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Kathodischer Korrosionsschutz von Stahl in Beton

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> wirkt.<br />

Mit Sicherheit.


<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

E<strong>in</strong>leitung ....................................................................................................................3<br />

1 Grundlagen des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es für <strong>Stahl</strong>beton .......................4<br />

2 Anwendbarkeit des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems ................................5<br />

2.1 Allgeme<strong>in</strong>es ................................................................................................5<br />

2.2 Erfassung des Ist-Zustandes und Instandsetzung ......................................5<br />

3 Komponenten des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems................................10<br />

3.1 Allgeme<strong>in</strong>es ..............................................................................................10<br />

3.2 Anodensysteme ........................................................................................10<br />

3.3 Überwachungssensoren ...........................................................................12<br />

3.4 Messdatenerfassungssystem....................................................................12<br />

3.5 Datenverwaltungssystem ..........................................................................13<br />

3.6 Gleichspannungskabel..............................................................................14<br />

3.7 Anschlusskästen .......................................................................................14<br />

3.8 Stromquelle...............................................................................................15<br />

4 Installationsverfahren ..........................................................................................15<br />

4.1 Verb<strong>in</strong>dung zur Bewehrung.......................................................................15<br />

4.2 Anodene<strong>in</strong>bau...........................................................................................16<br />

4.3 Verb<strong>in</strong>dung zum Anodensystem ...............................................................16<br />

5 Inbetriebnahme ...................................................................................................17<br />

5.1 Maßnahmen vor der Strome<strong>in</strong>speisung ....................................................17<br />

5.2 Anfängliche Strome<strong>in</strong>speisung und E<strong>in</strong>stellung ........................................17<br />

5.3 Erste Funktionsüberwachung....................................................................17<br />

5.4 Schutzkriterien ..........................................................................................18<br />

5.5 Dokumentation..........................................................................................19<br />

6 Betrieb und Instandhaltung..................................................................................20<br />

7 Lebensdauer des Systems ..................................................................................20<br />

Literaturverzeichnis ...................................................................................................22<br />

Seite 2


<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Korrosion <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong> stellt für die Bauwirtschaft <strong>in</strong> ökonomischer H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong><br />

großes Problem dar und kann im Extremfall die allgeme<strong>in</strong>e Sicherheit gefährden. Die<br />

durch Karbonatisierung und besonders Chlorid<strong>in</strong>duzierung verursachten Korrosionsschäden<br />

können Instandsetzungsmaßnahmen erfordern, die sehr aufwendig und kosten<strong>in</strong>tensiv<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die durch Chloride hervorgerufene Lochfraßkorrosion (Makroelementkorrosion) ist erst<br />

spät erkennbar, da sie sich nicht wie bei der gleichmäßigen Korrosion durch e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

Volumenvergrößerung am Bewehrungsstahl und somit <strong>Beton</strong>abplatzungen<br />

ankündigt. Besonders gefährdet s<strong>in</strong>d <strong>Stahl</strong>betonbauwerke wie Straßen- oder Autobahnbrücken<br />

und Parkhäuser bzw. Tiefgaragen, die w<strong>in</strong>terlichen Streusalze<strong>in</strong>flüssen<br />

ausgesetzt s<strong>in</strong>d. Ebenso betroffen s<strong>in</strong>d Bauwerke <strong>in</strong> maritimen Klimabed<strong>in</strong>gungen oder<br />

Gründungen bzw. Fundamente <strong>in</strong> salzhaltigem Grundwasser.<br />

Bei den sogenannten konventionellen Instandsetzungsmaßnahmen muss chlorid<strong>in</strong>duzierter<br />

<strong>Beton</strong> <strong>in</strong> großer Tiefe abgetragen werden, was e<strong>in</strong>en erheblichen E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> das<br />

Bauwerk darstellt. Diese Instandsetzung ist für den Betreiber mit hohem f<strong>in</strong>anziellen<br />

Aufwand aufgrund der Ausführung als auch Nutzungse<strong>in</strong>schränkung des Bauwerks<br />

verbunden. Bei e<strong>in</strong>er unvollständigen Entfernung des chloridhaltigen <strong>Beton</strong>s kann durch<br />

fortlaufende Korrosion bereits nach e<strong>in</strong>igen Jahren e<strong>in</strong>e erneute Instandsetzungsmaßnahme<br />

erforderlich werden.<br />

Der kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong> (KKSB) ist e<strong>in</strong>e alternative Instandsetzungsmethode,<br />

die <strong>in</strong> Deutschland trotz des vorhandenen Know-hows noch<br />

sehr wenig Anwendung f<strong>in</strong>det. Das 1974 <strong>in</strong> den USA entwickelte Schutzsystem wird<br />

weltweit für e<strong>in</strong>e Vielzahl verschiedenster <strong>Stahl</strong>betonbauwerke <strong>in</strong> den unterschiedlichsten<br />

Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>gesetzt. Dagegen wurden <strong>in</strong> Deutschland Projekte erst<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahren realisiert. Der Vorteil bei e<strong>in</strong>er Instandsetzung mit kathodischem<br />

<strong>Korrosionsschutz</strong> (KKS) gegenüber e<strong>in</strong>er konventionellen Maßnahme liegt <strong>in</strong> der hohen<br />

Lebensdauer des Schutzsystems sowie den kostengünstigeren Ausbesserungsarbeiten<br />

am <strong>Beton</strong>. Das kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong>system verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung<br />

der Lochkorrosion. Daher muss lediglich <strong>Beton</strong> bis zu e<strong>in</strong>er Tiefe entfernt werden, <strong>in</strong><br />

welcher der <strong>Stahl</strong> aufgrund Querschnittsverm<strong>in</strong>derung reprofiliert werden muss.<br />

Dieses Konzept beschreibt die Grundlagen für die Planung, Installation, Inbetriebnahme<br />

und Überwachung e<strong>in</strong>er kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>anlage für <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong>. Der<br />

kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong> ist <strong>in</strong> der DIN EN 12696 geregelt und<br />

auf den Schutz des an der Atmosphäre ausgesetzten <strong>Stahl</strong>s <strong>in</strong> <strong>Beton</strong> begrenzt [1].<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

1 Grundlagen des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es für <strong>Stahl</strong>beton<br />

Normalerweise ist der <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> den <strong>Beton</strong>- und Spannbetonbauten durch die Alkalität<br />

des <strong>Beton</strong>-Porenwassers und die sich daraus ergebende Passivierung über Jahre vor<br />

Korrosion geschützt. Die Passivität der <strong>Stahl</strong>oberfläche ist aber nur <strong>in</strong> pH-Bereichen<br />

möglich, <strong>in</strong> denen sich dichte Oxidfilme bilden können.<br />

Bild 1: Pourbaix-Diagramm für Eisen <strong>in</strong> Wasser<br />

Dies ist bei e<strong>in</strong>em pH-Wert Bereich <strong>von</strong> 9<br />

bis 13 der Fall. Im so genannten Pourbaix-Diagramm<br />

kann man erkennen,<br />

unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen Eisen chemisch<br />

stabil ist und <strong>in</strong> welchen Bereichen<br />

es als Lösung bzw. festes Oxid vorliegt<br />

(Abbildung 1) [2]. Erst durch das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<br />

<strong>von</strong> Chloriden oder durch Karbonatisierung<br />

wird diese Passivschicht, welche<br />

die Eisenauflösung verh<strong>in</strong>dert, <strong>in</strong>stabil<br />

und es werden zusätzliche Schutzmaßnahmen<br />

erforderlich. Bei Anwendung des<br />

kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es würde<br />

man das Potentials des Eisens <strong>in</strong> den<br />

<strong>in</strong>aktiven Bereich verschieben (unterhalb<br />

– 600 mV) und somit der Korrosion entgegenwirken.<br />

Die Entscheidung, korrosionsgefährdete <strong>Stahl</strong>betonkonstruktionen kathodisch zu schützen,<br />

hängt <strong>von</strong> technischen und wirtschaftlichen Erwägungen ab. Bei kle<strong>in</strong>flächigen,<br />

durch Korrosion des Bewehrungsstahles bed<strong>in</strong>gten <strong>Beton</strong>abplatzungen, die auf ungenügende<br />

