LebensGeschichten, die Sie ermöglicht haben. - SOS Kinderdorf
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<strong>LebensGeschichten</strong>, <strong>die</strong> <strong>Sie</strong> <strong>ermöglicht</strong> <strong>haben</strong>.
Elvira Schreiber<br />
Klaus<br />
Sandra Hintermaier<br />
Roland Reich<br />
Witnowati<br />
Sale<br />
inhALtsVeRZeichnis<br />
Liebe, <strong>die</strong><br />
vergeben lässt 1 - 3<br />
Lets go UsA 4 - 7<br />
ich habe gelernt,<br />
dass schule spaß machen kann 8 - 11<br />
ich habe in meinem Leben<br />
immer Glück gehabt 12 - 15<br />
Alles für <strong>die</strong> Kinder! 16 - 19<br />
Glückliche Kindheit 20 - 23
sOs-KindeRdORf<br />
ist ein privates, weltweites, konfessionell und politisch<br />
unabhängiges Sozialwerk für in not geratene<br />
Kinder, das 1949 von Hermann gmeiner in imst in<br />
tirol gegründet wurde. Ziel von <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
ist es, Kindern, <strong>die</strong> seelisch verletzt und gefährdet<br />
sind, ein neues und langfristiges Zuhause und <strong>die</strong><br />
Wärme einer Familie zu ermöglichen. Jedes Kind<br />
hat das Recht auf eine Kindheit in geborgenheit<br />
und liebe. Eine idee, <strong>die</strong> weltweit funktioniert, weil<br />
sie von unzähligen Freunden in Österreich und<br />
aller Welt mitgetragen und finanziell unterstützt<br />
wird. in <strong>die</strong>ser Edition stellen wir Menschen vor,<br />
deren leben und Zukunft dank <strong>die</strong>ser breiten Unterstützung<br />
der <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>-idee, eine positive<br />
Wendung erfahren durften.<br />
so können sie helfen:<br />
l Mit beiliegendem<br />
Zahlschein<br />
l Mit dauerauftrag<br />
oder Einzug unter<br />
www.sos-kinderdorf.at<br />
Liebe, diE vERgEbEn läSSt<br />
Elvira Schreiber (34) wuchs im <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
Moosburg in Kärnten auf. ihre „wilden“ Jugendjahre<br />
verbrachte sie als Weltenbummlerin unter anderem<br />
in Wien, guam und Mikronesien. <strong>Sie</strong> kehrte nach<br />
Kärnten heim und gründete eine Familie.<br />
Elvira ist vieles zugleich: jung und alt, überlegt<br />
und spontan, neugierig und abgeklärt, reich an<br />
Erfahrungen und offen allem neuen gegenüber.<br />
<strong>Sie</strong> durchlebte Schmerz, verlust, gewalt und sie<br />
sah hin, wo es weh tat. dabei lernte sie viel über<br />
sich und andere Menschen - das gibt sie in ihren<br />
büchern weiter.<br />
„im <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> habe ich sehr viel gelernt.<br />
Wir waren in unserer Familie so viele Kinder mit<br />
unterschiedlichen Hintergründen, geschichten und<br />
talenten - und wir hatten das große glück, unsere<br />
Kämpfe selbst ausfechten zu dürfen. vor uns lag<br />
1
ein unheimlicher Schatz an Schönem aber auch an<br />
brutalem“, erzählt Elvira über ihr Aufwachsen im<br />
<strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>. „ich habe so viel gelernt! gelernt,<br />
selbstverantwortlich zu handeln und gelernt, dass<br />
man Menschen Menschen sein lässt und nicht<br />
jeder so sein muss wie der andere.“ „bei meiner<br />
<strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>-Mutter habe ich mich das erste<br />
Mal in meinem leben bedingungslos geliebt gefühlt<br />
und dadurch habe ich erst verzeihen können“,<br />
dankt Elvira ihrer Mutti. bemerkenswert ist Elviras<br />
Definition des Begriffs „Familie“:„Eine wirkliche<br />
