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Gülleeinsatz in wenig intensiv genutzten Wiesen

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E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er Güllendüngung<br />

auf die botanische Zusammensetzung<br />

<strong>wenig</strong> <strong>in</strong>tensiv genutzter <strong>Wiesen</strong><br />

Dr. Ernst Flückiger,<br />

Inforama Emmental, Schweiz<br />

www.<strong>in</strong>forama.ch<br />

1<br />

Gülle 11 – Aulendorf - 18.10.2011


2<br />

1. Ausgangslage<br />

• Güllene<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>wenig</strong> <strong>in</strong>tensiv bewirtschafteten <strong>Wiesen</strong> ist<br />

<strong>in</strong> der Schweiz gemäss Direktzahlungsverordnung<br />

verboten. 1)<br />

Praktiker stellen diese Vorschrift <strong>in</strong> Frage. Sie behaupten,<br />

auch <strong>wenig</strong> <strong>in</strong>tensiv bewirtschaftete <strong>Wiesen</strong>, die e<strong>in</strong>e<br />

schwache, gut verdünnte Vollgüllengabe erhalten, könnten<br />

artenreiche Pflanzenbestände aufweisen.<br />

1) Ausnahme: Betriebe, die ausschliesslich Vollgüllesysteme haben


3<br />

Ziel des Versuches<br />

In e<strong>in</strong>er Erhebung auf Praxisbetrieben <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Regionen sollen die folgenden Fragen untersucht werden:<br />

Wie sieht die botanische Zusammensetzung von <strong>wenig</strong><br />

<strong>in</strong>tensiv bewirtschafteten <strong>Wiesen</strong> aus, die mit Gülle gedüngt<br />

werden?<br />

Wie unterscheidet sich die botanische Zusammensetzung<br />

dieser <strong>Wiesen</strong> von mit Mist gedüngten <strong>Wiesen</strong>?


8<br />

3. Versuchsbeschreibung<br />

Auf 37 Standorten mit <strong>wenig</strong> <strong>in</strong>tensiv bewirtschafteten<br />

<strong>Wiesen</strong>, die mit Gülle gedüngt worden s<strong>in</strong>d, wurden die<br />

Pflanzenbestände aufgenommen.<br />

Die Bestände verteilten sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Nord-Süd-Querschnitt<br />

durch das Schweizer Mittelland.<br />

Weitere Faktoren, die erfasst wurden:<br />

Exposition<br />

Höhenlage<br />

Ausbr<strong>in</strong>gzeitpunkt<br />

Anzahl Nutzungen<br />

Ausgebrachte Güllenmenge (Schätzung durch Landwirte)<br />

Zeitrahmen der Erhebung: Mai/Juni 2003


9<br />

4. Resultate<br />

Schlüsselergebnisse I<br />

18 der 37 Parzellen erreichten 6 oder mehr der geforderten<br />

Zeigerpflanzen für die ÖQV-Qualität 1)<br />

3 Parzellen erreichten 5 der geforderten Zeigerpflanzen<br />

Beurteilung<br />

Das Potenzial für artenreiche <strong>Wiesen</strong>bestände mit ÖQV-<br />

Qualität haben gemäss Eidg. Forschungsanstalt 2)<br />

Reckenholz im Schweizer Mittelland nur<br />

25 % der extensiven <strong>Wiesen</strong><br />

13 % der <strong>wenig</strong> <strong>in</strong>tensiven <strong>Wiesen</strong><br />

1) 6 Zeigerpflanzen aus e<strong>in</strong>er Artenliste; ÖQV: Ökologische Qualitätsverordnung<br />

2) Suzanne Dreier <strong>in</strong> „Die Grüne“ 12/2003)


10<br />

Schlüsselergebnisse II<br />

Die <strong>in</strong> dieser Erhebung erfassten Parzellen mit e<strong>in</strong>er<br />

Güllendüngung erreichten im Schnitt e<strong>in</strong>e wesentlich<br />

höhere Artenvielfalt als die mit Mist gedüngten!<br />

Mögliche Erklärungen<br />

Güllenstickstoff <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Mengen wirkt sich nicht a priori<br />

negativ auf die botanische Zusammensetzung <strong>wenig</strong> <strong>in</strong>tensiv<br />

genutzter <strong>Wiesen</strong> aus.<br />

Die <strong>in</strong> die Erhebung <strong>in</strong>volvierten Betriebsleiter haben die<br />

Güllenmenge vorsichtig und korrekt dosiert.