<strong>Beton</strong>deckung zurückzuführen s<strong>in</strong>d, ist der kathodische Schutz mit Fremdstrom<br />

ke<strong>in</strong> wirtschaftliches Vorhaben. Wesentliche Anwendungsgebiete s<strong>in</strong>d stattdessen<br />

<strong>Stahl</strong>betonbauwerke, bei denen hohe Chloridgehalte auch <strong>in</strong> größeren Tiefen im<br />

<strong>Beton</strong> vorliegen. Im Falle e<strong>in</strong>er Sanierung kann aus technischen Gründen der chloridkontam<strong>in</strong>ierte<br />

Altbeton normalerweise nur bis zur ersten Bewehrungslage entfernt werden.<br />

Ist auch <strong>in</strong> den tieferen Lagen e<strong>in</strong> hoher Chloridgehalt vorzuf<strong>in</strong>den, wird dort die<br />

Korrosion fortschreiten. E<strong>in</strong>e sanierte obere Lage kann sogar e<strong>in</strong>e verstärkte Korrosion<br />

der unteren Lage hervorrufen, da sie e<strong>in</strong>e neue Kathodenfläche darstellt und somit die<br />

Elementwirkung verstärkt.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es beruht darauf, dass die anodische<br />

Teilreaktion der Korrosionsreaktion, nämlich die Eisenauflösung, durch e<strong>in</strong>en entgegengesetzt<br />

gerichteten Gleichstrom unterbunden wird. Dazu wird auf die <strong>Beton</strong>oberfläche<br />

e<strong>in</strong>e dauerhafte Anode (<strong>in</strong> der Regel Mischmetalloxid beschichtetes Titan) aufgebracht<br />

und <strong>von</strong> e<strong>in</strong>em leitfähigen Milieu (meist Spritzbeton) umgeben (Abbildung 2) [3].<br />

Die freigelegte Bewehrung muss an den M<strong>in</strong>uspol und die Anode an den Pluspol e<strong>in</strong>er<br />

Gleichstromquelle angeschlossen werden. Nach E<strong>in</strong>schalten der Stromquelle erzw<strong>in</strong>gt<br />

diese e<strong>in</strong>en Stromfluss durch den <strong>Stahl</strong>, der dem Stromfluss der anodischen Metallauf-<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

lösung entgegengesetzt ist und somit das weitere Korrodieren unterdrückt. Gebildete<br />

Korrosionsprodukte können jedoch nicht wieder <strong>in</strong> Eisen zurückverwandelt werden.<br />

Bild 2: Pr<strong>in</strong>zip des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es für <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

Der kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong> ist generell auf zwei Arten möglich. Im soeben beschriebenen<br />

Verfahren wendet man den Schutz mit <strong>in</strong>erten Anoden und e<strong>in</strong>er Fremdstromanlage<br />

an. Die zweite Möglichkeit beruht darauf, die Anode direkt mit der Bewehrung<br />

zu verb<strong>in</strong>den und so mit dem Pr<strong>in</strong>zip der Kontaktkorrosion zu verfahren, d.h. mit<br />

e<strong>in</strong>em unedleren Metall wird die Korrosion verstärkt aufgenommen und so das edlere<br />

Metall geschützt. Da sich die Anode bei dieser Anwendung auflöst spricht man auch<br />

<strong>von</strong> Opferanoden.<br />

2 Anwendbarkeit des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems<br />

2.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Bei e<strong>in</strong>er Instandsetzung müssen Entwurf, E<strong>in</strong>bau, Stromversorgung, Inbetriebnahme,<br />

Langzeitbetrieb und Dokumentation aller Teile des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems<br />

<strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit e<strong>in</strong>em Qualitätsplan ausgeführt werden [1]. Die Arbeiten<br />

s<strong>in</strong>d unter der Aufsicht <strong>von</strong> qualifiziertem Personal mit Fachkenntnissen auf den Gebieten<br />

der Elektrochemie, <strong>Beton</strong>technologie, Hoch- und Tiefbau sowie des kathodischen<br />

<strong>Korrosionsschutz</strong>es durchzuführen.<br />

2.2 Erfassung des Ist-Zustandes und Instandsetzung<br />

Wird der kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong> als Instandsetzungsmaßnahme für e<strong>in</strong> Bauwerk<br />

vorgesehen, muss die Anwendbarkeit des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es bestätigt<br />

werden. Dazu wird der Ist-Zustand des Bauwerks, unter Berücksichtigung der folgenden<br />

Untersuchungen, erfasst [1]:<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

• Berücksichtigung vorhandene Bauwerksaufzeichnungen<br />

• Visuelle Begutachtung des Schutzobjektes<br />

• Bestimmung des Chloridgehalts und der Karbonatisierungstiefe des <strong>Beton</strong>s<br />

• Messung der <strong>Beton</strong>überdeckung<br />

• Überprüfung der elektrischen Kont<strong>in</strong>uität der Bewehrung<br />

• Messung des <strong>Stahl</strong>/<strong>Beton</strong>-Potentials und des elektrischen Widerstandes des <strong>Beton</strong>s<br />

• Erfassung notwendiger Reparaturarbeiten<br />

Mit der Berücksichtigung <strong>von</strong> Zeichnungen oder Berichten des Schutzobjektes werden<br />

die Bestandteile bzw. Qualität des <strong>Beton</strong>s sowie die Lage und damit die metallenleitende<br />

Durchverb<strong>in</strong>dung der Bewehrung festgestellt. E<strong>in</strong>e visuelle Begutachtung des<br />

Bauwerks ist unerlässlich, um das Ausmaß an Mängeln, Bereiche möglicher vergangener<br />

Instandsetzungsarbeiten, unzureichende <strong>Beton</strong>überdeckung durch Abplatzungen,<br />

Risse, Kiesnester und jegliche Merkmale des Bauwerks, die sich auf die Wirksamkeit<br />

des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es auswirken können, zu erkennen.<br />

Die Bestimmung des Chloridgehalts kann mit der Bohrmehlmethode erfolgen. Bei<br />

diesem Verfahren wird mit dem Schlagbohrhammer <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> 10 mm Schichtenfolge<br />

Bohrmehl aus den kritischen Bereichen des Schutzobjekts entnommen und im<br />

Labor der Chloridgehalt festgestellt. Mit dieser Methode kann der schichtenweise Chloridgehalt<br />

und somit der abzutragende chloridverseuchte Bereich des <strong>Beton</strong>s ermittelt<br />

werden.<br />

Die Karbonatisierungstiefe des <strong>Stahl</strong>betonbauteils kann mit dem Phenolphtale<strong>in</strong>test<br />

bestimmt werden. Bei dem Test wird e<strong>in</strong>e Bruchfläche <strong>in</strong> gewünschter Tiefe hergestellt<br />

und der frisch gebrochene <strong>Beton</strong> mit der Indikatorlösung besprüht. Der nicht karbonatisierte<br />

Bereich verfärbt sich rotviolett, während der karbonatisierte Bereich farblos bleibt.<br />

