Theoretische Physik II - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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<strong>Theoretische</strong> <strong>Physik</strong> <strong>II</strong><br />
- Elektrodynamik -<br />
Mitschrift der Vorlesung von Dr. Berndt Bruhn<br />
- <strong>Ernst</strong>-<strong>Moritz</strong>-<strong>Arndt</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>Greifswald</strong> -<br />
2. Korrektur der 2. Auflage
Vorwort<br />
Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um Björn Hülsen und Matthias Wolter recht herzlich zu danken,<br />
denn ohne ihre tatkräftige Unterstützung wäre die Vorlesungsmitschrift in dieser Art und Weise nicht<br />
möglich gewesen.<br />
Dieses Skript ist nur eine Mitschrift der Vorlesung. Ich habe versucht, die Vorlesung so originalgetreu<br />
wie möglich wiederzugeben. Dabei wurden nur einige mathematische Erklärungen ausgegliedert und in<br />
einem vorangestellten separaten Abschnitt zusammengefaßt.<br />
Euch wird beim Lesen ein unbekanntes Zeichen über den Weg laufen, daß ungefähr so aussieht:<br />
∆·<br />
Hierbei handelt es sich um den Laplace-Operator. Ich habe das für gewöhnlich verwendete Delta etwas<br />
abgewandelt, damit die Bezeichnung eindeutig wird und nicht mit einer Differenz verwechselt werden<br />
kann.<br />
Es gibt auch immer Unterschiede bei der Notation, was die Proportionalität, die Asymptotik und das<br />
komplex Konjugierte betrifft. In diesem Skript gibt es die folgende Konvention:<br />
∼ proportional ∝ asymptotisch<br />
∗ komplex konjugiert<br />
Es kann natürlich sein, daß sich Fehler eingeschlichen haben. Sollten euch etwaige Attacken des Fehlerteufels<br />
auffallen, wäre es schön, wenn ihr sie mir mitteilt (bitte die Auflage angeben).<br />
3<br />
Gordon Grubert<br />
<strong>Greifswald</strong>, Oktober 2003<br />
grubert@physik.uni-greifswald.de
4<br />
Inhalt der Vorlesung<br />
1 Einführung 6<br />
2 Mathematische Grundlagen 7<br />
3 Die Maxwell’schen Gleichungen 10<br />
3.1 Maxwell-System ohne Rückwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
3.2 ”Erhaltungsgrößen” des elektromagnetischen Feldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
3.2.1 Ladungserhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
3.2.2 Energiebilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
3.2.3 Impulsbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
3.2.4 Schwerpunktsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4 Elektrostatik 21<br />
4.1 Lösungen mittels Integralform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
4.2 Skalares Potential, Poisson-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />
4.3 Energie des elektrostatischen Feldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
4.3.1 Energie des Coulomb-Feldes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
4.3.2 Energie des Feldes einer beliebigen Ladungsverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
4.3.3 Energie einer Ladungsverteilung in einem äußeren Feld . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
4.4 Elektrische Multipole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
4.4.1 Elektrischer Dipol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
4.4.2 Elektrischer Quadrupol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
4.5 Leiter im elektrostatischen Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />
4.5.1 Minimaleigenschaft der elektrostatischen Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />
4.5.2 Kapazität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
5 Magnetfeld stationärer Ströme 44<br />
5.1 Lösung mittels Integralform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
5.2 Das Vektorpotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
5.2.1 Eichtransformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
5.2.2 Biot - Savart’sches Gesetz (für dünne Leiter) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
5.3 Energie von Stromverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
5.3.1 Magnetische Feldenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
5.3.2 Energie einer Stromverteilung im äußeren Feld � B a . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
5.4 Magnetischer Dipol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
5.5 Kräfte von Magnetfeldern auf Ströme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />
6 Felder quasistatischer Ströme 58<br />
6.1 Induktionsvorgänge in Leitern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
6.2 Schwingungsdifferentialgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
6.3 Der Skineffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />
7 Elektromag. Felder beliebiger zeitabh. Ladungen und Ströme 67<br />
7.1 Elektrodynamische Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
7.2 Retardierte Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />
7.3 Der Hertz’sche Dipol . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
7.3.1 Berechnung der retardierten Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />
7.3.2 Berechnung der Feldstärken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />
7.3.3 Diskussion dieser Lösung der Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74<br />
7.3.4 Energieverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />
7.4 Liénhard-Wichert’sche Potentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />
8 Elektromagnetische Wellen (freie Wellen) 81<br />
8.1 Wellengleichung, einfache Wellentypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />
8.1.1 Die allgemeine ebene Welle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
8.1.2 Kugelwellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
8.1.3 Ebene harmonische Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
8.1.4 Energieverhältnisse für ebene Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
8.1.5 Polarisation von elektromagnetischen Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
8.2 Reflexion und Brechung elektromagnetischer Wellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
Inhaltsverzeichnis 5<br />
8.3 Beugung von Licht (und alle anderen elektromagnetischen Wellen) . . . . . . . . . . . . . 91<br />
8.3.1 Kirchhoff’sche Formel (1882) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92<br />
8.3.2 Fraunhofer’sche Beugung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95<br />
9 Relativistische Formulierung der Elektrodynamik 99<br />
9.1 Die Lorentztransformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />
9.2 Die Maxwellgleichungen im Vakuum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />
9.3 Transformationsgesetz und Invarianten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />
9.4 Doppler-Effekt und Aberration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />
Stichwortverzeichnis 109
6<br />
1 Einführung<br />
• Aufgabe: In diesem Gebiet der <strong>Physik</strong> wird ein gewisser Typ von speziellen Kräften (elektromagnetische<br />
Kräfte) aus noch zu formulierenden Voraussetzungen berechnet.<br />
• Aus der Entwicklung ergeben sich 2 neue Begriffe: Ladung, elektromagnetisches Feld<br />
• Ziel: Felder sind reale Dinge; Träger von Energie, Impuls und Informationen<br />
• (klassischer) Feldbegriff:<br />
– Felder ordnen jedem Punkt des Raumes und der Zeit eine oder mehrere Funktionen zu (sog.<br />
Feldfunktionen), die gewisse physikalisch meßbare Eigenschaften beschreiben<br />
– je nach Transformationsverhalten gegenüber Drehungen im Raum (orthogonale Transformationen)<br />
unterscheiden wir die Felder (Skalar-, Vektor-, Tensor-,. . . ); je nachdem, ob die Feldfunktionen<br />
einen Skalar, Vektor, Tensor, . . . bilden<br />
Beispiel:<br />
Skalar: S(�r, t) = S(x, y, z, t) → Drehung: S = S ′<br />
Vektor: � A(�r, t) = 3�<br />
Ak(�r, t) �ek → Drehung: � A ′ = ^Ω � A<br />
k=1<br />
• Grundidee der klassischen Feldtheorie (Nahwirkungstheorie):<br />
Das Feld am Ort xi ist durch den Zustand des Feldes in seiner infinitesimalen Umgebung<br />
xi + dxi bestimmt<br />
Beispiel: Skalares Feld<br />
ϕ = ϕ(�r) = ϕ(xi) i = 1, 2, 3<br />
→ Taylor: ϕ(xi + dxi) = ϕ(xi) + 3�<br />
→ ∂ϕ<br />
∂xi<br />
k=1<br />
∂<br />
∂xk ϕ(xj)dxk + . . .<br />
müssen durch physikalisch motivierte Feldgleichung(en) festgelegt werden<br />
→ partielle Differentialgleichungen<br />
• Voraussetzung: Alle Felder sollen mindestens 2-mal differenzierbar sein. Diese Annahme können wir<br />
durch ”physikalische Plausibilität” begründen:<br />
→ Felder werden prinzipiell über ihre Wirkung auf ”Probeobjekte” gemessen<br />
→ Messung niemals an einem Punkt, sondern über ein kleines endliches Raum-Zeit-Gebiet<br />
→ Unstetigkeitsstellen werden weggemittelt<br />
→ wir erhalten glatte Funktion → differenzierbar<br />
• Wir sehen vom atomistischen Charakter der elektrischen Ladung ab;<br />
Kontinuumsaspekt → ”Verteilungen”, ”Dichten”
Mathematische Grundlagen 7<br />
2 Mathematische Grundlagen<br />
In diesem Abschnitt geht es darum, in kurzer Form die wichtigsten mathematischen Hilfsmittel aufzulisten<br />
und zu erklären, die für das Verständnis dieses Skripts erforderlich sind.<br />
Einstein’sche Summenkonvention<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Wohl am häufigsten werden wir von ihr Gebrauch machen. Es handelt sich hierbei um eine vereinfachte<br />
Schreibweise von Summen, die, wie der Name schon sagt, von Albert Einstein eingeführt wurde.<br />
Die Grundidee ist, daß über doppelte Indizes summiert wird. In Formeln sieht das ganze dann so aus:<br />
3�<br />
i=1<br />
∂<br />
∂xi<br />
Bi = ∂<br />
∂xi<br />
Der Index i taucht zweimal auf. Deshalb wird über ihn summiert. Wir behalten dabei im Hinterkopf, daß<br />
wir uns im dreidimensionalen Raum befinden und der Index aus diesem Grund immer von 1 bis 3 läuft.<br />
Integralsätze<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Eine weitere wichtige Sache sind die Integralsätze von Gauß und Stokes, die uns auch des öfteren begegnen<br />
werden. Ihre Anwendung ist in den Umformungen dann dadurch gekennzeichnet, daß über dem<br />
Gleichheitszeichen ”Gauß” oder ”Stokes” steht.<br />
���<br />
Gauß: div� ��<br />
B dV = ◦ �B d� ��<br />
A Stokes: rot� B d� �<br />
A = �B d�r<br />
V<br />
∂V<br />
Hierbei ist V das Volumen, über das integriert wird und ∂V der Rand dieses Volumens. Analog ist A die<br />
Fläche, über die wir integrieren und ∂A deren Rand.<br />
Vektorfelder<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Wir werden uns größten Teils mit Vektoren und Vektorfeldern beschäftigen. Solche Vektorfelder können<br />
Quellen/Senken oder Wirbel besitzen. Außerdem weisen sie an ihren Rändern ein ganz spezifisches Verhalten<br />
auf. Dafür gibt es einen wichtigen Satz aus der Vektoranalysis, der auch für uns von Bedeutung<br />
ist:<br />
Jedes Vektorfeld ist durch die Angabe seiner Quellen/Senken, seiner Wirbel und seines<br />
Randverhaltens eindeutig bestimmt.<br />
Partielle Zeitableitungen<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Für dieses Skript benötigen wir noch einen wichtigen Fakt, der uns erklärt, warum wir manchmal aus<br />
partiellen Zeitableitungen totale Ableitungen machen dürfen. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn die<br />
partiellen Zeitableitungen unter einem Integral stehen. Wenn dort nun aber eine totale Zeitableitung<br />
stehen würde und wir über den Ort integrieren, so könnten wir die Ableitung unter dem Integral herausziehen.<br />
Dabei hilft uns der nächste Satz.<br />
Wenn man bei der Integration über ein(e) feste(s) Volumen/Fläche integriert und die<br />
Grenzen einsetzt, so gibt es keine Ortsabhängigkeit mehr. Man kann demzufolge für die<br />
partielle Zeitableitung die totale Zeitableitung schreiben und diese vor das Integral ziehen.<br />
Kronecker-Symbol<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Dies ist eines der wichtigsten Symbole in der <strong>Physik</strong>. Dieses Symbol ist wie folgt definiert:<br />
�<br />
1, j = k<br />
δjk =<br />
Es gilt: xk δkl = xl<br />
0, j �= k<br />
Diese Symbol kann man zum Beispiel für die Beschreibung der Einheitsmatrix verwenden, da bei ihr in<br />
der Hauptdiagonalen nur die 1 und ansonsten nur die Null vorkommt.<br />
Man kann das Kronecker-Symbol auch noch in der folgenden Weise darstellen:<br />
δik = ∂xi<br />
∂xk<br />
Bi<br />
A<br />
∂A
8<br />
Wenn man eine Ortskoordinate nach sich selbst ableitet, ergibt dies ja 1 und nach einer anderen abgeleitet<br />
wird der Ausdruck dann Null.<br />
ε-Symbol<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Das ε-Symbol heißt auch Levi-Civita-Symbol oder Epsilon-Tensor. Es ist definiert als:<br />
⎧<br />
⎪⎨ 1, klm = 123 und deren zyklische Vertauschung<br />
εklm = −1, klm = 213 und deren zyklische Vertauschung<br />
⎪⎩<br />
0, sonst (z.B. wenn ein Index doppelt auftritt)<br />
Man kann dieses Symbol unter anderem für die Darstellung von Kreuzprodukten verwenden.<br />
c1 = (�a × � b)1 = ε1lm al bm = a2 b3 − a3 b2<br />
Außerdem kann man mit dem ε-Symbol auch die Rotation ausdrücken.<br />
εlki<br />
∂ai<br />
= (rot �a) l<br />
∂xk<br />
(l-te Komponente)<br />
In dieser Vorlesung werden Produkte von ε-Symbolen auftreten. Wir brauchen demzufolge noch ein paar<br />
Rechenregeln, wie wir mit diesen Produkten umgehen.<br />
εklm εmrs = δkr δls − δks δlr<br />
εklm εlrs = − (δkr δms − δks δmr)<br />
εklm = − εkml<br />
εklm = εlmk = εmkl<br />
Dirac’sche δ-Funktion<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Unter der Dirac-Funktion versteht man die Funktion, die nur an einer Stelle definiert ist. Sie ist auf dem<br />
ganzen Definitionsbereich bis auf eine einzige Stelle identisch Null. An dieser einen Stelle ist sie unendlich<br />
hoch. Man kann sich dies so vorstellen, als ob man z.B. eine Gauß-Verteilungskurve hat, die man nun<br />
immer weiter zusammendrückt. Der Flächeninhalt unter der Kurve bleibt dabei konstant. Demzufolge<br />
wächst sie immer höher und wenn sie auf eine Stelle zusammengedrückt wurde, dann ist sie unendlich<br />
hoch. Die δ-Funktion ist mittels ”Testfunktionen” yi(x,ε) definiert.<br />
Die Testfunktionen können z.B. wie folgt aussehen:<br />
δ(x) = lim<br />
ε→0 y(x, ε)<br />
1<br />
x2 −<br />
y(x, ε) = √ e 2ε<br />
2 π ε 2<br />
y(x, ε) = 1<br />
� � ��<br />
x sin ε<br />
π ε<br />
Jetzt nun ein paar der wichtigsten Eigenschaften dieser Funktion, die wir zum Teil auch brauchen werden:<br />
f(x0) =<br />
∞�<br />
−∞<br />
δ(x) = δ(−x)<br />
δ(ax) =<br />
1<br />
| a | δ(−x)<br />
δ(�r) = δ(x) δ(y) δ(z)<br />
x<br />
ε<br />
f(x) δ(x − x0) dx x0 . . . Stelle, wo der Peak ist<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Vektoranalysis<br />
Im Skript werden ständig die Begriffe des Gradienten, der Divergenz und der Rotation auftreten. Sie<br />
sollen jetzt auch nur kurz definiert und einige Rechenregeln genannt werden.
Mathematische Grundlagen 9<br />
Gradient grad U = � n� ∂U<br />
∇ U = �ei<br />
∂xi i=1<br />
Divergenz div �v = � n� ∂vi<br />
∇ �v =<br />
∂xi<br />
Rotation rot �v = � ∇ × �v<br />
Hierbei ist U eine skalare Funktion, �ei ist ein Basisvektor und �v ist eine vektorielle Funktion. Hier taucht<br />
nun ein neuer Operator auf; der sogenannte Nabla-Operator. Er ist wie folgt definiert:<br />
Rechenregeln: (Auswahl)<br />
Nabla-Oparator: � ∇ = ∂<br />
grad(cU) = c grad(U) c ∈ R<br />
grad(U1 + U2) = grad(U1) + grad(U2)<br />
grad(U1 · U2) = U1 grad(U2) + U2 grad(U1)<br />
div(c�v) = c div(�v) c ∈ R<br />
div(�v1 + �v2) = div(�v1) + div(�v2)<br />
div(U · �v) = �v grad(U) + U div(�v)<br />
div(�v1 × �v2) = �v2 rot(�v1) − �v1 rot(�v2)<br />
rot(c�v) = c rot(�v) c ∈ R<br />
rot(�v1 + �v2) = rot(�v1) + rot(�v2)<br />
rot(U · �v) = U rot(�v) − �v × grad(U)<br />
∂x1<br />
i=1<br />
�e1 + ∂<br />
∂x2<br />
�e2 + ∂<br />
∂x3<br />
div(rot(�v)) = 0 ⇔ � ∇( � ∇ × �v) = 0 ∀ �v<br />
rot(grad(U)) = 0 ⇔ � ∇ × ( � ∇U) = 0 ∀ U<br />
div(grad(U)) = � ∇ 2 U = ∆· U Definition des Laplace-Operators<br />
rot(rot(�v)) = grad(div(�v)) − ∆· �v<br />
�e3
10<br />
3 Die Maxwell’schen Gleichungen<br />
1 div � B = 0 Nichtexistenz der magnetischen Ladung<br />
2 div � D = ρel elektrische Ladung = Quellen des � D-Feldes<br />
3 rot � E = − ˙ � B Induktionsgesetz<br />
4 rot � H = � j + ˙ � D Ampèresches Verkettungsgesetz<br />
Die Gleichungen (I) sind die Maxwell-Gleichungen in differentieller Form. Die Feldgrößen, mit denen wir<br />
es zu tun haben, sind:<br />
� E, � D, � H, � B = � f(�r, t)<br />
Mit Hilfe der Integralsätze von Gauß und Stokes können wir aus (I) zu den Maxwell-Gleichungen in<br />
integraler Form übergehen.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
��<br />
◦ �B d� A = 0<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
�D d� A = Qin V<br />
∂V<br />
� B-Feld besitzt geschlossene Feldlinien<br />
(I)<br />
Ladungen = Quellen / Senken des elektrischen Feldes<br />
�<br />
��<br />
�<br />
∂<br />
E d�r = −<br />
∂F<br />
F<br />
� B<br />
∂t d� A =<br />
− d<br />
��<br />
�B d<br />
dt<br />
F<br />
� Ein zeitlich veränderlicher magnetischer Fluß induziert<br />
im Rand der betrachteten Fläche ein Spannung<br />
A<br />
�<br />
�H d�r = I + d<br />
��<br />
�D d<br />
dt<br />
� A I und ˙ D� �= 0 erzeugen Magnetfelder<br />
∂F<br />
F<br />
Bei unseren Betrachtungen legen wir noch die folgenden Beziehungen zugrunde:<br />
��<br />
φ = �B d� A Magnetischer Fluß durch eine Oberfläche F<br />
F<br />
Qin V =<br />
���<br />
V<br />
ρel dV Ladungen in einem festen Volumen V<br />
Gleichungen (I) beschreiben die Wirbel von � E, � H und die Quellen/Senken von � B, � D.<br />
⇒ die Gleichungen (I) sind unterbestimmt<br />
↩→ zusätzliche Gleichungen erforderlich (Materialgleichungen):<br />
�D = � D( � E) � B = � B( � H) � j = � j( � E) (<strong>II</strong>)<br />
Die Gleichung für die elektrische Stromdichte ist nur dann erforderlich, wenn � j nicht vorgegeben ist! In<br />
vielen Substanzen (Leitern) erzeugt ein elektrisches Feld einen Strom!<br />
Beispiel für Materialgleichungen:<br />
i) Vakuum/Luft: � B = µ0 � H; � D = ε0 � E<br />
ii) di-/paraelektrische Substanzen: � B = µ � H; � D = ε � E; � j = σ � E<br />
homogenes Medium: ε, µ =const.<br />
inhomogenes Medium: ε, µ = f(�r)<br />
iii) Polarisation/Magnetisierung: � D = ε0 � E + � P; � B = µ0 � H + � M<br />
iv) � D = ^ε � E; � B = ^µ � H (^ε, ^µ sind Tensoren 2. Stufe)<br />
Dieser Fall tritt z.B. bei der Doppelbrechung auf.
3.1 Maxwell-System ohne Rückwirkung 11<br />
v) Nichtlineare Funktionen: z.B. � D = α � E + β ( � E 2 ) � E + . . .<br />
→ bei sehr hohen Feldstärken (LASER, nichtlineare Optik)<br />
Falls uns ρel(�r, t) und � j(�r, t) nicht vorgegeben sind, benötigen wir leider noch weitere Gleichungen:<br />
• da die Felder auf Ladungsdichten wirken, muß die Kraftdichte angegeben werden:<br />
� f = ρel � E<br />
� �� �<br />
Coulomb-Kraft<br />
+ � j × � B<br />
� �� �<br />
Lorentzkraft<br />
(<strong>II</strong>I)<br />
Über diese Kraftwirkung sind Meßvorschriften für � E und � B realisiert.<br />
• Kraftwirkung setzt vorhandene Massen in Bewegung → jedes Massenelement bewegt sich entlang<br />
eines Geschwindigkeitsfeldes<br />
ρm<br />
∂ρm<br />
∂t + div(ρm �v) = 0<br />
� �<br />
∂�v<br />
+ (�v grad)�v =<br />
∂t �f • Die Kraftdichte (<strong>II</strong>I) wirkt nur auf geladene Massen.<br />
(IV)<br />
Es existieren ungeladene Massen, aber es gibt keine Ladung ohne<br />
Masse! Diese Aussage ist eine Erfahrungstatsache.<br />
ρel = κ ρMasse<br />
Die Gleichungen (I) bis (V) stellen ein System von sich vollständig bestimmenden Größen dar. Durch die<br />
zusätzliche Angabe von Anfangsbedingungen ist die zeitliche Entwicklung der Felder eindeutig festgelegt.<br />
3.1 Maxwell-System ohne Rückwirkung<br />
(V)<br />
Abb. 3.1: Aufgrund der Kraftwirkung und der Bewegung kommt es zu einer neuen<br />
Feldstruktur. Hier sind die Rückwirkungen auf die Quellen nicht vernachlässigbar.<br />
Dieses System werden wir als die Maxwell-Gleichungen im ”eigentlichen Sinne” bezeichnen.<br />
Feldgleichungen<br />
div � B = 0<br />
div � D = ρel<br />
rot � E = − ˙ � B<br />
rot � H = � j + ˙ � D<br />
Eigenschaften dieser Gleichungen:<br />
+<br />
Mat.-Gleichungen<br />
�D = ε � E<br />
�B = µ � H<br />
+<br />
− Anfangsbed.<br />
− Randbed.<br />
− ρel und � j vorgegeben
12<br />
1. Es sind inhomogene, partielle Differentialgleichungen 1. Ordnung zur Bestimmung der Felder � E, � D,<br />
�B und � H als Funktionen von �r und t<br />
2. Materialgleichungen reduzieren die 4 unbekannten Felder auf 2 ( ^= 6 unbekannten Komponenten ⇒<br />
6 Gleichungen werden noch benötigt)<br />
3. Linearität der Gleichungen ⇒ Superpositionsprinzip der Lösungen<br />
• Die Summe zweier Lösungen (mit beliebigen Konstanten) des homogenen Problems ist wieder<br />
Lösung des homogenen Problems.<br />
• Und die Summe einer Lösung des inhomogenen Problems mit einer Lösung des homogenen<br />
Problems ist wieder eine inhomogene Lösung<br />
4. Elektrische und magnetische Felder sind miteinander verkoppelt (Aber nur bei sich zeitlich ändernden<br />
Feldern, da sonst ˙ � B = ˙ �D = 0!).<br />
5. Die Maxwell-Gleichungen sind unter der Lorentz-Transformation forminvariant (ihre Form ist in<br />
allen Inertialsystemen gültig).<br />
3.2 ”Erhaltungsgrößen” des elektromagnetischen Feldes<br />
Erhaltungsgrößen spielen in der Mechanik eine wesentliche Rolle bei der Lösung der Bewegungsgleichung.<br />
Auch in der Feldtheorie sind gewisse Erhaltungssätze formulierbar. Die zugehörigen Größen sind lokale<br />
Größen (orts- und zeitabhängig) und die Erhaltungssätze haben die Form von Bilanzgleichungen:<br />
∂<br />
∂t<br />
(Dichte) + div(Stromdichte) = ”Produktionsterm” (3.1)<br />
Die Integration über ein festes Volumen liefert dann die dazugehörigen integralen Bilanzen.<br />
3.2.1 Ladungserhaltung<br />
Wir gehen von den folgenden beiden Maxwell-Gleichungen aus:<br />
div � D = ρel<br />
rot � H = � j + ˙ � D<br />
Die linke Gleichung differenzieren wir nun einmal nach der Zeit (wir verwenden die Einstein’sche Summenkonvention,<br />
vgl. Abs. 2):<br />
∂<br />
∂t ρel = ∂<br />
∂t div � D = ∂<br />
∂t<br />
∂<br />
∂xk<br />
Auf die zweite Gleichung wenden wir den Divergenz-Operator an:<br />
div (rot� � �<br />
H) = div �j ˙<br />
+ �D<br />
Dk = ∂2<br />
∂xk ∂t Dk = div ∂<br />
∂t � D = div ˙ � D<br />
Wenn wir jetzt beide Gleichungen zusammenfassen, so erhalten wir einen Ausdruck für die Ladungserhaltung:<br />
Kontinuitätsgleichung:<br />
∂<br />
∂t ρel + div � j = 0<br />
Die Ladungserhaltung gehört zu den starken Erhaltungssätzen in der <strong>Physik</strong>!<br />
Wir gehen nun zur integralen Formulierung über, um einen weiteren wichtigen physikalischen Ausdruck<br />
zu finden. ���<br />
∂<br />
∂t ρel dV +<br />
���<br />
div �j dV = 0<br />
V<br />
V
3.2 ”Erhaltungsgrößen” des elektromagnetischen Feldes 13<br />
Mit Hilfe des Gauß’schen Integralsatzes (vgl. Abs. 2) eliminieren wir nun die Divergenz unter dem Integral<br />
und benutzen die Regel, daß wir die Zeitableitung unter dem Integral herausbekommen:<br />
���<br />
��<br />
d<br />
ρel dV + ◦�j<br />
dA � = 0<br />
dt<br />
V<br />
d<br />
dt<br />
∂V<br />
Qin V − I∂V = 0<br />
d<br />
dt Qin V = I∂V<br />
I∂V bezeichnet den gerichteten Stromfluß durch die gesamte Oberfläche. Die Ladung in einem festen<br />
Volumen kann sich also nur dann zeitlich ändern, wenn Ladungen durch die Oberfläche hinein oder<br />
hinaus strömen. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die Kirchhoff’sche Knotenregel.<br />
3.2.2 Energiebilanz<br />
Abb. 3.2: Nur wenn ein Ladungsstrom hineingeht, nimmt die Ladung im Inneren<br />
des Volumens zu.<br />
Felder sind Träger von Energie, die nicht an einem Punkt vorliegt. Sie ist in dem Volumen gespeichert,<br />
welches vom Feld ”erfüllt” ist.<br />
Wir verwenden jetzt die 3. und 4. Maxwell-Gleichung mit der Voraussetzung, daß ε und µ Konstanten<br />
sind.<br />
rot � E = − ˙ � B = − µ ∂ � H<br />
∂t<br />
rot � H = � j + ˙ � D = � j + ε ∂ � E<br />
∂t<br />
Da die Energie ein Skalar ist, die beiden Gleichungen jedoch Vektoren liefern, machen wir einen kleinen<br />
Kunstgriff: Wir multiplizieren die eine Gleichung skalar mit � E und die andere skalar mit � H.<br />
� E rot � H = � E � j + ε � E ∂ � E<br />
∂t<br />
Zum einfacheren Verständnis folgt nun eine kurze Zwischenrechnung:<br />
ε �E ∂�E ∂t<br />
µ � H ∂� H<br />
∂t<br />
Kettenregel<br />
= 1<br />
2<br />
=<br />
∂<br />
∂t<br />
ε ∂<br />
2 ∂t<br />
�<br />
µ � H � �<br />
H<br />
� �2 �E<br />
= 1 ∂<br />
�<br />
ε<br />
2 ∂t<br />
�E � �<br />
E<br />
= 1 ∂<br />
� �<br />
�H B�<br />
2 ∂t<br />
= 1<br />
2<br />
∂<br />
� �<br />
�E D�<br />
∂t<br />
�H rot � E = − µ � H ∂� H<br />
∂t<br />
Diese Zwischenergebnisse können wir nun verwenden und die beiden Ausgangsgleichungen subtrahieren.<br />
� E rot � H − � H rot � E = � E � j + 1<br />
2<br />
∂<br />
� �<br />
�E D�<br />
∂t<br />
⇓ Rechenregeln für Differentialoperatoren<br />
+ 1<br />
2<br />
� �<br />
div �H × �E = �E �j + 1 ∂<br />
� �<br />
�E D � + H� B�<br />
� � 2 ∂t<br />
− div �E × H�<br />
= �E �j + 1 ∂<br />
� �<br />
�E D � + H� B�<br />
2 ∂t<br />
Wir erhalten somit für die Energiebilanz:<br />
∂<br />
∂t<br />
� �<br />
�H B�
14<br />
Interpretation<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
∂<br />
∂t<br />
�<br />
1<br />
� �<br />
�E D � + H� B�<br />
2<br />
�<br />
� �<br />
+ div �E × H�<br />
= − �E �j (3.2)<br />
ωel = 1<br />
2 � E � D elektrische Energiedichte<br />
ωmag = 1<br />
2 � H � B magnetische Energiedichte<br />
� S = � E × � H Energiestromdichte / Poynting-Vektor<br />
− � j � E Joule’sche Wärme : Umwandlung elektromagnetischer Energie in Wärme<br />
(irreversibler Prozeß, dissipative Erscheinung; aber auch reversible Umwandlung<br />
in mechanische Energie)<br />
Wir geben Energiedichten an, da die Felder kontinuierlich den Raum erfüllen.<br />
ωelm = ωel + ωmag<br />
↩→ Energiedichte ist quadratisch im Feld<br />
Jetzt gehen wir zur integralen Formulierung der Energiebilanz über:<br />
d<br />
dt Welm<br />
� �� �<br />
gesamte in V enthaltene elm. Energie<br />
Diskussion der Joule’schen Wärme:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
∂<br />
∂t ωelm + div �S = − �j �E ���<br />
∂<br />
∂t ωelm<br />
���<br />
dV + div � ���<br />
S dV = − �j �E dV<br />
V<br />
���<br />
d<br />
dt<br />
V<br />
+<br />
V<br />
ωelm dV +<br />
� �� �<br />
Gauß anwenden<br />
��<br />
◦ �S dA� ��<br />
���<br />
◦ �S dA � = − �j �E dV<br />
∂V<br />
∂V<br />
� �� �<br />
Energiestrom durch Oberfläche<br />
V<br />
V<br />
= −<br />
���<br />
�j �E dV<br />
�<br />
V<br />
�� �<br />
in V erzeugte Joule’sche Wärme<br />
a) Dissipation bei Vorhandensein von freien Ladungen, aber es seien keine Leiter in V<br />
⇒ �j = ρel ��� �v ist eine reine ��� Konvektionsstromdichte<br />
• WJ = �j �E dV = ρel �v �E dV<br />
V<br />
V<br />
• Addition einer ”nahrhaften” Null: 0 = �v ρel (�v × � ���<br />
B)<br />
× � B) dV | �f = ρel �E + �j × � B<br />
WJ =<br />
WJ =<br />
V<br />
�v (ρel �E + ρel �v<br />
� �� �<br />
�j ���<br />
�v �f dV | �f . . . elektromagnetische Kraftdichte<br />
V<br />
• für eine einzelne Punktladung der Masse m gilt:<br />
�v · Kraft Newton<br />
= �v m ˙ �v = m<br />
2<br />
d<br />
dt �v2 = d<br />
dt<br />
T = Leistung<br />
⇒ �v � f = Leistungsdichte!<br />
Der Integrationsterm beschreibt also die zeitliche Änderung der kinetischen Energie aller in V enthaltenen<br />
Ladungsträger. Wir vernachlässigen Abstrahlungen und sonstige Energietransporte durch<br />
die Oberfläche ∂V. ��<br />
◦ �S dA� = ∼ 0 ⇒<br />
∂V<br />
d<br />
dt Welm + d<br />
dt<br />
Welm + T = const<br />
T = 0
3.2 ”Erhaltungsgrößen” des elektromagnetischen Feldes 15<br />
→ Die Änderungen von T und Welm kompensieren sich. Die Bezeichnung ”Joule’sche” Wärme ist<br />
(hier) schlecht gewählt, da dieser Anteil auch reversible Umwandlungen von elektromagnetischer in<br />
mechanischer Energie enthält.<br />
b) Jetzt lassen wir auch Leiter im Volumen zu. Auch hier wollen wir einen Ausdruck für die Joule’sche<br />
Wärme finden.<br />
� j = ρel �v + � jLeit Konvektions- und Leitungsstromdichte<br />
� f = ρel � E + � j × � B Kraftdichte<br />
− � j � E = − � f �v − � j � E + � f �v ”nahrhafte Null”<br />
Diskussion des Poynting-Vektors:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
= − � f �v − � j � E + �v (ρel � E + ( ρel �v<br />
� �� �<br />
fällt weg wegen �v×�v<br />
+ � jLeit) × � B)<br />
= − � f �v − � j � E + ρel �v � E + � jLeit ( � B × �v)<br />
� �� �<br />
zyklische Eigenschaft des Spatproduktes<br />
= − � f �v − (ρel �v + � jLeit) � E + ρel �v � E − � jLeit (�v × � B)<br />
= − � jLeit ( � E + �v × � B)<br />
� �� �<br />
Joule’sche Wärme → irreversible<br />
Diesen Vektor kann man als Energiestromdichte-Vektor interpretieren.<br />
−<br />
� f �v<br />
����<br />
Arbeit an freien Ladungsträger→ reversible<br />
◮ � S hat die Richtung, in die die elektromagnetische Energie strömt (vgl. Abs. 8.1.4)<br />
◮ �S d� A ist die pro Zeiteinheit durch das Flächenelement in Richtung der Normalen fließende Energie<br />
��<br />
◮ ◦ �S dA� ist die pro Zeiteinheit durch die gesamte Oberfläche ∂V fließende Energie<br />
∂V<br />
◮ Offensichtlich tritt der Energiestrom nur dann auf, wenn sowohl das elektrische als auch das magnetische<br />
Feld von Null verschieden sind (die Felder müssen simultan auftreten ⇔ i.A. für zeitlich<br />
veränderliche Felder)<br />
◮ Für elektromagnetische Wellen ist die Interpretation gut und auch richtig. Nur in einigen anderen<br />
Fällen ist Vorsicht geboten.<br />
Beispiele:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. Homogenes elektrisches und magnetisches Feld ⇔ Felder sind unabhängig von �r<br />
∂<br />
∂xi<br />
Ek = 0;<br />
∂<br />
∂xi<br />
Hk = 0 ⇒ div � S = 0<br />
⇒ Es gilt stets, daß die Divergenz von � S gleich Null ist, obwohl der Vektor � S verschieden von Null<br />
sein kann.<br />
2. Gerader kreisförmiger Leiter mit zeitlich konstantem Strom; d<br />
dt Welm = 0 Weiterhin gilt das<br />
Abb. 3.3: Da � S = � E × � H, ist der Poynting-Vektor in den Leiter<br />
hinein gerichtet.<br />
Ohmsche Gesetz ( � j = σ � E) und div � S �= 0.<br />
→ da stationäre Verhältnisse vorliegen, benutzen wir jetzt die Energiebilanz:
16<br />
��<br />
◦ �S dA � +<br />
∂V<br />
div�S + �j �E ���<br />
= 0<br />
�j �E dV = 0<br />
V<br />
� �� �<br />
Joule’sche Wärme<br />
→ da � j (und damit auch � E) konstant gehalten werden soll, geht dies nur auf Kosten<br />
des Magnetfeldes<br />
3. Paradoxon: Statisches inhomogenes elektrisches und magnetisches Feld<br />
Abb. 3.4: In dieser Situation liegt ein stat. elektrisches<br />
und magnetisches Feld vor, bei dem div � S �= 0!<br />
� �<br />
div �E × H�<br />
= div�S �= 0<br />
Hier strömt aber nichts!<br />
→ Ausweg (evtl.): � E und � H müssen aus einer Quelle stammen. Das bedeutet,<br />
� E und � H müssen eine simultane Lösung der Maxwell-<br />
Gleichungen sein. Da sie gleichzeitig auftreten, sind die beiden<br />
Felder gekoppelt und somit zeitabhängig! Eine einfache<br />
Superposition zweier statischer Felder ist NICHT zulässig!<br />
→ Vorteil: Man benutzte die integrale Formulierung. Sie läßt die Wahl<br />
verschiedener Integrationsflächen zu.<br />
��<br />
◦<br />
∂V1<br />
� S d � A =<br />
Abb. 3.5: Es ist egal, wie wir die Integrationsfläche<br />
wählen.<br />
Falls wirklich ein Energiestrom fließen würde, dann müßte für unterschiedliche ∂V das gleiche Resultat<br />
herauskommen. Wenn wir eine kleine Oberfläche in der Anordnung aus Abb. 3.4 wählen, strömt sicher<br />
etwas. Doch aufgrund der Freiheit, daß wir die Integrationsoberfläche auch ins Unendliche legen können,<br />
strömt hier einfach nichts.<br />
3.2.3 Impulsbilanz<br />
Feldern kann man eine Energiedichte zuordnen. Aufgrund der Speziellen Relativitätstheorie stellen wir<br />
uns nun die Frage nach eine Impulsdefinition, da es dort eine sehr enge Energie-Impuls-Verknüpfung gibt.<br />
��<br />
◦<br />
∂V2<br />
� S d � A
3.2 ”Erhaltungsgrößen” des elektromagnetischen Feldes 17<br />
Mechanik (Newton):<br />
d<br />
dtpmech = �F = ���<br />
�f dv<br />
mit � f = ρel � E + � j × � B (stammt aus Erfahrung)<br />
V<br />
→ � f entspricht dem Produktionsterm in der allgemeinen Bilanzgleichung (3.1), denn Kräfte ”produzieren”<br />
Impulsänderungen<br />
Wir formen jetzt die Maxwell-Gleichungen um und versuchen, durch einen Vergleich eine Definition für<br />
die Impulsdichte zu finden. Für diese Herleitung werden wir die Komponentenschreibweise und die Einstein’sche<br />
Summenkonvention verwenden (vgl. Abs. 2). Weiterhin verwenden wir die Möglichkeit, Indizes<br />
umzubenennen.<br />
Wir verwenden nun die folgenden Gleichungen:<br />
fk = ρel Ek + εklm jl Bm<br />
εklm<br />
ρel =<br />
0 =<br />
∂<br />
∂xj<br />
∂<br />
∂xj<br />
jk = εklm<br />
Dj<br />
Bj<br />
∂<br />
∂xl<br />
∂<br />
Em = −<br />
∂xl<br />
∂<br />
∂t Bk<br />
Hm − ∂<br />
∂t Dk<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭<br />
Maxwell-Gl. in Komponentenform<br />
Wir werden nun ρel und �j mit Hilfe der Maxwell-Gleichungen substituieren.<br />
fk = ∂Dl<br />
∂xl<br />
Ek<br />
�<br />
∂<br />
+ εklm εlrs Hs −<br />
∂xr<br />
∂<br />
∂t Dl<br />
fk =<br />
�<br />