Familie besteht aus Menschen, <strong>die</strong> sich verstehen,<br />
ohne dass sie sich erklären müssen - und das muss<br />
nicht unbedingt <strong>die</strong> biologische Familie sein. ich bin<br />
froh, so eine Familie zu <strong>haben</strong>: meine Mutti, meinen<br />
Mann Erich, unsere drei Kinder, unsere engsten<br />
Freunde.“<br />
„Erich und ich waren über lange Jahre <strong>die</strong><br />
besten Freunde, aber das Schicksal hat uns<br />
zusammengeführt. Zwei ehemalige <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>-<br />
Kinder mit zwei großen bergen an Problemen -<br />
2<br />
Es gibt nur eine Sache auf der Welt<br />
<strong>die</strong> teurer ist als bildung: Keine bildung!<br />
John f. Kennedy<br />
wenige <strong>haben</strong> uns Chancen gegeben, dass wir es<br />
schaffen. Aber wir verstehen uns ohne viel erklären<br />
zu müssen. ich hätte es mit niemandem anderen<br />
schaffen können als mit Erich - und auch er mit<br />
keiner anderen als mit mir. Und so <strong>haben</strong> wir unsere<br />
Problemberge gemeinsam aufgeräumt.“<br />
„durch <strong>die</strong> psychologischen und pädagogischen<br />
Hilfen im <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> habe ich gelernt<br />
Hintergründe zu sehen, Probleme anzupacken und<br />
lösungen zu suchen. All das hätte ich woanders<br />
nicht gelernt. ich habe so viel Schönes erfahren, das<br />
ich weitergeben möchte. in meinen büchern schreibe<br />
ich zwar über Personen, <strong>die</strong> Probleme <strong>haben</strong>, <strong>die</strong><br />
sogar große Probleme <strong>haben</strong>, aber sie schaffen es,<br />
weil sie mutig sind und sich dem leben stellen. So<br />
werden sie belohnt, wie auch ich belohnt worden bin.<br />
Und darüber schreibe ich.“<br />
3
lEtS gO UsA<br />
Klaus hat in seinem leben alle Chancen genutzt,<br />
seit vielen Jahren lebt er im land der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten und hat dort in jeglicher Hinsicht<br />
sein glück gefunden. <strong>die</strong> liebe zu seiner Heimat<br />
hat ihn dennoch nie losgelassen, sie ist tief im<br />
<strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> in Moosburg verwurzelt. Mit viel<br />
dankbarkeit blickt er zurück…<br />
<strong>die</strong> lebensgeschichte von Klaus möchte man gerne<br />
mit den geflügelten Worten „vom Tellerwäscher<br />
zum Millionär“ umschreiben. Klaus wurde vom<br />
<strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>-Kind zum geschäftsführer einer<br />
Mobilfunkfirma in Reno (USA, Nevada). Mit fünf<br />
Jahren kam Klaus in <strong>die</strong> Obhut seiner <strong>SOS</strong>-<br />
<strong>Kinderdorf</strong>-Mutter und <strong>die</strong> geborgenheit des <strong>SOS</strong>-<br />
<strong>Kinderdorf</strong>s Moosburg in Kärnten. Seine Kindheit<br />
verlief ab <strong>die</strong>sem Zeitpunkt herrlich normal,<br />
gespickt mit normalen lausbuben-geschichten,<br />
dem verstohlenen ersten Kuss am Schulhof, mit<br />
Hausaufgaben und Strafaufgaben, Pubertät und<br />
4<br />
viel Raum für geborgenheit, Freundschaft und<br />
Familie. nach seinem Abschluss des Kollegs<br />
für tourismus und Management in Krems zog<br />
es Klaus in <strong>die</strong> weite Welt: zuerst arbeitete er in<br />
Hotels in der Schweiz und dann in Sun valley<br />
(idaho, USA). durch ein Austauschprogramm der<br />
Handelskammer hat Klaus eineinhalb Jahre in<br />
den vereinigten Staaten gelebt und gearbeitet.<br />
