarife sind oft unübersichtlich und verwirrend. Aussagen über <strong>de</strong>n<br />

Energieverbrauch und die Umwelt-, Arbeits- und Lohnbedingungen während <strong>de</strong>r<br />

Herstellung eines Produktes gibt es nicht. Damit fehlt Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher die Grundlage, um durch kluge Kaufentscheidungen zu mehr<br />

Gesundheits-, Ressourcen- und Klimaschutz sowie zur Lösung von Problemen wie<br />

Kin<strong>de</strong>rarbeit und mangeln<strong>de</strong> globale Gerechtigkeit beizutragen. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN wollen auf allen Ebenen für mehr Transparenz sorgen und die<br />

Verbraucherinnen- und Verbraucherkompetenz stärken.<br />

Gera<strong>de</strong> Lebensmittel wirken sich stark auf die Gesundheit aus. Um die Gesundheitsund<br />

Ernährungskompetenz <strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger zu steigern, setzen sich<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN <strong>de</strong>shalb für eine klare und leicht verständliche<br />

Lebensmittelkennzeichnung ein. Wir befürworten ausdrücklich die<br />

Ampelkennzeichnung. Außer<strong>de</strong>m soll die Kennzeichnung so aufschlussreich sein, dass<br />

es <strong>de</strong>n Verbraucherinnen und Verbrauchern möglich wird, sich für qualitativ<br />

hochwertige, gentechnikfreie, schadstoffarme, tierschutzgerechte und regionale<br />

Produkte zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Die an Kin<strong>de</strong>r gerichtete Werbung für Lebensmittel, die bevorzugt von ihnen<br />

konsumiert wer<strong>de</strong>n, wie Schokoriegel und Chips ist dort einzuschränken, wo sie mit<br />

irreführen<strong>de</strong>n Aussagen zu gesundheitsgefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Verhaltensweisen verlockt. Wir<br />

treten für ein Werbeverbot an Schulen ein.<br />

Gesetzlich vorgeschriebene, unabhängige Kontrollen auf allen Stufen <strong>de</strong>r Erzeugung,<br />

Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln sind notwendig, um schwarze<br />

Schafe zu ent<strong>de</strong>cken. Damit diese Kontrollen in <strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rlichen Umfang auch<br />

stattfin<strong>de</strong>n, müssen die überwachen<strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n personell dazu in die Lage versetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Einschränkung <strong>de</strong>s Fleischkonsums o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Verzicht auf <strong>de</strong>n Verzehr tierischer<br />

Produkte stehen für Tier- und Klimaschutz. Fleisch sollte aus regionaler Erzeugung<br />

stammen, damit Langzeittransporte verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. An Schulen, in<br />

Seniorenheimen und in öffentlichen Einrichtungen muss es möglich sein, sich<br />

vegetarisch o<strong>de</strong>r vegan zu ernähren.<br />

Zuständige Behör<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Verbraucherschutz in Sachsen-Anhalt ist das Lan<strong>de</strong>samt<br />

für Verbraucherschutz. Es kümmert sich vor allem um <strong>de</strong>n gesundheitlichen<br />

Verbraucherschutz, <strong>de</strong>n Arbeitsschutz und die Marktüberwachung. Jedoch bergen die<br />

Freisetzung gentechnisch verän<strong>de</strong>rter Pflanzen, die Anwendung von Nanomaterialien<br />

z.B. in Kosmetika sowie Nahrungsergänzungsstoffe in zahlreichen Lebensmittel<br />

Gesundheitsgefahren, auf die schnell und umfassend reagiert wer<strong>de</strong>n muss. Das<br />

Lan<strong>de</strong>samt für Verbraucherschutz muss hierfür Verantwortung übernehmen.<br />

Die Umsetzung bestehen<strong>de</strong>r Vorschriften – zum Beispiel beim Nichtraucherschutz –<br />

muss besser kontrolliert wer<strong>de</strong>n. Schutzstandards dürfen nicht weiter gesenkt<br />

wer<strong>de</strong>n wie das beispielsweise bei <strong>de</strong>r Trinkwasseraufbereitung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Planungen<br />

für neue Müllöfen vorgesehen ist. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen<br />

ausreichend über <strong>de</strong>n Nutzen <strong>de</strong>r so genannten Individuellen Gesundheitsleistungen<br />

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(IGEL), die Ärztinnen und Ärzte gegen Entgelt außerhalb <strong>de</strong>r Leistungen <strong>de</strong>r<br />

Krankenkassen anbieten können, informiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale von Wirtschaft und Politik ist<br />

Voraussetzung für ihre Arbeit. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die<br />

Verbraucherzentrale finanziell besser ausstatten, damit sie ihr Beratungsangebot<br />

erweitern und alle Verbraucherinnen und Verbraucher erreichen kann. Wir wollen die<br />

Kofinanzierung von Bun<strong>de</strong>sprojekten in <strong>de</strong>n Bereichen Energie, Klima und<br />

wirtschaftlicher Verbraucherschutz durch das Land sichern.<br />

120.000 Hilfesuchen<strong>de</strong> konsultierten im Jahr 2009 die Verbraucherzentrale Sachsen-<br />

Anhalt und zeigen, dass <strong>de</strong>r Bedarf an Information und Beratung groß ist. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN halten die Umwandlung einiger Stützpunkte <strong>de</strong>r Verbraucherzentrale<br />

Sachsen-Anhalt in reguläre Beratungsstellen für notwendig, damit umfassen<strong>de</strong><br />

Beratung für Verbraucherinnen und Verbraucher auch im ländlichen Raum<br />

gewährleistet ist.<br />

Die Beratung für Verbraucherinnen und Verbraucher darf nicht an sprachlichen,<br />

kulturellen o<strong>de</strong>r gesundheitlichen Barrieren scheitern. Migrantinnen und Migranten,<br />

Menschen mit geringerer Bildung und Sinnesbehin<strong>de</strong>rte brauchen spezifische<br />

Angebote, damit auch sie sich informieren können.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Institutionen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhalt zu<br />

einem Vorbild <strong>de</strong>s nachhaltigen Konsums machen. Wir setzen uns für eine<br />

nachhaltige Beschaffung von Produkten und Leistungen wie zum Beispiel Ökostrom<br />

und Recyclingprodukte sowie Biolebensmittel in <strong>de</strong>n Kantinen ein.<br />

Das sportliche Sachsen-Anhalt för<strong>de</strong>rn<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen zu Bewegung und Sport ermutigen. Das fängt beim<br />

Treppensteigen an und muss nicht bei <strong>de</strong>r Fahrt zur Arbeit mit <strong>de</strong>m Fahrrad<br />

aufhören. Dazu gehört eine Gestaltung von Städten und Gebäu<strong>de</strong>n, die dazu einlädt,<br />

sich zu bewegen.<br />

Sport in <strong>de</strong>r Gruppe und im Verein hat weitere Funktionen. Miteinan<strong>de</strong>r gewinnen<br />

und verlieren können und in <strong>de</strong>r Gemeinschaft Sport treiben, sind neben <strong>de</strong>r<br />

Gesundheitsför<strong>de</strong>rung wichtige Erfahrungen in allen Altersgruppen, die Aktivität,<br />

soziale Beziehungen und Integration stärken. Sportentwicklung muss so ausgerichtet<br />

sein, dass Alter, Behin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r sexuelle I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>n Zugang zum Sport nicht<br />

einschränken. Fanprojekte, die Toleranz im Sport einfor<strong>de</strong>rn und selber üben,<br />

genießen unsere volle Unterstützung. Wir wollen das ehrenamtliche Engagement im<br />

Sport för<strong>de</strong>rn.<br />

In Sachsen-Anhalt gibt es unterschiedliche Sportvereine, die es zu för<strong>de</strong>rn gilt. Das<br />

gilt für die Unterstützung insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s Breitensports, aber auch <strong>de</strong>s<br />

Spitzensports. Gezielte Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass <strong>de</strong>r Sport die Freizeit<br />

bereichert und die Gesundheit geför<strong>de</strong>rt wird. Dazu gehört auch, dass Sportstätten,<br />

Spielplätze und Strukturen erhalten wer<strong>de</strong>n. Wir sehen beson<strong>de</strong>rs die Sportvereine<br />

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als för<strong>de</strong>rungswürdig an, die durchgängig Angebote für Kin<strong>de</strong>r- und Jugendliche - vor<br />

allem für Mädchen - in allen Altersklassen haben.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für sozial gestaffelte Eintrittsgel<strong>de</strong>r bei<br />

Schwimmbä<strong>de</strong>rn und an<strong>de</strong>ren sportlichen Einrichtungen ein.<br />

Die Sportför<strong>de</strong>rung in Sachsen-Anhalt muss gera<strong>de</strong> in finanziell schwierigen Zeiten<br />

eine verlässliche Größe sein. Mit einem Run<strong>de</strong>n Tisch sollen die Erfahrungen <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>rzeitigen För<strong>de</strong>rpraxis ausgewertet und neue Vorschläge erarbeitet wer<strong>de</strong>n. Neben<br />

<strong>de</strong>m Ministerium, <strong>de</strong>n Kommunen und <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>ssportbund müssen dabei auch die<br />

Vereine die Möglichkeit haben ihre praktischen Erfahrungen einzubringen. Da immer<br />

mehr Vereine in Sachsen-Anhalt die Verantwortung für <strong>de</strong>n Erhalt kommunaler<br />

Sportanlagen übertragen bekommen, muss dies in <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rpraxis berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer GRÜN wählt, …<br />

� stimmt gegen die Zweiklassenmedizin und für eine bessere Versorgung durch<br />

die gesetzlichen Krankenkassen;<br />

� stärkt die Verbraucherzentrale;<br />

� möchte die Selbstverwaltung <strong>de</strong>s Sports durch mehr Transparenz in <strong>de</strong>n<br />

Gremien erhalten.<br />

10. FÜR EIN KULTURELL VIELFÄLTIGES SACHSEN-ANHALT<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die vielfältige Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts<br />

erhalten und weiterentwickeln. Zu ihr gehören vier Weltkulturerbestätten,<br />

traditionsreiche Festspiele, eine beachtlichen Theaterlandschaft, zahlreichen Museen,<br />

be<strong>de</strong>utsame Sammlungen, eine reiche Bibliothekenlandschaft und eine engagierte<br />

Arbeit vieler Vereine und För<strong>de</strong>rkreise.<br />

Kunst und Kultur sind für uns Daseinsvorsorge, <strong>de</strong>nn sie tragen entschei<strong>de</strong>nd dazu<br />

bei, das Wertefundament unserer Gesellschaft zu sichern. Sie setzen Kreativität und<br />

Fantasie frei, sie konfrontieren uns mit Geschichte und Gegenwart, mit Tradition und<br />

ungewohntem Neuen. Sie regen zur Auseinan<strong>de</strong>rsetzung an,bringen unterschiedliche<br />

Menschen in <strong>de</strong>n Dialog und för<strong>de</strong>rn so Toleranz und gesellschaftliches Engagement.<br />

Kulturelle Infrastruktur sichern<br />

Im Zentrum <strong>de</strong>r Kulturpolitik von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen-Anhalt steht<br />

die Erhaltung kultureller Räume und ihrer kulturellen Infrastruktur. Jugendzentren,<br />

Ateliers, Proberäume, Theater, Bibliotheken, Museen, Aufführungs- und<br />

Ausstellungsorte und soziokulturelle Zentren ermöglichen ein vielfältiges Angebot,<br />

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Kultur zu erleben und aktiv mitzugestalten. Unser Ziel ist es, dass je<strong>de</strong> und je<strong>de</strong>r in<br />

angemessener Entfernung vom Wohnort die für sie o<strong>de</strong>r ihn passen<strong>de</strong>n kulturellen<br />

Angebote nutzen kann.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten für ein Kulturraumgesetz nach sächsischem Vorbild<br />

ein, um gemeinsam die kulturelle Infrastruktur zu finanzieren und zu erhalten. Die<br />

gemeinsame Wahrnehmung <strong>de</strong>r Verantwortung für die kulturelle Infrastruktur<br />

ermöglicht eine langfristigere und soli<strong>de</strong> Planung für Kultureinrichtungen.<br />

Soziale Lage <strong>de</strong>r Kulturschaffen<strong>de</strong>n stärker in <strong>de</strong>n Blick nehmen<br />

Kulturschaffen<strong>de</strong> brauchen existenzsichern<strong>de</strong> Rahmenbedingungen, die die<br />

künstlerische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung erst ermöglichen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

setzen sich daher für eine stabile soziale Absicherung für Künstlerinnen und Künstler<br />

und <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Kultur Beschäftigten ein – ob im Kulturbetrieb, in <strong>de</strong>r<br />

Kreativwirtschaft, für Selbstständige o<strong>de</strong>r abhängig Beschäftigte, ob in freier o<strong>de</strong>r<br />

unselbstständiger Mitarbeit o<strong>de</strong>r im Praktikum. Wir setzen uns daher im Bun<strong>de</strong>srat<br />

für <strong>de</strong>n Erhalt und die Stärkung <strong>de</strong>r Künstlersozialversicherung ein.<br />

Zur Kulturför<strong>de</strong>rung gehören auch bezahlbare Atelier- und Arbeitsräume, innovative<br />