Bm<br />
∂Dl<br />
∂xl<br />
Ek<br />
∂<br />
∂Dl<br />
+ εklm εlrs Hs Bm − εklm<br />
∂xr<br />
∂t Bm<br />
� �� �<br />
(∗)<br />
(∗) :<br />
− εklm<br />
− εklm<br />
∂Dl<br />
∂t Bm<br />
∂Dl<br />
∂t Bm<br />
Prod.-Regel<br />
= − εklm<br />
Ind.-Gesetz<br />
= − εklm<br />
Dieses Ergebnis setzen wir nun ein:<br />
∂<br />
∂t (Dl<br />
∂Bm<br />
Bm) + εklm Dl<br />
∂t<br />
∂<br />
∂t (Dl<br />
�<br />
∂<br />
Bm) − εklm εmrs<br />
∂xr<br />
fk = − ∂<br />
∂t (εklm Dl Bm) − εklm εmrs Dl<br />
∂Es<br />
∂xr<br />
+ ∂Dl<br />
∂xl<br />
Ek + εklm εlrs<br />
∂Hs<br />
∂xr<br />
Jetzt benutzen wir die Zerlegungsformeln für Produkte aus ε-Symbolen (siehe Abschnitt 2).<br />
εklm εlrs<br />
∂Hs<br />
∂xr<br />
Bm = ∂Hk<br />
∂xm<br />
− εklm εmrs Dl<br />
∂Es<br />
∂xr<br />
= ∂Ek<br />
∂xm<br />
Dieses Zwischenergebnis setzen wir nun ein und erhalten:<br />
Es<br />
Bm − ∂Hm<br />
∂xk<br />
Dm − ∂Em<br />
∂xk<br />
fk = − ∂<br />
∂t (εklm Dl Bm) + ∂Ek<br />
Dm<br />
∂xm � �� �<br />
−<br />
(1)<br />
∂Em<br />
Dm +<br />
∂xk � �� �<br />
(5)<br />
∂Dl<br />
Ek<br />
∂xl � �� �<br />
+<br />
(2)<br />
∂Hk<br />
Bm<br />
∂xm � �� �<br />
−<br />
(3)<br />
∂Hm<br />
Bm<br />
∂xk � �� �<br />
(4)<br />
Nun formen wir die Terme noch etwas um. Teilweise werden wir die Materialgleichungen und die Bedingung<br />
benutzen, daß ε und µ konstant sind.<br />
∂<br />
(1) + (2) (Ek Dm)<br />
(3)<br />
(4)<br />
(5)<br />
∂xm<br />
∂Hk<br />
∂xm<br />
∂Hl<br />
∂xk<br />
∂Em<br />
∂xk<br />
Bm = ∂<br />
∂xm<br />
Mat.-Gl.<br />
Bl<br />
Dm<br />
(Hk Bm) − Hk<br />
� �<br />
∂Bm<br />
∂xm<br />
� �� �<br />
div� B=0<br />
(HlHl) µ=const.<br />
=<br />
= µ ∂Hl<br />
Hl =<br />
∂xk<br />
µ ∂<br />
2 ∂xk�<br />
�<br />
analog zu (4) ∂ ElDl<br />
⇒ δmk<br />
∂xm 2<br />
∂<br />
∂xk<br />
�<br />
Dl<br />
Bm<br />
Dm<br />
� �<br />
BlHl<br />
=<br />
2<br />
∂<br />
∂xm<br />
δmk<br />
Bm<br />
� �<br />
BlHl<br />
2
18<br />
Jetzt nutzen wir alle Zwischenergebnisse und fügen sie zusammen und erhalten für die Kraftdichte den<br />
folgenden Ausdruck:<br />
fk = − ∂<br />
∂t (εklmDlBm) + ∂<br />
∂xm<br />
�<br />
EkDm + HkBm<br />
�<br />
HlBl<br />
− δkm<br />
2<br />
+ ElDl<br />
� ��<br />
��<br />
2<br />
�<br />
Tkm ≡ Maxwell’scher Spannungstensor<br />
Wir können also durch Vergleich eine Definition für die Impulsdichte finden:<br />
πk ≡ εklm Dl Bm<br />
�π ≡ � D × � B<br />
Jetzt wollen wir den Spannungstensor noch etwas genauer untersuchen. Seine Bezeichnung rührt aus der<br />
Geschichte, wo man sich die Kraftwirkung durch einen Spannungszustand an den Feldlinien vorstellte.<br />
Eigenschaften des Maxwell’schen Spannungstensors:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Eine wichtige Eigenschaft ist, daß der Spannungstensor quadratisch im Feld ist.<br />
Weiterhin gilt, daß<br />
Tkm = Ek Dm + Hk Bm − δkm ωelm<br />
Tkm = Tmk<br />
Der Spannungstensor ist ein symmetrische Tensor 2. Stufe (bei gegebenen Koordinatensystem als Matrix<br />
darstellbar). Demzufolge können wir ihn mittels einer orthogonalen Transformation diagonalisieren. Dies<br />
hat zu Folge, daß die Spur invariant gegenüber dieser Transformation ist.<br />
Im folgenden setzen wir nun isotrope Verhältnisse voraus: Die Eigenwerte der Matrix (Hauptdiagonalelemente)<br />
sind also alle gleich. Für die Spur ergibt sich nun zuerst allgemein:<br />
Sp(^T) = Hl Bl �<br />
+ El Dl �� �<br />
− 3 ωelm<br />
2 ωelm<br />
Sp(^T) = 2 ωelm − 3 ωelm<br />
Sp(^T) = − ωelm<br />
Es gilt aber weiterhin bei Isotropie (gleiche Hauptdiagonalelemente):<br />
Tkm = − pStrahl δkm<br />
Sp(^T) = − 3 pStrahl<br />
⇛ ωelm = 3 pStrahl<br />
Wir haben hier etwas Grundlegendes aus der <strong>Physik</strong> gefunden. Für die Maxwell-Spannungen gilt:<br />
Energie Kraft<br />
=<br />
Volumen Fläche<br />
Die Maxwell-Spannungen stellen einen richtungsabhängigen Druck dar, den sogenannten Strahlungsdruck<br />
elektromagnetischer Wellen! Ein Beispiel dafür ist, daß der Kometenschweif immer von der Sonne wegzeigt,<br />
da er vom Strahlungsdruck der Sonne einfach weggedrückt wird. Der erste experimentelle Nachweis<br />
des Strahlungsdruckes auf der Erde erfolgte 1899 durch Lebedew.<br />
Unser Ziel in diesem Abschnitt war es aber, eine Impulsbilanz zu finden. Eigentlich haben wir dies auch<br />
schon mit Gleichung (3.3) getan, doch wir wollen diese Gleichung mit unseren Definitionen in einer etwas<br />
kompakteren Weise schreiben:<br />
(3.3)
3.2 ”Erhaltungsgrößen” des elektromagnetischen Feldes 19<br />
fk = − ∂πk<br />
∂t<br />
+ ∂<br />
∂xm<br />
Tkm ⇔ � f = − ∂�π<br />
∂t + div ^T (3.4)<br />
Wir wollen jetzt nur noch eine Erklärung dafür finden, warum das Minuszeichen in der Impulsbilanz<br />
nicht mit in die Definition der Impulsdichte hineingenommen wird. Zur Erläuterung betrachten wir eine<br />
Punktladung unter dem Einfluß elektromagnetischer Felder.<br />
d<br />
dt pmech k =<br />
���<br />
Fk = fk dV<br />
(3.3)<br />
=<br />
V<br />
���<br />
∂<br />
−<br />
∂t<br />
V<br />
πk<br />
Gauß<br />
=<br />
dV +<br />
���<br />
d<br />
− πk dV<br />
dt<br />
���<br />
∂<br />
∂xm<br />
V<br />
V<br />
� �� �<br />
pfeld +<br />
��<br />
◦ Tkm dAm<br />
∂V<br />
� �� �<br />
=<br />
k<br />
−<br />
Am=nm A<br />
d<br />
dt pfeld k +<br />
��<br />
◦ Tkm nm dA<br />
��<br />
◦ Tkm nm dA =<br />
d<br />
dt<br />
� mech<br />
pk ∂V<br />
+ p feld�<br />
k<br />
∂V<br />
Tkm dV<br />
Wir betrachten nun ein abgeschlossenes System. Dies wird realisiert, indem wir den Rand des Volumens<br />
∂V in ein vom Feld abgeschirmtes Gebiet (oder evtl. sogar ins Unendliche) legen.<br />
Daraus ergibt sich:<br />
� p mech<br />
k<br />
Tkm = 0<br />
+ p feld�<br />
k = 0<br />
d<br />
dt<br />
Da die totale Zeitableitung der Summe der Impulse gleich Null ist, stellt diese Summe eine Erhaltungsgröße<br />
dar! Der Feldimpuls ist dem mechanischen Impuls völlig gleichgestellt. D.h. der Gesamtimpuls<br />
(die Summe!) ist erhalten !<br />
Aufgrund des Minuszeichens erhalten wir jetzt unter der Ableitung eine Summe, die ohne das Minuszeichens<br />
eine Differenz wäre.<br />
Zusammenhang zwischen Energiestromdichte und Impulsdichte: (im Vakuum)<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�D = ε0 � E;<br />
� B = µ0 � H<br />
�π = � D × � B = ε0 µ0 � E × � H<br />
�π = � D × � B = ε0 µ0 � S<br />
An dieser Stelle verwenden wir die Maxwell-Relation :
20<br />
c 2 0 = 1<br />
ε0 µ0<br />
Die Maxwell-Relation wurde von Maxwell empirisch gefunden. Sie war der erste Hinweis darauf, daß die<br />
Lichtausbreitung etwas mit elektromagnetischen Feldern (Wellen) zu tun hat. Sie ist fundamental für die<br />
<strong>Physik</strong>, da der Bereich der Optik somit zu einem Teil der Elektrodynamik wird.<br />
Unter Verwendung der Maxwell-Relation erhalten wir nun für die Dichten-Beziehung:<br />
3.2.4 Schwerpunktsatz<br />
�π = 1<br />
c 2 0<br />
(3.5)<br />
� S (3.6)<br />
Analog zum Impulssatz ist auch ein Drehimpulssatz für Felder formulierbar!<br />
Wie wir im Abschnitt 3.2.3 gesehen haben, tragen Felder einen Impuls. In Bezug auf die Mechanik stellen<br />
wir uns nun die Frage, ob man ihnen auch eine träge Masse zuordnen kann.<br />
Das ist die Voraussetzung dafür, einen Schwerpunktsatz formulieren zu können.<br />
Gedankenexperiment: Eine ruhende Platte sendet einen Lichtblitz aus.<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Abb. 3.6: Der elektromagnetische Impuls des Lichtblitzes breitet sich innerhalb einer Röhre mit Lichtgeschwindigkeit aus.<br />
Der Impulssatz liefert:<br />
���<br />
− M v =<br />
Röhre<br />
| � S |= S = c ωelm<br />
πelm dV = 1<br />
c 2<br />
���<br />
Röhre<br />
(∗) (vgl. Abs. 8.1.4)<br />
S dV (∗)<br />
= 1<br />
c<br />
���<br />
Röhre<br />
ωelm dV = 1<br />
c Welm<br />
Damit der Schwerpunktsatz formulierbar ist, müßte Licht nun eine träge Masse (m) besitzen. D.h. wir<br />
hätten:<br />
M v + m c = 0<br />
Der Vergleich mit dem Impulssatz liefert nun:<br />
M v + 1<br />
c Welm = 0<br />
Wenn der Schwerpunktsatz gilt, dann erhalten wir die folgende Relation, die uns schon aus der relativistischen<br />
Mechanik bekannt ist:<br />
Welm = m c 2<br />
Der elektromagnetischen Strahlung kann also eine träge Masse zugeordnet werden, obwohl die Ruhemasse<br />
für Licht nicht definiert ist (”Man kann ein Photon ja schlecht anhalten und mal kurz wiegen.”).<br />
(3.7)
Elektrostatik 21<br />
4 Elektrostatik<br />
In diesem Abschnitt wollen wir die einfachsten Lösungsverfahren und Interpretationen kennenlernen,<br />
indem wir mit den einfachsten Fällen beginnen.<br />
statisch:<br />
˙�E = ˙ � D = ˙ �H = ˙ �B = 0<br />
Folge des statischen Zustandes ist die Entkopplung der Maxwell-Gleichungen. In unserem Fall lauten<br />
sie:<br />
div � D = ρel<br />
rot �E = �0 �D = ε � ⎫<br />
⎪⎬<br />
div<br />
elektrischer Anteil<br />
⎪⎭<br />
E<br />
� B = 0<br />
rot � H = �j �B = µ � ⎫<br />
⎪⎬<br />
magnetischer Anteil<br />
⎪⎭<br />
H<br />
Wir beschränken uns im folgenden nur auf die reinen elektrostatischen Probleme.<br />
4.1 Lösungen mittels Integralform<br />
Wir schreiben die Maxwell-Gleichungen jetzt mit Hilfe der Integralsätze von Gauß und Stokes (siehe<br />
Abschnitt 2) um. ��<br />
◦ �D d� �<br />
A = Qin V, D � = ε �E, �E d�r = 0<br />
∂V<br />
Für hochsymmetrische Ladungsverteilungen (wie bei einer Punktladung oder einer homogen geladenen<br />
Kugel) läßt sich das Feld direkt berechnen.<br />
Voraussetzung für dieses Lösungsverfahren ist, daß man schon eine ”anschauliche” Vorstellung von der<br />
Gestalt des Feldes haben muß.<br />
Beispiel: Gesucht ist das ✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�E-Feld einer Punktladung Q (q>0).<br />
Die Punktladung stellt den Limes einer geladenen Kugel dar (genauer: den Limes für r → 0). Wir wissen,<br />
daß es sich um ein kugelsymmetrisches Feld handelt, bei dem die elektrische Feldstärke nur vom Radius<br />
abhängt; also auf jeder Kugelschale konstant ist. Ansatz: �<br />
�r<br />
E(x, y, z) = E(r)<br />
r<br />
ε<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
� E d � A Ansatz<br />
= ε<br />
⇒ E(r) =<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
Q<br />
4 π ε r 2<br />
E(r) �r<br />
r d� A = ε<br />
∂A<br />
Abb. 4.1: Die Integrationsfläche ist die Kugel um Q (S 2 ). Dort ist � E ⇈ d � A.<br />
��<br />
◦ E(r) �r<br />
r<br />
S 2<br />
�r<br />
r<br />
Coulomb-Gesetz:<br />
dA = ε E(r)<br />
� E(�r) =<br />
��<br />
◦ dA = ε E(r) 4 π r 2 ≡ Q<br />
S 2<br />
Q<br />
4 π ε r 2<br />
Wir haben jetzt also das Coulomb-Feld einer Punktladung berechnet.<br />
Bringt man nun eine Probeladung q in dieses � E-Feld, hat dies eine Kraftwirkung zur Folge:<br />
� F(�r) = q � E(�r) = q Q<br />
4 π ε r 2<br />
�r<br />
r<br />
�r<br />
r
22<br />
Wir haben somit das Coulomb’sche Kraftgesetz gefunden. Es ist experimentell über große Skalenteile<br />
gesichert.<br />
Dieses Verfahren ist gut, wenn man weiß, welche Form das Feld hat und man Symmetrien nutzen kann.<br />
Doch die direkte Integrationsmethode versagt bei inhomogenen, allgemeinen Ladungsverteilungen. Eine<br />
Möglichkeit für die Lösung dieses Problems ist im folgenden Abschnitt erklärt.<br />
4.2 Skalares Potential, Poisson-Gleichung<br />
Unser Ziel ist es immer noch, die Maxwell-Gleichungen für das elektrostatische Feld zu lösen. Wir gehen<br />
nun von der Wirbelgleichung<br />
rot � E = � 0<br />
aus. Wir definieren nun analog wie in der Mechanik ein skalares Potential.<br />
� E(�r) = − grad ϕ(�r) (4.1)<br />
Aufgrund der immer geltenden Identität (rot(grad()) = 0 ist die Wirbelgleichung erfüllt. Das skalare<br />
Potential ist also wie folgt definiert:<br />
ϕ(�r) = −<br />
�r�<br />
�r0<br />
� E d�r (4.2)<br />
◮ �r0 ist beliebig, da ϕ(�r) bis auf eine freie Konstante bestimmt ist; meist verwendet man die folgende<br />
Konvention:<br />
lim ϕ(�r) = 0<br />
|�r|→∞<br />
◮ Das Linienintegral (4.2) ist wegunabhängig. Das bedeutet:<br />
rot �E = � �<br />
0 ⇔<br />
�E d�r = 0<br />
(Beweis mit dem Satz von Stokes)<br />
alle Wege<br />
◮ Das elektrische Feld � E steht senkrecht auf einer Äquipotentialfläche . Die Bedingung für eine<br />
Äquipotentialfläche lautet: ϕ(�r) = const.<br />
dϕ = 0 = grad ϕ d�r = − � E d�r<br />
Das Skalarprodukt zwischen � E und d�r verschwindet ⇒ � E ⊥ d�r<br />
Elektrische Spannung: physikalische Bedeutung von ϕ<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Die Spannung eines Punktes 2 gegen einen Punkt 1 ist wie folgt definiert:<br />
elektrische Spannung (Potentialdifferenz): ϕ21 ≡ −<br />
�r2 �<br />
�r1<br />
� E d�r =<br />
Diese Definition gilt ganz allgemein in der <strong>Physik</strong> und nicht nur in der Elektrostatik.<br />
Interpretation:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�r1 �<br />
�r2<br />
� E d�r (4.3)<br />
1. ϕ21 ist die Arbeit pro Ladung, die gegen das Feld � E beim Verschieben einer Probeladung vom<br />
Punkt 1 nach 2 geleistet werden muß. Diese Arbeit muß in das Feld hineingesteckt werden.
4.2 Skalares Potential, Poisson-Gleichung 23<br />
2. ϕ21 ist die Arbeit pro Ladung, die vom Feld � E bei der Verschiebung eines geladenen Teilchens von<br />
2 nach 1 geleistet wird. Diese Arbeit bekommt man aus dem Feld heraus.<br />
Da in der Elektrostatik das Integral (4.3) wegunabhängig ist, gilt:<br />
Beispiel: Potential einer Punktladung<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
� E =<br />
ϕ(�r) = −<br />
Q<br />
4 π ε r2 �r�<br />
�r0=∞<br />
ϕ(�r) = − Q<br />
4 π ε<br />
�r<br />
r<br />
ϕ21 = ϕ(�r2) − ϕ(�r1)<br />
� E d�r | Integrationsweg ⇈ zum Feld ⇒ � E d�r = E dr<br />
r�<br />
∞<br />
dr<br />
r 2<br />
Coulomb-Potential: ϕ(�r) = Q<br />
4 π ε<br />
An dieser Stelle setzen wir mit den restlichen Maxwell-Gleichungen fort (bis hierhin haben wir nur die<br />
Wirbelgleichung betrachtet).<br />
Im ladungsfreien Raum (ρel = 0) gilt:<br />
div � D = ρel, � D = ε � E, ε = const.<br />
div � E = ρel<br />
ε<br />
(4.1)<br />
= − div (grad<br />
� �� �<br />
Laplace<br />
ϕ(�r))<br />
Poisson-Gleichung: ∆· ϕ(�r) = − ρel<br />
ε<br />
Laplace-Gleichung: ∆· ϕ(�r) = 0<br />
Die Laplace-Gleichung hat eine fundamentale Bedeutung:<br />
1<br />
r<br />
(4.5)<br />
(4.4)<br />
In einem endlichen Volumen hat das Potential im Inneren weder ein Minimum noch<br />
ein Maximum. Wenn dies so wäre, müßte die erste Ortsableitung gleich Null und die zweite<br />
Ortsableitung verschieden von Null sein. Da der Laplace-Operator aber die 2. Ortsableitung<br />
darstellt und diese gleich Null ist, ist die Aussage gezeigt. Der Rand des Volumens bleibt noch<br />
extra zu untersuchen.<br />
Durch die Einführung des skalaren Potentials konnten wir das Problem des Lösens der Maxwell-Gleichungen<br />
ersetzen. Wir haben jetzt nur das Problem, eine inhomogene, lineare, partielle Differentialgleichung 2.<br />
Ordnung (die Poisson-Gleichung) zu lösen.<br />
Aus der Lösung ϕ(�r) kann dann durch Gradientenbildung das elektrische Feld � E berechnet werden.<br />
Lösung der Poisson-Gleichung - Methode der Green’schen Funktion<br />
• Wir bestimmen zunächst die Lösung für eine Punktladung (wird auch als Green’sche Funktion<br />
bezeichnet).<br />
• Dann Superposition der Lösungen für Quellen, die aus unendlich vielen Punktladungen zusammengesetzt<br />
sind.
24<br />
Wir gehen zunächst von der Ladungsverteilung einer Punktladung am Orte �r ′ aus.<br />
ρel(�r) =<br />
�<br />
0 ,�r �= �r ′<br />
∞ ,�r = �r ′ ���<br />
Q =<br />
V<br />
ρel(�r) dV<br />
Dies sind die Eigenschaften der Dirac’schen δ-Funktion . Mehr über sie findet man im Abschnitt 2. Mit<br />
ihren Eigenschaften können wir für die Ladungsverteilung einer Punktladung schreiben:<br />
ρel(�r) = Q δ(�r −�r ′ )<br />
Wenn wir dies nun in die Poisson-Gleichung (4.5) einsetzen, erhalten wir:<br />
Wenn wir nun vom Vorfaktor Q<br />
ε<br />
∆· ϕ(�r) = − Q<br />
ε δ(�r −�r ′ ) Randbed.: lim ϕ = 0<br />
|�r|→∞<br />
absehen, so können wir die Green’sche Funktion allgemein definieren:<br />
∆· G(�r −�r ′ ) = − δ(�r −�r ′ ) (4.6)<br />
Der Shift im Argument �r → �r − �r ′ ; xk → xk − x ′ k mit konstanten (x ′ k ) = �r ′ ist immer möglich, da der<br />
Laplace-Operator unter solchen Translationen invariant ist.<br />
Im folgenden wollen wir nun die Green’sche Funktion berechnen. Aufgrund der Translationsinvarianz<br />
setzen wir �r ′ = 0 (am Ende der Rechnung dann �r ′ �= 0).<br />
∆· G(�r) = − δ(�r)<br />
Als Lösungsansatz verwenden wir eine Fourier-Transformation. Damit erhalten wir:<br />
G(�r) = 1<br />
(2π) 3<br />
���<br />
˜G( �k) e i�k�r 3<br />
d k<br />
d 3 k Volumenelement des � k-Raumes<br />
G(�r) Green’sche Funktion im �r-Raum (Ortsraum)<br />
G( � k) Green’sche Funktion im � k-Raum (Fourier-Transformierte)<br />
∆· G(�r) = ∆· �r<br />
=<br />
1<br />
(2π) 3<br />
1<br />
(2π) 3<br />
���<br />
= − 1<br />
(2π) 3<br />
= − 1<br />
(2π) 3<br />
���<br />
˜G( � k) e i� k�r d 3 k | ∆· wirkt auf �r<br />
˜G( � k) ∆· �r e i� k�r d 3 k<br />
���<br />
���<br />
˜G( � k) � k 2<br />
✿✿✿✿✿✿✿ ei� k�r d 3 k = − δ(�r)<br />
� �� �<br />
Fourier-Transformierte ≡ 1<br />
1✿ ei� k�r d 3 k<br />
Jetzt vergleichen wir die beiden unterstrichenen Integranden und erhalten durch Vergleich für die Fourier-<br />
Transformierte der Green’schen Funktion:<br />
˜G( �k) = 1<br />
� �2 �k<br />
Dies ist ein sehr einfacher Ausdruck; doch eins sollten wir nie vergessen:<br />
Es gilt weiterhin der Erhaltungssatz der Schwierigkeit !<br />
Gesucht ist ja weiterhin G(�r).
4.2 Skalares Potential, Poisson-Gleichung 25<br />
Dieses Ergebnis können wir nun in unseren Ansatz einsetzen. Unser Ziel ist dann die Rücktransformation<br />
˜G( � k) → G(�r).<br />
G(�r) = 1<br />
(2π) 3<br />
��� e i � k�r<br />
� k 2 d3 k<br />
Nun ist die Einführung von Kugelkoordinaten zweckmäßig, wobei der Winkel θ der Winkel zwischen � k<br />
und �r (⇒ nützlich für das Skalarprodukt im Exponenten der e-Funktion) ist.<br />
G(�r) = 1<br />
(2π) 3<br />
G(�r) = 1<br />
(2π) 2<br />
∞�<br />
dk<br />
0<br />
∞�<br />
π�<br />
0 0<br />
2π �<br />
0<br />
dϕ<br />
π�<br />
dθ<br />
0<br />
eikr cos θ<br />
k 2<br />
sin θ e ikr cos θ dk dθ<br />
k 2 sin θ<br />
� �� �<br />
Jacobi-Determinante<br />
Nun substituieren wir: x = cos θ ⇒ dx = − sin θ dθ<br />
Demzufolge:<br />
Wenn wir dies nun einsetzen, erhalten wir:<br />
G(�r) =<br />
=<br />
=<br />
=<br />
1<br />
(2π) 2<br />
1<br />
(2π) 2<br />
1<br />
(2π) 2<br />
1<br />
(2π) 2<br />
= 1<br />
4π<br />
∞�<br />
1�<br />
0 −1<br />
2<br />
r<br />
2<br />
r<br />
2<br />
r<br />
1<br />
| �r |<br />
∞�<br />
0<br />
π�<br />
sin θ dθ →<br />
0<br />
e ikrx dxdk = 1<br />
(2π) 2<br />
sin(kr)<br />
kr<br />
∞�<br />
0<br />
−1 �<br />
1<br />
− dx →<br />
e ikr − e −ikr<br />
ikr<br />
1�<br />
−1<br />
dk<br />
dx<br />
d(kr) (Kunstgriff: Erweitern mit r) → kr = α<br />
∞�<br />
sin α<br />
α dα<br />
0<br />
� �� �<br />
→ nachsehen od. Residuenmethode anwenden<br />
π<br />
2<br />
Nun können wir den oben erklärten Shift noch einmal anwenden und erhalten einen allgemeinen Ausdruck<br />
für G:<br />
G(�r −�r ′ ) = 1<br />
4π<br />
1<br />
| �r −�r ′ |<br />
Führen wir den vorhin weggelassenen Faktor Q<br />
ε wieder ein, so erhalten wir für das Coulomb-Potential<br />
(diese Lösung erfüllt die Randbedingungen):<br />
ϕ(�r) = Q<br />
4πε<br />
1<br />
| �r −�r ′ |<br />
Mit (4.8) haben wir den ersten Schritt für die Lösung der Poisson-Gleichung, d.h. die Lösung für eine<br />
Punktladung, abgearbeitet. Uns interessiert aber weiterhin das Potential bei einer beliebigen Ladungs-<br />
(4.7)<br />
(4.8)
26<br />
verteilung. Um dorthin zu kommen, machen wir die folgende Rechnung.<br />
∆· ϕ(�r) = − ρel(�r)<br />
ε<br />
Eigensch. δ-Fkt.<br />
= − 1<br />
ε<br />
���<br />
Quellen<br />
ρel(�r ′ ) δ(�r −�r ′ ) dV ′<br />
= 1<br />
���<br />
ρel(�r<br />
ε<br />
′ ) ∆· �r G(�r −�r ′ ) dV ′<br />
=<br />
∆· wirkt auf �r<br />
1<br />
ε ∆· ���<br />
�r ρel(�r ′ ) G(�r −�r ′ ) dV ′<br />
=<br />
G einsetzen<br />
���<br />
1 ρel(�r<br />
∆· �r<br />
4πε<br />
′ )<br />
| �r −�r ′ 0 =<br />
′<br />
dV ∆· ist linear<br />
|<br />
�<br />
∆· �r ϕ(�r) − 1<br />
���<br />
ρel(�r<br />
4πε<br />
′ )<br />
| �r −�r ′ �<br />
′<br />
dV<br />
|<br />
� �� �<br />
ψ(�r)<br />
Ergebnis: ϕ(�r) = ψ(�r) + 1<br />
4πε<br />
��� ρel(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ | dV ′ ; ∆· �r ψ(�r) = 0<br />
ψ(�r) ist eine beliebige Lösung der Laplace-Gleichung, die die Randbedingungen erfüllt. Ohne Beschränkung<br />
der physikalischen Allgemeinheit wählen wir die triviale Lösung: ψ(�r) = 0, da wir uns nur für den<br />
Lösungsteil interessieren, der direkt mit den Quellen ρel verknüpft ist!<br />
Allgemeine ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
(physikalische) Lösung der Poisson-Gleichung:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
ϕ(�r) = 1<br />
4πε<br />
���<br />
Quellen<br />
ρel(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ |<br />
�r Aufpunkt (wo das Potential berechnet werden soll)<br />
�r ′ Beispiel: N diskrete Punktladungen<br />
Quellpunkt (rastert Quelle bei der Integration ab) ✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Jetzt werten wir das Integral (4.9) aus:<br />
ρel(�r ′ ) =<br />
N�<br />
i=1<br />
dV ′<br />
(4.9)<br />
Abb. 4.2: �r ′ rastert die Quelle systematisch bei der Integration<br />
ab.<br />
Abb. 4.3: Verteilung mehrerer Punktladungen<br />
Qi δ(�r ′ −�ri)
4.3 Energie des elektrostatischen Feldes 27<br />
ϕ(�r) = 1<br />
���<br />
4πε<br />
N�<br />
i=1<br />
| �r −�r ′ |<br />
N�<br />
���<br />
Qi δ(�r<br />
ϕ(�r) =<br />
4πε<br />
′ −�ri)<br />
| �r −�r ′ |<br />
i=1<br />
ϕ(�r) δ-Fkt.<br />
=<br />
N�<br />
i=1<br />
R 3<br />
Qi<br />
4πε<br />
Qi δ(�r ′ −�ri)<br />
1<br />
| �r −�ri |<br />
dV ′<br />
dV ′<br />
Jede Punktladung erzeugt für sich ein Coulomb-Potential. Das Potential am Orte �r setzt sich dann aus<br />
der Überlagerung all dieser einzelnen Potentiale zusammen (Superpositionsprinzip).<br />
Allgemeines Lösungsprinzip:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. Vorgabe von ρel(�r)<br />
2. Auswertung des Integrals (4.9) ⇒ ϕ(�r)<br />
3. Gradientenbildung des Potentials ⇒ � E(�r)<br />
4. Gewinnen sonstiger gesuchter Größen wie z.B. Energie, Kräfte, . . .<br />
4.3 Energie des elektrostatischen Feldes<br />
elektrische Energiedichte: ωel = 1<br />
2 � E � D<br />
Die Gesamtenergie erhalten wir, indem wir über ein festes Volumen integrieren (setzen ε = const.), das<br />
uns interessiert:<br />
W = ε<br />
2<br />
��� � �2 �E dV<br />
4.3.1 Energie des Coulomb-Feldes<br />
V<br />
Wir stellen uns nun die Frage, wieviel Energie in einem Coulomb-Feld gespeichert ist. Wir haben z.B.<br />
eine Punktladung mit einem Coulomb-Feld. Wieviel Energie besitzt dieses Feld?<br />
� E = Q<br />
4πε r 2<br />
Solch ein Feld reicht bis in das Unendliche und das Volumen, das uns interessiert ist der gesamte R 3 .<br />
W = Q2<br />
(4π) 2 ε 2<br />
An dieser Stelle ist es sinnvoll, auf Kugelkoordinaten zu wechseln, da es sich um ein kugelsymmetrisches<br />
Problem handelt. Die Integration über ϕ und θ führen wir schon aus, da es nur eine Abhängigkeit vom<br />
Radius gibt:<br />
dV → 2<br />
����<br />
θ<br />
W = Q2<br />
(4π) 2 ε 2<br />
W = Q2<br />
8πε<br />
∞�<br />
0<br />
W = − Q2<br />
8πε<br />
ε<br />
2<br />
dr<br />
r 2<br />
� 1<br />
r<br />
· 2π<br />
����<br />
ϕ<br />
∞�<br />
0<br />
� ∞<br />
0<br />
r 2 dr = 4π r 2 dr<br />
4π r2<br />
dr<br />
r4 ε<br />
2<br />
�r<br />
r<br />
���<br />
R 3<br />
dV<br />
r 4
28<br />
Jetzt haben wir nur ein kleines Problem: Wenn wir die Grenzen einsetzen würden, so erhalten wir für die<br />
Energie des Coulomb-Feldes W=∞. Dies hätte aber fatale Folgen für die <strong>Physik</strong>.<br />
Denken wir einmal an die Gleichung (3.7) im Abschnitt 3.2.4 zurück. Da c = const. ist, müßte das<br />
elektrische Feld eine unendlich große träge Masse besitzen, wenn die Feldenergie unendlich wäre. Wenn<br />
wir solch ein Feld also verschieben wollten, müßten wir eine unendlich große Kraft aufbringen. Doch<br />
aus der Erfahrung wissen wir, daß dem nicht so ist. Wir müssen demzufolge nun eine Lösung für dieses<br />
Problem finden, welches auch ”Selbstenergieproblem” der klassischen Elektrodynamik genannt wird.<br />
Wenn wir dieses Problem etwas umformulieren, können wir auch sagen: Der Begriff ”Punktladung”<br />
führt in der klassischen Elektrodynamik zu Schwierigkeiten.<br />
Experimentell: ”Elektron” ist gut (?) punktförmig.<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Wir haben keine kleinere Probeladung als e− , um die Ladungsverteilung<br />
eines Elektrons zu ermitteln.<br />
Klassische (Lösung): Einführung eines ”Abschneideradius”<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
m c 2 ≡ Q2<br />
8πε<br />
∞�<br />
r0<br />
dr Q2<br />
=<br />
r2 8πε<br />
”klass. Elektronenradius”: r0 =<br />
Abb. 4.4: Man definiert einen kleinsten Radius, bei dem die<br />
Integration ”abgeschnitten” / abgebrochen wird. Der Energieinhalt<br />
des Feldes entspricht der Fläche unter der Kurve.<br />
1<br />
r0<br />
| Q = e, ε = ε0<br />
e 2<br />
8πε0mec 2 ≈ 1, 4 · 10−15 m<br />
Mit Streuexperimenten wurde diese Größenordnung des Elektronenradius bestätigt. Es ist elegant, die<br />
mechanische Masse (bzw. die Ruheenergie) auf die Feldenergie zurückzuführen. Außerdem kann man sich<br />
bei diesem Modell unter einem Elektron etwas vorstellen.<br />
Doch alle diese Modelle haben ein Problem: Sie funktionieren einfach nicht richtig! Es<br />
ist besser, wenn man nicht versucht, sich unter z.B. einem Elektron etwas vorzustellen!<br />
4.3.2 Energie des Feldes einer beliebigen Ladungsverteilung<br />
W = ε<br />
���<br />
���<br />
� 2 ε<br />
E dV = grad<br />
2<br />
2<br />
2 ϕ dV<br />
Für unsere Rechnung verwenden wir die folgende Hilfsformel:<br />
→ Bei uns: �a = grad ϕ, f = ϕ<br />
⇒ (grad ϕ) 2 = −ϕ div(grad<br />
� �� �<br />
∆·<br />
R 3<br />
div(f · �a) = (grad f) �a + f · div �a<br />
ϕ) + div (ϕ grad ϕ)<br />
Es ergibt sich somit für unsere Energiegleichung:<br />
W = ε<br />
���<br />
(−)ϕ ∆· ϕ dV +<br />
2<br />
ε<br />
2<br />
W = −<br />
���<br />
div (ϕ grad ϕ) dV | Gauß anwenden<br />
ε<br />
���<br />
ϕ ∆· ϕ dV +<br />
2<br />
ε<br />
2<br />
��<br />
◦ ϕ grad ϕ d� A<br />
∂V<br />
� �� �<br />
→ 0 (vgl. Abschätzung)
4.3 Energie des elektrostatischen Feldes 29<br />
Abschätzung: für lokalisierte Ladungsverteilung<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Wir betrachten eine Punktladung. Unsere geschlossene Integrationsoberfläche wählen wir als Kugeloberfläche<br />
und legen sie in einen großen Abstand von ρel. Nun folgt:<br />
ϕ(�r) ∼ 1<br />
r<br />
ϕ grad ϕ ∼ 1<br />
r3 ��<br />
◦ ϕ grad ϕ d� A ∼ 1<br />
S 2<br />
�r<br />
r , S2 ∼ r 2<br />
r3 · r2 ∼ 1<br />
r<br />
→ 0 für r → ∞<br />
W = − ε<br />
2<br />
���<br />
ϕ ∆· ϕ dV (4.5)<br />
= 1<br />
2<br />
���<br />
ϕ ρel(�r) dV<br />
Für die Selbstenergie einer lokalisierten Ladungsverteilung haben wir also den folgenden Ausdruck gefunden:<br />
Wel = 1<br />
2<br />
R 3<br />
���<br />
ϕ(�r) ρ(�r) dV (4.10)<br />
Wenn wir die Lösung der Poisson-Gleichung (4.9) in (4.10) einsetzen, so erhalten wir:<br />
Wel = 1<br />
8πε<br />
R 3<br />
��� ���<br />
R 3<br />
R 3<br />
ρel(�r) ρel(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ |<br />
dV ′ dV<br />
4.3.3 Energie einer Ladungsverteilung in einem äußeren Feld<br />
Das äußere Feld sei gegeben durch � E a , ϕ a . Die Voraussetzung, die wir treffen, ist die, daß ρel fest<br />
vorgegeben ist und von � E a nicht beeinflußt wird (”eingefrorene” Ladung).<br />
Abb. 4.5: Die Ladungsverteilung befindet sich in einem äußeren Feld.<br />
Wel = ε<br />
2<br />
���<br />
( �E + �E a ) 2 dV<br />
R 3<br />
An dieser Stelle muß man darauf achten, daß die Felder immer erst superponiert<br />
(überlagert) und dann erst quadriert werden.<br />
Richtig: ( � E1 + � E2) 2<br />
Wel = ε<br />
2<br />
Falsch: � E 2 1 + � E 2 2<br />
��� �<br />
( �E a ) 2 + �E 2 + 2 �E a�<br />
�<br />
E<br />
1. Term Selbstenergie des äußeren Feldes / der äußeren Ladungsverteilung, die � E a erzeugt<br />
2. Term Selbstenergie der betrachteten Ladungsverteilung (durch ρel erzeugt)<br />
3. Term Wechselwirkungsenergie der Ladungsverteilung im äußeren Feld<br />
→ der 1. und 2. Term sind wie in Abschnitt 4.3.2 zu berechnen<br />
dV
30<br />
→ für den 3. Term machen wir die folgende Rechnung:<br />
���<br />
���<br />
= ε �E � a<br />
E dV = ε gradϕ gradϕ a ���<br />
dV<br />
ϕ a ∆· ϕ dV<br />
W WW<br />
el<br />
W WW<br />
el<br />
W WW<br />
el<br />
wie in<br />
= − ε<br />
Abs. 4.3.2<br />
Poisson<br />
=<br />
���<br />
ϕ a ρel(�r) dV<br />
R 3<br />
Beispiel: N einzelne Punktladungen<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
ρel(�r) = N�<br />
Qi δ(�r −�ri)<br />
i=1<br />
⇒ W WW<br />
el<br />
N�<br />
=<br />
i=1<br />
4.4 Elektrische Multipole<br />
Qi ϕ a (�ri) ”Ladung mal Spannung” (vgl. Ex-Ph)<br />
Problem: Wir betrachten eine lokalisierte Ladungsverteilung, z.B. in einem Atomkern,<br />
und wählen unseren Ursprung in der Ladungsverteilung.<br />
Beobachtet (gemessen) wird das Feld in großen Abständen von der Ladungsverteilung (|�r ′ | ≪ |�r|, asymptotisches<br />
Feld).<br />
Frage: Welche Aussage über die Struktur der Ladungsverteilung (z.B. Abweichung von<br />
der Kugelsymmetrie, Anordnung der geladenen Bausteine, . . . ) können wir aus<br />
dem asymptotischen Feld gewinnen?<br />
Vorgehen:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1<br />
Wir müssen nun den Ausdruck |�r−�r ′ | in der allgemeinen Lösung der Poisson-Gleichung um die Stelle<br />
�r ′ = �0 durch eine Taylor-Entwicklung approximieren.<br />
1 1<br />
Bez.: �r = (x1, x2, x3) = xi; =<br />
r | �r | =<br />
1<br />
�<br />
x2 1 + x2 2 + x2 3<br />
→ Taylor:<br />
1<br />
| �r −�r ′ 1<br />
= −<br />
| | �r |<br />
3� ∂<br />
∂xi<br />
i=1<br />
� �<br />
1<br />
r<br />
x ′ i<br />
+ 1<br />
2<br />
3�<br />
i=1 j=1<br />
3�<br />
�<br />
∂<br />
∂xi<br />
∂<br />
∂xj<br />
� ��<br />
1<br />
r<br />
x ′ i x ′ j<br />
− . . .<br />
Die folgende Nebenrechnung dient zur näheren Erläuterung der Taylor-Entwicklung in unserem speziellen<br />
Fall.<br />
1<br />
| �r −�r ′ 1 3� ∂<br />
= +<br />
| | �r | i=1 ∂x ′ �<br />
1<br />
i | �r −�r ′ �<br />
| �r ′ = � x<br />
0<br />
′ i + . . .<br />
Wir betrachten jetzt einen Teil dieser Formel:<br />
∂<br />
∂x ′ �<br />
1<br />
i | �r −�r ′ �<br />
=<br />
|<br />
∂<br />
∂x ′ ⎡<br />
⎣<br />
1<br />
�<br />
i (xj − x ′ j )(xj − x ′ j )<br />
⎤<br />
⎦<br />
�r ′ = � 0<br />
x ′ k =0
4.4 Elektrische Multipole 31<br />
Hilfsformel:<br />
∂<br />
∂x ′ i<br />
∂<br />
∂x ′ i<br />
�<br />
1<br />
| �r −�r ′ |<br />
�<br />
�r ′ = � 0<br />
f(xj − x ′ Kettenregel<br />
j ) = − ∂<br />
∂xi<br />
= − ∂<br />
∂xi<br />
�<br />
1<br />
| �r −�r ′ |<br />
�<br />
�r ′ = � 0<br />
f(xj − x ′ j )<br />
= − ∂<br />
∂xi<br />
� �<br />
1<br />
r<br />
An dieser Stelle endet die kurze Erläuterung. Wenn wir nun in unserem eigentlichen Ausdruck die Einstein’sche<br />
Summenkonvention verwenden, so erhalten wir:<br />
1<br />
| �r −�r ′ � �<br />
1 ∂ 1<br />
= − x<br />
| r ∂xi r<br />
′ i + 1<br />
� � ��<br />
∂ ∂ 1<br />
x<br />
2 ∂xi ∂xj r<br />
′ ix ′ j − . . .<br />
Wenn wir dies nun in die Lösung der Poisson-Gleichung (4.9) einsetzen, so erhalten wir:<br />
ϕ(�r) = 1<br />
4πεr<br />
���<br />
ρel(�r ′ ) dV ′<br />
�<br />
−<br />
�� �<br />
Coulomb-Term<br />
1<br />
4πε<br />
� � ���<br />
∂ 1<br />
x<br />
∂xi r<br />
′ i ρel(�r ′ ) dV ′<br />
�<br />
+<br />
�� �<br />
Dipol-Term<br />
Interpretation:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1<br />
2<br />
1<br />
4πε<br />
� 2 ∂<br />
∂xi∂xj<br />
� ���<br />
1<br />
x<br />
r<br />
′ ix ′ j ρel(�r ′ ) dV ′<br />
� �� �<br />
Quadrupol-Term<br />
Der 1. Term steht für das Potential der im Ursprung vereinigten Gesamtladung. Ohne Beweis:<br />
Jede kugelsymmetrische Ladungsverteilung ρel(�r) = ρel(| �r |) liefert im Äußeren exakt das<br />
Coulomb-Potential. Die höheren Terme der Entwicklung beschreiben die Abweichung von der<br />
Kugelsymmetrie.<br />
Alle Anteile bewirken spezielle Kräfte über �F ∼ �E ∼ gradϕ auf Probeladungen. Sie sind also<br />
meßbar (ϕCoulomb ∼ 1<br />
r , ϕDipol ∼ 1<br />
).<br />
r2 Auf diese Art und Weise können wir eine Aussage über die Struktur der Ladungsverteilung<br />
machen.<br />
4.4.1 Elektrischer Dipol<br />
ϕ(�r) = ϕ Coulomb (�r) + ϕ Dipol (�r) + ϕ Quadrupol (�r) + . . . (4.11)<br />
Wir betrachten jetzt nur den Dipol-Term des skalaren Potentials:<br />
ϕ Dipol (�r) = − 1<br />
4πε<br />
�<br />
∂<br />
∂xi<br />
� ���<br />
1<br />
x<br />
r<br />
′ i ρel(�r ′ ) dV ′<br />
Mit<br />
ergibt sich nun:<br />
∂<br />
∂xi<br />
ϕ Dipol (�r) = 1<br />
4πε<br />
1 xi<br />
= −<br />
r r3 xi<br />
r 3<br />
���<br />
x ′ i ρel(�r ′ ) dV ′<br />
Diesen Ausdruck können wir nun als ein Skalarprodukt interpretieren. Somit können wir diese Gleichung<br />
folgendermaßen umschreiben:<br />
ϕ Dipol (�r) = 1<br />
4πε<br />
�r �p<br />
r 3<br />
�p =<br />
���<br />
�r ′ ρel(�r ′ ) dV ′<br />
(4.12)<br />
Der konstante Vektor �p wird auch als Dipolmoment bezeichnet. Anhand dieses Dipolmoments kann man<br />
eine Charakterisierung der Ladungsverteilung vornehmen.