dort hat er auch Kristin kennen gelernt, mit der<br />
er mittlerweile verheiratet ist und zwei Kinder hat:<br />
Matthew und Owen. „Mit meinen Schwiegereltern<br />
bin ich nach Österreich geflogen, damit sie wissen,<br />
wo ich aufgewachsen bin und was <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
ist. Es war interessant für sie zu sehen, wie man<br />
in Österreich Kindern hilft - eine gute Erfahrung“,<br />
erzählt Klaus. „ich lebe nun seit zwölf Jahren in<br />
den USA, aber ich vermisse meine Freunde in<br />
Österreich, <strong>die</strong> schönen Kärntner Seen, das Essen<br />
und <strong>die</strong> Kultur.“ Klaus reist einmal im Jahr nach<br />
Österreich, damit auch seine Kinder seine Heimat<br />
5
und seine Wurzeln besser kennenlernen können.<br />
dass in den USA <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> nicht so bekannt<br />
ist, schmerzt ihn. deshalb versucht er einen<br />
besonders guten draht mit dem <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
zu halten. Mit dem leiter des <strong>SOS</strong>-Jugendhauses<br />
in Klagenfurt ist er in Kontakt, er ist stolzer und<br />
engagierter Pate für ein <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>-Kind und<br />
er unterstützt das <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> finanziell, zum<br />
beispiel mit neuen PCs oder mit geld für einen<br />
Spielplatz. im vergangenen Sommer <strong>haben</strong> sich<br />
Klaus und seine Familie spontan bereit erklärt,<br />
<strong>die</strong> 17-jährige tanja aus dem <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
Moosburg kostenlos bei sich aufzunehmen, damit<br />
sie in den USA neue Erfahrungen sammeln und<br />
ihren Horizont erweitern konnte. „gerade im<br />
jugendlichen Alter muss man manchmal auch<br />
vom <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> weg, um anderes kennen<br />
zu lernen“, ist Klaus überzeugt und wünscht sich<br />
gleichzeitig, dass seine Kinder einmal ins <strong>SOS</strong>-<br />
Sommerferienlager nach Caldonazzo fahren<br />
können: „damit sie <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> erleben. <strong>SOS</strong>-<br />
<strong>Kinderdorf</strong> ist eine einmalige Form der Hilfe.“<br />
6<br />
Jedes Kind ist wie eine blume:<br />
Es braucht viel Wärme und licht,<br />
viel vertrauen und viel Zeit, um aufzublühen.<br />
Wir Erwachsenen sind wie gärtner:<br />
Wir hegen und pflegen <strong>die</strong> Knospen,<br />
bis sie zur Entfaltung kommen.<br />
Was für eine wunderbare Aufgabe,<br />
<strong>die</strong> uns der Schöpfer da übertragen hat!<br />
hermann Gmeiner<br />
7
8<br />
iCH HAbE gElERnt, dASS schULe<br />
spAss MACHEn KAnn<br />
Mit 13 Jahren kam Sandra Hintermaier aufgrund<br />
schwerwiegender schulischer Schwierigkeiten ins<br />
bienenhaus, dem diagnose- und therapiezentrum<br />
von <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>. Eigentlich sollte sie nur zwei<br />
Jahre bleiben, aber dann wurde das <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
zu Sandras Zuhause. Heute lebt sie in Wien, hat<br />
ihre gärtnerlehre mit Auszeichnung absolviert und<br />
zudem vor kurzem ihren Meisterbrief erhalten.<br />
Orchideen sind Sandras lieblingsblumen. <strong>Sie</strong><br />
bewundert ihre Schönheit und auch <strong>die</strong> besondere<br />
Pflege und Betreuung, <strong>die</strong> damit einhergeht. Weil<br />
man Orchideen eben nicht einfach ins Zimmer<br />
stellen könne und sie dann automatisch Knospen<br />