Mo<strong>de</strong>llprojekte und arbeitsfähige Netzwerke. Das Land muss neue Instrumente <strong>de</strong>r<br />

wirtschaftlichen Künstlerför<strong>de</strong>rung – Beratungsangebote, För<strong>de</strong>rung neuer<br />

Tätigkeitsfel<strong>de</strong>r usw. – entwickeln.<br />

Nieman<strong>de</strong>n von Kultur ausschließen<br />

Kultur lebt heute wie zu allen Zeiten auch von <strong>de</strong>r Bereitschaft <strong>de</strong>r Menschen, für sie<br />

Verantwortung zu übernehmen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen daher eine<br />

lebendige Bürgerkultur ermöglichen, die die institutionalisierte Kultur ergänzt und die<br />

alle einbezieht – Junge und Alte, Frauen und Männer, Einheimische, Migrantinnen<br />

und Migranten, Menschen mit und ohne Behin<strong>de</strong>rung, Menschen mit großem o<strong>de</strong>r<br />

kleinem Geldbeutel. Kultur muss für alle Menschen zugänglich sein, auch für jene,<br />

die im ländlichen Raum leben.<br />

Für uns ist aber auch wichtig: Bürgerschaftliches Engagement darf nicht als Ersatz<br />

für staatliches Han<strong>de</strong>ln angesehen wer<strong>de</strong>n. Das Ehrenamt darf nicht dazu<br />

missbraucht wer<strong>de</strong>n, hauptamtliche Strukturen abzubauen. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass das bürgerschaftliche Engagement – in allen<br />

Kultursparten – mehr Anerkennung und Unterstützung erhält<br />

Soziale Stellung o<strong>de</strong>r kulturelle Herkunft dürfen keine Barrieren für <strong>de</strong>n Zugang zur<br />

Kultur sein. Eintrittsgel<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r Benutzungsgebühren dürfen keine unüberwindlichen<br />

Schwellen darstellen. Mit kontrastreicher Beschriftung, eingebauten Hörschleifen und<br />

leicht verständlicher Sprache wird Kultur auch für Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen ein<br />

Genuss. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wer<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong> Initiativen unterstützen<br />

und för<strong>de</strong>rn.<br />

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Je<strong>de</strong> Altersgruppe hat spezifische kulturelle Bedürfnisse und das Recht, dass auf<br />

diese eingegangen wird. Vor allem Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche brauchen öffentliche<br />

Räume, in <strong>de</strong>nen sie ihre Kreativität entfalten können. Ihr Zugang zu Musikschulen,<br />

Bibliotheken, Theater- o<strong>de</strong>r Tanzprojekten darf nicht am Geldbeutel <strong>de</strong>r Eltern<br />

scheitern. Ein Kultur-Gutschein ist eine gute Möglichkeit, diese Barriere zu<br />

beseitigen. Öffentlich geför<strong>de</strong>rte Kultureinrichtungen wollen wir verpflichten,<br />

kulturelle Bildungsangebote für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche zu entwickeln und<br />

nachzuweisen.<br />

Kultur an allen Orten för<strong>de</strong>rn<br />

Kulturpolitik muss sich angesichts <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>ls und <strong>de</strong>r geringen<br />

Besiedlungsdichte in Sachsen-Anhalt <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r ländlichen Regionen<br />

stellen. Öffentliche Kultureinrichtungen sind aller Orten bedroht. Theater, Kinos,<br />

Bibliotheken und Kulturvereine wur<strong>de</strong>n geschlossen o<strong>de</strong>r stehen vor <strong>de</strong>m Aus.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass keine Region kulturell<br />

abgehängt wird. Der ländliche Raum darf nicht zur kulturfreien Zone wer<strong>de</strong>n.<br />

Deshalb müssen dort zum Beispiel Fahrbibliotheken erhalten bleiben. Spielstätten<br />

müssen zumin<strong>de</strong>st für sog. „Abstecher“-Theateraufführungen erhalten bleiben.<br />

Begegnungsstätten junger Menschen dürfen nicht geschlossen wer<strong>de</strong>n. Die Zukunft<br />

unserer Kommunen hängt auch davon ab, ob es uns gelingt, Kreativitätspotenziale<br />

vor Ort zu entwickeln und zu erhalten.<br />

Für die Entwicklung <strong>de</strong>r Städte ist die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r kulturellen Strukturen ein<br />

wichtiger Motor. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN engagieren sich gegen die zunehmen<strong>de</strong><br />

Verödung <strong>de</strong>r Innenstädte. Wir wollen eine Stadt, in <strong>de</strong>r innerstädtisches Wohnen,<br />

phantasievolle Umnutzungen im Gebäu<strong>de</strong>bestand, Denkmalschutz, die<br />

Rückeroberung von Industriebrachen und die Gestaltung öffentlicher Räume im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund stehen. In diesem Sinne wer<strong>de</strong>n wir kreative Initiativen för<strong>de</strong>rn.<br />

Denkmalschutz stärken<br />

Die berechtigten Interessen <strong>de</strong>s Denkmalschutzes dürfen jedoch nicht dazu führen,<br />

dass be<strong>de</strong>utsame Denkmäler gänzlich verfallen. Wo Denkmalschutz von Nutzern o<strong>de</strong>r<br />

Eigentümern nicht wirtschaftlich realisiert wer<strong>de</strong>n kann ist politisches Han<strong>de</strong>ln<br />

erfor<strong>de</strong>rlich. Eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung muss möglich sein, wenn<br />

Investitionen nicht ausbleiben sollen. Ziel aller Maßnahmen sollte es sein, das<br />

Denkmal zu erhalten und einer nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen.<br />

Entbürokratisierung darf aber nicht dazu führen, dass wirkungsvolle Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Denkmalschutzes verloren gehen. In Flächennutzungs- und Bebauungsplänen<br />

dürfen daher notwendige Standards <strong>de</strong>s Kultur<strong>de</strong>nkmalschutzes nicht unterschritten<br />

wer<strong>de</strong>n. Der fehlen<strong>de</strong> <strong>de</strong>nkmalrechtliche Umgebungsschutz (Pufferzonen) stellt<br />

zunehmend ein Problem dar.<br />

Die Gruppe <strong>de</strong>r technischen Denkmale, aber auch viele Schlösser, Dorfkirchen und<br />

ländliche Bauten befin<strong>de</strong>n sich in einem besorgniserregen<strong>de</strong>n Zustand. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN sind sich <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Baukulturerbes bewusst und setzen<br />

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sich für eine entsprechen<strong>de</strong> finanzielle För<strong>de</strong>rung ein. Denkmaleigentümer,<br />

ehrenamtliche Denkmalpfleger, Stiftungen aber auch die vielfältigen Bürgerinitiativen<br />

wollen wir unterstützen und einbeziehen. Ihr Engagement für einen achtsamen<br />

Umgang mit Bau<strong>de</strong>nkmälern verdient kompetente Beratung und För<strong>de</strong>rung durch das<br />

Land.<br />

Nicht nur <strong>de</strong>nkmalgeschützte Häuser stehen jedoch in Sachsen-Anhalt leer. Oft ist<br />

dafür fehlen<strong>de</strong>s Interesse o<strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>s Eigenkapital für die notwendige<br />

Sanierung bei <strong>de</strong>n Eigentümern <strong>de</strong>r Grund. Die Folgen sind verwahrloste Ruinen in<br />

Dörfern und Städten und oft auch Abriss. Das ist nicht nur ein Verlust an Wohnraum<br />

und urbaner Verdichtung, auch geht mit je<strong>de</strong>m historischen Haus ein Stück kulturelle<br />

I<strong>de</strong>ntität verloren. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Verfahren prüfen, wie über<br />

einen längeren Zeitraum ungenutzte Immobilien wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Allgemeinheit zugänglich<br />

gemacht und erhalten wer<strong>de</strong>n können. Dazu gehört auch, über Formen <strong>de</strong>r<br />

Enteignung nachzu<strong>de</strong>nken, wenn Immobilienbesitzerin und -besitzer ihrer<br />

Verantwortung für ein Gebäu<strong>de</strong> über Jahre nicht nachkommen. Wir wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m<br />

prüfen, welche Möglichkeiten zur Legalisierung so genannter Instandbesetzungen<br />

praktikabel und möglich sind.<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft eine Perspektive geben<br />

Kultur- und Kreativwirtschaft sind schon heute ein wichtiger Wirtschafts- und<br />

Standortfaktor in Sachsen-Anhalt. Die gewachsenen Strukturen und Potenziale<br />

wollen wir unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Kulturschaffen<strong>de</strong>n gezielt för<strong>de</strong>rn. Hier sehen wir<br />

die Möglichkeit, die Entstehung zahlreicher neuer Arbeitsplätze zu unterstützen.<br />

Kultur ist heute ein beachtlicher so genannter weicher Standortfaktor im Ringen um<br />

die Neuansiedlung von Unternehmen. Ein vielfältiges kulturelles Angebot ist für das<br />

Management und die Beschäftigten sowie <strong>de</strong>ren Familien ein wichtiges Argument.<br />

Der För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Kulturtourismus in Sachsen-Anhalt wollen wir einen höheren<br />

Stellenwert einräumen und dabei neben <strong>de</strong>n Großstädten Mag<strong>de</strong>burg und Halle<br />

(Saale) auch die Potenziale <strong>de</strong>r ländlichen Regionen stärker aktivieren. Hier sind<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Straße <strong>de</strong>r Romanik, die Tourismusroute „Himmelswege“ mit <strong>de</strong>m<br />

multimedialen Besucherzentrum Arche Nebra, das Kloster Memleben, das Bauhaus<br />

Dessau, das Gartenreich Dessau/Wörlitz und die Lutherge<strong>de</strong>nkstätten zu nennen.<br />

Alternative Jugendkultur unterstützen<br />

Jugendkultur ist ein sich stetig wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>s Phänomen. Kommunale Infrastruktur<br />

muss sich <strong>de</strong>m anpassen, in<strong>de</strong>m Raum zur Verfügung gestellt wird, in <strong>de</strong>m sich<br />

angehen<strong>de</strong> Künstlerinnen und Künstler ausprobieren können. Dies kann geschehen,<br />

in<strong>de</strong>m Wandflächen für Graffitis frei gegeben wer<strong>de</strong>n, um zu verhin<strong>de</strong>rn, dass<br />

wichtige Teile <strong>de</strong>r Kultur kriminalisiert wer<strong>de</strong>n. O<strong>de</strong>r in<strong>de</strong>m Jugend- und<br />

Begegnungsstätten mit Proberäumen ausgestattet wer<strong>de</strong>n. Dies kann eine<br />

Steigerung <strong>de</strong>r Wohn- und Lebensqualität bewirken. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

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unterstützen selbst organisierte Initiativen junger Kreativer und beharren nicht auf<br />

starren Strukturen und stehen für eine offene Kommunikation zwischen <strong>de</strong>n<br />

unterschiedlichen kulturellen Bedürfnissen <strong>de</strong>r Generationen.<br />

Kultur finanziell absichern<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützen Initiativen, die auf eine kommunale<br />

Kulturför<strong>de</strong>rabgabe drängen. Diese Mittel müssen zweckgebun<strong>de</strong>n eingesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Ausgaben für kommunale Kultureinrichtungen zählen zu <strong>de</strong>n sogenannten<br />

freiwilligen Leistungen. Bei einem nicht ausgeglichenen Haushalt ist eine Kommune<br />

auf Grund gelten<strong>de</strong>n Rechts gezwungen, die öffentliche Bibliothek zu schließen, kann<br />

aber eine neue Gemein<strong>de</strong>straße bauen. Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist das die<br />

falsche Priorität, <strong>de</strong>nn zu einer funktionsfähigen Infrastruktur gehören zwingend<br />

Kultur- und Bildungseinrichtungen.<br />

Wer Grün wählt, …<br />

� för<strong>de</strong>rt die kulturelle I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Städte und ländlichen Regionen;<br />

� stärkt <strong>de</strong>n Denkmalschutz<br />

� ist für die Verbesserung <strong>de</strong>r Rahmenbedingungen für Kulturschaffen<strong>de</strong>;<br />

� stärkt <strong>de</strong>n Wirtschaftfaktor „Kultur“;<br />

� will Kultur für alle zugänglich machen.<br />

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11. FÜR EIN DIGITALES SACHSEN-ANHALT<br />

Information und Kommunikation, Datenaustausch und Vernetzung sind Kennzeichen<br />

einer mo<strong>de</strong>rnen Informationsgesellschaft. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für eine<br />

digitale Zukunft, die nicht nur ökonomische Verwertung o<strong>de</strong>r staatliche<br />

Kontrollinteressen im Auge hat, son<strong>de</strong>rn die Freiheit und Rechte <strong>de</strong>r Nutzerinnen und<br />

Nutzer ins Zentrum stellt: Deine Daten gehören dir und nicht einem Schnüffelstaat<br />

o<strong>de</strong>r einer Schnüffelwirtschaft!“ Der Zugang zu neuen wie alten Medien ist in je<strong>de</strong>r<br />

Hinsicht (barriere-)frei zu gewährleisten. Medienkompetenz, informationelle<br />

Selbstbestimmung, umfassen<strong>de</strong>r Daten- und Verbraucherschutz, Urheberrechte und<br />