32<br />
Beispiel: H2O-Molekül ✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Abb. 4.6: Schematisches H2O-Molekül<br />
Gesamtladung: Q = 0, Monopolanteil verschwindet<br />
Messung: Diese liefert ein Dipolmoment | �p |≈ 6 · 10 −30 As · m<br />
⇒ Der Winkel ergibt sich nun daraus, daß es nur eine Anordnung gibt, die das gemessene Dipolmoment<br />
erzeugt.<br />
Bemerkungen:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
◮ Im Allgemeinen hängt die Größe des Dipolmoments von der Lage des Ursprungs ab.<br />
�p02 =<br />
�<br />
(�a +�r ′ ) ρel(�r ′ ) dV ′<br />
�<br />
�p02 = �a ρel(�r ′ ) dV ′ �<br />
+ �r ′ ρel(�r ′ ) dV ′<br />
�p02 = Q �a + �p01 Q. . . Gesamtladung<br />
Nur wenn die Gesamtladung verschwindet, ist das Dipolmoment unabhängig von der Wahl des<br />
Ursprungs (z.B. im Wassermolekül).<br />
◮ �p verschwindet, wenn die Ladungsverteilung spiegelsymmetrisch bzgl. des Ortsvektors ist (ρel(�r) =<br />
ρel(−�r)).<br />
�<br />
�p = �r ′ ρel(�r ′ ) dV ′<br />
| �r ′ → −�r ′<br />
�<br />
�p = − �r ′ ρel(−�r ′ ) dV ′<br />
�<br />
| Spiegelsymmetrie<br />
�p = − �r ′ ρel(�r ′ ) dV ′<br />
�p = − �p ⇒ �p = � 0<br />
Ein Vektor ist nur dann gleich seinem ”Inversen bezüglich der Addition”, wenn es sich um den<br />
Nullvektor handelt.<br />
◮ Elektrisches Feld eines Dipols (für Berechnung der Kräfte):<br />
� Dipol Dipol 1<br />
E = − gradϕ = −<br />
4πε grad<br />
�<br />
�r �p<br />
r3 �<br />
� Dipol E Prod.-Regel<br />
= − 1<br />
� �<br />
1<br />
�r �p grad<br />
4πε<br />
r3 �<br />
+ 1<br />
�<br />
grad (�r · �p)<br />
r3 Betrachten wir nun die beiden Gradienten - Terme kurz gesondert:<br />
�<br />
1<br />
grad<br />
r3 �<br />
= �r<br />
r<br />
�<br />
d 1<br />
dr r3 �<br />
= − 3 1<br />
r4 �r<br />
r<br />
grad (�r · �p) = �ek<br />
∂<br />
∂xk<br />
(xl pl) | pl = const.<br />
= pl �ek<br />
∂xl<br />
= pl �ek δlk<br />
∂xk ����<br />
δlk<br />
= pk �ek = �p
4.4 Elektrische Multipole 33<br />
Wir erhalten somit:<br />
� E Dipol =<br />
1<br />
4πε r 3<br />
�<br />
3<br />
(�r · �p) �r<br />
r 2<br />
�<br />
− �p<br />
(4.13)<br />
Aus der Gleichung können wir ablesen, daß die Richtung von �p ausgezeichnet und qualitativ ∼<br />
1<br />
r 3 ist. Bringt man eine Probeladung in dieses Feld, kommt es zu einer spezifischen (meßbaren)<br />
Kraftwirkung.<br />
Einfaches Dipolmodell: 2 Punktladungen im Abstand ✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�l Auch in diesem Fall interessiert uns wieder das<br />
Abb. 4.7: Einfaches Dipolmodell<br />
Feld in großem Abstand: |�r| ≫ | �l|. Das Potential ϕ(�r) ist die Superposition der zugehörigen Potentiale<br />
der beiden Punktladungen (Coulomb-Potentiale, vgl. das Bsp. im Abschnitt 4.2):<br />
ϕ(�r) = 1<br />
�<br />
4πε<br />
Q<br />
| �r −� �<br />
−<br />
l |<br />
Q<br />
| �r |<br />
,<br />
l<br />
≪ 1, | �r |= r<br />
r<br />
Kurze Nebenrechnung:<br />
1<br />
| �r − � l | =<br />
Taylor-Entw. von<br />
1<br />
�<br />
r 2 + l 2 − 2�r � l<br />
1<br />
√ 1 + x :<br />
= 1<br />
r<br />
Dies setzen wir nun in ϕ(�r) ein:<br />
ϕ(�r) = 1<br />
4πε<br />
ϕ(�r) = 1<br />
4πε<br />
�<br />
Q<br />
r + Q �r �l Q<br />
−<br />
r3 r<br />
Q � l �r<br />
r 3<br />
+ . . .<br />
1<br />
�<br />
�<br />
� l2<br />
�<br />
�<br />
1 +<br />
r2 − 2�r �l r2 ,<br />
� �� �<br />
x<br />
1<br />
| �r −� 1<br />
≈<br />
l | r<br />
�<br />
1 + �r �l r2 �<br />
+ . . .<br />
Für das einfache Dipolmodell erhalten wir nun für das Potential<br />
Ohne Beweis:<br />
�<br />
ϕ(�r) = 1<br />
4πε<br />
�p ·�r<br />
r 3<br />
l2 vernachlässigbar<br />
r2 �p ≡ Q � l (4.14)<br />
Die weggelassenen höheren Terme der Taylor-Entwicklung verschwinden exakt bei dem folgenden<br />
Grenzübergang:<br />
� l → � 0 Q → ∞ derart, daß �p = Q � l = const.<br />
Dies ist der Übergang zum sogenannten ”Punktdipol”.<br />
Qualitativ: Elektrischer Dipol im äußeren Feld:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
✿✿✿✿✿✿
34<br />
1. Wechselwirkungsenergie (siehe Abschnitt 4.3.3):<br />
W WW<br />
el<br />
=<br />
N�<br />
i=1<br />
Qi ϕ a (�ri)<br />
Abb. 4.8: Symmetrie:Um die �p-Achse drehungsinvariant.<br />
= Q ϕ a (�r + � l) − Q ϕ a (�r)<br />
Taylor<br />
= Q ϕ a (�r) + Q � l gradϕ a + . . . − Q ϕ a (�r)<br />
= Q � l gradϕ a + . . .<br />
W WW<br />
el<br />
= − �p � E a<br />
Die Wechselwirkungsenergie ist absolut am kleinsten, wenn �p ⇈ � E a .<br />
2. Die Kraft, die auf einen Dipol wirkt:<br />
� F = Q � E a (�r + � l) − Q � E a (�r) Superposition aller Kräfte<br />
Taylor: Ea k (xj + lj) = Ea k (xj) + ∂Ea k<br />
lj + . . .<br />
∂xj<br />
� a E (�r + �l) = � a E (�r) + ( �l grad) � a E<br />
� F = Q � E a (�r) + Q ( � l grad) � E a − Q � E a (�r)<br />
� F = (Q � l grad) � E a<br />
Im homogenen Feld ∂<br />
∂xk<br />
Drehungen sind möglich (siehe nächster Punkt).<br />
3. Das Drehmoment auf einen Dipol<br />
� F = (�p grad) � E a<br />
lj ≪ xj<br />
� E a verschwindet � F. Es findet keine Translation des Dipols statt. Aber<br />
�M = �r × � F ( � M ist abhängig von Wahl des Ursprungs)
4.4 Elektrische Multipole 35<br />
→ Superposition:<br />
�M = (�r + � l) × Q � E a (�r + � l) − �r × Q � E a (�r)<br />
= �r × Q � E a (�r + � l) + � l × Q � E a (�r + � l) − �r × Q � E a (�r) | � l |≪| �r |<br />
Taylor<br />
= �r × Q � E a (�r) +�r × Q( � l grad) � E a + · · · + � l × Q � E a (�r) + · · · −�r × Q � E a (�r)<br />
= �r × (�p grad) � E a<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ + �p × � E a + . . .<br />
Ohne Beweis: Der markierte Ausdruck verschwindet bei geeigneter Wahl des Nullpunktes (z.B. in<br />
der negativen Ladung) oder bei homogenen Feldern.<br />
4.4.2 Elektrischer Quadrupol<br />
ϕ Quadru (�r) = 1<br />
8πε<br />
�<br />
�M = �p × � E a<br />
∂ 2<br />
∂xi ∂xj<br />
� ���<br />
1<br />
x<br />
r<br />
′ i x ′ j ρel(�r ′ ) dV ′<br />
Diesen Term für das Potential können wir nun umformen und erhalten den folgenden völlig identischen<br />
Ausdruck:<br />
ϕ Quadru 1<br />
(�r) =<br />
6 · 4πε<br />
� 2 ∂<br />
∂xi ∂xj<br />
� �<br />
1 �3x ′<br />
r<br />
ix ′ j − δijr ′2� ρel(�r ′ ) dV ′<br />
� �� �<br />
spurfreier symmetrischer Tensor 2. Stufe<br />
Wir haben also einen Ausdruck für das Quadrupol-Potential gefunden, in dem ein Tensor ”vorkommt”.<br />
Wir definieren den Tensor des Quadrupolmoments wie folgt:<br />
Qij =<br />
��� �3x ′ ix ′ j − δijr ′2� ρel(�r ′ ) dV ′<br />
Dieser Tensor besitzt die folgenden Eigenschaften:<br />
• reeller symmetrischer Tensor 2. Stufe<br />
• Tensor mit verschwindender Spur: Sp ^Q = Qii = 0<br />
[Qij] = As · m 2<br />
(4.15)<br />
• ^Q ist mit orthogonalen Transformationen diagonalisierbar; dann entsprechen die Hauptdiagonalelemente<br />
den Eigenwerten (Qi. . . EW)<br />
Wegen Qii = 0 ⇒ Q1 + Q2 + Q3 = 0 (Invarianz der Spur)<br />
z.B.: bei der Rotationssymmetrie um die x3-Achse:<br />
Q1 = Q2<br />
Sp.-Bed.<br />
= − 1<br />
2 Q3<br />
(nur ein unabhängiger EW)<br />
Den Ausdruck für das Potential können wir nun noch etwas vereinfachen:<br />
∂2 1 ∂<br />
�<br />
= −<br />
∂xi ∂xj r ∂xi<br />
xj<br />
r3 �<br />
Prod.-R. 3xixj<br />
=<br />
r5 δij<br />
−<br />
r3 Bei der Summation liefert der zweite Teil keinen Beitrag, da Qij spurfrei ist:<br />
Wir erhalten somit:<br />
Qij<br />
ϕ Quadru (�r) = 1<br />
4πε<br />
1<br />
r3 δij = 1<br />
r3 Qii = 0<br />
1<br />
r 5<br />
1<br />
2 Qijxixj<br />
∼ 1<br />
r 3<br />
(4.16)<br />
Einfaches Quadrupolmodell: 4 Punktladungen ✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Bsp.: • häufig bei einfachen Molekülen wie N2, O2<br />
• Deuterium: Qij ≈| e | 2, 8 · 10−27 cm2 Man kann die Effekte des Quadrupols im äußeren Feld über das obige Modell in analoger Weise zum<br />
Dipolmodell studieren.
36<br />
4.5 Leiter im elektrostatischen Feld<br />
Abb. 4.9: Grenzübergang:<br />
l → 0, Q · l 2 =const. ⇒ Punktquadrupol<br />
In der Praxis treten im allgemeinen keine ”reinen” Ladungsverteilungen auf. Im Feld befinden sich<br />
zusätzliche Objekte wie z.B. Meßgeräte, Tische etc..<br />
Die Substanzen, die wir in ein elektrisches Feld bringen, können wir dann bezüglich ihrer elektrischen<br />
Eigenschaft in die folgenden drei Gruppe einteilen:<br />
Leiter Halbleiter Isolatoren<br />
Für uns sind vorerst nur die Leiter interessant, da sie in Wechselwirkung mit dem elektrischen Feld treten.<br />
Eigenschaften von Leitern:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
• Sie enthalten frei bewegliche Ladungsträger.<br />
• Sie sind in der Regel nach außen hin elektrisch neutral.<br />
(Kompensation von Ladungen unterschiedlichen Vorzeichens pro Volumenelement)<br />
Beispiele: Metalle, Plasmen, Elektrolyte<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Wechselwirkung äußerer Felder:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿<br />
übliche Kraftwirkung<br />
⇒ Verschiebung der Ladungsträger, bis sich ein neuer stationärer Gleichgewichtszustand eingestellt<br />
hat<br />
→ Prozeß der Verschiebung wird außer Acht gelassen, da es sich dabei um einen zeitabhängigen Vorgang<br />
handelt!<br />
In der Elektrostatik interessiert uns nur der asymptotische Endzustand!<br />
Endzustand: Alle äußeren elektrischen Kräfte sind kompensiert.<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�<br />
Fel = � 0 ⇒ � E = � 0 ⇔ ϕ = const.<br />
⇒ Die Leiteroberfläche ist eine Äquipotentialfläche (Fläche konstanten Potentials). Räumlich getrennte<br />
Leiter besitzen in der Regel auch unterschiedliche Potentialwerte.<br />
Im Inneren der Leiter (mikroskopisch) erfolgt eine Kompensation von Ladungen und die Überschußladungen<br />
sammeln sich auf der Leiteroberfläche (math.: ”Rand” eines Gebiets). Es kommt zur Abstoßung der gleichen<br />
Ladungen und sie richten sich so aus, daß sie möglichst große Abstände zueinander einnehmen.<br />
Abb. 4.10: Ladungen verteilen sich gleichmäßig auf der<br />
Oberfläche.<br />
Zur Charakterisierung dieser Erscheinung führt man eine ”Flächenladungsdichte” σ(�r) ein:<br />
��<br />
σ(�r) dA = Q = Gesamtladung [σ] = As<br />
m2 F
4.5 Leiter im elektrostatischen Feld 37<br />
Für die Lösung der Poisson-Gleichung mit Leitern im Feld werden Randbedingungen benötigt! Man<br />
braucht daher Informationen über die Struktur des Feldes in der Nähe des Randes!<br />
1. Plausibilitätsbetrachtung: Wir können nun das elektrische Feld, welches aus der Oberfläche des<br />
Abb. 4.11: Aufspaltung des � E-Feld-Vektors<br />
Leiters hinausragt (hineingeht) in eine tangentiale und normale Komponente aufspalten.<br />
� E = � En + � Et<br />
Falls nun � Et �= � 0 ⇒ � Ft �= � 0. Dies hätte eine Verschiebung der Ladungsträger zur Folge, was einen<br />
Widerspruch zur Annahme eines statisches Gleichgewichtszustandes darstellt.<br />
� Et ≡ � 0<br />
⇒ Das elektrische Feld muß senkrecht auf der Leiteroberfläche (Rand des Gebiets)<br />
stehen!<br />
�<br />
2. Auswertung der Wirbelgleichung: �E d�r = 0<br />
Abb. 4.12: kleines Stück Leiter → hinreichend eben<br />
Nähe des Randes: h → 0;<br />
für h → 0 ist d�r ein Element der Tangentialebene der Leiteroberfläche, d.h � E ⊥ zum<br />
Rand<br />
� � � � �<br />
�E d�r = �E d�r + �E d�r + �E d�r + �E d�r<br />
1<br />
3<br />
1,3 Diese beiden Wege gehen in unterschiedliche Richtungen und kompensieren sich so. Man kann<br />
auch argumentieren, daß h → 0. Dann liefern die Integrale keinen Beitrag mehr, da es keinen<br />
Weg mehr gibt, über den integriert werden kann.<br />
4 Dieses Wegstück liegt im Leiter. Dort gilt aber: �E = �0. Demzufolge verschwindet auch dieses<br />
Integral.<br />
�<br />
⇒ �E d�r = 0<br />
Für kurze Wege gilt demzufolge:<br />
3. Auswertung der Quellengleichung:<br />
� E d�r = 0 ⇒ � E ⊥ d�r ⇒ � Et = � 0<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
2<br />
�D d � A = Qin V<br />
4<br />
2
38<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
�D d � A =<br />
Abb. 4.13: ”Keksdose” befindet sich in der Oberfläche<br />
∂V. . . Oberfläche dieser Dose<br />
��<br />
Deckel<br />
�D d � A +<br />
��<br />
Boden<br />
�D d � A +<br />
��<br />
Seitenwand<br />
�D d � A<br />
Das Integral über die Bodenfläche fällt weg, da im Inneren des Leiters kein elektrisches Feld ist.<br />
Auch das Seitenwand-Integral liefert keinen Beitrag, da �En ∼ � Dn ⇒ � D ⊥ d� A ⇒ = 0.<br />
Wir erhalten somit: ��<br />
��<br />
�D �n dA = Qin V = σ dA<br />
Einführung des Potentials:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
∂ϕ<br />
∂n<br />
Deckel<br />
Deckel<br />
⇒ � D �n = σ ⇔ � E �n = σ<br />
ε = |� En|<br />
σ = � D �n = ε � E �n = − ε �n gradϕ = − ε ∂ϕ<br />
∂n<br />
σ = − ε ∂ϕ<br />
∂n<br />
wird als die Normalenableitung des Potentials bezeichnet.<br />
Potentialberechnungen:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
(4.17)<br />
Diese Aufgabenstellung ist im allgemeinen kompliziert, da ρel(�r) ↔ σ(�r) nicht unabhängig voneinander<br />
sind. Es kommt zu einer starken Rückkopplung. Die Lösung wird viel einfacher, wenn σ(�r) vorgegeben<br />
ist ⇔ ∂ϕ<br />
∂n auf dem Rand ist gegeben. Das Lösen der Poisson-Gleichung mit Randbedingungen stellt eine<br />
Randwertaufgabe dar.<br />
Randbedingungen für: ∆· ϕ = − ρel<br />
ε<br />
1. Dirichlet’sche Randbedingung: ϕ auf dem Leiter vorgegeben.<br />
2. Neumann’sche Randbedingung: ∂ϕ<br />
∂n<br />
auf dem Leiter gegeben.<br />
3. Gemischte Randbedingung: a · ϕ + b · ∂ϕ<br />
∂n gegeben<br />
Mit diesen Randbedingungen existiert eine eindeutige Lösung.<br />
4.5.1 Minimaleigenschaft der elektrostatischen Energie<br />
Das statische Gleichgewicht bei der Anwesenheit von Leitern ist durch die konstante Potentialverteilung<br />
auf den Leitern charakterisiert. Wir wollen nun zeigen, daß die elektrostatische Energie für diese Situation<br />
ein Minimum annimmt.<br />
W = 1<br />
2<br />
���<br />
�E D� dV<br />
Für jede andere Feldkonfiguration �E ′ , � D ′ muß dann gelten (gestrichene Größen bezeichnen das variierte<br />
Feld):<br />
W ′ = 1<br />
2<br />
���<br />
� ′<br />
E D � ′<br />
dV ≥ W
4.5 Leiter im elektrostatischen Feld 39<br />
Abb. 4.14: Es sind zwei verschiedene � E-Felder dargestellt.<br />
Vor.: Die Ladungsverteilung und Flächenladungsdichte auf den Leitern werden festgehalten<br />
z.z.:<br />
ρel(�r) = ρ ′ el(�r) σ(�r) = σ ′ (�r)<br />
∆W = W ′ − W = 1<br />
2<br />
� ��E �<br />
′<br />
D � ′<br />
− �E D�<br />
Für die Differenzen führen wir nun die folgenden Abkürzungen ein:<br />
Damit ergibt sich nun:<br />
∆W = 1<br />
� ���E<br />
+ � ′′<br />
E<br />
2<br />
� � D � + D � ′′ �<br />
− �E � �<br />
D dV<br />
∆W = 1<br />
�<br />
�<br />
� ′′<br />
E D � ′′ 1<br />
��E �<br />
dV + � ′′<br />
D + � ′′<br />
E D�<br />
dV<br />
2<br />
2<br />
dV ≥ 0<br />
� E ′′ = � E ′ − � E � D ′′ = � D ′ − � D<br />
Aufgrund von � D = ε �E und � D ′′ = ε �E ′′ können wir den letzten Ausdruck auch schreiben als:<br />
∆W = 1<br />
2 ε<br />
�<br />
�E ′′� ′′<br />
E dV +<br />
�<br />
�E D � ′′<br />
dV (4.18)<br />
Wir betrachten nun das zweite Integral aus Gleichung (4.18) separat und benutzen �E = − gradϕ:<br />
�<br />
�<br />
�E D � ′′<br />
dV = − gradϕ � D ′′ dV<br />
Außerdem verwenden wir die folgende Hilfsformel:<br />
Der Term mit div � D ′′ verschwindet, da<br />
Somit erhalten wir<br />
���<br />
���<br />
�E D � ′′<br />
dV = − div(ϕ � D ′′ ) dV<br />
↓ Gauß<br />
���<br />
� E � D ′′ dV = −<br />
div(ϕ � D ′′ ) = ϕ div � D ′′<br />
� �� �<br />
=0<br />
+ � D ′′ gradϕ<br />
div � D ′′ = div( � D ′ − � D) = div � D ′ − div � D = ρ ′ el(�r) − ρel(�r) Vor.<br />
= 0<br />
��<br />
◦ ϕ � D ′′ d� A<br />
∂V<br />
Wir können nun die Oberfläche ∂V in zwei Anteile aufsplitten. Der eine ist die äußere Oberfläche des<br />
Volumens (∂V∞) und der zweite Anteil ist die Oberfläche des Leiters, der sich im Volumen befindet,<br />
denn dies ist auch eine Oberfläche des Volumens (∂VL). Die Flächennormale der äußeren Oberfläche zeigt<br />
nach außen, wogegen die Flächennormale der Leiteroberfläche in den Leiter hineinzeigt. Das hängt damit<br />
zusammen, daß wir die Oberfläche des Volumens betrachten; uns also in das Volumen setzen und hinaus
40<br />
schauen. Wenn nun die Flächennormale aus dem Volumen hinauszeigt, muß sie zwangsläufig in den Leiter<br />
hineinzeigen. �<br />
�<br />
�E D � ′′<br />
dV = − ϕ � D ′′ d� �<br />
A − ϕ � D ′′ d� A<br />
V<br />
∂VL<br />
Der Anteil der äußeren Oberfläche verschwindet hier, da bei der Multipolentwicklung r hinreichend groß<br />
ist und dann gilt:<br />
⎫<br />
�<br />
�E D � ′′<br />
dV = −<br />
V<br />
�<br />
∂VL<br />
� �<br />
ϕ �D ′<br />
− D�<br />
d� A<br />
ϕ ∼ 1<br />
r<br />
�D ′′ ∼ 1<br />
r 2<br />
∂V∞ ∼ r 2<br />
↓ ϕ auf Oberfläche const. ( Voraussetzung!)<br />
�<br />
�E D � ′′<br />
dV = − ϕ<br />
� � �<br />
�D ′<br />
− D�<br />
d� A<br />
V<br />
∂VL<br />
Für einen Leiter gilt weiterhin � D = � D ′ . Damit:<br />
a) �verschwindet die Tangentialkomponente<br />
�Dt = ε �Et = �0, D � ′<br />
t = ε �E ′ t = � �<br />
0<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭<br />
∼ 1<br />
r<br />
∂V∞<br />
→ 0 für r → ∞<br />
b) verschwindet � auch die Normalkomponente<br />
�Dn = σ �n Vor.<br />
= � D ′ �<br />
n<br />
�<br />
⇒ �E D � ′′<br />
dV = 0 ⇒ Damit reduziert sich Gl. (4.18) auf:<br />
V<br />
∆W = ε<br />
2<br />
� ��E ′′ � 2<br />
dV = ε<br />
2<br />
� � �2 �E ′ − �E � ��<br />
≥0<br />
�<br />
dV ≥ 0<br />
Wir konnten also zeigen, daß die elektrische Feldenergie minimal wird, wenn auf dem Rand<br />
des betrachteten Volumens (Leiteroberfläche) das Potential konstant gehalten wird.<br />
Diese Eigenschaft ist z.B. für numerische Rechnung sehr nützlich, da man so ein Kriterium dafür hat, ob<br />
die Rechnung in die richtige oder total falsche Richtung geht (Man prüft ständig, ob die Energie größer<br />
oder kleiner wird; wird sie größer, so ist man auf dem Holzweg.).<br />
4.5.2 Kapazität<br />
Wir betrachten jetzt zwei räumlich getrennte Leiter mit den Ladungen (+Q) und (-Q). Diese Anordnung<br />
wird unabhängig von der Leiterform als Kondensator bezeichnet.<br />
1<br />
Abb. 4.15: Anordnung eines Kondensators<br />
2�<br />
2�<br />
U = �E d�r = − grad ϕ d�r = ϕ1 − ϕ2 = ϕ12<br />
1
4.5 Leiter im elektrostatischen Feld 41<br />
Da die ϕi konstant sind, gilt auch: U = const.<br />
Um die Aufnahmefähigkeit eines Systems für Ladungen zu charakterisieren, wird der Begriff der Kapazität<br />
eingeführt (formale Definition):<br />
C = Q<br />
U<br />
[C] = As<br />
V<br />
= F (4.19)<br />
Diese Größe ist vom Zwischenmedium und der Geometrie der Leiteranordnung abhängig.<br />
Berechnung der Kapazität:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
• Q ist vorgegeben.<br />
• Berechnung des Potentials im Zwischenraum durch das Lösen der Poisson-Gleichung der Form<br />
∆· ϕ = 0 + Randbedingungen (Geometrie).<br />
• Daraus erhält man die Potentialdifferenz (die Spannung).<br />
• Nun folgt die einfache Berechnung der Kapazität.<br />
Die Berechnung geht oft aber auch viel einfacher, d.h. ohne direktes Lösen der Laplace-Gleichung. Wir<br />
führen dies nun am Beispiel des (idealen) Plattenkondensators durch.<br />
Abb. 4.16: Der Plattenkondensator<br />
• Die Plattenfläche A ist sehr groß (unendliche Ausdehnung); der Plattenabstand d dagegen sehr<br />
klein.<br />
• Auf den Platten liegt eine homogene Ladungsverteilung vor, da es zu einer Abstoßung der gleichen<br />
Ladungen kommt, die einen möglichst großen Abstand zueinander einnehmen.<br />
→ σ = const.<br />
• Außerdem vernachlässigen wir das Streufeld am Rand der Platten (da d klein und A groß).<br />
Mit diesen Voraussetzungen können wir nun mit der Berechnung beginnen.<br />
1. Berechnung von � E<br />
σ A = ε<br />
��<br />
� E d � A<br />
�,außen<br />
� �� �<br />
=0,da kein Feld<br />
��<br />
◦ � D d � A = Qin V = σ A<br />
+ ε<br />
��<br />
�,innen<br />
� E d � A + ε<br />
� D = ε � E<br />
Abb. 4.17: Integrationsfläche für die Berechnung von � E<br />
��<br />
�E dA� Rest<br />
� �� �<br />
=0,�n⊥ � E
42<br />
σ A = ε<br />
σ A = ε<br />
��<br />
�,innen<br />
��<br />
� E d � A Ansatz: � E = � E(z) = E(z)�ez (Homogenität d. Ladungsverteilg.)<br />
E(z) �ez · �ez dA<br />
� �� �<br />
d � A<br />
E ist nur von z abhängig ⇒ E ist auf einer Fläche (x,y) const.<br />
��<br />
σ A = ε E(z) dA ⇒ E(z) = σ<br />
= const. (unabhängig von z)<br />
ε<br />
2. Spannungsberechnung<br />
� E = σ<br />
ε �ez<br />
2�<br />
U = �E d�r Wahl des Weges entlang einer Feldlinie des �E - Feldes ⇒ d�r = �ez dz<br />
U =<br />
1<br />
d�<br />
0<br />
U = σ<br />
ε d<br />
σ<br />
ε �ez �ez dz<br />
3. Berechnung der Kapazität<br />
Zusammenhang zwischen ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
C = Q<br />
U<br />
Kapazität und Energie<br />
✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿<br />
U =<br />
Q d<br />
ε A<br />
= ���� ε<br />
Zwischenmedium<br />
·<br />
A<br />
d<br />
����<br />
Geometrie<br />
Die Definition der Kapazität erscheint sehr formal. Deshalb suchen wir jetzt einen physikalischen Zusammenhang<br />
zwischen der elektrostatischen Energie des Feldes und der Kapazität. Unser Ausgangspunkt ist<br />
der Green’sche Satz .<br />
Green’scher Satz: ϕ, ψ sind 2 beliebige Skalarfelder<br />
� � � � � ��<br />
ϕ ∆· ψ + �∇ϕ �∇ψ<br />
V<br />
Wahl: ϕ = ψ = Potential, auf den Leitern konstant<br />
V . . . Volumen außerhalb der Leiter<br />
∆· ϕ = 0<br />
∂V = ∂V∞ + ∂VL1 + ∂VL2<br />
Für unseren Fall lautet der Green’sche Satz also wie folgt:<br />
�<br />
(grad ϕ) 2 �<br />
dV = � 2<br />
E dV =<br />
V<br />
V<br />
dV =<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
ϕ ∂ψ<br />
∂n dA<br />
ϕ ∂ϕ<br />
∂n dA
4.5 Leiter im elektrostatischen Feld 43<br />
�<br />
� 2<br />
E dV =<br />
V<br />
�<br />
V<br />
��<br />
◦<br />
∂VL 1<br />
ϕ ∂ϕ<br />
∂n<br />
� E 2 dV ϕ=const.<br />
= ϕ1<br />
dA +<br />
��<br />
◦<br />
∂VL 1<br />
∂ϕ<br />
∂n<br />
��<br />
◦<br />
∂VL 2<br />
ϕ ∂ϕ<br />
∂n<br />
dA + ϕ2<br />
dA +<br />
��<br />
◦<br />
∂VL 2<br />
��<br />
◦<br />
ϕ ∂ϕ<br />
∂n dA<br />
∂V∞<br />
� �� �<br />
→ 0, r → ∞<br />
∂ϕ<br />
∂n dA<br />
Verwenden jetzt: ∂ϕ<br />
∂n = �n grad ϕ = − �n �E und multiplizieren mit ε<br />
2 durch.<br />
⎡<br />
⎤<br />
1<br />
2<br />
�<br />
V<br />
� E � D dV = − 1<br />
2<br />
⎢<br />
⎣<br />
ϕ1<br />
��<br />
◦<br />
∂VL 1<br />
�D d � A<br />
� �� �<br />
QL 1<br />
+ ϕ2<br />
��<br />
◦ �D d<br />
∂VL2 � ⎥<br />
A ⎥<br />
� �� �<br />
⎦<br />
−QL 2<br />
Da �n in den Leiter hineinzeigt, benötigen wir für die Anwendung der<br />
Maxwell-Gleichungen bei den beiden Integralen noch ein ”Minus”.<br />
Wel = − Q<br />
2 (ϕ2 − ϕ1)<br />
Wel = Q<br />
2 (ϕ1 − ϕ2)<br />
Wel =<br />
Q U<br />
2<br />
= C<br />
2 U2 = 1<br />
2 C Q2<br />
(4.20)<br />
Unter dieser Gleichung versteht man die energetische Definition der Kapazität. In der Mechanik findet<br />
man eine ”Merk-Analogie” zu dieser Gleichung:<br />
Wkin = m<br />
2 v2 = 1<br />
2 m p2
44<br />
5 Magnetfeld stationärer Ströme<br />
Im elektrostatischen Fall hatten wir eine Entkopplung der elektrischen und magnetischen Anteile in den<br />
Maxwell-Gleichungen. Für das Magnetfeld betrachten wir nun:<br />
div � B = 0<br />
rot � H = � j<br />
�B = µ � H µ = const.<br />
(5.1)<br />
Aufgrund der Identität div(rot � H) = 0 = div � j folgt die Kontinuitätsgleichung<br />
div � j = 0<br />
Es muß nun � j(�r) vorgegeben sein. Daraus wollen wir nun � H und � B berechnen.<br />
5.1 Lösung mittels Integralform<br />
��<br />
◦ �B d� A = 0,<br />
�<br />
�H d�r = �<br />
I Summe aller vorzeichenbehafteten<br />
A Ströme durch die Fläche A<br />
∂V<br />
∂A<br />
Bei symmetrischen Feldern kann man die Integralform häufig direkt ausrechnen.<br />
Beispiel: unendlich langer Draht mit der Stromstärke I<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
�B d � A = 0 ⇔ Die Feldlinien des � B - Feldes sind geschlossen.<br />
Es existieren keine magnetischen Ladungen!<br />
Abb. 5.1: ”Rechte-Hand-Regel” legt die Richtung der � H-Feldlinien fest<br />
Abb. 5.2: Der Integrationsweg ist S 1 ;<br />
A beliebige Oberfläche, ∂A Rand von A (Integrationsweg)<br />
Anschaulich: Zylindersymmetrie<br />
�<br />
Ansatz: H(x, � y, z) = H(r, � ϕ, z) = H(r)(−�eϕ) = H(r) �ez × �r<br />
�<br />
r<br />
Das Feld ist translationsinvariant bezüglich z und außerdem invariant unter Drehungen um die<br />
z-Achse. Deshalb hängt � H in Zylinderkoordinaten nur noch vom Abstand r von der Zylinderachse<br />
ab.<br />
Einsetzen in (5.1):<br />
� � �<br />
�H d�r = H(r) �ez × �r<br />
�<br />
d�r = I<br />
r<br />
∂A<br />
∂A
5.2 Das Vektorpotential 45<br />
da ∂A = S 1 �<br />
: d�r ⇈ �ez × �r<br />
�<br />
r<br />
�<br />
in jedem Punkt: d�r = �ez × �r<br />
� �<br />
I = H(r) �ez ×<br />
�<br />
r<br />
ds<br />
∂A<br />
�r<br />
�2 ds<br />
r<br />
| H(r) auf S 1 const.<br />
�<br />
I = H(r) ds = H(r) 2πr<br />
∂A<br />
H(r) = I<br />
2πr ⇒ � H = I (�ez ×�r)<br />
2πr 2 Und mit � I = I �ez :<br />
�H(�r) = � I × �r<br />
2πr 2<br />
Der Betrag von � B bzw. � H ist ∼ 1<br />
r . Dieses untypische Verhalten ist auf den unendlich langen Draht<br />
zurückzuführen.<br />
Wir suchen nun aber eine Methode, die auch für unsymmetrische Stromverteilungen funktioniert.<br />
5.2 Das Vektorpotential<br />
Gesucht ist nun wie in der Elektrostatik ein allgemeines Verfahren für beliebige Stromverteilungen.<br />
Die Gleichung div � B = 0 läßt sich durch die Einführung des sogenannten Vektorpotentials � A(�r) immer<br />
durch<br />
�B = rot � A [ � A] = Vs<br />
m<br />
erfüllen, da die Identität div(rot(. . . )) = 0 gilt. Mit der Materialgleichung und der 2. Maxwell-Gleichung<br />
erhalten wir:<br />
�j = rot H �<br />
1<br />
=<br />
µ rot � B Vekt.-Pot. 1<br />
=<br />
µ rot rot � A = 1<br />
� �<br />
grad div<br />
µ<br />
� �<br />
A − ∆· � �<br />
A<br />
An dieser Stelle erinnern wir uns wieder daran, daß ein Vektorfeld durch die Angabe seiner Wirbel und<br />
Quellen eindeutig festgelegt werden kann (vgl. Abschnitt 2). Bis jetzt haben wir nur Aussagen über die<br />
Wirbel von � A gemacht, d.h. die Quellen fehlen noch.<br />
⇒ Festlegung (Coulomb-Eichung): div � A = 0 (zweckmäßig)<br />
(5.2)<br />
Poisson-Gleichung: ∆· � A = − µ � j (5.3)<br />
Wir können nun auch die Lösung der Poisson-Gleichung aus der Elektrostatik übernehmen (siehe Abschnitt<br />
4.2):<br />
5.2.1 Eichtransformation<br />
�A(�r) = µ<br />
4π<br />
���<br />
Leiter<br />
� j(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ |<br />
Für die (klassische) <strong>Physik</strong> ist � A (nur) eine Hilfsgröße. Meßbar sind nur � H oder � B (z.B. über � F = � j × � B).<br />
Wir haben nun die Möglichkeit, einen Übergang � A → � A ′ zu machen, ohne daß sich das Magnetfeld � B<br />
ändert.<br />
Ausgangspunkt ist die folgende Transformation:<br />
dV ′<br />
(5.4)
46<br />
”Eichtransformation”: � A ′ = � A + grad f(�r) (5.5)<br />
�B ′ = rot � A ′ = rot � A + rot grad f(�r) = rot<br />
� �� �<br />
=0<br />
� A = � B<br />
Wir benötigen nun noch eine zusätzliche Bedingung. Wir fordern die Quellfreiheit des Vektorpotentials<br />
unabhängig von der Eichfunktion f(�r).<br />
div � A ′ = 0 = div � A + div grad f(�r) = div � A + ∆· f(�r)<br />
⇒ Laplace-Gleichung: ∆· f(�r) = 0<br />
Falls der Gradient einer Lösung der Laplace-Gleichung zum Vektorpotential � A addiert wird,<br />
so ändert sich die (klassische) <strong>Physik</strong> nicht!<br />
Beispiel: homogenes Magnetfeld in z-Richtung<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�B = (0, 0, B) B = const. (wegen Homogenität)<br />
�A ′ = � − B<br />
�<br />
B<br />
2 y, 2 x, 0� Diese beiden Vektorpotentiale liefern beide<br />
�A = (0, Bx, 0)<br />
über rot � A = � B das obige Magnetfeld!<br />
Die beiden Vektorpotentiale sind auch quellfrei. Sie lassen sich in der Tat durch die Eichtransformation<br />
ineinander überführen.<br />
f = − B<br />
2 xy + const. ⇒ ∆· f = 0<br />
grad f = � − B B<br />
2 y, − 2 x, 0� , d.h.<br />
�A ′ = � A + grad f<br />
Im folgenden wollen wir nur noch solche Größen als physikalisch relevante Größen (”Meßgrößen”) zulassen,<br />
die invariant unter der Eichtransformation sind (z.B. � B)!<br />
Frage: Ist die allgemeine Lösung für ✿✿✿✿✿✿<br />
� A (5.4) überhaupt mit der Nebenbedingung<br />
div� A = 0 verträglich?<br />
Vor.:<br />
� j sei räumlich beschränkt (reiche also nicht ins Unendliche).<br />
a) Poisson-Gleichung:<br />
∆· � A = − µ � � j | div-Bildung<br />
div ∆· � �<br />
A = − µ div �j �<br />
∆· div� �<br />
A = − µ div �j � �� �<br />
= 0<br />
⇒ div � j = 0 (Kontinuitätsgleichung)<br />
Die Nebenbedingung ist mit der Kontinuitätsgleichung verträglich.<br />
b) Allgemeine Lösung:<br />
div� A(�r) = µ<br />
4π div�r<br />
���<br />
div� A(�r) = µ<br />
4π<br />
���<br />
Leiter<br />
Leiter<br />
div�r<br />
� j(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ |<br />
� j(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ |<br />
dV ′<br />
dV ′<br />
| div wirkt auf �r
5.2 Das Vektorpotential 47<br />
Nebenrechnung:<br />
�<br />
�j(�r ′ )<br />
div�r<br />
| �r −�r ′ �<br />
|<br />
Prod.-Reg.<br />
=<br />
� ′ 1<br />
j(�r ) grad�r<br />
| �r −�r ′ |<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
= − �j(�r ′ (�r −�r<br />
)<br />
′ )<br />
| �r −�r ′ | 3 =�j(�r ′ 1<br />
) (−1) grad�r ′<br />
| �r −�r ′ |<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Prod.-Reg.<br />
= − div�r ′<br />
⎛<br />
⎜ � ′ j(�r )<br />
⎝<br />
| �r −�r ′ | +<br />
1<br />
(�r −�r ′ )<br />
div�r ′ ⎞<br />
� ′<br />
j(�r )<br />
� �� �<br />
⎟<br />
⎠<br />
= − div�r<br />
= 0 Kontinuitätsgl.<br />
′<br />
�<br />
�j(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ �<br />
|<br />
An dieser Stelle endet unsere kurze Nebenrechnung. Die beiden markierten<br />
Ausdrücke sind identisch.<br />
div� A NR<br />
= − µ<br />
4π<br />
���<br />
div�r<br />
Leiter<br />
′<br />
� ′ j(�r )<br />
| �r −�r ′ ′<br />
dV<br />
|<br />
div� A Gauß<br />
= − µ<br />
��<br />
◦<br />
4π<br />
� ′ j(�r )<br />
| �r −�r ′ | d�F ′<br />
∂V ′<br />
Wir legen unsere Integrationsoberfläche ∂V ′ nun dahin, wo � j = � 0 (also außerhalb des Gebietes).<br />
Daraus folgt dann, daß<br />
⇒ div � A = 0<br />
5.2.2 Biot - Savart’sches Gesetz (für dünne Leiter)<br />
Alles kompatibel!<br />
In der Praxis haben wir es häufig mit Leitern kleinen Querschnitts zu tun (”Drähte”). Wenn der Querschnitt<br />
gegen Null geht, dann sprechen wir von sogenannten ”Linienströmen”.<br />
dV ′ = d � F d�r ′ =| d � F | · | d�r ′ | d � F . . . gerichtetes differentielles Flächenelement<br />
d � F ⇈ d�r ′ ⇈ � j<br />
� j(�r ′ ) dV ′ =| � j(�r ′ ) | · | d � F | d�r ′<br />
Die Angabe der Richtung von �j wird durch die Richtung von d�r ′ übernommen.<br />
(5.4) ⇒ A(�r) �<br />
µ<br />
=<br />
4π<br />
���<br />
| � ′ j(�r ) | · | d� ′ F | d�r<br />
| �r −�r ′ |<br />
Falls der Aufpunkt hinreichend weit vom Leiter entfernt und der Querschnitt klein ist, kann bei der<br />
1<br />
dF-Integration der Faktor |�r−�r ′ | als konstant angesehen werden!<br />
A(�r) ≈ µ<br />
��<br />
|<br />
4π<br />
�j(�r ′ ) | · | d� �<br />
d�r<br />
F | ·<br />
� �� � Leiter<br />
I<br />
′<br />
| �r −�r ′ |
48<br />
A(�r) ≈ µ<br />
4π I<br />
�<br />
Leiter<br />
d�r ′<br />
| �r −�r ′ |<br />
Aufgrund der Kontinuitätsgleichung muß der Stromkreis geschlossen sein. Damit erhalten wir nun einen<br />
Ausdruck, der exakt für ”Linienströme” ist, für dünne Leiter aber eine gute Näherung darstellt.<br />
A(�r) ≈ µ<br />
4π I<br />
�<br />
Leiter<br />
d�r ′<br />
| �r −�r ′ |<br />
Mit Hilfe diese Ausdrucks können wir nun das Magnetfeld berechnen.<br />
�B(�r) = rot � A = � ∇�r × � A(�r)<br />
�B(�r) = µ<br />
4π I<br />
� �<br />
d�r<br />
�∇�r ×<br />
′<br />
| �r −�r ′ �<br />
|<br />
Nebenrechnung:<br />
�∇�r ×<br />
(5.6)<br />
d�r ′<br />
| �r −�r ′ | = � 1<br />
∇�r ×<br />
| �r −�r ′ | d�r ′ = � 1<br />
∇�r<br />
| �r −�r ′ =<br />
|<br />
�<br />
1<br />
grad�r | �r −�r ′ �<br />
× d�r<br />
|<br />
′<br />
= − (�r −�r ′ )<br />
| �r −�r ′ | 3<br />
′<br />
× d�r<br />
× d�r ′<br />
Wenn wir dieses Resultat nun einsetzen, so erhalten wir das Biot-Savart’sche Gesetz für dünne Leiter:<br />
Biot-Savart’sches Gesetz:<br />
� B(�r) = − µ<br />
4π I<br />
� (�r −�r ′ ) × d�r ′<br />
| �r −�r ′ | 3<br />
Diese Gesetzt stellt eine sehr gute Näherung für dünne Drähte und große Abstände dar ( Querschnitt<br />
Abstand<br />
Beispiele:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. Feld eines unendlich langen Leiters<br />
| �r |= r, | �r ′ |= s, | d�r ′ |= ds, | �a × � b |=| �a | · | � b | sin α<br />
| � B |= µ<br />
4π I<br />
| � B |= µ<br />
4π I<br />
| � B |=<br />
µ I<br />
2πr<br />
∞�<br />
−∞<br />
∞�<br />
−∞<br />
| �r −�r ′ | · | d�r ′ | sin α<br />
| �r −�r ′ | 3<br />
| sin α =<br />
r<br />
(r2 + s2 µ I<br />
ds =<br />
3/2<br />
) 4π r<br />
�<br />
s<br />
r2 √ r2 + s2 (vgl. das Ergebnis in Abs. 5.1)<br />
r<br />
√ r 2 + s 2<br />
2. Kreisförmige Leiterschleife<br />
Wir suchen das Feld im Mittelpunkt der Leiterschleife: � B = � B(0). Außerdem ist:<br />
�r = 0, �r ′ = R �er, d�r ′ = ds �eϕ = R dϕ d�eϕ � �<br />
µ I<br />
B(0) = −<br />
4π<br />
S1 (R dϕ �eϕ) × (R �er)<br />
R3 �B(0) = −<br />
�<br />
dϕ<br />
µ I<br />
4π<br />
1<br />
R (�eϕ × �er)<br />
S 1<br />
� ∞<br />
−∞<br />
(5.7)<br />
≪ 1).
