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Die Inauguration - Alumni - Boku

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thema: jagd<br />

Der Reiz der Jagd<br />

GUDRUN SCHINDLER<br />

Kaum ein anderes Thema polarisiert dermaßen wie das der Jagd. Es<br />

gibt Jäger und Jagdgegner und beide Gruppen haben ihre Extremformen.<br />

Einerseits das Extrem, als Sonntagsjäger bekannt, wo Sportcharakter<br />

und Trophäenkult im Vordergrund stehen und von denen sich<br />

viele Jäger distanzieren. Andererseits sind bei den Gegnern die „Militanten“<br />

das Extrem, die einfach gegen alles sind und keine sachliche<br />

Diskussion ermöglichen, als Beispiel hier der Verein zur Abschaffung<br />

der Jagd – www.vgj.at. Extreme sind statistisch gesehen wenige und nur<br />

in den Medien im Vordergrund.<br />

Das tatsächliche Bild eines Jägers ist anders, hat aber Schwierigkeiten,<br />

dies in der Öffentlichkeit der nichtjagenden Gesellschaft zu zeigen. Ein<br />

<strong>Die</strong> Jagd aus der Sicht<br />

eines Professors<br />

Wie ist das Image der Jäger?<br />

Das Image der Jäger könnte besser sein. Es fehlt vor allen<br />

Dingen Kommunikation zwischen Jägern und<br />

Nichtjägern. Es hat sich gewissermaßen eine Kluft gebildet,<br />

die nur selten überwunden wird. In weiten Zügen<br />

existiert die Jagd in einer Parallelgesellschaft und wird<br />

immer weniger verstanden, weil die Gesellschaft sich<br />

kontinuierlich von der Natur und deren nachhaltigen<br />

Nutzung entfernt.<br />

Was glauben Sie, wäre hilfreich, um Spannungen abzubauen?<br />

Jäger müssen wieder auf die Gesellschaft zugehen und<br />

erklären, warum die Jagd sinnvoll und gut ist. Argumente<br />

dafür gibt es genügend, es bedarf aber dafür unbedingt<br />

noch mehr Vorbilder innerhalb der Jagd.<br />

Jagdverbände müssen sich weiterhin klar von den<br />

berühmten „schwarzen Schafen“ in ihren eigenen Reihen distanzieren.<br />

Stört Sie die oft gestellte Frage, warum Sie kein Jäger sind und was<br />

antworten Sie darauf?<br />

Mich stört die Frage nicht. Sie liegt ja eher nahe. Ich bin aber davon<br />

überzeugt, dass es besser ist, als Vorstand des Institutes für Wildbiologie<br />

und Jagdwirtschaft keinen Jagdschein zu haben, da dadurch die<br />

neutrale Stellung des Institutes gegenüber Interessensgruppen eher<br />

gegeben ist. Ich bin sicherlich als Nichtjäger glaubhafter, wenn ich<br />

mich einerseits voll zur Jagd per se bekenne und andererseits gleichzeitig<br />

einzelne Aspekte der aktuellen Jagd kritisch beleuchte.<br />

„Jagdwirt/in“ heißt der von Ihnen neu gegründete Universitätslehrgang<br />

an der BOKU, warum diese Bezeichnung?<br />

In unserem Lehrgang vermitteln wir das ganzheitliche Konzept der<br />

Jagd, bei der die Bewirtschaftung der Ressource Wild den wesentlichen<br />

Teil ausmacht. Es ist quasi ein Pendant zum Forstwirt oder Landwirt.<br />

Da die Teilnehmer bereits alle eine Jagdkarte haben, können wir viel<br />

voraussetzen und konzentrieren uns im Lehrgang darauf, ökologische,<br />

ökonomische und soziokulturelle Aspekte der Jagd in ihrer Vernetzung<br />

in den Vordergrund zu heben.<br />

Warum soll ein Jäger diese Weiterbildung machen?<br />

Wer ist die Zielgruppe?<br />

Wir sprechen mit unserem Angebot Jägerinnen und Jäger an, die bereit<br />

sind, Ihr Wissen auf den aktuellsten Stand zu bringen und sich mit den<br />

Seite 4 Ausgabe 1/2008<br />

Grund liegt sicherlich darin, dass der Urnutzen der Jagd – die Fleischbeschaffung<br />

– weggefallen ist. In der Urzeit hätte kein Mensch an der<br />

Jagd gezweifelt, heute sieht er trotz Fleischkonsum das Tötungsdelikt<br />

nicht und stellt die Jagd als Frevel hin.<br />

Der heutige Jäger sieht sich als Ausgleichsfaktor eines regulierten und<br />

gesunden Wildbestandes, er ist Heger geworden. <strong>Die</strong>se Aufgabe versucht<br />

er zu transportieren, kann aber die Notwendigkeit dafür nicht<br />

ausreichend darstellen. Besonders unverständlich ist für Nichtjäger,<br />

dass ein Jäger an seiner Arbeit Freude haben kann, was wiederum<br />

Freude am Erlegen bedeutet. Jäger unterscheiden hier auch genau und<br />

machen eine klare Abgrenzung von der gezielten Reduktion in einem<br />

Wildbestand – dem Erlegen, im Gegensatz zu Mord oder Tierquälerei.<br />

Sehen Sie in dem Beitrag, wie Prof. Hackländer dieses Spannungsfeld<br />

einschätzt und was die Hintergründe bei der Jagd von zwei BOKU-Absolventen<br />

sind. Wir stellen Ihnen gleichzeitig auch den neuen Lehrgang<br />

„Jagdwirt“ der BOKU vor, der ab März 2008 startet.<br />

vielfältigen Bereichen der Jagd konstruktiv auseinanderzusetzen. <strong>Die</strong><br />

Interessenten, die sich bisher gemeldet hatten, wollen vor allen Dingen<br />

davon profitieren, aus erster Hand neueste Erkenntnisse aus der Wissenschaft<br />

zu erlangen, unterschiedlichste Lebensräume in Österreich<br />

kennenzulernen und Innovationen aus der Praxis zu erfahren. Dabei<br />

sprechen wir sowohl Berufsjäger als auch Privatpersonen an, darunter<br />

Frauen und Männer, junge und ältere, Angestellte und Selbstständige.<br />

Univ.Prof. Dipl.-Biol. Dr. Klaus Hackländer, 37, wurde in Mannheim-Neckarau/Deutschland<br />

geboren und studierte Zoologie und<br />

Naturschutz in Marburg/Lahn. Doktoratstudium an der Universität<br />

Wien. Habilitationsstipendium an der Veterinärmedizinischen<br />

Universität. Seit 2005 Universitätsprofessor und Institutsleiter für<br />

Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der BOKU. Er ist u.a. Mitherausgeber<br />

von drei internationalen Fachjournalen, Generalsekretär<br />

der World Lagomorph Society, Gründungsmitglied der International<br />

Union of Game Biologists und wissenschaftlicher Beirat in<br />

mehreren Institutionen (u.a. IUCN, Internationaler Rat zur Erhaltung<br />

des Wildes und der Jagd, Deutscher Jagdschutz-Verband,<br />

Luchsprojekt Nationalpark Bayerischer Wald, Wildnisgebiet Dürrenstein).<br />

Hackländer ist Programmbegleiter des BOKU-Masterstudiums<br />

„Wildtierökologie und Wildtiermanagement“ und Leiter<br />

der BOKU-Unilehrgänge „Media Naturae“ sowie „Jagdwirt“.<br />

Bild: BOKU alumni/Haroun Moalla

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