austreiben! <strong>die</strong>se besondere Aufmerksamkeit, <strong>die</strong><br />
ihre lieblingsblumen einfordern, vermisste Sandra<br />
in ihrer Kindheit. begonnen hat ihr leben mit<br />
einem drogenentzug als neugeborenes, weiß sie<br />
von ihrem großvater. Mehr möchte sie von ihrer<br />
Kindheit nicht erzählen, versiegeln ihre lippen<br />
jedes Wort, nur ihre Augen sprechen dann bände.<br />
Mit 13 Jahren brachten Sandras Pflegeeltern<br />
das Mädchen ins <strong>SOS</strong>-bienenhaus. Schulische<br />
Schwierigkeiten waren der grund. nach zwei<br />
Jahren im bienenhaus weigerte sich Sandra jedoch<br />
zu ihren Pflegeeltern zurückzukehren. <strong>Sie</strong> fühlte<br />
sich im <strong>Kinderdorf</strong> zuhause, sie wollte ihre lieb<br />
gewonnen Freunde nicht verlassen und sie hatte<br />
entdeckt, dass Schule und lernen Spaß machen<br />
kann. Gemeinsam mit den Pflegeeltern und <strong>SOS</strong>-<br />
<strong>Kinderdorf</strong> konnte eine lösung gefunden werden:<br />
Sandra übersiedelte ins Jugendhaus. Und – was<br />
vor allem Sandra am Anfang nie zu denken gewagt<br />
hätte – sie holte ihren Hauptschulabschluss nach,<br />
freiwillig!<br />
9
10<br />
Heute ist Sandra 32 Jahre alt und steht mit beiden<br />
beinen im leben. Um 6 Uhr beginnt ihr Arbeitstag<br />
bei der MA 42, dem Wiener Stadtgartenamt in<br />
Simmering. Hier sind <strong>die</strong> Pflege der Parkanlagen,<br />
der blumenschmuck, <strong>die</strong> 5.000 Allee-bäume und <strong>die</strong><br />
Bepflanzung der Kreisverkehre und Verkehrsinseln<br />
ihre Aufgabe. Als Partieführerin leitet sie 6 - 7<br />
Arbeiter an. ihr nächstes Ziel, nach der erfolgreich<br />
absolvierten Meisterprüfung, ist <strong>die</strong> Ausbildung zur<br />
Objektleiterin. <strong>die</strong> Freizeit verbringt Sandra mit<br />
ihren Freunden, ihren zwei Katzen und ihrem Pferd.<br />
„<strong>die</strong> meisten Menschen fangen mit ihrem leben bei<br />
null an und arbeiten sich rauf bis Zehn, du hast bei<br />
minus 35 angefangen und bist nun auch bei Zehn“,<br />
sagen ihre Freunde zu ihr. „Und Recht <strong>haben</strong> sie!“,<br />
meint Sandra glücklich und zufrieden.<br />
Wir bauen eine Zukunft für <strong>die</strong> Kinder<br />
und <strong>die</strong> Kinder werden einmal für uns<br />
eine Zukunft bauen und wir hoffen,<br />
daß es daduch ein bisschen<br />
besser wird auf <strong>die</strong>ser Welt.<br />
helmut Kutin<br />
11
12<br />
iCH HAbE in MEinEM lEbEn<br />
immeR GLücK gEHAbt<br />
Roland Reich ist ein glücklicher Mensch. glück<br />
habe ihn in seinem leben immer begleitet, meint<br />
der heutige Stationsleiter im Krankenhaus der<br />
barmherzigen brüder, der im <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
Wienerwald aufwuchs. Privat wird sein glück durch<br />
seine Frau Katharina noch verdoppelt.<br />
Katharina und Roland Reich sieht man ihr glück an<br />
- sie strahlen und das bestimmt nicht nur, weil beide<br />
beruflich erfolgreich sind: Roland ist Stationsleiter der<br />
neurologie im Wiener Krankenhaus „barmherzige<br />
brüder“ und Katharina ist turnusärztin.<br />
<strong>Sie</strong> lernten sich vor elf Jahren in <strong>die</strong>sem Krankenhaus<br />
kennen. Katharina arbeitete im Sommer als<br />
Praktikantin und Roland als Pfleger. „Wir fanden uns<br />
beide auf Anhieb unsympathisch“, lacht Katharina.<br />
doch das änderte sich schon im darauffolgenden<br />
Sommer und vergangenen Herbst konnte endlich<br />