5.3 Energie von Stromverteilungen 49<br />
�B(0) = µ<br />
2<br />
I<br />
R �ez<br />
Abb. 5.3: kreisförmige Leiterschleife<br />
Mit diesem Teilresultat können wir nun auch eine qualitative Erklärung der atomaren magnetischen<br />
Momente im Rahmen des Bohr’schen Atommodells geben.<br />
• kreisendes Elektron ^= Ringstrom<br />
• Kreisfrequenz: ω = 2π<br />
τ , τ. . . Umlaufzeit<br />
• Drehimpuls: � L = �r × �p = R 2 me ω �ez, me. . . Elektronenmasse<br />
• Der Ringstrom erzeugt ein Magnetfeld.<br />
I = ˙ Q ≈ e<br />
τ<br />
= e<br />
2π ω<br />
�B(0) = µ0<br />
2 R I �ez ≈ µ0<br />
e<br />
2π<br />
ω<br />
2 R �ez = µ0 e<br />
2π me<br />
� L<br />
2 R 3<br />
Das magnetische Moment ist wie folgt defininert (siehe Exp.-Ph.):<br />
d �m = � M dV<br />
Mit der Materialgleichung und der Näherung<br />
erhalten wir:<br />
� M . . . Magnetisierung<br />
�B = µ0 � H + � M � M = k � B k . . . numerische Konstante<br />
�m = k<br />
���<br />
unsere Näherung: �m ∼ µ0 e<br />
V<br />
�B(0) dV = k µ0 e<br />
2π me<br />
me<br />
� L<br />
2 R 3<br />
���<br />
dV<br />
V<br />
� �� �<br />
∼R 3<br />
� L exakt: �m = µ0 e<br />
2 me<br />
Das magnetische Moment �m ist für die paramagnetische Eigenschaft von Substanzen verantwortlich.<br />
5.3 Energie von Stromverteilungen<br />
5.3.1 Magnetische Feldenergie<br />
Diesen Fall handeln wir analog zum elektrostatischen Fall ab (vgl. Abschnitt 4.3.2).<br />
Wm = 1<br />
2<br />
�<br />
�H � B dV = 1<br />
2<br />
�<br />
�H rot � A dV<br />
Wir wenden jetzt die Hilfsformel<br />
�<br />
div �a × � �<br />
b = �b rot �a − �a rot �b � L
50<br />
an und erhalten somit:<br />
Wm = 1<br />
2<br />
�<br />
�A rot � � ��H� dV +<br />
�j 1<br />
Wm =<br />
� � �<br />
div �A × H�<br />
2<br />
� ��<br />
Gauß<br />
dV<br />
�<br />
1<br />
2<br />
�<br />
��<br />
�j A� 1<br />
� �<br />
dV + ◦ �A × H�<br />
d<br />
2<br />
�F ∂V<br />
Wir legen unseren Rand ∂V wieder weit außerhalb der (lokalisierten) Ladungsverteilung. Somit liegen die<br />
folgenden Tendenzen vor:<br />
�A ∼ 1<br />
r , H� 1<br />
∼ , ∂V ∼ r2<br />
r2 Damit verschwindet das geschlossene Oberflächenintegral, da wir mit r gegen unendlich gehen. Der Ausdruck<br />
für die magnetische Feldenergie reduziert sich zu:<br />
Wm = 1<br />
2<br />
���<br />
�j(�r) A(�r) � dV (5.8)<br />
R 3<br />
An dieser Stelle setzen wir die allgemeine Lösung des Vektorpotentials (5.4) ein und erhalten einen<br />
Ausdruck für die Energie des magnetischen Feldes.<br />
Wm = µ<br />
8π<br />
��� ���<br />
R 3<br />
R 3<br />
� j(�r) � j(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ | dV ′ dV<br />
Wir können auch diese magnetische Energie als ”Selbstenergie” interpretieren. Diese beiden Gleichungen<br />
sind mit den Gleichungen der Elektrostatik völlig identisch (vgl. (4.10)).<br />
5.3.2 Energie einer Stromverteilung im äußeren Feld � B a<br />
Wir setzen hier in analoger Weise wie in der Elektrostatik voraus, daß die Stromverteilung ”eingefroren”<br />
ist, also nicht von � Ba beeinflußt wird.<br />
Wm = 1<br />
� ��H<br />
+ � a<br />
H<br />
2<br />
� � B � + B� a �<br />
dV<br />
Wm = 1<br />
�<br />
�H<br />
2<br />
� B dV + 1<br />
�<br />
�H<br />
2<br />
a�<br />
�<br />
a 1<br />
��H �<br />
B dV + B� a<br />
+ H� a� B dV<br />
2<br />
1. Term Selbstenergie der Ladungsverteilung<br />
2. Term Selbstenergie des äußeren Feldes<br />
3. Term Wechselwirkungsenergie der Stromverteilung im äußeren Feld<br />
Wechselwirkungsenergie:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
W WW<br />
m = 1<br />
� ��H �<br />
B� a<br />
+ H� a� B<br />
�2<br />
= �H rot � A a dV<br />
W WW<br />
m<br />
W WW<br />
m<br />
W WW<br />
m<br />
= �.<br />
. . Rechnung wie in Abs. 5.3.1<br />
= �j(�r) A� a<br />
dV<br />
R 3<br />
Im Spezialfall dünner Leiter (Biot-Savart):<br />
�j(�r) dV =| �j | · | d�F | d�r<br />
W WW<br />
�<br />
m = | �j | · | d�F |<br />
� ��<br />
I<br />
�<br />
�<br />
Leiter<br />
�A a d�r<br />
dV festes<br />
�<br />
= �H<br />
Medium µ<br />
� B a dV
5.4 Magnetischer Dipol 51<br />
Hierbei ist vorausgesetzt, daß sich � Aa über den gesamten Leiterquerschnitt nur ”wenig” ändert (konstant<br />
ist).<br />
�<br />
= I �A a ��<br />
d�r = I rot � A a d� ��<br />
F = I �B a d�F W WW<br />
m<br />
Leiter<br />
W WW<br />
m<br />
F<br />
= I Φ a |F<br />
F bezeichnet die von der Leiterschleife eingeschlossene Fläche und Φ a |F den magnetischen Fluß des<br />
äußeren Feldes durch die Fläche F.<br />
5.4 Magnetischer Dipol<br />
Den magnetischen Dipol behandeln wir völlig analog zum Fall in der Elektrostatik.<br />
Voraussetzung:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
◮ lokale Stromverteilung<br />
◮ | �r |≫| �r ′ |, d.h. uns interessiert das Magnetfeld in großen Abständen von � j<br />
Für die Vereinfachung des Sachverhaltes machen wir unsere Rechnungen für ”dünne” Leiter. Wir benutzen<br />
dafür die Lösung der Poisson-Gleichung (5.4) und die Näherung für dünne Leiter (5.6).<br />
⇒ A(�r) = µ<br />
4π I<br />
�<br />
d�r ′<br />
| �r −�r ′ |<br />
Wenn wir jetzt den Fall haben, daß mehrere unabhängige Stromkreise vorliegen, so können wir diese<br />
einfach superponieren.<br />
A(�r) = µ<br />
4π<br />
N�<br />
Ik<br />
�<br />
d�r ′ k<br />
| �r −�r ′ k |<br />
k=1<br />
O.B.d.A. betrachten wir nur eine Leiterschleife, da wir das Resultat ohne Probleme verallgemeinern<br />
können.<br />
Leiter<br />
Leiter<br />
Multipolentwicklung: ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ Wir wenden Taylor bzgl. des Quellpunktes an<br />
1<br />
| �r −�r ′ 1<br />
=<br />
| r −<br />
� �<br />
∂ 1<br />
x<br />
∂xi r<br />
′ i + . . . r = √ 1<br />
| �r −�r<br />
xi xi<br />
′ | =<br />
1<br />
+<br />
���� r<br />
Monopol<br />
�r ′ �r + . . .<br />
r3 � �� �<br />
Dipol<br />
Diese Entwicklung setzen wir nun in das Integral des Vektorpotentials ein:<br />
�A(�r) = µI<br />
4π<br />
�<br />
d�r ′<br />
r<br />
µI<br />
+<br />
4π<br />
�<br />
�r �r ′<br />
r3 d�r ′ + . . .<br />
Monopolanteil:<br />
� d�r ′<br />
r<br />
= 1<br />
r<br />
<strong>Physik</strong>alische Ursache:<br />
�<br />
Leiter<br />
′ geschl. Leiterschl.<br />
d�r = 0<br />
Daß der Monopolanteil verschwindet, macht eine Aussage darüber, daß es in der Maxwell’schen<br />
Theorie keine magnetischen Monopole gibt. Für alle hinreichend großen Abstände ist stets<br />
das Dipolfeld als dominanter Anteil meßbar!<br />
Leiter<br />
F
52<br />
Wir machen nun für den Dipolanteil eine identische Umformung: ”nahrhafte Null”<br />
d�r ′ (�r �r ′ ) = 1<br />
2 [d�r ′ (�r �r ′ ) − �r ′ (�r d�r ′ )]<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
+ 1<br />
2 [d�r ′ (�r �r ′ ) + �r ′ (�r d�r ′ )]<br />
1. Summand: Zerlegung eines doppelten Vektorprodukts (markierte Ausdrücke sind identisch)<br />
Leiter<br />
d�r ′ (�r �r ′ ) = 1<br />
2 (�r ′ × d�r ′ ) ×�r<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Dieses Resultat setzen wir nun ein und erhalten<br />
�A Dipol (�r) = µI<br />
4π<br />
1<br />
r3 �<br />
⎡<br />
⎣ 1<br />
2 (�r ′ × d�r ′ ) ×�r + 1<br />
2<br />
�A Dipol (�r) = µI<br />
8π<br />
�<br />
Leiter<br />
(�r ′ × d�r ′ ) × �r<br />
r 3<br />
+ 1<br />
2 d (�r (�r �r ′ ))<br />
d (�r (�r �r ′ ))<br />
� �� �<br />
=0, Umlaufint. über totales Diff.<br />
Wir definieren das magnetische Dipolmoment �m der Stromverteilung nun wie folgt:<br />
�m = µI<br />
2<br />
�<br />
Leiter<br />
(�r ′ × d�r ′ ) [ �m] = VS · m (5.9)<br />
�A Dipol (�r) =<br />
�m �r<br />
4 π r 3<br />
⎤<br />
⎦<br />
(5.10)<br />
Bem.: Der Ausdruck für � A Dipol gilt allgemein. Allerdings wird �m für dicke Leiter oder Permanentmagneten<br />
anders berechnet.<br />
An dieser Stelle wollen wir noch eine äquivalente Darstellung für das Vektorpotential des Dipolfeldes<br />
geben.<br />
�<br />
1 α =<br />
Hilfsformel: rot(α �a) = grad α × �a + α rot �a<br />
r<br />
�a = �m<br />
rot �m<br />
� �<br />
1<br />
= grad × �m +<br />
r r<br />
1<br />
r<br />
rot �m<br />
r<br />
� �� �<br />
− �r<br />
r 3<br />
= �m �r<br />
r 3<br />
rot �m<br />
� �� �<br />
0, �m=const.<br />
�A Dipol (�r) = 1<br />
4 π rot<br />
� �<br />
�m<br />
r<br />
Wir wollen nun das Dipolmoment �m anhand ebener Leiter geometrisch Veranschaulichen.<br />
�m = µI<br />
�<br />
(�r<br />
2<br />
′ × d�r ′ )<br />
1<br />
2 (�r ′ × d�r ′ ) = �n 1<br />
2 | �r ′ × d�r ′ |<br />
� �� �<br />
dF<br />
Daß man mit dem Kreuzprodukt die Fläche des Parallelogramms, welches von den<br />
beiden Vektoren aufgespannt wird, berechnen kann, ist eine geometrische Bedeutung.<br />
⇒ �m = µ I �n � dF = µ I F �n (∗) F . . . die von der Leiterschleife eingeschlossene Fläche
5.4 Magnetischer Dipol 53<br />
Abb. 5.4: �m ⊥ Fläche(in Normalenrichtung)<br />
Abb. 5.5: �n = �ez<br />
Beispiel: Kreisförmig umlaufende Punktladung (vgl. Abschnitt 5.2.2) I = ✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
˙ e ω<br />
Q =<br />
�ez | � L |<br />
→ Anwendung von (*)<br />
�m = µ0<br />
�m = µ0 e<br />
2 me<br />
e � L<br />
2π R 2 me<br />
π R 2<br />
� L (exakter Ausdruck)<br />
Berechnung von �B ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Dipol :<br />
�A Dipol ist keine direkte Meßgröße ⇒ � B Dipol<br />
�B Dipol = rot<br />
�B Dipol Vektor-<br />
=<br />
analysis<br />
� �<br />
�A Dipol<br />
1<br />
4π<br />
= 1<br />
4π<br />
�<br />
grad div<br />
� �<br />
�m<br />
rot rot<br />
� �<br />
r<br />
�m<br />
− ∆·<br />
r<br />
�m<br />
�<br />
r<br />
2π<br />
Drehimp.<br />
=<br />
e | � L |<br />
R 2 me 2π<br />
Wir betrachten nun beide Anteile separat.<br />
1. div(α �a) = �a grad α + α div �a<br />
�<br />
1 α = r<br />
�a = �m = const.<br />
� �<br />
�m<br />
grad div<br />
r<br />
=<br />
�<br />
grad �m grad 1<br />
� �<br />
= − grad �m<br />
r<br />
�r<br />
r3 =<br />
� � �<br />
1<br />
= − grad �m�r<br />
r3 � �<br />
1<br />
− grad<br />
r3 �<br />
�m�r + 1<br />
�<br />
grad( �m�r) | f = f(r) ⇒ grad =<br />
r3 �r<br />
=<br />
d<br />
r dr<br />
�<br />
− − 3<br />
r4 �r �m<br />
( �m�r) +<br />
r r3 �<br />
2. ∆· �m 1<br />
= �m ∆·<br />
r r<br />
r �= 0: ∆· 1<br />
r = 0 (vgl. Coulomb-Potential)<br />
r = 0 Uninteressant, da wir das Feld nur in großen Abständen betrachten (Vor. für<br />
die Multipolentwicklung)<br />
�B Dipol (�r) = 1<br />
4 π r 3<br />
�<br />
3<br />
( �m �r) �r<br />
r 2<br />
�<br />
− �m<br />
(5.11)<br />
Diese Gleichung können wir direkt mit der Gleichung des � E-Feldes eines elektrischen Dipols (4.13) vergleichen.<br />
Sie ähneln sich sehr und man muß nur �m gegen �p ”austauschen”.<br />
� L =
54<br />
In äußeren magnetischen Feldern kommt es wieder zu speziellen Kraftwirkungen auf magnetische Dipole.<br />
Sei � H a ein äußeres Feld, dann gilt (ohne Beweis):<br />
Wechselwirkungsenergie : WWW mag = − �m � Ha Kraft :<br />
�F = ( �m grad) H� a<br />
Drehmoment :<br />
M � = �m × H� a<br />
Nachtrag: Nichtexistenz magnetischer Monopole<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
→ Wir hatten den Nachweis nur für den Spezialfall dünner Leiter geführt.<br />
→ Jetzt wollen wir diesen Sachverhalt allgemein nachweisen.<br />
Ausgangspunkt: Allgemeine Lösung des Vektorpotentials (5.4)<br />
�A(�r) = µ<br />
4π<br />
���<br />
Leiter<br />
� j(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ |<br />
Wir machen jetzt eine Multipolentwicklung für lokalisierte Stromverteilungen.<br />
1<br />
| �r −�r ′ | =<br />
�A(�r) = µ<br />
4π r<br />
1<br />
r<br />
����<br />
interessant, da nur dieser Anteil zum Monopol führt<br />
���<br />
� ′ ′<br />
j(�r ) dV + . . .<br />
Leiter<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭<br />
dV ′<br />
+ �r<br />
r 3 �r ′ + . . .<br />
Beweise analog wie in der<br />
Elektrostatik<br />
Es bleibt zu zeigen, daß das Integral verschwindet ⇔ Monopolanteil ist identisch Null.<br />
Wir führen für die x-Komponente von � j eine explizite Rechnung durch. Aufgrund der Schreibarbeit lassen<br />
wir den ”Strich” weg (�r ′ = �r).<br />
���<br />
jx(�r) dV =<br />
Hilfsformel: div(α �a) = �a grad α + α div �a<br />
� �� �<br />
=0, Kontinuitätsgl.<br />
���<br />
���<br />
jx(�r) dV = (x · � ���<br />
j) dV<br />
jx(�r) dV Gauß<br />
��<br />
= ◦ x · �j d�F ���<br />
jx(�r) dV = 0<br />
∂V<br />
��� ���<br />
�j �ex dV = �j grad(x) dV<br />
� �a = � j<br />
α = x<br />
Abb. 5.6: Wir wählen ∂V so, daß sie außerhalb von � j �= � 0<br />
liegt.<br />
Diese Rechnung können wir nun analog für die y- und z- Komponente von � j machen. Das Resultat ist:<br />
Wir können jetzt allgemein sagen:<br />
Es gibt in der Maxwell’schen Theorie keine magnetischen Monopole; zumindest<br />
nicht für lokalisierte Stromverteilungen!
5.5 Kräfte von Magnetfeldern auf Ströme 55<br />
5.5 Kräfte von Magnetfeldern auf Ströme<br />
Wir betrachten jetzt eine Stromverteilung im äußeren Feld � B a , � A a . Durch eine Stromquelle werde für<br />
einen konstanten Strom in der Leiterschleife gesorgt.<br />
Gesucht: Kraft � F, die das äußere Feld � B a auf die Stromverteilung ausübt ( � f = � j × � B a )<br />
→ Herleitung auf Basis des Energiesatzes<br />
Energiebilanz:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Bei kleinen Verschiebungen des Stromkreises um δ�r wird vom System Arbeit � F δ�r verrichtet, die auf<br />
Kosten der magnetischen Feldenergie δWmag realisiert wird. Wir treffen die folgenden Annahmen für<br />
eine vereinfachte Rechnung:<br />
◮ Energiebeiträge der Stromquelle / Joule’sche Wärme seien vernachlässigbar, z.B. supraleitende<br />
Stromschleife (I=const.).<br />
◮ Keine Deformation der Leiterschleife beim Verschieben (Selbstenergie sei const.).<br />
◮ Das äußere Feld sei fest vorgegeben.<br />
⇒ Abnahme der magnetischen Feldenergie = verrichtete mechanische Arbeit<br />
Wmag → Wmag + δWmag ; δWmag + � F δ�r = 0<br />
⇒ Wmag ist unter den obigen Voraussetzungen die Wechselwirkungsenergie.<br />
W WW<br />
mag = Wmag = � � j � A a dV ; δWmag = − � F δ�r<br />
Abb. 5.7: Verschiebung einer Leiterschleife<br />
δ�r = (δx1, δx2, δx3, )<br />
Der Index ”a” wird während der Rechnung unterdrückt.<br />
Zweckmäßig: Komponentenschreibweise, Summationskonvention (vgl. Abschnitt 2)<br />
�<br />
δWmag = δ jl Al dV | Das Volumen sei fest und hinreichend groß<br />
(Verschiebung nur innerhalb von V)<br />
�<br />
→ Variation und Volumen-Integration sind unabh.<br />
=<br />
�<br />
δ(jl Al) dV | nur die Stromverteilung wird variiert, äußeres Feld fest<br />
δAl=0<br />
= Al δjl dV | jl = jl(xk)<br />
=<br />
=<br />
�<br />
Al<br />
�<br />
Ai<br />
∂jl<br />
∂xk<br />
∂ji<br />
∂xn<br />
δxk dV<br />
δxn dV<br />
| Indexumbenennung<br />
| δxn . . . Variat. der Leiterschleife durch Verschieben<br />
Hilfsformel: Zerlegung doppeltes Vektorprodukt (vgl. Abschnitt 2)<br />
� �<br />
∂jm<br />
εikl εlmn = (δimδkn − δinδkm)<br />
∂xk<br />
∂jm<br />
∂xk<br />
� �<br />
∂jm<br />
εikl εlmn =<br />
∂xk<br />
∂ji ∂jk<br />
− δin<br />
∂xn ∂xk ����<br />
div � j=0<br />
� �<br />
∂ji<br />
∂jm<br />
= εikl εlmn | · δxn<br />
∂xn<br />
∂xk � �<br />
∂ji<br />
∂<br />
δxn = εikl εlmn jm δxn<br />
∂xn<br />
∂xk<br />
Dieses Resultat können wir nun in unsere Gleichung für δWmag einsetzen.
56<br />
δWmag =<br />
δWmag =<br />
δWmag<br />
�<br />
�<br />
Ai εikl εlmn<br />
εikl εlmn Ai<br />
Prod.-Reg.<br />
=<br />
�<br />
� ∂<br />
∂xk �<br />
∂<br />
∂xk<br />
∂<br />
jm<br />
jm<br />
�<br />
δxn dV<br />
�<br />
δxn dV<br />
(Ai jm) δxn dV<br />
εikl εlmn<br />
�<br />
∂xk<br />
��<br />
Integral 1<br />
�<br />
−<br />
�<br />
εikl εlmn jm<br />
Wir betrachten zunächst das Integral 1:<br />
� �<br />
∂<br />
∂<br />
(εikl εlmn Ai jm) δxn dV = δxn Tkn<br />
∂xk � �� �<br />
∂xk � �� �<br />
Tkn<br />
Tensordivergenz<br />
� �<br />
∂Ai<br />
δxn dV<br />
∂xk<br />
dV Gauß<br />
⇒<br />
��<br />
◦Tkn dFn → 0<br />
Daraus ergibt sich für unsere Änderung der magnetischen Feldenergie:<br />
δWmag =<br />
=<br />
=<br />
�<br />
� �<br />
∂Ai<br />
− εikl εlmn jm δxn dV<br />
� �� � ∂xk<br />
l,n vertauschen<br />
�<br />
� �<br />
∂Ai<br />
εnml jm εikl<br />
δxn dV<br />
���� ∂xk<br />
i,l vertauschen<br />
�<br />
∂Ai<br />
− εnml jm εlki δxn dV<br />
∂xk � �� �<br />
| Antisymmetrie von ε<br />
= −<br />
= −<br />
Skalar-Prod.<br />
= −<br />
Wegen der obigen Energiebilanz:<br />
�<br />
(rot � A) l =Bl<br />
εnml jm Bl δxn dV<br />
� �� �<br />
( � j× � B) n<br />
� ��j �<br />
× B�<br />
n δxn dV<br />
� ��j<br />
× B� a �<br />
· δ�r dV<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
δWmag = − � F δ�r Kraftdichte<br />
= −<br />
�<br />
�<br />
�f dV δ�r = − �f δ�r dV<br />
Der Vergleich der beiden markierten Ausdrücke liefert (da δ�r bel.):<br />
Beispiele für Kraftdichten:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. bewegte Punktladung<br />
Lorentz-Kraftdichte:<br />
� f = � j × � B a<br />
(5.12)<br />
�j = ρel(�r, t) �v (Konvektionsstrom)<br />
Für eine Punktladung gilt: ρel = Q δ(�r −�rQ(t)) �rQ(t) . . . aktueller Ort der<br />
Punktladung<br />
�j = Q �vQ δ(�r −�rQ(t))<br />
� �<br />
�vQ(t) . . . aktuelle Geschwindigkeit der Punktladung<br />
�F = �f dV =<br />
�<br />
�j × B(�r) � dV<br />
�F = Q �vQ × δ(�r −�rQ) � B(�r) dV<br />
� F δ−Fkt.<br />
= Q �vQ × � B(�rQ) Lorentz-Kraft auf eine Punktladung Mit dem 2. Newton’schen Axiom<br />
� F = m ¨ �r erhalten wir noch eine wichtige physikalische Meßgröße: Die spezifische Ladung.<br />
¨�r =<br />
Q<br />
�v ×<br />
���� m<br />
spezifische Ladung<br />
� B
5.5 Kräfte von Magnetfeldern auf Ströme 57<br />
2. Kraft zwischen 2 geschlossenen Leitern<br />
Abb. 5.8: Die Richtung der<br />
Lorentz-Kraft erhalten wir<br />
mittels der<br />
”Rechte-Hand-Regel”<br />
Ges.: Leiter 2 erzeugt � B2 ⇒ Kraftwirkung des Leiters 2 auf 1<br />
Vor.: dünne Leiter<br />
�j � dV → I d�r �<br />
. . . dV → . . . d�r<br />
Abb. 5.9: Wir betrachten jetzt nur das vom 2. Leiter erzeugte Magnetfeld und<br />
dessen Wirkung auf den Leiter 1.<br />
� F1 =<br />
���<br />
� j1 × � B2 dV =<br />
�<br />
L1<br />
I1 d�r × � B2(�r1)<br />
Wir können nun � B2(�r1) durch das Biot-Savart’sche Gesetz (5.7) ersetzen und erhalten für die Kraft<br />
auf den ersten Leiter<br />
�F1 = µ I1 I2<br />
4π<br />
� �<br />
d�r1 × (d�r2 × (�r1 − �r2))<br />
| �r1 −�r2 | 3<br />
L1 L2<br />
Mit dieser Gleichung erhalten wir eine sehr komplizierte Richtungsabhängigkeit, die unangenehm<br />
ist. Deshalb diskutieren wir den Fall am Beispiel paralleler Drähte:<br />
Definition des Ampères:<br />
Abb. 5.10: Parallele Drähte mit gleicher Stromrichtung ziehen sich an.<br />
Wenn im Vakuum auf zwei gerade starre Leiter, die sich im Abstand von 1 m befinden, auf<br />
einer Länge von 1 m eine Kraft von 2 · 10 −7 N wirkt, so fließt in ihnen ein Strom von 1 A<br />
Stärke.
58<br />
6 Felder quasistatischer Ströme<br />
Die meisten Probleme der Elektrotechnik und Elektronik spielen sich im Gebiet der langsam veränderlichen<br />
Felder ab.<br />
Diese Aussage ist diffus, denn was bedeutet ”langsam”? Langsam wogegen?<br />
Annahme: Zeitlich periodischer Vorgang (oder periodisch gedämpft)<br />
T. . . Schwingungsdauer, c. . . Lichtgeschwindigkeit<br />
⇒ c · T = λ. . . Wellenlänge<br />
⇒ Wir haben so einen zeitlichen Vergleich auf einen räumlichen zurückgeführt.<br />
Falls: λ ≫ l (l. . . charakteristische Systemlänge), so ist die Retardierung der Felder zu vernachlässigen.<br />
D.h. � j oder ρel ändern sich an irgendeiner Stelle im System<br />
⇒ Feldstärkeänderungen werden instantan (”sofort”) im gesamten System wirksam!<br />
Bsp. Wechselstrom: ν=50 Hz ⇒ λ ≈ 6.000 km; Labor-/Hausanlagen liegen im Meterbereich<br />
→ Retardierung zu vernachlässigen<br />
Dies ist z.B. realisierbar durch rot � H = � j + ˙ � D<br />
| � j | ≫ | ˙ � D | (6.1)<br />
Wir wollen jetzt eine kurze Abschätzung für zeitlich periodische Felder treffen:<br />
�E ∼ �E0(�r) eiωt ˙�D<br />
⇒<br />
= i ω ε � �<br />
E |<br />
�j = σ �E ˙ D � |<br />
| �j | = | i | ω ε | �E |<br />
σ | � =<br />
E |<br />
ω ε<br />
≪ 1<br />
σ<br />
⇒ Für hinreichend kleine Frequenzen ist die Vernachlässigung der Retardierung realisierbar. Am Beispiel<br />
von Kupfer ergibt sich:<br />
σ<br />
ε = 1017 s −1 sichtbares Licht: ω ≈ 10 14 s −1 ⇒<br />
ω ε<br />
σ ≈ 10−3 ≪ 1<br />
Der Gültigkeitsbereich der quasistationären Ströme hängt stark vom gewählten Material ab.<br />
Zusammenfassende Annahmen:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. Vernachlässigung des Verschiebungsstroms ˙ � D im Inneren und Äußeren der Leiter.<br />
2. Keine Raumladungen ρel(�r, t) innerhalb der Leiter<br />
Abschätzung:<br />
� j = σ � E, allgemeine Kontinuitätsgleichung:<br />
0 = ∂ρel<br />
∂t + div(σ � E)<br />
∂ρel<br />
∂t + div � j = 0<br />
0 = ∂ρel<br />
∂t + (grad σ)�E + σ div �E 0 Max.-Gl. ∂ρel σ<br />
= +<br />
∂t ε ρel + �E grad σ<br />
→ betrachten jetzt homogene Leiter: grad σ = 0, σ = const.<br />
˙ρel + σ<br />
ε ρel = 0<br />
Int.<br />
⇒<br />
t − ρel(t) = ρ0 e τ τ ≡ ε<br />
σ<br />
Nach einer Zeit t = τ sind sie Raumladungen dann abgebaut. Hier zwei Zahlenbeispiele:<br />
Kupfer: τ ≈ 10 −17 s Isolator: τ ≈ 10 −2 s<br />
Für fast alle Bereiche der Elektrotechnik / Elektronik sind diese Annahmen gut erfüllt. Damit reduziert<br />
sich unser Maxwell-System auf:
6.1 Induktionsvorgänge in Leitern 59<br />
div � D = 0<br />
div � B = 0<br />
rot � E = − ˙ � B<br />
rot � H = � j<br />
aber � j = � j(�r, t), unter der Vorraussetzung, daß die<br />
Vorgänge langsam ablaufen.<br />
außerdem: div � j = 0<br />
Bei der Feldberechnung entsprechend des obigen Systems ist eine Fallunterscheidung notwendig.<br />
1.Fall � j(�r, t) ist vorgegeben (einfache Variante)<br />
- Zunächst Berechnung von � H, � B (wie im analogen Fall, t wird als formaler Parameter betrachtet<br />
⇒ Zeitabhängigkeit von � j überträgt sich einfach auf � H) → vgl. Methoden in Abs.<br />
5.<br />
- über das Induktionsgesetz kann man � E und � D einfach berechnen.<br />
2.Fall Innerhalb der Leiter ist � j(�r, t) i.A. unbekannt<br />
- häufig führt man die Stromdichte mittels des Ohm’schen Gesetzes auf das elektrische Feld<br />
zurück<br />
� j(�r, t) = σ � E(�r, t)<br />
- Die Gleichungen sind verkoppelt → komplizierter<br />
- Es ist notwendig, alle Funktionen simultan zu bestimmen; die Kopplung sieht wie folgt aus:<br />
6.1 Induktionsvorgänge in Leitern<br />
Abb. 6.1: Kopplung der physikalischen Größen<br />
Ausgangspunkt: magnetische Feldenergie, wobei � j = � j(�r, t) sein kann!<br />
Wmag(t) = 1<br />
2<br />
Wmag(t) = µ<br />
8π<br />
�<br />
�H � B dV = 1<br />
2<br />
� �<br />
�j(�r, t) � ′ j(�r , t)<br />
| �r −�r ′ |<br />
�<br />
� j � A dV<br />
dV dV ′<br />
⇒<br />
� H = � H(�r, t)<br />
Die Zeit t ist hier nur ein formaler Parameter, der für die Herleitung dieses Ausdrucks keine Bedeutung<br />
hat.<br />
Im Falle zweier räumlich getrennter Leiter sieht die Sache wie folgt aus:<br />
Wmag = 1<br />
⎧<br />
µ<br />
⎨�<br />
�<br />
�j1(�r, t)<br />
2 4π ⎩<br />
1 2<br />
�j2(�r ′ , t)<br />
| �r −�r ′ dV dV<br />
|<br />
′ � �<br />
�j2(�r, t)<br />
+<br />
2 1<br />
�j1(�r ′ , t)<br />
| �r −�r ′ dV dV<br />
|<br />
′ +<br />
� �<br />
�j1(�r, t) �j1(�r ′ , t)<br />
| �r −�r ′ dV dV<br />
|<br />
′ � �<br />
�j2(�r, t)<br />
+<br />
�j2(�r ′ , t)<br />
| �r −�r ′ dV dV<br />
|<br />
′<br />
⎫<br />
⎬<br />
⎭<br />
1 1<br />
2 2
60<br />
Für die beiden ersten Integrale (12) können wir die Methode dünner Drähte anwenden:<br />
� �<br />
�j dV → I(t) d�r →<br />
Damit � �ergibt<br />
sich z.B.<br />
µ<br />
. . . dV dV<br />
4π<br />
′ = µ<br />
4π I1(t)<br />
� �<br />
d�r d�r<br />
I2(t)<br />
′<br />
| �r −�r ′ | = L12 I1(t) I2(t), wobei<br />
1 2<br />
1 2<br />
Koeff. der Gegeninduktion: L12 = µ<br />
4π<br />
V<br />
� �<br />
d�r d�r ′<br />
| �r −�r ′ |<br />
L12 ist (abgesehen von µ) eine rein geometrische Größe (Form der Leiterschleife und deren gegenseitiger<br />
Lage). Analog können wir (21) berechnen:<br />
� �<br />
µ<br />
. . . dV dV<br />
4π<br />
′ = µ<br />
4π I2(t)<br />
� �<br />
d�r d�r<br />
I1(t)<br />
′<br />
| �r −�r ′ | = L21 I2(t) I1(t)<br />
2 1<br />
Hierbei gilt offensichtlich:<br />
2 1<br />
L12 = L21<br />
Für die beiden restlichen Integrale ( � �<br />
, � �<br />
) ist die Näherung dünner Drähte nicht praktikabel.<br />
1 1<br />
2 2<br />
1 2<br />
→ führt auf divergente Integralausdrücke<br />
⇒ die Volumenintegration muß vollständig ausgeführt werden<br />
Wir definieren jetzt folgende Größen:<br />
L11 = µ<br />
4π I 2 1<br />
L22 = µ<br />
4π I 2 2<br />
� �<br />
1 1<br />
� �<br />
2 2<br />
� j1(�r, t) � j1(�r ′ , t)<br />
| �r −�r ′ |<br />
� j2(�r, t) � j2(�r ′ , t)<br />
| �r −�r ′ |<br />
dV dV ′<br />
dV dV ′<br />
Somit erhalten wir für die Feldenergie:<br />
Wmag(t) = 1<br />
2<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭<br />
Koeffizienten der Selbstinduktion<br />
�<br />
L11 I 2 1 + 2 L12 I1 I2 + L22 I 2� 2<br />
Wenn wir diese Gleichung für N Leiter verallgemeinern, ergibt dies:<br />
Wmag(t) = 1<br />
2<br />
N�<br />
N�<br />
k=1 l=1<br />
Lkl Ik Il<br />
Die Lkl sind wie folgt festgelegt:<br />
l �= k ⇒ Llk ≡ µ<br />
4π<br />
� �<br />
d�r d�r<br />
l k<br />
′<br />
| �r −�r ′ |<br />
l = k ⇒ Lll ≡ µ<br />
4πI2 � �<br />
�jl(�r, t)<br />
l<br />
�jl(�r ′ , t)<br />
| �r −�r ′ |<br />
l l<br />
mit Lkl = Llk<br />
dV dV ′<br />
Da Wmag ≥ 0, sind die Koeffizienten von Lkl > 0 (pos. definit). Bei der Wahl des Umlaufsinns in � �<br />
. . .<br />
ist dies zu berücksichtigen.<br />
(6.2)<br />
l k
6.1 Induktionsvorgänge in Leitern 61<br />
Typisch für die Energie ist die Struktur der quadratischen Form. Am Beispiel einer einzelnen Spule ergibt<br />
sich:<br />
Wmag = 1<br />
L I2<br />
2<br />
In diesem Fall werden die Indizes auch weggelassen, da man ja nur eine einzige Spule (Leiter) hat.<br />
Induktionsvorgänge:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Nach der Maxwell-Theorie haben zeitlich veränderliche Magnetfelder aufgrund von<br />
rot � E = − ˙ � B ein elektrisches Wirbelfeld zur Folge bzw. über Uind = � � E d�r eine induzierte Spannung.<br />
Wir betrachten im folgenden insbesondere die wechselseitige Induktion zweier stromdurchflossener Leiterschleifen.<br />
U ind<br />
1<br />
U ind<br />
1<br />
�<br />
= �<br />
d<br />
E d�r = −<br />
dt<br />
�<br />
�B d<br />
1<br />
1<br />
�F = − d<br />
dt<br />
�<br />
�B1 d�F − d<br />
dt<br />
�<br />
�B2 d�F = U ind<br />
11<br />
1<br />
1<br />
+ U ind<br />
12<br />
Die Induktionsspannung besteht aus 2 Anteilen. Durch zeitliche Änderungen von � B2 und des Eigenfeldes<br />
�B1.<br />
1. Berechnung der Gegeninduktion U ind<br />
12<br />
�<br />
1<br />
�<br />
�B2 d � F Vekt.-Pot.<br />
=<br />
�B2 d � F (5.4)<br />
=<br />
�1<br />
�B2 d�F �1<br />
1<br />
�<br />
1<br />
�<br />
1<br />
µ<br />
4π<br />
dünne Leiter<br />
=<br />
rot � A2 d�F Stokes<br />
=<br />
�<br />
�j2(�r2, t)<br />
dV d�r1<br />
| �r1 −�r2 |<br />
2<br />
µ<br />
4π I2(t)<br />
� �<br />
d�r1 d�r2<br />
| �r1 −�r2 |<br />
1 2<br />
→ Methode des ”dünnen Drahtes”<br />
�<br />
�A2 d�r1<br />
1<br />
�B2 d � F (6.2)<br />
= L12 I2(t) = Φ12 Φ12 . . . mag. Fluß von Leiter 2 auf 1<br />
⇒ U ind<br />
12 = − d<br />
dt (L12 I2(t))<br />
starre Geometrie<br />
⇒ U ind<br />
12 = − L12 ˙ I2(t)<br />
2. Berechnung der Selbstinduktionsspannung Uind 11<br />
�<br />
Φ11 = �B1 d� �<br />
F = rot � A1 d�F Stokes<br />
�<br />
= �A1 d�r1<br />
1<br />
1<br />
1<br />
�r1 ^= �r<br />
Die Näherung dünner Drähte führt auf divergente Integrale. Es ist sinnvoll, einen mittleren magnetischen<br />
Fluß Φ11 einzuführen. Als Gewichtungsfunktion verwenden wir die Stromdichte:<br />
�<br />
Φ11<br />
1<br />
Φ11 =<br />
�j d�F �<br />
�<br />
�j d�F ⇔ I1 Φ11 = Φ11 �j d�F 1<br />
I1 Φ11 =<br />
�� �<br />
�A1(�r<br />
1<br />
′ ) d�r ′ �j(�r, t) d�F � �� �<br />
1<br />
Φ11<br />
1
62<br />
Ein Umordnen der Vektoren ist möglich, wobei dV ′ = d�r ′ d � F ′ .<br />
I1 Φ11 =<br />
I1 Φ11<br />
���<br />
� ′<br />
j(�r ) A1(�r � ′ ) dV ′<br />
1<br />
(5.4)<br />
= µ<br />
4π<br />
Φ11 = L11 I1(t)<br />
� �<br />
1 1<br />
⇒ U ind<br />
11 = − d<br />
dt Φ11<br />
Abb. 6.2: Längs einer Stromröhre in Leiter 1 gilt die Kontinuitätsgleichung:<br />
� j(�r)d � F = � j(�r ′ )d � F ′<br />
außerdem: d�r ′ ⇈ � j(�r ′ )<br />
� j(�r) � j(�r ′ )<br />
| �r −�r ′ | dV dV ′ = L11 I 2 1<br />
Zusammengefaßt gilt bei starrer Geometrie: U ind<br />
1<br />
starre Geometrie<br />
⇒ U ind<br />
11 = − L11 ˙ I1(t)<br />
= − L12<br />
dI2<br />
dt<br />
− L11<br />
Bei der Verallgemeinerung für N Leiter bei starrer Geometrie ergibt sich:<br />
Φi =<br />
N�<br />
j=1<br />
Lij Ij ⇒ U ind<br />
i<br />
Beispiel: Berechnung der Selbstinduktion der Torus-Spule über einen indirekten Weg<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
= −<br />
N�<br />
j=1<br />
Lij<br />
dIj<br />
dt<br />
dI1<br />
dt<br />
Abb. 6.3: Charakteristische Radien der Torus-Spule: r,R<br />
N Windungen, Stromstärke I<br />
1. Feldberechnung → Integralform<br />
�<br />
�H d�r = N · I S 1 mit Radius r ′ , � H entlang einer Feldlinie const.<br />
S 1 ,r ′<br />
N · I = H<br />
�<br />
S 1 ,r ′<br />
dr ⇒ H(r ′ ) =<br />
N · I<br />
2π r ′<br />
Wir betrachten jetzt den Spezialfall ”dünner” Torus: r<br />
≪ 1<br />
R<br />
R − r ≤ r ′ ≤ R + r ⇒ R � r ′ � R ⇒ r ′ ≈ R<br />
⇒ H =<br />
N · I<br />
2π R<br />
für<br />
2. Magnetische Energie<br />
Wmag = 1<br />
�<br />
�H<br />
2<br />
� B dV = µ<br />
2<br />
Wmag = µ<br />
2<br />
!<br />
Wmag = 1<br />
2<br />
N 2 VTorus<br />
4π 2 R 2<br />
L I2<br />
I 2<br />
r<br />
≪ 1<br />
R<br />
N 2 I 2<br />
4π 2 R 2<br />
⇒ L =<br />
�<br />
Torus<br />
dV<br />
µ N2<br />
4 π2 VTorus<br />
R2
6.2 Schwingungsdifferentialgleichung 63<br />
6.2 Schwingungsdifferentialgleichung<br />
In Anwendungen spielen zeitlich periodische Vorgänge eine dominante Rolle. Wir wollen jetzt eine qualitative<br />
Erklärung geben. Dafür betrachten wir einen einfachen Stromkreis mit L, C, R - Gliedern. Die Ka-<br />
pazität und Induktivität haben wir in den vorherigen Abschnitten schon besprochen, doch der Ohm’sche<br />
Widerstand ist uns eigentlich noch ”unbekannt”. Wir wollen R deshalb am Beispiel eines geraden Leiters<br />
aus homogenen Material betrachten:<br />
�<br />
I = �j d�F = j F | j = σ E<br />
F<br />
I = σ F E | E = U<br />
I = σ<br />
l<br />
F<br />
U<br />
l<br />
1<br />
⇔ I =<br />
R U<br />
⇒ R = 1<br />
σ<br />
l l<br />
= ρ<br />
F F<br />
ρ . . . spez. elektrischer Widerstand<br />
Energiebilanz ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿<br />
d<br />
dt (Wmag + Wel) +<br />
im Kreis (vgl. Abs. 3.2.2)<br />
✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿<br />
Wel = 1<br />
2C Q2 , Wmag = 1<br />
2<br />
��<br />
◦�S d�F = −<br />
� �� �<br />
≈0 keine Abstrahlung<br />
���<br />
L I2<br />
WJoule = �j � dünne Drähte<br />
E dV = I(t)<br />
⇒ 0 = 1<br />
2C<br />
d<br />
dt Q2 + 1<br />
2<br />
0 = 1<br />
C I Q + L I ¨ Q + R I 2<br />
0 = 1<br />
C Q + L ¨ Q + R ˙ Q<br />
�<br />
Leiter<br />
L d<br />
dt I2 + R I 2<br />
���<br />
�j �E dV<br />
V<br />
� �� �<br />
WJoule<br />
� E d�r Ringspannung<br />
= I · U = R · I 2<br />
I = ˙ Q<br />
Für die Schwingungsdifferentialgleichung erhalten wir also:<br />
freie, gedämpfte Schwingung:<br />
¨ Q + R<br />
L ˙ Q + 1<br />
LC<br />
Q = 0<br />
Für den Fall, daß R=0, erhalten wir die Differentialgleichung für die freie, ungedämpfte Schwingung:<br />
6.3 Der Skineffekt<br />
¨Q + 1<br />
LC Q = 0 ⇒ ω2 0 = 1<br />
LC<br />
Der Skineffekt ist ein Beispiel dafür, daß die Stromdichte nicht vorgegeben ist. Mittels des Ohm’schen<br />
Gesetzes ist die Stromdichte aber durch das elektrische Feld bestimmt.
