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Christian Kramer

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<strong>Christian</strong> <strong>Kramer</strong> (LC ZüriCh-CosmopoLitan) ist erfoLgreiCher<br />

gastronomie- Unternehmer<br />

Wir sind ein gutes Stück Zürich<br />

Den ersten Schritt in die Selbstständigkeit machte <strong>Christian</strong> <strong>Kramer</strong> mit dem<br />

legendären Zürcher Volkshaus. Heute zählen vierzehn Betriebe in der Stadt Zürich<br />

zu seinem Unternehmen, darunter zwei Zunfthäuser, die Partylokale Zic Zac, das<br />

China-Garten Take-away und das Sushi-Tram.<br />

Trendlokal Zic Zac Letzi.<br />

«Vor 30 Jahren war Zürich Gastro-<br />

Provinz. Heute kann es von der Vielfalt<br />

mit allen Metropolen mithalten.»<br />

Das sagten Sie einmal in einem Interview.<br />

Was hat sich geändert bzw.<br />

musste sich ändern in Zürich?<br />

<strong>Christian</strong> <strong>Kramer</strong>: Das Traditionelle,<br />

Gutbürgerliche von damals ist verschwunden.<br />

Sushi wäre vor 30 Jahren<br />

undenkbar gewesen, und es gab einen<br />

Chinesen in der ganzen Stadt. Durch<br />

die Migration hat sich das Angebot<br />

stark erweitert. Zürich ist offener geworden.<br />

Viel zum Wandel beigetragen<br />

hat zudem der Wegfall des Fähigkeitsausweises.<br />

Das hat wie alles Vor- und<br />

Nachteile, doch die Vorteile überwiegen<br />

deutlich. Seit dieser Liberalisierung gibt<br />

es mehr Wettbewerb. Quereinsteiger<br />

brachten neue Konzepte, was die Gastro-Szene<br />

enorm belebte. Auch die Liberalisierung<br />

der Öffnungszeiten hat zur<br />

Veränderung beigetragen.<br />

Sie selbst übernahmen 1984 das Zürcher<br />

Volkshaus, Zentrum der Arbeiterbewegung<br />

und noch bis 1979 vom<br />

Zürcher Frauenverein alkoholfrei geführt.<br />

Nicht gerade der Ort, an dem<br />

man innovative Konzepte vermutet.<br />

Das Haus wurde tatsächlich sehr tradi-<br />

<strong>Christian</strong> <strong>Kramer</strong> mit seinem ältesten Sohn, <strong>Christian</strong> <strong>Kramer</strong> junior, der<br />

im Unternehmen seines Vaters mitarbeitet, hier im Zic Zac Letzi an der<br />

Herdernstrasse 56, wo sich auch der Sitz von <strong>Kramer</strong> Gastronomie befindet,<br />