Die <strong>Beton</strong>überdeckung sowie die Stärke und Lage der Bewehrung müssen gemessen<br />

werden, um zu prüfen, ob der Anoden-/Kathodenabstand für das betrachtete Anodensystem<br />

ausreichend ist und dichte Bereiche der Bewehrung, die e<strong>in</strong>e hohe Stromdichte<br />

erfordern, zu erkennen [1]. Die Ermittlung der <strong>Beton</strong>überdeckung sollte mit e<strong>in</strong>er<br />

zerstörungsfreien Methode, z. B. durch magnetische Induktion, erfolgen. Mit e<strong>in</strong>em Bewehrungs-Prüfgerät<br />

werden Bewehrungsstähle bis zu 200 mm Tiefe aufgesucht und<br />

somit die Überdeckung gemessen. Mit der Methode können schnell großflächige Bereiche<br />

abgesucht und sogar der <strong>Stahl</strong>durchmesser ermittelt werden.<br />

Der kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong> des Bewehrungsstahls setzt e<strong>in</strong>e metallenleitende<br />

Durchverb<strong>in</strong>dung der Bewehrung voraus [1,4]. Im Allgeme<strong>in</strong>en ist der Kontakt zwischen<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Bewehrungslagen durch Verrödelungen oder Schub-, Rand- und<br />

Bewehrungen zur Rissbreitenbeschränkung gegeben, jedoch muss die Durchverb<strong>in</strong>dung<br />

durch Messung des Widerstandes oder des Gleichstrompotentialunterschieds der<br />

ause<strong>in</strong>anderliegenden Bewehrungsstähle nachgewiesen werden. Dazu wird die Bewehrung<br />

freigelegt und die Messkontaktstellen vollständig entrostet. Stabile Messwerte und<br />

e<strong>in</strong> Widerstand weniger als 1 Ω bzw. e<strong>in</strong> Potentialunterschied weniger als 1 mV deuten<br />

auf e<strong>in</strong>e leitende Durchverb<strong>in</strong>dung h<strong>in</strong> [1].<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

E<strong>in</strong>e weitere Untersuchung zur Aufnahme des Ist-Zustandes und zur Erkennung der<br />

Bewehrungskorrosion ist die Messung des <strong>Stahl</strong>-<strong>Beton</strong>-Potentials bzw. Ruhepotentials.<br />

Nach bisherigen Erfahrungen s<strong>in</strong>d die anodischen und kathodischen Bereiche der<br />

Bewehrung baupraktisch immer so weit örtlich getrennt, dass über ihnen verschiedene<br />

elektrische Potentialdifferenzen zwischen e<strong>in</strong>er Bezugselektrode auf der <strong>Beton</strong>oberfläche<br />

und der Bewehrung gemessen werden können (Abbildung 3) [2].<br />

Dazu wird die beschädigte als auch<br />

offensichtlich unbeschädigte Oberfläche<br />

des Bauwerks <strong>in</strong> Rastern (z. B.<br />

500 mm x 500 mm Abstand) mit e<strong>in</strong>er<br />

tragbaren Referenzelektrode untersucht.<br />

Die Potentiale können mit e<strong>in</strong>em<br />

hochohmigen Millivoltmeter erfasst<br />

werden, das zum e<strong>in</strong>en mit der<br />

Messelektrode und zum anderen mit<br />

der Bewehrung verbunden werden<br />

muss. Ist die elektrische Kont<strong>in</strong>uität<br />

der Bewehrung gegeben, so ist die<br />

Freilegung an e<strong>in</strong>igen wenigen Stellen<br />

für den Anschluss ausreichend.<br />

Bild 3: Pr<strong>in</strong>zip der Ruhepotentialmessung<br />

Abbildung 4 zeigt die anodischen und kathodischen Bereiche e<strong>in</strong>er Potentialmessung<br />

mit e<strong>in</strong>em Raster <strong>von</strong> 50 cm x 200 cm [5].<br />

Bild 4: 2-Dimensionale grafische Auswertung e<strong>in</strong>er <strong>Stahl</strong>-<strong>Beton</strong>-Potentialmessung<br />

Hohe Potentialgradienten und kritische Potentialwerte geben Aufschluss über die Korrosionswahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

zum Zeitpunkt der Messung. Jedoch muss beachtet werden,<br />

dass die Potentiale stark <strong>von</strong> Feuchtigkeit, Temperatur, Zementart und <strong>Beton</strong>überdeckung<br />

abhängig s<strong>in</strong>d. Nur im Zusammenhang mit den vorhergegangenen Messungen<br />

(Chloridanalyse, Karbonatisierungstiefe und <strong>Beton</strong>überdeckung) lassen sich Korrosionsvorgänge<br />

pro Bauteil und Tag genau <strong>in</strong>terpretieren. In Abbildung 5 ist das Pr<strong>in</strong>zip<br />

der Potentiall<strong>in</strong>ienausbreitung bei Lochkorrosion dargestellt [5]. Je größer die <strong>Beton</strong>überdeckung,<br />

desto positivere Potentiale werden an der <strong>Beton</strong>oberfläche gemessen.<br />

Seite 7


<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

Geeignete Bezugselektroden zur Potentialmessung s<strong>in</strong>d:<br />

• Ag/AgCl (Silber/Silberchlorid)-Elektrode (EH = + 197 mV)<br />

• Cu/CuSO4 (Kupfer/Kupfersulfat)-Elektrode (EH = + 316 mV)<br />

• SCE (gesättigte Kalomelelektrode) (EH = + 241 mV)<br />

Bild 5: Potentiall<strong>in</strong>ienausbreitung (unten), E<strong>in</strong>fluss<br />

der Überdeckung auf das Potential (oben)<br />

Die Cu/CuSO4-Elektrode wird laut DIN EN<br />

12696 nicht empfohlen, da e<strong>in</strong> Fehlerrisiko<br />

bei auslaufendem Kupfersulfat besteht. Es<br />

muss außerdem beachtet werden, dass die<br />

Elektrode an der Messseite mit e<strong>in</strong>em austauschbaren<br />

feuchten Schwamm ausgerüstet<br />

wird, um e<strong>in</strong>en besseren Messkontakt zwischen<br />

<strong>Beton</strong>fläche und Elektrode sicherzustellen.<br />

Messungen <strong>in</strong> abgeplatzten und bereits <strong>in</strong>standgesetzten<br />

<strong>Beton</strong>bereichen s<strong>in</strong>d mit<br />

Vorsicht zu betrachten, da durch Hohlräume<br />

oder unterschiedliche <strong>Beton</strong>qualität die<br />

Messergebnisse bee<strong>in</strong>trächtigt werden können.<br />

Gegebenfalls muss hier e<strong>in</strong> <strong>Beton</strong>abtrag<br />

bis auf das Grundmaterial vorgenommen<br />

werden, bevor mit der Potentialmessung begonnen<br />

werden kann.<br />

Da Potentialmessungen an größeren Flächen mit e<strong>in</strong>er Messelektrode sehr unwirtschaftlich<br />

wären, sollte man e<strong>in</strong>e Apparatur verwenden, die mit mehreren Referenzelektroden<br />

ausgestattet ist und so gleichzeitig e<strong>in</strong>e große Fläche erfassen kann. E<strong>in</strong>e<br />

weiter Möglichkeit s<strong>in</strong>d sogenannte Radelektroden, mit denen im Schritttempo über die<br />

Oberfläche gegangen wird und ebenso schnell größere Bereiche gemessen werden<br />

können. Die <strong>in</strong> der Vergangenheit gerne angewendete Methode der Inaugensche<strong>in</strong>nahme<br />

und des Abklopfens der vermutlich geschädigten Bereiche mit dem Hammer ist<br />

nicht aussagekräftig genug und sollte nicht verwendet werden. Bei diesen e<strong>in</strong>fachen<br />

Verfahren werden Bereiche mit beg<strong>in</strong>nender Korrosion mit hoher Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

übersehen.<br />

Für den Entwurf des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es muss außerdem noch der elektrische<br />

Widerstand des <strong>Beton</strong>s berücksichtigt werden. Er ist für die Dimensionierung<br />

des Schutzstromes der e<strong>in</strong>zelnen Schutzbereiche notwendig, kann aber auch Aussage<br />

