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Die Wortwahl zählt - Sachverstand-Gutachten.de

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<strong>Die</strong> <strong>Wortwahl</strong> <strong>zählt</strong><br />

16 · GETRÄNKEINDUSTRIE 8/2009<br />

Fehler bei <strong>de</strong>r Bestellabwicklung<br />

von Tanks vermei<strong>de</strong>n<br />

„Wenn es einfach wäre, dann könnte es ja je<strong>de</strong>r“, ist einer <strong>de</strong>r Wahlsprüche von Tullum,<br />

<strong>de</strong>m Unternehmer, <strong>de</strong>r es geschafft hat, dass <strong>de</strong>r Lückenschluss <strong>de</strong>r BAB 31 zum Teil durch<br />

<strong>de</strong>utsche und nie<strong>de</strong>rländische Spen<strong>de</strong>ngel<strong>de</strong>r finanziert und die Autobahn dadurch<br />

bereits im Jahre 2004 und nicht erst 2015 fertig wur<strong>de</strong>.<br />

Bei Betriebsbesichtigungen stehen die Besucher fasziniert im Abfüllraum. Den langweiligen<br />

Bereich zwischen <strong>de</strong>r Zuckerannahme und <strong>de</strong>r Abfüllung nehmen sie kaum wahr. Offensichtlich<br />

sind auch viele Fachleute <strong>de</strong>r Ansicht, dass es sehr einfach ist, Tanks zu bestellen, und dass fast je<strong>de</strong>r<br />

das kann. <strong>Die</strong>s ist zumin<strong>de</strong>st die nahe liegendste Erklärung, wenn man die Fülle <strong>de</strong>r Fehler sieht,<br />

die bei <strong>de</strong>r Spezifizierung und Bestellabwicklung eines Tanks gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Abb.1: Puffertank nach einer KZE<br />

Wie auch bei an<strong>de</strong>ren Planungen<br />

ziehen sich Fehler, die zu Beginn<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n, gerne durch das<br />

ganze Projekt und bleiben häufig bis<br />

zur Montage o<strong>de</strong>r Inbetriebnahme unent<strong>de</strong>ckt.<br />

Für Budgetplanungen wer<strong>de</strong>n<br />

teilweise Behälter mehr o<strong>de</strong>r weniger<br />

wahllos „ausgelegt“, wobei sich diese<br />

geschätzten Auslegungsdaten manchmal<br />

auch noch in <strong>de</strong>r Auftragsbestätigung<br />

und später am Tank wie<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n.<br />

Es wird dringend empfohlen, geschätzte<br />

Werte o<strong>de</strong>r Annahmen als solche<br />

klar zu kennzeichnen.<br />

Funktion an erster Stelle<br />

Wie bei allen an<strong>de</strong>ren Planungen ist<br />

auch hier ein strukturiertes Vorgehen<br />

von Vorteil. Bei <strong>de</strong>r Spezifikation sollten<br />

we<strong>de</strong>r die Maße noch das Material an<br />

erster Stelle stehen, son<strong>de</strong>rn die Funktion.<br />

Auch wenn es lästig erscheint, die<br />

Funktion zu beschreiben, das heißt<br />

wie man <strong>de</strong>n Tank wofür verwen<strong>de</strong>n<br />

will, ist dies am wichtigsten und sollte<br />

Raimund<br />

Kalinowski<br />

Raimund Kalinowski,<br />

Sachverständigenbüro<br />

und Wirtschafts-Mediator<br />

(QDR). Staatlich<br />

anerkannte Gütestelle<br />

nach § 794 Abs.1<br />

Nr. 1 ZPO. Von <strong>de</strong>r<br />

IHK öffentlich bestellter<br />

und vereidigter Sachverständiger für Maschinen<br />

und Anlagen <strong>de</strong>r Brauerei und Getränke industrie:<br />

Planungs- und Ausführungsfehler<br />

(www.sachverstand-gutachten.<strong>de</strong>)