64<br />
Maxwell:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
div � B = 0<br />
div � D = 0<br />
rot � E = − ˙ � B (1)<br />
rot � H = σ � E (2)<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭<br />
− keine elektrischen Ladungen<br />
− ˙ � D vernachlässigt (quasistationär)<br />
− keine zusätzlichen äußeren Felder<br />
− � j = σ � E für moderate Frequenzen<br />
− σ, µ, ε = const.<br />
Hier tritt nun der unangenehme Fall auf, daß die Gleichungen (1) und (2) verkoppelt sind. Durch die<br />
Erhöhung der Ordnung wird nun eine Entkopplung des Systems erreicht.<br />
rot (1) ⇒ rot rot � E = − rot ˙ � B = − µ rot ˙ �H<br />
∂<br />
∂t<br />
(2) ⇒ ∂<br />
∂t rot � H = rot ˙ � H = σ ∂<br />
∂t � E<br />
rot rot � E = grad div � E<br />
� �� �<br />
=0<br />
Mit diesen Umformungen erhalten wir nun:<br />
− ∆· � E = ∆· � E = µ rot ˙ � H µ rot ˙ �H = µ σ ∂ � E<br />
∂t<br />
µ σ ∂� E<br />
∂t = ∆· � E<br />
Diese Gleichung hat die Form einer ”Diffusonsgleichung” bzw. ”Wärmeleitungsgleichung”. In analoger<br />
Weise erhalten wir, wenn wir die beiden Operationen (rot und ∂/∂t jetzt auf die jeweils andere Gleichung<br />
anwenden:<br />
µ σ ∂� B<br />
∂t = ∆· � B<br />
Das weitere Vorgehen besteht nun darin, mit der Lösung der ”Diffusionsgleichung” in die Original-<br />
Maxwell-Gleichungen einzugehen, wodurch sich dann Einschränkungen ergeben.<br />
Wir werden nun die Lösung für den Fall eines zylinderförmigen dicken Leiters aus homogenen Material<br />
suchen.<br />
Vor.: · grad ε = grad µ = grad σ = 0<br />
✿✿✿✿✿<br />
· ρel = 0, keine Raumladungen im Leiter (kleine Frequenzen)<br />
· Gültigkeit von �j = σ�E (kleine ω)<br />
� j = jz �ez<br />
jz = jz(r, ϕ, z) = jz(r)<br />
Aufgrund des Ohm’schen Gesetzes machen wir nun den folgenden Ansatz:<br />
� E(�r, t) = ^E(r) �ez e iωt<br />
e iωt beschreibt die periodische Zeitabhängikeit (komplex) und ^E(r) ist die komplexe Funktion des Radius.<br />
Das Rechnen mit komplexen Größen ist zweckmäßig und für lineare Gleichungen mit reellen Koeffizienten<br />
möglich. D.h. keine ”Vermischung” von Real- und Imaginärteil.<br />
Also: · Gleichungen lösen<br />
✿✿✿✿✿<br />
· Trennen von Real- und Imaginärteil<br />
· Re ist hier der physikalisch relevante Anteil<br />
Mit diesem Ansatz gehen wir nun in die Differentialgleichung:<br />
∂�E ∂t = iω�E, ∆· �E Zyl.-Koord.<br />
�<br />
1 d<br />
=<br />
r<br />
r dr<br />
d<br />
dr � �<br />
E +<br />
�<br />
Differentiation<br />
��<br />
nach ϕ, z<br />
�<br />
=0<br />
i µ ω σ ^E(r) �ez eiωt = 1<br />
�<br />
d<br />
r<br />
r dr<br />
d<br />
dr ^E(r)<br />
�<br />
�ez eiωt i µ ω σ ^E(r) = 1<br />
�<br />
d<br />
r<br />
r dr<br />
d<br />
dr ^E(r)<br />
�<br />
| α = √ ω µ σ
6.3 Der Skineffekt 65<br />
d 2^E(r)<br />
dr 2<br />
1<br />
+<br />
r<br />
d^E(r)<br />
dr − i α2 ^E(r) = 0<br />
Wir haben so eine Differentialgleichung 2. Ordnung zur Bestimmung der Funktion ^E(r) gefunden. Üblich<br />
ist die Lösung über Potenzreihenansätze, doch hier ist die folgende Substitution zweckmäßiger:<br />
x<br />
Substitution: r =<br />
α √ −i<br />
d<br />
dr = α √ −i d<br />
dx<br />
x . . . formale kompl. Variable<br />
Wir erhalten mit dieser Substitution eine spezielle Bessel’sche Differentialgleichung.<br />
d2^E 1<br />
+<br />
dx2 x<br />
d^E<br />
dx + ^E = 0<br />
Die allgemeine Form der Bessel’schen Differentialgleichung sieht wie folgt aus:<br />
y ′′ + 1<br />
x y ′ +<br />
�<br />
1 − p2<br />
x2 �<br />
y = 0<br />
p ist hier ein reeller Parameter, der in unserem Fall gleich Null ist.<br />
Die Lösungen der Bessel’schen Differentialgleichung sind:<br />
y(x) = A · Jp(x)<br />
� �� �<br />
Bessel’sche Fkt.<br />
+ B · Np(x)<br />
� �� �<br />
Neumann’sche Fkt.<br />
Ein Vergleich für unseren Fall liefert: ^E(x) = A · J0(x) + B · N0(x)<br />
Wir müssen jetzt nur noch die Randbedingungen berücksichtigen:<br />
A,B . . . Integrationskonstanten<br />
die Fkt. N0(x) wird für x → 0 (d.h. im Zentrum des Leiters) unendlich groß<br />
⇒ | � j| → ∞; dies ist aber unphysikalisch<br />
⇒ B = 0 gewählt!<br />
Rücksubstitution:<br />
^E(r) = A · Jo(α √ −i r)<br />
Mit einer Zeitabhängigkeit: ^Ez(r, t) = A · Jo(α √ −i r) e iωt , � E = ^Ez �ez<br />
Jetzt müssen wir noch die Integrationskonstante A fixieren.<br />
Stromstärke: ^I(t) = I<br />
����<br />
I ←<br />
��<br />
I =<br />
I<br />
�<br />
jz dF ← σ<br />
�<br />
jz(r) dF Polar-koord.<br />
=<br />
Quers. el. Feld<br />
= 2π A σ<br />
I =<br />
2π A σ<br />
−i α 2<br />
x0 �<br />
0<br />
R�<br />
0<br />
J0(x) x dx<br />
Scheitelwert<br />
e iωt , Re(^I(t)) = I cos(ωt)<br />
Ez dF ⇒ I hängt irgendwie mit A zusammen<br />
R�<br />
0<br />
2π �<br />
0<br />
→ Integration über den Querschnitt des Leiters<br />
jz(r) r dϕ dr = 2π<br />
Für die Integrale über Bessel-Funktionen gilt:<br />
R�<br />
jz(r) r dr<br />
J0(α √ −i r) r dr | Subst.: r = x<br />
α √ −i<br />
2π A σ R<br />
⇒ I =<br />
α √ J1(α<br />
−i<br />
√ −i R)<br />
I α<br />
Hieraus erhält man: A =<br />
√ −i<br />
2π σ R J1(α √ −i R)<br />
0<br />
R = x0<br />
α √ −i<br />
�<br />
J0(x) x dx = x · J1(x), J1(0) = 0<br />
⇒ Damit ist A fixiert!
66<br />
⇒ jz(r, t) = α √ −i I<br />
2π R<br />
J0(α √ −i r)<br />
J1(α √ −i R) eiωt<br />
Aus dieser Lösung suchen wir jetzt den physikalisch relevanten Anteil: Polardarstellung z =| z | e iϕ<br />
jz(r, t) =| jz(r) | e iϕ(r) e iωt =| jz(r) | e i(ϕ(r)+ωt)<br />
⇒ Re(jz(r, t)) =| jz(r) | cos(ϕ(r) + ωt)<br />
Mit den Funktionen J0 und J1 (siehe Tabellen) ist nun eine Diskussion möglich.<br />
Jetzt: Wir interessieren uns jetzt für die Stromverteilung am Rande sehr dicker Leiter!<br />
✿✿✿✿✿<br />
Abb. 6.4: Rand eines dicken Leiters:<br />
R≫1, r≫1, r
Elektromag. Felder beliebiger zeitabh. Ladungen und Ströme 67<br />
Abb. 6.5: Skin-Effekt<br />
7 Elektromag. Felder beliebiger zeitabh. Ladungen und Ströme<br />
Bisher wurden nur Spezialfälle betrachtet. Ab jetzt gehen wir das vollständige Maxwell-System an!<br />
Weiterhin gilt:<br />
• µ, ε = const. (homogene Medien)<br />
• ρel(�r, t), � j(�r, t) seien gegeben<br />
• Randbedingungen<br />
div � B = 0 (7.1)<br />
div � D = ρel (7.2)<br />
rot � E = − ˙ � B (7.3)<br />
rot � H = � j + ˙ � D (7.4)<br />
�B = µ � H , � D = ε � E (7.5)<br />
Frage: Welche elektromagnetischen Felder sind möglich, falls ρel und ✿✿✿✿✿✿<br />
�j vorgegeben werden und die<br />
Rückwirkung zu vernachlässigen ist?<br />
7.1 Elektrodynamische Potentiale<br />
In der Elektrostatik haben wir gesehen, daß die Einführung von Potentialen zweckmäßig war. Dies ist<br />
auch hier im allgemeinen Fall möglich.<br />
Das System der gekoppelten Differentialgleichungen 1. Ordnung können wir auf Kosten der<br />
Ordnung entkoppeln.<br />
Im Einzelnen sieht dies nun wie folgt aus:<br />
Aufgrund von Gleichung (7.1) kann wieder ein Vektorpotential eingeführt werden, das jetzt aber zeitabhängig<br />
ist:<br />
�B(�r, t) = rot � A(�r, t)<br />
Dies ist für quellfreie Felder wegen der Identität div (rot �v) = 0, ∀ �v, immer möglich!<br />
Dies setzen wir nun in die Gleichung (7.3) ein:<br />
rot �E = − ˙ B �<br />
∂<br />
= −<br />
∂t rot � A = − rot ˙ A � | rot linearer Operator<br />
� �<br />
�0 = rot �E ˙<br />
+ �A
68<br />
⇒ Die Summe � E + ˙ � A ist wirbelfrei!<br />
⇒ das Feld kann als Gradient eines skalaren Potentials ϕ(�r, t) geschrieben werden:<br />
� E + ˙ �A = − grad ϕ(�r, t) ⇒ � E = − grad ϕ − ∂ � A<br />
∂t<br />
→ Dieses Potential stimmt im Fall der Elektrostatik ( ˙ � A = � 0) mit dem skalaren Potential überein.<br />
Die Felder � A(�r, t) und ϕ( �<br />
r, t) werden als elektrodynamische Potentiale bezeichnet.<br />
Jetzt bleiben uns noch die Gleichungen (7.2) und (7.4). Wir können sie benutzen, um Bestimmungsgleichungen<br />
für � A und ϕ zu finden.<br />
div � D = ρel | Einsetzen der Gleichung für � �<br />
E + (7.5)<br />
div − grad ϕ − ˙ �<br />
A�<br />
= ρel<br />
ε<br />
− ∆· ϕ − div ˙ ρel<br />
A � = | Addition einer ”Nahrhaften Null”<br />
ε<br />
− ∆· ϕ + ε µ ¨ϕ − ∂<br />
�<br />
div<br />
∂t<br />
� �<br />
A + ε µ ˙ϕ = ρel<br />
(∗)<br />
ε<br />
rot � H = � j + ˙ � D | Einsetzen von � H + (7.5)<br />
1<br />
µ rot rot � A = � j + ε ˙ � E | rot rot(. . . ) = −∆· (. . . ) + grad div(. . . )<br />
˙�E = − grad ˙ϕ − ¨ � A<br />
− ∆· � A + grad div � A = µ �j − ε µ grad ˙ϕ − ε µ ¨ A�<br />
− ∆· � A + ε µ ¨ �<br />
A � + grad div � �<br />
A + ε µ ˙ϕ = µ �j (∗∗)<br />
Zur Abkürzung definieren wir nun einen linearen Differentialoperator 2. Ordnung:<br />
d’Alembert-Operator: � ≡ 1<br />
v 2<br />
∂2 1<br />
− ∆· v ≡ √<br />
∂t2 ε µ<br />
v ist hierbei eine universelle Geschwindigkeit. Der d’Alembert-Operator wird auch als Wellen-Operator<br />
bezeichnet.<br />
Mit diesem Operator wird aus (*) und (**) also:<br />
�ϕ − ∂<br />
�<br />
div<br />
∂t<br />
� A + 1<br />
�<br />
˙ϕ =<br />
v2 ρel<br />
ε<br />
�� �<br />
A + grad div � A + 1<br />
�<br />
˙ϕ = µ<br />
v2 � ⎫<br />
⎪⎬<br />
Die Bestimmungsgleichungen für<br />
j ⎪⎭<br />
� A<br />
und ϕ sind noch miteinander verkoppelt!<br />
�B = rot � A fixiert nur die Wirbel von � A. Die Quellen wurden noch nicht festgelegt, was für ein Vektorfeld<br />
aber erforderlich ist, wenn man es eindeutig bestimmen möchte (vgl. Abs. 2). Zweckmäßig ist nun:<br />
Lorentz-Konvention: div � A + 1<br />
v 2<br />
Mit dieser Konvention erhält man nun für die ”Wellengleichungen”:<br />
�ϕ = ρel<br />
ε<br />
∂ϕ<br />
∂t<br />
= 0 (7.6)<br />
und � � A = µ � j + Lorentz-Konvention! (7.7)
7.2 Retardierte Potentiale 69<br />
Wir haben jetzt also inhomogene Wellengleichungen mit ρel(�r, t) und � j(�r, t) als Inhomogenitäten. Man<br />
kann dieses Gleichungssystem auch als ”Potentialform” der Maxwell-Gleichungen bezeichnen!<br />
Die Lorentz-Konvention gehört dazu!!!<br />
Die Lorentz-Konvention scheint erlaubt, aber eine relativ willkürliche Bedingung zu sein. Eine Begründung<br />
findet sich im Rahmen der relativistischen Formulierung der Elektrodynamik.<br />
Wir zeigen hier, daß die Lorentz-Konvention mit der Ladungserhaltung verträglich ist! Dazu wenden wir<br />
und div auf die Gleichung (7.7) an:<br />
∂<br />
∂t<br />
∂ ∂ ρel ∂ϕ 1 ∂ρel<br />
�ϕ = ⇔ � =<br />
∂t ∂t ε ∂t ε ∂t<br />
div �� A = div µ � �<br />
j ⇔ � div � �<br />
A = µ div �j Multiplikation mit ε, µ + Addition liefert:<br />
�<br />
∂ρel<br />
µ<br />
∂t + div � � �<br />
j = � div � A + µ ε ∂ϕ<br />
�<br />
∂t<br />
� ∂ρel<br />
∂t + div � j = 0<br />
� �� �<br />
=0, Lorentz-Konvention<br />
Zumindest liefert die Lorentz-Konvention keine Widersprüche zur <strong>Physik</strong>!<br />
Eichtransformation: vergleiche Abs. 5<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Elektrodynamische Potentiale sind nur Hilfsgrößen. <strong>Physik</strong>alisch meßbar sind nun �E und � B. Unter der<br />
Berücksichtigung der Lorentz-Konvention gibt es nur noch Freiheiten in der Wahl von � A(�r, t) und ϕ(�r, t).<br />
�A → � A ′ = � A + grad f(�r, t)<br />
ϕ → ϕ ′ = ϕ − ∂<br />
⎫<br />
⎬<br />
Gelten simultan mit gleichem f(�r, t).<br />
f(�r, t) ⎭<br />
∂t<br />
Für die beobachtbaren Felder � E und � B gilt nun:<br />
�B ′ = rot � A ′ = rot ( � A + grad f) = rot � A + rot grad f =<br />
� �� �<br />
=0<br />
� B<br />
� ′ ′ ∂<br />
E = − grad ϕ − � A ′<br />
�<br />
= − grad ϕ −<br />
∂t ∂f<br />
�<br />
−<br />
∂t<br />
∂� A ∂f<br />
− grad<br />
∂t ∂t<br />
� ′ ∂<br />
E = − grad ϕ − � A<br />
∂t = �E D.h. zunächst ist � E = � E ′ und � B = � B ′ für alle Funktionen f(�r, t). Deshalb untersuchen wir jetzt noch die<br />
Lorentz-Konvention, um eventuelle Einschränkungen zu finden oder auszuschließen.<br />
div � A ′ + 1<br />
v2 div � A ′ + 1<br />
v2 ∂ϕ ′<br />
∂t<br />
∂ϕ ′<br />
∂t = div � A + 1<br />
v2 Eichtransf.<br />
= div � A + ∆· f + 1<br />
v 2<br />
∂ϕ<br />
∂t<br />
∂ϕ<br />
∂t − �f(�r, t) ! = 0<br />
− 1<br />
v 2<br />
∂ 2 f<br />
∂t 2<br />
Dies bedeutet: Die Lorentz-Konvention ist nur dann invariant, wenn gilt:<br />
�f(�r, t) = 0<br />
Die Funktion f ist also eine Lösung der homogenen Wellengleichung.<br />
7.2 Retardierte Potentiale<br />
�<br />
∂ϕ<br />
Im statischen Fall ∂t = 0, ∂� �<br />
A<br />
∂t = 0 reduzieren sich die Wellengleichungen (7.7) auf die schon diskutierten<br />
Poisson-Gleichungen:<br />
∆· ϕ = − ρel<br />
ε<br />
∆· � A = − µ � j (Coulomb-Eichung)
70<br />
Bei den Poisson-Gleichungen war die Methode der Green’schen Funktionen erfolgreich (vgl. Abs. 4.2).<br />
Wir gehen nun zur Lösung der Wellengleichung analog vor:<br />
�G(�r, t) = δ(�r) · δ(t) δ(�r) = δ(x) · δ(y) · δ(z)<br />
Hierbei ist G(�r, t) die Green’sche Funktion der inhomogenen Wellengleichung. Die rechte Seite der Gleichung<br />
stellt eine punktförmige Quelle dar, die nur am Orte�r = � 0 und nur zur Zeit t=0 von Null verschieden<br />
ist.<br />
Wir ”erraten” jetzt die Lösung:<br />
retardierte Green’sche Funktion: G R (�r, t) = 1<br />
4πr δ<br />
�<br />
t − r<br />
�<br />
v<br />
Diese Funktion ist nur bei r = t · v �= 0, d.h. auf dem Lichtkegel von Null verschieden!<br />
<strong>Physik</strong>alische Argumente:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
δ-artige Quellen erzeugen bei t=0 einen Blitz am Ort �r = � 0.<br />
◮ G R verschwindet ∀ t < 0 (dann ist das Argument der δ-Funktion immer negativ bei r > 0, v > 0)<br />
◮ G R erfüllt physikalisch sinnvolle Randbedingungen (d.h. sie verschwindet für r → ∞ und alle<br />
endlichen t)<br />
◮ t > 0: Der Lichtblitz breitet sich mit der Geschwindigkeit v als Kugelfläche (Radius r=vt) aus<br />
Es existiert aber eine weitere Fundamentallösung:<br />
avancierte Green’sche Funktion: G A (�r, t) = 1<br />
4πr δ<br />
�<br />
t + r<br />
�<br />
v<br />
Sie beschreibt die einlaufenden Kugelwellen für t < 0. Wir haben also formal akausale Verhältnisse vorliegen,<br />
d.h. vor dem Einschalten der Quelle war die Wellenlösung bereits da!!!<br />
Die tiefere Ursache für das Auftreten von G A und G R ist:<br />
Die Invarianz des Wellenoperators unter der Transformation t → -t. Der Wellenoperator<br />
ist ein reversibler Operator.<br />
Wir zeigen nun, daß G R/A Lösungen von �G = δ(�r) · δ(t) sind. Aufgrund von<br />
G(�r, t) = G(r, t) ist die Einführung von Kugelkoordinaten sinnvoll:<br />
� = 1<br />
v 2<br />
∂ 2<br />
∂t<br />
R/A Prod.-R.<br />
�G<br />
∂2 2 ∂<br />
− ∆· mit ∆· = + + Diff. nach ϕ, θ<br />
2 ∂r2 r ∂r<br />
� �<br />
1<br />
�<br />
= − ∆· · δ t ∓<br />
4πr<br />
r<br />
�<br />
−<br />
v<br />
� �� �<br />
Term 1<br />
1<br />
4πr2 � 2 ∂ 1<br />
−<br />
∂r2 v2 ∂2 ∂t2 � �<br />
· δ t ∓ r<br />
�<br />
v<br />
� �� �<br />
−<br />
Term 2<br />
1<br />
4πr<br />
2 ∂<br />
r ∂r δ<br />
�<br />
t ∓ r<br />
�<br />
v<br />
�<br />
∂<br />
− 2<br />
∂r<br />
�<br />
1<br />
4πr<br />
∂<br />
∂r δ<br />
�<br />
t ∓ r<br />
�<br />
v<br />
� �� �<br />
Term 3<br />
Jetzt wollen wir diese 4 Anteile etwas genauer diskutieren.<br />
� �<br />
1<br />
1 Beachte Elektrostatik: ∆· = − δ(r)<br />
4πr<br />
2 Bis auf den Faktor 1<br />
4πr :<br />
� 2 ∂ 1<br />
−<br />
∂r2 v2 ∂2 ∂t2 �<br />
=<br />
� ∂<br />
∂r<br />
− 1<br />
v<br />
wobei ξ− ≡ t − r<br />
v , ξ+ ≡ t + r<br />
v<br />
D.h.<br />
∂2 ∂ξ + ∂ξ− f � ξ + od. −� = 0<br />
� �<br />
∂ ∂<br />
∂t ∂r<br />
� �� �<br />
Term 4<br />
+ 1<br />
v<br />
�<br />
∂<br />
=<br />
∂t<br />
1<br />
v2 ∂ 2<br />
∂ξ + ∂ξ −<br />
retardierte / avancierte Koordinate
7.2 Retardierte Potentiale 71<br />
3,4 Differentiation nach r<br />
Insgesamt:<br />
�GR/A = δ(r) · δ � t ∓ r<br />
�<br />
v<br />
�GR/A = δ(r) · δ(t)<br />
∂<br />
∂r<br />
� �<br />
1<br />
= −<br />
r<br />
1<br />
r2 ⇒ Kompensation der Terme<br />
| erste δ − Funktion nur bei r = 0 verschieden von Null<br />
Wir betrachten nun eine beliebige (lokalisierte) Quellverteilung am Beispiel des skalaren Potentials ϕ(�r, t).<br />
� ϕ(�r, t) = ρel(�r, t)<br />
ε<br />
δ−Fkt.<br />
= 1<br />
ε<br />
��<br />
ρel(�r ′ , t ′ ) δ(�r −�r ′ ) δ(t − t ′ )<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ dV ′ dt ′<br />
Wir setzen hier jetzt die Definitionsgleichung der Green’schen Funktion (nur G R ) ein:<br />
� G R (�r −�r ′ , t − t ′ ) = δ(�r −�r ′ ) δ(t − t ′ )<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Hierbei ist die Invarianz von � unter Verschiebungen in Raum und Zeit verwendet (vgl. Elektrostatik).<br />
� ϕ(�r, t) = 1<br />
��<br />
ρel(�r<br />
ε<br />
′ , t ′ ) � (�r,t)G R (�r −�r ′ , t − t ′ ) dV ′ dt ′<br />
� ϕ(�r, t) = � 1<br />
��<br />
ρel(�r<br />
ε<br />
′ , t ′ ) G R (�r −�r ′ , t − t ′ ) dV ′ dt ′<br />
�<br />
0 = � ϕ(�r, t) − 1<br />
��<br />
ρel(�r<br />
ε<br />
′ , t ′ ) G R (�r −�r ′ , t − t ′ ) dV ′ dt ′<br />
�<br />
⇒ ϕ(�r, t) = Ψ(�r, t) + 1<br />
��<br />
ρel(�r<br />
ε<br />
′ , t ′ ) G R (�r −�r ′ , t − t ′ ) dV ′ dt ′<br />
Hierbei ist Ψ(�r, t) eine beliebige Lösung von � Ψ(�r, t) = 0, d.h. sie löst die homogene Wellengleichung.<br />
Wir lassen die Lösung des homogenen Problems weg (⇔ Ψ(�r, t) = 0) und interessieren uns nur für den<br />
Lösungsanteil, der direkt mit der Inhomogenität ρel verknüpft ist.<br />
Spezielle Lösung !!!: Ψ(�r, t) = 0 und G = G R<br />
⇒ ϕ(�r, t) = 1<br />
ε<br />
Einsetzen der Green’schen Funktion:<br />
G R (�r −�r ′ , t − t ′ 1<br />
) =<br />
4π (�r −�r ′ ) δ<br />
�<br />
t − t ′ − | �r −�r ′ �<br />
|<br />
v<br />
→ ϕ(�r, t) = 1<br />
��<br />
ρel(�r<br />
4πε<br />
′ , t ′ )<br />
| �r −�r ′ | δ<br />
�<br />
t − t ′ − | �r −�r ′ �<br />
|<br />
v<br />
��<br />
ρel(�r ′ , t ′ ) G R (�r −�r ′ , t − t ′ ) dV ′ dt ′<br />
dV ′ dt ′<br />
Integration bzgl. t’ trivial: Liefert den Integranden an der Stelle<br />
t ′ = t − | �r −�r ′ |<br />
(vgl. Abs. 2)<br />
v<br />
ϕ(�r, t) = 1<br />
4πε<br />
�<br />
Quellen<br />
ρel<br />
In analoger Weise erhält man für das Vektorpotential:<br />
�A(�r, t) = µ<br />
4π<br />
�<br />
Quellen<br />
�<br />
�r ′ , t − |�r−�r ′ �<br />
|<br />
v<br />
| �r −�r ′ dV<br />
|<br />
′<br />
�<br />
�j �r ′ , t − |�r−�r ′ �<br />
|<br />
v<br />
| �r −�r ′ dV<br />
|<br />
′<br />
(7.8)<br />
(7.9)
72<br />
Diese speziellen Lösungen heißen retardierte Potentiale.<br />
Charakteristisch:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Das Zeitargument tR = t − | �r −�r ′ |<br />
heißt retardierte Zeit.<br />
v<br />
Ursache: Alle physikalischen Wirkungen breiten sich mit endlicher Geschwindigkeit aus (gilt<br />
streng!).<br />
Die Potentiale bei �r zum Zeitpunkt t rühren vom Zustand der Quelle am Orte �r ′ und zur früheren Zeit tR<br />
her! Die Zeitdifferenz t − tR ist gerade die Laufzeit der Welle von �r ′ nach �r mit der Laufgeschwindigkeit<br />
v.<br />
◮ Ohne Beweis: Retardierte Potentiale genügen der Lorentz-Konvention.<br />
◮ Im statischen Fall reduzieren sich die Lösungen auf die Lösungen der Poisson-Gleichung (t ≈ tR).<br />
Lösungsprinzip: Vorgabe von ρel(�r, t) und ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�j(�r, t)<br />
• Berechnung von ϕ(�r, t), � A(�r, t) durch Integration<br />
• Berechnung von � B(�r, t) und � E(�r, t) durch Differentiation<br />
• Impuls, Energie, Kräfte, . . .<br />
7.3 Der Hertz’sche Dipol<br />
= Prototyp einer Strahlungsquelle<br />
Eine zeitlich abhängige Quelle wird realisiert durch: q = q(t)<br />
˙�p = ˙q � l = I � l, I = I(t)<br />
Wir verzichten auf alle Feinheiten im Inneren einer realen Antenne. Daher wird unser Modell nur für<br />
hinreichend große Abstände, d.h. für |�r −�r ′ | ≫ | � l|, die Linearantenne einigermaßen modellieren können.<br />
7.3.1 Berechnung der retardierten Potentiale<br />
Wir beschränken uns jetzt also von Anfang an auf einen infinitesimalen Dipol | � l| ≪ 1 und punktförmige<br />
Ladungen.<br />
ρel(�r, t) = q δ(�r) − q δ(�r + �l) für | �l| ≪ |�r| Taylor<br />
∂<br />
ρel(�r, t) ≈ − q lk δ(�r) + . . .<br />
∂xk<br />
ρel(�r, t) = − pk<br />
∂<br />
∂xk<br />
Diesen Ausdruck differenzieren wir jetzt partiell nach der Zeit:<br />
δ(�r)<br />
∂<br />
∂t ρel(�r, t) = − ˙pk<br />
∂<br />
∂xk<br />
δ(�r) | pk nicht ortsabhängig<br />
= − ∂<br />
=<br />
( ˙pk δ(�r))<br />
∂xk<br />
� �<br />
− div ˙�p δ(�r) ⇔<br />
∂<br />
∂t ρel(�r, t) = − div �j
7.3 Der Hertz’sche Dipol 73<br />
Ein Vergleich liefert nun:<br />
� j(�r, t) = ˙ �p δ(�r)<br />
ρel(�r, t) und �j(�r, t) beschreiben die Quellstruktur des infinitesimalen Dipols. Wir wollen jetzt die retardierten<br />
Potentiale auswerten. Dafür starten wir mit dem Vektorpotential:<br />
�A(�r, t) = µ<br />
�<br />
� �j �r<br />
4π<br />
′ , t − |�r−�r ′ �<br />
|<br />
v<br />
| �r −�r ′ dV<br />
|<br />
′ = µ<br />
�<br />
� ′ δ(�r ) �p ˙ t −<br />
4π<br />
|�r−�r ′ �<br />
|<br />
v<br />
| �r −�r ′ dV<br />
|<br />
′<br />
�A(�r, t) δ−Fkt. µ ˙�p<br />
=<br />
4π<br />
� t − r<br />
�<br />
v<br />
r<br />
�A(�r, t) = µ<br />
4πr ˙ �<br />
�p t − r<br />
�<br />
v<br />
Jetzt setzen wir mit ϕ(�r, t) fort. Wir haben dazu 2 Möglichkeiten:<br />
1. Variante: Retardierte Potentiale + Integration<br />
2. Variante: Lorentz-Konvention + � A(�r, t)<br />
Wir werden die 2. Möglichkeit benutzen.<br />
∂<br />
∂t ϕ(�r, t) = − v2 div � A<br />
�A einsetzen<br />
= − 1<br />
µε<br />
= − 1<br />
4πε<br />
µ<br />
4π div<br />
�<br />
1<br />
r ˙ �<br />
�p t − r<br />
�<br />
v<br />
�<br />
�<br />
1<br />
r div ˙ �p + ˙ �p grad 1<br />
�<br />
r<br />
In einer kurzen Nebenrechnung müssen wir jetzt die beiden Differentiationen ausführen:<br />
grad 1 �r d 1 �r<br />
= = −<br />
r r dr r r3 div ˙ �p � t − r<br />
� ∂ � �<br />
r Kettenr.<br />
v = ˙pk t −<br />
∂xk<br />
v = ∂ ˙pk<br />
� �<br />
r t − v<br />
∂ � t − r<br />
� ·<br />
v<br />
∂ � t − r<br />
�<br />
v = ¨pk<br />
∂xk<br />
∂ � t − r<br />
¨�p =<br />
�<br />
v ,<br />
∂xk<br />
da<br />
∂<br />
∂t ˙pk<br />
� �<br />
� � r<br />
r ∂ ˙pk t − v<br />
t − v =<br />
∂ � t − r<br />
� ·<br />
v<br />
∂ � t − r<br />
�<br />
v<br />
� ∂t �� �<br />
Somit:<br />
div<br />
=1<br />
˙ �p � t − r<br />
� 1<br />
v = −<br />
v ¨pk<br />
∂r<br />
= −<br />
∂xk<br />
1<br />
v ¨pk<br />
xk 1<br />
= −<br />
r v ¨ �p � t − r<br />
� �r<br />
v r<br />
Diese Zwischenergebnisse setzen wir nun in die Lorentz-Konvention ein:<br />
�<br />
∂<br />
1 ˙�p<br />
� �<br />
r t − �r v<br />
ϕ(�r, t) =<br />
∂t 4πε r3 + 1<br />
v2 ¨�p � t − r<br />
�<br />
�r v<br />
r2 �<br />
Wir integrieren jetzt bzgl. der Zeit: RB: lim ϕ(�r, t) = 0<br />
r→∞<br />
ϕ(�r, t) = 1<br />
4πε<br />
� 1<br />
v<br />
�r<br />
r 2<br />
�<br />
˙�p t − r<br />
�<br />
v<br />
Jetzt machen wir noch einen kurzen Test: statischer Dipol<br />
ϕ(�r, t) = 1<br />
4πε<br />
7.3.2 Berechnung der Feldstärken<br />
Magnetische Induktion �B:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿<br />
+ �r<br />
�<br />
�p t −<br />
r3 r<br />
�<br />
v<br />
�<br />
�r �p<br />
r 3 Vergleich mit Abschnitt 4.4.1 ⇒ Stimmt!