über <strong>Beton</strong>feuchte und Chloridgehalt geben. Werte < 5 kΩ m können auf erhöhten<br />

Chloridgehalt h<strong>in</strong>weisen, bei Werten > 20 kΩ m ist nicht mit Feuchtigkeit bzw. Chloriden<br />

zu rechnen [4]. Der Widerstand kann nach dem Wenner-Verfahren mit 4 Elektroden <strong>in</strong><br />

unterschiedlichen Tiefen (je nach Elektrodenabstand) bestimmt werden. Auch dieses<br />

Messverfahren wird <strong>von</strong> Temperatur, Feuchtigkeit und Hohlräumen im <strong>Beton</strong> bee<strong>in</strong>flusst<br />

und muss daher mit zusätzlichen Untersuchungen ausgewertet werden.<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

Der E<strong>in</strong>bau des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es <strong>in</strong> vorhandene Bauwerke kann mit<br />

Reparaturarbeiten verbunden se<strong>in</strong>, die notwendig s<strong>in</strong>d, um e<strong>in</strong>en ungeh<strong>in</strong>derten Fluss<br />

des kathodischen Schutzstroms <strong>von</strong> der Anode zur Bewehrung zu gewährleisten. <strong>Beton</strong>,<br />

der für Kabelverb<strong>in</strong>dungen oder Überwachungselektroden entfernt wurde, muss<br />

wieder nach Übere<strong>in</strong>stimmung mit den zuständigen Regelwerken hergestellt werden.<br />

Spätestens hier muss klar se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Instandsetzungsmaßnahme e<strong>in</strong>es <strong>Stahl</strong>betonbauwerks<br />

mit Errichtung e<strong>in</strong>er kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>anlage nur funktioniert,<br />

wenn e<strong>in</strong>e gezielte Teamarbeit aus dem Fachgebiet des <strong>Korrosionsschutz</strong>es und der<br />

<strong>Beton</strong><strong>in</strong>standsetzung gegeben ist [6].<br />

Wurde bei vorhergegangenen Reparaturmaßnahmen e<strong>in</strong>es Schutzobjektes Material<br />

verwendet, dessen Widerstand oberhalb 50 % bis 200 % des elektrischen Widerstandes<br />

des Ausgangsbetons liegt, so muss dieses entfernt werden [1]. Alle Metallteile, die<br />

an der Oberfläche sichtbar s<strong>in</strong>d und mit der Bewehrung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen könnten,<br />

müssen aufgrund der Kurzschlussgefahr zwischen Anode und Bewehrung zurückgeschnitten<br />

werden. Jedes metallische Objekt, das vom Kathodenkreis isoliert ist, kann<br />

korrodieren und muss elektrisch leitfähig mit der Bewehrung verbunden oder entfernt<br />

werden [1].<br />

Wird für Messungen oder Reprofilierungsarbeiten die Bewehrung freigelegt, so muss<br />

diese <strong>von</strong> Korrosionsprodukten gere<strong>in</strong>igt werden. Es dürfen ke<strong>in</strong>e Grundierschichten<br />

oder andere Beschichtungen auf die <strong>Stahl</strong>oberfläche aufgetragen werden. Bei der Wiederherstellung<br />

<strong>von</strong> <strong>Beton</strong>oberflächen muss Reparaturmörtel verwendet werden, der<br />

e<strong>in</strong>en ähnlichen elektrischen Widerstand wie der Orig<strong>in</strong>albeton aufweist und gleiche<br />

mechanische Eigenschaften besitzt. Der Widerstand muss <strong>in</strong>nerhalb 50 % bis 200 %<br />

des elektrischen Widerstandes des Ausgangsbetons liegen und Anodenüberdeckungen<br />

dürfen 200 % des elektrischen Widerstandes des Orig<strong>in</strong>albetons bis zu e<strong>in</strong>em Maximum<br />

<strong>von</strong> 100 kΩ cm <strong>in</strong> den Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen überschreiten, solange die Anode <strong>in</strong><br />

der Überdeckung dieses Widerstandes den benötigten Schutzstrom bei entsprechendem<br />

Potential liefern kann [1]. Die Verbundfestigkeit zwischen vorhandenem <strong>Beton</strong> und<br />

Überdeckung muss größer se<strong>in</strong> als 1,5 N/mm 2 .<br />

Alle <strong>Beton</strong><strong>in</strong>standsetzungs- und Reparaturarbeiten müssen <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit<br />

ENV 1504 (Produkte und Systeme für den Schutz und die Instandsetzung <strong>von</strong> <strong>Beton</strong>tragwerken)<br />

ausgeführt werden.<br />

Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung der Anwendbarkeit und Bestätigung des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es<br />

als Reparaturmaßnahme werden die vorläufige Ortswahl und Größe der<br />

Anodenbereiche (Schutzzonen) basierend auf Faktoren festgelegt, die sich aus den<br />

Untersuchungen des Ist-Zustandes ergeben. Weitere Faktoren s<strong>in</strong>d dabei der benötigte<br />

Schutzstrom, die Lebensanforderungen, Betriebsbed<strong>in</strong>gungen, Gewicht und E<strong>in</strong>baufolge<br />

der Anoden. Ebenso werden die Kabelverläufe zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Komponenten<br />

sowie e<strong>in</strong> möglicher Standort für den Gleichstromtransformator gewählt.<br />

Wird das kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong>system als prophylaktische Maßnahme für e<strong>in</strong><br />

neues Bauwerk vorgesehen, so s<strong>in</strong>d für den Entwurf und während des Bauablaufs folgende<br />

Punkte zu beachten [1]:<br />

• Überwachung des Bewehrungsverlaufs <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf elektrische Kont<strong>in</strong>uität mit<br />

den vorher beschriebenen Messverfahren<br />

Seite 9


<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

• Schutz und Sicherung der Bestandteile des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems<br />

während des <strong>Beton</strong>ier- und Verdichtungsvorganges<br />

• Verh<strong>in</strong>derung unerwünschter Bee<strong>in</strong>flussungen durch fremde metallische Bestandteile<br />

des Bauwerkes<br />

• sorgfältige Ausführung und Überwachung der Abstandhalter bzw. Befestigungen<br />

der e<strong>in</strong>betonierten Anoden zur Vermeidung <strong>von</strong> Kurzschlüssen<br />

• Widerstandsüberwachung zwischen Anode und Bewehrung<br />

• Koord<strong>in</strong>ierte Zusammenarbeit der e<strong>in</strong>zelnen Fachbereiche<br />

3 Komponenten des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems<br />

3.1 Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Laut DIN EN 12696 muss das kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong>system e<strong>in</strong> Anodensystem<br />

enthalten, damit der kathodische Schutzstrom zu den jeweiligen Oberflächen oder zu<br />

Teilen des <strong>Beton</strong>s gelangt und die Umwandlung <strong>von</strong> elektronischem zu ionischem<br />

Strom an der Anoden-<strong>Beton</strong>kontaktoberfläche sowie se<strong>in</strong>e Verteilung zur Oberfläche<br />

des im <strong>Beton</strong> e<strong>in</strong>gebetteten <strong>Stahl</strong>s ermöglicht wird. Das Anodensystem ist die wichtigste<br />

Komponente des kathodischen Schutzsystems und muss <strong>in</strong>nerhalb der projektierten<br />

Lebensdauer die benötigte Schutzstromdichte zur Verfügung stellen können,<br />

ohne dass es zu e<strong>in</strong>er Bee<strong>in</strong>trächtigung des Verbundes zwischen Anode und <strong>Beton</strong><br />

bzw. zu e<strong>in</strong>er Beschädigung der Anode kommt [1,7].<br />

Weitere Komponenten des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems s<strong>in</strong>d positive und<br />

negative Anschlüsse der Anoden bzw. Bewehrung, um diese an e<strong>in</strong>er Gleichstromquelle<br />

anschließen zu können. H<strong>in</strong>zu kommen weitere Elektroden bzw. Sensoren, die<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Element des Überwachungssystems darstellen und für die E<strong>in</strong>stellung des<br />

