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Stille Botschaft: Der Mime<br />
Carlos Martínez verzaubert<br />
mit lautlosen Worten > Seite 6<br />
Weltuntergang: Gemäss einer<br />
Umfrage glauben viele Menschen,<br />
dass er kommen wird. Aber gibt es<br />
auch etwas, das ewig bleibt? > Seite 18<br />
Slums in Manila: Familie<br />
Schneider wirkte inmitten<br />
von bitterer Armut > Seite 9<br />
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
Aktuelle Umfrage:<br />
Menschen mögen Weihnachten<br />
Anzeige<br />
> Seite 4<br />
«Armut<br />
kann überwunden<br />
werden,<br />
helfen Sie uns dabei!»
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inhalt<br />
Herausgeberin dieser<br />
Zeitung ist die Schweizerische<br />
Evan ge lische Allianz<br />
SEA<br />
Die Evangelische Allianz ist<br />
eine Bewegung von Chris-<br />
t innen und Christen aus evangelischen<br />
Kirchen. Sie entstand<br />
1846 in England als erste<br />
interkirchliche Organisation<br />
von evangelischen Christen.<br />
Man besann sich auf das Wesentliche<br />
des christlichen Glau-<br />
bens und pflegte das Miteinander.<br />
Die Bewegung breitete<br />
sich auf der ganzen Welt<br />
aus. In 128 Ländern fördert sie<br />
heute die Zusammenarbeit<br />
von Kirchen, Gemeinden und<br />
Organisationen – auch in der<br />
Schweiz.<br />
IMPRESSUM<br />
Die Viertelstunde für den Glauben<br />
(früher 4telstunde für Jesus) ist eine Ver-<br />
teilzeitung, die in loser Folge erscheint.<br />
14. Ausgabe, November 2011<br />
AUFLAGE<br />
500’000<br />
ISSN 1663-7291<br />
HERAUSGEBER<br />
Schweizerische Evangelische<br />
Allianz (SEA)<br />
REDAKTION<br />
Tabea Muriset (tm)<br />
Thomas Hanimann (th)<br />
MITARBEIT<br />
Serge Carrel<br />
Gabrielle Desarzens<br />
Daniel Gerber<br />
Anette Götz<br />
Bruno Graber<br />
Elsbeth Oberli<br />
Alexa Scherrer<br />
Willy Seelaus<br />
Bruno Waldvogel<br />
GESTALTUNG/LAYOUT<br />
Denis Simon, Creation AG, Illnau<br />
DRUCK<br />
Ringier Print, Adligenswil<br />
BEZUGSADRESSE<br />
SEA-Sekretariat<br />
Josefstrasse 32, 8005 Zürich<br />
Tel. 043 344 72 00<br />
viertelstunde@each.ch<br />
www.viertelstunde.ch<br />
TITELBILDER<br />
fotolia.com/© K.F.L. (grosses Bild)<br />
Bernd Eidenmüller<br />
Tanja Demarmels<br />
© SEA, Zürich 2011<br />
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
zvg<br />
Warum<br />
diese<br />
Zeitung?<br />
Stille. Nur Stille.<br />
Kein Ton. Kein Geräusch.<br />
Stille. Absolute Stille. Seit<br />
sich bei mir vor einigen Jahren<br />
der Tinnitus bemerkbar<br />
gemacht hat, scheue ich die<br />
Ruhe. Mit dem Dauergeräusch<br />
umzugehen ist dann<br />
am schwersten, wenn sich<br />
Schweigen um mich ausbreitet.<br />
Nun, es gibt eine Zeit im<br />
Jahr – die Weihnachtszeit –<br />
in der viele Leute mit einem<br />
andern Dauergeräusch zu<br />
kämpfen haben: Der Erinnerung<br />
an einen Unfall,<br />
eine Trennung oder an den<br />
Verlust eines Geliebten. Einsamkeit.<br />
Es ist die Jahreszeit,<br />
in der die Stille der Nacht<br />
unerträglich wird und die<br />
das Fest der Hoffnung trostlos<br />
erscheinen lässt.<br />
Diese Zeitung berichtet von<br />
Menschen, die in Zeiten solcher<br />
«Stille» Gott begegnet<br />
sind. Sie begleitet uns in die<br />
Weihnachtszeit, in der Menschen<br />
Hoffnung finden, weil<br />
Jesus geboren wurde – und<br />
weil er an Ostern auferstanden<br />
ist.<br />
Wir wünschen uns, dass Gott<br />
Ihnen beim Lesen dieser<br />
Zeitung nahe kommt.<br />
Hansjörg Leutwyler,<br />
Zentralsekretär<br />
der Schweizerischen<br />
Evangelischen Allianz SEA
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
« Ich selber bin reformiert<br />
und glaube an Gott.<br />
Darum mag ich Weihnachten<br />
sehr gerne. Ich verbringe<br />
Heiligabend mit der<br />
ganzen Familie und den<br />
Verwandten. Weihnachten<br />
ist eine gute Zeit, um mit<br />
der Familie zusammen zu<br />
sein.»<br />
Zazou Mall,<br />
Sängerin (DSDS)<br />
Und was bedeutet<br />
Weihnachten für Sie?<br />
Diskutieren Sie mit auf<br />
www.viertelstunde.ch<br />
fotolia.com<br />
zazouonline.ch<br />
In der reichlich geschmückten Berner Altstadt wird<br />
der Rummel um die Weihnachtseinkäufe, wie<br />
üblich in den letzten Tagen vor Weihnachten, sehr<br />
intensiv sein. Kaum hat die «Zytglogge» 16 Uhr<br />
geschlagen an diesem 24. Dezember, wird sich die<br />
Stadt sehr schnell leeren. Sogar der Weihnachtsmarkt<br />
auf dem Münsterplatz muss seine Tore<br />
schliessen. Der Duft nach Lebkuchen, Zimt und<br />
Glühwein wird vom starken Wind verweht und erst<br />
in elf Monaten wieder vor das Berner Münster<br />
zurückkehren. Eine Stunde später wird es beinahe<br />
gespenstisch leer sein unter den Lauben.<br />
Melancholische Gefühle steigen in mir hoch. Schon wieder ist ein Jahr vergangen.<br />
Die Zeit, die für die Älteren immer zu schnell, für die Jüngeren<br />
immer zu langsam vergeht. Es ist Zeit für einen Rückblick. Zeit für Vorsätze.<br />
Aber auch Zeit für Hoffnungen. Für manche ist der Blick zurück nicht nur<br />
mit schönen, sondern auch mit schmerzlichen Erinnerungen verbunden:<br />
dem Verlust eines lieben Menschen, anderen Schicksalsschlägen oder Hoffnungen,<br />
die unerfüllt geblieben sind. Was mir über die Jahre stets geblieben<br />
ist, ist die Sehnsucht nach Tradition bei der Feier von Weihnachten. Die<br />
Freude am Feiern mit der Familie und mit Freunden und der Wunsch nach<br />
Frieden, Liebe und Geborgenheit. In solchen Augenblicken zählt die Qualität<br />
und nicht die Quantität des Erlebten.<br />
Dennoch ist es immer merkwürdig, wenn bis zum Ende des Jahres nur noch<br />
wenige dünne Kalenderblätter übrig bleiben. Der Kalender ist aber etwas<br />
Relatives. Wir sind in gewisser Hinsicht mit ihm verwachsen, aber die Zeit ist<br />
nicht in uns, wir sind in der Zeit. Wir haben alle häufig wenig oder keine Zeit<br />
und sind daher sehr froh, dass die Tage um Weihnachten mitunter stillzustehen<br />
scheinen. Wie jedes Jahr werde ich am 24. Dezember meine Patienten<br />
im Spital besuchen, einzelne verabschieden, die nach Hause dürfen und<br />
anderen, die Weihnachten in der Klinik verbringen müssen, Hoffnung und<br />
Zuversicht zusprechen. Ihnen zu spüren geben, dass wir immer für sie da sind,<br />
besonders in den schwierigsten Augenblicken, speziell auch an Weihnachten.<br />
Und wenn die Münsterglocken an Silvester das alte Jahr ausläuten, werde ich<br />
mir wie schon so oft vornehmen, das neue Jahr bewusster und ruhiger anzugehen.<br />
Noch hat die Zytglogge nicht 16 Uhr geschlagen. Noch riecht es in der<br />
Stadt nach Glühwein. Menschen drängen sich aus den Geschäften. Im Spital<br />
wünscht sich mancher Patient, Weihnachten wäre schon vorbei. Die Stille,<br />
die folgt, soll für uns alle Balsam sein um innerlich zu regenerieren und zu<br />
genesen. Wir brauchen die Stille, damit die vielen Worte, die wir täglich hören,<br />
in uns zum Schweigen gebracht werden. Erst dann können wir für die Geburt<br />
von Jesus empfänglich sein und die Bedeutung des Glaubens in unserem<br />
Leben verstehen.<br />
Prof. Dr. Thierry Carrel,<br />
Herzchirurg, Bern<br />
editorial<br />
Weihnachten: Zeit für<br />
Rückblick, Vorsätze, Hoffnung<br />
zvg<br />
3
4<br />
Umfrage<br />
Festfreude.<br />
Trotz Weihnachtsstress,Familienknatsch<br />
oder<br />
Winterkoller,<br />
Menschen mögen<br />
Weihnachten.<br />
Eine Umfrage<br />
zeigt, für neun<br />
von zehn in der<br />
Schweiz lebenden<br />
Menschen<br />
bedeutet Weihnachtenmindestens<br />
ein Familienfest.<br />
Eine repräsentative Umfrage<br />
vom Oktober zeigt:<br />
Mehr als jede dritte Person<br />
besucht einen Weihnachtsgottesdienst<br />
(36,4 %). Nahezu<br />
30 % denken mit einer besonderen<br />
Spende an ihre<br />
Mitmenschen. Nur eine Minderheit<br />
(8,6 %) der Befragten<br />
hält Weihnachten für unbedeutend,<br />
eine Haltung, die<br />
sich vor allem bei Mitgliedern<br />
anderer Religionen (Juden,<br />
Muslime, Hinduisten) zeigt.<br />
Weihnachten als religiöse<br />
Feier<br />
Dass auch Weihnachten<br />
2011 noch intensiv gefeiert<br />
wird, zeigen die Umfrage-<br />
resultate also eindeutig. Etwas<br />
komplizierter wird es,<br />
wenn man etwas darüber erfahren<br />
möchte, wie stark die<br />
Bevölkerung der Schweiz<br />
dem Weihnachtsfest religiöse<br />
Bedeutung zumisst: Die<br />
Meinungsumfrage versuchte<br />
als erstes, dem Christentum<br />
spezifische Handlungen (Be-<br />
such von Weihnachtsgottesdiensten,<br />
Lesen der Weihnachtsgeschichte<br />
in der Bibel)<br />
zu erfassen. Weiter wurden<br />
die Umfrageteilnehmer<br />
über ihre Einstellung zur biblischen<br />
Weihnachtsgeschichte<br />
befragt.<br />
Viele gehen in die Kirche<br />
Mehr als jeder Dritte der<br />
Befragten (36,4 %) besucht<br />
eine Weihnachtsmesse oder<br />
einen Weihnachtsgottesdienst.<br />
Das ist eine erstaunlich hohe<br />
Zahl, die darauf hindeutet,<br />
dass Weihnachten in den<br />
Köpfen von Schweizerinnen<br />
und Schweizern auch eine religiöse<br />
Bedeutung hat. Der<br />
Kirchenbesuch ist sogar noch<br />
etwas höher bei Frauen<br />
(39,7 %) und bei Personen<br />
über 50 Jahren (41,5 %).<br />
Weihnachtsgeschichte bei<br />
Frauen beliebt<br />
Eine von sieben (15,1 %)<br />
der befragten Personen gab<br />
an, normalerweise die Weihnachtsgeschichte<br />
in der Bibel<br />
zu lesen. Darunter sind deutlich<br />
mehr Frauen als Männer<br />
und deutlich mehr Personen<br />
mit höheren Schulabschlüssen<br />
(jeweils 19 %). Einen er-<br />
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
Repräsentative Meinungsumfrage: Unser Land<br />
Var Familie<br />
Das Entdecken der Weihnachtsgeschichte geschieht oft im Familienkreis.<br />
Mehr als ein Familienfest<br />
Aktivitäten am Weihnachtsabend<br />
0 20 40 60 80 100 %<br />
macht nichts Besonderes<br />
liest Weihnachtsgeschichte in der Bibel<br />
macht eine besondere Spende<br />
Besucht messe oder gottesdienst<br />
nimmt an einer familienfeier teil<br />
kennbaren Einfluss auf die<br />
Antworten in dieser Frage<br />
haben die Lebensumstände<br />
der Interviewten: Von Hausfrauen<br />
(27 %) und Menschen<br />
ohne Beruf (19,1 %) wird die<br />
Weihnachtsgeschichte häufiger<br />
gelesen, ebenfalls von Familien<br />
mit Kindern (18,1 %).<br />