immer zuerst durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Bei<br />

nahezu allen Schä<strong>de</strong>n, die nach <strong>de</strong>r<br />

Inbetriebnahme auftreten, kann <strong>de</strong>r<br />

Lieferant zu Recht behaupten, dass er<br />

von einem speziellen Betriebszustand<br />

nichts wusste und ihn <strong>de</strong>shalb nicht<br />

berücksichtigen konnte.<br />

Folgen<strong>de</strong> Bereiche sollten in einer Anfrage<br />

beschrieben wer<strong>de</strong>n:<br />

– Produkte (möglichst <strong>de</strong>tailliert, ggf.<br />

mit Dichte, Viskosität und Temperatur,<br />

sonstige Eigenschaften [z. B.: Neigung<br />

zum Schäumen, hohe Chloridgehalte])<br />

– Reinigung (inkl. Konzentrationen<br />

und Temperaturen)<br />

– Nenn- und maximales Füllvolumen,<br />

Befüll- und Entleerleistung<br />

– Probenahme<br />

– Betriebsdruck (befüllt und leer)<br />

– zur Verfügung stehen<strong>de</strong>r Raum<br />

(inkl. Beschaffenheit <strong>de</strong>s Fußbo<strong>de</strong>ns,<br />

Mon tage öffnungen)<br />

– sämtliche Schnittstellen<br />

(z. B.: Steuerung, Kühlung,<br />

Anschlüsse, anzubauen<strong>de</strong> Arma -<br />

turen, Sicherheitseinrichtungen,<br />

erwartete Kabelschutzrohre,<br />

[Vorbereitung zur] Wärmedämmung)<br />

– Mannloch, Dom<strong>de</strong>ckel,<br />

abklappbarer Konus<br />

– minimale Auslaufhöhe,<br />

maximale Tank maße<br />

– Material, Oberfläche (innen/außen),<br />

Verarbeitung, minimale Radien<br />

– sonstige Ausstattungen, wie<br />

z. B. Rühr einrichtung, Schaugläser<br />

Das Produkt<br />

Üblicherweise berechnet ein Tankbauer<br />

<strong>de</strong>n Behälter mit Wasser, falls er keine<br />

an<strong>de</strong>ren Angaben zur Verfügung hat.<br />

Einfachsirup z. B. ist jedoch <strong>de</strong>utlich<br />

schwerer als Wasser und muss bei <strong>de</strong>r<br />

statischen Berechnung berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Inhalt <strong>de</strong>s Tanks sollte<br />

aber als Volumen und nicht als Masse<br />

angegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Die</strong> Reinigung<br />

Dass eine Reinigung üblicherweise als<br />

automatische CIP durchgeführt wird,<br />

wenn <strong>de</strong>r Tank leer und verschmutzt<br />

ist, erscheint je<strong>de</strong>m Fachmann einleuchtend,<br />

muss aber einem Lieferanten<br />

mitgeteilt wer<strong>de</strong>n, um spätere Diskussionen<br />

zu vermei<strong>de</strong>n. Statt als „Produkte“<br />

verschie<strong>de</strong>ne Reinigungsmittel<br />

aufzulisten, sollte man klar zum Ausdruck<br />

bringen, dass <strong>de</strong>r Tank nach<strong>de</strong>m<br />

man ihn entleert hat, mit bestimmten<br />

Reinigungsmitteln automatisch (!) CIPgereinigt<br />

wird. Manuell zulässige Arbeiten,<br />

wie z. B. das Öffnen <strong>de</strong>s Probenahme<br />

ventils, sollte man ausdrücklich<br />

nennen. Im 5-Minutentakt auf <strong>de</strong>n Tank<br />

zu klettern, um Ventile zu betätigen, ist<br />

hingegen meist unerwünscht.<br />

Das Nenn-Füllvolumen<br />

Das angegebene Nenn-Füllvolumen<br />

sollte als Min<strong>de</strong>st-Füllvolumen bezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n, d.h., es ist die Menge, die<br />