Freiheit im Internet sind die Grundlagen für eine <strong>de</strong>mokratische digitale Zukunft. Wir<br />

wollen die Chancen <strong>de</strong>s Internets nutzen und nicht nur die möglichen Gefahren<br />

bekämpfen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen dabei nicht nur die vielen kleinen Stellschrauben<br />

drehen, son<strong>de</strong>rn eine neue Politik für Datenschutz, Datensicherheit und<br />

selbstbestimmte Bürgerinnen und Bürger, im Internet wie in <strong>de</strong>r realen Welt.<br />

Die Menschen digital an <strong>de</strong>r Demokratie beteiligen<br />

Das digitale Zeitalter hat das Potenzial, politische und staatliche Entscheidungen<br />

transparenter zu machen und mehr Menschen zu beteiligen. Dies hat auch zur Folge,<br />

dass die Menschen im Land gegenüber staatlichen Institutionen gestärkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Mitwirkungs- und Kontrollrechte können ausgebaut wer<strong>de</strong>n. Daher wollen wir die<br />

verfügbaren Informationen auf <strong>de</strong>n Internetseiten öffentlicher Stellen drastisch<br />

erhöhen und für Nutzerinnen und Nutzer freundlicher gestalten. Sie sollen auch die<br />

Möglichkeit bekommen, Vorhaben zu kommentieren und im Netz zu diskutieren. Eine<br />

Voraussetzung ist, dass Informationen in einem freien Standard, also nicht in einem<br />

kommerziell geschützten Format bereitgestellt wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus wollen wir<br />

elektronische Petitionen auch in Sachsen-Anhalt möglich machen.<br />

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Freien Zugang zum Internet schaffen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen einen freien Internetzugang für alle<br />

Einwohnerinnen und Einwohner Sachsen-Anhalts und die Netzneutralität<br />

gewährleisten. Frei be<strong>de</strong>utet für uns nicht ohne Regeln, aber Netzsperren wie Sperrund<br />

Stoppschildlösungen lehnen wir ab, weil sie leicht zu umgehen sind. Außer<strong>de</strong>m<br />

sind entsprechen<strong>de</strong> Sperren bereits <strong>de</strong>r Einstieg in eine Zensur <strong>de</strong>s Internets. Dem<br />

Missbrauch <strong>de</strong>s Internets durch kriminelle Handlungen (z.B. Kin<strong>de</strong>smissbrauch) kann<br />

nur durch Löschung <strong>de</strong>r Daten begegnet wer<strong>de</strong>n – auch bei Betreibern ausländischer<br />

Server.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für rechtliche Rahmenbedingungen ein, durch<br />

die Internetnutzerinnen und -nutzer an<strong>de</strong>ren die Nutzung gewähren können, ohne<br />

Angst vor Kündigung durch <strong>de</strong>n Provi<strong>de</strong>r, vor Scha<strong>de</strong>nersatzfor<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r vor<br />

Haftungsproblemen haben zu müssen.<br />

In allen Städten und Dörfern Sachsen-Anhalts muss es endlich möglich sein, einen<br />

schnellen Zugang zum Internet zu erhalten. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich<br />

konsequent für <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>s Breitbandnetzes ein. Für uns ist die<br />

Breitbandversorgung Teil <strong>de</strong>r Daseinsvorsorge.<br />

Für Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen ist die gleichberechtigte Teilhabe an Informationen<br />

zu sichern. Sachsen-Anhalt muss endlich die auf Bun<strong>de</strong>sebene gelten<strong>de</strong> „Barrierefreie<br />

Informationstechnik-Verordnung“ in Lan<strong>de</strong>srecht übernehmen.<br />

Über persönliche Daten selber bestimmen<br />

In allen Bereichen <strong>de</strong>s öffentlichen und privaten Lebens wachsen die Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>r Informations- und Datenverarbeitung (IT-Technik). Vom PC zu Hause bis zur<br />

Datenerfassung auf Autobahnen (Maut-System), von <strong>de</strong>r Online-Durchsuchung bis<br />

zum Ganzkörper-Scannen von Flugpassagieren, vom Handy bis zur<br />

Überwachungskamera gibt es kaum eine Alltagssituation, in <strong>de</strong>r es nicht möglich ist,<br />

Menschen auszuspähen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten darum dafür ein, das Recht auf informationelle<br />

Selbstbestimmung, nämlich grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung<br />

seiner personenbezogenen Daten zu bestimmen, als Grundrecht in Verfassung und<br />

Grundgesetz einzufügen. Je<strong>de</strong> Datenschnüffelei lehnen wir ab. Das<br />

Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht hat im Jahr 2010 die Vorratsdatenspeicherung gekippt und<br />

das Grundrecht auf Gewährleistung <strong>de</strong>r Vertraulichkeit und Integrität<br />

informationstechnischer Systeme (Grundrecht auf digitale Intimsphäre) begrün<strong>de</strong>t.<br />

Wir wer<strong>de</strong>n uns gegen je<strong>de</strong> Form <strong>de</strong>r Vorratsdatenspeicherung zur Wehr setzen und<br />

streiten auch auf europäischer Ebene gegen neue Möglichkeiten <strong>de</strong>r Überwachung.<br />

Datensicherheit ist eine <strong>de</strong>r wesentlichen Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Datenschutz <strong>de</strong>r<br />

Zukunft. Die Datenskandale <strong>de</strong>r vergangenen Jahre haben wie<strong>de</strong>rholt gezeigt, dass<br />

vor allem Unternehmen wenig Interesse an <strong>de</strong>r Sicherheit und <strong>de</strong>m Schutz unserer<br />

persönlichen Daten haben. So wer<strong>de</strong>n Daten schamlos weitergegeben o<strong>de</strong>r gar<br />

verkauft. Auch wenn Milliar<strong>de</strong>n-Umsätze mit unseren persönlichen Daten erzielt<br />

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wer<strong>de</strong>n, wird <strong>de</strong>n einzelnen Daten kein angemessener Wert zugesprochen. Daten<br />

wer<strong>de</strong>n immer noch wie freie und besitzerlose Güter gehan<strong>de</strong>lt.<br />

Doch sowohl für <strong>de</strong>n Staat als auch für die Unternehmen ist es von Interesse, wenn<br />

Bürgerinnen und Bürger frei von Angst vor Missbrauch o<strong>de</strong>r Datendiebstahl neue<br />

Technologien nutzen können. Sie brauchen die Sicherheit, dass nicht je<strong>de</strong><br />

Information, die sie einmal von sich preisgeben, sofort verwertet, verkauft und<br />

gegen sie verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann. Darum wollen wir nicht nur die Strafzahlungen für<br />

Vergehen gegen <strong>de</strong>n Datenschutz erhöhen, son<strong>de</strong>rn künftig auch konkrete<br />

Entschädigungen und Strafzahlungen an Betroffene von Datenschutzverstößen, auch<br />

bei immateriellen Schä<strong>de</strong>n, prüfen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN reichen die einfachen Wi<strong>de</strong>rspruchsmöglichkeiten <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>rzeitigen Mel<strong>de</strong>registergesetzes nicht aus. Wir halten es für dringend erfor<strong>de</strong>rlich<br />

die Mel<strong>de</strong>daten, zu <strong>de</strong>ren Abgabe die Bürgerinnen und Bürger verpflichtet sind,<br />

besser zu schützen. Mit einer Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>smel<strong>de</strong>gesetzes wollen wir<br />

sicherstellen, dass die Weitergabe von Mel<strong>de</strong>daten an kommerzielle Private und<br />

Parteien generell von <strong>de</strong>r vorherigen Einwilligung je<strong>de</strong>r und je<strong>de</strong>s Einzelnen abhängig<br />

gemacht wird (Einwilligungsvorbehalt).<br />

Um Verstöße schneller und angemessener ahn<strong>de</strong>n zu können, bedarf es einer starken<br />

und unabhängigen Datenschutzaufsicht. In Sachsen-Anhalt ist <strong>de</strong>r Datenschutz im<br />

öffentlichen und privaten Bereich immer noch getrennt <strong>de</strong>r Aufsicht <strong>de</strong>s<br />

Lan<strong>de</strong>sbeauftragten und <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>sverwaltungsamt zugeordnet. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN wollen diese Aufgaben allein beim Lan<strong>de</strong>sbeauftragten für Datenschutz<br />

zusammenführen. Außer<strong>de</strong>m streben wir ein Datenschutz-Audit-Gesetz an, um das<br />

Einhalten von Vorschriften beim Umgang mit Daten bei Behör<strong>de</strong>n und Unternehmen<br />

bewerten zu können. Die Herkunft von Daten muss lückenlos nachgewiesen und eine<br />

vollständige Selbstauskunft über gespeicherte Daten ermöglicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Datenschutz bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stärken<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Datenschutz für Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer stärken.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wer<strong>de</strong>n sich auf Bun<strong>de</strong>sebene für ein eigenständiges<br />

ArbeitnehmerInnen-Datenschutzgesetz stark machen. Die Datenkrake ELENA, bei <strong>de</strong>r<br />

standardmäßig die Daten von Millionen Beschäftigten inklusive beispielsweise<br />

Informationen zu Krankheiten zentral gespeichert wer<strong>de</strong>n, lehnen wir ab. Mit <strong>de</strong>r<br />

Umsetzung von ELENA wird massiv in die Persönlichkeitsrechte von Millionen<br />

Menschen eingegriffen. Dies hat nichts mit unseren Zielen von Entbürokratisierung<br />

und Datenschutz zu tun.<br />

Transparenz behördlichen Han<strong>de</strong>lns erhöhen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Informationsrechte von Bürgerinnen und<br />

Bürgern weiter ausbauen. Auch mehr als zwei Jahre nach <strong>de</strong>m Inkrafttreten <strong>de</strong>s<br />

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Informationszugangsgesetzes in Sachsen-Anhalt gibt es Probleme bei <strong>de</strong>r<br />

Umsetzung. Nach wie vor ist <strong>de</strong>r Schutz behördlicher Informantinnen und<br />

Informanten nicht gesetzlich geregelt und <strong>de</strong>r Zugang zu Informationen für<br />

Bürgerinnen und Bürger nicht einfach genug. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen vor<br />

allem die Hür<strong>de</strong>n, die durch entstehen<strong>de</strong> Kosten verursacht wer<strong>de</strong>n, abbauen.<br />

Elektronische Akten bei <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n sollen so eingerichtet sein, dass Daten und<br />

Dokumente ohne Verletzung <strong>de</strong>s Datenschutzes auch (elektronisch) einsehbar sind.<br />

Das so genannte Amtsgeheimnis muss zunehmend <strong>de</strong>r Vergangenheit angehören.<br />

Denn offenes und transparentes Verwaltungshan<strong>de</strong>ln be<strong>de</strong>utet nicht nur direkte<br />

Kontrolle staatlicher Aktivitäten, son<strong>de</strong>rn för<strong>de</strong>rt zugleich aktives <strong>de</strong>mokratisches<br />

Han<strong>de</strong>ln engagierter Bürgerinnen und Bürger.<br />

Freie Software nutzen<br />

Durch Behör<strong>de</strong>n sowie in <strong>de</strong>r Wissenschaft mit Steuermitteln erstellte<br />

Wissenssammlungen wie Dokumente, Karten, Broschüren usw. müssen für die<br />

Allgemeinheit im nicht-kommerziellen Rahmen nutzbar sein. Dies setzt voraus, dass<br />

sie durch <strong>de</strong>n Einsatz von offener und freier Software allen Bürgerinnen und Bürgern<br />

uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Hier bestehen in Sachsen-Anhalt noch große<br />

Defizite. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen <strong>de</strong>n Einsatz von free/libre und Open<br />

Source Software (FLOSS) in öffentlichen Institutionen för<strong>de</strong>rn und ihre Akzeptanz in<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit steigern. Damit lassen sich zugleich Lizenzgebühren senken und<br />

langfristig staatliche Ausgaben einsparen. Außer<strong>de</strong>m wird das zivilgesellschaftliche<br />

Engagement <strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger bei <strong>de</strong>r Bewältigung von Aufgaben und<br />

Vorhaben durch Wissenszuwachs gestärkt.<br />

Informationstechnologie nachhaltig gestalten<br />

In <strong>de</strong>r Informationstechnologie sind gegenwärtig noch Produkte notwendig, <strong>de</strong>ren<br />

Materialverbrauch an wertvollen Metallen und giftigen Schwermetallen sehr hoch ist.<br />

Auch führen immer höhere Rechnerleistungen und die Konzentration von<br />

Rechnerdienstleistungen zu immer höherem Energieverbrauch.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass auch die Informationstechnologie, sowohl in<br />

<strong>de</strong>r Herstellung ihrer Produkte als auch in <strong>de</strong>ren Anwendung ein auf Nachhaltigkeit<br />

ausgerichteter Wirtschaftszweig wird. Auf diesem Gebiet wollen wir die Forschung in<br />

Sachsen-Anhalt vorantreiben, um mehr neue Jobs durch nachhaltiges Wirtschaften<br />

zu schaffen.<br />

Wirtschaftliche Chancen nutzen<br />

Im IT-Markt gibt es Chancen für das Land auf Einsparungen und zusätzliche<br />

Einnahmen, die BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nutzen wollen. Die Lan<strong>de</strong>sregierung gibt<br />

als Großkun<strong>de</strong> viel Geld für spezielle Software bei Fachverfahren aus. Wir wollen hier<br />

durch frühzeitige Bekanntgabe <strong>de</strong>r jeweiligen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>n Wettbewerb unter<br />