Schutzstromes notwendig s<strong>in</strong>d. Zuletzt müssen die Daten der Elektroden durch entsprechende<br />

Messgeräte erfasst und ausgewertet werden können. Diese Messausrüstung<br />

kann sowohl e<strong>in</strong> tragbares oder ständig angeschlossenes bzw. fest <strong>in</strong>stalliertes<br />

Gerät se<strong>in</strong>.<br />

3.2 Anodensysteme<br />

In der DIN EN 12696 werden vor allem Anodensysteme aufgeführt, die seit m<strong>in</strong>destens<br />

5 Jahren <strong>in</strong> Betrieb s<strong>in</strong>d und über die umfassende erfolgreiche Aufzeichnungen bestehen.<br />

Die Benutzung neuer Materialien wird nicht ausgeschlossen, es wird jedoch vorgeschlagen,<br />

diese ausreichend durch Labortest vor der Installation außerhalb <strong>von</strong> Test-<br />

E<strong>in</strong>sätzen zu studieren. Folgende bisherige getestete Anodensysteme werden <strong>in</strong> der<br />

oben genannten Norm beschrieben:<br />

• Leitfähige organische Beschichtungen<br />

• Leitfähige metallische Beschichtungen<br />

Seite 10


<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

• Aktivierte Titananodensysteme<br />

Weitere Anodensysteme, auf die aber im folgendem Abschnitt nicht näher e<strong>in</strong>gegangen<br />

wird, s<strong>in</strong>d [1]:<br />

• Leitfähige Überzüge<br />

• Leitfähige Polymere<br />

• Leitfähige Keramiken<br />

• Leitfähige zementartige Materialien<br />

Organische Beschichtungen basieren auf Lösungsmittel mit Kohlenstoff als elektrischer<br />

Leiter. In die Beschichtung werden Zuleitungen (sog. Primäranoden) e<strong>in</strong>gelagert, um<br />

den Strom <strong>in</strong>nerhalb der Beschichtung zu verteilen. Materialien für die Zuleitungen s<strong>in</strong>d<br />

z. B. plat<strong>in</strong>iertes Titan oder Mischmetalloxid beschichtetes Titan und s<strong>in</strong>d widerstandsfähig<br />

gegen anodische Reaktionen. Die Beschichtung wird mit e<strong>in</strong>er Filmdicke <strong>von</strong><br />

0,25 mm bis 0,50 mm mittels Bürste, Rolle oder durch Spritzen aufgetragen [1]. Das<br />

Anodensystem kann mit e<strong>in</strong>er Stromdichte bis 20 mA/m 2 betrieben werden und erreicht<br />

dabei e<strong>in</strong>e Lebensdauer <strong>von</strong> 5 bis 15 Jahren. Des weiteren s<strong>in</strong>d organische Anoden<br />

empf<strong>in</strong>dlich gegen Umwelte<strong>in</strong>flüsse und können andauernder Nässe sowie maritimen<br />

Klima nicht standhalten.<br />

Bei Anodensystemen aus metallischen Beschichtungen wird Z<strong>in</strong>k durch Bogen- oder<br />

Flammsprühen mit e<strong>in</strong>er Dicke <strong>von</strong> 0,15 mm bis 0,20 mm aufgebracht. Mit Beschichtungen<br />

aus Z<strong>in</strong>k-Legierungen und nachträglich aktiviertem Titan liegen ke<strong>in</strong>e Langzeiterfahrungen<br />

vor, deshalb muss die Wirksamkeit dieser bei Verwendung erst durch Versuche<br />

überprüft werden. Die mögliche Stromdichte <strong>von</strong> thermisch aufgesprühtem Z<strong>in</strong>k<br />

beträgt wie bei der organischen Beschichtung etwas 20 mA/m 2 . Die Lebensdauer dieses<br />

Anodentyps liegt mit maximal 6 Jahren etwas ger<strong>in</strong>ger als bei organischen Beschichtungen<br />

[1]. Jedoch kann sie bei <strong>Stahl</strong>betonbauwerken e<strong>in</strong>gesetzt werden, die der<br />

Witterung und sogar maritimen Bed<strong>in</strong>gungen ausgesetzt s<strong>in</strong>d. Außerdem wurden Z<strong>in</strong>k-<br />

Beschichtungen bereits erfolgreich als Opferanode e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die am häufigsten verwendeten Anodensysteme s<strong>in</strong>d jedoch Mischmetalloxid beschichtete<br />

Titananoden (MMO). Diese Anoden s<strong>in</strong>d erst seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> Form <strong>von</strong><br />

flexiblen Titannetzen, Bändern und Matten erhältlich. Titan ist elektrochemisch passiv<br />

und muss deshalb mit e<strong>in</strong>er Beschichtung versehen werden, damit der Stromfluss <strong>von</strong><br />

Metall <strong>in</strong> den <strong>Beton</strong> ermöglicht wird. Das Titangrundgerüst wird dafür durch Sandstrahlen<br />

bzw. Beizen gere<strong>in</strong>igt und für die Beschichtung vorbereitet. Die fertige Beschichtung,<br />

die durch Tauchen oder Spritzen aus e<strong>in</strong>er edelmetallhaltigen Lösung aufgebracht<br />

und anschließend bei 300 bis 600°C e<strong>in</strong>gebrannt wird, enthält Oxide der Plat<strong>in</strong>metalle<br />

und Oxide <strong>von</strong> Metallen wie Z<strong>in</strong>n, Titan, Zirkon und Tantal. MMO Anoden garantieren<br />

e<strong>in</strong>en gleichmäßigen Strome<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den <strong>Beton</strong> bei e<strong>in</strong>er Lebensdauer <strong>von</strong> 50 Jahren<br />

und mehr. Sie s<strong>in</strong>d flexibel und <strong>in</strong> allen Größen erhältlich. Dadurch s<strong>in</strong>d sie besonders<br />

für den E<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> <strong>Stahl</strong>betonbauwerke geeignet.<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

3.3 Überwachungssensoren<br />

Um die Wirksamkeit des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems anhand <strong>von</strong> Schutzpotentialen<br />

überprüfen und die elektronischen Schutzstromgeräte regeln zu können,<br />

müssen Bezugselektroden <strong>in</strong> die Schutzbereiche e<strong>in</strong>gebaut werden. Geeignete Bezugselektroden<br />

zur dauerhaften E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> <strong>Beton</strong> s<strong>in</strong>d MnO2 (Mangandioxid)-<br />

Elektroden und Ag/AgCl (Silber/Silberchlorid)-Elektroden.<br />

Die MnO2-Elektrode wurde speziell für den E<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> <strong>Beton</strong> konzipiert. Das Potential<br />

der Elektrode ist nahezu unabhängig <strong>von</strong> Veränderungen der chemischen Eigenschaften<br />

des <strong>Beton</strong>s und kann daher sowohl <strong>in</strong> nassem als auch trockenem <strong>Beton</strong> verwendet<br />

werden, unabhängig da<strong>von</strong>, ob Karbonatisierung oder Chlorid<strong>in</strong>duzierung vorliegt [7].<br />

Bild 6 zeigt die schematische Darstellung sowie die Abmessungen e<strong>in</strong>er MnO2-<br />

Bezugselektrode [8].<br />

Bild 6: Darstellung e<strong>in</strong>er MnO2-Βezugselektrode<br />

Der Elektrolyt im Inneren besteht aus<br />

e<strong>in</strong>em alkalischem Gel, dessen pH-Wert<br />

dem des <strong>Beton</strong>porenwassers entspricht.<br />

Dadurch werden Potentialverfälschungen<br />

durch Ionendiffusion durch den porösen<br />

Verschluss verh<strong>in</strong>dert.<br />

Die Bezugselektroden werden mit e<strong>in</strong>em Abstandhalter direkt an der Bewehrung befestigt<br />