man auf je<strong>de</strong>n Fall in <strong>de</strong>n Tank füllen<br />

will. Statisch sollte <strong>de</strong>r Tank jedoch so<br />

berechnet wer<strong>de</strong>n, dass man ihn bis<br />

zum max. Füllstand befüllen kann. <strong>Die</strong>s<br />

ist entwe<strong>de</strong>r das Randvoll-Volumen<br />

o<strong>de</strong>r das Volumen bis zu einem Überlauf<br />

(z. B. bei CIP-Tanks).<br />

Der Betriebsdruck<br />

Auch wenn es sich sicherlich um Einzel -<br />

fälle han<strong>de</strong>lt, so hat ein Tankbauer z. B.<br />

<strong>de</strong>n Betriebsdruck für einen leeren<br />

Tank berechnet. Da <strong>de</strong>r Tankbo<strong>de</strong>n nicht<br />

für die statische Last <strong>de</strong>s befüllten<br />

Tanks und <strong>de</strong>n vom Kun<strong>de</strong>n erwarteten<br />

Druck im Kopfraum ausgelegt war,<br />

konnte <strong>de</strong>r Tank nur bei einem <strong>de</strong>utlich<br />

vermin<strong>de</strong>rten Betriebsdruck betrieben<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Obwohl man allgemein in Über- und<br />

Unterdruck <strong>de</strong>nkt, sollte man eigentlich<br />

immer Absolutdrücke angeben, wenn<br />

es sich im Verfahren um Absolutdrücke<br />

han<strong>de</strong>lt, so ist <strong>de</strong>r Kohlensäuresättigungsdruck<br />

ebenso wie <strong>de</strong>r Verdampfungsdruck<br />

von Kältemitteln nicht ein<br />

Relativdruck zur Atmosphäre, son<strong>de</strong>rn<br />

ein Absolutdruck.<br />

Zahlreiche Betriebe betreiben ihre<br />

Tanks nicht bei <strong>de</strong>m technologisch<br />

gewünschten Absolutdruck, son<strong>de</strong>rn<br />

bei einem Relativdruck. <strong>Die</strong> gebräuch -<br />

lichen mechanischen Überdruckventile<br />

regeln immer <strong>de</strong>n Relativdruck. Bei<br />

automatischen Druckregelungen gibt es<br />

hingegen keinen Grund, nicht <strong>de</strong>n richtigeren<br />

Absolutdruck einzustellen.<br />

Da <strong>de</strong>r Tank üblicherweise nicht im luftleeren<br />

Raum aufgestellt wird, wird die<br />

Tankfestigkeit hingegen immer auf Differenzdruck<br />

berechnet und auch so gekennzeichnet.<br />

<strong>Die</strong> möglichen Luftdruck -<br />

schwankungen betragen in Deutschland<br />

weniger als 0,1 bar und sind<br />

<strong>de</strong>shalb im Bereich <strong>de</strong>r Tankstabilität<br />

praktisch zu vernachlässigen. Falls <strong>de</strong>r<br />

Lieferant jedoch <strong>de</strong>n Tank vollständig<br />

ausstattet, macht es einen Unterschied<br />

ob <strong>de</strong>r Druckaufnehmer Absolutdruck<br />

o<strong>de</strong>r Relativdruck misst.<br />

(Steril-)Puffertanks wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel<br />