<strong>de</strong>n Anbietern verstärken, um auch nicht etablierten Anbietern Chancen zu einem<br />

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Angebot zu geben. Zu<strong>de</strong>m wollen wir die Kosten <strong>de</strong>r Verwaltung senken. Den<br />

elektronischen Briefkasten zum Beispiel, <strong>de</strong>n die EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />

verlangt, sehen wir als Chance, mehr Kommunikation papierlos und unkomplizierter<br />

abzuwickeln.<br />

Medienvielfalt entwickeln<br />

Die klassischen Medien wie Presse, Funk und Fernsehen sind in Sachsen-Anhalt<br />

relativ gut vertreten. Mit Sorge sehen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN allerdings die<br />

Verdichtung zu Medienkartellen. Es entsteht eine Gefahr für die freie, vielfältige,<br />

unabhängige und umfängliche Meinungsbildung, die <strong>de</strong>r Demokratie im Lan<strong>de</strong><br />

scha<strong>de</strong>n kann. Während es beim Rundfunk noch mehrere Anbieter gibt, ist die<br />

Abhängigkeit beim Fernsehen von einem öffentlich-rechtlichen Sen<strong>de</strong>r bereits<br />

gegeben. Die bei<strong>de</strong>n großen Lan<strong>de</strong>szeitungen haben ihr Verbreitungsgebiet klar<br />

abgegrenzt, so dass Informationen aus <strong>de</strong>m jeweils an<strong>de</strong>ren Gebiet nur in<br />

begrenztem Maß zugänglich sind. Eine vielfältige Medienlandschaft garantiert<br />

Meinungsvielfalt und verhin<strong>de</strong>rt unkritische Einheitsmeinungen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten konsequent für die Stärkung <strong>de</strong>r Unabhängigkeit<br />

<strong>de</strong>r Medienanstalt Sachsen-Anhalt ein. Eine politische Einflussnahme auf die Medien<br />

darf es nicht geben.<br />

Freie Medien schreiben in Sachsen-Anhalt Erfolgsgeschichten. Wir setzen uns für<br />

vielfältige freie Bürgermedienangebote nicht nur in Schulen und Volkshochschulen<br />

ein und wer<strong>de</strong>n diese weiter auch finanziell för<strong>de</strong>rn. Bürgermedienkompetenz wird<br />

vor allem dadurch gestärkt, dass Bürgerinnen und Bürger selbst Hörfunk-, Fernsehund<br />

Internetangebote gestalten und sich direkt und aktiv am medialen<br />

Meinungsbildungsprozess beteiligen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen auch mit <strong>de</strong>m Hörfunk ins digitale Zeitalter.<br />

Künftige Ausschreibungen und Verlängerungen von UKW-Frequenzen wollen wir an<br />

die Nutzung einer digitalen terrestrischen Übertragung bin<strong>de</strong>n. Dabei soll eine<br />

analoge Grundversorgung in einem sozial und ökologisch verträglichen<br />

Übergangszeitraum gewährleistet bleiben.<br />

Beson<strong>de</strong>re Verantwortung bei <strong>de</strong>r Vermittlung von Medienkompetenz haben Schule<br />

und an<strong>de</strong>re Bildungseinrichtungen sowie Unternehmen, Kultur- und<br />

Jugen<strong>de</strong>inrichtungen. Vor allem Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche, aber auch Erwachsene<br />

benötigen Unterstützung beim Umgang mit <strong>de</strong>n neuen Kommunikationsmöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s digitalen Zeitalters. Gefahren müssen erklärt, über Datenschutz muss aufgeklärt<br />

und das sachdienliche Nutzen <strong>de</strong>r Medien gelehrt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer Grün wählt, …<br />

� setzt sich für ein freies unzensiertes Internet ein, in <strong>de</strong>m gelten<strong>de</strong>s Recht<br />

angewen<strong>de</strong>t wird;<br />

� will ein vielfältiges unabhängiges Medienangebot in Sachsen-Anhalt, in <strong>de</strong>m<br />

Bürgermedien geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n;<br />

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� will uneingeschränkten Zugang zu Informationen staatlicher Behör<strong>de</strong>n und<br />

Einrichtungen;<br />

� lehnt je<strong>de</strong> Datenschnüffelei ab und will über personenbezogene Daten selbst<br />

bestimmen.<br />

12. FÜR EIN WELTOFFENES SACHSEN-ANHALT<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind – in Ost und West – aus vielen und unterschiedlichen<br />

Bürgerrechtsbewegungen entstan<strong>de</strong>n, die im offenen und streitbaren Dialog eine<br />

<strong>de</strong>mokratische Gesellschaft gestalten wollen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten für<br />

ein weltoffenes Sachsen-Anhalt ein, das attraktiv für Zuwan<strong>de</strong>rung ist. Wer nach<br />

Sachsen-Anhalt kommt, fin<strong>de</strong>t große Freiräume vor. Wir werben bei Deutschen und<br />

Nicht<strong>de</strong>utschen, diese zu nutzen. Sachsen-Anhalt muss jedoch mehr für die<br />

Integration tun. Gera<strong>de</strong> für Flüchtlinge, die schutzsuchend zu uns kommen, wollen<br />

wir bessere Lebensbedingungen und Perspektiven.<br />

Deshalb streiten wir für starke Bürgerrechte und setzen uns dafür ein, dass alle<br />

Menschen in Sachsen-Anhalt mitbestimmen können und engagieren uns gegen<br />

Neonazis.<br />

Es reicht nicht aus, wenn das Land ein „Netzwerk für Demokratie und Toleranz“<br />

grün<strong>de</strong>t und an Vereine, Kirchen und an<strong>de</strong>re Akteurinnen und Akteure <strong>de</strong>r<br />

Zivilgesellschaft appelliert, dieses mit Leben zu erfüllen. Den Sonntagsre<strong>de</strong>n müssen<br />

im Regierungsalltag auch Taten folgen. Weltoffenheit, Demokratie und Toleranz sind<br />

nur so gut, wie sie je<strong>de</strong> Einzelne und je<strong>de</strong>r Einzelne vor Ort erlebt.<br />

Bürgerrechte schützen<br />

Bürgerrechte, wie das Recht auf Versammlungsfreiheit, Freizügigkeit, das<br />

Gleichheitsgebot und das Wahlrecht, sind Schutz- und Leistungsrechte, durch die<br />

Menschen frei leben können. Bürgerrechte wer<strong>de</strong>n dort eingeschränkt, wo – egal ob<br />

durch Behör<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die Privatwirtschaft – ein Überwachungsnetz geschaffen wird.<br />

Wer Bürgerrechte beschränkt, will Freiheit beeinträchtigen. Dies gilt auch in Sachsen-<br />

Anhalt. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen nicht mehr als ein Minimum an <strong>de</strong>rartigen<br />

Eingriffen zulassen. Wir verlangen daher stets eine an <strong>de</strong>r Freiheit orientierte<br />

Abwägung dort, wo sich Eingriffe nicht vermei<strong>de</strong>n lassen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass Bürgerrechte für alle Einwohnerinnen und<br />

Einwohner Sachsen-Anhalts gelten. Wir wollen in unserem Lan<strong>de</strong> keine Menschen<br />

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erster Klasse (Deutsche) und Menschen zweiter Klasse (Nicht<strong>de</strong>utsche). Dazu gehört,<br />

dass alle Menschen über weitgehen<strong>de</strong> Beteiligungs- und Mitwirkungsrechte in allen<br />

Fragen verfügen, die ihr Leben betreffen. Diskriminierung und Ausgrenzung dürfen<br />

keinen Platz haben.<br />

Die Versammlungsfreiheit ist ein elementares Grundrecht. Mit Versammlungen üben<br />

Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung aus. Das soll erleichtert und nicht<br />

erschwert wer<strong>de</strong>n. Das Versammlungsrecht muss durch die Versammlungsbehör<strong>de</strong>n<br />

und die Polizei grundrechtsfreundlich ausgelegt und angewandt wer<strong>de</strong>n. Wir setzen<br />

uns dafür ein, dass zwischen <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn Einvernehmen über die<br />

Ausgestaltung <strong>de</strong>r Versammlungsgesetze in <strong>de</strong>n jeweiligen Län<strong>de</strong>rn erzielt wird, um<br />

Rechtsunterschie<strong>de</strong> zum Nachteil <strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger zu vermei<strong>de</strong>n und die<br />

Polizei bei <strong>de</strong>n häufig län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>n Einsätzen bei Versammlungen zu<br />

unterstützen.<br />

Mit Zuwan<strong>de</strong>rung Sachsen-Anhalts Zukunft sichern<br />

Die Abwan<strong>de</strong>rung aus Sachsen-Anhalt gilt vielen als zentrales Problem <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s,<br />

blen<strong>de</strong>t aber eine zweite Seite aus: Während je<strong>de</strong>s Jahr etwa 50.000 Menschen<br />

Sachsen-Anhalt verlassen, wan<strong>de</strong>rn gleichzeitig etwa 30.000 zu. Die meisten davon<br />

kommen aus an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn, sehr wenige aus <strong>de</strong>m Ausland. Nicht <strong>de</strong>r<br />

Umstand, dass junge Menschen aus Sachsen-Anhalt auf <strong>de</strong>r Suche nach Arbeit und<br />

Ausbildung das Bun<strong>de</strong>sland verlassen, ist das Problem, son<strong>de</strong>rn dass zu wenige von<br />

ihnen zurückkommen und zu wenige an<strong>de</strong>re sich im Land neu nie<strong>de</strong>rlassen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen Sachsen-Anhalt für Zuwan<strong>de</strong>rung aus <strong>de</strong>m In- und<br />

Ausland attraktiv machen. Diese inner<strong>de</strong>utschen Zuwan<strong>de</strong>rerinnen und Zuwan<strong>de</strong>rer<br />

sollen sich ebenso wie jene aus <strong>de</strong>m Ausland eingela<strong>de</strong>n fühlen, die bestehen<strong>de</strong>n<br />

Freiräume in Sachsen-Anhalt auszufüllen.<br />

Damit wollen wir <strong>de</strong>n zurückgehen<strong>de</strong>n Bevölkerungszahlen entgegenwirken. Ziel<br />

muss es sein, dass so viele Menschen zuwan<strong>de</strong>rn wie abwan<strong>de</strong>rn. Junge<br />

Zuwan<strong>de</strong>rerinnen und Zuwan<strong>de</strong>rer grün<strong>de</strong>n hier ihre Familien. Zu<strong>de</strong>m stehen sie für<br />

<strong>de</strong>n Ausbildungsmarkt zur Verfügung und haben das Potenzial, spätere Fachkräfte zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Kehren sie in ihre Herkunftsregionen zurück, nehmen sie persönliche und<br />

wirtschaftliche Kontakte mit – mit allen Chancen für weitere kulturelle und<br />

wirtschaftliche Beziehungen.<br />

Der Fachkräftemangel wird mehr und mehr zur Wachstumsbremse für sachsenanhaltische<br />

Unternehmen. Die Zuwan<strong>de</strong>rung qualifizierter Fachkräfte bietet daher<br />

über <strong>de</strong>n bloßen Bevölkerungszuwachs hinaus die Chance, für Beschäftigung zu<br />

sorgen. Um Sachsen-Anhalt für sie attraktiv zu machen, müssen die Hür<strong>de</strong>n für<br />

Zuwan<strong>de</strong>rung gesenkt wer<strong>de</strong>n. So wollen wir die Einkommensgrenze für<br />

Arbeitskräfte aus <strong>de</strong>m Ausland senken und <strong>de</strong>n Verbleib internationaler Studieren<strong>de</strong>r<br />

vereinfachen. Bildungsabschlüsse aus an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn wollen wir leichter<br />

anerkennen und Angebote machen, sie mit Hilfe von Fortbildungen <strong>de</strong>utschen<br />

Abschlüssen vergleichbar zu machen.<br />

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Doch Sachsen-Anhalt wird für viele <strong>de</strong>utsche und nicht<strong>de</strong>utsche Zuwan<strong>de</strong>rinnen und<br />

Zuwan<strong>de</strong>rer nur dort attraktiv sein, wenn es sich als weltoffen und tolerant<br />

präsentiert. Dazu ist die erfolgreiche Integration von Migrantinnen und Migranten<br />

sowie die Bekämpfung von Rassismus und Frem<strong>de</strong>nfeindlichkeit ein Schlüssel.<br />

Migrantinnen und Migranten integrieren<br />

In Sachsen-Anhalt leben rund 40.000 Nicht<strong>de</strong>utsche. Sie stammen aus etwa 160<br />

verschie<strong>de</strong>nen Län<strong>de</strong>rn. Verglichen mit an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn ist ein<br />

Migrationsanteil unter 2 Prozent sehr gering.<br />

Deshalb fehlt es an Begegnung mit Migrantinnen und Migranten im Alltag;<br />

Frem<strong>de</strong>nfeindlichkeit und Vorurteile dagegen entwickeln sich stärker und wer<strong>de</strong>n oft<br />

länger beibehalten. Die Integration von ausländischen Mitbürgerinnen und<br />

Mitbürgern ist eine Notwendigkeit in einer zunehmend globalisierten Welt. Sie ist<br />

nicht nur ein Gebot <strong>de</strong>r Menschlichkeit, son<strong>de</strong>rn auch eine wichtige Hilfe für die<br />

