Die Inauguration - Alumni - Boku
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serie: die rektoren der boku<br />
Hubert Dürrstein über die Rektorszeit 2003 – 2007<br />
Sechs Jahre Universitätsmanagement –<br />
davon vier Jahre als Rektor – sind ohne<br />
Zweifel in jeder Richtung prägend und<br />
wenn man gebeten wird, die Zeit als<br />
Rektor aus persönlicher Sicht zu beleuchten,<br />
gehen einem viele Dinge<br />
durch den Kopf. Man denkt nach über<br />
die Rahmenbedingungen, man fragt<br />
sich, wie der eigene Zugang war und<br />
weshalb die Dinge in eine bestimmte<br />
Richtung gelaufen sind und man sinniert<br />
darüber, was man aus einer doch<br />
fragwürdigen Entwicklung für sich persönlich<br />
mitnehmen kann.<br />
<strong>Die</strong> Rahmenbedingungen waren klar:<br />
<strong>Die</strong> Umsetzung des Universitätsgesetzes 2002 (UG 2002), das den Universitäten<br />
neue Freiräume bringen sollte, aber auch veränderte Verantwortlichkeiten<br />
für die Institution im Ganzen oder in Teilbereichen und<br />
in Verbindung damit gewisse unternehmerische Prinzipien abverlangte.<br />
Ich habe gelernt, dass Freiräume verständlicherweise gerne genutzt<br />
werden, das Verständnis, was Verantwortlichkeiten betrifft, aber doch<br />
eine weite Spanne umfasst. Ich persönlich habe jedenfalls versucht,<br />
meinem Motto treu zu bleiben und mich vollumfänglich für die Institution<br />
als Ganzes einzusetzen. Persönliche Egoismen haben darin keinen<br />
Platz. Wenn ich den Lauf der Dinge reflektiere, bleibt mir nur eine<br />
in sich paradoxe Antwort: Ich muss anscheinend das Richtige falsch<br />
Leopold März über die<br />
Rektorszeit 1993-2003<br />
<strong>Die</strong> elf Jahre (das Prärektors-Jahr mitgerechnet,<br />
in dem ich schon voll im Einsatz war) seit<br />
meiner ersten Wahl im Juni 1992 waren vor allem<br />
von Vorgängen gekennzeichnet, die Europa<br />
entscheidend verändert haben, mit der<br />
EU-Erweiterung als Kernstück. Ergebnis für<br />
die Entwicklung der Universitäten ist vor allem<br />
das Entstehen des Europäischen Bildungs-<br />
und Forschungsraumes. Für<br />
Österreichs Universitäten hat sich in dieser<br />
Zeit viel verändert; hier einige Schwerpunkte:<br />
- die Auffächerung des Hochschulsektors,<br />
vor allem durch das Hinzutreten der Fachhochschulen<br />
- die Veränderungen der Studiensysteme –<br />
Stichwort „Bologna-Prozess“<br />
- neue rechtliche Rahmenbedingungen, für<br />
uns das Universitätsgesetz 2002 – notwendig,<br />
weil sich die Universitäten heute in einem<br />
über die Staatsgebiete hinausgehenden<br />
Wettbewerb befinden<br />
- Bildung und Forschung sind öffentliche<br />
Themen geworden – ein großer Fortschritt<br />
In Hinblick auf all das habe ich die Funktion<br />
des Rektors stets als eine politische aufgefasst.<br />
Mein Credo war: Soll es den Universitäten gut<br />
gehen, müssen die Impulse von ihnen selbst<br />
ausgehen, sonst werden sie Getriebene der<br />
Politik. Nach innen habe ich es als meine<br />
wichtigste Aufgabe empfunden, vor allem<br />
Führungsarbeit zu leisten, gleichzeitig Moderator<br />
und Animateur zu sein. Schwer gefallen<br />
ist mir dabei die Erkenntnis, dass neue Ideen<br />
zunächst häufig Misstrauen hervorrufen – so,<br />
als ob früher alles besser gewesen wäre. Denn:<br />
Veränderungen von vornherein als Bedrohung<br />
zu sehen anstatt sie auf ihre Chancen zu<br />