ohne Vakuumventil betrieben und<br />

<strong>de</strong>shalb vollvakuumfest angefragt. Im<br />

Angebot und später auf <strong>de</strong>m Typenschild<br />

steht dann meistens Betriebsdruck<br />

– 1 bis ... bar. <strong>Die</strong>s ist aus Sicht<br />

<strong>de</strong>s Tankbauers verständlich.<br />

Beschaffenheit <strong>de</strong>s Fußbo<strong>de</strong>ns<br />

Tanks stehen meist auf <strong>de</strong>m Fußbo<strong>de</strong>n.<br />

Von Ausnahmen abgesehen ist <strong>de</strong>r<br />

Bo<strong>de</strong>n mit Gefälle versehen. Da <strong>de</strong>r<br />

Tank nicht (zu sehr) schief stehen darf,<br />

muss eine geeignete Möglichkeit<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>n Tank<br />

auszurichten. Justierbare Kalottenfüße<br />

inkl. Kalottenteller sind montagefreundlich.<br />

Bei größeren Tankdurchmessern<br />

und 2 Prozent Gefälle im<br />

Fußbo<strong>de</strong>n, ist <strong>de</strong>r Verstellbereich <strong>de</strong>r<br />

Kalottenfüße jedoch häufig nicht ausreichend.<br />

Schnittstellen und an<strong>de</strong>re Bauteile<br />

Sollen die Behälter mit Armaturen o<strong>de</strong>r<br />

sonstigen Bauteilen ausgerüstet wer<strong>de</strong>n,<br />

müssen diese so <strong>de</strong>tailliert wie<br />

möglich beschrieben wer<strong>de</strong>n. Häufig<br />

auftreten<strong>de</strong> Fehler sind Bauart, Typ und<br />

Zugänglichkeit von Probenahmeven -<br />

tilen. Kükenhähne, die mit Teflonband<br />

o<strong>de</strong>r Flachdichtungen in Rohrmuffen<br />

eingeschraubt wer<strong>de</strong>n, stellen für einige<br />

Lieferanten eine akzeptable Lösung dar.<br />

Toträume und Sprühschatten, z. B. im<br />

Bereich von Standardmannlöchern o<strong>de</strong>r<br />

falsch ausgeführten Dom<strong>de</strong>ckel- bzw.<br />

Konusabdichtungen, sind an <strong>de</strong>r Tagesordnung.<br />

„O-Ring-Abdichtung und<br />

metallischer Anschlag“ klingen nach<br />

hygienischer Abdichtung, aber offenbar<br />

beschäftigen einige Tankbauer<br />

Schildbürger, die Fehler konstruieren,<br />

die man nicht für möglich halten wür<strong>de</strong>.<br />

Wie <strong>de</strong>r Tank tatsächlich aufgestellt<br />

wird, wird häufig erst nach <strong>de</strong>ssen<br />

Bestellung entschie<strong>de</strong>n. Anschlussstutzen<br />

und an<strong>de</strong>re Bauteile befin<strong>de</strong>n<br />

sich dann häufig an <strong>de</strong>r falschen Stelle.<br />

Falls es technisch möglich und sinnvoll<br />

ist, sollten sich die Bauteile und Stutzen<br />

am geflanschten Konus o<strong>de</strong>r auf<br />

<strong>de</strong>m Dom<strong>de</strong>ckel befin<strong>de</strong>n, damit sie<br />