Mehrheitsgesellschaft. Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN heißt Integration, sich mit- und<br />

untereinan<strong>de</strong>r auszutauschen, einen Dialog <strong>de</strong>r Kulturen zu führen und voneinan<strong>de</strong>r<br />

zu lernen. Rechte von Min<strong>de</strong>rheiten, gera<strong>de</strong> auch von Menschen, die zu uns<br />

geflüchtet sind, gilt es zu sichern.<br />

Integration verlangt Anstrengungen von allen Seiten. Aber sie birgt auch enorme<br />

Möglichkeiten, die von unserer Mehrheitsgesellschaft bisher viel zu wenig genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Kulturelle Vielfalt wird heute schon in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und<br />

Sport als Selbstverständlichkeit und Bereicherung empfun<strong>de</strong>n.<br />

Keine <strong>de</strong>mokratische Gesellschaft kann es sich auf Dauer leisten, Teile ihrer<br />

Bevölkerung von rechtlicher o<strong>de</strong>r politischer Teilhabe auszuschließen. Wir wollen<br />

<strong>de</strong>shalb unnötige Hür<strong>de</strong>n zur Einbürgerung abbauen. Wer seinen Lebensmittelpunkt<br />

in einer Kommune in Sachsen-Anhalt hat, muss hier auch politisch mitentschei<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

Der in Sachsen-Anhalt begonnene Dialog-Prozess, <strong>de</strong>n Nationalen Integrationsplan<br />

im Land umzusetzen, steckt immer noch in <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rschuhen. Viele Initiativen und<br />

Vereine, Migranten-Selbstorganisationen und zivilgesellschaftliche Gruppen mühen<br />

sich, die Bedingungen in unserem Land für Migrantinnen und Migranten zu<br />

verbessern. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützen <strong>de</strong>shalb Aktivitäten und<br />

Projekte, die Wissen über an<strong>de</strong>re Kulturen vermitteln und sich für die Achtung <strong>de</strong>r<br />

Wür<strong>de</strong> aller Menschen einsetzen.<br />

Integration gelingt nur von bei<strong>de</strong>n Seiten. Migrantinnen und Migranten müssen<br />

unsere verfassungsmäßige Ordnung respektieren und sich auf ein Zusammenleben<br />

einlassen. Die Mehrheitsgesellschaft muss sich öffnen und lernen, mit an<strong>de</strong>ren<br />

(Alltags-)Kulturen und Religionen umzugehen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für ein selbstbestimmtes Leben und die soziale<br />

und kulturelle Teilhabe aller Menschen ein. Zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Teilhabe von<br />

Migrantinnen und Migranten wollen wir verbesserte Möglichkeiten einer Anstellung im<br />

öffentlichen Dienst schaffen – an Schulen, in <strong>de</strong>r Verwaltung, bei <strong>de</strong>r Polizei o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

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sozialen Diensten. Denn auch hier muss sich die zunehmen<strong>de</strong> kulturelle Vielfalt<br />

unserer Gesellschaft wi<strong>de</strong>rspiegeln.<br />

Integration muss auch über Bildung ermöglicht und geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN wollen, dass alle Einwohnerinnen und Einwohner gleichen Zugang zu<br />

Bildung und zum Arbeitsmarkt erhalten – auch Migrantinnen und Migranten.<br />

Vordringliche Aufgaben sind hier: die erleichterte Anerkennung von im Ausland<br />

erworbenen Berufsabschlüssen, die <strong>de</strong>zentrale Unterbringung von Flüchtlingen mit<br />

einem Aufenthaltsstatus und <strong>de</strong>r ungehin<strong>de</strong>rte Zugang von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

zu Kin<strong>de</strong>rtagesstätten, Schulen und Ausbildungen.<br />

Schüleraustausche, internationale Praktika für Schülerinnen und Schüler,<br />

Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> und Studieren<strong>de</strong> dienen <strong>de</strong>r Integration und wer<strong>de</strong>n von uns<br />

geför<strong>de</strong>rt. Wir setzen auch auf <strong>de</strong>n internationalen Austausch und die<br />

Zusammenarbeit auf kultureller, wirtschaftlicher und politischer Ebene in <strong>de</strong>n<br />

Kommunen. Städtepartnerschaften wollen wir ausweiten und attraktiver gestalten.<br />

Asylbewerberinnen und Asylbewerbern menschenwürdig begegnen<br />

Krieg und Terror, Hunger und Not zwingen Menschen, ihre Heimat zu verlassen o<strong>de</strong>r<br />

zu flüchten. Alle Asylsuchen<strong>de</strong>n, die nach Sachsen-Anhalt kommen, wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r<br />

„Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber “(ZASt) bis zu drei Monaten in einer<br />

ehemaligen Kaserne vor <strong>de</strong>n Toren Halberstadts und im ungünstigsten Fall bis zu<br />

zwölf Monaten in einer Gemeinschaftsunterkunft am gleichen Ort untergebracht.<br />

Danach wer<strong>de</strong>n sie auf teilweise menschenunwürdige Gemeinschaftsunterkünfte in<br />

<strong>de</strong>n Landkreisen verteilt. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lehnen dieses Verfahren ab und<br />

setzen sich sowohl für die Abschaffung <strong>de</strong>r Aufenthaltspflicht in einem bestimmten<br />

Landkreis (Resi<strong>de</strong>nzpflicht) als auch für die Unterbringung von Asylbewerberinnen<br />

und Asylbewerbern in Wohnungen – wie es gesetzlich möglich ist – ein. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

sind die Gemeinschaftsunterkünfte in Möhlau (Landkreis Wittenberg) und Harbke<br />

(Bör<strong>de</strong>kreis) zu schließen.<br />

In Sachsen-Anhalt leben viele ausländische Familien in ständiger Angst, weil ihnen<br />

eine kurzfristig die Abschiebung droht. Oft leben diese so genannten Gedul<strong>de</strong>ten<br />

jahrelang in unserem Land und sind bestens integriert. Sie in ein Land abzuschieben,<br />

das ihre Kin<strong>de</strong>r oft nur aus Erzählungen kennen und <strong>de</strong>ssen Sprache sie nicht<br />

sprechen, ist nicht vertretbar. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen ihnen einen<br />

gesicherten Aufenthalt ermöglichen. Auch so genannte Illegale – also Menschen ohne<br />

legales Aufenthaltsrecht in Sachsen-Anhalt – müssen medizinische Versorgung in<br />

Anspruch nehmen können, ohne Angst vor Ent<strong>de</strong>ckung haben zu müssen. Ihren<br />

Kin<strong>de</strong>rn wollen wir <strong>de</strong>n Schulbesuch ermöglichen.<br />

Viele Flüchtlinge bekommen heute kein Bargeld, son<strong>de</strong>rn müssen Gutscheine nutzen,<br />

mit <strong>de</strong>nen sie ihren gesamten Einkauf für zwei bis vier Wochen auf einmal tätigen<br />

müssen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN machen sich auch auf Bun<strong>de</strong>sebene für die<br />

Abschaffung <strong>de</strong>s Asylbewerberleistungsgesetzes stark. Auf die Landkreise und Städte<br />

wollen wir einwirken, Bargeld zu zahlen statt Gutscheine auszugeben.<br />

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Menschen- und Demokratiefeindlichkeit entgegentreten<br />

Der Sachsen-Anhalt-Monitor von 2009 weist trotz leichten Rückgangs viele<br />

rassistische Einstellungen und Vorurteile nach – z.B. sagen 10 Prozent <strong>de</strong>r Befragten,<br />

man solle Auslän<strong>de</strong>rinnen und Auslän<strong>de</strong>rn je<strong>de</strong> politische Betätigung untersagen und<br />

40 Prozent erwarten eine Anpassung <strong>de</strong>s Lebensstils an <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Deutschen. Seit<br />

Jahren führt Sachsen-Anhalt zu<strong>de</strong>m die Statistik rechter Gewalt an. Je<strong>de</strong>s Jahr<br />

wer<strong>de</strong>n mehrere Hun<strong>de</strong>rt Menschen in Sachsen-Anhalt Opfer rechter Gewalttaten.<br />

Neonazis schlugen in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren min<strong>de</strong>stens 9 Menschen in unserem<br />

Bun<strong>de</strong>sland tot.<br />

Der Rechtsextremismus in allen seinen Erscheinungsformen bedroht unsere<br />

Demokratie, die Menschenwür<strong>de</strong> und eine weltoffene Gesellschaft. BÜNDNIS 90/DIE<br />

GRÜNEN nehmen diese Gefahr ernst. Eine Relativierung <strong>de</strong>s Rechtsextremismus mit<br />

Hinweis auf an<strong>de</strong>re Formen <strong>de</strong>s Extremismus o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Islamismus verharmlost die<br />

Gefahr. Das ist leichtsinnig und inakzeptabel. Die Kriminalisierung von Protest und<br />

Engagement gegen Neonazis als Linksextremismus weisen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

entschie<strong>de</strong>n zurück.<br />

Die Wachsamkeit gegenüber allen menschen- und <strong>de</strong>mokratiefeindlichen Ten<strong>de</strong>nzen<br />

und Aktivitäten in unserem Land muss verstärkt wer<strong>de</strong>n. Seit langem ist die<br />

Zusammenarbeit zwischen Freien Kameradschaften und <strong>de</strong>n Parteien <strong>de</strong>r extremen<br />

Rechten bekannt. Dieses Zusammenspiel ist mit aller Konsequenz aufzu<strong>de</strong>cken und<br />

zu bekämpfen.<br />

Ebenso schwer wie rechtsextreme Parteien und Gruppierungen bedroht eine um sich<br />

greifen<strong>de</strong> neonazistische Jugend- und Alltagskultur das <strong>de</strong>mokratische Gemeinwesen.<br />

Rechte Musik und Kleidung sind in <strong>de</strong>r Alltagskultur insbeson<strong>de</strong>re von Jugendlichen<br />

heute weit verbreitet. Neonazis schaffen sich zu<strong>de</strong>m mit ihren Familien<br />

Rückzugsräume im Privaten und drängen von dort beispielsweise in Elternräte,<br />

soziale Gruppen und Bürgerinitiativen. Notwendig ist eine stabile Jugendarbeit in <strong>de</strong>n<br />

Kommunen und professionelle Unterstützung für alle, die sich gegen Neonazis und<br />

für die Demokratie engagieren.<br />

Staatliches und insbeson<strong>de</strong>re polizeiliches Han<strong>de</strong>ln gegen Neonazis muss schnell,<br />

konsequent und mit <strong>de</strong>m Blick für (potenzielle) Opfer rechter Gewalt erfolgen.<br />

Entsprechen<strong>de</strong> Strukturen müssen flexibel sein. Wir wollen daher mobile<br />

Polizeieinheiten gegen Rechtsextremismus schaffen, die bei <strong>de</strong>n Polizeidirektionen<br />

angesie<strong>de</strong>lt sind.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine umfassen<strong>de</strong> und gerichtsverwertbare<br />

Untersuchung hinsichtlich <strong>de</strong>r Gefährdung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mokratischen Rechtsstaates durch<br />

verfassungswidriges Verhalten <strong>de</strong>r NPD ein. Wir wollen im Bun<strong>de</strong>srat auf eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Initiative hinwirken.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützen lokale Bürgerbündnisse und Initiativen<br />

gegen Rechts und arbeiten in ihnen aktiv mit. Dringend erfor<strong>de</strong>rlich ist ein<br />

Lan<strong>de</strong>sprogramm für Demokratieentwicklung.<br />

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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die erfolgreichen För<strong>de</strong>rprogramme gegen<br />

Rechtsextremismus und für Demokratie und Toleranz in geteilter Verantwortung von<br />

Bund und Land fortführen. Sie sind als kontinuierliche Programme auszugestalten.<br />

Zivilgesellschaftliche Träger von Projekten müssen För<strong>de</strong>ranträge wie<strong>de</strong>r direkt<br />

stellen können, nicht nur Kommunen. Die Antragsbürokratie wollen wir vereinfachen<br />

und unvertretbare Hür<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>r Pflicht, weitere Geldgeber nachzuweisen<br />

(Kofinanzierung), beseitigen.<br />

Für die durch das Bun<strong>de</strong>sprogramm „Vielfalt tut gut“ geför<strong>de</strong>rten Lokalen<br />

Aktionspläne (LAP) sind durch die<strong>de</strong>i Bun<strong>de</strong>sregierung bislang keine Perspektiven zur<br />

Fortführung <strong>de</strong>r lokalen Präventionsarbeit aufgezeigt wor<strong>de</strong>n. Für diejenigen<br />

Kommunen, die die Arbeit auf hohem Niveau fortsetzen wollen, sehen wir das Land<br />

bei <strong>de</strong>r Gewährung einer anteiligen Finanzierung für die Koordinierungsstellen in <strong>de</strong>r<br />

Pflicht.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN streben an, zivilgesellschaftliche Beratungsprojekte wie in<br />

Nachbarbun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn zu „Regionalzentren für Demokratie“ zusammenzuschließen.<br />

An diese Einrichtungen können weitere regionale Projekte und Initiativen zur<br />