11<br />

Weitere Ergebnisse<br />

Flächen mit höheren Güllengaben erreichten <strong>wenig</strong>er<br />

Zeigerpflanzen nach ÖQV<br />

Flächen auf trockenen Standorten (Südexposition) reagieren<br />

<strong>wenig</strong>er auf e<strong>in</strong>e Güllengabe.<br />

Typische Pflanzen dieser Flächen: <strong>Wiesen</strong>-Margerite,<br />

<strong>Wiesen</strong>salbei und Klappertopf<br />

Flächen auf feuchten Standorten sprechen stärker an auf e<strong>in</strong>e<br />

Güllengabe.<br />

Typische Pflanzen dieser Flächen: Wollgräser<br />

� Allgeme<strong>in</strong> bekannte Zusammenhänge Nutzung-<br />

Düngung-Standortverhältnisse wurden bestätigt!


12<br />

Beurteilung von Hofdüngersystemen<br />

aus ökologischer Sicht I<br />

Bei allen Stallsystemen mit Mistproduktion fällt auch kotarme<br />

Gülle an.<br />

Bei der Beurteilung der ökologischen Verträglichkeit der<br />

Hofdünger darf deshalb nicht Mist für sich alle<strong>in</strong> beurteilt<br />

werden.<br />

Es muss immer das ganze Hofdüngersystem, also Mist und<br />

kotarme Gülle beurteilt werden.


13<br />

Beurteilung von Hofdüngersystemen<br />

aus ökologischer Sicht II<br />

Pflanzenbauliche Aspekte<br />

Bedarf der <strong>Wiesen</strong>bestände (kg/ha) N P 2 O 5 K 2 O<br />

Intensive Wiese, 100 dt TS/ha 120 80 240<br />

Wenig <strong>in</strong>tensive Wiese, 50 dt TS/ha 25 30 75<br />

Gehalt der Hofdünger kg/m3<br />

Nverf/Ngesamt<br />

Vollgülle, 1:1 0.70 1.7 1.0 4.4<br />

Kotarme Gülle, 1:2 0.86 3.5 1.0 9.8<br />

Stapelmist 0.41 0.6 1.0 2.1<br />

�Kotarme Gülle kann wegen dem N:P:K-Verhältnis nicht<br />

pflanzengerecht e<strong>in</strong>gesetzt werden!<br />

�Kotarme Gülle kann wegen dem Nverf/Ngesamt-Verhältnis<br />

kaum umweltgerecht e<strong>in</strong>gesetzt werden!


14<br />

5. Schlussfolgerungen<br />

Artenreiche <strong>wenig</strong> <strong>in</strong>tensiv bewirtschaftete <strong>Wiesen</strong> auf mittleren<br />

bis trocken Standorten ertragen auch e<strong>in</strong>e schwache Güllengabe.<br />

Die Limitierung der Düngermenge bei <strong>wenig</strong> <strong>in</strong>tensiv <strong>genutzten</strong><br />

<strong>Wiesen</strong> ist <strong>in</strong> kg Stickstoff/ha vorzunehmen und nicht über die<br />

Form des Hofdüngers.<br />

Die Behauptung, Mist sei ökologisch wertvoller als Gülle geht von<br />

e<strong>in</strong>em falschen Ansatz aus. Es muss immer e<strong>in</strong> Systemvergleich<br />

Mist/kotarme Gülle versus Vollgülle gemacht werden.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Systemvergleich Mist/kotarme Gülle versus Vollgülle<br />

dürfte aus ökologischer Sicht Vollgülle-System dem Mist/Gülle-<br />

System zum<strong>in</strong>dest ebenbürtig se<strong>in</strong>.


Herzlichen Dank für die<br />

Aufmerksamkeit!<br />

15

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