durch einfaches Umschrauben <strong>de</strong>r<br />

späteren Detailplanung angepasst wer<strong>de</strong>n<br />

können.<br />

Minimale Auslaufhöhe<br />

<strong>Die</strong> Auslaufhöhe ist bei <strong>de</strong>n meisten<br />

Tanks viel zu niedrig. Wenn räumliche<br />

Gegebenheiten nicht dagegen sprechen,<br />

sollte die Auslaufhöhe min<strong>de</strong>sten<br />

1,5 m betragen. Abbildung 1 zeigt <strong>de</strong>n<br />

Puffertank einer KZE-Anlage: durch<br />

die notwendigen Verstrebungen wird<br />

die Zugänglichkeit behin<strong>de</strong>rt. Abbildung<br />

2 zeigt CIP-Tanks (vom selben<br />

Hersteller): die hier notwendigen Verstrebungen<br />

schränken die Zugänglich-<br />

GETRÄNKEINDUSTRIE 8/2009 · 17


Abb. 2: CIP-Tanks<br />

keit <strong>de</strong>utlich ein. Der Kun<strong>de</strong> vergaß in<br />

bei<strong>de</strong>n Fällen, die Zugänglichkeit als<br />

essenzielle Funktion zu <strong>de</strong>finieren.<br />

Oberflächenbeschaffenheit<br />

Falls eine geschliffene Oberfläche gewünscht<br />

wird, muss die Schliffrichtung<br />

<strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Rauigkeit wird<br />

INDOOR<br />

PED 97/23/EG<br />

AD 2000<br />

Modul H<br />

Abb. 3: Ausschnitt „Freigabezeichnung“<br />

18 · GETRÄNKEINDUSTRIE 8/2009<br />

üblicherweise als mittlere Rautiefe<br />

„Ra=...µm“ <strong>de</strong>finiert. Für Sicherheitsgelän<strong>de</strong>r<br />

einer Achterbahn ist diese<br />

Angabe sicherlich weiterhin sinnvoll.<br />

Wenn es nicht primär um <strong>de</strong>n optischen<br />

Eindruck, son<strong>de</strong>rn um die funktionelle<br />

Beschaffenheit einer Oberfläche geht,<br />

ist diese Angabe nicht sehr zweckmäßig.<br />

Detail: Rührwerksanbindung<br />

M 1: 5<br />

Detail X: Strömungsbrecher<br />

M 1:10<br />

Detail Y: Tankauslauf<br />

M 1:10<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Kosmetik- und Pharmaindustrie<br />

<strong>de</strong>finiert man statt <strong>de</strong>r mittleren,<br />

die maximale Rautiefe. Einige Universitäten<br />

arbeiten daran, statt einer<br />

2-dimensionalen Fläche einen 3-dimen -<br />

sionalen Raum zu beschreiben. In<br />

<strong>de</strong>r Übergangszeit, bis entsprechen<strong>de</strong><br />

Definitionen zur Verfügung stehen,<br />

ist die Vereinbarung <strong>de</strong>r maximalen<br />

Rautiefe sicherlich geeigneter, als die<br />

<strong>de</strong>r üblichen mittleren Rautiefe, um die<br />

gewünschte Reinigungsfähigkeit zu<br />

gewähr leisten.<br />

Informationsverdichtung<br />

vermei<strong>de</strong>n<br />

Ein großes Risiko ist es, sich möglichst<br />

gewählt ausdrücken zu wollen. Kein<br />

Gericht verurteilt jeman<strong>de</strong>n wegen<br />

Wie<strong>de</strong>rholungsfehler. Wenn man für ein<br />

und dieselbe Sache aber zwei verschie<strong>de</strong>ne<br />

Wörter benutzt, wird einem<br />

<strong>de</strong>r gegnerische Anwalt nachweisen,<br />

dass man darunter zwingend zwei<br />

verschie<strong>de</strong>ne Be<strong>de</strong>utungen vermuten<br />

musste. Informationsverdichtung sollte<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, lieber zwei Sätze zu<br />

