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Mindestanforderungen an eine Magistralrezeptur

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Dermatologische <strong>Magistralrezeptur</strong>en, Deplazes/Gloor/Möll/P<strong>an</strong>izzon Copyright © 2010<br />

<strong>Mindest<strong>an</strong>forderungen</strong> <strong>an</strong> <strong>eine</strong> <strong>Magistralrezeptur</strong><br />

Aus dem vorher Gesagten k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nun folgende Minimal<strong>an</strong>forderungen <strong>an</strong><br />

<strong>eine</strong> <strong>Magistralrezeptur</strong> aufstellen:<br />

• Eine «genügende» chemische und physikalische Stabilität<br />

• Eine «genügende» Wirksamkeit des Wirkstoffes in der entsprechenden<br />

Grundlage<br />

Den provokativen Begriff «genügend» definieren wir so, dass der Wirkstoff<br />

mindestens für die Zeit der Anwendung in der entsprechenden Grundlage<br />

stabil sein und die therapeutische Wirkung der Rezeptur auf klinischen<br />

Erfahrungen beruhen muss.<br />

Somit ergeben sich 3 Grundregeln für die Auswahl <strong>eine</strong>r <strong>Magistralrezeptur</strong>,<br />

damit die obigen Anforderungen erfüllt sind:<br />

1. Es sollten nur <strong>Magistralrezeptur</strong>en verwendet werden, deren Stabilität<br />

bek<strong>an</strong>nt, beschrieben oder mindestens sicher beurteilt werden k<strong>an</strong>n.<br />

2. Es sollten nur <strong>Magistralrezeptur</strong>en verwendet werden, die bek<strong>an</strong>nt oder<br />

erprobt sind, oder auf <strong>eine</strong>r bestimmten Erfahrung in der Klinik beruhen.<br />

3. Die Herstellung und Abgabe von <strong>Magistralrezeptur</strong>en in und aus der<br />

Apotheke müssen nach bestimmten Qualitätsmerkmalen erfolgen<br />

(GMP, Qualitätssicherung)<br />

Zum Pkt. 2 sei ergänzend bemerkt, dass neben der wichtigen Erfahrung für<br />

bestimmte Wirkstoffe wie Kortikosteroide, Dithr<strong>an</strong>ol und Steinkohleteer in<br />

verschiedenen <strong>Magistralrezeptur</strong>en die Effektivität in vivo untersucht wurde. In<br />

<strong>eine</strong>r solchen Untersuchung war in k<strong>eine</strong>m Fall die Eigenrezeptur der jeweils<br />

vergleichbaren Spezialität in ihrer Effektivität unterlegen [197]. Dieses Resultat<br />

k<strong>an</strong>n zwar nicht automatisch auf die restlichen Wirkstoffe übertragen werden,<br />

doch zeigen solche Untersuchungen, dass auch mit <strong>eine</strong>r <strong>Magistralrezeptur</strong><br />

sehr effektive Therapeutika hergestellt werden können. Es ist zu hoffen, dass<br />

gerade für problematische Wirkstoffe (z.B. schwerlösliche), wo der Effektivitätsnachweis<br />

und / oder Erfahrung sehr wichtig sind, solche in-vivo<br />

Untersuchungen weiterhin erfolgen.<br />

Das Zusammenspiel aller Faktoren - der Stabilität des Wirkstoffes in der<br />

gewünschten Grundlage, der dazugehörenden Wirksamkeit, letztlich die<br />

Qualität der Rezeptur - macht klar, dass m<strong>an</strong> auf Rezepturvorschläge<br />

zurückgreifen muss, bei denen die obigen Qualitätsmerkmale enthalten sind.<br />

Das bedeutet, dass auf sog. «Eigenkreationen» verzichtet werden muss,<br />

möchte m<strong>an</strong> den obigen Anforderungen genügen.<br />

Neben dem vorliegenden Buch findet m<strong>an</strong> solche Rezepturvorschläge u.a. in<br />

folgenden Werken (Formularien):<br />

• Pharmacopoea Helvetica<br />

• Formularium Helveticum (FH), welches das Praescriptiones Magistrales<br />

(PM) ersetzt<br />

• Formularium Clinicum (FC; eher für die Spitalapotheke)<br />

• Neues Rezeptur-Formularium (NRF; Deutschl<strong>an</strong>d)<br />

• St<strong>an</strong>dardrezepturen (SR; Deutschl<strong>an</strong>d)<br />

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Dermatologische <strong>Magistralrezeptur</strong>en, Deplazes/Gloor/Möll/P<strong>an</strong>izzon Copyright © 2010<br />

• Rezepturen, Probleme erkennen, lösen, vermeiden (Wolf, Süverkrüp)<br />

[227]<br />

• Diverse Kompatibilitätslisten von Firmen. Hier ist die Frage nach der<br />

Stabilität, der klinischen Erfahrung und dem Preis zu stellen: leider ist<br />

neben der fehlenden klinischen Erfahrung die Stabilität des Wirkstoffes<br />

nicht immer geklärt und der Preis der Rezeptur k<strong>an</strong>n höher sein als <strong>eine</strong><br />

vergleichsweise «klassische» Rezeptur.<br />

Das vorliegende Taschenbuch soll dem Dermatologen und dem Apotheker<br />

<strong>eine</strong> Hilfestellung bieten, um relev<strong>an</strong>te, bek<strong>an</strong>nte und erprobte Rezepturen<br />

schnell und einfach aufzufinden, die gemäss den Angaben in diesem Buch<br />

auch problemlos hergestellt werden können.<br />

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