(th)<br />
Jesus hat gelebt<br />
Wie denken die menschen über Jesus, den eigentlichen<br />
grund des Weihnachtsfests? Beinahe 80 Prozent<br />
der Befragten glauben, dass Jesus wirklich gelebt hat.<br />
lediglich 13 Prozent verneinen dies. nicht so sicher<br />
sind sich dagegen Schweizerinnen und Schweizer,<br />
wie sich das bei der geburt von Jesus damals alles<br />
abgespielt hat. dass sich die Weihnachtsgeschichte<br />
genau so zugetragen hat, wie es in der Bibel beschrieben<br />
wird, bejahen lediglich 22 Prozent der Befragten.<br />
in diesem Zusammenhang spricht der Soziologe<br />
Christophe monnot von einem eher distanzierten Verhältnis<br />
zur Kirche. auch hier gibt es allerdings Unterschiede.<br />
So glauben menschen ohne Beruf, nicht<br />
erwerbstätige sowie Personen ohne höhere Schulbildung<br />
oder mit geringerem einkommen deutlich<br />
stärker an die biblische Weihnachtsgeschichte. ihnen<br />
fällt es offensichtlich leichter, auch an die Wunder zu<br />
glauben, die im Zusammenhang mit der geburt von<br />
Jesus in der Bibel berichtet werden.<br />
Keystone
www.viertelstunde.ch Dez. 2011 Umfrage<br />
feiert Weihnachten<br />
Weihnachten<br />
gehört an die Schule<br />
Pädagogik. Die Weihnachtsgeschichte gehört in den<br />
Schulunterricht. Dieser Ansicht ist eine grosse Mehrheit<br />
von 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Schulverantwortliche<br />
sehen sich bestätigt.<br />
Die Weihnachtsgeschichte<br />
soll nicht aus der Schule verbannt<br />
werden, fi nden vier von<br />
fünf Personen, denen diese<br />
Frage gestellt wurde. 30 Prozent<br />
sind sogar der Ansicht,<br />
dass das Vermitteln der Weihnachtsgeschichte<br />
unbedingt<br />
an die Schule gehört, weitere<br />
48 Prozent sagen dazu «eher<br />
ja». Dagegen stehen jene 19<br />
Prozent, welche die Weihnachtsgeschichte<br />
«eher nicht»<br />
(13 %) oder «auf keinen Fall»<br />
(6 %) an der Schule haben<br />
möchten. Selbst unter den<br />
Angehörigen anderer Religionen<br />
stellt sich eine deutliche<br />
Mehrheit der Weihnachtsgeschichte<br />
im Schulunterricht<br />
positiv gegenüber.<br />
Religion als Kulturwert<br />
«Die Bevölkerung will,<br />
dass kulturelles Wissen und<br />
Werte weitergegeben werden»,<br />
sagt der Westschweizer Lehrer<br />
Luc Zbinden. Eine Schule,<br />
welche die Religion vor der<br />
Türe stehen lässt, lehnt er<br />
deswegen ab. Man dürfe<br />
nicht vergessen: Das Christentum<br />
habe die Geschichte<br />
des europäischen Kontinents<br />
geformt. «Und ich glaube,<br />
dass die Schule diese Tatsache<br />
auch unterrichten muss», so<br />
Zbinden. Das bestätigt auch<br />
der Direktor des Instituts Unterstrass<br />
an der Pädagogischen<br />
Hochschule in Zürich,<br />
Jürg Schoch: «Es gibt keine<br />
Kultur ohne Religion.»<br />
Soll die Weihnachtsgeschichte in der Schule<br />
erzählt werden?<br />
13%<br />
6% 2%<br />
49%<br />
30%<br />
Weihnachtsfeiern bleiben<br />
Verantwortliche Bildungspolitiker<br />
nehmen heute diese<br />
Signale zugunsten von religiösen<br />
Inhalten an der<br />
Schule positiv auf (siehe Interview<br />
nebenan). «Es gehört<br />
zur Tradition eines<br />
christlich geprägten Landes,<br />
in der Vorweihnachtszeit an<br />
den Schulen die Bedeutung<br />
der Weihnachtsgeschichte zu<br />
thematisieren», versichert die<br />
Zürcher Erziehungsdirektorin<br />
Regine Aeppli. Aus dem<br />
Berner Volksschulamt tönt's<br />
so: Das Kennenlernen von<br />
biblischen Geschichten und<br />
Lebenssituationen aus biblischer<br />
Zeit sei als Teilziel im<br />
Lehrplan aufgeführt. Man<br />
gehe davon aus, dass biblische<br />
Themen auch im Lehrplan<br />
21 erhalten bleiben.<br />
Kinder sollen feiern<br />
Pfarrer Martin Schmidt,<br />
Geschäftsführer der katechetischen<br />
Kommission der<br />
Kirchenkonferenz geht noch<br />
einen Schritt weiter. Kirchen<br />
Zur Umfrage: Die repräsentative Umfrage wurde vom Forschungsinstitut<br />
Link bei 1003 Personen Ende Oktober durchgeführt.<br />
Fehlerquote 3,2 Prozent.<br />
seien in den letzten Jahren<br />
ermutigt worden, im Blick<br />
auf Weihnachten auch die<br />
christlich-kulturellen Gedanken<br />
offensiver einzubringen,<br />
sagt Schmidt. Und er sieht in<br />
der Umfrage eine Bestätigung,<br />
auch in der Schule zu<br />
diesem christlichen Brauch<br />
zu stehen. Auch in der Schulstube<br />
gilt also: Kinder sollen<br />
noch Weihnachten feiern.<br />
(th)<br />
Cartoon<br />
Ja, unbedingt<br />
eher ja<br />
eher nein<br />
nein, ganz und gar nicht<br />
Weiss nicht<br />
Ein Fest<br />
für alle Kinder<br />
Frau Chassot, die Religionserziehung<br />
variiert von<br />
Kanton zu Kanton. Wie<br />
garantiert die Erziehungsdirektorenkonferenz<br />
(EDK) ein Minimum an<br />
religiöser Bildung?<br />
Isabelle Chassot: Tatsächlich<br />
hängt die religiöse<br />
Bildung stark von der Beziehung<br />
zwischen Kirche<br />
und Staat in den jeweiligen<br />
Kantonen ab. Im Kanton<br />
Fribourg hat zum Beispiel<br />
die Kirche Anrecht auf<br />
eine Stunde Konfessionsunterricht<br />
im Stundenplan.<br />
Ziel ist es, jedem<br />
Schüler religiöse Grundkenntnisse<br />
zu vermitteln,<br />
die es ihm ermöglichen,<br />
die christlichen Wurzeln<br />
unserer Gesellschaft zu<br />
verstehen. Dabei soll der<br />
Schüler aber auch andere<br />
Religionen kennenlernen.<br />
Wie lassen sich religiöse<br />
Neutralität der Schule und<br />
die Vermittlung des<br />
christlichen Erbes miteinander<br />
verbinden?<br />
Die Frage der religiösen<br />
Neutralität ist kein<br />
Thema in der EDK. Das<br />
Verhältnis zwischen Kirche<br />
und Staat ist nämlich<br />
in jedem Kanton anders.<br />
zvg<br />
Was Weihnachten betrifft,<br />
verbinden sich hier kulturelle<br />
und religiöse Aspekte.<br />
Einige Kinder in einer<br />
Klasse feiern an Weihnachten<br />
die Geburt von Jesus,<br />
für andere ist es nur ein Familienfest<br />
um einen Tannenbaum.<br />
Die Schule wahrt<br />
die Neutralität, indem sie<br />
nicht die religiösen Gefühle<br />
der Kinder mit einem<br />
anderen Glauben verletzt.<br />
Aber sie muss auch allen<br />
Schülern vermitteln, dass<br />
Weihnachten in der Schweiz<br />
ein wichtiges Fest ist.<br />
Darum soll Weihnachten<br />
an den Schulen gefeiert<br />
werden.<br />
Interview: Christian Willi<br />
5<br />
Isabelle Chassot<br />
ist Fribourger Staatsrätin<br />
und Präsidentin<br />
der SchweizerischenErziehungsdirektorenkonferenz<br />
(EDK).
6<br />
KUltUr<br />
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
Schweigen ist<br />
Pantomime. Mit knappen Andeutungen lässt der Mime Carlos Martínez<br />
Geschichten in den Köpfen der Zuschauer entstehen. Mit seinem neuen<br />
Programm «Fata Morgana» feiert er nächstes Jahr sein 30-jähriges Bühnenjubiläum<br />
und glaubt, dass Gott zu jeder seiner Vorstellungen kommt.<br />
Er wollte alle Sprachen<br />
dieser Welt sprechen – jetzt<br />
benutzt er kein einziges<br />
Wort. Ironie des Schicksals?<br />
«Nein», ist sich der spanische<br />
Pantomime Carlos Martínez<br />
sicher: «Ich glaube, dass jedes<br />
Leben ein Symbol für die<br />
anderen ist. Die Lebensgeschichten<br />
von verschiedenen<br />
Menschen helfen uns dabei,<br />
Gottes Sinn für Humor zu<br />
verstehen.» Doch sagt nicht<br />
genau dieser Gott in seinem<br />
Buch, der Bibel, dass am Anfang<br />
das Wort und nicht die<br />
Stille war? «Nur weil Worte<br />
unausgesprochen bleiben,<br />
hören sie nicht auf, welche zu<br />
sein», erklärt Martínez. «Die<br />
Bibel sagt, dass das Wort<br />
Fleisch wurde und meine Arbeit<br />
besteht darin, Worte zu<br />
Bildern werden zu lassen, zu<br />
Gesten, zu Fleisch.» Der Pantomime<br />
ist sich sicher, dass<br />
Gott zu jeder seiner Aufführungen<br />
kommt und dass er<br />
am besten für Ihn arbeiten<br />
kann, wenn er für sein Publikum<br />
arbeitet. Dem will er<br />
vor allem eines aufzeigen:<br />
Dass es immer verschiedene<br />
Arten gibt, Menschen und<br />
«Weihnachten ist<br />
mein geistiger<br />
Geburtstag<br />
– es war am 25.<br />
Dezember, als<br />
ich anfing, das<br />
Ausmass von<br />
Gottes Vergebung<br />
zu verstehen.<br />
Ich weinte wie<br />
ein Kind.»<br />
die dazugehörigen Leben zu<br />
betrachten. «Natürlich sind<br />
mir dabei auch Grenzen gesetzt<br />
– Farben beispielsweise.<br />
Aber meine unsichtbaren<br />
Zeichnungen sind nicht nur<br />
schwarz-weiss, denn die Fantasie<br />
der Zuschauer füllt sie<br />
mit Farbe auf.»<br />
Die Welt bereist<br />
Carlos Martínez wurde<br />
1955 als Ältester von vier Geschwistern<br />
in Asturien, Spanien,<br />
geboren. Die Liebe zum<br />
Theater entdeckte er schon<br />
als Jugendlicher in einer<br />
Bernd Eidenmüller<br />
Seine Kunst besteht<br />
darin, ohne Worte und<br />
ohne Farben in den<br />
Zuschauern Bilder und<br />
Geschichten entstehen<br />
zu lassen.<br />
Laientheatergruppe. Trotzdem<br />
schlug er zuerst eine gewöhnliche<br />
Berufslaufbahn<br />
als Mechaniker ein und entschied<br />
sich erst 1982, in Zukunft<br />
ganz für die Kunst zu<br />
leben. Da er als Mime auf<br />
keine Übersetzung angewiesen<br />
ist, bespielt er Bühnen in<br />
den meisten europäischen<br />
Ländern, in den USA, in<br />
Südafrika, in Mittelamerika<br />
und auf den Philippinen.<br />
Nachdem ihm im Oktober<br />
2002 in Stuttgart der Preis<br />
der ökumenischen Stiftung<br />
Bibel und Kultur verliehen<br />
wurde, entstand das Programm<br />
«My Bible». Ein Jahr<br />
später, dem internationalen<br />
Jahr der Bibel, tourte er damit<br />
durch Deutschland und<br />
die Schweiz. Sein unverkrampfter<br />
und unvoreingenommener<br />
Zugang zu den<br />
biblischen Geschichten sorgte<br />
nicht nur in kirchlichen<br />
Kreisen für Begeisterung.<br />
«Ich habe gelernt, wie wichtig<br />
es ist, mich selbst, aber<br />
auch andere zu akzeptieren»,<br />
erklärt Carlos Martínez und<br />
spricht damit auch den Umstand<br />
an, dass er als Protestant<br />
zu einer katholischen<br />
Familie gehört.<br />
Jesus als Weihnachtsgeschenk<br />
Obwohl Carlos Martínez<br />
im September zur Welt gekommen<br />
ist, hat er auch im<br />
Dezember Grund, Geburtstag<br />
zu feiern. «Weihnachten<br />
ist mein geistiger Geburtstag»,<br />
erzählt der Mime, «1971<br />
hat mir zum ersten Mal jemand<br />