Hochzeit gefeiert werden.<br />
Roland ist mit eineinhalb Jahren gemeinsam mit<br />
seinem bruder ins <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> Wienerwald<br />
gekommen und dort aufgewachsen - ihre Eltern<br />
sind verstorben. „ich habe immer glück in meinem<br />
leben gehabt“, erzählt Roland. „ich hatte glück,<br />
ins <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> zu kommen und nicht in einer<br />
Erziehungsanstalt zu landen.<br />
ich hatte glück, so viele Menschen zu <strong>haben</strong>, <strong>die</strong><br />
mich gefördert und unterstützt <strong>haben</strong>, inner- und<br />
außerhalb des <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>es. glück, Katharina<br />
kennen gelernt zu <strong>haben</strong>.“ Katharina ist sichtlich<br />
stolz auf ihren Mann und freut sich, dass Roland<br />
13
14<br />
etwas aus seinem leben gemacht hat und dass er<br />
sehr selbstständig ist. Seine große Stärke hat sie<br />
tief beeindruckt.<br />
Roland absolvierte ursprünglich <strong>die</strong> Ausbildung<br />
zum großhandelskaufmann im Sanitärbereich und<br />
merkte im anschließenden Zivil<strong>die</strong>nst beim Roten<br />
Kreuz, dass es ihn beruflich woanders hinzieht. Er<br />
stellte sich <strong>die</strong> Frage, was eigentlich mit den Patienten<br />
passiert, <strong>die</strong> er ins Krankenhaus brachte.<br />
„Und ich hatte wieder glück! im <strong>SOS</strong>-Jugendhaus<br />
wurde mir mein großer Wunsch <strong>ermöglicht</strong>,<br />
eine zweite Ausbildung zum Krankenpfleger zu<br />
machen“, schildert der heutige Stationsleiter der<br />
neurolo-gischen Abteilung seinen beruflichen<br />
Werdegang. „ich bin sehr dankbar, dass ich im<br />
<strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> ein Zuhause gefunden habe und<br />
in wirklich allem gefördert und unterstützt wurde.“<br />
Roland trägt auch selbst <strong>die</strong> <strong>Kinderdorf</strong>-idee weiter:<br />
glücklich ist nicht, wer dem anderen<br />
so vorkommt, sondern wer sich<br />
selbst dafür hält! seneca<br />
„Ich finde es sehr positiv, dass es ein <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
in Wien gibt und unterstütze <strong>die</strong> idee, Wiener<br />
Kindern in ihrer Stadt ein neues Zuhause zu geben“.<br />
Katharina beendet das interview mit einer<br />
netten Anekdote: „Als mein vater Roland kennen<br />
lernte, hat er gemeint: „na, da hat das Spenden<br />
wirklich Sinn gemacht.“<br />
15
16<br />
„AllES FüR diE KindeR!“<br />
Witnowatis kleine Praxis in lembang, indonesien,<br />
ist ein Ort der Zuversicht. Zwischen 50 und 80<br />
Frauen suchen bei der ausgebildeten Hebamme<br />
täglich Rat und Hilfe. Angefangen hat Witnowati<br />
vor 12 Jahren in einer angemieteten garage. <strong>die</strong><br />
Kraft und <strong>die</strong> Stärke, ihren traum zu verwirklichen,<br />
verdankt sie auch ihrer <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>-Mutter.<br />
Witnowati schämt sich ihrer Herkunft nicht. Als<br />
bauernkind in ärmsten verhältnissen geboren, <strong>die</strong><br />
Eltern vom täglichen Kampf ums überleben und<br />
der Hoffnungslosigkeit überfordert, kam sie 1975<br />
in das <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> lembang. Suryanigsih<br />
wurde ihre neue Mutter. <strong>Sie</strong> erzog sie und ihre<br />
<strong>SOS</strong>-geschwister mit viel liebe und verständnis.<br />
in ihrem neuen Zuhause, behütet und geborgen,<br />