74<br />
�B = rot � A = µ<br />
4π rot<br />
�<br />
1<br />
r ˙ �p � t − r<br />
�<br />
v<br />
�<br />
Hilfsformel: rot(u �v) = grad u × �v + u rot �v<br />
�B(�r, t) = µ<br />
�<br />
grad<br />
4π<br />
1<br />
r × ˙ �p � t − r<br />
� 1<br />
v +<br />
r rot ˙ �p � t − r<br />
�<br />
v<br />
�<br />
rot ˙ � � � � �<br />
�<br />
r<br />
r<br />
∂ ˙p3 t − v ∂ ˙p2 t − v<br />
�p =<br />
− , . . . , . . .<br />
∂x2<br />
∂x3<br />
rot ˙ �p Kettenr.<br />
�<br />
= − 1<br />
v ¨p3<br />
�<br />
∂r<br />
− −<br />
∂x2<br />
1<br />
�<br />
�<br />
∂r<br />
¨p2 , . . . , . . .<br />
v ∂x3<br />
rot ˙ �p = − 1<br />
v grad r × ¨ �p � t − r<br />
� 1 �r<br />
v = −<br />
v r × ¨ �p � t − r<br />
�<br />
v<br />
Wenn wir dieses Resultat jetzt einsetzen, so erhalten wir:<br />
�B(�r, t) = µ<br />
�<br />
−<br />
4π<br />
�r<br />
r3 × ˙ �p � t − r<br />
� 1 �r<br />
v −<br />
v r2 × ¨ �p � t − r<br />
�<br />
v<br />
�<br />
Wir führen jetzt die folgende Abkürzung ein: �p R ≡ �p � t − r<br />
�<br />
v<br />
Elektrische Feldstärke �E: ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿<br />
�<br />
∂<br />
E(�r, t) = − grad ϕ − � A<br />
∂t<br />
�<br />
1<br />
E(�r, t) = −<br />
4πε grad<br />
�<br />
�r<br />
r3 �pR + 1<br />
v<br />
�B(�r, t) = µ<br />
4π<br />
�r ˙ �p R<br />
�<br />
r 2<br />
�<br />
− �r<br />
r3 × ˙ �p R − 1<br />
v<br />
− µ<br />
4π<br />
Nun machen wir ein paar Zwischenrechnungen:<br />
�<br />
�r �p R<br />
grad<br />
r3 �<br />
Prod.-R. 1<br />
=<br />
r3 grad � �r �p R� + �r �p R grad 1<br />
r3 grad 1 �r<br />
=<br />
r3 r<br />
d<br />
dr<br />
1 �r<br />
= −3<br />
r3 r5 ⎛<br />
grad � �r �p R� = �ek<br />
∂<br />
∂xk<br />
� xl p R l<br />
grad � �r �p R� = �ek p R k + �ek xl<br />
� Prod.-R.<br />
= �ek<br />
�<br />
− 1<br />
�<br />
v<br />
�<br />
�r<br />
Analoge Rechnung für grad<br />
˙ �p R<br />
r2 �<br />
˙p R l<br />
⎜ ∂xl ⎜<br />
⎝∂xk<br />
����<br />
δlk<br />
∂r<br />
∂xk<br />
����<br />
=xk/r<br />
¨�p R<br />
r<br />
p R l<br />
+ xl<br />
= �p R − 1<br />
v<br />
bis auf den Faktor 1<br />
v .<br />
Nach dem Einsetzen erhalten wir mit �p R ≡ �p � t − r<br />
�<br />
v :<br />
� E(�r, t) = 1<br />
4πε<br />
⎧<br />
⎨<br />
⎩ − ¨ �p R<br />
v 2 r +<br />
+ 3 � �r �p R� �r<br />
r 5<br />
∂pR ⎟<br />
l ⎟<br />
∂xk<br />
⎠<br />
�r<br />
r2 × ¨ �p R<br />
�<br />
⎞<br />
�<br />
�r ˙ �p R<br />
�<br />
�r<br />
r<br />
�<br />
�r ¨ �p R<br />
�<br />
�r<br />
v2 r3 − ˙ �p R<br />
v r2 + 3 � �r �p R� �r<br />
v r4 �<br />
− �pR<br />
r 3<br />
Die Felder � E und � B stellen eine exakte Lösung der Maxwell-Gleichungen für den infinitesimalen Dipol<br />
dar. Der Näherungscharakter liegt in der Identifizierung des Dipols mit einer realen Antenne.<br />
7.3.3 Diskussion dieser Lösung der Felder<br />
Technisch interessant ist der periodisch schwingende Dipol, d.h. �p(t) = �p0 cos ωt für �p R (t) = �p0 cos � ω � t − r<br />
��<br />
v .
7.3 Der Hertz’sche Dipol 75<br />
Definition:<br />
v λ<br />
=<br />
ω 2π<br />
Wir führen die Diskussion der Lösung in zwei Bereichen durch.<br />
1. Nahzone: r → 0<br />
Die größten Potenzen von 1<br />
2. Fernzone:<br />
r sind dominant.<br />
r → ∞<br />
Die kleinsten Potenzen von 1<br />
r dominieren hier.<br />
✿✿ ◮ Nahzone:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
� EN = 1<br />
4πε<br />
�<br />
− �pR<br />
r3 + 3 � �r �p R� �r<br />
r5 �<br />
+ . . .<br />
Wann ist die Näherung gültig?<br />
�BN = − µ<br />
4π<br />
|�p R |<br />
r3 ����<br />
≫<br />
mitgenommen<br />
| ˙ �p R |<br />
v r2 ����<br />
vernachlässigt<br />
λ . . . Wellenlänge<br />
�r × ˙ �p R<br />
r3 + . . .<br />
Für den periodischen Dipol ist | ˙ �p R | = ω |�p R |, | cos | = | sin | = 1. Dies führt auf die Ungleichung:<br />
|�p R |<br />
r3 ≫ ω |�pR |<br />
v r2 ⇔<br />
1 ω 2π<br />
≫ =<br />
r v λ<br />
⇒ λ ≫ r wobei außerdem r ≫ | � l|<br />
Die Näherung ist also gut für λ ≫ r ≫ l. Weiterhin kommt noch dazu, daß bei kurzen Abständen die<br />
Laufzeit der Welle kurz ist. ⇒ Vernachlässigung der Retardierung!<br />
z.B.<br />
�p R<br />
r3 = �p � t − r<br />
�<br />
v<br />
r3 Taylor für<br />
=<br />
kl. r/v<br />
�p(t)<br />
r 3<br />
1 ˙�p(�r)<br />
−<br />
v r3 � �� �<br />
Terme der Ordnung ∼ 1<br />
r 2 wurden schon vernachlässigt. Nun muß diese Vernachlässigung auch konsequent<br />
durchgezogen werden. Damit ergibt sich:<br />
� EN = 1<br />
4πε<br />
�<br />
− �p(t)<br />
r 3<br />
3 �r (�r �p)<br />
+<br />
r5 �<br />
∼ 1<br />
v<br />
�BN = µ<br />
4π<br />
| ˙ �p|<br />
r 2<br />
˙�p(t) × �r<br />
Dies zeigt, daß in der Nahzone quasistatische Verhältnisse vorliegen!<br />
Außerdem: � E ∼ cos ωt, � BN ∼ sin ωt → Phasenverschiebung zwischen � E, � B<br />
✿✿ ◮ Fernzone:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
� EF = 1<br />
4πε<br />
�BF = − µ<br />
4π<br />
⎡<br />
Für den harmonischen Dipol ist die Fernzone<br />
charakterisiert durch:<br />
⎣− ¨ �p R<br />
v 2 r +<br />
�r × ¨ �p R<br />
v r 2<br />
�r<br />
+ . . .<br />
�<br />
�r ¨ �p R<br />
� ⎤<br />
+ . . . ⎦<br />
v 2 r 3<br />
Durch einfaches ”Ausrechnen” ergibt sich:<br />
� EF �r = 0<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
⎪⎭<br />
r 3<br />
r ≫ λ<br />
Hier darf die Retardierung nicht vernachlässigt<br />
werden!<br />
� BF = √ εµ �r<br />
r × � EF
76<br />
⇒ � EF ⊥ � BF ⊥ �r<br />
r<br />
⇒<br />
� EF, � BF, �r<br />
r<br />
bilden ein Rechtssytem!<br />
Wegen � BF ∼ cos ωt und � EF ∼ cos ωt schwingen das elektrische und magnetische Feld in der Fernzone in<br />
Phase! Die Fernzone wird auch als ”Wellenzone” bezeichnet.<br />
→ retardierte Zeit ⇔ Wellenlösungen<br />
Typisch ist auch: Form der Funktionen in der Fernzone:<br />
�EF, � BF ∼ 1<br />
r f<br />
�<br />
t − r<br />
�<br />
v<br />
⇔ Auslaufende Kugelwelle!<br />
Allerdings ist die Kugelsymmetrie nicht vollständig realisiert, da z.B. �EF und � BF entlang der Dipolachse<br />
�r<br />
r ⇈ �p verschwinden. Entlang dieser Achse findet also keine Abstrahlung und somit auch kein Energietransport<br />
statt.<br />
Abb. 7.1: � BF sind konzentrische Kreise in der Ebene, auf<br />
der �p senkrecht steht<br />
Hieraus folgt: Elektromagnetische Wellen sind transversale Wellen!<br />
7.3.4 Energieverhältnisse<br />
Uns interessiert im folgenden nur die Fernzone (=Wellenzone)! Der auftretende Winkel θ entspricht dem<br />
Winkel in Abb. 7.1.<br />
Energiedichte:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
ωel = 1<br />
2 �E � D = 1<br />
2 �EF � DF = ε<br />
2<br />
ωel<br />
Einsetzen von � EF<br />
=<br />
ωmag = 1<br />
2 � HF � BF = 1<br />
2µ<br />
� �2 �EF<br />
| ¨ �p R | 2 sin 2 θ<br />
32 π2 ε v4 r2 Maxw.-Rel.<br />
=<br />
� �2 �BF = µ |¨ �p R | 2 sin 2 θ<br />
32 π2 v2 r2 µ | ¨ �p R | 2 sin 2 θ<br />
32 π 2 v 2 r 2<br />
Vergleich liefert: ωel = ωmag (7.10)<br />
Im Fernfeld entfällt jeweils die Hälfte der Gesamtenergie auf das elektrische bzw. das magnetische Feld.<br />
Dies ist typisch für elektromagnetische Wellen.<br />
Energiestromdichte �S = �EF × ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
� HF<br />
Man kann nun die Felder direkt einsetzen und den Poynting-Vektor ausrechnen oder aber die folgende<br />
Beziehung verwenden, die für das Fernfeld gültig ist:<br />
�BF = √ εµ �r<br />
r × �EF �<br />
�<br />
ε<br />
S =<br />
µ � �<br />
�r<br />
EF ×<br />
r × � �<br />
EF<br />
�HF = 1<br />
µ � BF<br />
= ε v � EF ×<br />
Zerlegung des doppelten Vektorproduktes mit: �a ×<br />
�<br />
�r<br />
r × � �<br />
EF<br />
� �<br />
�b × �c = � �<br />
b (�a�c) − �c �a � �<br />
b
7.3 Der Hertz’sche Dipol 77<br />
� S = v ε �r<br />
r<br />
� �2 �EF<br />
− v ε<br />
� �<br />
�<br />
�r<br />
EF<br />
r<br />
� �� �<br />
=0, da � EF⊥ �r<br />
r<br />
= v �r<br />
r<br />
2 ωel<br />
� S = v ωelm<br />
(7.10)<br />
= v (ωel + ωmag) �r<br />
r<br />
� S. . . Energiestromdichte<br />
v. . . Geschwindigkeit des Transports<br />
ωelm. . . transportierte Größe: elektromagnetische Energiedichte<br />
�r<br />
r<br />
. . . Richtung des Energietransports<br />
Elektromagnetische Felder transportieren Energie und Impuls !<br />
Nach dem Einsetzen der Energiedichte:<br />
�r<br />
r<br />
� S = µ | ¨ �p R | 2 sin 2 θ<br />
16 π 2 v r 2<br />
�r<br />
r<br />
�<br />
�π = 1<br />
c2 � �<br />
S<br />
Für die technischen Anwendungen ist die mittlere (zeitliche) abgestrahlte Leistung eine signifikante Größe.<br />
Zeitlicher Mittelwert von � S(�r, t) :<br />
��<br />
Mittlere Leistung: N = ◦�S<br />
d�F F<br />
� S ≡ 1<br />
T<br />
T�<br />
�S(�r, t) dt<br />
F . . . beliebige geschlossene Fläche mit dem Dipol im Inneren; weit außen, so daß<br />
� EF, � BF gültig sind.<br />
Wir wählen: F = S 2 ⇒ d � F = dF · �n, mit �n = �r<br />
r !<br />
� S = µ sin 2 θ | ¨ �p R | 2<br />
16 π 2 v r 2<br />
N = µ |¨ �p R | 2<br />
16 π 2 v<br />
N = µ |¨ �p R | 2<br />
16 π 2 v<br />
N = µ |¨ �p R | 2<br />
6 π v<br />
�r<br />
r<br />
��<br />
◦ sin2 θ<br />
π�<br />
0<br />
2π �<br />
0<br />
r 2<br />
�r<br />
r<br />
0<br />
�r<br />
r dF | Kugelkoordinaten: dF = r2 sin θ dθ dϕ<br />
sin 3 θ dθ dϕ | Bronstein<br />
Allgemein gilt: N ∼ | ¨ �p R | 2<br />
Wir wollen nun die zeitliche Mittelung explizit am Beispiel des harmonischen Dipols durchführen.<br />
�p(t) = q(t) �l = q0 cos ωt<br />
˙�p(t) = ˙q(t) �l = I(t) �l mit I(t) = I0 sin ωt | ”Wechselstrom”<br />
¨�p(t) = ˙ I(t) �l = I0 ω cos ωt | l = | �l| | ¨ �p R | 2 = I2 0 ω2 l2 cos2 � ω � t − r<br />
��<br />
| ¨ �p R | 2 = I2 0 ω2 2 1<br />
l<br />
T<br />
v<br />
T� � �<br />
2<br />
cos ω t − r<br />
��<br />
dt<br />
v<br />
�<br />
0<br />
�� �<br />
= 1<br />
� �2 l<br />
2<br />
I2 0<br />
⇒ | ¨ �p R | 2 = 2 π2 v2 λ<br />
⇒ N = π<br />
� �2 l<br />
µ v I<br />
3 λ<br />
2 2π<br />
0 =<br />
3<br />
� µ<br />
ε<br />
= 1<br />
2 I2 0 ω2 l2 | ω = 2πv<br />
λ<br />
� �2 l<br />
I<br />
λ<br />
2 eff mit Ieff = I0 √2
78<br />
An einem Ohm’schen Widerstand R erzeugt ein Wechselstrom eine Joule’sche Wärme R I2 eff . Daher<br />
bezeichnet man in analoger Weise formal:<br />
Warum ✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿<br />
ist der Himmel blau?<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
✿✿✿✿✿✿<br />
Strahlungswiderstand des Dipols: RS ≡ 2π<br />
3<br />
⇒ N = RS I 2 eff<br />
� µ<br />
ε<br />
� �2 l<br />
λ<br />
Diese Fragestellung geht auf Lord Rayleight zurück. Wir betrachten jetzt wieder einen periodischen Dipol:<br />
�p = q0 � l cos ωt<br />
¨�p = I0 ω � l cos ωt bzw. ¨ �p = − q0 ω 2 � l cos ωt<br />
Der Vergleich liefert: I0 = − q0 ω = − 2π v<br />
λ q0<br />
Hiermit können wir nun I0 in N eleminieren:<br />
N = 4<br />
3 π3 v3 2 1<br />
l<br />
λ4 q2 0 ⇒ N ∼ 1<br />
λ4 Damit ergibt sich nun ein Modell: Nur eine Plausibilitätserklärung!<br />
• die Sonne strahlt elektromagnetische Energie aus und die Luftmoleküle werden im elektromagnetischen<br />
Feld der Sonne zum Schwingen angeregt<br />
• jetzt senden die Luftmoleküle selbst elektromagnetische Wellen aus, wobei die abgestrahlte Leistung<br />
∼ 1<br />
λ 4<br />
Insbesondere: λrot ≈ 2 λblau<br />
Nrot<br />
=<br />
Nblau<br />
(λblau) 4<br />
1<br />
= 4<br />
(λrot) 24 Die Leistung des abgestrahlten blauen Lichts ist wesentlich stärker als z.B. die des roten<br />
Lichts. Deshalb dominiert das blaue Licht am Himmel.<br />
Hinweis: für λ → 0 wird N divergent!<br />
Hier deutet sich die Ultraviolett-Katastrophe der klassischen Strahlungstheorie an! Eine Lösung<br />
ist nur in der Quantentheorie zu finden (vgl. Planck’sches Strahlungsgesetz).<br />
7.4 Liénhard-Wichert’sche Potentiale<br />
Gesucht: elektromagnetisches Feld einer bewegten Punktladung<br />
→ ”beschleunigt” bewegte Punktladung strahlt elektromagnetische Wellen ab<br />
⇒ Instabilität der klassischen Atommodelle (Elektron strahlt und müßte demzufolge in den<br />
Kern stürzen)<br />
Abb. 7.2: Punktladung im Ursprung;<br />
dies ist komplizierter, da �r = �r(t ′ ) und �v = �v(t ′ ) sich ständig ändern<br />
Um eine formale Unabhängigkeit von der Zeit t’ zu erhalten, wählen wir für die elektrodynamischen<br />
Potentiale die Darstellung:<br />
ϕ(�r, t) = 1<br />
��<br />
ρel(�r<br />
4πε<br />
′ , t ′ )<br />
|�r −�r ′ �<br />
δ t<br />
|<br />
′ − t + |�r −�r ′ �<br />
|<br />
dV<br />
c<br />
′ dt ′
7.4 Liénhard-Wichert’sche Potentiale 79<br />
�A(�r, t) = µ<br />
4π<br />
��<br />
�j(�r ′ ′ , t )<br />
|�r −�r ′ | δ<br />
�<br />
t ′ − t + |�r −�r ′ �<br />
|<br />
c<br />
dV ′ dt ′<br />
Wir verwenden hier ”c” statt ”v” für die Ausbreitungsgeschwindigkeit, um Mißverständnisse zu vermeiden.<br />
Obige Integrale gehen nach Ausführung der t’-Integration in die üblichen Potential-Ausdrücke über<br />
(vgl. (7.8),(7.9)).<br />
Für bewegte Punktladung:<br />
ρel(�r ′ , t ′ ) = q δ(�r ′ �<br />
)<br />
� ′ ′ ′ j(�r , t ) = q δ(�r ) �v(t ′ )<br />
”Punktladung am aktuellen Ort �r ′ = � 0 !”<br />
Dies setzen wir nun ein und führen die (triviale) Integration bzgl. V’ aus:<br />
ϕ(�r, t) = q<br />
4πε<br />
�A(�r, t) =<br />
Wir haben jetzt nur ein kleines Problem:<br />
µ q<br />
4π<br />
�<br />
� δ t ′ − t + r(t ′ )<br />
c<br />
r(t ′ )<br />
�<br />
dt ′<br />
�<br />
� �v(t ′ ) δ t ′ − t + r(t ′ �<br />
)<br />
c<br />
r(t ′ dt<br />
)<br />
′<br />
Da r(t’) im Argument der δ-Funktion nicht bekannt ist, kann die Integration nicht einfach realisiert<br />
werden. Daher setzt man mit der folgenden Substitution fort:<br />
dξ 1<br />
= 1 +<br />
dt ′ c<br />
dr(t ′ )<br />
dt ′<br />
ξ ≡ t ′ − t + r(t ′ )<br />
c<br />
1<br />
= 1 +<br />
c<br />
d<br />
dt<br />
�<br />
�r 2 (t ′ ) = 1 + 1<br />
c<br />
�r<br />
r<br />
d<br />
dt ′�r(t ′ )<br />
Da wir nicht das Ende von �r mit dem ”Pfeil” bewegen, sonden den ”Fuß”, ist ˙ �v = −�v, da �r → −�r.<br />
dξ �r<br />
= 1 −<br />
dt ′ r<br />
Nun schreiten wir zur Elimination in den Integralen:<br />
ϕ(�r, t) = q<br />
4πε<br />
�<br />
δ(ξ) dξ<br />
r − �r�v =<br />
c<br />
q<br />
�<br />
4πε r − �r�v<br />
�<br />
�<br />
�<br />
��<br />
�<br />
c<br />
�A(�r, t) = µq<br />
4π<br />
Rücksubstitution: ξ = 0 ⇔ t ′ = t − r(t ′ )<br />
c<br />
�v<br />
c<br />
�<br />
�v δ(ξ) dξ<br />
r − �r�v<br />
µq�v<br />
= �<br />
c 4π r − �r�v<br />
�<br />
�<br />
�<br />
��<br />
�<br />
c<br />
ϕ(�r, t) =<br />
q<br />
�<br />
4πε r − �r�v<br />
�<br />
�<br />
�<br />
��<br />
�<br />
c<br />
�A(�r, t) =<br />
µ q �v<br />
�<br />
4π r − �r�v<br />
�<br />
�<br />
�<br />
��<br />
�<br />
c<br />
� t ′ =t− r(t ′ )<br />
c<br />
� t ′ =t− r(t ′ )<br />
c<br />
Diese Potentiale werden als retardierte Potentiale von Liénhard-Wiechert bezeichnet. Sie stellen eine<br />
exakte Lösung der Maxwell-Gleichungen dar.<br />
Im Coulomb-Fall (�v = � 0) reduziert sich die Lösung auf das bekannte Coulomb-Potential für ϕ und � A = � 0.<br />
� ξ=0<br />
� ξ=0
80<br />
Wir betrachten jetzt wieder � E und � B:<br />
� E = − grad ϕ − ∂ � A<br />
∂t<br />
Wir verwenden nun die folgende Hilfsformel (Kettenregel):<br />
∂t ′<br />
∂t =<br />
Man findet nun nach einiger Rechnerei:<br />
� E = q<br />
4πε<br />
c<br />
(�r�v − rc) 2<br />
�B = − √ εµ � E × �r<br />
r<br />
⎧<br />
⎨<br />
⎩ − ˙ �v<br />
c<br />
1<br />
1 − �r�v<br />
rc<br />
r +<br />
Wir betrachten nun ein paar Grenzfälle:<br />
grad t ′ = − �r<br />
rc<br />
�B = rot � A<br />
1<br />
1 − �r�v<br />
rc<br />
�<br />
�r − �v<br />
cr � �<br />
· �v 2 − c2 − r˙ �⎫�<br />
�v ⎬�<br />
�<br />
�<br />
�r�v − cr ⎭�<br />
mit ˙ �v = d<br />
dt ′�v<br />
• �v = � 0, ˙ �v = � 0<br />
Dies liefert das Coulombfeld und � B verschwindet.<br />
� t ′ =t− r(t ′ )<br />
c<br />
• �v �= � 0, ˙ �v = � 0<br />
Diesen Anteil erhält man auch, wenn man ausgehend vom Coulombfeld eine Lorentztransformation<br />
ausführt. Es kommt hier zu keiner ”Abstrahlung”.<br />
• �v �= �0, ˙ �v �= �0 Erzeugung und Abstrahlung elektromagnetischer Wellen.<br />
Nun interessiert uns noch die Abstrahlung. Dafür ist �<br />
�S d�F wesentlich für weit entfernte Oberflächen.<br />
Wir diskutieren das asympotische Verhalten der Felder:<br />
1. �v ˙ = �0, gleichförmig bewegte Punktladung (Index ”gl”)<br />
�Egl = q 1<br />
4πε r2 c(�v 2 − c2 � �<br />
) �r �v<br />
� � − ∼ 3<br />
�r�v r c<br />
r − c<br />
� �� �<br />
1<br />
r2 | � Hgl| ∼ 1<br />
r 2<br />
Wir wählen: F = S 2 ∼ r 2<br />
�<br />
⇒ �S dA� 1<br />
∼<br />
r2 nur von ∢(�v, �r<br />
r ) und |�v| abhängig<br />
(gleiches Verhalten bis auf die Richtung)<br />
1<br />
r2 r2 ∼ 1<br />
r2 F<br />
r→∞<br />
→ 0 ⇒ kein Energiestrom durch entfernte Oberfläche<br />
Eine gleichförmig bewegte Punktladung strahlt nicht!<br />
2. �v ˙ �= �0, beschleunigte Punktladung<br />
�E − �Egl = − q<br />
�<br />
1 c ˙�v<br />
� � �<br />
�r�v<br />
�r<br />
� � − c +<br />
4πε r<br />
3<br />
�r�v c r r<br />
r − c<br />
˙ � � �<br />
�r �v<br />
�v · −<br />
r c<br />
�<br />
� �� �<br />
| � H − � Hgl| ∼ 1<br />
r<br />
�<br />
⇒ �S dA� 1<br />
∼<br />
r<br />
abhängig von Winkeln, |�v|, | ˙ �v|<br />
1<br />
r r2 ∼ 1 verschwindet nicht für r → ∞<br />
In der Tat wird Leistung (in Form von Wellen) in den Raum abgestrahlt. Die Abschätzung ist zwar<br />
grob, aber eine genaue Rechnung liefert dasselbe.<br />
Resultat:<br />
Eine beschleunigt bewegte Punktladung strahlt elektromagnetische Wellen ab! ⇒ Die<br />
klassischen Atommodelle sind instabil!<br />
∼ 1<br />
r
Elektromagnetische Wellen (freie Wellen) 81<br />
8 Elektromagnetische Wellen (freie Wellen)<br />
Wir betrachten zeitlich veränderliche Felder außerhalb ihrer Erzeugungsgebiete. Die spezielle Art der<br />
Erzeugung interessiert uns hier nicht.<br />
Die Maxwell-Gleichungen lauten dann:<br />
Weiterhin gilt auch hier:<br />
• µ, ε sind const.<br />
freie Wellen: ρel = 0, � j = � 0<br />
• es handelt sich um stückweise homogene Medien<br />
• Randbedingungen<br />
8.1 Wellengleichung, einfache Wellentypen<br />
div � D = 0 (8.1)<br />
div � B = 0 (8.2)<br />
rot � E = − ˙ � B (8.3)<br />
rot � H = ˙ � D (8.4)<br />
�D = ε � E , � B = µ � H (8.5)<br />
Das Vorgehen ist prinzipiell das gleiche wie in Abschnitt 7: → Potential → � � A = 0, �ϕ = 0.<br />
Im Fall ρel = 0 und � j = � 0 kann man für � E und � B direkt homogene Wellengleichungen ableiten.<br />
rot auf (8.3) : rot rot �E = − µ rot ˙ H�<br />
∂<br />
∂t auf (8.4) : rot ˙ H � ¨<br />
= ε �E<br />
⇒ rot rot � E = − εµ ¨ � E | rot rot (. . . ) = grad div (. . . ) − ∆· (. . . )<br />
grad div � E<br />
� �� �<br />
=0<br />
− ∆· � E = − εµ ¨ � E<br />
Mit µε = 1<br />
v 2 und analoger Rechnung für � B erhalten wir:<br />
� � E = 0<br />
� � B = 0<br />
Die direkte Herleitung dieser homogenen Wellengleichungen für � E und � B gelingt nur für ρel = 0 und<br />
� j = � 0.<br />
Maxwell-Relation:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Die wesentliche Grundaussage ist, daß die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen in<br />
einem Medium mit dessen elektromagnetischen Eigenschaften verknüpft ist.<br />
Vakuum: µ0ε0 = 1<br />
c 2 0<br />
µε = µrµ0εrε0 = µrεr<br />
c 2 0<br />
≡ n2<br />
c 2 0<br />
= 1<br />
v2 ⇔ n = c0<br />
v<br />
n = √ µrεr . . . Brechungsindex des Mediums<br />
In vielen Medien gilt als gute Näherung: µr ≈ 1 ⇒ n ≈ √ εr. Es gibt also einen direkten Zusammenhang<br />
von optischen (n) und elektrischen (εr) Eigenschaften.<br />
Aus der Herleitung der obigen Wellengleichungen folgt:
82<br />
Beispiel:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Jede Lösung der Maxwellgleichungen löst auch die beiden homogenen Wellengleichungen.<br />
Aber die Umkehrung ist nicht gültig !!!<br />
Eine reine elektrische Welle ( � B = � 0, � � E = 0) löst zwar die Wellengleichung, existiert nach Maxwell aber<br />
NICHT!, denn � B = � 0 ⇒ ˙ � D = � 0 ⇒ ˙ �E = � 0 !<br />
Man muß mit den Lösungen der Wellengleichungen immer noch in die Maxwell-Gleichungen<br />
gehen. Dann ergeben sich noch zusätzliche Einschränkungen (z.B. bzgl. der Richtung oder der<br />
Amplitude).<br />
8.1.1 Die allgemeine ebene Welle<br />
Als partielle Differentialgleichung besitzt die homogene Wellengleichung eine sehr große Lösungsmenge.<br />
Daher tritt das folgende Problem auf: Klassifizierung der Lösungen von �U(�r, t) = 0 (U beliebige Wellenfunktion).<br />
Üblich ist die Klassifizierung nach räumlichen Symmetrien, wie z.B. Kugel- oder Zylindersymmetrie.<br />
Einfachster Fall: U ist außer von der Zeit nur noch von einer Raumkoordinate abhängig<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿<br />
z.B. U = U(z, t) → physikalisch: bzgl. x-, y-Koordinate liegen homogene Verhältnisse vor<br />
�U = 0 ⇔<br />
� 1<br />
v 2<br />
∂2 ∂2<br />
−<br />
∂t2 ∂z2 �<br />
U(z, t) = 0<br />
◮ zu beliebigen festen Zeitpunkten wird U als Konstante in jeder zur x-y-Ebene parallelen Ebene<br />
angesehen<br />
◮ die Zeitabhängigkeit bewirkt ein ”Laufen” in ±z-Richtung<br />
Allgemeine Lösung:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Hierfür führen wir zwei neue Variable ein: ξ ≡ z − v · t η ≡ z + v · t<br />
Nebenrechnung:<br />
∂ ∂ξ<br />
=<br />
�<br />
∂z ∂z<br />
1<br />
v2 ∂<br />
∂ξ<br />
∂2 ∂2<br />
−<br />
∂t2 ∂z2 ∂η ∂ ∂ ∂<br />
+ = +<br />
�<br />
∂z ∂η<br />
�<br />
∂ξ ∂η<br />
1 ∂ ∂<br />
U = −<br />
v ∂t ∂z<br />
� � 1<br />
v<br />
Die Integration ist trivial:<br />
bzgl. ξ :<br />
∂<br />
U(ξ, η) = f(η)<br />
∂η �<br />
bzgl. η : U(ξ, η) = f(η) dη +U2(ξ) = U1(η) + U2(ξ)<br />
� ��<br />
U1(η)<br />
�<br />
Rücksubstitution:<br />
Es bleibt nur eine Nebenbedingung:<br />
1 ∂ ∂ ∂<br />
= · · · = −<br />
v ∂t<br />
�<br />
∂η ∂ξ<br />
∂ ∂<br />
∂<br />
+ U = − 4<br />
∂t ∂z<br />
2<br />
∂ξ ∂η U(ξ, η) ! = 0<br />
Allgemeine Lösung: U(z, t) = U1(z + vt) + U2(z − vt)<br />
U1, U2 müssen zweimal nach den Argumenten differenzierbar sein. Ansonsten sind sie aber<br />
völlig beliebig!<br />
Jede dieser Lösungen nennen wir Welle!<br />
Bedeutung der beiden Funktionen:<br />
U1(z + vt). . . in negative z-Richtung laufende Welle<br />
U2(z − vt). . . in positive z-Richtung laufende Welle<br />
Beispiel: Uz rechtslaufend<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿
8.1 Wellengleichung, einfache Wellentypen 83<br />
U2(z1 − vt1) = U2(z2 − vt2)<br />
⇒ z1 − vt1 = z2 − vt2<br />
z2 − z1 = v(t2 − t1) (v > 0)<br />
⇒ falls z2 > z1 ⇔ t2 > t1<br />
Allgemeiner: Ausbreitung der ebenen Wellen in �n-Richtung (�n bel. Einheitsvektor)<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
U(�r, t) = U(�n�r − vt)<br />
z.B.: �n = �ez �n�r = z → U = U2<br />
�n = − �ez �n�r = −z → U = Ũ(−z − vt) = U1(z + vt)<br />
Elektromagnetische Wellen als ebene Wellen:<br />
�E = �E(�n�r − vt)<br />
↗<br />
U(�n�r − vt)<br />
↘<br />
�B = � ⎫<br />
⎪⎬<br />
wobei jede Vektorkomponente diese Abhängigkeit<br />
besitzt<br />
⎪⎭<br />
B(�n�r − vt)<br />
8.1.2 Kugelwellen<br />
Hier liegt als räumliche Symmetrie die Kugelsymmetrie vor.<br />
U(�r, t) = U(x, y, z, t) Kugelkoord.<br />
= U(r, θ, ϕ, t) = U(r, t) r = � x2 + y2 + z2 �<br />
1<br />
�U(r, t) =<br />
v2 ∂2 � �<br />
1<br />
− ∆· U =<br />
∂t2 v2 ∂2 �<br />
∂2 2 ∂<br />
− − U(r, t)<br />
∂t2 ∂r2 r ∂r<br />
! = 0<br />
Die allgemeine Lösung besitzt die Form:<br />
U(r, t) = 1<br />
r [ U1(r + vt) + U2(r − vt) ]<br />
Nachweis der Lösung: Einsetzen in die Wellengleichungen und differenzieren oder:<br />
Subst.: U(r, t) = 1<br />
r V(r, t) � Dgl. für V(r, t) ⇒ Lsg. wie unter 8.1.1<br />
◮ Die Lösung ist eine Überlagerung einer einlaufenden (U1) und einer auslaufenden (U2) Welle.<br />
◮ Typisch: Die Wellenamplitude ist ∼ 1<br />
r .<br />
◮ Wichtig: Huygen’sches Prinzip (Elementarwellen = Kugelwellen! → vgl. Beugung)<br />
8.1.3 Ebene harmonische Wellen<br />
Wir spezialisieren uns nun immer mehr:<br />
1. wir betrachten nur noch den auslaufenden Anteil (�n�r − vt, also keine Überlagerungen mehr)<br />
2. nun Einschränkung der beliebigen auslaufenden Funktion U2 auf die harmonischen Funktionen<br />
Sinus und Kosinus<br />
Warum machen wir diese Einschränkungen?<br />
• harmonische Funktionen sind häufig technisch von Bedeutung (periodisch in den Quellen)<br />
• beliebige Funktionen lassen sich nach dem Fourier-Theorem aus harmonischen Funktionen superponieren<br />
(Fourier-Reihen-Entwicklung)<br />
• Wellengleichung ist linear:<br />
�U = � � Un,m �e inkx e iωmt = 0<br />
→ Aus harmonischen Wellen lassen sich beliebige andere Wellen (”Wellenpakete”) superponieren!