viel geschrieben, als ein Wort zu wenig.<br />

Eine Präambel ist auch bei so „kleinen<br />

langweiligen“ Bauteilen wie Tanks sinnvoller<br />

und ist häufig viel mehr wert als<br />

seitenlange AGB.<br />

Man sollte bei einer Bestellung nicht<br />

nach Angebot, son<strong>de</strong>rn nach <strong>de</strong>r eigenen<br />

Anfrage bestellen. <strong>Die</strong> Formulierung<br />

„... bestellen wir gemäß unserer<br />

Anfrage zu <strong>de</strong>m von Ihnen angegebenen<br />

Preis ...“ klingt doch genauso<br />

freundlich, wie wenn man „gemäß Angebot“<br />

bestellt?<br />

Sorgfältige Prüfung<br />

<strong>de</strong>r Auftragsbestätigung<br />

<strong>Die</strong> Auftragsbestätigung sollte sorgfältig<br />

geprüft wer<strong>de</strong>n. Unklarheiten sollten<br />

geklärt wer<strong>de</strong>n. Wenn je<strong>de</strong>r weiß, dass<br />

in <strong>de</strong>m Tank Fertigsirup angerührt<br />

wer<strong>de</strong>n soll, dann sollte man es auch<br />

so aufschreiben. Wenn <strong>de</strong>r Lieferant<br />

meint, Worte wie „Suppe“ o<strong>de</strong>r<br />

„Brühe“ verwen<strong>de</strong>n zu müssen, macht<br />

er es vielleicht aus Unwissenheit; wenn<br />

er <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n ernst nimmt, wird er jedoch<br />

dieselben Worte verwen<strong>de</strong>n, die<br />

<strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Anfrage verwen<strong>de</strong>t<br />

hat.<br />

Ein vermeintlich billiges, nachlässig<br />

und unpräzise formuliertes Angebot<br />

kann sehr teuer wer<strong>de</strong>n. Ein Vertrag ist<br />

nicht dafür da, <strong>de</strong>n Partner zu übervorteilen,<br />

son<strong>de</strong>rn um Selbstverständlichkeiten<br />

ein<strong>de</strong>utig zu formulieren, damit<br />

<strong>de</strong>r eine weiß, was er bekommt, und<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re weiß, was er liefern muss.<br />

Je genauer etwas beschrieben ist,<br />

<strong>de</strong>sto weniger Möglichkeiten entstehen,<br />

miss verstan<strong>de</strong>n zu wer<strong>de</strong>n.


In einer Anfrage ist es noch zulässig,<br />

bestimmte Armaturen-/Bauteilehersteller<br />

wahlweise zu nennen, sogar <strong>de</strong>r<br />

Zusatz „o<strong>de</strong>r gleichwertig“ darf in <strong>de</strong>r<br />

Anfrage verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Bestellung<br />

und in <strong>de</strong>r Auftragsbestätigung<br />

muss aber je<strong>de</strong>s Bauteil zweifelsfrei<br />

beschrieben sein, außer man fin<strong>de</strong>t<br />

es akzeptabel, zehn Tanks geliefert zu<br />

bekommen, bei <strong>de</strong>nen die Hersteller<br />

<strong>de</strong>r Auslaufventile von Tank zu Tank<br />

verschie<strong>de</strong>n sind. <strong>Die</strong> Diskussion, ob<br />

ein chinesischer Hersteller mit einem<br />

unaussprechlichen Namen gleichwertig<br />

zum <strong>de</strong>utschen Marktführer ist,<br />

kann man vermei<strong>de</strong>n, wenn man <strong>de</strong>n<br />

Zusatz „o<strong>de</strong>r gleichwertig“ in einem<br />

Vertrag nicht verwen<strong>de</strong>t.<br />

Einige Floskeln können helfen, die Details<br />

zu regeln, die man vergessen hat<br />

genau zu spezifizieren. Der erste Baustein<br />

ist die bereits genannte Präambel.<br />

<strong>Die</strong> Bestellung nach <strong>de</strong>m Stand<br />

<strong>de</strong>r Technik ist immer hilfreich.<br />

<strong>Die</strong> europäische Norm EN 45020 <strong>de</strong>finiert:<br />

„Stand <strong>de</strong>r Technik: entwickeltes<br />

Stadium <strong>de</strong>r technischen Möglich -<br />

keiten zu einem bestimmten Zeitpunkt,<br />

soweit Produkte, Prozesse und <strong>Die</strong>nstleis<br />

tungen betroffen sind, basierend<br />

auf entsprechend gesicherten Erkenntnissen<br />

von Wissenschaft, Technik und<br />

Erfahrung“.<br />

Letzte Falle:<br />

Fertigungsunterlagen<br />

Eine <strong>de</strong>r letzte Fallen, in die <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong><br />