vergaß sie aber nie <strong>die</strong> Armut und <strong>die</strong> Verzweiflung,<br />
<strong>die</strong> sie hinter sich ließ. Witnowati wollte von klein<br />
auf Hebamme werden. Zu viele Frauen in ihrer<br />
nachbarschaft waren bei der geburt auf sich<br />
alleine gestellt, zu viele starben an Komplikationen,<br />
<strong>die</strong> ein Arzt oder eine Hebamme hätten mühelos<br />
behandeln können.<br />
Witnowati besuchte eine Krankenpflegeschule.<br />
Für das dafür notwendige Stipendium arbeitete sie<br />
drei Jahre lang in einem Spital. dort wurde man<br />
auf <strong>die</strong> fleißige Krankenschwester aufmerksam<br />
und sie durfte auf Kosten des Krankenhauses <strong>die</strong><br />
Ausbildung zur Hebamme absolvieren. Ein Ziel war<br />
geschafft!<br />
Mit Unterstützung ihres Mannes konnte sie mit 27<br />
Jahren ihre erste Hebammenpraxis einrichten, eine<br />
einfache garage in lembang. „durch meine Praxis<br />
konnte ich wirklich Menschen helfen“, ist Witnowati<br />
17
18<br />
zu recht stolz auf sich. lembang hat 70.000<br />
Einwohner, aber keinerlei medizinische betreuung.<br />
<strong>die</strong> nächste Stadt ist nur 25 km entfernt, aber für <strong>die</strong><br />
meisten Menschen unerreichbar, auch finanziell.<br />
So ist Witnowati und ihr knatterndes Moped oft<br />
<strong>die</strong> einzige Hilfe. Wenn das Moped im Morast<br />
stecken bleibt, kämpft sich <strong>die</strong> zierliche Hebamme<br />
entschlossen auch zu Fuß durch den Urwald.<br />
Einen weiteren Schritt zur verwirklichung ihres<br />
traumes hat Witnowati vor drei Jahren gesetzt. <strong>Sie</strong><br />
und ihr Mann verkauften ihr gesamtes vermögen,<br />
das aus 20 Kühen bestand, und erwarben dafür<br />
ein 1.000 qm großes grundstück, auf dem sie ein<br />
Hebammenzentrum errichteten. derzeit arbeiten<br />
drei Angestellte und eine weitere Hebamme dort.<br />
Für ihre leistungen und ihr Engagement wurde<br />
Witnowati im Jahr 2006 mit dem Hermann-gmeiner-<br />
Preis ausgezeichnet. Präsident Helmut Kutin<br />
über <strong>die</strong> Entscheidung: „Witnowati bringt mit den<br />
Frauen und den neugeborenen, <strong>die</strong> sie unterstützt,<br />
licht in <strong>die</strong> Welt. <strong>Sie</strong> hat es geschafft, mit ganz<br />
bescheidenen Mitteln ihre Praxis aufzubauen. in<br />
ihre garage kamen am Anfang 10 Frauen pro tag,<br />
heute sind es durchschnittlich 50 bis 80 Frauen, <strong>die</strong><br />
ihre Hilfe suchen. Es imponiert mir, dass Witnowati<br />
nach wie vor mit ihrer Familie in einer bescheidenen<br />
Holzhütte hinter der Praxis lebt, alle Mittel fließen in<br />
ihr Zentrum.“<br />
Witnowatis geschichte zeigt, wie <strong>die</strong> <strong>SOS</strong>-Hilfe<br />
bei den Menschen ankommt und wie jede noch<br />
so kleine Hilfe das Samenkorn birgt für eine<br />
große tat. Witnowati kann heute in lembang so<br />
vielen Menschen helfen, weil auch ihr durch <strong>die</strong><br />
Unterstützung vieler <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>-Freunde vor<br />
langer Zeit geholfen wurde. <strong>die</strong>se Hilfe gibt sie nun<br />
tausendfach weiter.<br />
19
20<br />
glüCKliCHE Kindheit<br />
Als Saleh 1974 ins libanesische <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
bhersaf kam, das in unmittelbarer nähe des<br />
Städtchens bikfaya liegt, war er noch ein baby.<br />
gerade drei Monate alt und das jüngste von vier<br />
