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Auf <strong>de</strong>n Spuren von<br />

Following the Footprints of Ibn Battuta<br />

In <strong>de</strong>r heutigen Zeit scheint alles Gute aus <strong>de</strong>m Westen zu kommen: Türme, Autos und McDonalds<br />

haben ihren Ursprung im Abendland. In Dubai gilt das Prinzip: Je westlicher, <strong>de</strong>sto besser. Dass<br />

es auch Zeiten gab, in <strong>de</strong>nen die arabische Welt großen Einfluss auf <strong>de</strong>n Westen ausübte, scheint<br />

dabei kaum vorstellbar. Die Be<strong>de</strong>utung arabischer Wissenschaftler für die geistige und kulturelle<br />

Entwicklung <strong>de</strong>s mittelalterlichen Europas wird meist unterschätzt. Dabei haben diese beson<strong>de</strong>rs in<br />

<strong>de</strong>n Bereichen Mathematik, Alchimie, Medizin und Astronomie ihre Spuren hinterlassen.<br />

Beson<strong>de</strong>rs dankbar sollten wir <strong>de</strong>n Arabern für die Erfindung <strong>de</strong>r Zahl Null sein. Die arabischen<br />

Ziffern gelangten bereits im 12. Jahrhun<strong>de</strong>rt nach Europa, wo man bisher mit <strong>de</strong>n römischen<br />

Ziffern rechnete. Doch es dauerte noch vierhun<strong>de</strong>rt Jahre, bis Adam Ries nachweisen konnte, dass<br />

die arabischen Ziffern mitsamt <strong>de</strong>r Null die Schematisierung <strong>de</strong>r Grundrechenarten wesentlich vereinfachen.<br />

Somit verschwan<strong>de</strong>n im 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt die römischen Ziffern aus <strong>de</strong>m Alltagsleben in<br />

Europa, und wir rechnen mit arabischen Ziffern, die aus indischen Ziffern hervorgegangen sind.<br />

Heute weiß das nur kaum jemand. Erstaunlich ist, dass <strong>de</strong>r muslimische Beitrag zur Wissenschaft<br />

heute aber in arabischen Län<strong>de</strong>rn fast noch weniger gewürdigt wird als in Europa.<br />

Dazu fällt mir eine Anekdote ein: Als ich im letzten Jahr in Jordanien ein Ticket für die Felsenstadt<br />

Petra kaufen wollte, wur<strong>de</strong> ich Zeuge eines Dialogs zwischen einem UNESCO-Mitarbeiter und <strong>de</strong>m<br />

jordanischen Kassierer. Der UNESCO-Mann wollte einen Preisnachlass verhan<strong>de</strong>ln und <strong>de</strong>r Kassierer<br />

weigerte sich strikt. Daraufhin schrieb er ihm die Telefonnummer seines Vorgesetzten auf und sagte<br />

<strong>de</strong>m jungen Mann, dass er keinerlei Befugnisse habe und nur sein Chef Entscheidungen dieser Tragweite<br />

treffen könne. Als sich <strong>de</strong>r UNESCO-Mann voller Erstaunen die für ihn nicht entzifferbare<br />

Telefonnummer anschaute, sagte <strong>de</strong>r Kassierer: „Oh sorry, I will write English numbers.“ In diesem<br />

Moment hätte ich <strong>de</strong>m freundlichen Kassierer gern erklärt, dass er ihm besser die Telefonnummer<br />

mit arabischen Ziffern aufschreiben soll, ließ es aber bleiben. Schließlich hatte die Diskussion vor mir<br />

schon zu einer langen Schlange warten<strong>de</strong>r Touristen geführt. Der jordanische Kassierer hätte es mir<br />

wahrscheinlich auch nicht geglaubt.<br />

In Europa staunt je<strong>de</strong>s Kind über die Reisen <strong>de</strong>s Marco Polo, aber niemand kennt Ibn Battuta, obwohl<br />

er als Forschungsreisen<strong>de</strong>r im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt weitaus längere Strecken zurücklegte. Der Marokkaner<br />

reiste in knapp dreißig Jahren von Saudi-Arabien über die Türkei nach Indien, China, Afrika und<br />