gesagt, dass mich Jesus<br />
trotz meiner Sünden liebt –<br />
es war am 25. Dezember, als<br />
ich anfing, das Ausmass von<br />
Gottes Vergebung zu verste-
www.viertelstunde.ch Dez. 2011 KUltUr<br />
Gold<br />
hen. Ich weinte wie ein Kind.»<br />
Obwohl Martínez vom göttlichen<br />
Weihnachtereignis überzeugt<br />
ist, glaubt er, dass auch<br />
ohne tiefen Glauben gefeiert<br />
werden kann: «Jemand kann<br />
Weihnachten feiern, ohne an<br />
Gott zu glauben, genau so,<br />
wie jemand ein schönes<br />
Stück Kunst geniessen kann,<br />
ohne den Künstler zu kennen.»<br />
Und die Metapher geht<br />
noch weiter: «Als Bühnenkünstler<br />
sehe ich Gott als<br />
höchsten Drehbuchautor und<br />
den Heiligen Geist als Regisseur.<br />
Jesus ist der Schauspieler,<br />
der auf die Bühne geht<br />
und vom Publikum gesehen<br />
wird.» Jeder Schauspieler<br />
und jeder Regisseur freut sich<br />
über volle Reihen während<br />
seiner Vorstellungen – wie<br />
sieht es also mit Gott aus?<br />
Der Mensch in der<br />
Wüste sucht nach trinkbarem<br />
Wasser.<br />
(aus «Fata Morgana»)<br />
Carlos Martínez: Auf ein Wort<br />
Freut Er sich darüber, dass die<br />
Kirchen am 24. und 25. Dezember<br />
so voll sind – auch<br />
wenn Er viele der Besucher<br />
nur einmal im Jahr hier sieht?<br />
«Ja», denkt Carlos Martínez,<br />
«ob mir sechs, sechzig oder<br />
sechshundert Personen zusehen<br />
– was mich berührt, ist,<br />
dass diese Menschen sich in<br />
Bernd Eidenmüller<br />
Bernd Eidenmüller<br />
• Lieblingskünstler: Clown Charlie Rivel<br />
• Lebensmotto: Auch die Stille spricht<br />
• Erster Gedanke bei einem Auftritt: Danke<br />
• Familie: Meine Frau ist gefesselt von meiner<br />
Stille auf der Bühne, aber zu Hause will sie,<br />
dass ich spreche.<br />
• Politik: Politiker sind Wortkünstler –<br />
Sie müssen sich an die Stille erinnern.<br />
• Spiritualität: Ich liebe es, Gottes Stille zuzuhören.<br />
diesem Moment für mich<br />
entschieden haben. Ich zähle<br />
nicht die leeren Sitze im Zuschauerraum,<br />
sondern die<br />
leeren Sofas, welche die Leute<br />
verlassen haben, um mich<br />
heute Abend zu sehen. Ich<br />
denke, dass Gott etwas Ähnliches<br />
fühlt.» Und wie still ist<br />
die Stille Nacht im Hause<br />
Martínez tatsächlich? «Nicht<br />
sehr», sagt der Mime, «es ist<br />
eigentlich komisch, dass diese<br />
Stille Nacht immer vom Lärm<br />
der Festlichkeiten begleitet<br />
wird. Mir fehlt die Stille.»<br />
Mine der Stille<br />
In Spanien ist es Tradition,<br />
an Weihnachten ins Theater<br />
zu gehen, was den<br />
Künstlern während der Adventszeit<br />
viel Arbeit beschert.<br />
Und heuer bringt die Zeit, in<br />
der sich das alte Jahr verabschiedet<br />
und sich das neue<br />
ankündigt, etwas Besonderes<br />
mit für Carlos Martínez:<br />
2012 feiert er sein 30-jähriges<br />
Bühnenjubiläum. Am 14. Januar<br />
startet er in der Kulturhalle<br />
Glärnisch in Wädenswil<br />
mit einer Programmpremiere<br />
von «Fata Morgana»<br />
hier in der Schweiz. Und<br />
auch für die nächsten Jahre<br />
scheint noch Potential und<br />
Kreativität vorhanden zu sein:<br />
«Ich habe eine lange Liste mit<br />
vielen Ideen. Das Schwie-<br />
rigste ist nicht, eine Idee zu<br />
fi nden, sondern zu entscheiden,<br />
welche Ideen mich auf<br />
die Bühne begleiten werden»,<br />
erklärt der Spanier.<br />
Man darf also gespannt sein,<br />
was noch ans Tageslicht befördert<br />
wird: «Wenn Schweigen<br />
wirklich Gold ist, dann<br />
arbeite ich seit 30 Jahren in<br />
der Mine der Stille.»<br />
Alexa Scherrer<br />
Carlos Martínez in der<br />
Schweiz:<br />
11. Dezember, Bern<br />
«Human rights»<br />
im Rahmen von Amnesty<br />
International<br />
14. Januar 2012, Wädenswil<br />
Première des Jubiläumsprogramms<br />
«Fata Morgana»<br />
22. Januar, Mönchaltdorf<br />
«Hand made»<br />
7./8. Februar, Bern<br />
«Fata Morgana»<br />
Weitere Vorstellungen<br />
in der Schweiz im März und<br />
im Herbst 2012<br />
neue Bücher, dVds und<br />
mehr von Carlos martínez<br />
unter:<br />
www.carlosmartinez.es<br />
Sony Music Switzerland<br />
7<br />
« Weihnachten ist<br />
für mich das Fest für<br />
Besinnung, Geborgenheit,<br />
Familie,<br />
Freunde, Ruhe und<br />
hat mit dem Konsumverhalten<br />
nichts zu<br />
tun. Je bescheidener,<br />
desto lieber mag<br />
ich es. »<br />
Maya Wirz, «Grösstes<br />
Schweizer Talent 2011»<br />
Die Bibel auf<br />
wenigen Seiten<br />
Die Bibel ist ein dickes<br />
Buch. Kürzlich hat jemand<br />
errechnet, dass alle Buchstaben<br />
der Bibel zusammen als<br />
Suppenbuchstaben 74 Kilogramm<br />
schwer wären. Die<br />
Länge eines so umfangreichen<br />
Buches kann ja schon<br />
vom Lesen abhalten. Zudem<br />
ist ja auch die Sprache<br />
nicht mehr die modernste.<br />
Aber man kann sich schon<br />
auf wenigen Seiten einen<br />
ersten Überblick über den<br />
Inhalt der Bibel verschaffen<br />
und ein paar wichtige Abschnitte<br />
daraus lesen. Zum<br />
Beispiel mit dem neuen<br />
Büchlein «Bibel – die Kurzfassung»,<br />
das 2011 im Pattloch-Verlag<br />
erschienen ist.<br />
(CHF 15.90)
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In den Abfallbergen<br />
von Manila<br />
Mief. Sie wollten dort leben, wo die Ärmsten sind. Darum zog die Familie<br />
Schneider aus Basel mit ihrer 1-jährigen Tochter in die Slums von Manila.<br />
«Es riecht nach Schweiss,<br />
Kot, gebratenem Fisch und<br />
Abfall», erzählt Christian<br />
Schneider (54). 13 Jahre lang<br />
wohnte er in den Slums von<br />
Manila, wo heute noch täglich<br />
Millionen ums Über-<br />
leben kämpfen. Auf den Müllbergen<br />
von Payatas leben die<br />
Familien direkt vom Abfall,<br />
täglich karren Lastwagen<br />
1000 Tonnen Müll heran.<br />
Eine junge Familie bricht<br />
in die Slums auf<br />
«Wir wussten, bei den<br />
Ärmsten ist unser Platz», erzählt<br />
Christine Schneider<br />
(48). Die Familie gibt ihr Zuhause<br />
in der Schweiz auf, um<br />
mit ihrer 1-jährigen Tochter<br />
im Slum zu leben. Ist das<br />
nicht etwas verrückt – erst<br />
recht mit einem Säugling?<br />
«Wenn Millionen unter diesen<br />
Bedingungen leben, dann<br />
muss das auch für uns gehen»,<br />
sagt sich die junge Mutter<br />
aus Basel. Ihr neues Zuhause<br />
ist ein Raum von zwölf<br />
Quadratmetern. Durch die<br />
dünnen Wellblechwände<br />
dringt Tag und Nacht der anfänglich<br />
fast unerträgliche<br />
Lärm.<br />
Nahe bei den Ärmsten<br />
«Wenn Gott auf die Welt<br />
kam, um den Menschen nahe<br />
zu sein», dachten sich der<br />
Pflegefachmann und die Primarlehrerin<br />
aus der Schweiz,<br />
«so müssen wir als Christen<br />
dort leben und helfen, wo die<br />
Ärmsten sind.» Zunächst gründen<br />
sie mit sieben Kindern<br />
und Jugendlichen, die vorher<br />
auf der Strasse und auf Müllhalden<br />
gelebt hatten, eine Art<br />
therapeutische Hausgemeinschaft.<br />
Später werden daraus<br />
Wohngemeinschaften für<br />
ehemalige Drogenabhängige,<br />
Prostituierte und Strassenkinder.<br />
In der notdürftig eingerichteten<br />
«Slumklinik» gibt<br />
es erste Hilfe. Heute profitieren<br />
gegen 1000 Jugendliche<br />
von Sportanlässen und einem<br />
einwöchigen Camp, wo sie<br />
wenigstens einmal im Jahr<br />
dem Slum entfliehen können.<br />
Wut über Hilflosigkeit<br />
Es sind gespenstische Szenen,<br />
wenn Hunderte von<br />
Menschen unter brütender<br />
Sonne mit Stahlhaken und<br />
blossen Händen stumm den<br />
Müll durchwühlen. Häufig<br />
sind es schon 5- und 6-jährige<br />
Kinder, die barfuss im Abfall<br />
nach Verwertbarem suchen.<br />
Viele Eltern sind alkoholabhängig<br />
oder nehmen Drogen,<br />
um das tägliche Elend zu vergessen.<br />
Als Christian Schneider<br />
diesen Sommer wieder für<br />
zwei Wochen im Slum ist, begegnet<br />
er einem Mann, dem<br />
er schon Medikamente gegen<br />
Tuberkulose gegeben hatte, als<br />
dieser noch ein Kind war.<br />
Diesmal trifft er den 32-jährigen<br />
ausgemergelt an, die Tuberkulose<br />
hat die Lunge zerfressen.<br />
Die Kraft und das<br />
Geld fehlen, um zum Arzt zu<br />
gehen: «Diese Hilflosigkeit<br />
macht zornig», sagt Christian<br />
Schneider. «So viele Menschen<br />
sterben, die an einer<br />
heilbaren Krankheit leiden,<br />
aber zu wenig Geld haben<br />
für Medikamente.» Christian<br />
Schneider vermittelt einen<br />
Arzt – wer weiss, vielleicht<br />
wird er ihn beim nächsten Besuch<br />
wieder treffen.<br />
Erschütternde Bilder<br />
bleiben<br />
Als Familie Schneider vor<br />
acht Jahren in die Schweiz zurückkehrt,<br />
übernehmen Einheimische<br />
die Leitung vor Ort.<br />
Tanja Demarmels<br />
Das Hilfsprojekt ist inzwischen<br />
doppelt so gross. Wie<br />
ist das, tagtäglich im Slum zu<br />
leben, konfrontiert mit all<br />
dem Elend? Wie hat sich da<br />
ihr Gottesbild verändert?<br />
«Mein Glaube an Gott wurde<br />
nicht erschüttert, aber mein<br />
Glaube an uns Menschen»,<br />
erklärt Christine Schneider,<br />
«auch Gott leidet unendlich<br />
an der Not der Armen.»<br />
(sg)<br />
Buchhinweis: «himmelund<br />
Strassenstaub – Unser<br />
leben als familie in den<br />
Slums von manila»<br />
www.onesimo.ch<br />
Tanja Demarmels<br />
9<br />
Weihnachten im Slum<br />
Eine besondere Zeit im<br />
Slum ist Weihnachten –<br />
das Fest der Freude. Doch<br />
diesmal war es anders: In<br />
den Nächten zuvor waren<br />
in der näheren Umgebung<br />
drei junge Männer ermordet<br />
worden, darunter auch<br />
Do-Dong, ein einheimischer<br />
Freund, zu Tode gesteinigt<br />
von Drogensüchtigen.<br />
Christian Schneider<br />
ist zum Weihnachtsgottesdienst<br />
in die kleine Kirche<br />
mitten im Slum gekommen,<br />
ihm ist «kein bisschen<br />
nach feiern zumute».<br />
Vor ihm sitzt eine Familie,<br />
die alles Lebensnotwendige<br />
verloren hat, weil ihre<br />
Slumhütte abgebrannt ist.<br />
Und dann passiert es: Die<br />
Menschen in der Kirche,<br />
die selber kaum genug<br />
zum Überleben haben,<br />
sammeln Geld für diese<br />
Familie. Es sind solche<br />
kleinen Zeichen, die Weihnachten<br />
mitten im Slum<br />
zu einem Fest der Hoffnung<br />
machen.<br />
Die Erinnerungen<br />
bleiben. Nach 13 Jahren<br />
in Manila leben<br />
Schneiders seit 8 Jahren<br />
wieder in der Schweiz.