(Abbildung 7) [7]. Sie sollten e<strong>in</strong>en möglichst ger<strong>in</strong>gen Innenwiderstand besitzen<br />

und weitestgehend unpolarisierbar se<strong>in</strong>.<br />

Durch e<strong>in</strong> stabiles Potential an der Referenzelektrode<br />

wird das <strong>Stahl</strong>-<strong>Beton</strong>-<br />

Potential messbar und für den Nachweis<br />

der Wirksamkeit des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems<br />

verwendet. Das<br />

wichtigste Kriterium für e<strong>in</strong>en ausreichenden<br />

kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong><br />

ist jedoch das “100 mV-Kriterium“, das<br />

nach der Durchführung e<strong>in</strong>er Depolarisationsmessung<br />

angewendet werden kann.<br />

Bild 7: E<strong>in</strong>gebaute MnO2-Bezugselektrode<br />

Es können auch die <strong>in</strong> Kapitel 2.2 beschriebenen tragbaren Elektroden für die Potentialmessungen<br />

verwendet werden. Jedoch können diese ke<strong>in</strong>e reproduzierbaren Ergebnisse<br />

wie örtlich fixierte bzw. fest e<strong>in</strong>gebaute Bezugselektroden liefern.<br />

3.4 Messdatenerfassungssystem<br />

Für die Abfrage der Überwachungssensoren müssen laut DIN EN 12696 digitale Messgeräte<br />

verwendet werden. Spannungsmessgeräte für Bezugselektroden und der<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

Gleichspannungsquelle müssen e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destauflösung <strong>von</strong> 1 mV mit e<strong>in</strong>er Genauigkeit<br />

<strong>von</strong> ± 1 mV und e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>gangswiderstand <strong>von</strong> m<strong>in</strong>destens 10 MΩ besitzen [1]. Der<br />

Stromfluss zwischen den Messelektroden und der Bewehrung muss durch e<strong>in</strong> Nullwiderstandsamperemeter<br />

mit e<strong>in</strong>er Genauigkeit <strong>von</strong> 1 % bestimmt werden können.<br />

Für die Aufzeichnung der Messdaten werden Geräte mit e<strong>in</strong>em Mehrkanale<strong>in</strong>gang oder<br />

Kanalwählschalter verwendet, die folgende Anforderungen erfüllen müssen [1]:<br />

• Arbeiten mit e<strong>in</strong>er Echtzeituhr, die an allen Messsystemen angeschlossen ist<br />

• M<strong>in</strong>deste<strong>in</strong>gangswiderstand <strong>von</strong> 10 MΩ<br />

• M<strong>in</strong>destauflösung <strong>von</strong> 1 mV bei e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>destmessbereich <strong>von</strong> 2 V<br />

• Ausgänge zur Kontrolle bzw. Synchronisation mit der Gleichspannungsquelle für<br />

e<strong>in</strong>e korrekte Messung der Ausschaltpotentiale<br />

• Genauigkeit und Messhäufigkeit muss für <strong>Stahl</strong>-Potential-Aufzeichnungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>von</strong> 100 ms bis 500 ms mit e<strong>in</strong>er Genauigkeit <strong>von</strong> m<strong>in</strong>destens ± 5 mV ausreichen<br />

Bei der Verwendung <strong>von</strong> tragbaren Aufzeichnungsgeräten muss darauf geachtet werden,<br />

dass diese für den Baustellene<strong>in</strong>satz geeignet und durch entsprechende Verb<strong>in</strong>dungen<br />

kompatibel mit den anzuschließenden Messkästen bzw. Gleichrichtern s<strong>in</strong>d.<br />

Dauerhaft <strong>in</strong>stallierte Aufzeichnungsgeräte müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gehäuse vorgesehen werden,<br />

das Schutz vor Umwelte<strong>in</strong>flüssen bietet und mechanischen E<strong>in</strong>wirkungen standhält.<br />

Das System kann durch e<strong>in</strong> Netzwerk oder über e<strong>in</strong> Modem betrieben werden. Der<br />

Betriebsstrom kann entweder durch das Wechselstromnetz oder das Netzwerkkabel<br />

erbracht werden.<br />

3.5 Datenverwaltungssystem<br />

Das Datenverwaltungssystem muss die Leistungsdaten des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems<br />

verarbeiten und m<strong>in</strong>destens folgende Daten erfassen können [1]:<br />

• Dimension der Anodenbereiche<br />

• Bezugselektrodentyp und E<strong>in</strong>bauort<br />

• E<strong>in</strong>stellung des Gleichrichters<br />

• Messwerte vorbetrieblicher Aufzeichnungen<br />

• Daten der Inbetriebnahme<br />

• Messwerte seit Inbetriebnahme<br />

• Ausgabedaten der Gleichspannungsquelle seit Inbetriebnahme<br />

• Prüfdaten- und Änderungsberichte<br />

Um die gesammelten Informationen <strong>in</strong> tabellarischer und grafischer Form darstellen zu<br />

können, sollte e<strong>in</strong> computergestütztes Datenverwaltungssystem verwendet werden.<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

3.6 Gleichspannungskabel<br />

Als Verb<strong>in</strong>dungsmittel zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Komponenten des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems<br />

werden sowohl e<strong>in</strong>adrige als auch mehradrige Kabel verwendet.<br />

E<strong>in</strong>adrige Kabel müssen mit folgenden Farben codiert se<strong>in</strong> und m<strong>in</strong>imalen Adergrößen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden [1]:<br />

• Positiver Pol des Gleichrichters zur Anodenkabelverb<strong>in</strong>dung:<br />

Farbe: rot Aderquerschnitt: 2,5 mm 2<br />

• Negativer Pol des Gleichrichters zur Bewehrungskabelverb<strong>in</strong>dung:<br />

Farbe: schwarz Aderquerschnitt: 2,5 mm 2<br />

• Bewehrungsverb<strong>in</strong>dung zur Überwachung (Überwachungskabel):<br />

Farbe: grau Aderquerschnitt: 2,5 mm 2<br />

• Bezugselektrodenkabel:<br />

Farbe: blau Aderquerschnitt: 2,5 mm 2<br />

• Andere Sensorenkabel:<br />

Farbe: gelb Aderquerschnitt: 2,5 mm 2<br />

Mehradrige Kabel müssen farb- oder nummerncodiert se<strong>in</strong> und aufgrund mechanischer<br />

Gründe folgende m<strong>in</strong>imalen Adergrößen besitzen [1]:<br />

• Positiver und negativer Anschluss der Gleichspannungsquelle:<br />

Aderquerschnitt: 1,0 mm 2<br />

• Überwachungskabel:<br />

Aderquerschnitt: 0,5 mm 2<br />

• Datennetzwerk:<br />

Aderquerschnitt: entsprechend Netzwerknorm<br />

Alle Kabel, die <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Anodenmaterial e<strong>in</strong>gebaut werden, müssen unter<br />

sauren Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen (pH = 2) langzeitstabil se<strong>in</strong>. Die Kabel, die im <strong>Beton</strong><br />

unter alkalischen Bed<strong>in</strong>gungen (pH = 13) verbaut werden, müssen ebenso <strong>in</strong> dieser<br />

Umgebung die erforderliche Lebensdauer erreichen. Bei hohem Schadensrisiko können<br />

Kabel auch e<strong>in</strong>betoniert oder stahldrahtverstärkt werden.<br />

3.7 Anschlusskästen<br />

Alle Anschlusskästen, Neben- und Hauptverteiler müssen <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit IEC<br />