Kindern, <strong>die</strong> nach dem tod ihrer Mutter zu Waisen<br />
geworden waren. in einem der 12 Familienhäuser,<br />
fanden er und seine geschwister eine Mutter, eine<br />
Familie, ein Zuhause in liebe und geborgenheit.<br />
Heute ist Saleh 36, Jurist und geschäftsführender<br />
teilhaber einer großen versicherungsgesellschaft.<br />
gerne erinnert er sich an seine glückliche Kindheit:<br />
„ich wusste zunächst nicht, dass ich ein Waisenkind<br />
war, das habe ich erst mit acht oder neun Jahren<br />
realisiert. Und ich merkte auch den Unterschied zu<br />
anderen Kindern außerhalb des <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>es<br />
nicht. in der <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> Familie, fühlte ich<br />
mich rundum wohl und geborgen, beschützt und<br />
geliebt. denn das ist das Wichtigste: liebe und<br />
geborgenheit! Und begleitung - begleitung auf<br />
dem Weg ins leben! Wir alle hatten <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
auch unter schwierigen bedingungen, unter dem<br />
Schutz von <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> – in <strong>die</strong> Schule zu<br />
gehen und eine Ausbildung zu absolvieren – und<br />
alle machen ihren Weg, egal ob sie nun eine<br />
lehre oder ein Studium abschließen, ob sie hier<br />
bleiben oder ins Ausland gehen. im libanon wütete<br />
damals der bürgerkrieg.- wir hatten natürlich Angst,<br />
dennoch spürten wir <strong>die</strong> not und das leid nicht; wir<br />
waren beschützt. bis zu 14 Kinder verschiedener<br />
Konfessionen, Christen und Muslime, wurden<br />
damals von einer Mutter betreut.“ erinnert sich<br />
Saleh, „und es gab auch Helga Zündel, eine<br />
Österreicherin, <strong>die</strong> während des Krieges an unserer<br />
Seite blieb. <strong>Sie</strong> war unsere beschützerin und wurde<br />
es für mehrere generationen von uns; sie wurde<br />
uns eine „zweite Mutter“. Wir nennen sie „tante<br />
Helga“ und was mich betrifft, besuche ich sie, wann<br />
21
immer ich kann, in innsbruck.<br />
ich habe das <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong> bhersaf mit 18 Jahren<br />
verlassen – das war der schwerste tag in meinem<br />
leben! nach der Matura, dem Militär<strong>die</strong>nst und<br />
dem Jurastudium arbeitete ich eine Zeit lang als<br />
lehrer. dann hat mich ein <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>-Freund<br />
und –Pate in seine versicherungsgesellschaft<br />
aufgenommen; heute bin ich geschäftsführender<br />
teilhaber. Wir <strong>haben</strong> vier gesellschaften im<br />
libanon, sind aber auch aktiv in Syrien, Jordanien<br />
und ägypten. ich lebe mit meiner Familie in beirut<br />
und möchte auch hier bleiben. Mit meiner <strong>SOS</strong>-<br />
<strong>Kinderdorf</strong> Familie habe ich engen Kontakt: meine<br />
Schwester ist Psychologin, andere geschwister<br />
leben in Australien oder anderen teilen der Welt.<br />
Und als vorstandsmitglied des nationalen vereins<br />
bin ich teil der großen <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>familie.“<br />
Ob er für <strong>die</strong> Jüngeren, <strong>die</strong> noch im <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong><br />
leben, einen guten Rat hätte? Saleh: „Lernt fleißig,<br />
denn ihr baut schon heute Eure leben von morgen<br />
auf!“<br />
Jedes Kind wächst in einer Familie<br />
auf - geliebt, geachtet und behütet.<br />
vision von <strong>SOS</strong>-<strong>Kinderdorf</strong>.<br />
22 23