Adonia Verlag<br />
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zusammengefasst. Der einfache und verständliche<br />
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Geschichtsprofessor:<br />
«Die Weihnachtsbotschaft<br />
ist revolutionär»<br />
Historiker. Jean<br />
Delumeau (88)<br />
ist Honorarprofessor<br />
am prestigeträchtigen«Collège<br />
de France».<br />
Für den Autor von<br />
etwa 30 Werken<br />
zur Geschichte<br />
und Theologie<br />
des Christentums<br />
ist die Geburt<br />
von Jesus Christus<br />
ein revolutionäres<br />
Ereignis.<br />
Was hat die Geburt von Jesus<br />
Christus Revolutionäres<br />
gebracht?<br />
Das Revolutionäre an der<br />
christlichen Botschaft ist,<br />
dass sie lehrt, dass sich Gott<br />
zum Menschen gemacht hat.<br />
Dass er zum Freund und Begleiter<br />
der Menschen geworden<br />
ist. Jesus ist geboren worden,<br />
er ist gestorben, aber er<br />
ist auch auferstanden. Und<br />
durch seine Auferstehung<br />
zieht er uns in seine Ewigkeit.<br />
Unter allen religiösen Botschaften<br />
sagt nur die christliche<br />
Botschaft dies so klar und<br />
setzt damit ein grosses Hoffnungszeichen.<br />
Für mich ist<br />
darum die Botschaft von Jesus<br />
revolutionär. Sie war es in<br />
der frühen Zeit des Christentums,<br />
sie ist heute revolutionär<br />
und wird es in Zukunft<br />
bleiben.<br />
Warum gelingt es uns eigentlich<br />
nicht, diese Botschaft<br />
von Weihnachten ganz zu<br />
fassen?<br />
Man feiert Weihnachten<br />
oft zu oberflächlich. Man vergisst<br />
dabei, worum es geht,<br />
nämlich um die Hoffnung<br />
auf ein wirklich endgültiges,<br />
ewiges Leben. Wir kommen<br />
zvg<br />
Für ihn ist die Geburt von Jesus ein grosses<br />
Hoffnungszeichen für die Welt: Historiker Jean<br />
Delumeau.<br />
nicht mehr dazu, über das<br />
Wichtigste nachzudenken,<br />
seitdem wir mit der industriellen<br />
Revolution begonnen<br />
haben, die Natur zu bezwingen.<br />
Wir werden geblendet<br />
von Tausenden von Möglichkeiten,<br />
die Dinge selber kontrollieren<br />
zu können. Heute<br />
zieht uns die Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie<br />
in Bann. Weltweit befinden<br />
sich die Menschen in<br />
Gott und das Weltall<br />
Astrophysiker finden Gott<br />
nicht mit dem Fernrohr, auch<br />
nicht in den Daten des modernsten<br />
Weltraumteleskops.<br />
Selbst in den Theorien des<br />
Urknalls oder der Entstehung<br />
von Sternen kommt Gott mit<br />
einer radikal neuen Situation.<br />
Leider hindert uns diese rasante<br />
Entwicklung meist daran,<br />
über unsere wirkliche Bestimmung<br />
und Zukunft nachzudenken.<br />
Man kann die<br />
Technik perfektionieren, die<br />
Medizin revolutionieren, die<br />
Kenntnisse über das unvorstellbar<br />
weite All oder die<br />
kleinsten Teile erweitern.<br />
Dennoch stösst man immer<br />
wieder an eine unverrück-<br />
keinem Wort vor. Und doch<br />
staune ich, dass im Universum<br />
dank dunkler Materie,<br />
Gravitation, Quantenmechanik<br />
und vielem mehr, ein<br />
Mensch wie ich entstehen<br />
konnte. Tatsache ist, dass ich<br />
im Leben vieles erfahre, das<br />
nicht zum Erfahrungsbereich<br />
der Naturwissenschaften gehört,<br />
wie Liebe, Schönheit,<br />
Trauer, Angst, aber auch Staunen<br />
und das Aha-Gefühl: Das<br />
hat mir jemand, nennen wir<br />
ihn Gott, geschenkt.<br />
Arnold Benz: Kennt<br />
die Geheimnisse von<br />
Satelliten und glaubt<br />
an Gott.<br />
zvg<br />
bare Grenze: Alle müssen<br />
einmal sterben. Wenn man<br />
sich die Mühe nimmt, über<br />
die Frist, die uns gesetzt ist,<br />
nachzudenken, bekommt die<br />
religiöse Botschaft wieder die<br />
ganze Bedeutung und die<br />
volle Kraft.<br />
In Ihrem letzten Buch «Auf<br />
der Suche nach dem Paradies»<br />
schreiben Sie, dass<br />
sich Christen das Paradies<br />
heute anders vorstellen als<br />
früher. Verhält es sich ähnlich<br />
mit der Geburt von Jesus?<br />
Hat sich einfach die Wahrnehmung<br />
dieses Ereignisses<br />
verändert?<br />
Viel weniger als bei den<br />
Paradies-Vorstellungen! Der<br />
Ausdruck Emmanuel (Gott<br />
mit uns) bezieht sich übrigens<br />
ganz besonders auf das<br />
Weihnachtsfest. Christen glauben,<br />
dass Gott wirklich zu<br />
uns gekommen ist. An dieser<br />
Überzeugung hat sich über<br />
die Jahrhunderte nichts verändert.<br />
Interview: Gabrielle Desarzens<br />
Sind solche Wahrnehmungen<br />
auf physikalische Gleichungen<br />
reduzierbar? Oder<br />
sind sie nur Illusionen? Nein!<br />
Wenn ich das Leben ernst<br />
nehmen will, muss ich auch<br />
diese Aspekte ernst nehmen.<br />
Religion und Wissenschaft<br />
starten von verschiedenen<br />
Ausgangspunkten, aber es<br />
gibt vielleicht einen gemeinsamen<br />
Grund der Wirklichkeit.<br />
Ich kann damit leben, dass ich<br />
ihn nie verstehen werde.<br />
Arnold Benz<br />
Der ETH Astrophysiker<br />
hat von der Uni Zürich den<br />
Ehrendoktor für interdisziplinäres<br />
Schaffen erhalten.<br />
Samules Photography<br />
11<br />
« Der Glaube an<br />
die Familie, an das<br />
Zusammensein und<br />
an die positive Zukunft<br />
stehen für mich<br />
an Weihnachten im<br />
Zentrum. »<br />
Stefanie Dettling,<br />
Miss Handicap 2011
zvg<br />
12<br />
thema<br />
Als Jesus zur Welt kam, leuchtete plötzlich das Licht Gottes über den Hirten, die in der Umgebung<br />
Schafe hüteten. Bild: Gewitterstimmung über Jerusalem.<br />
Bibel. Jesus wurde in ärmlichen Verhältnissen in Bethlehem<br />
geboren. Von dieser einmaligen Geburtsnacht<br />
berichtet die Bibel mit erstaunlichen Details. Später, als<br />
junger Mann, scharte Jesus ein paar Leute um sich und<br />
verbreitete eine Botschaft, die die Welt auf den Kopf stellte.<br />
Er sprach von Liebe und lebte sie selbst, bedingungslos.<br />
Den Mächtigen wurde er zu gefährlich. Sie liessen ihn<br />
beseitigen. – Doch dann öffnete sich das Grab und der<br />
Sohn Gottes kam zurück.<br />
Seltsames ereignet sich<br />
laut biblischen Berichten bei<br />
seiner Geburt: Engel erscheinen.<br />
Über den Hirten in der<br />
Nähe der Notunterkunft, wo<br />
der Junge unterwegs geboren<br />
wird, reisst sich der Himmel<br />
auf. Sie vernehmen von den<br />
Engeln, der «Retter sei geboren».<br />
Etwa zur gleichen Zeit<br />
fällt mesopotamischen Astro-<br />
nomen ein Stern am Himmel<br />
auf. Dieser ungewöhnliche<br />
Stern drängt sie zur Reise<br />
nach Bethlehem. Bei der Weihung<br />
des kleinen Jesus im<br />
Tempel in Jerusalem geraten<br />
Menschen in prophetische<br />
Verzückung und erkennen in<br />
diesem Kind den lang ersehnten<br />
Messias, der die Menschen<br />
befreien werde.<br />
Die Stimme aus dem<br />
Himmel<br />
In den kommenden Jahren<br />
wird es zunächst ruhig<br />
um den Sohn des Zimmermanns.<br />
Er wächst bei seinen<br />
Eltern, Maria und Josef, im<br />
nordisraelischen Nazareth auf.<br />
Einmal, während einer Reise,<br />
taucht der 12-Jährige in Jerusalem<br />
kurzfristig unter. Die<br />
shutterstock<br />
Eltern suchen drei Tage lang<br />
verzweifelt ihren Sohn.<br />
Schliesslich finden sie ihn in<br />
der Tempelanlage. Dort stellt<br />
er den Theologen viel überlegtere<br />
Fragen, als diese sie<br />
von einem Jungen seines Alters<br />
erwarten. Von seinen Eltern<br />
zur Rede gestellt, lässt er<br />
etwas von seiner wirklichen<br />
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
Für dieses Kind<br />
leuchtete der Himmel auf<br />
Herkunft durchblicken. Er sei<br />
hier im Haus «seines Vaters»,<br />
rechtfertigt er sich.<br />
Ein Baby in einem<br />
Futtertrog und singende<br />
Engel am Himmel:<br />
Wird so ein König<br />
geboren?<br />
iStockphoto
www.viertelstunde.ch Dez. 2011 thema<br />
Jesus wurde jüdisch erzogen. Mit seinen Kenntnissen<br />
überraschte er als 12-Jähriger die theologen.<br />
Bild: Jüdischer Junge bei der Bar Mitzwa<br />
(eine Art Konfi rmation).<br />
Noch bevor Jesus ins<br />
Licht der Öffentlichkeit tritt,<br />
lässt er sich taufen. Zeugen<br />
sehen danach, wie sich der<br />
«Geist Gottes in Gestalt einer<br />
Taube» auf ihn niederlässt.<br />
Und sie hören eine Stimme<br />
vom Himmel: «Du bist mein<br />
geliebter Sohn, der meine<br />
ganze Freude ist.»<br />
Der Wundertäter schürt<br />
Hoffnungen<br />
Bald darauf erregt er Aufsehen<br />
mit einem seltsamen<br />
Wunder, in dem er bei einer<br />
Hochzeit Wasser in Wein verwandelt.<br />
Im Laufe von drei<br />
Jahren geschieht vieles mehr:<br />
Er heilt unheilbar Kranke,<br />
Blinde, von Dämonen Besessene<br />
und Verstümmelte.<br />
Er ruft den toten Sohn einer<br />
mittellosen Mutter aus<br />
dem Grab. Er erweckt und<br />
heilt nicht nur, sondern beansprucht<br />
auch, Sünden zu<br />
vergeben. In seiner berühmt<br />
gewordenen Bergpredigt predigt<br />
er rückhaltlose Liebe, erklärt<br />
Arme für reich und Unterdrückte<br />
zu Mächtigen. In<br />
Gleichnissen deutet Jesus an,<br />
wie das «Reich Gottes»,<br />
schon jetzt begonnen habe.<br />
Doch dieses «Reich» ist erst<br />
ansatzweise da: in Menschen,<br />
welche sich ihm anvertrauen.<br />
Das weckt Erwartungen beim<br />
einfachen Volk. Doch er versucht<br />
zu zeigen, dass politische<br />
Hoffnungen verfrüht<br />
sind und dass er, der «König<br />
der Juden», als König der<br />
Herzen gekommen ist, der<br />
vorbehaltloses Vertrauen in<br />
sich und seinen «Vater»<br />
sucht. Immer wieder macht<br />
er Andeutungen auf seine<br />
Zukunft, sagt seinen Tod am<br />
Kreuz, seine Auferstehung voraus<br />
und spricht von seinem<br />
Wiederkommen am Ende<br />
der Tage. Er redet von Umkehr,<br />
von der Hinwendung<br />
zu Gott. Er bezeichnet sich als<br />
«den Weg, die Wahrheit und<br />
das Leben» – und niemand<br />
komme zu Gott, es sei denn<br />