Demokratieför<strong>de</strong>rung wie „Schule ohne Rassismus“ o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Bildungsbereich<br />

angesie<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die beste Prävention gegen Rechtsextremismus ist es, <strong>de</strong>mokratische Mitbestimmung<br />

zu stärken. Wer Verantwortung in Schule und Betrieb, in Vereinen und<br />

gesellschaftlichen Initiativen übernimmt, wird weniger anfällig für<br />

<strong>de</strong>mokratiefeindliches Gedankengut.<br />

Erinnerungskultur entwickeln<br />

In Sachsen-Anhalt befin<strong>de</strong>n sich zahlreiche Orte <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens an die beispiellosen<br />

Verbrechen während <strong>de</strong>r nationalsozialistischen Diktatur. Außer<strong>de</strong>m fin<strong>de</strong>n sich<br />

Ge<strong>de</strong>nkstätten an die Menschenrechtsverletzungen während <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r<br />

sowjetischen Besatzung sowie <strong>de</strong>r SED-Diktatur in <strong>de</strong>r DDR. Nur einige von ihnen<br />

sind in <strong>de</strong>r „Stiftung Ge<strong>de</strong>nkstätten Sachsen-Anhalt“ aufgenommen.<br />

Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind Ge<strong>de</strong>nkstätten Räume lebendiger<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen und Orte immer neuer Fragen an die Vergangenheit und <strong>de</strong>s<br />

Han<strong>de</strong>lns in <strong>de</strong>r Gegenwart. Ihre politische Instrumentalisierung weisen wir zurück.<br />

Wir wollen die Erinnerungskultur entwickeln und unterstützen und beson<strong>de</strong>rs die<br />

Bildungsarbeit an <strong>de</strong>n Ge<strong>de</strong>nkstätten för<strong>de</strong>rn.<br />

Es darf nicht sein, dass die wenigen zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich um<br />

kleine Ge<strong>de</strong>nkorte kümmern, o<strong>de</strong>r die Kommunen allein gelassen wer<strong>de</strong>n.<br />

Erfor<strong>de</strong>rlich ist eine finanzielle För<strong>de</strong>rung durch das Land, um die beschämen<strong>de</strong><br />

Sorge um eine mögliche Vernachlässigung <strong>de</strong>r Ge<strong>de</strong>nkstätten zu min<strong>de</strong>rn.<br />

Freiwilligendienste stärken<br />

Bei <strong>de</strong>r Gestaltung eines weltoffenen und <strong>de</strong>mokratischen Sachsen-Anhalts wirken<br />

die vielfältigen Freiwilligendienste vom klassischen Freiwilligen Sozialen Jahr bis zum<br />

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Freiwilligesn Ökologischen Jahr o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Freiwilligen Sozialen Jahr Politik wesentlich<br />

mit.<br />

Dies setzt langfristige und fachlich kompetente sowie verlässliche Strukturen voraus.<br />

Dafür braucht es finanzielle Sicherheit. Wir lehnen darum Kürzungen für die<br />

Freiwilligendienste im Lan<strong>de</strong>shaushalt ab. Einsparungen im Sozial- und<br />

Jugendbereich zahlen sich nicht aus.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine Reform <strong>de</strong>s Zuwendungsrechts für die<br />

Tätigkeit von gemeinnützigen Einrichtungen und Organisationen ein. Dazu gehören<br />

eine Verringerung <strong>de</strong>s Verwaltungsaufwan<strong>de</strong>s für die Zuwendungsgeber und<br />

Zuwendungsempfängerinnen und -empfänger sowie mehr Rechtssicherheit und<br />

Gestaltungsfreiheit.<br />

Europäisch <strong>de</strong>nken und han<strong>de</strong>ln<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind für eine stärkere Gewichtung <strong>de</strong>r Europapolitik in<br />

Sachsen-Anhalt, <strong>de</strong>nn wichtige Themen für das Land Sachsen-Anhalt wie<br />

Klimaschutz, Bildungs- und Hochschulpolitik, Chemiepolitik, Struktur- und<br />

Agrarpolitik wer<strong>de</strong>n in Brüssel gestaltet; ein Teil <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s, das im Land<br />

ausgegeben wird, kommt aus EU-Fonds und es gibt nur noch wenige gesetzliche<br />

Regelungen, die ohne europäischen Einfluss sind. Viele Regelungen, die auf<br />

Lan<strong>de</strong>sebene umgesetzt wer<strong>de</strong>n müssen, wer<strong>de</strong>n in Brüssel formuliert und<br />

beschlossen. Wer heute Politik im Land wirksam gestalten will, muss die bestehen<strong>de</strong>n<br />

Einflussmöglichkeiten auf europäischer Ebene nutzen, sonst tun es an<strong>de</strong>re.<br />

Die <strong>de</strong>rzeitige Lan<strong>de</strong>sregierung macht von diesen Möglichkeiten zu wenig Gebrauch.<br />

Daher wer<strong>de</strong>n BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die organisatorischen, finanziellen und<br />

personellen Voraussetzungen schaffen, damit Sachsen-Anhalt im Konzert <strong>de</strong>r<br />

Regionen wahrgenommen wird. Dies erreichen wir durch eine effizientere<br />

Organisation und Ausstattung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>svertretung in Brüssel mittels besserer<br />

Kooperationsstrukturen mit <strong>de</strong>n Nachbarbun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>r Einführung eines<br />

Poolmo<strong>de</strong>lls für eine kontinuierliche personelle Absicherung <strong>de</strong>r Interessenvertretung<br />

in Brüssel, durch die Einführung eines EU-PraktikantInnenprogramms und die<br />

Durchsetzung von Fremdsprachenkenntnissen und EU-Kompetenz als Voraussetzung<br />

für die Erlangung von Führungspositionen in <strong>de</strong>n Obersten Lan<strong>de</strong>sbehör<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>r Subsidiaritätsprüfung aus <strong>de</strong>m Lissabon-Vertrag kann das Land<br />

mitbestimmen, was Europa entschei<strong>de</strong>n soll und darf. Dies eröffnet auch die<br />

Möglichkeiten, europäischen Themen in <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverwaltung und im Landtag von<br />

Sachsen-Anhalt endlich die Be<strong>de</strong>utung zu geben, die ihnen zukommt.<br />

Gera<strong>de</strong> im Umweltbereich wer<strong>de</strong>n EU-Richtlinien häufig mit großer Verspätung im<br />

Land umgesetzt.<br />

Eine solche Verwaltungspraxis bringt Sachsen-Anhalt nicht nur einen schlechten Ruf<br />

ein, son<strong>de</strong>rn führt zu<strong>de</strong>m noch zu lähmen<strong>de</strong>r Rechtsunsicherheit. Wir Grüne wer<strong>de</strong>n<br />

dafür sorgen, dass Eeuropäisches Recht zeitnah umgesetzt wird.<br />

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Mit <strong>de</strong>r Europäischen Bürgerinitiative können Bürgerinnen und Bürger Themen in<br />

Brüssel direkt auf die Tagesordnung bringen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wer<strong>de</strong>n<br />

dafür sorgen, dass hierüber umfangreich informiert wird, damit diese Rechte auch<br />

tatsächlich in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Wer Grün wählt, ...<br />

� stärkt die Bürgerrechte für alle in Sachsen-Anhalt leben<strong>de</strong>n Menschen;<br />

� will Sachsen-Anhalt für mehr Zuwan<strong>de</strong>rung attraktiv machen und dafür z.B.<br />

Bildungsabschlüsse von Zugewan<strong>de</strong>rten besser anerkennen;<br />

� stimmt für ein Lan<strong>de</strong>sprogramm zur Demokratieentwicklung und gegen <strong>de</strong>n<br />

Rechtsextremismus;<br />

� stärkt die Freiwilligendienste.<br />

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13. FÜR EIN DEMOKRATISCHES SACHSEN-ANHALT<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für Transparenz in allen politischen<br />

Entscheidungsprozessen. Wir wehren uns gegen eine Politik hinter verschlossenen<br />

Türen, in <strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger zu Bittstellern <strong>de</strong>gradiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir setzen uns für eine <strong>de</strong>mokratische Gesellschaft ein, an <strong>de</strong>r es Spaß macht sich zu<br />

beteiligen. Demokratie ist mehr als das Recht, wählen zu gehen.<br />

Die Wurzeln unserer Partei liegen in <strong>de</strong>r Demokratie- und Bürgerbewegung <strong>de</strong>r DDR<br />

und <strong>de</strong>n west<strong>de</strong>utschen Bürgerbewegungen. Als Freiheits- und Bürgerrechtspartei<br />

haben wir einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beitrag für die Demokratisierung unserer<br />

Gesellschaft, die Rechte <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheiten und die Selbstbestimmung <strong>de</strong>r Menschen<br />

geleistet. Doch das Ziel „mehr Demokratie wagen“ ist keineswegs überholt. Wir leiten<br />

aus unseren Ursprüngen einen Auftrag für die Zukunft ab und begreifen Demokratie<br />

nicht als Zustand, son<strong>de</strong>rn als Prozess, <strong>de</strong>n wir mit allen in <strong>de</strong>r Gesellschaft gestalten<br />

wollen.<br />

Mehr Einmischen ermöglichen<br />

Eine starke Demokratie lebt von <strong>de</strong>r beständigen Einmischung aller Menschen in die<br />

öffentlichen Belange. In Sachsen-Anhalt aber wird eine <strong>de</strong>mokratische Mitwirkung<br />

immer mehr auf Wahlen beschränkt o<strong>de</strong>r in das Ehrenamt von Vereinen und<br />

Bürgergruppen verschoben. Noch ein Jahr vor <strong>de</strong>r Landtagswahl meinte <strong>de</strong>r CDU-<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt, Sachsen-Anhalt käme auch mit einem Teilzeitparlament aus. Nach<br />

diesem Verständnis wird Politik in <strong>de</strong>n Hinterzimmern einer Regierung gemacht. Und<br />

das Volk darf gelegentlich <strong>de</strong>ren Wohltaten beklatschen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen dafür ein, dass alle Bürgerinnen und Bürger an <strong>de</strong>r<br />

Demokratie teilhaben – und zwar in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft.<br />

Demokratie darf nicht nur auf <strong>de</strong>m Papier stehen, sie muss von <strong>de</strong>n Bürgerinnen und<br />

Bürgern auch wahrgenommen wer<strong>de</strong>n können. Wir brauchen einen gelebten<br />

<strong>de</strong>mokratischen Rechtsstaat, <strong>de</strong>r ein Garant für Freiheit, Gleichheit und soziale<br />

Gerechtigkeit ist.<br />

Gewaltenteilung ist ein Grundsatz unserer Demokratie. Doch noch immer nehmen<br />

Ministerinnen und Minister gleichzeitig auch ein Landtagsmandat wahr. Faktisch wird<br />

dadurch die Kontrolle <strong>de</strong>r Regierung durch das Parlament untergraben. BÜNDNIS<br />

90/DIE GRÜNEN wollen eine strikte Trennung von Regierung und Parlament und<br />

damit eine Stärkung <strong>de</strong>mokratischer Grundregeln. Wir wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb auch die<br />

Lan<strong>de</strong>sbeauftragten direkt beim sachsen-anhaltischen Landtag ansie<strong>de</strong>ln. Ihre<br />

Arbeitsstruktur ist dabei so auszustatten, dass von ihnen Impulse für <strong>de</strong>n Landtag<br />

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und die Lan<strong>de</strong>sverwaltung erwachsen können.<br />

Hür<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>mokratischer Teilhabe abbauen<br />

Eine lebendige Demokratie hängt nicht nur davon ab, wer regiert, son<strong>de</strong>rn auch<br />

davon, wie sie gestaltet ist. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Bürgerinnen und<br />

Bürger auch zwischen <strong>de</strong>n Wahlen über wichtige politische Fragen abstimmen lassen.<br />

Überflüssige Hür<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wir abbauen. Bürgerbeteiligung zu ermöglichen, ist<br />

Pflicht eines Lan<strong>de</strong>s und kein Gna<strong>de</strong>nakt.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Zahl <strong>de</strong>r notwendigen Stimmen zur<br />

Herbeiführung von Volksinitiativen, Einwohner- o<strong>de</strong>r Bürgerinitiativen ebenso senken<br />

wie bei <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Begehren und Entschei<strong>de</strong>n. Ein Volksentscheid soll dann<br />

erfolgreich sein, wenn mehr gültige Ja- als Nein-Stimmen vorliegen. Die<br />

direkt<strong>de</strong>mokratischen Instrumente sollen so bürgerfreundlich gestaltet sein, dass es<br />

zu einer lebendigen <strong>de</strong>mokratischen Praxis kommt, die die Gesellschaft stärkt.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen erreichen, dass auch Ausschusssitzungen <strong>de</strong>s<br />

Landtages öffentlich stattfin<strong>de</strong>n und die Protokolle einsehbar sind.<br />

Mitbestimmung setzt Wissen um die <strong>de</strong>mokratischen Prozesse voraus. Die<br />

Lan<strong>de</strong>szentrale für Politische Bildung muss <strong>de</strong>shalb zu einem echten Motor <strong>de</strong>r<br />

Demokratieentwicklung wer<strong>de</strong>n. Dazu wer<strong>de</strong>n wir sie neu strukturieren und ihre<br />

inhaltlichen Angebote umgestalten, dass die Prioritäten in <strong>de</strong>n Bereichen gesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>mokratisches Han<strong>de</strong>ln lernbar und erfahrbar wird.<br />

