Harald Walach- Der Kozyrev-Spiegel und Peter Conrads
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Instrument <strong>und</strong> daher auch „wissenschaftlich“, obwohl die gleiche Studie zur Feststellung von<br />
Wirksamkeit „unwissenschaftlich“, weil unangemessen wäre. In diesem Sinne definiert sich<br />
Wissenschaftlichkeit nicht von einer wissenschaftlichen Methode an sich, sondern von einer<br />
sachgerechten Anwendung einer Methode im Hinblick auf eine Fragestellung.<br />
Und hier, finde ich, muss man zugestehen: Conrad hat wissenschaftlich gearbeitet, das haben<br />
auch die meisten Kritiker, mit denen wir geredet haben, verstanden. Er hat nämlich ein zwei-<br />
<strong>und</strong> dreifach verblindetes Experiment mit ausreichend vielen Durchgängen gemacht. Er hat<br />
seine experimentelle Anordnung selber hergestellt <strong>und</strong> dabei sehr viel Eigeninitiative an den<br />
Tag gelegt, Kreativität bewiesen <strong>und</strong> Umsetzungsprobleme gelöst. Er hat eine ursprünglich<br />
hochkomplexe Theorie über eine Reihe von Diskussionen, Überlegungen <strong>und</strong> Ableitungen in<br />
eine testbare Hypothese überführt <strong>und</strong> sich dann überlegt, wie genau die Testung<br />
funktionieren kann, <strong>und</strong> das alles sehr selbständig <strong>und</strong> ohne große Intervention von uns<br />
Betreuern. 1 . Er hat all dies mit grosser Akribie durchgeführt <strong>und</strong> sich im Rahmen der<br />
Möglichkeiten eines low-budget, ein-Mann Experimentes – also ohne finanzielle<br />
Möglichkeiten, um weiteres Personal zu bezahlen oder Hilfskräfte zu rekrutieren – sehr gut<br />
um Verblindung bemüht. Dass man diese Verblindung noch strikter durchführen könnte als<br />
mit Zahlen in <strong>und</strong>urchsichtigen Umschlägen – z.B. mit Hilfe von echten Zufallszahlen aus<br />
einem Zufallsgenerator in einem miniaturisierten Computer innerhalb des <strong>Spiegel</strong>s – ist klar<br />
<strong>und</strong> müsste bei einem strikter kontrollierten Nachfolge-Experimente gemacht werden. Das<br />
halte ich für den Rahmen eines vergleichsweise kleinen Pilot-Experimentes im Rahmen einer<br />
dreimonatigen Masterarbeit für einen pragmatisch nicht mehr zu vertretenden Aufwand.<br />
Fazit: das Experiment, <strong>und</strong> dies ist der Kern der Arbeit, war nicht nur sauber, sondern auch<br />
sehr gut geplant, implementiert <strong>und</strong> durchgeführt <strong>und</strong> hat damit zu einer verwendbaren<br />
Datenbasis geführt. In genau diesem Sinne ist unsere frühere Aussage zu sehen, dass Conrad<br />
sorgfältig gearbeitet hat <strong>und</strong> die Arbeit wissenschaftlich sauber ist. Wir haben uns dabei vor<br />
allem auf die Methodik, weniger auf die formalen <strong>und</strong> inhaltlichen Aspekte bezogen.<br />
1 Ob die Operationalisierung der Theorie mit Hilfe eines nach geometrischen Überlegungen verkleinerten<br />
<strong>Kozyrev</strong>-<strong>Spiegel</strong>s wirklich stichhaltig ist, wird eine nicht ganz leicht zu beantwortende Frage sein, wie ja auch in<br />
der konventionellen Wissenschaft die Frage einer angemessenen Operationalisierung eine der kontroversesten<br />
Diskussionen im Falle eines negativen Bef<strong>und</strong>es ist. Es ist übrigens nur an dieser Stelle, also dort, wo es um die<br />
geometrischen Maßstäbe eines verkleinerten <strong>Spiegel</strong>s geht, dass Überlegungen zum Global Scaling ins Spiel<br />
kommen, das so viele Kritiker auf die Barrikaden gebracht hat. Ich verstehe nicht, wie eine geometrische<br />
Maßstabsüberlegung, die eine mathematische Konstante ins Spiel bringt, so viel Emotion auslösen kann. Man<br />
hätte auch eine Verkleinerung eines <strong>Kozyrev</strong>-<strong>Spiegel</strong>s im Maßstab von, sagen wir, 1: 219 verwenden können.<br />
Conrad hat sich auf den Standpunkt gestellt, dass eine Verkleinerung in einem Massstab, der aus der Global<br />
Scaling Theorie abgeleitet war, in dieser Situation am besten ist. Das ist vorderhand genauso klug oder unklug<br />
wie jeder andere Massstab, mit dem einen Unterschied, dass er – vom Gesichtspunkt der Modellvalidität aus<br />
gesehen – damit die Argumente derer berücksichtigt hat, die im Falle eines negativen Bef<strong>und</strong>es zu Recht sagen<br />
können, das Experiment hätte ja die zu testenden theoretischen Annahmen nicht ausreichend abgebildet.<br />
Vielleicht an dieser Stelle ein paar Worte zur Modell-Validität: In der experimentellen Forschung, vor allem in<br />
der klinisch-experimentellen Forschung, wird fast immer nur Wert auf die interne Validität, also die methodische<br />
Sauberkeit gelegt. Weniger häufig wird die externe Validität, also die Generalisierbarkeit berücksichtigt. Und<br />
vor allem wenn es um die Testung eher exotischer Ideen geht wird die Modellvalidität häufig komplett<br />
vernachlässigt. Diese ist aber zentral, um eine Theorie gut abzubilden. Wenn man etwa die Homöopathie<br />
abbilden würde wollen, käme man nicht umhin, die Schriften Hahnemanns zu lesen, sich zu Gemüte zu führen,<br />
wie moderne Homöopathen diese Theorie in der Praxis handhaben <strong>und</strong> all das zu zitieren, auch wenn man es<br />
vorderhand für noch so unwissenschaftlich hielte. Genauso ist Conrad vorgegangen: er hat die Verkleinerung<br />
nach Global Scaling durchgeführt, weil er davon ausging, dass dies sachlich am besten ist <strong>und</strong> hat die<br />
entsprechenden belegenden Texte angeführt. Dass diese in Zeitschrifen zu finden sind, die gemeinhin nicht der<br />
wissenschaftlichen Literatur zuzurechnen sind, ist leicht verständlich, weil das Modell eben nicht im Rahmen der<br />
Mainstream-Wissenschaft diskutiert wird.