durch ihn, sagt er. Nur wer an<br />
ihn glaube und ihm nach-<br />
folge, der erhalte das «ewige<br />
Leben», zitieren ihn die Berichte<br />
in der Bibel.<br />
Immer wieder machte<br />
Jesus Unmögliches<br />
möglich. Beispiel:<br />
der Gang übers Wasser.<br />
Siegfried Schneider<br />
Über den Tod hinaus<br />
Bei seinen öffentlichen<br />
Reden eckt er an. Ganz besonders<br />
bei den einfl ussreichen<br />
Leuten in Politik und Religion.<br />
In Diskussionen fährt er<br />
dem Establishment hart an<br />
den Karren. Er entlarvt die<br />
Leader als Abzocker, denen<br />
Macht und Geld wichtiger<br />
sind als die Liebe zu den Menschen.<br />
Er sucht vorbehaltloses<br />
Vertrauen auf sich und seinen<br />
«Vater». Die religiöse Elite<br />
wiegelt das enttäuschte Volk<br />
auf und klagt ihn des Hochverrats<br />
an. Der römische<br />
Machthaber Pilatus gibt diesen<br />
Stimmen nach und verurteilt<br />
ihn zum Tod am Kreuz.<br />
«Es ist vollbracht!», schreit Jesus<br />
mit dem letzten Atemzug.<br />
Doch für seine Jünger sind<br />
vorerst alle Hoffnungen zerbrochen.<br />
Da kommt die Meldung<br />
von seiner Auferstehung.<br />
Er hat das Grab verlassen,<br />
begegnet seinen Jüngern<br />
und fordert sie auf, die «gute<br />
Nachricht» überall zu verbreiten.<br />
Sein Auftrag lautet: «Geht<br />
hinaus in die ganze Welt und<br />
ruft alle Menschen in meine<br />
Nachfolge! Und lehrt sie, so<br />
zu leben, wie ich es euch aufgetragen<br />
habe.» Seinen Nachfolgern<br />
verspricht er: «Ihr<br />
dürft sicher sein: Ich bin immer<br />
und überall bei euch, bis<br />
an das Ende dieser Welt!» (red)<br />
Andrea Diglas<br />
Die Auferstehung<br />
von Jesus war für viele<br />
Zeichen, dass er der<br />
Sohn Gottes war.<br />
13<br />
Kann man Jesus<br />
persönlich kennen<br />
lernen?<br />
millionen von gläubigen Christen in der ganzen Welt<br />
bejahen diese frage mit Überzeugung. Wollen auch<br />
Sie die Sache auf den Punkt bringen und Jesus in<br />
ihrem leben auf ganz persönliche Weise kennenlernen?<br />
es sind vier Überlegungen und einsichten, auf<br />
die es ankommt.<br />
1. GOtt LIEBt SIE.<br />
er hat Sie geschaffen und er sucht die Begegnung<br />
mit ihnen, seiner Schöpfung. Sie sind gott wichtig.<br />
2. DOCH DIE URSPRÜNGLICHE BE-<br />
ZIEHUNG ZU GOtt ISt ZERBROCHEN.<br />
die menschen haben diese natürliche gemeinschaft<br />
mit gott zerbrochen. durch ihre eigene Schuld, die<br />
in der Bibel «Sünde» genannt wird.<br />
3. GOtt SCHAFFt EINEN UNERWARtEtEN<br />
AUSWEG.<br />
Jesus Christus ist die Brücke über die Kluft zwischen<br />
mensch und gott. Jesus, gottes Sohn, kam auf diese<br />
Welt und starb für die Schuld der menschen.<br />
4. GLAUBEN UND LEBEN.<br />
Wer diese Versöhnungstat von Jesus für sich persönlich<br />
in anspruch nimmt, die eigene Schuld eingesteht<br />
und Jesus die führung seines lebens anvertraut,<br />
der startet auf dem Weg des glaubens. die<br />
Beziehungsgeschichte mit Jesus beginnt. Schwer zu<br />
beschreiben, aber konkret zu erleben.<br />
mehr auf<br />
http://gottkennen.ch.jesus.net/gott-und-ich/<br />
Bernhard Koller
14<br />
PeoPle<br />
Von der Jagd auf Profit<br />
hinauf zu den Gemsen<br />
Früher war Rudolf Wötzel fasziniert von der Börse,<br />
heute bewundert er die Berge.<br />
Aussteiger. Mit Milliarden handeln, Millionen verdienen,<br />
Rudolf Wötzel, ein erfolgreicher Investmentbanker,<br />
macht bei der UBS, der Deutschen Bank und bei Lehman<br />
Brothers steile Karriere.<br />
Feindliche Firmenübernahmen<br />
sind Rudolf Wötzels<br />
Spezialität. Minuten<br />
zählen auf der Jagd vom<br />
Jet zu Teppichetagen und<br />
Luxushotels, getrieben von<br />
Kapitalströmen, Gewinn-<br />
erwartungen und Aktienkursen.<br />
Doch er bezahlt dafür<br />
einen hohen Preis: «Ich war<br />
gar nicht mehr zu echten<br />
Beziehungen fähig», sagt er<br />
rückblickend. «Ich verlor<br />
meine Mitte, funktionierte<br />
einfach.» Nachts hat er Panikattacken,<br />
tagsüber fühlt<br />
er sich kraftlos und leer, mit<br />
43 ist seine Gesundheit angeschlagen.<br />
Aussteigen um Aufzusteigen<br />
2006, die Wirtschaft<br />
boomt, die Maxime heisst<br />
Gewinnverdoppelung, den<br />
Bankern winken traumhafte<br />
Bonuszahlungen. Doch Wötzel<br />
zweifelt zunehmend am System:<br />
«Man kann nicht ständig<br />
noch einen Draufsetzen.»<br />
Zeit für eine Standortbestimmung.<br />
Aufgewachsen<br />
ist er in einer katholischen<br />
Mittelstandsfamilie in München.<br />
Vom Vater hat er die<br />
Liebe zu den Bergen geerbt.<br />
Nun reift in ihm ein Plan. Er<br />
will wieder echtes Leben spüren,<br />
reale Gipfel bezwingen.<br />
Gegen Ende 2006 wagt er den<br />
ersten Schritt, kündigt Job<br />
und Haus, tauscht den Massanzug<br />
gegen Wanderhosen<br />
ein. Er bricht auf zu einer Alpenüberquerung<br />
von Salzburg<br />
bis nach Südfrankreich.<br />
Lehrmeister Natur<br />
«In der Natur lernte ich<br />
wieder Schritt für Schritt<br />
meinen Weg zu gehen, statt<br />
fremdbestimmt zu funktio-<br />
nieren.» Wötzel legt in 120<br />
Etappen, 1800 km zu Fuss<br />
zurück, überwindet dabei<br />
129 Gipfel, besteigt 33 Viertausender,<br />
oft im Alleingang.<br />
Leistungswille und<br />
Ehrgeiz treiben ihn vorwärts,<br />
bis an seine Grenzen.<br />
Herabstürzende Eisbrocken,<br />
Blitzeinschläge oder Kälteeinbrüche<br />
überlebt er nur<br />
mit Glück, gerät dadurch ins<br />
Nachdenken. Nach fünf Monaten<br />
kommt Wötzel als geläuterter<br />
Pilger in Nizza an.<br />
«Ich habe zu mir selbst gefunden,<br />
bin in Einklang mit<br />
der Natur und mit dem<br />
Schöpfer gekommen», schreibt<br />
er in seinem Buch «Über die<br />
Berge zu mir selbst».<br />
Demut schafft Gewinn<br />
«Die Bergwelt zeigt dem<br />
Menschen seine Grenzen,<br />
das macht demütig», resü-<br />
Random House<br />
miert er seine Erlebnisse. Er<br />
habe gelernt, auch mal zu<br />
scheitern, umzukehren, auch<br />
nur noch wenige Meter vom<br />
Gipfel entfernt. Für den erfolgsverwöhnten<br />
Macher eine<br />
harte Lektion. Er hat nicht<br />
mehr alles im Griff, lernt<br />
Geduld und Vertrauen. Die<br />
Ankunft auf dem Gipfel ist<br />
dann für ihn Lohn genug,<br />
lässt staunen und weckt den<br />
Sinn für Spiritualität, für<br />
Gott. Doch auch Angst, wie<br />
weiter, könne sich in solch<br />
einem Moment aufdrängen,<br />
so Rudolf Wötzel.<br />
Zeit für Persönlichkeit<br />
Erst die Auseinandersetzung<br />
mit sich selbst, den Gefühlen,<br />
Ängsten, Wünschen<br />
und dem Glauben formt Kaderleute<br />
zu reifen Persönlichkeiten,<br />
zu echten Führungskräften.<br />
Das braucht<br />
Zeit, ist Wötzel überzeugt.<br />
Und die Bergwelt ist für ihn<br />
der perfekte Ort dazu. Der<br />
braungebrannte, vitale Mittvierziger,<br />
der mir in der warmen<br />
Oktobersonne auf der<br />
Terrasse des Berghaus<br />
«Gemsli» gegenüber sitzt, ist<br />
der beste Beweis dafür. Er ist<br />
kerngesund und die Ruhe<br />
selbst, von Stress keine Spur.<br />
Seit 2010 betreibt er die Pension<br />
auf 1650 Metern Höhe<br />
oberhalb Klosters, zusammen<br />
mit seiner Lebenspartnerin<br />
und weiteren Arbeitskräften.<br />
Der Bonus ist für<br />
ihn heute das Leben mitten<br />
in der einzigartigen Bergwelt.<br />
Willy Seelaus<br />
DAS ZItAt<br />
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
Natur<br />
und Gott<br />
Ein prächtiger Sonnenuntergang<br />
in den Bergen<br />
bewegt das Innerste. Ein<br />
Erlebnis. Ohne es klar einordnen<br />
zu wollen, werden<br />
Menschen davon ergriffen<br />
und schreiben solche Naturspektakel<br />
der «grossartigen<br />
Natur» zu. Könnte jedoch<br />
auch ein Genie, eine<br />
Person mit überragend<br />
schöpferischer Geisteskraft<br />
hinter allem stehen?<br />
Immerhin vermuten einige<br />
Menschen, dass hinter<br />
den Schönheiten des Universums<br />
etwas Mächtiges<br />
sein könnte. Viele reden<br />
dann von einer «geistigen<br />
Kraft, die hinter den Kulissen<br />
wirkt». Wenn man aber<br />
von einem persönlichen<br />
Gott spricht, der sich sogar<br />
für die Bewohner des winzigen<br />
Planeten Erde interessiert,<br />
beginnen manche<br />
zu zweifeln.<br />
Die Bibel spricht aber<br />
von einem Gott, der menschliche<br />
Eigenschaft wie Liebe<br />
aufweist. Er besitzt einen<br />
Willen und will allen Menschen<br />
helfen. Nun kann<br />
man noch lange diskutieren,<br />
ob ein persönlicher<br />
Gott existiert. Es gibt nur<br />
eine Methode, um das festzustellen:<br />
Kontakt zu ihm<br />
suchen.<br />
Bruno Graber<br />
an die decke gehen ist der<br />
dümmste Weg nach oben.<br />
Mc Kinsey
www.viertelstunde.ch Dez. 2011 erleBt<br />
Konflikt. Michel Katimi wohnt im<br />
palästinensischen Beit Jala. Der Ort,<br />
nur zwei Kilometer von der Geburtskirche<br />
Jesu entfernt, wird mehrheitlich<br />
von Christen bewohnt. Immer<br />
wieder kam es hier zu Kämpfen<br />
zwischen Israelis und Palästinensern.<br />
Michel Katimi hat dies hautnah<br />
erlebt.<br />
Schwieriges Zusammenleben:<br />
In den Strassen des Westjordanlandes kommt<br />
es oft zu Konflikten.<br />
Im Kugelhagel<br />
am Geburtsort<br />
von Jesus<br />
Im Frühling vor zehn Jahren,<br />
traf es die Familie Katimi<br />
besonders heftig. Raketen detonierten<br />
mitten in der Nacht<br />
im Nachbarhaus. Der Druck<br />
war so gewaltig, dass auch bei<br />
Katimis die Fenster barsten.<br />
Panikartig wollte die Familie<br />
das Haus verlassen, als auch<br />
bei ihnen eine Granate einschlug.<br />
Michel erinnert sich,<br />
wie er durch die Wucht in hohem<br />
Bogen durch die Luft geschleudert<br />
wurde. «Wie durch<br />
ein Wunder blieben wir ausser<br />
ein paar Kratzern unverletzt»,<br />
erzählt Michel. Doch<br />
das Haus war zerstört und die<br />
Familie musste für die nächsten<br />