Gesellschaftliche Willensbildung und Mitwirkung stärken<br />

Eine <strong>de</strong>mokratische Gesellschaft kann nur durch Bürgerinnen und Bürger gestaltet<br />

wer<strong>de</strong>n. Deren Möglichkeiten zur Mitwirkung sind zu erweitern. Bürgerschaftlichem<br />

Engagement in Initiativen, Vereinen und Verbän<strong>de</strong>n ist bei Entscheidungen in<br />

zuständigen Gremien größere Be<strong>de</strong>utung beizumessen, etwa durch Anhörungen und<br />

Stellungnahmen.<br />

Bei Vorhaben in <strong>de</strong>n Landkreisen und Kommunen sollen betroffene Bürgerinnen und<br />

Bürger das Recht haben, angehört zu wer<strong>de</strong>n. Solch ein Anhörungsrecht soll bei <strong>de</strong>r<br />

Gesetzgebung im Landtag auch <strong>de</strong>n Kommunen eingeräumt wer<strong>de</strong>n, wenn<br />

kommunale Belange berührt wer<strong>de</strong>n.<br />

Um bürgerschaftliches Engagement und Mitwirkung zu stärken, sollen Bürgerinitiativen<br />

wie<strong>de</strong>r das Recht erhalten, <strong>de</strong>n kommunalen Parlamenten Vorschläge zu<br />

unterbreiten und über <strong>de</strong>ren Behandlung unterrichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bürgerfreundliche,<br />

schaffen<br />

transparente und effiziente Verwaltungsstruktur<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen eine effiziente, transparente und bürgernahe<br />

Verwaltung. Die Zuständigkeiten von unterster, oberer und oberster Instanz sind neu<br />

zu regeln. Es kann nicht sein, dass nach <strong>de</strong>r umstrittenen Kreisgebiets- und<br />

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Gemein<strong>de</strong>gebietsreform die Aufgabenverteilung (Funktionalreform) nach wie vor<br />

unerledigt bleibt. Eine Novellierung <strong>de</strong>r Landkreis- und Gemein<strong>de</strong>ordnung ist<br />

zwingend erfor<strong>de</strong>rlich. Die Entscheidungsbefugnis auf kommunaler Ebene muss<br />

erhöht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Aufgaben <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sverwaltungsamtes gehören auf <strong>de</strong>n Prüfstand. So sie in <strong>de</strong>n<br />

Gemein<strong>de</strong>n und Landkreisen besser erledigt wer<strong>de</strong>n können, sollen sie dort<br />

angesie<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m können Aufgaben <strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sämter in das<br />

Lan<strong>de</strong>sverwaltungsamt überführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Sachsen-Anhalt als kleines Bun<strong>de</strong>sland sollte, wo immer möglich, die<br />

Zusammenarbeit mit an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn suchen, insbeson<strong>de</strong>re mit Sachsen und<br />

Thüringen. Gera<strong>de</strong> bei Fachbehör<strong>de</strong>n kann eine Bün<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>s Sachverstands in<br />

län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>n Ämtern die Effizienz verbessern. Hierin kann ein erster Schritt<br />

auf <strong>de</strong>m Weg zu einem Zusammenschluss von Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn bestehen.<br />

Für einen <strong>de</strong>mokratischen und verlässlichen Rechtsstaat eintreten<br />

Der <strong>de</strong>mokratische Rechtsstaat achtet und schützt die Grund- und Freiheitsrechte<br />

seiner Bürgerinnen und Bürger. In einer offenen Gesellschaft leben selbstbewusste<br />

Menschen ohne Angst vor Überwachung. Sie sollen sich frei und in Sicherheit<br />

entfalten können. Terrorismus und Kriminalität wollen wir bekämpfen, ohne<br />

Freiheitsrechte unverhältnismäßig einzuschränken.<br />

Zur Abwehr von Gefahren und zur Strafverfolgung darf <strong>de</strong>r Staat in <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>r<br />

Verhältnismäßigkeit auch in Freiheitsrechte eingreifen. Dieser rechtsstaatliche<br />

Grundkonsens wird unter Hinweis auf eine vermeintliche Bedrohung durch <strong>de</strong>n<br />

internationalen Terrorismus zunehmend ausgehöhlt und in Frage gestellt. Darum<br />

wer<strong>de</strong>n wir uns allen Bestrebungen entgegenstellen, unter <strong>de</strong>m Deckmantel <strong>de</strong>r<br />

Terrorismusprävention <strong>de</strong>n Rechtsstaat auszuhöhlen.<br />

Eine Vermischung von Aufgaben <strong>de</strong>r Polizei mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>s Verfassungsschutzes<br />

lehnen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN grundsätzlich ab. Es darf keinen Geheimdienst mit<br />

polizeilichen Befugnissen geben. Den Be<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sdatenschutzbeauftragten<br />

zu bisweilen unverhältnismäßigen Eingriffsmöglichkeiten <strong>de</strong>s Verfassungsschutzes<br />

beispielsweise beim Speichern personenbezogener Daten von Min<strong>de</strong>rjährigen<br />

schließen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sich an. Wir wollen die Kompetenzen <strong>de</strong>s<br />

Verfassungsschutzes auf das absolut Notwendige zurückfahren und das<br />

parlamentarische Kontrollgremium in seinen Rechten stärken.<br />

Der Wirtschaftskriminalität ist wirksamer zu begegnen. Korruption und<br />

Verschwendung von Finanzen muss konsequent entgegen getreten wer<strong>de</strong>n. Mehr<br />

Transparenz und verantwortungsvolle Kontrolle sind nötig. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

setzen sich für die Einführung eines Korruptionsregisters und eines verbindlichen<br />

Verhaltensko<strong>de</strong>xes zum Schutz von gesellschaftlichem und privatem Vermögen ein.<br />

Allgemeine Vi<strong>de</strong>oüberwachung im öffentlichen Raum verlagert Kriminalität, ohne sie<br />

zu reduzieren. Vielmehr stellt sie die Bürgerinnen und Bürger unter Generalverdacht.<br />

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Daher lehnen BÜNDNIS 90 /DIE GRÜNEN die Vi<strong>de</strong>oüberwachung öffentlicher Straßen<br />

und Plätze ab. Die Präsenz von Beamtinnen und Beamten vor Ort trägt weitaus mehr<br />

zur Sicherheit und zum Sicherheitsempfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bevölkerung bei.<br />

Polizeiliche Doppelstrukturen sind zu entflechten und abzubauen. Zahlreiche<br />

polizeiliche Aufgaben wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Vergangenheit auf die kommunalen<br />

Ordnungsbehör<strong>de</strong>n übertragen, ohne dass diese über die nötigen Ressourcen und<br />

Ausrüstungen verfügen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lehnen die nachträgliche Erhebung von<br />

Straßenausbaubeiträgen und Anschlussbeiträgen für Wasser- und Abwasserleitungen<br />

aufgrund rückwirkend geän<strong>de</strong>rter o<strong>de</strong>r erlassener Beitragssatzungen ab. Kommunen<br />

müssen verpflichtet wer<strong>de</strong>n, rechtssichere und geprüfte Kalkulationen und<br />

Beitragssatzungen bereits vor <strong>de</strong>r Baumaßnahme vorzulegen. Durch eine Reform <strong>de</strong>s<br />

Kommunalabgabengesetzes sollen sowohl <strong>de</strong>mokratische und rechtsstaatliche<br />

Prinzipien als auch die Verpflichtung <strong>de</strong>r Kommunen zu einer nachhaltigen und<br />

maßvollen Investitionspolitik unmissverständlich festgeschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Reformen für bürgernahe Polizei weiterführen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sehen in <strong>de</strong>r Arbeit <strong>de</strong>r Polizei eine zentrale Stütze <strong>de</strong>s<br />

<strong>de</strong>mokratischen Rechtsstaats. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wer<strong>de</strong>n die notwendigen<br />

Reformen <strong>de</strong>r sachsen-anhaltischen Polizei weiterführen. Durch die Umstrukturierung<br />

<strong>de</strong>r Polizei aufgrund <strong>de</strong>r neuen Landkreis- und Gemein<strong>de</strong>grenzen wur<strong>de</strong>n Kapazitäten<br />

gewonnen. Darum wollen wir mehr Polizeibeamtinnen und -beamte aus <strong>de</strong>m<br />

Innenbereich im öffentlichen Raum einsetzen, vorrangig als Fuß- und<br />

Fahrradstreifen. So wird das Sicherheitsempfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Bevölkerung gestärkt.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN streben einen größeren Korridor für die Einstellung junger<br />

Polizistinnen und Polizisten an.<br />

Um die Qualität polizeilicher Arbeit weiter zu verbessern, ist die Aus- und<br />

Weiterbildung zu intensivieren. Dabei muss immer <strong>de</strong>r Dienst an <strong>de</strong>n Bürgerinnen<br />

und Bürgern im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen. Lei<strong>de</strong>r bestehen bei <strong>de</strong>r Polizei nach wie vor<br />

Defizite im Umgang mit Rechtsextremismus. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen<br />

mobile, bei <strong>de</strong>n Polizeidirektionen angesie<strong>de</strong>lte Polizeieinheiten gegen<br />

Rechtsextremismus schaffen wie sie in Bran<strong>de</strong>nburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

seit langem arbeiten.<br />

Die auf Initiative von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN beim Innenministerium eingerichtete<br />

Polizeibeschwer<strong>de</strong>stelle soll, entsprechend unseres ursprünglichen Konzepts, zu einer<br />

unabhängigen Behör<strong>de</strong> umgebaut wer<strong>de</strong>n. Sie soll nicht nur einzelne Beschwer<strong>de</strong>n<br />

erfassen und bearbeiten, son<strong>de</strong>rn grundlegen<strong>de</strong> Defizite polizeilicher Arbeit klären<br />

helfen und <strong>de</strong>utlich ausgeweitete Untersuchungsrechte erhalten.<br />

Polizeibeamtinnen und -beamte in Uniform müssen für Bürgerinnen und Bürger<br />

ansprechbar sein. Deshalb wollen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ihre ein<strong>de</strong>utige<br />

Kennzeichnung durch Namensschil<strong>de</strong>r. Insbeson<strong>de</strong>re bei Demonstrationen wür<strong>de</strong><br />

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dies das Vertrauen <strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger in die Einsatzkräfte erheblich<br />

stärken. Sollte es zu polizeilichem Fehlverhalten kommen, können die Beteiligten<br />

auch zweifelsfrei i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n und bringen nicht die gesamte Polizei in<br />

Misskredit.<br />

Justiz effizienter arbeiten lassen<br />

Eine unabhängige und effizient arbeiten<strong>de</strong> Justiz ist das Fundament unseres<br />

Rechtsstaats. Sie muss als dritte Gewalt einer Demokratie autonom tätig sein<br />

können. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten für eine klare Trennung <strong>de</strong>r<br />

Aufgabenbereiche und Verantwortlichkeiten <strong>de</strong>r Justizorgane und <strong>de</strong>r Ministerien für<br />

Inneres und Justiz ein. Eine parteipolitische Einflussnahme auf die Besetzung von<br />

Ämtern darf es nicht geben. Die Justiz muss sich autonom selbst verwalten können.<br />

Das Weisungsrecht <strong>de</strong>s Justizministeriums auf die Staatsanwaltschaft ist<br />

abzuschaffen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen eine effizientere Organisation <strong>de</strong>r Justiz, ohne <strong>de</strong>n<br />

Rechtsschutz <strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger zu beschnei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die unabhängige<br />

Stellung <strong>de</strong>r Richterinnen und Richter zu beeinträchtigen. Staatsanwaltschaften und<br />

Gerichte sind so auszustatten, dass Verfahren in angemessener Zeit und unabhängig<br />

vom Geldbeutel zu bearbeiten und zu erledigen sind.<br />

Verfahrensordnungen müssen fortentwickelt und vereinfacht wer<strong>de</strong>n. Die Reform <strong>de</strong>s<br />

Sanktionsrechts ist überfällig.<br />

Eine Verschärfung <strong>de</strong>s Jugendstrafrechts lehnen BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ab.<br />

Vielmehr ist <strong>de</strong>r Erziehungsgedanke zu stärken. Der Jugendstrafvollzug ist gesetzlich<br />

neu zu regeln. Die Unterbringung im geschlossenen Jugendstrafvollzug darf nur<br />

Ultima Ratio sein und ist <strong>de</strong>n Möglichkeiten <strong>de</strong>s offenen Vollzugs und <strong>de</strong>s Vollzugs in<br />

freien Formen nachzuordnen. Eine regelmäßige Anwendung <strong>de</strong>s<br />

Erwachsenenstrafrechts sowie die Sicherungsverwahrung für Jugendliche lehnen wir<br />

ab.<br />

Mehr qualifiziertes Personal in <strong>de</strong>r Justiz und eine bessere Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n<br />

Ehrenamtlichen in Vereinen und Verbän<strong>de</strong>n sind eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Voraussetzung<br />

dafür, dass Täter-Opfer-Ausgleich und Rehabilitation gelingen. Mediation als Mittel<br />