tappen kann, ist die Freigabezeichnung,<br />

die <strong>de</strong>r Lieferant häufig mit <strong>de</strong>m<br />

Hinweis versen<strong>de</strong>t, dass <strong>de</strong>r Liefer -<br />

termin nur eingehalten wer<strong>de</strong>n kann,<br />

wenn man diese Zeichnung sofort<br />

unterschrieben zurück sen<strong>de</strong>t. Frei -<br />

gabezeichnungen sind meist Fertigungs -<br />

zeichnungen o<strong>de</strong>r Auszüge aus Fertigungszeichnungen<br />

und wer<strong>de</strong>n fast nie<br />

für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n angefertigt o<strong>de</strong>r für ihn<br />

angepasst.<br />

Niemand kann gezwungen wer<strong>de</strong>n Regeln<br />

anzuwen<strong>de</strong>n, die er nicht versteht<br />

und nicht vereinbart hat. Um spätere<br />

Diskussionen zu vermei<strong>de</strong>n, sollte <strong>de</strong>r<br />

Punkt Freigabe einer Fertigungszeichnung<br />

in die Bestellung mit aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Es sollte klargestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Lieferant für die Einhaltung<br />

<strong>de</strong>r vertraglich vereinbarten<br />

Leistung verantwortlich ist.<br />

Er selbst und nicht <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong> muss<br />

Fertigungsunterlagen inkl. Fertigungszeichnungen<br />

prüfen. Falls vor <strong>de</strong>r Fertigungsfreigabe<br />

durch die Fertigungssteuerung<br />

<strong>de</strong>s Lieferanten (!) noch<br />

Fragen offen sein sollten, so muss er<br />

alle offenen Fragen einzeln, <strong>de</strong>tailliert<br />

und konkret schriftlich formulieren.<br />

Zur Unterstützung kann es sinnvoll<br />

sein, eine Zeichnung in einem vom<br />

Kun<strong>de</strong>n lesbaren Format <strong>de</strong>n Fragen<br />

beizulegen. Eine Fertigungszeichnung<br />

(Abb. 3), die <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n im pdf-Format<br />

mit gelber Schrift auf weißem<br />

Grund zugeschickt wird, erfüllt sicherlich<br />

nicht diese Anfor<strong>de</strong>rung. Wenn ein<br />

Zeichner am Bildschirm gelb auf<br />

schwarzem Hintergrund zeichnet, sollte<br />

ihm bewusst sein, dass er für einen<br />

Ausdruck auf weißes Papier die Farben<br />

zwingend än<strong>de</strong>rn muss.<br />

Auch die Unsitte, ein CAD-Programm<br />

als eine Art Zeichenbrett zu betrachten<br />

und Zeichnungen prinzipiell in einen<br />

A0-Rahmen zu skalieren, ist zur unterstützen<strong>de</strong>n<br />

Sichtbarmachung von Fragen<br />

ungeeignet. Zeichnungen müssen<br />

als DIN-A3-Ausdruck von einem Menschen<br />

mit normaler Sehfähigkeit problemlos<br />

lesbar sein.<br />

Auch wenn die hier genannten Punkte<br />

äußerst simpel klingen, wer<strong>de</strong>n sie<br />

doch in <strong>de</strong>n allermeisten Fällen nicht<br />

berücksichtigt. Als Erklärung hierfür<br />

Zeitmangel zu nennen, wäre falsch;<br />

<strong>de</strong>nn Zeit und Intelligenz sind die bei<strong>de</strong>n<br />

Dinge die wirklich gerecht verteilt<br />

sind – je<strong>de</strong>r hat dieselbe Menge Zeit,<br />

und man fin<strong>de</strong>t selten Menschen,<br />

die sich darüber beklagen nicht genug<br />

Intelligenz zu besitzen. �

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