Monate einen anderen<br />
Unterschlupf suchen.<br />
Bewahrt<br />
Erst als mehrere Fernsehreporter<br />
aus der Gegend<br />
in Sondersendungen über<br />
den Angriff berichteten, realisierte<br />
Michel Katimi, was<br />
passiert war. Sie berichteten<br />
von fünf Verletzten im Haus.<br />
«Wir waren allerdings nur zu<br />
viert im Haus», wundert sich<br />
Katami. «Keine Ahnung, wer<br />
der fünfte hätte sein sollen.<br />
Am ehesten Jesus, der uns<br />
beschützte.» Die Nachbarn<br />
und Freunde konnten es<br />
kaum fassen, dass die Menschen<br />
im Haus den Raketeneinschlag<br />
fast unversehrt<br />
überlebt hatten.<br />
Ohne Hass<br />
Michel Katimi erlebt<br />
ausser dieser Bewahrung<br />
aber noch ein anderes Wunder.<br />
Er verspürt in den<br />
schwierigen Momenten keinen<br />
Hass gegen die Angreifer.<br />
«Ich könnte auf den<br />
Schützen wütend sein und<br />
bitter werden». Aber er war<br />
zvg<br />
zvg<br />
nicht wütend. Der prominenteste<br />
Sohn der Stadt,<br />
Jesus Christus, gebe ihm innere<br />
Ruhe und Frieden und<br />
nehme ihm den Zorn auf<br />
den Raketenschützen. Am<br />
Geburtsort von Jesus wurde<br />
Weihnachten konkret.<br />
Führer in Bethlehem<br />
Vor diesen Ereignissen<br />
hatte Michel Katimi an der<br />
Universität von Bethlehem<br />
mit dem Studium der Betriebswirtschaft<br />
begonnen. Er<br />
wollte Touristen betreuen, als<br />
sachkundiger Begleiter die<br />
Fremden durch die Geburtsstätte<br />
Jesu führen. Der Umgang<br />
mit den Fremden machte<br />
ihm Spass. Das war im Jahr<br />
2000, als die Touristen noch<br />
haufenweise nach Bethlehem<br />
kamen. Doch dann begann<br />
die Intifada. Die Touristen<br />
blieben aus und Michel stand<br />
ohne Arbeit und ohne Abschluss<br />
da. Dennoch begann<br />
Katimi mit der Ausbildung<br />
als Touristenführer. Dafür<br />
musste er zuerst ein Bibel-<br />
Studien-Diplom bestehen.<br />
Die Botschaft der Bibel ergriff<br />
ihn. «Während dieses Bibelstudiums<br />
lernte ich Jesus<br />
Christus, den prominentesten<br />
Bürger von Bethlehem,<br />
als meinen persönlichen Retter<br />
kennen.» Und weil das<br />
Touristenführer-Studium auf-<br />
grund der schwierigen politischen<br />
Situation ohnehin gestrichen<br />
worden war, schrieb<br />
sich Katimi am Bibel- seminar<br />
ein und machte einen<br />
Abschluss in Theologie.<br />
Wunsch nach Versöhnung<br />
Heute ist der arabische<br />
Christ überzeugt von der<br />
rettenden Botschaft der Liebe:<br />
«Als Christen sollten wir<br />
15<br />
Mitten im Nahostkonflikt engagieren sich junge Christen, Araber und Israeli,<br />
für die Versöhnung. Unter ihnen Michel Katimi (im schwarzen t-Shirt).<br />
8. März 2002: In diesem Bett schlief der Vater<br />
von Michel Katimi, als eine Rakete das Haus<br />
erschütterte und das Zimmer verwüstete.<br />
zvg<br />
den biblischen Lehren folgen,<br />
nicht nur ein paar Dinge<br />
davon herauspicken.»<br />
Vergeben, auch wenn man<br />
von anderen schwer verletzt<br />
worden sei. «Das ist der biblische<br />
Standpunkt. Punkt.»<br />
Trotzdem – oder vielleicht<br />
gerade deshalb – wirkt Katimi<br />
heute zufrieden und<br />
fröhlich: «Mein innerer Frieden<br />
kommt von Jesus. Er hat<br />
dafür gesorgt, dass ich unter<br />
dem Beschuss der Feinde<br />
nicht zornig wurde und<br />
mich auch jetzt nicht rächen<br />
will. Im Gegenteil: Ich hab<br />
ihnen vergeben und empfinde<br />
Liebe für sie.»<br />
Daniel Gerber<br />
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«Im Gefängnis drückte mir<br />
der Pfarrer eine Bibel in die Hand»<br />
Drogen. Migrant, drogensüchtig,<br />
kriminell – in einer hoffnungsloseren<br />
Situation hätte sich der junge Kosovare<br />
Arben Haliti kaum befinden können.<br />
Zum Glück war dies noch nicht das<br />
Ende seiner Geschichte.<br />
Zu Hause in einem Land,<br />
in dem man die Sprache<br />
nicht versteht, alle anders<br />
aussehen und man vieles anders<br />
macht. Dies kann wohl<br />
kaum ein Zuhause sein.<br />
Schwierige Integration<br />
Für den Jungen im Kosovo<br />
war die Schweiz das gelobte<br />
Land mit den leckeren Süssigkeiten,<br />
die der Vater in seinen<br />
Ferien nach Hause brachte.<br />
Entgegen seinen Erwartungen<br />
begann mit dem Umzug in<br />
die Schweiz für den 11-Jährigen<br />
der ermüdende Kampf,<br />
sich in eine Gesellschaft zu integrieren,<br />
welche er in Sprache<br />
und Handeln nicht verstehen<br />
konnte. Als er dann Freunde<br />
fand, war es nicht verwunderlich,<br />
dass diese nicht den besten<br />
Ruf hatten und älter waren<br />
als er. Rauchen war Tagesordnung,<br />
Alkohol wurde regel-<br />
Arben Haliti hat sein<br />
Leben in Sucht und<br />
Kriminalität aufgegeben.<br />
Heute motiviert<br />
ihn sein Glaube.<br />
mässig konsumiert, Cannabis<br />
ging nicht an ihm vorüber<br />
und die härteren Drogen folgten.<br />
Anfangs finanzierte er<br />
den zur Sucht werdenden<br />
Konsum durch Taschengeld.<br />
Als dies nicht mehr reichte,<br />
fungierte er als Dealer für seine<br />
Kollegen. Schliesslich beschaffte<br />
sich die Clique die nötigen<br />
Mittel durch Einbrüche<br />
und Überfälle.<br />
Im Gefängnis<br />
Trotz aller Cleverness erwischte<br />
ihn die Polizei. Dank<br />
seinem jugendlichen Alter<br />
kam er stets mit milden Strafen<br />
davon. Seine Sucht und<br />
die Brutalität seiner Machenschaften<br />
nahmen nach jedem<br />
Gefängnisaufenthalt zu. Zur<br />
Weissglut trieb ihn jedoch<br />
der Pfarrer, bei dessen Mittagstisch<br />
er freitags Spaghetti<br />
ass. Dieser besuchte Arben<br />
im Gefängnis und hatte sogar<br />
noch den Nerv, für ihn zu beten.<br />
Da bis anhin alles Reden<br />
wirkungslos war, drückte der<br />
Pfarrer ihm eine Bibel in die<br />
Hand mit dem Auftrag:<br />
«Wenn du einmal in Not bist<br />
und nicht mehr weiter<br />
weisst, lies in der Bibel Lukas<br />
Kapitel 11 und bete zu Gott.»<br />
Davon unbeeindruckt,<br />
machte der mittlerweile Volljährige<br />
weiter. Er täuschte die<br />
Als Sohn eines Pfarrers<br />
in einer Kirche für Farbige,<br />
mit einer Mutter, welche als<br />
Aushängeschild der Musik<br />
galt, spielte Lenny im zarten<br />
Alter von fünf Jahren seine<br />
Tonleitern am Klavier, während<br />
seine Freunde aus dem<br />
Quartier draussen spielten.<br />
«Mit diesen Eltern blieb mir<br />
gar nichts anderes übrig, als<br />
in der Kirche Musik zu machen»,<br />
meint er heute.<br />
Chorleiter und Komponist<br />
So startete Burks seine<br />
Gospelkarriere mit dem En-<br />
Ärzte, um als arbeitsunfähig<br />
eingestuft zu werden, strich das<br />
Versicherungsgeld ein und lebte<br />
weiterhin sein Drogendasein.<br />
Für ihn wurde die Nacht<br />
zum Tag. Seine Gedanken<br />
drehten sich stets um seine<br />
Sucht. Eines Nachts, als er völlig<br />
am Ende mit Wahnvorstellungen<br />
erwachte, sah er Geister,<br />
die ihm sagten, er sei ein Versager,<br />
sie werden ihn holen kommen.<br />
Da erinnerte sich Arben<br />
an die Worte des Pfarrers. Er<br />
nahm die Bibel hervor und las.<br />
Nutzlos. Die Stimmen waren<br />
immer noch im Raum. Erst als<br />
Arben zu beten begann, geschah<br />
es. Plötzlich fühlte er<br />
Ruhe, Wärme und eine noch<br />
nie erlebte Liebe in sich.<br />
Mit Gott<br />
Am darauf folgenden Tag<br />
suchte er das Gespräch mit<br />
Mit Gospel der Bibel die töne entlocken<br />
Musiker. «Gospel ist eine kraft-<br />
volle Musik, weil sie eng mit der Bibel<br />
verbunden ist.» So sieht es der<br />
Musiker Lenny Burks.<br />
streetchurch<br />
Serge Carrel<br />
Gospel singen und Sorgen<br />
vergessen. Lenny<br />
Burks startet durch.<br />
DAS ZItAt<br />
17<br />
dem Pfarrer, den er so lange<br />
gemieden hatte. Das Erlebnis<br />
in der Nacht prägte Arben so<br />
stark, dass er sich dazu entschied,<br />
sein Leben zu ändern,<br />
einen Entzug zu machen und<br />
in eine Reha zu gehen. Seit<br />
dieser Nacht ist Arben felsenfest<br />
davon überzeugt: «Es gibt<br />
ihn, diesen mächtigen Gott,<br />
der darauf gewartet hat, dass<br />
ich zu ihm betete und ihn um<br />
Hilfe anflehte.»<br />
Heute ist Arben Haliti<br />
(29) von den Drogen los,<br />
arbeitet als Hauswirtschafter<br />
und fühlt sich in der Schweiz<br />
sehr wohl. Seine Leidenschaft<br />
ist das Töfffahren. Die Beziehung<br />
zu Gott ist ihm wichtig,<br />
deshalb besucht er die «Streetchurch»<br />
und erzählt seine<br />
Geschichte in Jugendgottesdiensten.<br />
(tm)<br />
auch aus Steinen, die dir in den<br />
Weg gelegt werden, kannst du etwas<br />
Schönes bauen.<br />
Erich Kästner<br />
gagement in seiner Kirche.<br />
Zurzeit arbeitet er mit über<br />
100 Gospelsängerinnen und<br />
-Sängern in einer Baptistenkirche<br />
in Cleveland (Ohio)<br />
mit über tausend Besuchern.<br />
Als Komponist hunderter<br />
von Liedern ist er über den<br />
Atlantik hinaus bekannt<br />
und seine Kompositionen<br />
werden von manchen Gospelchören<br />
gesungen.<br />
Gospel macht froh<br />
«Die Wirtschaft läuft<br />
schlecht, aber der Gospel ist<br />
eine Quelle um zwischen<br />
den Alltagssorgen inne zu<br />
halten, die Musik bewahrt<br />
uns davor, Trübsal zu blasen<br />
und hilft, immer weiter zu<br />
gehen.» Gospel singen und<br />
hören während der Adventszeit<br />
– davon ist Burks<br />
überzeugt – ist eine Insel<br />
im Weihnachtsstress. «Wenn<br />
man vom Gospel mitgerissen<br />
wird, beschränkt sich<br />
das Erlebnis nicht bloss auf<br />
die Dauer des Konzerts.<br />
Gospel hilft über Sorgen<br />
hinauszuschauen, ermutigt<br />
auch in schwierigen Zeiten<br />
vorwärts zu blicken. Kurz:<br />
«Gospel vermag das Herz<br />
zu verändern», sagt Burks.<br />
Serge Carrel<br />
Der Musiker tourt in<br />
der Adventszeit mit den<br />
«Christmas Gospel Voices»<br />
durch die Schweiz.