<strong>de</strong>r Streitbeilegung ist ebenso zu stärken, wie <strong>de</strong>r Täter-Opfer-Ausgleich. Letzterer<br />

hat das Potenzial, <strong>de</strong>n Täterinnen und Tätern das Unrecht ihrer Taten vor Augen zu<br />

führen und dadurch erzieherisch zu wirken. Zu för<strong>de</strong>rn ist ein Verhalten, das<br />

gewaltfreie Konfliktlösungen ermöglicht.<br />

Zeugenschutz, Opferschutz und Opferhilfe sind zentrale Anliegen bündnisgrüner<br />

Politik. Dabei kommt es uns darauf an, <strong>de</strong>n Opfern von Straftaten tatsächlich zu<br />

helfen: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für die Ausweitung von<br />

Opferschutzprogrammen und die Einrichtung eines flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>n Netzes von<br />

Opferhilfeeinrichtungen. Weitere notwendige Maßnahmen sind die Stabilisierung und<br />

<strong>de</strong>r bedarfsgerechte Ausbau von Schutzwohnungen. Für Zeuginnen und Zeugen<br />

muss <strong>de</strong>r Schutz ihrer persönlichen Daten vereinfacht und verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />

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Gera<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r politisch motivierten Kriminalität stellen sich viele Menschen<br />

aus Angst nicht als Zeugen zur Verfügung.<br />

Vielfalt ermöglichen, Menschenrechte garantieren<br />

Gleichstellung aller Menschen ist Voraussetzung für eine <strong>de</strong>mokratische Gesellschaft.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für eine Gesellschaft ein, in <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r Mensch<br />

selbstbestimmt und frei von Diskriminierungen leben kann. Um Vielfalt zu<br />

ermöglichen und Menschenrechte zu garantieren, darf niemand wegen <strong>de</strong>s<br />

Geschlechts, <strong>de</strong>r ethnischen Herkunft, <strong>de</strong>r Religion o<strong>de</strong>r Weltanschauung, <strong>de</strong>r<br />

Hautfarbe, einer Behin<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>s Alters o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sexuellen I<strong>de</strong>ntität benachteiligt<br />

wer<strong>de</strong>n. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten daher für die konsequente Anwendung <strong>de</strong>s<br />

seit 2006 gelten<strong>de</strong>n Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes in allen Bereichen <strong>de</strong>s<br />

öffentlichen und privaten Lebens ein.<br />

Eine wirksame Antidiskriminierungspolitik beinhaltet auch die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Akzeptanz von Homo-, Bi- und Inter(o<strong>de</strong>r: Trans)sexuellen im öffentlichen Leben und<br />

in <strong>de</strong>r Arbeitswelt. Mit <strong>de</strong>r rechtlichen Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen<br />

Lebensgemeinschaften wur<strong>de</strong> ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Schritt für die Rechte von Lesben<br />

und Schwulen gegangen. Wir wollen eine Gleichstellung gleichgeschlechtlicher<br />

Partnerschaften in allen Bereichen, beim Kindschaftsrecht, bei Adoptions- und<br />

Sorgerecht, im Miet-, Erb-, Beamten- und Steuerrecht ebenso wie im Auslän<strong>de</strong>rrecht.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN treten dafür ein, dass <strong>de</strong>r Schutz <strong>de</strong>r sexuellen I<strong>de</strong>ntität<br />

in die Lan<strong>de</strong>sverfassung aufgenommen wird.<br />

Zu einer konsequenten Anwendung <strong>de</strong>s Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes<br />

gehören unter an<strong>de</strong>rem die Integration von Menschen mit Behin<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n<br />

allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen und Hochschulen wie in <strong>de</strong>r Arbeitswelt, die<br />

Einbeziehung von Seniorinnen und Senioren in alle Lebensbereiche und die Teilhabe<br />

von Kin<strong>de</strong>rn. Gera<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r haben ein Recht, in allen sie betreffen<strong>de</strong>n<br />

Angelegenheiten gehört zu wer<strong>de</strong>n und mitbestimmen zu können.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re treten BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN für eine umfassen<strong>de</strong> Anwendung <strong>de</strong>r<br />

Rechte <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r ein, wie sie in <strong>de</strong>r UN-Kin<strong>de</strong>rrechtskonvention festgeschrieben<br />

sind. Dabei spielt insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Schutz vor körperlicher, seelischer und sexueller<br />

Gewalt eine Rolle wie auch das Recht auf Teilhabe und volle Entfaltung <strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeit.<br />

Persönlichkeitsrechte und Datenschutz gewährleisten<br />

Der Staat darf Bürgerinnen und Bürger nicht unter Generalverdacht stellen. Die<br />

Sicherheitsbehör<strong>de</strong>n sammeln jedoch ständig persönliche Informationen und Daten<br />

und wollen zur angeblichen Sicherheit alle möglichst umfassend überwachen: vom<br />

Konto über das Telefon bis zum Computer. Das ist nicht die Gesellschaft, in <strong>de</strong>r wir<br />

leben wollen. Wir wollen in einem Land leben, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Staat seinen Bürgerinnen<br />

und Bürgern offen und ohne Misstrauen gegenübertritt. Menschen- und Bürgerrechte<br />

sind Garanten und nicht Gefährdung <strong>de</strong>r inneren Sicherheit.<br />

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BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN setzen sich für Persönlichkeitsrechte und einen<br />

konsequenten Datenschutz ein. Um Grundrechte und bürgerliche Freiheiten zu<br />

gewährleisten, darf es keine Ausweitung von Überwachungsbefugnissen von<br />

Behör<strong>de</strong>n und Nachrichtendiensten geben. Das betrifft etwa die vertrauensvolle<br />

Kommunikation in Privaträumen und am Telefon ebenso wie Gespräche mit<br />

Seelsorgern, Anwälten und Ärzten. Es muss nachvollziehbar und einsehbar sein, nach<br />

welchen Kriterien Personendaten erhoben und geprüft wer<strong>de</strong>n. Zu einem effektiven<br />

Datenschutz gehört auch das Recht <strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger, über ungewollte<br />

und unbeabsichtigte Datenabflüsse personenbezogener Daten aus Unternehmen o<strong>de</strong>r<br />

Behör<strong>de</strong>n umgehend und lückenlos informiert zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht hat ein Grundrecht auf „Gewährleistung <strong>de</strong>r<br />

Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme" aus <strong>de</strong>m<br />

allgemeinen Persönlichkeitsrecht abgeleitet und damit eine Schutzlücke gegenüber<br />

Zugriffen <strong>de</strong>s Staates geschlossen. Wir wollen auch auf Lan<strong>de</strong>sebene verhin<strong>de</strong>rn,<br />

dass Deutschland sich zu einem Überwachungsstaat entwickelt. Die entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Sicherheitsgesetze sind <strong>de</strong>swegen zu überprüfen und gegebenenfalls zu än<strong>de</strong>rn. Die<br />

Rasterfahndung wollen wir abschaffen. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN lehnen unter<br />

an<strong>de</strong>rem die Einführung von Online-Durchsuchungen sowie die präventive<br />

Telekommunikationsüberwachung ab.<br />

Datenschutz muss von je<strong>de</strong>r staatlichen Kontrolle frei sein (so eine Entscheidung <strong>de</strong>s<br />

Europäischen Gerichtshofes). In Sachsen-Anhalt aber ist hierfür neben <strong>de</strong>m<br />

Datenschutzbeauftragten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s auch das Lan<strong>de</strong>sverwaltungsamt zuständig.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN for<strong>de</strong>rn die Zusammenführung <strong>de</strong>r Aufsicht über <strong>de</strong>n<br />

privaten und <strong>de</strong>n öffentlichen Datenschutz beim Lan<strong>de</strong>sbeauftragten für Datenschutz.<br />

Mit <strong>de</strong>r DDR-Vergangenheit auseinan<strong>de</strong>rsetzen – Erinnerungskultur schaffen<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt stehen insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r<br />

Demokratie- und Bürgerrechtsbewegung <strong>de</strong>r DDR. Seit unserer Gründung haben wir<br />

einen wichtigen Beitrag für die <strong>de</strong>mokratische Öffnung <strong>de</strong>r Gesellschaft, für die<br />

Rechte von Min<strong>de</strong>rheiten und die Selbstbestimmung <strong>de</strong>r Menschen geleistet. Der<br />

Kampf <strong>de</strong>r Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler zur Überwindung <strong>de</strong>r<br />

Machtverhältnisse in <strong>de</strong>r DDR und für Errichtung einer lebendigen Demokratie in<br />

unserem Land sind uns Verpflichtung für die Zukunft.<br />

Das Leben in <strong>de</strong>r DDR ist differenziert zu betrachten. Einerseits muss geschehenes<br />

Unrecht konsequent aufgearbeitet und Verantwortung benannt wer<strong>de</strong>n. Nötig ist eine<br />

langfristig gesicherte Erinnerungsarbeit in <strong>de</strong>n Ge<strong>de</strong>nkstätten <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, aber auch<br />

in <strong>de</strong>n Schulen und gesellschaftlichen Einrichtungen. Dazu gehört auch, dass sich<br />

sowohl die Partei Die Linke als auch die ehemaligen Blockparteien ihrer eigenen<br />

Geschichte kritischer als bisher in Verantwortung für die gemeinsame Zukunft<br />

stellen.<br />

An<strong>de</strong>rerseits ist die individuelle Lebensleistung vieler DDR-Bürgerinnen und -Bürger<br />

anzuerkennen. Schließlich geht es um die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Menschen und ihre<br />

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Selbstachtung sowie um Perspektiven in einem zusammenwachsen<strong>de</strong>n Deutschland.<br />

Wir begrüßen es, wenn es möglich ist, dass sich Täterinnen und Täter und Opfer <strong>de</strong>r<br />

DDR-Repression begegnen und ihre Geschichte wahrhaftig aufarbeiten.<br />

Opferverbän<strong>de</strong> haben weiterhin unsere Unterstützung.<br />

Bürgernahe Gemein<strong>de</strong>struktur erhalten<br />

Durch die von <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sregierung betriebene Gemein<strong>de</strong>gebietsreform droht das<br />

Entstehen weiterer anonymer Einheits- und Verbandsgemein<strong>de</strong>n. Viele Menschen im<br />

Land sind darüber besorgt und haben sich <strong>de</strong>shalb für eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> erst<br />

beschlossenen Gemein<strong>de</strong>gebietsreform ausgesprochen.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN stehen für ein starkes lokales Wir-Gefühl und effiziente<br />

Verwaltungsstrukturen gleichermaßen. Wir wollen eine bürgernahe Verwaltung in <strong>de</strong>n<br />

Kommunen, die die Potenziale besserer Arbeitsteilung und Spezialisierung erschließt<br />

und <strong>de</strong>nnoch in allen Ortsteilen ansprechbar ist. Da, wo Menschen sich mit ihren<br />

Gemein<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Ortsteilen i<strong>de</strong>ntifizieren und nicht in anonymen Großgemein<strong>de</strong>n<br />

aufgehen, kann lokale Demokratie erfolgreich wer<strong>de</strong>n.<br />

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen eine verbindliche Ortschaftsverfassung für alle<br />

Städte und Gemein<strong>de</strong>n einführen. Diese soll die Ortschaftsräte in<br />

eigenverantwortlichen Angelegenheiten stärken. Unser Grundsatz ist dabei: lokale<br />

Angelegenheiten sollen vor Ort entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dazu gehört auch, dass die<br />

Ortschaftsräte eigene Finanzmittel bekommen. Auch das Verhältnis zwischen<br />

Ortschafts- und Gemein<strong>de</strong>rat muss verbessert wer<strong>de</strong>n. Ortschaftsratsmitglie<strong>de</strong>r<br />

sollen grundsätzlich an allen (auch nichtöffentlichen) Sitzungen <strong>de</strong>s Gemein<strong>de</strong>rats<br />

teilnehmen können. Das stärkt die Kontroll- und Beteiligungsmöglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

Ortsteile.<br />

Auch in neuen Gemein<strong>de</strong>strukturen soll die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r gewachsenen dörflichen<br />

und häufig ehrenamtlichen Strukturen fortgeführt wer<strong>de</strong>n. Denn Brauchtumspflege<br />

und die örtliche Feuerwehr bil<strong>de</strong>n häufig das Zentrum <strong>de</strong>s dörflichen Lebens. Unser<br />

Bildungskonzept will die Schule im Dorf lassen. Wir streben zu<strong>de</strong>m eine möglichst<br />

flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Versorgung mit Arztpraxen und Polizeistationen an. Ortsteile wollen<br />

wir durch Anrufbusse auch zukünftig vom öffentlichen Personennahverkehr<br />

erschließen.<br />

Wer Grün wählt, ...<br />

� stimmt für mehr Mitbestimmung <strong>de</strong>r Bürgerinnen und Bürger und geringere<br />

Hür<strong>de</strong>n bei Volksentschei<strong>de</strong>n;<br />

� will in einem Land leben, in <strong>de</strong>m Bürger- und Menschenrechte Garantie für<br />

innere Sicherheit sind;<br />

� stimmt für eine Stärkung <strong>de</strong>r Ortschaftsräte;<br />

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... entschei<strong>de</strong>t sich für mehr Gerechtigkeit für alle, unabhängig von Geschlecht,<br />

Lebensorientierung o<strong>de</strong>r sozialer Stellung.<br />

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efasst: überwiesen an: Abstimmung:<br />

ja � nein � LDR � LaVo � LFG � ja: ....... nein: ....... Enthaltung.: ....

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