60529 Standard (Schutzklassene<strong>in</strong>teilung) stehen. Sie sollten aus nichtmetallischem<br />

Material hergestellt se<strong>in</strong> und müssen Schutz vor Umwelt- und mechanischen E<strong>in</strong>flüssen<br />

bieten.<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

3.8 Stromquelle<br />

Bei vorhandener Wechselstromquelle muss für die Gleichstromversorgung e<strong>in</strong> Gleichstromtransformator<br />

verwendet werden [1]. Laut DIN EN 12696 muss dieser folgende<br />

Anforderungen erfüllen:<br />

• Stufenlose E<strong>in</strong>stellbarkeit<br />

• Abschalten des Wechselstromes mit e<strong>in</strong>er doppelpoligen, geerdeten Trennsicherung<br />

bzw. e<strong>in</strong>em Überlastschalter und e<strong>in</strong>em Reststromgerät<br />

• Austritt des Gleichstromtransformators maximal 50 V und Restwelligkeit maximal<br />

100 mV mit e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>imalfrequenz <strong>von</strong> 100 Hz<br />

• Schutz des Gleichrichters auf der Wechselstromseite durch Schmelzsicherungen<br />

• Schutz durch Varistoren an der Gleichstromseite<br />

• Ausrichtung für Dauerbetrieb unter Berücksichtigung der erforderlichen Austrittsleistungen<br />

bei m<strong>in</strong>destens 600 V Spitzenumkehrspannung<br />

• In für Personen und Tieren zugänglichen Bereichen des Schutzsystems darf die<br />

maximale Austrittsspannung 24 V betragen<br />

• Steuerbarer Austritt, um stufenlos e<strong>in</strong>e konstante Spannung und e<strong>in</strong>en konstanten<br />

Stromfluss zu gewährleisten<br />

• Gleichstromrelaissystem muss Ausschaltmessungen ermöglichen<br />

• Beschriftung der Sicherungen mit der Bezeichnung des zugehörigen Stromkreises<br />

und der eigenen Merkmale<br />

• Isolierung der Austrittsanschlüsse <strong>von</strong> sämtlichen Metallteilen im Gehäuse<br />

• Klare Kennzeichnung der Ausgänge („+ Anode“, „- Bewehrung“)<br />

Um die Funktionstüchtigkeit des Gerätes nachzuweisen, müssen Prüfungen beim Hersteller<br />

durchgeführt werden. Die Prüfungen s<strong>in</strong>d unter realistischen bauwerksähnlichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen durchzuführen und die Ergebnisse müssen dokumentiert werden.<br />

4 Installationsverfahren<br />

4.1 Verb<strong>in</strong>dung zur Bewehrung<br />

Die Bewehrung muss an mehreren Stellen freigelegt und mit negativen Kabelverb<strong>in</strong>dungen<br />

versehen werden. Ebenso s<strong>in</strong>d ausreichend Prüfverb<strong>in</strong>dungen für Potentialund<br />

andere Kontrollmessungen zu verlegen. Die metallenleitende Durchverb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen sämtlichen negativen Verb<strong>in</strong>dungen und Messverb<strong>in</strong>dungen muss geprüft<br />

werden und 1 Ω oder weniger betragen [1]. Bei nicht Erfüllung dieser Anforderung s<strong>in</strong>d<br />

Stähle freizulegen und elektrische Verb<strong>in</strong>dungen zu schaffen. Laut DIN EN 12696 müssen<br />

Kabelverb<strong>in</strong>dungen zur Bewehrung e<strong>in</strong>en Langzeitwiderstand <strong>von</strong> weniger als<br />

0,01 Ω sicherstellen.<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

4.2 Anodene<strong>in</strong>bau<br />

Die hohe erwartete Lebensdauer des Schutzsystems ist vor allem <strong>von</strong> der guten Haftung<br />

zwischen Mörtel und <strong>Beton</strong>oberfläche sowie der Qualität des Elektrolyten (umgebender<br />

<strong>Beton</strong>) abhängig. Die <strong>Beton</strong>oberfläche für den Anodene<strong>in</strong>bau muss deshalb frei<br />

<strong>von</strong> verbundm<strong>in</strong>dernden Verunre<strong>in</strong>igungen se<strong>in</strong> und dementsprechend vorbereitet werden.<br />

Werden die Anoden auf Reparaturmörtel angebracht, so müssen die notwendigen<br />

Nachbehandlungsmaßnahmen für <strong>Beton</strong> beachtet werden. Erst nach Aushärtung des<br />

<strong>Beton</strong>s (ca. 2-4 Wochen) sollte das Anodenmaterial befestigt werden. Um Kurzschlüsse<br />

zwischen der Bewehrung und den Anoden zu vermeiden, werden diese mittels Kunststoffdübel<br />

an der <strong>Beton</strong>oberfläche befestigt.<br />

Bei Verwendung <strong>von</strong> Titanmatten sollten diese aufgrund der äußerst niedrigen Leitfähigkeit<br />

des <strong>Beton</strong>s die gesamte Oberfläche bedecken. Der Abstand zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Matten sollte dabei ungefähr 5 cm betragen. Aufzeichnungen verschiedener Laborversuche<br />

zeigten, dass die laterale Schutzwirkung der Anoden bei nur ca. 15 cm<br />

liegt. Bei Verwendung <strong>von</strong> streifenförmigen Anoden darf daher der maximale Anodenabstand<br />

30 cm betragen.<br />

Bild 8: Verlegte MMO Titanmatten<br />

Für die gleichmäßige E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung des<br />

Schutzstromes auf die Anoden werden<br />

unbeschichtete Titandrähte oder Titanstreifen<br />

mittels Punktschweißen als<br />

Stromverteiler angebracht. Die Stromverteiler<br />

sollten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Abstand <strong>von</strong><br />

maximal 5 m aufgeschweißt werden und<br />

ca. 10 cm über den Rand der Titanmatten<br />

ragen, um genügend Platz für den<br />

Anschluss zu bieten. Abbildung 8 zeigt<br />

die mittels Kunststoffdübel befestigten<br />

Anodenmatten und aufgeschweißten<br />

Stromverteiler [7].<br />

Zuletzt wird e<strong>in</strong>e Deckschicht aus Spritzbeton über das Anodengitter aufgetragen, um<br />

e<strong>in</strong>en dauerhaften Schutz zu bieten und als leitfähiges Milieu zu dienen. Auch hier ist<br />

wieder die <strong>Beton</strong>fläche mit Nachbehandlungsmaßnahmen zu pflegen. Außerdem müssen<br />

Hydratationsvorgänge und der mit dem Altbeton ablaufende Feuchtigkeitsaustausch<br />

beachtet werden. Die Anlage sollte deshalb erst nach zwei Wochen <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen werden<br />

4.3 Verb<strong>in</strong>dung zum Anodensystem<br />

Um e<strong>in</strong> Versagen der Schutzanlage durch Versagen e<strong>in</strong>er Anoden-Kabelverb<strong>in</strong>dung zu<br />

verh<strong>in</strong>dern, müssen die Schutzbereiche mit mehrfachen positiven Kabelverb<strong>in</strong>dungen<br />

versehen werden. Werden Anoden <strong>in</strong> Beschichtungsmaterial dauerhaft e<strong>in</strong>gebettet, so<br />

kann die Verb<strong>in</strong>dung ohne Verb<strong>in</strong>dungskästen ausgeführt werden. Bei Anodensyste-<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

men ohne E<strong>in</strong>bettung und ohne e<strong>in</strong>geschränkten Zugang muss die Stromzuführung auf<br />

24 V Gleichstrom begrenzt werden [1].<br />

5 Inbetriebnahme<br />

5.1 Maßnahmen vor der Strome<strong>in</strong>speisung<br />

Vor Inbetriebnahme muss das kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong>system durch den sachkundigen<br />