84<br />
Für elektromagnetische Wellen machen wir den folgenden Ansatz zur Lösung:<br />
( � k�r − ωt) . . . Phase der Welle<br />
� E0, � B0 . . . komplexe Amplituden<br />
� k . . . Wellenzahlvektor<br />
� E(�r, t) = � E0 e i(� k�r−ωt) � B(�r, t) = � B0 e i(� k�r−ωt)<br />
| � k| = 2π<br />
λ<br />
Jetzt noch ein paar Bemerkungen zum Rechnen mit komplexen Funktionen:<br />
�n = � k<br />
| � k|<br />
• ist möglich bei linearen Gleichungen mit reellen Koeffizienten (erfüllt durch �U = 0)<br />
• große ”technische” Erleichterungen beim Rechnen<br />
• Sobald man nichtlinerare physikalische Größen (ωel, � S. . . ) bildet, muß vorher der Realteil der<br />
Felder berechnet werden. Erst dann kann man die nichtlinearen Größen berechnen!<br />
Nun gehen wir mit unseren Ansätzen in die harmonische Wellengleichung:<br />
�� �<br />
1<br />
E =<br />
v2 ∂2 �<br />
− ∆· �E0 e<br />
∂t2 i(� �<br />
k�r−ωt)<br />
= � 2 ω<br />
k − 2<br />
v2 �<br />
� E0 e i(� k�r−ωt) ! = 0 | � E0 �= 0, e iϕ �= 0<br />
Dispersionsrelation: ω 2 ( � k) = v 2 � k 2<br />
Die konkrete Wellengleichung erzwingt einen Zusammenhang von ω und � k. Für andere Wellen bzw.<br />
Wellengleichungen gelten natürlich andere Dispersionsrelationen. Die folgende Gleichung, die eigentlich<br />
schon jeder für ”Wellen” kennt, gilt nur für elektromagnetische Wellen !<br />
→ ω = vk ⇒ k = 2π<br />
, ω = 2π ν ⇒ v = λ · ν<br />
λ<br />
Diskussion der Lösung: e ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
i(�k�r−ωt) i = e �k�r −iωt e<br />
◮ Zeitabhängigkeit: e −iωt , zeitliche Periode: T = 2π<br />
ω<br />
◮ Ortsabhängikeit: e i� k�r , räumliche Periode: λ = 2π<br />
k<br />
Ändert man �r in Richtung von � k um λ, so ändert sich � k�r um 2π, d.h., e i� k�r ändert sich nicht.<br />
◮ Die Felder � E, � B der harmonischen Welle sind für alle �r, t konstant, für die die Phase � k�r − ωt eine<br />
Konstante ist.<br />
� k�r − ωt = const. → betrachten Momentaufnahme zur Zeit t=const.<br />
(8.6)<br />
� k�r = const. ⇔ definiert die Phasenfläche (=Ebene im Raum)<br />
Die Phasengeschwindigkeit schreitet mit v = ω<br />
k<br />
voran.<br />
� E ∼ e i( � k�r−ωt) = e ik<br />
Phasengeschwindigkeit: vPh = ω<br />
k<br />
�<br />
�k<br />
�r− ω<br />
k k t<br />
�<br />
= e ik(�n�r−vt)
8.1 Wellengleichung, einfache Wellentypen 85<br />
In Medien sind εr bzw. v oder die Brechzahl n i.A. frequenzabhängig (→ Dispersion). Ursache: atomare<br />
Struktur der Medien.<br />
Wellenpakete (superponiert aus ebenen Wellen) zerfließen im Zeitverlauf. Der Schwerpunkt von Wellenpaketen<br />
bewegt sich mit der Gruppengeschwindigkeit:<br />
Beispiel: elektromagnetische Welle im Vakuum<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
vPh = ω ck<br />
= = c<br />
k k<br />
vGr = dω<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
vPh d<br />
= vGr<br />
= (ck) = c<br />
⎪⎭<br />
dk dk<br />
Gruppengeschwindigkeit: vGr = dω<br />
dk<br />
Dies ist i.A. nicht so!<br />
Wir haben bis jetzt nur die homogenen Wellengleichungen erfüllt. Jetzt müssen wir noch in die Maxwell-<br />
Gleichungen gehen!<br />
∂<br />
∂t � E = −iω � E � ∇ � E = i � k � E (analog für � B)<br />
Quellgleichungen:<br />
div � D = 0 ⇒ i ε � k � E = 0 ⇒ � k � E0 = 0 ⇒ � k ⊥ � E0<br />
div � B = 0 ⇒ i � k � B = 0 ⇒ � k � B0 = 0 ⇒ � k ⊥ � B0<br />
Wirbelgleichungen:<br />
rot � H = ˙ � D ⇒ � k × � H = − ω ε � E ⇒ � k × � H0 = − ε ω � E0<br />
rot � E = − ˙ � B ⇒ � k × � E = µ ω � H ⇒ � k × � E0 = µ ω � H0<br />
� k, � E, � B bilden ein Rechtssystem mit dieser Reihenfolge (und zyklischen Vertauschungen). � k<br />
k<br />
ist die Ausbreitungsrichtung. Daraus folgt, daß elektromagnetische Wellen Transversalwellen<br />
sind, wobei außerdem noch gilt, daß � E ⊥ � B.<br />
Zusammenfassend: Für ebene hamonische Wellen gilt:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�E(�r, t) = �E0 e<br />
•<br />
i(�k�r−ωt) �B(�r, t) = � B0 ei(� �<br />
Wellenfunktion = komplexe Vektoren<br />
k�r−ωt)<br />
•<br />
� k � E = 0<br />
µ ω � H = � k × � E<br />
• ω = v k Dispersionsrelation<br />
�<br />
- Transversalwellen<br />
- ( � E, � H, � k) bilden ein Rechtssystem<br />
8.1.4 Energieverhältnisse für ebene Wellen<br />
Energiedichte:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
ωelm = 1<br />
2 � E � D + 1<br />
2 � H � B<br />
Dies ist eine quadratische Bildung. Daher muß zuerst der Realteil der Felder gebildet werden.<br />
z.B.: � E = (Ex, Ey, Ez) � E = � E0 e i(� k�r−ωt)<br />
d.h., Ex = E0x e i(� k�r−ωt)<br />
⇒ davon ist Re gesucht Beachte: E0x ∈ C<br />
Wir verwenden die Polardarstellung: E0x = |E0x| e iδx mit der reellen konstanten Phase δx<br />
⇒ Ex = |E0x| e i(� k�r−ωt+δx) ⇒ Re(Ex) = |E0x| cos( � k�r − ωt + δx) analog restl. Komponenten<br />
Nebenrechnung:<br />
µω� H = �k × �E ⇒ µω Re( � H) = �k × Re( �E) ⇒ µ 2 ω 2 (Re� H) 2 = �k 2 (Re�E) 2<br />
(Re� H) 2 = 1<br />
µ 2<br />
� 2 k<br />
ω2 (Re� 2 (8.6)<br />
E) = 1<br />
µ 2<br />
1<br />
v2 (Re�E) 2<br />
Mit diesen Zwischenergebnissen gehen wir nun in die Energiestromdichte:<br />
( � k ⊥ � E)
86<br />
ωelm = ε<br />
2 (Re�E) 2 + µ<br />
2 (Re� H) 2 = ωel + ωmag = ε<br />
2 (Re�E) 2 + 1<br />
2<br />
Der Vergleich liefert:<br />
ωel = ωmag<br />
1<br />
µv 2 (Re� E) 2 = ε (Re � E) 2 = 2ωel<br />
Der Beitrag der elektrischen Energie zur Gesamtenergie ist genauso groß wie der Beitrag des magnetischen<br />
Feldes (vgl. Fernfeld des Hertz’schen Dipols).<br />
Zeitlicher Mittelwert von ✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Damit:<br />
ωelm: f(t) = 1<br />
T<br />
cos 2 ( � k�r − ωt + δx) = 1<br />
T<br />
ωelm = ε (Re � E) 2 ⇒ ωelm = ε (Re � E) 2 = ε<br />
2<br />
T�<br />
f(t) dt<br />
Hinweis zur Notation: * ^= komplex konjugiert<br />
0<br />
T�<br />
0<br />
cos 2 ( �k�r − ωt + δx) dt Bronstein<br />
=<br />
� |E0x| 2 + |E0y| 2 + |E0z| 2�<br />
ωelm = ε<br />
2 � E ∗ � E<br />
1<br />
2<br />
|z| 2 = z ∗ z<br />
Die mittlere Energiedichte der elektromagnetischen Wellen ist proportional zur Intensität des Wellenfeldes.<br />
Die Intensität ist wie folgt definiert:<br />
Poynting-Vektor:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
� S = � E × � H<br />
für eine vektorielle Welle: I = � E ∗ � E<br />
für eine skalare Welle: I = U ∗ U<br />
Auch die Energiestromdichte ist quadratisch im Feld. Deshalb müssen wir erst den Realteil bilden.<br />
�S = (Re�E) × (ReH) � = (Re� 1<br />
� �<br />
E) × �k × Re�E | Zerlegung doppeltes Vektorprod.<br />
µω<br />
�<br />
1<br />
S =<br />
µω �k (Re�E) 2 + Terme, die wegen �k ⊥ �E verschwinden<br />
(8.6) �S = v ε (Re� 2<br />
E) �k k<br />
� S = v ωelm<br />
v . . . Geschwindigkeit des Energietransports<br />
ωelm . . . Größe, die transportiert wird<br />
� k<br />
k . . . Richtung des Energietransports<br />
8.1.5 Polarisation von elektromagnetischen Wellen<br />
Polarisation → tritt nur bei vektoriellen (mehrkomponentigen) Wellenfunktionen auf und ist<br />
direkt mit der Transversalität solcher Wellen verknüpft<br />
↓<br />
gewisse Änderung der Schwingungsrichtung der Wellen (am festen Ort)<br />
Wir betrachten im folgenden eine ebene harmonische elektromagnetische Welle (Licht).<br />
� E = � E0 e i(� k�r−ωt) � E0 = (E0x, E0y, E0z) komplexe Zahlen<br />
� k<br />
k
8.1 Wellengleichung, einfache Wellentypen 87<br />
O.B.d.A. wählen wir die z-Achse als Ausbreitungsrichtung, so daß<br />
Da Transversalwellen vorliegen:<br />
� k = (0, 0, kz) ^=Ausbreitung nur in z-Richtung<br />
� E0 = (E0x, E0y, 0) Beachte: � E0 � k = 0, wobei: E0x = |E0x| e iδx E0y = |E0y| e iδy<br />
Wir bilden nun die physikalisch relevanten Anteile: �k�r = kz · z<br />
�<br />
Re Ex = Re |E0x| ei(� �<br />
k�r−ωt+δx) = |E0x| cos(kzz − ωt + δx)<br />
�<br />
Re Ey = Re |E0y| ei(� �<br />
k�r−ωt+δy) = |E0y| cos(kzz − ωt + δy)<br />
wobei wir i.A. δx �= δy und |E0x| �= |E0y| zulassen wollen.<br />
Durch geeignete Wahl des Zeitanfangspunktes: t → t + t0 kann der konstante Anteil einer Phase zum<br />
Verschwinden gebracht werden. Wir führen dies hier für Re Ex durch:<br />
kzz − ω(t + t0) + δx<br />
Wenn man hiermit nun in die Phase von Ey eingeht:<br />
!<br />
= −ωt ⇒ t0 = 1<br />
ω (kzz + δx)<br />
kzz − ω(t + t0) + δy = −ωt + δy − δx<br />
Damit ergibt sich nun für einen festen Beobachtungsort (z=const.):<br />
Re Ex = |E0x| cos(−ωt) = |E0x| cos(ωt)<br />
Re Ey = |E0y| cos(δ − ωt) mit δ ≡ δy − δx<br />
Für die Eleminierung der Zeitabhängigkeit verwenden wir ein Additionstheorem:<br />
Re Ey<br />
|E0y|<br />
Re Ey<br />
|E0y|<br />
= cos δ cos(ωt) + sin δ sin(ωt)<br />
�<br />
| sin(ωt) =<br />
Ex<br />
= cos δRe + sin δ<br />
|E0x|<br />
(Re Ex) 2<br />
1 −<br />
|E0x| 2<br />
Quadrieren und elementare Umformungen ergeben:<br />
(Re Ex) 2<br />
|E0x| 2<br />
�<br />
1 − cos 2 (ωt)<br />
2 (Re Ey)<br />
+<br />
|E0y| 2 − 2 Re Ex Re Ey<br />
|E0x| |E0y|<br />
cos δ = sin 2 δ<br />
Hierbei handelt es sich um eine Ellipsengleichung, wobei die Hauptachsen der Ellipse nicht mit den<br />
Koordinatenachsen zusammenfallen.<br />
Man spricht deshalb von elliptisch polarisiertem Licht (Welle), d.h. der � E-Vektor läuft an einem festen<br />
Ort auf einer Ellipse um (analog auch der � B-Vektor).<br />
Spezialfälle: Wahl der Parameter δ, |E0x|, |E0x|<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. Zirkular polarisierte Welle<br />
|E0x| = |E0y|<br />
δ = δy − δx =<br />
⇔ gleichlange Hauptachsen<br />
π<br />
+ kπ, k ∈ Z<br />
2<br />
⇔ cos δ = 0, sin δ = 1<br />
⇒ (Re Ex) 2 + (Re Ey) 2 = |E0x| 2 ”Kreisgleichung”<br />
Man unterscheidet noch nach dem Drehsinn (Konvention: Man blickt der Welle entgegen.) → linksoder<br />
rechtsdrehende Welle<br />
k gerade: linksdrehend<br />
- zeitabh. Gleichungen: Re Ex = |E0x| cos(ωt), Re Ey = |E0y| sin(ωt)<br />
- entspricht der mathematisch positiven Richtung<br />
k ungerade: rechtsdrehend<br />
- zeitabh. Gleichungen: Re Ex = |E0x| cos(ωt), Re Ey = −|E0y| sin(ωt)<br />
- mathematisch negative Richtung
88<br />
2. Linear polarisierte Welle<br />
δ = δy − δx = n π, n ∈ Z<br />
(Re Ex) 2<br />
|E0x| 2<br />
2 (Re Ey)<br />
+<br />
|E0y| 2<br />
⇒ Re Ex = ± |E0x|<br />
|E0y|<br />
∓ 2 Re Ex Re Ey<br />
|E0x| |E0y|<br />
Re Ey<br />
”Geradengleichung”<br />
= 0<br />
� Re Ex<br />
|E0x|<br />
Das Vorzeichen ist von n abhängig (gerade/ungerade).<br />
Qualitativ: fixierter Ort (Achse ∼ k Ex, Re Ey)<br />
�2 Re Ey<br />
∓ = 0<br />
|E0y|<br />
8.2 Reflexion und Brechung elektromagnetischer Wellen<br />
Wir betrachten den Fall der Reflexion und Brechung am Nichtleiter.<br />
Aus dem Halbraum z
8.2 Reflexion und Brechung elektromagnetischer Wellen 89<br />
Annahme zur Lösung des Randwertproblems (durch experimentelle Befunde nahe gelegt!):<br />
bestehen aus:<br />
�<br />
Die Lösungen<br />
in (1):<br />
- einfallende Welle<br />
- reflektierte Welle<br />
in (2): - gebrochene Welle<br />
Falls die Grenzfläche keine Ebene ist, muß man für die reflektierte und gebrochene Welle komplizierte<br />
Überlagerungen aus ebenen Wellen ansetzen.<br />
⎫<br />
⎪⎬<br />
jeweils unterschiedliche Amplituden, Wellenzahlvektoren<br />
und Frequenzen<br />
einfallende Welle: � E = � A e i( � k�r−ωt)<br />
reflektierte Welle: � E ′ = � A ′ e i( � k ′ �r−ω ′ t)<br />
gebrochene Welle: � E ′′ = � A ′′ e i(� k ′′ �r−ω ′′ t)<br />
Übergangsbedingung:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
⎪⎭<br />
Die Stetigkeit der Tangentialkomponente des elektrischen Feldes ( � ET ) beim Übergang zwischen zwei<br />
Dielektrika hat zur Folge:<br />
� ET + � E ′ T = � E ′′<br />
T bei z = 0, ∀ t, x, y<br />
Wir betrachten zunächst den Punkt x=0, y=0 (also �r = � 0):<br />
Insbesondere für t=0:<br />
�AT e −iωt + � A ′ T e −iω ′ t = � A ′′<br />
T e −iω ′′ t<br />
� AT + � A ′ T = � A ′′<br />
T<br />
Jetzt differenzieren wir (8.7) nach t an der Stelle t=0: ω � AT + ω ′� A ′ T = ω ′′� A ′′<br />
T<br />
Bei nochmaliger Differentiation erhalten wir: ω 2� AT + ω ′2� A ′ T = ω ′′2� A ′′<br />
T<br />
Durch Elimination von � AT , � A ′ T und � A ′′<br />
T<br />
ω ω ′ ω ′′<br />
ω 2 ω ′2 ω ′′2<br />
�A ′′<br />
T<br />
führt dies zu:<br />
ω = ω ′ = ω ′′<br />
(8.8)<br />
∀ t (8.7)<br />
Eine andere Variante, um zu diesem Ergebnis zu kommen, ist:<br />
⎛<br />
1<br />
⎝<br />
1 1<br />
⎞ ⎛<br />
�AT<br />
⎠ ⎜<br />
· ⎝�A<br />
′ ⎞ ⎛ ⎞<br />
0<br />
⎟<br />
T ⎠ = ⎝0⎠<br />
0<br />
⇒<br />
Homogenes Gleichungssystem, dessen Lösung<br />
bei det()=0 zu finden ist!<br />
det(. . . ) = ω ′2 (ω ′′ − ω) + ω 2 (ω ′ − ω ′′ ) + ω ′′2 (ω − ω ′ ) ! = 0 → vgl. oben<br />
Frequenzen ändern sich beim Übergang zwischen Nichtleitern nicht.<br />
<strong>Physik</strong>alisch: Photonenmodell des Lichts<br />
EPhoton = ¯h ω ∼ ω ist an der Grenzfläche erhalten<br />
Da ω = ω ′ = ω ′′ , ist eine Abspaltung der Zeitabhängigkeit in der Wellenfunktion möglich (Fall t=0;<br />
x,y�=0):<br />
Übergangsbedingung:<br />
� AT e i(kxx+kyy) + � A ′ T<br />
′ ′<br />
ei(k xx+k yy) = � A ′′<br />
T<br />
′′ ′′<br />
ei(k x x+k y y)<br />
Wir gehen jetzt analog wie oben vor, differenzieren jetzt aber nach x und y an der Stelle x=y=0. Dies<br />
ergibt ein Gleichungssystem, dessen Lösung wie folgt aussieht:<br />
kx = k ′ x = k ′′<br />
x<br />
ky = k ′ y = k ′′<br />
y<br />
�<br />
Alle 3 Vektoren � k, � k ′ und � k ′′ liegen in<br />
einer Ebene.<br />
(8.9)
90<br />
O.B.d.A. betrachten wir die Ausbreitung in der x-z-Ebene.<br />
Reflexion: Da sich die einlaufende und reflektierte Welle im selben Medium befinden, gilt:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
| � �<br />
k| = �k<br />
ω 2 =<br />
c1<br />
(8.8)<br />
= ω ′<br />
c1<br />
�<br />
= �k ′2 = | � ′<br />
k |<br />
kx = | � k| sin θ (8.9)<br />
= k ′ x = | � k ′ | sin θ ′<br />
Brechung:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
kx = ω<br />
c1<br />
sin θ = k ′′<br />
′′ ω<br />
x =<br />
c2<br />
sin θ ′′<br />
⇒ sin θ = sin θ ′<br />
Reflexionsgesetz: θ = θ ′<br />
| mit (8.8) folgt:<br />
Brechungsgesetz: n12 = c1<br />
= sin θ<br />
sin θ ′′<br />
Wegen c = 1<br />
√ µε sind die optischen Eigenschaften eines Mediums auf die elektromagnetischen Eigenschaften<br />
zurückführbar.<br />
Totalreflexion<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Sie tritt nur bei Übergängen von optisch dichteren in optisch dünnere Medien auf.<br />
c1<br />
c2<br />
< 1 ⇒ n12 < 1 ⇒<br />
c2<br />
sin θ<br />
sin θ ′′ < 1 ⇒ θ ′′ > θ<br />
Grenzwinkel der Totalreflexion: (”schweifender”<br />
Austritt)<br />
θ ′′ = π<br />
2 ⇒ n12 = sin θgr<br />
Der Grenzwinkel ist direkt aus der Brechzahl bestimmbar.<br />
Für θ > θgr sagt die Strahlenoptik: Licht wird total reflektiert. Es dringt also nicht in das Medium<br />
(2) ein.<br />
Dies ist falsch vom Standpunkt der Wellenoptik und aufgrund experimenteller Ergebnisse.<br />
Man kann ein geringes Eindringen des Lichtes in das Medium (2) beobachten!<br />
Nachweis (theoretisch): Wir betrachten die gebrochene Welle.
8.3 Beugung von Licht (und alle anderen elektromagnetischen Wellen) 91<br />
k ′′<br />
z<br />
(8.8)<br />
= ω<br />
k ′′<br />
z = ω<br />
c1<br />
c2<br />
cos θ ′′ = ω<br />
c2<br />
�<br />
n 2 12 − sin2 θ<br />
�<br />
1 − sin 2 θ ′′ = ω<br />
Im Bereich der Totalreflexion gilt nun:<br />
k ′′<br />
z = ω<br />
c1<br />
√ −1<br />
c2<br />
�<br />
1 −<br />
� c2<br />
c1<br />
n 2 12 − sin 2 θ < 0<br />
�<br />
sin 2 θ − n2 ω<br />
12 =<br />
c1<br />
� 2<br />
sin 2 θ = ω<br />
i<br />
c1<br />
� �c1<br />
c2<br />
�<br />
sin 2 θ − n 2 12<br />
� 2<br />
− sin 2 θ<br />
k ′′<br />
z ist bei der Totalreflexion rein imaginär! Dagegen sind andererseits kx = k ′′<br />
x , ky = k ′′<br />
y<br />
reell!<br />
Wellenfunktion im Medium (2): ky = 0<br />
Wir definieren jetzt:<br />
Damit:<br />
Eindringtiefe:<br />
� ′′<br />
E = A � ′′ i(k<br />
e ′′ ′′<br />
x x+k z z−ωt)<br />
1 ω<br />
=<br />
δ c1<br />
�<br />
sin 2 θ − n 2 12<br />
� ′′<br />
E = A � ′′ −<br />
e z ′′<br />
δ i(k<br />
e x x−ωt)<br />
Nun wollen wir die beiden e-Anteile kurz diskutieren:<br />
′′<br />
i(k e x x−ωt) . . . Wellenausbreitung parallel zur Grenzfläche<br />
e<br />
− z<br />
δ . . . ⊥ zur Grenzfläche wird diese Welle exponentiell gedämpft. Streng genommen ist sie<br />
aber �= 0 für z > 0. Sie dringt also in das Medium (2) ein!<br />
δ ∼ c1<br />
ω<br />
Die eindringende Welle ist im Bereich von z≈ einige Wellenlängen beobachtbar. Der Grenzübergang zur<br />
Strahlenoptik besteht nun darin:<br />
∼ λ<br />
λ → 0 ⇒ δ → 0 ⇔ kein Eindringen<br />
8.3 Beugung von Licht (und alle anderen elektromagnetischen Wellen)<br />
Die Gesetze der geometrischen Optik gelten nur bei λ → 0 streng.<br />
Experiment:<br />
Man beobachtet komplizierte Intensitätsverteilungen<br />
an den Grenzen zwischen Licht und Schatten.<br />
Beugung ist die Wellenbewegung in den geometrischen Schattenraum hinein.<br />
Eine qualitative Erklärung liefert uns das Huygen’sche Prinzip:<br />
Jeder Punkt, der von der Wellenerregung getroffen wird, ist Quelle von Sekundärwellen. Die<br />
Sekundärwellen sind Kugelwellen. Die Superposition dieser bildet die neue Wellenfront.<br />
Es gilt die Faustregel:
92<br />
Je kleiner die geometrische Abmessung l der Hindernisse relativ zu Wellenlänge ist, desto<br />
stärker ist die Beugung.<br />
l ≫ λ. . . geometrische Optik ist gute Näherung<br />
l ≈ λ. . . Beugung ist wesentlich → Wellenoptik<br />
Aufgabe der Beugungstheorie:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Man will bei vorgegebener Lage und Form der Hindernisse / Blenden usw. und bei vorgegebenen Quellen<br />
im ganzen Raum die Intensitätsverteilung der Wellen berechnen.<br />
8.3.1 Kirchhoff’sche Formel (1882)<br />
1. Stationäre Wellengleichung<br />
Sei Ψ(�r, t) eine komplexe Welle, die der homogenen Wellengleichung �Ψ = 0 genügt.<br />
Gesucht: stationäre Intensitätsverteilungen<br />
∂<br />
∂t Ψ∗ Ψ = 0 Ψ∗Ψ = Intensität ⇔ stationäre Beobachtungsverhältnisse<br />
Separationsansatz: Separation der Zeitvariablen<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Ψ(�r, t) = e iωt ϕ(�r) Ψ ∗ Ψ = ϕ ∗ ϕ = f(�r)<br />
Mit diesem Ansatz gehen wir jetzt in die Wellengleichung.<br />
�Ψ ! = 0 = − � ∆· +k 2� ϕ(�r) mit k ≡ ω<br />
v<br />
Die rechte Seite wird als stationäre (zeitfreie) homogene Wellengleichung bezeichnet. Bei einer<br />
zusätzlichen Quelle haben wir ein inhomogenes Problem:<br />
� ∆· +k 2 � ϕ(�r) = − q(�r)<br />
Bei Vorgabe der Quellen q(�r) wäre das Randwertproblem zu lösen, wobei die Ränder durch Blenden,<br />
Hindernisse usw. gegeben werden. Für eine Punktquelle gilt:<br />
� ∆· +k 2 � G(�r) = − δ(�r) G(�r) . . . Green’sche Funk. d. stat. Wellengl. (8.10)<br />
Eine ähnliche Berechnung wie in Abschnitt 4.2 liefert:<br />
G(�r) = 1<br />
4πr e−ikr<br />
(reproduziert für k → 0 Poisson-Limit)<br />
Mit dem obigen Separationsansatz erhalten wir nun (für eine auslaufende harmonische Welle):<br />
2. Kirchhoff: Annahme von Punktquellen<br />
Ψ(�r, t) = e iωt G(�r) = 1<br />
4πr ei(ωt−kr)<br />
- Nullpunkt liegt in der Quelle<br />
- �r. . . Aufpunkt (wo uns ϕ interessiert)<br />
- �r ′ . . . variabel; läuft ∂V ab
8.3 Beugung von Licht (und alle anderen elektromagnetischen Wellen) 93<br />
(a) 1. Schritt<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
ϕ(�r) soll durch Werte ϕ|∂V und ∂ϕ<br />
beliebig sein kann.<br />
���<br />
�<br />
�<br />
∂n ∂V<br />
ausgedrückt werden, wobei das Volumen V noch<br />
ϕ(�r) = δ(�r −�r ′ ) ϕ(�r ′ ) dV ′<br />
(8.10)<br />
= −<br />
�<br />
��∆·<br />
�r ′ +k2� G(�r ′ −�r) � ϕ(�r ′ ) dV ′ �r ′ . . . Variable<br />
�r . . . fester Vektor<br />
�r ′ → �r ′ −�r übl. Shift<br />
⎤<br />
= −<br />
Prod.-R.<br />
= −<br />
Gauß<br />
=<br />
��<br />
◦<br />
∂V<br />
� ⎡<br />
⎢<br />
⎣ϕ(�r ′ ) ∆· �r ′ G − G ∆· �r ′ ϕ(�r ′ )<br />
� �� �<br />
�<br />
=∆· �r ′ ϕ(�r ′ )+k 2 ϕ(�r ′ )=0<br />
⎥<br />
⎦ dV ′<br />
div�r ′ [ϕ(�r ′ ) grad �r ′G − G grad �r ′ϕ(�r ′ )] dV ′<br />
[G(�r ′ −�r) grad �r ′ϕ(�r ′ ) − ϕ(�r ′ ) grad �r ′G(�r ′ −�r)] d � F ′<br />
Wir müssen nun nur noch die Green’sche Funktion einsetzen:<br />
ϕ(�r) = 1<br />
⎧<br />
�� ⎪⎨<br />
e<br />
◦<br />
4π ⎪⎩ ∂V<br />
−ik|�r ′ −�r|<br />
|�r ′ grad�r ′ϕ(�r<br />
−�r|<br />
′ )<br />
� �� �<br />
∼ ∂ϕ<br />
− ϕ(�r<br />
∂n | ∂V<br />
′ e<br />
) grad�r ′<br />
� �� �<br />
∼ϕ|∂V<br />
−ik|�r ′ −�r|<br />
|�r ′ ⎫<br />
⎪⎬<br />
d<br />
−�r| ⎪⎭<br />
�F ′<br />
Dies ist ein exakter mathematischer Ausdruck. ϕ(�r) wird durch die Werte ϕ|∂V und ∂ϕ<br />
�<br />
�<br />
∂n auf<br />
� ∂V<br />
∂ϕ<br />
einer beliebigen, den Punkt�r umschließenden Fläche dargestellt. ∂n ≡ �n grad ϕ, d� �<br />
F = �n dF<br />
Kommen wir nun aber zu <strong>Physik</strong>!<br />
(b) 2. Schritt Kirchhoff’sche Näherung<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Abb. 8.1: Situation<br />
∂V sei nun ein System von Blenden und Öffnungen. Außerdem führen wir jetzt physikalisch<br />
plausible Näherungswerte für ϕ und ∂ϕ<br />
∂n auf den Blenden und Öffnungen ein (für nicht zu<br />
kleine Öffnungen).<br />
i. Auf der Abschirmung B sei ϕ=0 und ∂ϕ<br />
∂n =0. Abgesehen von der unmittelbaren Nähe der<br />
Öffnung ist es plausibel, daß hinter die Blende kein Licht fällt.<br />
ii. Auf den Öffnungen ist der Wert der Lichteinwirkung ungestört.<br />
ϕ(�r ′ ) = ϕ0<br />
e −ik|�r ′ −�r0|<br />
|�r ′ −�r0|<br />
einlaufende Kugelwelle<br />
iii. Als Vereinfachung wird der Vektorcharakter der elektromagnetischen Wellen ( � E, � B) sowie<br />
der Kopplung zwischen � E und � B vernachlässigt.<br />
→ ”skalare Beugungstheorie”: ϕ ∗ ϕ ^= Lichtintensität<br />
Bezeichnung:<br />
�r0. . . Ort der Quelle<br />
�r. . . Ort des Aufpunktes<br />
�r ′ . . . variabel; läuft ∂V ab<br />
Nullpunkt in der Öffnung
94<br />
Mit diesen Näherungen und den neuen Koordinatenbezeichnungen ergibt sich nun (nur die Öffnungen<br />
liefern einen Beitrag):<br />
ϕ(�r) = ϕ0<br />
�� �<br />
e<br />
4π<br />
−ik|�r ′ −�r|<br />
|�r ′ �<br />
e<br />
grad�r ′<br />
−�r|<br />
−ik|�r ′ −�r0|<br />
|�r ′ �<br />
−<br />
−�r0|<br />
e−ik|�r ′ −�r0|<br />
|�r ′ �<br />
e<br />
grad�r ′<br />
−�r0|<br />
−ik|�r ′ −�r|<br />
|�r ′ ��<br />
d<br />
−�r|<br />
�F ′<br />
∀ Öff<br />
Bemerkenswert:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Vertauscht man �r und �r0, so ergibt sich lediglich ein Vorzeichenwechsel für ϕ. D.h., die Intensität<br />
ϕ∗ϕ ändert sich nicht! Dies ist der Inhalt des Reziprozitäts-Satzes der Beugungstheorie.<br />
Für die Anwendung ist die obige Formel ungeeignet. Aus diesem Grund bereiten wir sie noch etwas auf.<br />
Annahme: |�r ′ | ≈ λ<br />
|�r|, |�r0| ≫ |�r<br />
^= kleine Öffnungen<br />
′ | ^=<br />
�<br />
weit entfernte Quellen und Schirm<br />
typ. exp. Aufbau<br />
|�r ′ −�r| ≈ |�r| ≡ r |�r ′ −�r0| ≈ |�r0| ≡ r0<br />
�<br />
e<br />
grad�r ′<br />
−ik|�r ′ −�r0|<br />
|�r ′ � �<br />
1<br />
= − ik +<br />
−�r0|<br />
|�r ′ � −ik|�r e<br />
−�r0|<br />
′ −�r0|<br />
|�r ′ grad�r ′ |�r<br />
−�r0|<br />
′ −�r0|<br />
�<br />
e<br />
grad�r ′<br />
−ik|�r ′ −�r0|<br />
|�r ′ � �<br />
≈ − ik +<br />
−�r0|<br />
1<br />
� −ik|�r e<br />
r0<br />
′ −�r0|<br />
(−1)<br />
r0<br />
�r0<br />
| k =<br />
r0<br />
ω 1<br />
v ∼ λ<br />
�<br />
e<br />
grad�r ′<br />
−ik|�r ′ −�r0|<br />
|�r ′ �<br />
≈ ik<br />
−�r0|<br />
�r0 e<br />
r0<br />
−ik|�r ′ −�r0|<br />
e-Fkt. wird wegen k ∼<br />
r0<br />
1<br />
λ sehr groß<br />
⇒ nicht entwickelbar<br />
Analog:<br />
�<br />
e<br />
grad�r ′<br />
−ik|�r ′ −�r|<br />
|�r ′ �<br />
≈ ik<br />
−�r|<br />
�r<br />
r<br />
e −ik|�r ′ −�r|<br />
Wenn wir nun alles einsetzen, so ergibt sich:<br />
r<br />
ϕ(�r) = ik<br />
4π ϕ0<br />
��<br />
Öff<br />
�<br />
e −ik(|�r ′ −�r|+|�r ′ −�r0|)<br />
r r0<br />
� �r0<br />
Oder nach äquivalenter Umformung sieht das ganze dann so aus:<br />
Kirchhoff’sche Formel: ϕ(�r) = ikϕ0<br />
4π<br />
e −ikr0<br />
Hierbei wurde verwendet: Φ ≡ |�r ′ −�r| + |�r ′ −�r0| − r0 − r.<br />
r0<br />
r0<br />
e −ikr<br />
Diskussion: Zeitabhängigkeit fällt für Ψ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
∗Ψ = ϕ∗ϕ = f(�r) heraus.<br />
ϕ0<br />
e −ikr0<br />
r0<br />
e−ikr r<br />
�<br />
�r0<br />
�n<br />
r0<br />
− �r<br />
�<br />
r<br />
r<br />
�n − �r<br />
r �n<br />
�� �n<br />
� �r0<br />
r0<br />
dF ′<br />
− �r<br />
� ��<br />
e<br />
r<br />
Öff<br />
−ikΦ dF ′<br />
. . . Amplitude der von der Quelle ausgehenden Kugelwelle an der Öffnung<br />
. . . Amplitude einer von der Öffnung ausgehenden Sekundärwelle (=Kugelwelle)<br />
am Beobachtungsort �r<br />
. . . Verkleinerungsfaktor der Lichtwirkung bei schrägem Lichtein- oder ausfall<br />
Das Beugungsintegral �� e −ikΦ dF beschreibt den Einfluß unterschiedlicher Phasen bei der Summation<br />
über die Öffnungen. Damit ergibt sich also die Kirchhoff’sche Formulierung des Huygen’schen Prinzips:<br />
Die von der Quelle auf die Öffnungen einfallende Kugelwelle führt dazu, daß von jedem Punkt<br />
der Öffnungen eine Kugelwelle (=Elementarwelle) ausgeht. Die Elementarwellen interferieren<br />
miteinander und liefern die Beugungsfigur.<br />
→ Hauptproblem für die Anwendung: Berechnung des Beugungsintegrals.<br />
(8.11)
8.3 Beugung von Licht (und alle anderen elektromagnetischen Wellen) 95<br />
8.3.2 Fraunhofer’sche Beugung<br />
Wir machen nun eine Potenzreihenentwicklung bzgl. �r ′ in Φ:<br />
|�r −�r ′ � �<br />
2�r �r ′ �r ′2<br />
| = r 1 − −<br />
r2 r2 �<br />
| Taylor bis zur 2. Ordnung<br />
|�r −�r ′ �<br />
�r ′ 1<br />
| ≈ r − �r + �r<br />
r 2r<br />
′2 � � �<br />
2<br />
�r<br />
− �r ′ + . . .<br />
r<br />
Analog:<br />
|�r0 −�r ′ | ≈ r0 − �r0<br />
�r<br />
r0<br />
′ + 1<br />
�<br />
�r<br />
2r0<br />
′2 �<br />
�r0<br />
− �r<br />
r0<br />
′<br />
� �<br />
2<br />
+ . . .<br />
� �<br />
�r �r0<br />
⇒ Φ ≈ − + �r<br />
r r0<br />
′ + 1<br />
�<br />
�r<br />
2r<br />
′2 � � �<br />
2<br />
�r<br />
− �r ′ +<br />
r 1<br />
�<br />
�r<br />
2r0<br />
′2 �<br />
�r0<br />
− �r<br />
r0<br />
′<br />
� �<br />
2<br />
+ . . .<br />
Bedingung für die Fraunhofer’sche Beugung:<br />
�<br />
r → ∞<br />
Quelle und Beoachtungspunkt ins Unendliche<br />
r0 → ∞<br />
Experimentell: Licht wird durch Linsen parallelisiert.<br />
In der mathematischen Behandlung: Kugelwelle → ebene Welle<br />
Wir betrachten nun die Kirchhoff’sche Formel der Art:<br />
��<br />
ϕ(�r) = k C e −ikΦ dF, wobei Φ = −<br />
Öff<br />
Damit: ϕ(�r) = k C<br />
��<br />
Öff<br />
e ik�r ′� �r<br />
r + �r �<br />
0<br />
r0 dF ′<br />
Anwendung: ebene Schirme + ebene Öffnungen<br />
�r = (x, y, z) �r0 = (x0, y0, z0)<br />
�r ′ = (ξ, η, 0) ⇒ Schirm in x-y-Ebene<br />
� �r<br />
r<br />
�<br />
�r0<br />
+ �r r0<br />
′ + . . .<br />
C . . . konstanter Faktor für den Versuchsaufbau<br />
⇒ �r<br />
r �r ′ xξ + yη �r0<br />
= , �r<br />
r r0<br />
′ = x0ξ + y0η<br />
, dF<br />
r0<br />
′ = dξdη<br />
cos α = x<br />
r , cos α0 = − x0<br />
r0<br />
cos β = y<br />
r , cos β0 = − y0<br />
�<br />
Winkelpaare α, α0 und β, β0 spezifizieren die Richtung von P und<br />
Q<br />
r0<br />
setzen wir jetzt alles ins Beugungsintegral ein:<br />
ϕ = k C<br />
ϕ = k C<br />
Abb. 8.2: Festlegung der Koordinaten / Variablen<br />
��<br />
e ik<br />
�<br />
a<br />
�� � �<br />
b<br />
�� �<br />
(cos α − cos α0) ξ ik<br />
e<br />
(cos β − cos β0) η<br />
dξdη<br />
��<br />
e ik(aξ+bη) dξdη | ξ, η Koordinaten auf der Öffnung<br />
Öff<br />
Öff<br />
Im Fall, daß α = α0 und β = β0 ergibt sich eine wesentliche Vereinfachung. Es ergibt sich, daß a=0<br />
und b=0. Man erhält also den geometrischen Bildpunkt der Quelle Q auf dem Beobachtungsschirm. Da<br />
nur in unmittelbarer Umgebung des Bildes der Quelle nennenswerte Intensitäten beobachtbar sind, kann<br />
Dies
96<br />
man a und b selbst als ”Koordinaten” auf dem Beobachtungsschirm auffassen.<br />
Beispiele:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. rechteckiger Spalt<br />
ϕP = k C<br />
A�<br />
−A<br />
e ikaξ dξ<br />
⇒ ϕ(�r) → ϕ(a, b) a, b = ”Schirmkoordinaten”<br />
B�<br />
−B<br />
e ikbη dη | k = 2π<br />
λ<br />
ϕP = 2 k C sin(kaA)<br />
2<br />
ka<br />
sin(kbB)<br />
kb<br />
Beobachtbar ist die Intensität: IP = ϕ∗ PϕP IP = k 2 C 2 S 2<br />
Seitenlängen: 2A, 2B<br />
Fläche: S=4AB<br />
. . . (Wellenzahlvektor)<br />
� �2 sin(kaA)<br />
�<br />
sin(kbB)<br />
kaA kbB<br />
Nun bleibt noch die Bestimmung der Systemkonstante C:<br />
Auf dem Beobachtungsschirm muß die gleiche Lichtmenge sein, wie auch durch die Öffnung gelangt<br />
ist. Letztere wird so normiert, daß pro Flächeneinheit die Lichtmenge 1 entfällt:<br />
IÖff Normierung: ≡ 1<br />
S<br />
IÖff = S = ISchirm<br />
∞� ∞�<br />
= IP da db = · · · = k2C2S2 k2 ⎛<br />
∞�<br />
⎞2<br />
� �2 ⎝<br />
sin U<br />
dU⎠<br />
AB<br />
U<br />
−∞ −∞<br />
S = 4C 2 Sπ 2 ⇒ C = 1<br />
2π<br />
C k = 1<br />
λ<br />
Ohne Beweis: Diese Formel ist für alle ebenen Öffnungen gültig.<br />
⇒<br />
IP =<br />
−∞<br />
� �2 � �2 �<br />
S sin(kaA) sin(kbB)<br />
λ kaA kbB<br />
Nun wollen wir die Funktion f2 (U) = � �<br />
sin U 2<br />
U noch kurz diskutieren, wobei U=kaB oder U=kbB<br />
ist. Außerdem ist f2 ≥ 0.<br />
Min:<br />
f2 = 0 ⇒ f = 0 ⇒ sin U = 0, U �= 0 ⇒ U = kaA = mπ<br />
U = kbB = nπ m, n ∈ Z\{0}<br />
hier herrscht Dunkelheit IP = 0<br />
Max:<br />
′ f d ln f(U)<br />
0 = ⇔ = 0 = cot U −<br />
f dU<br />
1<br />
U<br />
⇒ transzendente Gleichung zur Bestimmung der Maxima → Numerik<br />
⇒ Hauptmaximum: U=0 (a=0,b=0 ^= geometrisches Bild der Quelle)<br />
⇒ Bei festem λ gilt: Verkleinern von A ⇒ Vergrößerung von a und umgekehrt (Spaltbreite ↑<br />
⇒ Beugungsfigur auf Schirm ↓)<br />
� 2<br />
� 2
8.3 Beugung von Licht (und alle anderen elektromagnetischen Wellen) 97<br />
2. Fraunhofer-Beugung an der Kreisblende<br />
• besondere Bedeutung für die Praxis<br />
Abb. 8.3: Intensitätsverteilung am Spalt<br />
• so ist ein Auflösungsvermögen optischer Geräte definierbar<br />
ξ = ρ cos ϕ, η = ρ sin ϕ (Öffnung)<br />
a = s cos θ, b = s sin θ (Schirm)<br />
aξ + bη Polark.<br />
= ρs(cos ϕ cos θ + sin ϕ sin θ) = ρs cos(ϕ − θ)<br />
• dies alles setzen wir nun in das Beugungsintegral ein: kC = 1<br />
λ<br />
ϕP = 1<br />
λ<br />
r�<br />
ρ dρ<br />
• Eigenschaften der Bessel-Funktionen:<br />
I0(x) = 1<br />
2π<br />
0<br />
2π �<br />
• Damit wird nun aus dem obigen Integral:<br />
ϕP = 2π<br />
λ<br />
r�<br />
0<br />
0<br />
ρ J0(kρs) dρ = 1<br />
λ<br />
• Für die Intensität ergibt sich nun:<br />
2π �<br />
ikρs cos(ϕ−θ)<br />
e� �� �<br />
0 Bessel-Funktionen<br />
dp = ϕP(s, θ)<br />
e ±ix cos α x�<br />
dα xJ1 = x ′ J0(x ′ ) dx ′<br />
IP = IP(s) = 4<br />
2π<br />
(ks) 2<br />
rks �<br />
0<br />
0<br />
� �2 � 2 πr J1(rks)<br />
λ rks<br />
x J0(x) dx = 2 πr2<br />
λ<br />
Man kann auch hier den Flächeninhalt der Öffnung s = πr 2 einführen.<br />
• Diskussion:<br />