untersuchen – das passt nicht zu einer Universität.<br />
In meinen elf Jahren ist für die BOKU<br />
viel weitergegangen – nicht zuletzt, weil sich<br />
viel verändert hat. <strong>Die</strong> BOKU hat sich gut entwickelt,<br />
erfreut sich großer Nachfrage bei jungen<br />
Menschen und steht national und<br />
international bestens da. Wir haben das große<br />
Glück, bei unseren MitarbeiterInnen großes<br />
Potenzial und Konstruktivität vorzufinden –<br />
Voraussetzungen, ohne die wir nicht da<br />
wären, wo wir uns heute befinden. Ihnen allen<br />
bleibe ich in Dankbarkeit verbunden.<br />
Wie habe ich das Rektorsamt emotionell erlebt?<br />
Ehrlich gesagt, manchmal hatte ich<br />
schon das Gefühl (ich zitiere einen Prominenten),<br />
„unter lauter Häuptlingen der einzige In-<br />
Seite 10 Ausgabe 1/2008<br />
gemacht haben. Denn wenn man von Außenstehenden immer wieder<br />
bestätigt bekommt, dass sich die Institution im nationalen und internationalen<br />
Vergleich gut entwickelt und positioniert, wenn man bei den<br />
Verhandlungen zur Leistungsvereinbarung nachweislich ein Ergebnis<br />
im oberen Drittel aller Universitäten und letztlich ein Investitionsvolumen<br />
für Infrastrukturmaßnahmen von €115 Mio. erzielt, wenn es gelingt,<br />
darauf aufbauend mit durchaus erträglichen Maßnahmen eine<br />
nachhaltige Budgetkonsolidierung zu starten, wenn mir vom eigenen<br />
Mitarbeiterstab gesagt wird, wie sehr man die offene und auf Vertrauen<br />
basierende Zusammenarbeit geschätzt hat, dann fällt mir keine andere<br />
Antwort ein, als dass nicht alles so falsch gewesen sein kann.<br />
Mitnehmen kann ich für mich persönlich viele Eindrücke und Erkenntnisse<br />
und ich kann heute sagen – die guten überwiegen. Ganz oben<br />
steht für mich: Ich habe die BOKU als eine besondere Universität kennengelernt,<br />
die es mir wert war, mich für sie und ihre Zukunft zu engagieren.<br />
Besonders geschätzt habe ich die zahlreichen konstruktiven<br />
persönlichen Gespräche im KollegInnen- und MitarbeiterInnenkreis.<br />
Auch manch unpopulärer Schritt ist danach durchaus auf Verständnis<br />
gestoßen. Bedauerlich war, dass Gruppendynamik manches davon hat<br />
nicht mehr zum Ausdruck kommen lassen. Abschließen möchte ich<br />
mit einem von mir schon wiederholt zitierten Auszug aus dem Vorwort<br />
zum Entwicklungsplan 2005: „Ein junger Absolvent hat anlässlich<br />
seines Abschlusses ausgeführt, dass für ihn die BOKU die Universität<br />
der Zukunft sei. Das stimmt nicht nur zuversichtlich – das ist auch eine<br />
Verpflichtung.“ Daran sollten wir bei unserem Handeln stets denken.<br />
RektorInnentafel ab 1967<br />
1967 – 69: Franz Hafner<br />
1969 – 71: Anton Zeilinger<br />
1971 – 73: Julius Kar<br />
1973 – 74: Herbert Franz<br />
1974 – 77: Rudolf Frauendorfer<br />
1977 – 81: Manfried Welan<br />
1981 – 85: Werner Biffl<br />
1985 – 89: Hubert Sterba<br />
1989 – 91: Werner Biffl<br />
1991 – 93: Manfried Welan<br />
1993 – 03: Leopold März<br />
2003 – 07: Hubert Dürrstein<br />
Ab 2007: Ingela Bruner<br />
dianer zu sein“. Vielleicht ist aber die Antwort<br />
tröstlich, die mir der unlängst verstorbene Leon<br />
Zelman einmal gab, als ich ihn nach seinem<br />
Befinden fragte. Er sagte: „Wissen Sie, es<br />
gibt einen alten jüdischen Spruch: Wenn Sie<br />
sich gewöhnt haben an Zores, möchten Sie<br />
ganz froh mit ihnen leben“.