18<br />
ZUKUnft<br />
Achtung<br />
Weltuntergang!<br />
Niemand weiss, wie das Ende genau aussehen wird. Aber viele gehen davon aus,<br />
dass es eines tages eintrifft.<br />
Nahes Ende. Am 21. Dezember 2012 ist Feierabend.<br />
Schluss. Ende. Aus. So zumindest will es der Maya-Kalender<br />
wissen. Oder diejenigen, die ihn interpretieren. Und für die<br />
ganz Eiligen war der Untergang schon mal präventiv im Kino<br />
drei Jahre früher zu testen. Was ist dran? Gedanken eines<br />
Theologen zum bevorstehenden Weltuntergang.<br />
Sorgen Sie sich: Ihre Welt<br />
wird untergehen!<br />
Irgendwann trifft es auch<br />
Sie. Früher oder später. Ihre<br />
Welt wird untergehen. Vielleicht<br />
schnell, überraschend<br />
und über Nacht. Vielleicht<br />
aber auch quälend langsam<br />
mit immer neuen Schlägen.<br />
Die meisten von uns verdrängen<br />
oder blenden diesen Untergang<br />
aus. So nach dem<br />
Motto: Die andern schon,<br />
aber ich doch nicht! Eine<br />
Dummheit, meine ich. «Lehre<br />
uns bedenken, dass wir ster-<br />
DAS ZItAt<br />
ben müssen, damit wir klug<br />
werden.» So mahnt uns die<br />
Bibel im 90. Psalm. Ein weiser<br />
Mensch denkt vom Ende her.<br />
Was soll einmal auf Ihrem<br />
Grabstein stehen? Was werden<br />
Angehörige und Freunde am<br />
Tage Ihres Ablebens über Sie<br />
sagen? Leider wird nirgendwo<br />
so oft gelogen wie an Beerdigungen<br />
und in Nachrufen.<br />
Verständlich. Denn irgendwann<br />
kommt man selber an<br />
die Reihe. Und da lässt man<br />
lieber schon mal Gnade walten<br />
– denn man weiss ja nie ...<br />
Unsere Zeit krankt daran,<br />
dass es zu wenig menschen gibt<br />
und zu viele leute.<br />
Jose Ortega y Gasset<br />
Wie halten Sie’s mit Ihrem<br />
Untergang?<br />
Die richtige Vorsorge<br />
treffen<br />
Ob es nun die Eiszeit-<br />
Filmversion (The Day after<br />
Tomorrow) oder das Hitzeflut-Filmszenario<br />
(2012) ist –<br />
die Welt ist in den Köpfen der<br />
Menschen schon Tausende<br />
Male untergegangen. Dahinter<br />
steckt nicht nur makabere<br />
Sensationslust, sondern eine<br />
uralte Erinnerung. Weltweit<br />
haben Ethnologen über 268<br />
Sintfluterzählungen gezählt.<br />
Das ist für mich als Theologe<br />
kein Zufall. Die Bibel erzählt<br />
uns die Mutter aller Untergangsgeschichten:<br />
Noah und<br />
die Sintflut. Naturkatastrophe<br />
als Gericht Gottes. Das<br />
Lächeln aufgeklärter Zeitgenossen<br />
ist längst verschwunden,<br />
seit man die fatalen Fol-<br />
gen des menschlichen Umgangs<br />
mit der Natur erkennt.<br />
Der Untergang als Folge<br />
menschlichen Versagens.<br />
Höchste Zeit, etwas dagegen<br />
zu tun! Nur: Was wirkt nachhaltig?<br />
Die Bibel hat eine radikale<br />
Lösung: Mit Aussenkosmetik<br />
lässt sich die Sache<br />
nicht retten. Das Übel muss<br />
an der Wurzel gepackt werden.<br />
Und das sind Sie und<br />
ich. Jeder von uns wird zur<br />
Rechenschaft gezogen. Für<br />
den äusseren und inneren<br />
Flurschaden, den wir hinterlassen<br />
haben. Mit Konsequenzen<br />
weit über den Tod<br />
hinaus. Gott wird den Reset-<br />
Knopf drücken: Global und<br />
individuell. Notvorrat, unterirdische<br />
Bunker oder Gold<br />
im Depot werden uns da<br />
nicht retten. Statt lebensverlängernde<br />
Massnahmen auf<br />
die Spitze zu treiben – mahnt<br />
uns die Bibel – soll uns die<br />
Sorge für das Danach bewegen.<br />
Welche Vorsorge treffen<br />
Sie?<br />
Seine Welt bleibt<br />
Als Pfarrer werde ich immer<br />
wieder mit Untergangsszenarien<br />
konfrontiert. Per<br />
Post oder E-Mail. Das liest<br />
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
iStockphoto<br />
iStockphoto<br />
sich dann so: «Morgen, um<br />
16.00 Uhr, wird Basel von einer<br />
gewaltigen Chemie-Katastrophe<br />
heimgesucht werden!»<br />
Oder: «Im September<br />
2011 wird Basel durch ein<br />
Erdbeben zerstört werden!»<br />
Nicht gerade die Art von Post,<br />
die beruhigt. Es könnte ja<br />
wirklich sein. Und als Christ<br />
glaube ich ja, dass eines Tages<br />
das Ende kommt. Jesus sagt<br />
es so. Er macht klar, dass der<br />
Tag des Erkennens kommen<br />
wird. Sichtbar wird ihn die<br />
ganze Erde sehen und wissen:<br />
Jetzt kommt der Retter der<br />
Welt! Die Erde, wie wir sie<br />
kennen, wird vergehen. Aber<br />
mit Jesus kommt eine neue,<br />
bessere Welt. Ohne Leid,<br />
Krankheit oder Tod. Eine<br />
Welt, die jedem Menschen<br />
gerecht wird. Was aber für Sie<br />
und mich viel entscheidender<br />
ist, sind seine Versprechen.<br />
Jesus sagt: «Wer an mich<br />
glaubt, wird leben, auch<br />
wenn er stirbt. Himmel und<br />
Erde werden vergehen, aber<br />
meine Worte vergehen nicht;<br />
sie bleiben gültig für immer<br />
und ewig.» Will heissen: Seine<br />
Welt bleibt. Und wenn ich<br />
mit Ihm verbunden bin, werde<br />
auch ich bleiben. Egal, was<br />
morgen geschieht. So lebe ich<br />
getrost jeden Tag und helfe<br />
mit, dass die Welt lebenswert<br />
bleibt, auch wenn das Ende<br />
naht.<br />
Bruno Waldvogel<br />
Bevor das Ende kommt:<br />
Welche Vorsorge<br />
treffen Sie?
www.viertelstunde.ch Dez. 2011 Umfrage<br />
Das halbe Land rechnet<br />
mit dem Untergang<br />
Umfrage. Ob die Welt eines Tages untergeht, darüber ist sich die Bevölkerung<br />
in der Schweiz nicht einig. Eine repräsentative Umfrage* zeigt: Etwa die<br />
Hälfte rechnet damit, dass sich unser Planet nicht unendlich weiterdrehen wird.<br />
Die Meinung, dass der<br />
Untergang der Welt bestimmt<br />
eines Tages kommen wird, ist<br />
hierzulande verbreitet. 45<br />
Prozent der Befragten glauben,<br />
dass der Weltuntergang<br />
in naher oder fernerer Zukunft<br />
eintreten wird. Einen<br />
solchen für unwahrscheinlich<br />
halten 48,4 Prozent. Dies ist<br />
eines der Resultate der aktuellen<br />
Meinungsumfrage, die<br />
von der Schweizerischen<br />
Evangelischen Allianz und<br />
der Agentur Alliance Presse in<br />
Auftrag gegeben wurde. Sechs<br />
Apokalypse: Kommt<br />
bald die letzte Stunde<br />
unseres Planeten?<br />
Prozent glauben, dass das<br />
Ende nahe bevorsteht. Allerdings<br />
nicht unbedingt nach<br />
dem Maya-Fahrplan, der das<br />
Ende auf den 21. Dezember<br />
2012 voraussagt. Daran glaubt<br />
weniger als 1 Prozent.<br />
Junge erwarten Untergang<br />
Junge Menschen rechnen<br />
weit stärker mit dem Weltuntergang<br />
als ältere. Über 60<br />
Prozent der zwischen 15- und<br />
29-Jährigen sind der Meinung,<br />
dass der Untergang der<br />
Welt irgendwann (47, 7 %)<br />
oder sogar schon bald<br />
(12,6 %) kommen wird. Der<br />
Gesamtdurchschnitt über alle<br />
fotolia.com<br />
Altersgruppen liegt hier bei<br />
39,1, respektive 5,9 Prozent.<br />
Ins Nichts oder ins<br />
Paradies?<br />
Der Glaube an das Ende<br />
steht längst nicht immer im<br />
Zusammenhang mit religiösen<br />
Überzeugungen. Über das,<br />
was nach dem Ende passieren<br />
wird, meint eine Mehrheit<br />
(52,4 %), dass wohl nach dem<br />
Weltende alles wieder ins<br />
Nichts übergehen wird. Die<br />
Ansicht, dass dann wohl alle<br />
ins Paradies kämen, überzeugt<br />
lediglich 10 Prozent der<br />
Befragten. Doppelt so gross<br />
(22,1 %) ist der Anteil der-<br />
jenigen, die vermuten, dass<br />
Gott dann die Menschen<br />
richten wird. Dabei werden<br />
die einen ewig in Gottes Gegenwart,<br />
die anderen ewig<br />
von ihm getrennt sein.<br />
Religion prägt Erwartungen<br />
Religiöse Menschen glauben<br />
öfter an ein Richten Gottes.<br />
Je intensiver der Glaube,<br />
desto mehr erwarten die<br />
Christen auch, dass Gott eines<br />
Tages ein endgültiges Gericht<br />
halten wird. 55,7 Prozent<br />
von denjenigen, die von<br />
der biblischen Weihnachtsgeschichte<br />
fest überzeugt sind,<br />
vertreten auch die Meinung,<br />
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COMPASSION GLAUBT:<br />
SIE KÖNNEN<br />
DIE WELT<br />
VERÄNDERN,<br />
EIN KIND<br />
NACH DEM ANDEREN<br />
RETTEN SIE<br />
EIN KLEINKIND<br />
dass Gott eines Tages so richten<br />
wird. Aber auch die Meinung,<br />
dass letztlich allen das<br />
Paradies offenstehe, findet<br />
unter dieser Gruppe am meisten<br />
Zuspruch (15%). Von den<br />
Personen, die nicht glauben,<br />
dass Jesus gelebt hat, wird<br />
UNTERSTÜTZEN SIE<br />
EIN SCHULKIND<br />
weder die Variante des Gerichts<br />
(0,9 %) noch die Variante<br />
des Paradieses (2,1%)<br />
ernsthaft in Betracht ge-<br />
zogen. (th)<br />
Halten Sie einen Weltuntergang für möglich?<br />
48%<br />
1%<br />
6%<br />
6%<br />
39%<br />
Unausweichlich, eines tages<br />
in naher Zukunft wahrscheinlich<br />
sehr unwahrscheinlich,<br />
erde wird sich unendlich<br />
weiterdrehen<br />
im dezember 2012,<br />
wie maya-Kalender<br />
voraussagt<br />
Keine meinung<br />
Was käme nach dem Weltuntergang?<br />
11%<br />
22%<br />
15%<br />
52%<br />
alles kehrt ins nichts<br />
gott wird richten<br />
Wir kommen alle ins<br />
Paradies<br />
Keine antwort, weiss nicht<br />
*Die Umfrage wurde im Oktober vom Forschungsinstitut Link<br />
bei 1003 Personen durchgeführt.<br />
FÖRDERN SIE EINEN<br />
ZUKÜNFTIGEN LEITER<br />
zvg<br />
1.2 Millionen Kinder-Patenschaften in 26 Ländern<br />
WERDEN SIE<br />
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19<br />
« Meine weihnächtlichenKindheitserinnerungen<br />
sind<br />
geprägt von besinnlichenAdventsabenden,<br />
viel Kerzenschein<br />
und beseelten<br />
Kirchenbesuchen.<br />
Also auch sehr viel<br />
schöne Emotionen,<br />
die mir heute noch<br />
und auch in schwierigen<br />