� 2<br />
J1(rks)<br />
rks<br />
– Beugungsfiguren = radiale Kreise, da IP unabhängig von θ ist!<br />
– Qualitativ:<br />
– Bild der Punktquelle ist ein ausgedehntes Objekt, das sogenannte ”Beugungsscheibchen”<br />
– 1. Min (nur qualitativ):<br />
1. Nullstelle bei U=rks=3,83 (numerisch)
98<br />
Abb. 8.4: Beugungsfigur der Kreisblende<br />
Abb. 8.5: Verlauf der J1-Funktion<br />
s = 3, 83 λ λ<br />
≈ 0, 61<br />
2πr r<br />
• Auflösungsvermögen: typisch für die Wellenoptik<br />
Definition Auflösungsvermögen:<br />
(8.12)<br />
Dies ist der kleinste Abstand zweier Objektpunkte derart, daß ihre Beugungsscheibchen<br />
gerade noch getrennt voneinander wahrnehmbar sind!<br />
Festlegung:<br />
2 Punkte sind gerade noch getrennt voneinander wahrnehmbar, wenn das Hauptmaxima<br />
des 1. Punktes mit dem 1. Minumum des 2. Punktes zusammenfällt.<br />
→ Zurückrechnen auf die Einfallswinkel: α0 = β0 = 90 ◦ ⇒ ⊥ Einfall<br />
a = cos α, b = cos β<br />
s2 = a2 + b2 = cos2 α + cos2 β = 1 − cos2 γ = sin 2 γ ⇒ s = sin γ<br />
⇒ sin γ ≥ 0, 61 λ<br />
r , λ<br />
γ ≪ 1 ⇒ γ ≥ 0, 61 r<br />
Verbesserung des Auflösungsvermögens:<br />
– möglichst Licht kleiner Wellenlänge benutzen<br />
– möglichst große Blendenradien verwenden
Relativistische Formulierung der Elektrodynamik 99<br />
9 Relativistische Formulierung der Elektrodynamik<br />
Im Gegensatz zur Newton’schen Mechanik ist die Elektrodynamik schon Lorentz-invariant. D.h. die<br />
Maxwell-Theorie ist eine relativistische Theorie.<br />
Wir suchen jetzt hier die 4-dimensionale ”Verpackung”, damit diese Invarianz auch zu sehen ist.<br />
9.1 Die Lorentztransformation<br />
Der Ausgangspunkt ist der Minkowski-Raum (M 4 , Raumzeit) mit dem Ortsvierervektor<br />
(x M ) = (x 0 , x 1 , x 2 , x 3 ) x 0 = c · t, x 1 = x, x 2 = y, x 3 = z<br />
und dem Längenelement (in karthesischen Koordinaten)<br />
(ds) 2 = ηµν dx µ dx ν<br />
mit ηµν = Diagonale (-1,1,1,1); (ds) 2 � 0 indefinit<br />
und dem inversen Fundamentaltensor in karthesischen Koordinaten<br />
� αβ<br />
η � ⎛<br />
−1<br />
⎜<br />
= ⎜ 0<br />
⎝ 0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
⎞<br />
0<br />
0 ⎟<br />
0⎠<br />
0 0 0 1<br />
η αβ · ηβν = δ α<br />
ν<br />
Lorentztransformationen sind alle diejenigen linearen homogenen Abbildungen M 4 → M 4 ,<br />
die das obige Längenelement invariant lassen.<br />
Das Einsetzen liefert die folgende Bedingung:<br />
x ′µ = Ω µ νx ν Ω µ ν konstante Matrix<br />
dx ′µ = Ω µ νdx ν Bedingung: (ds ′ ) 2 = (ds) 2<br />
ηαβ = ηµν Ω µ α Ω ν β<br />
det (Ω µ α) = + 1<br />
Die Definition der Gruppe SO(3,1) ist die ”eigentliche” Lorentztransformation.<br />
Beispiel: Bewegung in x ✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1 = x - Richtung<br />
⎛<br />
(Ω µ ⎜<br />
ν) = ⎜<br />
⎝<br />
√ 1<br />
1−β2 − β<br />
√<br />
1−β2 0<br />
√<br />
1−β2 √ 1<br />
1−β2 0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
0<br />
⎟<br />
0 ⎟<br />
0⎠<br />
0 0 0 1<br />
− β<br />
⎞<br />
β = v<br />
c ,<br />
v = vx Relativgeschwindigkeit in x-Richtung<br />
Ohne Beweis: (Ω µ ν) ist hinreichend für alle Anwendungen (geeignete Wahl der Koordinaten).<br />
physikalisch: Die Lorentztransformation beschreibt den Übergang zwischen zwei Inertialsystemen.<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Σ(x ν ) L.T.<br />
−→ v<br />
Σ ′ (x ′ν )<br />
Das Transformationsgesetz für den Ortsvierervektor verallgemeinert man:<br />
A µ ′ = Ω µ ν Aν ⇒ A µ kontravarianter Vierervektor<br />
Bµ ′ = Ω ν<br />
µ Bν<br />
wobei hier Ω<br />
⇒ Bµ kovarianter Vierervektor<br />
ν<br />
µ = ηµα · ηνβ · Ωα β<br />
A µ ′ · Bµ ′ = A µ Bµ = Invariante = Skalar<br />
Ein Tensor n-ter Stufe in Bezug auf die Lorentzgruppe SO(3,1) ist eine n-fache Linearform<br />
(Gebilde mit n Indizes) und dem Transformationsgesetz für die Komponenten (d.h. jeder<br />
Index besitzt eine zugehörige Transformationsmatrix):
100<br />
T ′µ... ατ... = Ω µ ν... · Ω β<br />
α · Ω ρ<br />
τ ... · T ν... βρ...<br />
Einstein: Forminvarianz der Naturgesetze in allen Inertialsystemen<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Beispiel:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
a µ = b µ ⇒ a µ − b µ = 0 in Σ, dann gelte in Σ ′ : a ′µ − b ′µ = 0<br />
a ′µ ′µ Transf.-Gesetz<br />
− b = Ω µ νaν − Ω µ νbν a ′µ − b ′µ = Ω µ ν · (aν − bν )<br />
det Ω �= 0 → falls aν − bν = 0 ⇒ a ′µ − b ′µ = 0<br />
Die Gleichungen bleiben gleich, aber die Einzelkomponenten ändern sich: z.B. a ν �= a ′ν<br />
9.2 Die Maxwellgleichungen im Vakuum<br />
Wir starten mit der Feststellung, daß die Gesamtladung Q eines Körpers eine relativistische Invariante<br />
ist (sonst wäre ein Perpetuum mobile 1. Art möglich). Dagegen ändert sich die Ladungsdichte ρ gemäß<br />
ρ = Q<br />
V = V0 ·<br />
Q<br />
� 1 − β 2 =<br />
ρ0<br />
� 1 − β 2<br />
Hierbei ist ρ0 die Ruheladungsdichte, die natürlich eine relativistische Invariante ist (analog zur Ruhemasse<br />
m0). Dann ist das folgende Produkt ein echter Vierervektor:<br />
ρ0 · U µ = ρ0 · dxµ<br />
dτ<br />
U µ . . . Vierervektor<br />
dτ . . . Eigenzeit<br />
dτ =<br />
Für die Komponenten erhalten wir dann (v µ = Hilfsgröße = dxµ<br />
dt ):<br />
ρ0U µ =<br />
�<br />
− (ds)2<br />
c 2<br />
ρ0v µ<br />
� 1 − β 2 = ρ · vµ = (ρc, ρv 1 , ρv 2 , ρv 3 ) = (ρc, ρ�v)<br />
Der Anteil ρ�v ist eine Konvektionsstromdichte. Da aus relativistischer Sicht Konvektions- und Leitungsströme<br />
gleich sind, definieren wir als Verallgemeinerung:<br />
Viererstromvektor: (j µ ) = (ρc, � j) = (ρc, j1, j2, j3)<br />
� j beinhaltet Leitungsströme und Konvektionsströme:<br />
Die Kontinuitätsgleichung lautet dann:<br />
j µ ′ = Ω µ α j α<br />
∂<br />
∂x µ jµ = 0
9.2 Die Maxwellgleichungen im Vakuum 101<br />
Die Viererdivergenz des Viererstromes verschwindet!<br />
⇔ ∂<br />
∂x 0 j0 + ∂<br />
∂x 1 j1 + ∂<br />
∂x 2 j2 + ∂<br />
∂x 3 j3 = ∂ρ<br />
∂t + div � j = 0<br />
Der Wellenoperator ist ein wesentlicher Bestandteil der Elektrodynamik. Er läßt sich in folgender Art<br />
und Weise schreiben:<br />
� = η αβ ∂2 ∂xα ∂xβ = η00 ∂2 ∂(x0 ) 2 + . . . + η33 ∂2 ∂(x3 1<br />
= −<br />
) 2 c2 � ist unter der Lorentztransformation invariant<br />
� ′ µν ∂ = η<br />
∂x ′ µ<br />
∂<br />
∂x ′ ν = η µνΩ α<br />
µ<br />
∂<br />
∂xα Ω β<br />
ν<br />
�<br />
∂ ν<br />
∂x µ ′ = Ωµ ∂<br />
∂xβ = η µν Ω α<br />
µ Ω β<br />
ν<br />
� �� �<br />
=η αβ<br />
∂2 + ∆·<br />
∂t2 ∂<br />
∂xν �<br />
. Dies rechnen wir nun kurz nach:<br />
∂ 2<br />
∂xα∂xβ αβ ∂2 = η ∂xα∂xβ = �<br />
Im Vakuum haben wir für die Potentialform der Maxwell-Theorie (vgl. Abschnitt 7):<br />
�ϕ = − ρ<br />
ε0<br />
, � � A = − µ0 � j, div � A + 1<br />
c 2<br />
Dieses Gleichungssystem können wir kompakter in folgender Weise formulieren:<br />
�A µ = − µ0j µ ,<br />
∂ϕ<br />
∂t<br />
= 0<br />
∂<br />
∂x µ Aµ = 0 (9.1)<br />
(A µ ) = � ϕ<br />
c , A1,<br />
� �<br />
ϕ<br />
A2, A3 = c , � �<br />
A ist das sogenannte Viererpotential. Die Lorentz-Konvention erscheint<br />
als Viererdivergenz und<br />
′<br />
µ<br />
A = Ω µ ν A ν<br />
Dies ist ein relativistisch invariantes Gleichungssystem, d.h. es erfüllt Einsteins Forderung der Forminvarianz.<br />
Nun sind die Maxwell-Gleichungen ursprünglich für die Feldstärken definiert. Im Vakuum haben<br />
wir 2 Vektorfelder � E und � B. Dies entspricht 6 Komponenten. Dies ist für einen Vierervektor zu viel und<br />
für 2 Vierervektoren zu wenig.<br />
Aber: Jede relle antisymmetrische (Fαβ = −Fβα) 4x4-Matrix besitzt genau 6 unabhängige Komponen-<br />
✿✿✿✿✿<br />
ten.<br />
Vermutung: Die Feldstärkevektoren ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
�E und � B lassen sich zu einem antisymmetrischen Tensor 2. Stufe<br />
zusammenfassen. Doch wie findet man diesen Tensor?<br />
Hinweis: Potential ↔ Feldstärke<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
� E = − grad ϕ − ˙ �A � B = rot � A (Feldstärke = 1. Ableitung des Potentials)<br />
Aus dem Viererpotential Aµ = ηµν ·A ν und der 4-dimensionalen Ableitung ∂<br />
∂x ν läßt sich nur ein einziger,<br />
einfacher antisymmetrischer Tensor konstruieren.<br />
Hierbei ist Aµ = � − ϕ<br />
Feldstärketensor: Fµν = c<br />
c , A1, A2, A3<br />
Fαβ ganz einfach ausrechnen:<br />
F01 = c � � �<br />
∂<br />
∂ϕ =<br />
F02 = − E2<br />
∂x0 A1 − ∂<br />
∂x1 A0<br />
F03 = − E3<br />
�<br />
= c<br />
F12 = c � ∂<br />
∂x 1 A2 − ∂<br />
∂x 2 A1<br />
F13 = − c B2<br />
F23 = c B1<br />
� und � ∂<br />
∂x1 + ∂A1<br />
∂t<br />
�<br />
rot � A<br />
�<br />
∂x µ<br />
� ∂<br />
∂x µ Aν − ∂<br />
Aµ<br />
∂xν �<br />
(9.2)<br />
� �<br />
∂ = ∂x0 , . . . , ∂<br />
∂x3 �<br />
. Damit können wir den gesuchten Tensor<br />
� = − E1<br />
3<br />
= c B3
102<br />
Somit erhalten wir für den Feldstärketensor des elektromagnetischen Feldes:<br />
⎛<br />
0<br />
⎜E1<br />
(Fµν) = ⎜<br />
⎝E2<br />
−E1<br />
0<br />
−cB3<br />
−E2<br />
cB3<br />
0<br />
⎞<br />
−E3<br />
−cB2 ⎟<br />
cB1 ⎠<br />
E3 cB2 −cB1 0<br />
Beziehungsweise für die kontravariante Komponente durch Heben der Indizes ergibt sich mit F αβ =<br />
η αµ η βν Fµν:<br />
⎛<br />
0 E1 E2 E3<br />
� αβ<br />
F � ⎜−E1<br />
= ⎜<br />
⎝−E2<br />
0<br />
−cB3<br />
cB3<br />
0<br />
−cB2 ⎟<br />
cB1 ⎠<br />
−E3 cB2 −cB1 0<br />
Die Maxwell-Gleichungen als Differentialgleichung 1. Ordnung schreiben sich nun wie folgt:<br />
inhomogenes System<br />
zyklisches System<br />
∂<br />
∂x ν Fµν = µ0 · c · j µ<br />
Dieses System ist äquivalent zur 3+1-dimensionalen Form.<br />
µ = 0 :<br />
✿✿✿✿✿✿<br />
µ0 · c · j0 = ∂<br />
F00<br />
∂x0 0<br />
����<br />
⇒ µ0 · c 2 · ρ = div � E<br />
⇔ div � D = ρ<br />
µ = 1 :<br />
✿✿✿✿✿✿<br />
µ0 · c · j1 = ∂<br />
F10<br />
∂x0 ����<br />
−E1<br />
+ ∂<br />
∂x<br />
����<br />
1 F01<br />
E1<br />
+ · · · + ∂<br />
∂x<br />
x0=ct+Maxw.-Rel.<br />
=⇒ j1 = − ∂� D<br />
∂t +<br />
⇒ � j = − ∂� D<br />
∂t + rot � H<br />
α = 1, µ = 2, ν = 3 :<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
∂<br />
F23<br />
∂x1 ����<br />
cB1<br />
+ ∂<br />
F31<br />
∂x2 ����<br />
cB2<br />
α = 0, µ = 1, ν = 2 :<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
⇒ ∂B3<br />
∂t +<br />
�<br />
rot � �<br />
E3 = 0<br />
+ ∂<br />
∂x<br />
����<br />
3 F13<br />
� ∂H3<br />
∂x<br />
−cB2<br />
����<br />
2 F02<br />
E2<br />
⎞<br />
∂<br />
∂xα Fµν + ∂<br />
∂x µ Fνα + ∂<br />
∂xν Fαµ = 0<br />
+ ∂<br />
∂x<br />
∂H2<br />
− 2 ∂x3 �<br />
����<br />
3 F03<br />
E3<br />
+ ∂<br />
∂x3 F12 = 0<br />
����<br />
cB3<br />
⇔ div � B = 0<br />
+weitere Komp.<br />
=⇒ rot � E = − ˙ � B<br />
9.3 Transformationsgesetz und Invarianten<br />
= − ∂D1<br />
∂t +<br />
�<br />
rot � �<br />
H<br />
1<br />
<strong>Physik</strong>alisch sind die (3+1)-dimensionale und die relativistische Formulierung der Elektrodynamik völlig<br />
äquivalent. Wo ist nun der Vorteil der relativistischen Schreibweise?<br />
(9.3)<br />
Die wesentliche (neue) Information liefert das Transformationsgesetz des Feldstärketensors<br />
F ′αβ = Ω α µ Ω β ν · F µν<br />
mit Ω α µ als Lorentzmatrizen. Dieses Gesetz liefert Aussagen über Feldstärkemessungen in relativ zueinander<br />
bewegten Inertialsystemen.<br />
Σ : x µ , Fµν<br />
v<br />
−→ Σ ′ ′<br />
µ<br />
: x , F ′ µν<br />
(9.4)
9.3 Transformationsgesetz und Invarianten 103<br />
Das Transformationsgesetz vermittelt einen Zusammenhang zwischen � E, � B und � E ′ , � B ′ .<br />
Vorteil: Es handelt sich um einen reinen algebraischen Zusammenhang (Matrizenmultiplikation).<br />
✿✿✿✿✿✿✿<br />
Speziell für die Lorentztransformation aus Abschnitt 9.1 mit β = vx<br />
c :<br />
⎛<br />
0 E ′ 1 E ′ 2 E ′ 3<br />
� ′αβ<br />
F � ⎜<br />
= ⎜−E<br />
⎝<br />
′ 1 0 cB ′ 3 −cB ′ 2<br />
−E ′ 2 −cB ′ 3 0 cB ′ 1<br />
−E ′ 3 cB ′ 2 −cB ′ ⎟<br />
⎠<br />
1 0<br />
⎞<br />
� � α<br />
Ω µ =<br />
Wenn wir dies nun komponentenweise ausrechnen, so ergibt sich:<br />
F ′01 = E ′ 1 = Ω0 0 Ω1 0 F00 +Ω0 1 Ω1 0 F10 ���� + · · · = E1<br />
����<br />
0<br />
Insgesamt erhalten wir nun:<br />
E ′ 1 = E1<br />
E1<br />
E ′ 2 = (E2<br />
1<br />
− v1B3) · √<br />
1−β2 E ′ 3 = (E3<br />
1<br />
+ v1B2) · √<br />
1−β2 B ′ 1 = B1<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎝<br />
B ′ 2 = � B2 + v1<br />
√ 1<br />
1−β2 − β<br />
√<br />
1−β2 0<br />
√<br />
1−β2 √ 1<br />
1−β2 0<br />
0<br />
0<br />
1<br />
⎞<br />
0<br />
⎟<br />
0 ⎟<br />
0⎠<br />
0 0 0 1<br />
− β<br />
c E3<br />
B ′ 3 = � B3 − v1<br />
c E2<br />
� ·<br />
� ·<br />
√ 1<br />
1−β2 √ 1<br />
1−β2 Die Transformation mischt elektrische und magnetische Feldanteile. Dies bedeutet, daß die Spaltung des<br />
elektromagnetischen Feldes in einen rein elektrischen und einen rein magnetischen Anteil nur in einem<br />
Ruhesystem des Beobachters sinnvoll ist. Im allgemeinen bilden ”beide Feldarten” eine Einheit, die im<br />
Feldstärketensor zum Ausdruck kommt.<br />
Beispiel: Induktionsgesetz<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
homogenes Magnetfeld: � B = − B �e3 daneben: � E = � 0<br />
Messungen in Σ ′ , das sich relativ zu Σ mit �v ⇈ �e1 bewegt, ergeben nach (9.5):<br />
E ′ 1 = 0, E ′ 2<br />
(9.5)<br />
Abb. 9.1: ruhendes � B bzgl. Σ,<br />
Σ ′ bewegt sich relativ zu Σ<br />
−v1B3 = √ = √ vB<br />
1−β2 1−β2 , E ′ 3 = 0 B ′ 1 = 0, B ′ 2 = 0, B ′ B3<br />
3 = √ = √−B 1−β2 1−β2 ⇒ senkrecht auf �e1 und �e3 existiert ein elektrisches Feld (E ′ 2 �= 0). Über einen Leiter ist der zugehörige<br />
Induktionssprung abnehmbar, solange v �= 0.<br />
Beispiel: bewegte Punktladung<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Die zwei Fälle, ob sich nun die Punktladung bewegt und der Beobachter ruht oder umgekehrt sind<br />
äquivalent zueinander.<br />
Zur Lösung transformiert man den Feldstärketensor mit dem Coulombfeld auf ein bewegtes System.<br />
Es bleibt nun eine Frage: Existieren Größen des elektromagnetischen Feldes, die sich beim Übergang<br />
zwischen Inertialsystem nicht ändern (Invarianten: I=I’)?<br />
Man findet zwei skalare Größen (Basisinvarianten):<br />
I1 = det � F αβ�<br />
I2 = Fαβ F αβ<br />
(9.6)
104<br />
Jede analytische Funktion dieser Invarianten ist wieder eine Invariante. Eine explizite Rechnung für unser<br />
Beispiel liefert:<br />
det � Fαβ� = c2 � �2 �E B�<br />
Fαβ · Fαβ = 2<br />
� �<br />
�H B� − �E D�<br />
Die Invarianten werden für den Lagrange-Formalismus benötigt. Wir leiten nun die Maxwell-Gleichungen<br />
aus dem Hamilton-Prinzip ab. Die Voraussetzung dafür ist, daß das zyklisches System erfüllt sei, was<br />
damit äquivalent ist, daß A µ existiert.<br />
W =<br />
t2 �<br />
t1<br />
L dt x0 =ct<br />
= 1<br />
c<br />
L = ε0<br />
4 Fαβ Fαβ − j µ Aµ = L<br />
�<br />
L dx 0 L=��� LdV<br />
=<br />
�<br />
Aµ ,<br />
1<br />
c<br />
∂<br />
Aµ<br />
∂x µ<br />
����<br />
�<br />
ε0<br />
L . . . Lagrangefunktion<br />
L . . . Lagrangedichte<br />
L dx 0 dV = 1<br />
c<br />
�<br />
L d 4 x<br />
Nun variieren wir das Vektorpotential Aµ → Aµ + δAµ. Die Variierte δAµ sei auf dem<br />
Rand des betrachteten Raum-Zeit-Gebiets gleich Null.<br />
δL = ε0<br />
4 δ � F αβ � β<br />
Fαβ − j δAβ<br />
δ � F αβ � � � αµ βν αµ βν<br />
Fαβ = δ η η Fµν Fαβ = η η δ (Fµν Fαβ)<br />
δ � F αβ � Prod.-R.<br />
Fαβ = 2 η αµ η βν Fµν δFαβ = 2 F αβ δFαβ<br />
δ � F αβ �<br />
� αβ ∂<br />
Fαβ = 2 F c δ<br />
∂xα Aβ − ∂<br />
�<br />
αβ<br />
Antisymmetrie von F<br />
Aα = 4 c F<br />
∂xβ αβ δ ∂Aβ<br />
∂xα δ � F αβ � Tausch der Variation<br />
Fαβ =<br />
und part. Ableitung<br />
∂<br />
4 c Fαβ δAβ<br />
∂xα Damit gehen wir jetzt in das Hamilton-Prinzip:<br />
δW = 1<br />
�<br />
δL d<br />
c<br />
4 x = 1<br />
� �<br />
ε0c F<br />
c<br />
αβ ∂<br />
∂xα δAβ − j β �<br />
δAβ d 4 x<br />
� �<br />
part. Int. 1<br />
δW =<br />
−ε0c<br />
an den Grenzen: δAβ=0 c<br />
∂<br />
∂xα Fαβ − j β<br />
�<br />
δAβ d 4 x ! = 0 | Variation: δAβ bel.<br />
⇒ −ε0c ∂<br />
∂x α Fαβ − j β = 0<br />
− ∂ Antisymm. ∂<br />
Fαβ =<br />
∂xα ∂xα Fβα = 1<br />
ε0c jβ Maxw.-Rel.<br />
= µ0c j β<br />
^= 4 Gleichungen zur Bestimmung der Potentiale A µ<br />
αµ ∂<br />
⇔ η<br />
∂xα Fβµ<br />
�<br />
Pot. / Feldst. αµ ∂ ∂<br />
= µ0c jβ ⇔ η c<br />
∂xα ⇔<br />
∂<br />
∂xβ � �<br />
∂<br />
Aα − �Aβ = µ0 jβ<br />
∂xα Lorentz-Konvention:<br />
vgl. inhomog. Maxw.-Gl. (9.3)<br />
∂xβ Aµ − ∂<br />
Aβ<br />
∂x µ<br />
∂<br />
∂x α Aα = 0<br />
�Aβ = − µ0 jβ<br />
�<br />
= µ0c jβ<br />
(9.7)
9.4 Doppler-Effekt und Aberration 105<br />
9.4 Doppler-Effekt und Aberration<br />
Wir betrachten eine ebene (harmonische) elektromagnetische Welle in einem homogenen Medium. In<br />
3-dimensionaler Schreibweise gilt:<br />
� E = � E(0) e iΦ ,<br />
� B = � B(0) e iΦ<br />
wobei � E (0) und � B (0) konstante komplexe Amplituden sind und die Phase Φ = Φ(�r, t) gegeben ist durch<br />
Φ = � k�r − ωt<br />
Denkt man sich die Felder in den Feldstärketensor eingesetzt, so erhält man die Darstellung:<br />
Fµν = F (0)<br />
µνe iΦ<br />
mit F (0)<br />
µν als konstante Matrix, d.h. unabhängig von den x α . Die Phase Φ charakterisiert dabei die Gebiete<br />
der Verstärkung bzw. Auslöschung bei Interferenzen. Sie muß also eine Invariante unter Lorentztransformationen<br />
sein, d.h. der numerische Wert von Φ (z.B. Φ = π<br />
2 ) darf sich nicht ändern, obwohl sich das<br />
”Ereignis” ändert (x µ → x ′µ ).<br />
Formaler Beweis (als Einschub):<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿ ✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
det(Fµν) = Invariante = det(F ′ µν)<br />
Wir berechnen nun beide Seiten explizit:<br />
det(Fµν) = e 4iΦ �<br />
det F (0)<br />
det(F<br />
�<br />
µν Beachte: 4-dim. Matrizen !<br />
′ µν) =<br />
� ′<br />
4iΦ<br />
e det F ′ �<br />
� ′<br />
(0) 4iΦ<br />
µν = e det Ω α µΩ β νF (0)<br />
�<br />
� ′<br />
4iΦ<br />
αβ = e det<br />
Hierbei ist berücksichtigt, daß det(Ω α µ) = +1 gilt. Der Vergleich liefert dann Φ = Φ ′ bis auf Mehrdeutigkeiten<br />
wegen der Periodizität der komplexen e-Funktion.<br />
Die Invarianz der Phase kann äußerlich dadurch sichtbar gemacht werden, daß man den ”Wellenzahlvierervektor”<br />
k µ einführt:<br />
Dann ist offensichtlich:<br />
Wellenzahlvierervektor: (k µ ) =<br />
�<br />
ω<br />
c , k1,<br />
� �<br />
ω<br />
k2, k3 =<br />
c ,� �<br />
k<br />
Φ = ηµνk µ x ν = kµx µ = − ω<br />
c x0 + � k�r = −ωt + � k�r<br />
Die Invarianz der Phase ist offensichtlich, wenn man die Darstellung als Skalarprodukt berücksichtigt;<br />
man verifiziert sie aber auch durch direkte Anwendung der Transformationsgesetze:<br />
Φ ′ = k ′ ν x ′ν = Ω ν β x β Ω α<br />
ν kα = δ α<br />
β x β kα = x α kα = Φ<br />
Im Vakuum ist der Wellenzahlvierervektor ein lichtartiger Vektor (”Nullvektor”), denn es gilt:<br />
ηµν k µ k ν = −(k 0 ) 2 + �k 2 = kµk µ �<br />
ω<br />
�2 = − +<br />
c<br />
�k 2 = 4π 2<br />
�<br />
1 ν2<br />
−<br />
λ2 c2 �<br />
= 0<br />
Hierbei wurde im letzten Schritt die Dispersionsrelation (c = λν) für elektromagnetische Wellen verwendet.<br />
Demzufolge:<br />
kµk µ = 0 ⇔ (k µ ) ist Nullvektor !<br />
Die quellfreien Maxwell-Gleichungen werden einfach zu algebraischen Bedingungen, wenn man die ebenen<br />
Wellen einsetzt und differenziert:<br />
F (0)<br />
µν k ν = 0, kα F (0)<br />
µν + kµ F (0)<br />
να + kν F (0)<br />
αµ = 0<br />
Aus der Transformationsregel des Wellenzahlvierervektors<br />
F (0)<br />
αβ<br />
�<br />
(9.8)
106<br />
k ′ν = Ω ν µk µ<br />
ergeben sich zwei wichtige Beziehungen, die wir nun herleiten wollen. Dazu betrachten wir eine Welle, die<br />
sich parallel zur (x,y)-Ebene ausbreitet (kz = 0). Der Wellenzahlvektor �k schließe mit der x-Achse den<br />
Winkel θ ein. Der Betrag ist wie üblich | �k| = 2π<br />
λ . Der Wellenzahlvierervektor hat dann die Komponenten:<br />
(k µ � �<br />
ω 2π 2π<br />
) = , cos(θ), sin(θ), 0<br />
c λ λ<br />
Wir betrachten nun den Übergang in ein bewegtes Bezugssystem Σ → Σ ′ . Die Bestimmungsgrößen der<br />
Welle in Σ, d.h. ω, λ, θ gehen in Σ ′ in die neuen Größen ω ′ , λ ′ , θ ′ über. Für den Wellenzahlvierervektor<br />
in Σ ′ erwarten wir eine entsprechende Form:<br />
(k ′µ � ′ ω 2π<br />
) = ,<br />
c λ ′ cos(θ ′ ), 2π<br />
λ ′ sin(θ ′ ), k ′ �<br />
z<br />
Wertet man das Transformationsgesetz explizit mit der speziellen Lorentztransformation (Bewegung ent-<br />
lang der x-Achse , β = vx<br />
c ):<br />
aus, so ergibt sich:<br />
(k ′µ ) =<br />
� ω<br />
c<br />
⎛<br />
Ω ν ⎜<br />
µ = ⎜<br />
⎝<br />
2π − λ<br />
√ 1<br />
1−β2 √−β 1−β2 β cos(θ)<br />
� ,<br />
1 − β2 √−β 0 0<br />
1−β2 √ 1 0 0<br />
1−β2 0 0 1 0<br />
0 0 0 1<br />
2π<br />
λ<br />
(9.9)<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
ωβ<br />
cos(θ) − c � ,<br />
1 − β2 2π<br />
�<br />
sin(θ), 0<br />
λ<br />
Der Vergleich beider Formen von k ′µ zeigt, daß sich wegen k ′ z = 0 auch im System Σ ′ die Welle parallel<br />
zur (x’,y’)-Ebene ausbreitet. Für die restlichen Vektorkomponenten liefert der Vergleich:<br />
ω ′ = ω<br />
1 − β cos(θ)<br />
� ,<br />
1 − β2 sin(θ ′ )<br />
λ ′<br />
sin(θ)<br />
= ,<br />
λ<br />
cos(θ ′ )<br />
λ ′<br />
= cos(θ) − β<br />
λ � 1 − β2 Seien nun die ursprünglichen Koordinaten (Σ) das Ruhesystem einer Lichtquelle, welches die betrachtete<br />
Welle ausstrahlt. Dann ist ω ′ − ω die Frequenzänderung als Folge der Relativbewegung der Inertialsy-<br />
steme. Die Beziehung:<br />
ω ′ = ω<br />
1 − β cos(θ)<br />
� 1 − β 2<br />
ist für Anwendungen allerdings unzweckmäßig, da für den in Σ ′ messenden (mitbewegten) Beobachter<br />
der Winkel θ aus dem Ruhesystem Σ eingeht. Benötigt wird die Funktion θ = θ(θ ′ ), die man aus der<br />
”Invarianz” der Lichtgeschwindigkeit erhält:<br />
Einsetzen der transformierten Ausdrücke liefert:<br />
ω ′ λ ′ = ωλ (1 − β cos(θ)) cos(θ ′ )<br />
cos(θ) − β<br />
D.h. die gesuchte Funktion θ = θ(θ ′ ) ergibt sich zu:<br />
c = c ′ = Invariante ⇔ ωλ = ω ′ λ ′<br />
⇒ cos(θ) − β = (1 − β cos(θ)) cos(θ ′ )<br />
cos(θ) = β + cos(θ ′ )<br />
1 + β cos(θ ′ )<br />
Einsetzen in den Ausdruck für die Frequenzverschiebung liefert letztlich als relativistischen Ausdruck für<br />
den Doppler-Effekt:<br />
Doppler-Effekt: ω ′ = ω<br />
� 1 − β 2<br />
1 + β cos(θ ′ )<br />
(9.10)
9.4 Doppler-Effekt und Aberration 107<br />
Spezialfälle:<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
1. θ ′ = 0, longitudinaler Doppler-Effekt<br />
ω ′ = ω<br />
Abb. 9.2: Longitudinaler Doppler-Effekt<br />
�<br />
1 − β<br />
1 + β<br />
(9.11)<br />
Die Welle bewegt sich hierbei parallel bzw. antiparallel zur Bewegungsrichtung der Relativgeschwindigkeit<br />
zwischen Σ und Σ ′ .<br />
2. θ ′ = π<br />
2 , transversaler Doppler-Effekt<br />
ω ′ = ω � 1 − β 2 (9.12)<br />
Abb. 9.3: Transversaler Doppler-Effekt<br />
D.h. auch bei senkrechter Relativbewegung (!) ergibt sich eine Frequenzänderung, die allerdings<br />
quadratisch in β ist. Dieser sogenannte ”quadratische” Doppler-Effekt ist eine wichtige relativistische<br />
Aussage, die klassisch nicht verständlich ist! Der Effekt ist (erst) 1938 durch Ives und Stilwell<br />
und 1939 durch Otting mit Hilfe von Kanalstrahlen experimentell nachgewiesen worden.<br />
Die hier abgeleiteten Beziehungen gestatten die Erklärung eines Effektes der Astronomie - der Aberration<br />
des Lichts.<br />
Unter der Aberration versteht man die scheinbare Ortsveränderung der Gestirne als Folge der<br />
Eigenbewegung der Erde und der Endlichkeit der Vakuumlichtgeschwindigkeit.<br />
Man unterscheidet drei Fälle:<br />
a) tägliche Aberration:<br />
Rotation der Erde um ihre Achse<br />
b) jährliche Aberration:<br />
Bewegung der Erde auf der Bahn um die Sonne<br />
c) säkulare Aberration:<br />
Bewegung des Sonnensystems innerhalb unserer Galaxie (dieser Fall ist praktisch unbedeutend)<br />
✿✿✿✿✿✿✿✿✿✿<br />
Qualitativ:<br />
Wir untersuchen hier die jährliche Aberration, für welche die Bahnbewegung der Erde um die Sonne<br />
den dominanten Effekt liefert. Ausgangspunkt ist die Beziehung zwischen θ und θ ′ , die zuvor abgeleitet<br />
wurde.
108<br />
Aberrationsgleichung: cos(θ ′ ) =<br />
cos(θ) − β<br />
1 − β cos(θ)<br />
(9.13)<br />
Sei speziell θ = π<br />
2 , d.h. cos(θ ′ ) = −β. Innerhalb eines Halbjahres ändert sich die Bahngeschwindigkeit<br />
um ∆v ≈ 60km/s (Richtung !) und damit variiert β um ∆β ≈ 2 · 10 −4 . Im Sinne der Fehlerrechnung<br />
liefert diese Schwankung eine Variation im Beobachtungswinkel θ ′ von der Größe<br />
∆θ ′ =<br />
∆β<br />
� 1 − β 2 ,<br />
was ∆θ ′ ≈ 41 ′′ scheinbare Schwankung pro Jahr liefert, einen Wert, der schon 1727 durch Bradley<br />
beobachtet wurde.
STICHWORTVERZEICHNIS 109<br />
Stichwortverzeichnis<br />
δ-Funktion, 8, 24<br />
δ-Tensor, 7<br />
∆·, 3, 9<br />
∝, 3<br />
∼, 3<br />
ε-Symbol, 8<br />
ε-Tensor, 8<br />
∗ , 3<br />
Aberration, 107<br />
jährlich, 107<br />
säkulare, 107<br />
täglich, 107<br />
Aberrationsgleichung, 108<br />
Abschneideradius, 28<br />
Äquipotentialfläche, 22<br />
Ampère, Definition, 57<br />
Ampère’sches Verkettungsgesetz, 10<br />
Auflösungsvermögen, 98<br />
Basisinvarianten, 103<br />
Bessel’sche Differentialgleichung<br />
speziell, 65<br />
allgemein, 65<br />
Lösung, 65<br />
Beugung, 91<br />
Beugungstheorie, skalare, 93<br />
Bilanzgleichung<br />
allgemein, 12<br />
Energie, 14<br />
Impuls, 19<br />
Biot-Savart’sches Gesetz für dünne Leiter, 48<br />
Brechung, 88<br />
Brechungsgesetz, 90<br />
Brechungsindex, 81<br />
Coulomb<br />
-Eichung, 45<br />
-Feld, 21<br />
-Gesetz, 21<br />
-Kraft, 21<br />
-Potential, 23, 25<br />
D’Alembert-Operator, 68<br />
Dipol<br />
-modell, 33<br />
-moment, 32, 33<br />
elektrisch, 31<br />
magnetisch, 51<br />
Punkt-, 34<br />
Strahlungswiderstand, 78<br />
Dirac-Funktion, 8, 24<br />
Dispersionsrelation, 84<br />
Divergenz, 9<br />
Doppler-Effekt, 105<br />
transversal, 107<br />
allgemein, 106<br />
longitudinal, 107<br />
quadratisch, 107<br />
Drehmoment auf einen Dipol, 35, 54<br />
Eichtransformation, 46<br />
Eindringtiefe, 66, 91<br />
Einstein’sche Summenkonvention, 7<br />
elektrische Spannung, 22<br />
Elektronenradius, klassisch, 28<br />
Elektrostatik, 21<br />
Energie<br />
beliebige Ladungsverteilung, 28<br />
Coulomb-Feld, 27<br />
elektrische Selbst-, 29<br />
elektrostatisches Feld, 27<br />
Ladungsverteilung in einem äußeren Feld,<br />
29<br />
magnetische Selbst-, 50<br />
von Stromverteilungen, 49<br />
Wechselwirkungs-, 30, 34, 50, 54<br />
Energiedichte<br />
elektrisch, 14<br />
magnetisch, 14<br />
Energiestromdichte, 14, 76, 86<br />
-Vektor, 15<br />
Erhaltungssatz der Schwierigkeit, 24<br />
Feldstärketensor, 101, 102<br />
Transformationsgesetz, 102<br />
Flächenladungsdichte, 37<br />
Fluß, mittlerer magnetischer, 61<br />
Fraunhofer’sche Beugung, 95<br />
Bedingung, 95<br />
Fundamentaltensor, 99<br />
Gradient, 9<br />
Green’sche Funktion, 23, 24<br />
avancierte, 70<br />
retardierte, 70<br />
Green’scher Satz, 43<br />
Gruppengeschwindigkeit, 85<br />
Hamilton-Prinzip, 104<br />
Hertz’scher Dipol, 72<br />
Huygen’sches Prinzip, 83, 91<br />
Kirchhoff’sche Formulierung, 94<br />
Impuls<br />
-dichte, 18<br />
mechanisch, 19<br />
Feld-, 19<br />
Induktionsgesetz, 10<br />
Induktionsvorgänge in Leitern, 59<br />
instantan, 58<br />
Integralsatz<br />
Gauß, 7<br />
Stokes, 7<br />
Intensität, 86, 92<br />
Invarianten des elektromagnetischen Feldes, 103<br />
Joule’sche Wärme, 14
110<br />
Kapazität<br />
energetische Definition, 43<br />
formale Definition, 41<br />
Kirchhoff’sche<br />
Formel, 94<br />
Näherung, 93<br />
Knotenregel, 13<br />
Koeffizienten der Gegeninduktion, 60<br />
Koeffizienten der Selbstinduktion, 60<br />
Kondensator, 41<br />
Kontinuitätsgleichung, 12, 44, 100<br />
Kräfte von Magnetfeldern auf Ströme, 55<br />
Kraft auf einen Dipol, 34, 54<br />
Kraftdichte, 11<br />
Kronecker<br />
-Delta, 7<br />
-Symbol, 7<br />
Lösung, Poisson-Gleichung, 26<br />
Ladungserhaltung, 12<br />
Laplace-Gleichung<br />
elektrisch, 23<br />
magnetisch, 46<br />
Laplace-Operator, 9<br />
Leiter, Eigenschaften, 36<br />
Leiter, im elektrostatischen Feld, 36<br />
Levi-Civita-Symbol, 8<br />
lichtartiger Vektor, 105<br />
Linienstrom, 47<br />
Lorentz<br />
-Konvention, 68, 101<br />
-Konvention, relativistisch, 104<br />
-matrizen, 102<br />
-transformation, 99<br />
Kraft auf eine Punktladung, 56<br />
Kraftdichte, 56<br />
Magnetfeld stationärer Ströme, 44<br />
magnetische Monopole, 54<br />
Magnetischer Fluß, 10<br />
magnetisches Moment, 49<br />
Materialgleichungen, 10<br />
Maxwell’scher Spannungstensor, 18<br />
Maxwell-Gleichungen, 10<br />
im ”eigentlichen Sinne”, 11<br />
relativistisch, 102<br />
Maxwell-Relation, 19<br />
Methode dünner Drähte, 60<br />
Methode der Green’schen Funktion, 23<br />
Minimaleigenschaft der elektrostatischen Energie,<br />
39<br />
Multipole, elektrisch, 30<br />
Nabla-Oparator, 9<br />
Nichtexistenz magnetischer Monopole, 54<br />
Nullvektor, 105<br />
Ohm’scher Widerstand, 63<br />
Paradoxon, 16<br />
Phasengeschwindigkeit, 84<br />
Photonenmodell des Lichts, 89<br />
Plattenkondensator, 41<br />
Poisson-Gleichung<br />
elektrisch, 23<br />
magnetisch, 45<br />
Polarisation, 86<br />
Potential<br />
elektrodynamisch, 68<br />
retardiert, 72<br />
einfaches Dipolmodell, 33<br />
elektrischer Quadrupol, 36<br />
Liénhard-Wichert, 78<br />
retardiert, 69<br />
retardiertes von Liénhard-Wiechert, 79<br />
skalares, 22<br />
Poynting-Vektor, 14, 15, 86<br />
Quadrupol<br />
-modell, 36<br />
-moment, 35<br />
elektrisch, 35<br />
Randbedingung<br />
Dirichlet’sche, 38<br />
Gemischte, 38<br />
Neumann’sche, 38<br />
Reflexion, 88<br />
Reflexionsgesetz, 90<br />
Relativistische Elektrodynamik, 99<br />
Retardierung, 58<br />
Reziprozitäts-Satz, 94<br />
Rotation, 9<br />
Schwerpunktsatz, 20<br />
Schwingungsdifferentialgleichung, 63<br />
Selbstenergieproblem, 28<br />
Shift, 24<br />
Skineffekt, 66<br />
Spannung, elektrische, 22<br />
spezifische Ladung, 56<br />
statisch, 21<br />
Strahlungsdruck, 18<br />
Strahlungswiderstand des Dipols, 78<br />
Superpositionsprinzip der Lösungen, 12<br />
Tensor, 99<br />
-divergenz, 56<br />
des Quadrupolmoments, 35<br />
Torus-Spule, 62<br />
Totalreflexion, 90<br />
Transformationsgesetz, 99, 100<br />
Feldstärketensor, 102<br />
Wellenzahlvierervektors, 106<br />
Übergangsbedingung, 89<br />
Ultraviolett-Katastrophe, 78<br />
Vektorfelder, 7<br />
Vektorpotential, 45<br />
Viererpotential, 101<br />
Viererstromvektor, 100<br />
Warum ist der Himmel blau?, 78
STICHWORTVERZEICHNIS 111<br />
Welle<br />
allgemeine ebene, 82<br />
ebene harmonische, 83<br />
Intensität, 86<br />
Kugel-, 83<br />
transversale, 85<br />
Wellenoperator, 68, 70, 101<br />
Wellenzahlvektor, 96<br />
Wellenzahlvierervektor, 105<br />
Wellenzone, 76<br />
Zusammenhang Kapazität und Energie, 42