Spanien. Seine Aufzeichnungen gelten als wichtige Zeugnisse <strong>de</strong>r islamischen Welt im 14. Jahrhun<strong>de</strong>rt.<br />

Mit <strong>de</strong>r Titelgeschichte über <strong>de</strong>n Weltreisen<strong>de</strong>n Ibn Battuta möchten wir einen Einblick in<br />

das Leben einer <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendsten Persönlichkeiten <strong>de</strong>r arabischen Welt <strong>de</strong>s Mittelalters geben.<br />

Und wie sind wir auf das Thema gekommen? Ehrlich gesagt habe ich mich vor drei Jahren gewun<strong>de</strong>rt,<br />

warum man einem Einkaufszentrum in Dubai <strong>de</strong>n seltsamen Namen „Ibn Battuta“ gegeben hat.<br />

Jetzt weiß ich warum.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />

Ihre<br />

Anne-Susann Becker<br />

All good things seem to come from the West these days: towers, cars and McDonalds<br />

all have their origin in the Occi<strong>de</strong>nt. Dubai adheres to the principle of the more<br />

Western, the better. It is hard to imagine today that there was a time when the Arab<br />

World had great influence on the West. The importance of Arab scientists in the<br />

spiritual and cultural <strong>de</strong>velopment of medieval Europe, is often un<strong>de</strong>rrated. Yet they<br />

left their marks in the areas of mathematics, alchemy, medicine and astronomy.<br />

We should be very grateful to the Arabs for inventing the number zero. The Arabic<br />

numerals reached Europe during the 12 th century; up until then Roman numerals were<br />

used for calculations. Yet it took another four-hundred years for Adam Ries to prove<br />

that the Arabic numerals, together with the zero, greatly simplified the schematization<br />

of fundamental arithmetic. By the 16 th century, Roman numerals had all but disappeared<br />

from everyday life in Europe and we still calculate with Arabic numerals<br />

which were <strong>de</strong>rived from Indian numerals. Hardly anyone is aware of that these days.<br />

What is surprising, is the fact that the Muslim contribution to science is even less<br />

appreciated in Arab countries than it is in Europe.<br />

This reminds me of an anecdote: When I was in Jordan last year and wanted to<br />

purchase a ticket for the red-cliff city of Petra, I witnessed a dialog between a<br />

UNESCO employee and the Jordanian cashier. The UNESCO man wanted a discount,<br />

but the cashier did not oblige. He wrote the telephone number of his superior on a<br />

slip of paper and told the young man that he was not authorized to give discounts,<br />

only his boss could make a <strong>de</strong>cision of this or<strong>de</strong>r. When the UNESCO guy looked in<br />

surprise at the slip of paper, because he could not <strong>de</strong>cipher what was written, the<br />

cashier said: “Oh sorry, I will write English numbers.” At that moment I wanted to tell<br />

the friendly cashier to write the telephone number in Arabic numerals, but I let it go<br />

since this discussion had already caused the build-up of a long line of tourists behind<br />

me. The Jordanian cashier probably would not have believed me anyway.<br />

All children in Europe are in awe of Marco Polo and his travels, yet no one knows of<br />

Ibn Battuta, although he traveled longer distances in the 14 th century than Marco Polo<br />

did. In nearly thirty years, the Moroccan traveled from Saudi Arabia, through Turkey,<br />

to India, China, Africa and Spain. His travel diaries are consi<strong>de</strong>red to be very important<br />

as they bear witness to the Islamic World of the 14 th century. With the title story<br />

about the world traveler Ibn Battuta, we want to offer a glimpse into the life of one<br />

of the principal figures of the Arab World during the Middle Ages.<br />

How did we come to this subject matter? To be honest, three years ago I was<br />

won<strong>de</strong>ring why a shopping mall in Dubai was given a strange name like “Ibn Battuta”.<br />

Now I know why.<br />

Enjoy reading our magazine!<br />

Yours truly,<br />

Anne-Susann Becker<br />

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