Zeiten Kraft<br />
geben, an das Gute zu<br />
glauben und selber<br />
Gutes zu tun. Diese<br />
Kraft wird jedes Jahr<br />
an Weihnachten wie<br />
von selbst erneuert.<br />
Wunderbar.»<br />
Oliver Bono,<br />
TV-Moderator
20<br />
ratgeBer<br />
Ideen für Ihr persönliches<br />
Weihnachtsfest<br />
Weihnachtstipps. Das Gefühl, dass<br />
einem ausgerechnet für das Weihnachtsfest<br />
die Ideen ausgehen, ist<br />
bekannt. Falls es Ihnen auch so geht,<br />
hat die Autorin ein paar Tipps für Sie<br />
bereit.<br />
Sind Sie ein sozialer Mensch,<br />
oder doch eher allein mit Ihrem<br />
Buch? Lesen Sie dort<br />
weiter, wo es für Sie am besten<br />
passt.<br />
Für Soziale:<br />
Laden Sie am Heiligen<br />
Abend doch einmal Menschen<br />
ein, von denen Sie wissen,<br />
dass sie einsam sind.<br />
Man kann auch im Einkaufscenter<br />
ein Gratisinserat aufhängen<br />
oder im Lokalblatt<br />
inserieren: «Wer hat Lust, mit<br />
mir/uns zusammen Weihnachten<br />
zu feiern?». Die Abmachung:<br />
Jeder bringt etwas<br />
Essbares. Daraus kocht man<br />
miteinander ein vielleicht<br />
völlig «schräges» Menu: Spaghetti<br />
mit Schokoladensauce,<br />
Gurkenscheiben mit Reibkäse<br />
– Hauptsache, es macht<br />
satt und Spass!<br />
Für Engagierte:<br />
Backen für einen guten<br />
Zweck! Organisieren Sie einen<br />
Backtag mit Freunden,<br />
Kollegen oder Menschen, die<br />
Anzeige<br />
Sie noch nicht so gut kennen.<br />
Jeder bringt einen Guetzliteig<br />
mit. Beraten Sie, welche Menschen<br />
oder Organisationen<br />
Sie mit dem Erlös unterstützen<br />
wollen. Backen Sie miteinander<br />
die verschiedenen Sorten.<br />
Die Säckchen könnten Sie<br />
auf dem Weihnachtsmarkt<br />
oder einfach an einem Tisch<br />
auf der Strasse verkaufen.<br />
Für Einsame:<br />
Einsamkeit bekämpft man<br />
am besten mit Gesellschaft!<br />
Hierfür bietet sich der<br />
«Waschküchen-Adventskalender»<br />
an: Laden Sie Ihre<br />
Mitbewohner, Nachbarn, Kin-<br />
der mit Hilfe eines Flyers in<br />
den Briefkästen ein, sich vom<br />
1. bis 24. Dezember jeden Tag<br />
zu einer bestimmten Uhrzeit<br />
in der Waschküche Ihres<br />
Hauses zu treffen. Jeder, der<br />
mitmacht, wird Teil eines «lebendigen<br />
Adventskalenders»:<br />
Reihum gestaltet jeder einmal<br />
dieses ca. 15-minütige<br />
Treffen – mit einer Adventsgeschichte,<br />
einer Weihnachts-<br />
Das Weihnachtsfest gestalten: für viele eine<br />
Aufgabe zum Verzweifeln. Ein paar kleine tipps<br />
könnten da schon weiterhelfen.<br />
erinnerung aus Kindertagen,<br />
gemeinsamem Singen, Christstollenessen<br />
– jeder nach<br />
seiner Begabung! Auf diese<br />
Weise entstehen neue Beziehungen,<br />
die über Weihnachten<br />
hinaus reichen!<br />
Für Literarische:<br />
Reservieren Sie sich vom<br />
1. bis 24. Dezember täglich<br />
10 Minuten für Literatur. Besorgen<br />
Sie vorher ein Buch<br />
mit guten Gedanken, Lebensweisheiten,<br />
Bibelversen. Be-<br />
www.viertelstunde.ch Dez. 2011<br />
bab.ch/StockFood<br />
ginnend am 1. Dezember<br />
zünden Sie eine Kerze an und<br />
geniessen Ihr Buch. Schreiben<br />
Sie einen Gedanken, der<br />
Sie berührt, auf ein Karteikärtchen.<br />
Wenn am 24. der<br />
«Feier-Stress» vorbei ist, zünden<br />
Sie alle 24 Kerzen an und<br />
gönnen es sich, alle Kärtchen<br />
nochmals zu lesen. Welcher<br />
Gedanke ist Ihnen der wichtigste?<br />
Für Familienorientierte:<br />
Weihnachten ist ja ein<br />
Geburtstagsfest. Fragen Sie<br />
doch in der Adventszeit einmal<br />
Ihre Kinder: Was gehört<br />
für euch zu einer tollen Geburtstagsfeier?<br />
Und wie hat<br />
das Geburtstagskind Jesus<br />
damals seinen Geburtstag gefeiert?<br />
Hatte er Gäste? Was<br />
brachten die an Geschenken<br />
mit? Weihrauch, Gold und<br />
Myrrhe – warum bekam er<br />
so komische Geschenke?<br />
Für Feinschmecker:<br />
Es muss nicht immer<br />
Fondue Chinoise sein! Stellen<br />
Sie sich selbst ein tolles<br />
5-Gang-Menu zu einem bestimmten<br />
Motto zusammen.<br />
Zum Beispiel das «Internationale<br />
Weihnachtsmenu» – jeder<br />
Gang eine Spezialität aus<br />
einem anderen Land.<br />
Anette Götz
www.viertelstunde.ch Dez. 2011 thema<br />
Gott durchbricht die Einsamkeit<br />
Heilsarmee-<br />
Offizierin Elsbeth<br />
Oberli trifft oft auf<br />
Einsamkeit und<br />
Not. Sie erzählt.<br />
Eine Katze steigt mit<br />
mir die Treppe hoch. Oben<br />
empfängt mich der Mann<br />
vor der Tür. Ich habe für<br />
ihn eine Besorgung gemacht,<br />
weil er nur noch mit<br />
Mühe aus dem Haus kann.<br />
Vor ein paar Monaten ist<br />
seine Frau gestorben. Er<br />
versucht darüber zu sprechen.<br />
Hat er recht gehandelt,<br />
sie ins Spital einweisen<br />
zu lassen? Dort starb sie,<br />
Betrübtes Herz statt Weihnachtsfreude<br />
Weihnachtsdepression. Traurigkeit und Depressionen sind oft an Weihnachten<br />
besonders spürbar. «Dafür gibt es Gründe, und es gibt kleine Schritte,<br />
etwas dagegen zu tun», sagt Lebensberater Ernst Bai.<br />
Welche Gründe nennen betroffene<br />
Menschen auf die<br />
Frage, warum sie an Weinach-<br />
ten besonders traurig sind?<br />
Ernst Bai: Manche sind<br />
traurig, weil sie immer an<br />
Weihnachten unweigerlich an<br />
ihre verkorkste Kindheit erinnert<br />
werden, die alles andere<br />
als glücklich war. Sie sind<br />
vielleicht in einer feindlichen<br />
Familienatmosphäre aufgewachsen,<br />
in der sie als «schwarzes<br />
Schaf» abgestempelt waren.<br />
Es gab wenig Zuwendung<br />
und Geborgenheit. Andere<br />
haben schon früh den<br />
Verlust eines Elternteils erlitten,<br />
oder die Eltern liessen<br />
sich kurz vor Weihnachten<br />
scheiden. Für manche bedeutet<br />
Weihnachten Stress, Einsamkeit<br />
und spannungsgeladene<br />
Familientreffen. Es gibt<br />
somit verschiedene Ereignisse<br />
in der Vergangenheit oder<br />
Gegenwart, die einen Menschen<br />
traurig und depressiv<br />
machen können. Auf dem<br />
Hintergrund der hell beleuchteten<br />
Strassen und Kaufhäuser,<br />
dem Kitsch und<br />
ohne dass sie sich verabschieden<br />
konnten. Er weint<br />
um seine Lebenspartnerin.<br />
Nun ist er allein. Er ist dankbar,<br />
seine Not mit mir teilen<br />
zu können.<br />
Heimwärts<br />
Seine Gesundheit macht<br />
ihm Mühe, löst Ängste aus.<br />
Die Einsamkeit macht ihm zu<br />
schaffen, Sehnsucht kommt<br />
auf, seiner Partnerin zu folgen<br />
– er ist bereit zu sterben. Aber<br />
wann wird es so weit sein?<br />
Wenig später erhalte ich den<br />
Bericht, dass er im Spital sei.<br />
Ich besuche ihn: «Es geht<br />
heimwärts!», sagt er und sein<br />
Gesicht strahlt. Drei Wochen<br />
später besuche ich ihn zum<br />
Will Menschen helfen,<br />
die an Weihnachten<br />
traurig sind: Lebensberater<br />
Ernst Bai.<br />
Kommerz gähnen tiefe seelische<br />
Defizite, die bis zum Suizid<br />
führen können.<br />
Was kann man selber gegen<br />
Traurigkeit tun?<br />
Die Traurigkeit nicht<br />
wegdrücken wollen. Traurigkeit,<br />
Verzagtheit und Deprimiertheit<br />
gehören zum Leben,<br />
genauso wie Freude und<br />
Zufriedenheit. Vorbeugend<br />
zvg<br />
letzten Mal. Das Ende ist da.<br />
Aber auch die Hoffnung ist<br />
im Raum, dass Gott ihn sicher<br />
in die Ewigkeit geleitet.<br />
Es war schön, ihn begleiten<br />
zu dürfen.<br />
Nöte teilen<br />
An zwei Tagen pro Woche<br />
bin ich in der Stadt unterwegs,<br />
um Besuche zu machen.<br />
Ich weiss, dass sich hinter<br />
vielen Türen viel Not und<br />
Einsamkeit verbirgt. So trete<br />
ich in Lebensräume unterschiedlicher<br />
Menschen, jüngeren<br />
und sehr oft betagten.<br />
Dass ich an ihren Nöten Anteil<br />
nehmen darf, macht<br />
mein Leben reich.<br />
Majorin Elsbeth Oberli<br />
geht es darum, gut zu sich zu<br />
schauen. Womit kann ich mir<br />
heute etwas Gutes tun? Eine<br />
Frau, die grossen Kummer in<br />
sich spürte, raffte sich auf<br />
und sagte zu einer Frau, die<br />
sie erst vor Kurzem kennen<br />
gelernt hat: «Mir geht es so<br />
schlecht. Ich muss zu einem<br />
Menschen gehen und eine<br />
Tasse Kaffee trinken.» Das<br />
war der Anfang einer tiefen<br />
Freundschaft.<br />
Wie kann man traurigen<br />
Menschen im Umkreis helfen?<br />
Wir können unsere Wohn-<br />
zimmer öffnen für Menschen,<br />
die einsam sind. So<br />
könnten sie wenigstens für<br />
ein paar Stunden «Heimat»<br />
erleben. Christliche Gemeinden<br />
können an Weihnachten<br />
ein einfaches Abendessen anbieten,<br />
verbunden mit einer<br />
kurzen Feier.<br />
Spielt der Glaube beim<br />
Umgang mit solchen traurigen<br />
Stimmungen eine Rolle?<br />
Der Glaube ist deshalb<br />
wichtig, weil schon die Kraft<br />
zvg<br />
Auf Hausbesuch:<br />
Elsbeth Oberli.<br />
der Weihnachtssymbole (eine<br />
Krippe, ein Stern oder eine<br />
Kerze) einen betrübten Menschen<br />
wieder etwas zuversichtlicher<br />
stimmen kann.<br />
Selbst tiefgläubige Menschen<br />
können in depressiven Zuständen<br />
oft nicht mehr glauben.<br />
Es ist wichtig, dass sie gerade<br />
in solchen Momenten<br />
den Zuspruch zu hören bekommen:<br />
«Du kannst nie tiefer<br />
fallen, als in Gottes Hand.»<br />
Interview: (th)<br />
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21<br />
« Nach dem Austausch<br />
der Geschenke<br />
lesen wir in der<br />
Bibel und beten als<br />
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erinnern wir<br />
uns an das Geschenk,<br />
eine Beziehung zu<br />
Gott zu haben, was<br />
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