www.kramergastronomie.ch (Foto: Heidi Mühlemann)<br />

tionell geführt, machte Anfang der<br />

1980er Jahre etwa 700 000 Franken<br />

Umsatz. Eines Tages fragte mich Max<br />

Ernst von der Brauerei Hürlimann, ob<br />

ich Lust hätte, das Volkshaus zu übernehmen,<br />

da stecke Potenzial drin. Da<br />

ich mich schon immer selbstständig<br />

machen wollte, schaute ich es mir an.<br />

Was ich vorfand, war eine Baustelle.<br />

Das Restaurant mit 400 Plätzen war riesig,<br />

dazu kamen noch die verschiedenen<br />

Säle. Mein erster Gedanke war: Das ist<br />

eine Schuhnummer zu gross für mich.<br />

Aber es reizte mich, und schliesslich waren<br />

wir äusserst erfolgreich. Die Gäste<br />

sprachen sehr gut an auf die französische<br />

und thailändische Küche, die wir<br />

einführten. Das Volkshaus wurde bezüglich<br />

Küche zu einem der besten Lokale<br />

in Zürich. In den Sälen organisierten<br />

wir Konzerte und Silvesterveranstaltungen<br />

mit bis zu 2000 Personen und<br />

erzielten mehr als vier Millionen Umsatz.<br />

Und dennoch gaben Sie das Volkshaus<br />

auf.<br />

Mit der Zeit wurde es etwas langweilig,<br />

ich wusste, wie alles läuft, und wollte<br />

mich weiterentwickeln. Parallel zum<br />

Volkshaus übernahm ich das Restaurant<br />

Orion an der Förrlibuckstrasse. Dort<br />

habe ich das, was ich im Volkshaus verdient<br />

habe, wieder verloren. So geht es<br />

vielen, wenn sie einen zweiten Betrieb<br />

übernehmen. Ich habe damals viele<br />

Fehler gemacht, aber auch viel gelernt.<br />

Dann kamen nach und nach weitere<br />

Betriebe hinzu.<br />

Alle Ihre Betriebe befinden sich in der<br />

Stadt Zürich. Das gehört zu Ihrem<br />

Konzept. Was ist der Grund?<br />

Ich hatte früher auch Betriebe in Bern,<br />

Basel und St. Gallen. Dadurch musste<br />

ich sehr viel reisen. Auch wenn die Reisezeit<br />

nur eine oder eineinhalb Stunden<br />

betrug, wurde das Reisen zur Belastung.<br />

Ausserdem musste ich feststellen, dass<br />

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10<br />

6 | 2010<br />

Lions ZU tisCh!<br />

sich die Mentalitäten in den verschiedenen<br />

Städten stark unterscheiden. Es war<br />

schwierig, an allen Standorten gut ausgebildetes<br />

Personal zu finden und überall<br />

dieselben Qualitäts-Standards zu erreichen.<br />

Das fiel mir in Zürich viel<br />

leichter. Ich bin mit Herz und Seele<br />

Zürcher, hier habe ich mein Beziehungsnetz,<br />

und Zürich bietet auch heute<br />

noch sehr viele Chancen. Deshalb<br />

gab ich die auswärtigen Betriebe auf.<br />

In Zürich gehören so renommierte<br />

Lokale wie das Zunfthaus zur Zimmerleuten<br />

und das Lakeside zu Ihrem<br />

Unternehmen. Vor allem über das<br />

Zimmerleuten wurde in jüngster Zeit<br />

in den Medien viel berichtet. Das geschichtsträchtige<br />

Haus wurde 2007<br />

durch einen Brand völlig zerstört.<br />

Seit Anfang Oktober ist es, restauriert<br />

und wohl schöner denn je, wieder geöffnet.<br />

Über Sie persönlich liest man<br />

jedoch kaum etwas. Halten Sie sich<br />

bewusst im Hintergrund?<br />

Für Interviews bin ich recht offen, habe<br />

auch schon viele gegeben. Ich vermeide<br />

es jedoch bewusst, dass meine Betriebe<br />

als Kette wahrgenommen werden. Ich<br />

bin Individualgastronom. Jeder meiner<br />

Betriebe hat seinen eigenen Charakter,<br />

es gibt bei uns keine Systemgastronomie.<br />

Dieser Mix zeichnet uns aus und<br />

macht unsere Arbeit auch sehr spannend.<br />

Sie haben eine Kochlehre gemacht<br />

und die Hotelfachschule/-handelsschule<br />

besucht, ein Werdegang, den<br />

viele erfolgreiche Gastronomie-Unternehmer<br />

eingeschlagen haben. Wie<br />

steht es mit Nachwuchs?<br />

Da liegt die grösste Herausforderung<br />

für die Zukunft. Gut ausgebildete und<br />

motivierte Mitarbeiter zu finden ist sehr<br />

schwierig geworden. Wir verzeichnen<br />

zwar grossen Andrang bei den verschiedenen<br />

Ausbildungsangeboten, aber danach<br />

wandern viele Absolventen ab. Die<br />

Arbeit abends und am Wochenende er-<br />

WIR KAUFEN IHREN<br />

SPITZEN-BORDEAUX<br />

und zahlen Ihnen Spitzenpreise<br />

Für unsere anspruchsvolle Kundschaft suchen wir laufend Weine aus<br />

Bordeaux und anderen Regionen. Bevorzugte Jahrgänge: 1982–2006<br />

als Einzelflaschen, Grossformate, Sammlungen und gerne auch<br />

ganze Keller – gegen Abholung und sofortige Barzahlung.<br />

Festsaal<br />

Zunfthaus zur<br />

Zimmerleuten.<br />

scheint vielen jungen Leuten nicht<br />

mehr attraktiv. Dabei ist die Gastronomie<br />

in Bezug auf die Löhne absolut<br />

konkurrenzfähig. Ein Küchenchef hat<br />

einen weit überdurchschnittlichen<br />

Lohn und gute Servicemitarbeiter verdienen<br />

nahezu das Doppelte von dem,<br />

was sie zum Beispiel im Detailhandel<br />

erhalten würden.<br />

Ihre drei Söhne haben sich alle für Berufe<br />

der Gastronomie entschieden,<br />

der älteste arbeitet bereits in Ihrem<br />

Betrieb mit. Wie sehen Sie deren Zukunft?<br />

Es macht Freude zu sehen, dass meine<br />

Söhne nachkommen. Ich habe sie nie<br />

dazu gedrängt, sie hätten auch Musiker<br />

oder irgendetwas anderes werden können.<br />

Wichtig war mir, dass sie zufrieden<br />

sind mit dem, was sie tun. Ich denke<br />

schon, dass sie eine Chance haben, auch<br />

wenn es schwieriger wird. Auch Kolosse<br />

wie Coop und Migros beginnen, sich<br />

für Lokale an guten Standorten zu interessieren.<br />

Solche Unternehmen haben,<br />

wenn es zum Beispiel um Mieten geht,<br />

ein Potenzial, das wir nicht unbedingt<br />

bieten können. Es wird aber auch immer<br />

Hausbesitzer geben, die bewusst<br />

auf Individualgastronomie setzen. Ausserdem<br />

verkörpern wir mit unserer Unternehmung,<br />

vor allem mit unseren<br />

beiden Zunfthäusern und dem Lake<br />

Side, ein gutes Stück Zürich und pflegen<br />

als Key-Partner eine enge Zusammenarbeit<br />

mit Zürich Tourismus. Wir<br />

sind Zürcher und leben für Zürich. Das<br />

unterscheidet uns von anderen und<br />

zählt zu unseren Stärken.<br />

Interview: Heidi Mühlemann<br />

60 Jahre<br />

Kompetenz<br />

in Wein<br />

CAVE BB · Strubenacher 6 · CH-8126 Zumikon · Tel: +41 (0)44 919 88 22 · Fax: +41 (0)44 919 88 23 · a.baeggli@cavebb.ch · www.cavebb.ch

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