Planer e<strong>in</strong>er vollständigen visuellen Prüfung unterzogen werden. Hierbei wird<br />

der E<strong>in</strong>bau bzw. die Verlegung aller Bestandteile und Kabel des Schutzsystems überprüft<br />

sowie deutlich gekennzeichnet, um vor Schäden durch Mensch bzw. Natur zu<br />

schützen.<br />

Ebenso muss vor der E<strong>in</strong>speisung des Schutzstromes das <strong>Stahl</strong>-<strong>Beton</strong>-Potential aufgezeichnet<br />

werden (Nullmessung). Dabei wird das Ruhepotential durch die fest <strong>in</strong>stallierten<br />

Bezugselektroden mit e<strong>in</strong>em niedrigen (ca. 10 MΩ) und e<strong>in</strong>em hohen (500 MΩ bis<br />

1000 MΩ) E<strong>in</strong>gangswiderstand gemessen [1]. Dadurch wird überprüft, ob der Kontaktwiderstand<br />

der Elektroden zum <strong>Beton</strong> über dem geforderten Wert liegt. Außerdem wird<br />

die Ruhepotentialmessung durch tragbare Messelektroden nach den Festlegungen im<br />

Entwurf durchgeführt. Alle Messdaten sowie zusätzliche Daten des Betriebsüberwachungssystems<br />

s<strong>in</strong>d zu dokumentieren.<br />

5.2 Anfängliche Strome<strong>in</strong>speisung und E<strong>in</strong>stellung<br />

Wie bereits <strong>in</strong> Kapitel 4.2 beschrieben, sollte die Strome<strong>in</strong>speisung erst nach Beendigung<br />

der Abb<strong>in</strong>de- und Aushärtungsprozesse (ca. 2 Wochen) vorgenommen werden,<br />

um e<strong>in</strong>e Verfälschung der Messergebnisse zu vermeiden. [1]. Die Polarisation der Bewehrung<br />

ist durch Potentialmessungen der e<strong>in</strong>gebauten Bezugselektroden zu überwachen<br />

und die Austrittsspannung sowie Austrittsstromstärke ist zu dokumentieren. Außerdem<br />

muss beachtet werden, dass sich die <strong>Stahl</strong>-<strong>Beton</strong>-Potentiale <strong>in</strong> kathodische<br />

(negative) Richtung verschieben müssen. Ist dies nicht der Fall, so müssen zusätzliche<br />

Untersuchungen und Abhilfemaßnahmen vorgenommen werden.<br />

Die Stromstärke für die anfängliche Polarisation kann e<strong>in</strong>e berechnete Größe oder e<strong>in</strong><br />

Erfahrungswert aus vorhergegangenen Projekten bzw. Literaturquellen se<strong>in</strong>. Vorteilhaft<br />

sche<strong>in</strong>t hierbei e<strong>in</strong>e langsame Polarisation bei relativ ger<strong>in</strong>ger Stromdichte zu se<strong>in</strong>, z. B.<br />

e<strong>in</strong>e negative Polarisationsverschiebung <strong>von</strong> 300 mV <strong>in</strong> 7 bis 28 Tagen.<br />

5.3 Erste Funktionsüberwachung<br />

Nachdem die anfängliche Polarisation der Stähle erreicht wurde, ist e<strong>in</strong>e erste Funktionsüberwachung<br />

des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es durchzuführen. Sie be<strong>in</strong>haltet<br />

die Messung der Austrittsspannung und Stromstärke aller Schutzbereiche des Systems<br />

zur Bestimmung der Widerstände e<strong>in</strong>zelner Stromkreise. E<strong>in</strong>e weitere Messgröße, die<br />

für die E<strong>in</strong>schätzung der Wirkung des <strong>Korrosionsschutz</strong>systems benötigt wird, ist das<br />

Ausschaltpotential. Dazu wird der Gleichstrom unterbrochen und das Ausschaltpotential<br />

mit den dauerhaft <strong>in</strong>stallierten Bezugselektroden <strong>in</strong>nerhalb <strong>von</strong> 0,1 s und 0,5 s gemessen.<br />

Messgeräte für die Aufzeichnung des Ausschaltpotentials müssen ausreichend<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

schnell Messungen pro Sekunde durchführen können, damit der Beg<strong>in</strong>n der Depolarisationskurve<br />

(ohne IR-Anteil) erkannt wird. Nachdem der Strom unterbrochen wurde,<br />

wird außerdem im Anschluss an die Ausschaltpotentialmessung der Potentialabfall <strong>in</strong>nerhalb<br />

der folgenden 24 h aufgezeichnet. Mit dem Potentialabfall der Bewehrung können<br />

Aussagen über die Funktion des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es getroffen werden.<br />

5.4 Schutzkriterien<br />

Nach Aufzeichnung und Auswertung der Messdaten werden diese mit Schutzkriterien<br />

verglichen, um Aussagen über die Wirksamkeit des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es<br />

treffen zu können. Dabei wird <strong>in</strong> der Praxis zunächst zwischen zwei Fällen der Form<br />

des kathodischen Schutzes unterschieden, nämlich „kathodische Vorbeugung“ und<br />

„kathodische Prävention“. Bei der kathodischen Vorbeugung wird nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e kathodische<br />

Verschiebung des <strong>Stahl</strong>-<strong>Beton</strong> Potentials angestrebt. Dies geschieht meistens<br />

sofort nach Inbetriebnahme des Systems und verbessert den Korrosionswiderstand des<br />

Bauwerkes gegen zukünftiges E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>von</strong> Chloriden. Abbildung 9 zeigt die Strom-<br />

Spannungs-Kurve e<strong>in</strong>es Bewehrungsstahles mit und ohne E<strong>in</strong>wirkung <strong>von</strong> Chloriden.<br />

Für die kathodische Vorbeugung muss das Potential nur etwas negativer als das Lochfraßpotential<br />

εL (ELoch) verschoben werden [10].<br />

Bild 9: Strom-Spannungs-Kurve e<strong>in</strong>es Bewehrungsstahls<br />

Bei der Form der kathodischen Prävention wird angestrebt, die Korrosionsrate der Bewehrung<br />

<strong>von</strong> erheblicher auf vernachlässigbare Werte zu verr<strong>in</strong>gern. Dies ist vor allem<br />

bei schon chloridverseuchten Bauwerken der Fall, also bei kathodischem <strong>Korrosionsschutz</strong><br />

als Instandsetzungsmaßnahme. Um vollständigen Schutz zu erreichen, muss<br />

das <strong>Stahl</strong>-<strong>Beton</strong>-Potential auf Werte im Bereich <strong>von</strong> vorgegebenen Schutzpotentialen<br />

reduziert werden. Dabei gilt e<strong>in</strong> Bereich als ausreichend kathodisch geschützt, wenn<br />

e<strong>in</strong>e der folgenden Voraussetzungen erfüllt ist [1]:<br />

• Das Ausschaltpotential, gemessen gegen e<strong>in</strong>e Ag/AgCl-Bezugselektrode, liegt negativer<br />

als – 720 mV<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

• Der Potentialabfall nach der Stromunterbrechung über 4 h bzw. 24 h beträgt m<strong>in</strong>destens<br />

100 mV<br />

Dabei muss beachtet werden, dass das Ausschaltpotential der Bewehrung nicht negativer<br />

als – 1100 mV gegen Ag/AgCl und für Spannstähle nicht negativer als – 900 mV<br />

gegen Ag/AgCl se<strong>in</strong> darf. Bei negativeren Werten kann sich Wasserstoff am Bewehrungsstahl<br />

bilden. Falls dieser zu den kathodisch geschützten Spanngliedern diffundiert,<br />

kann es zur Versprödung des <strong>Stahl</strong>s und katastrophalen Folgeschäden kommen.<br />

Bei Verwendung des Schutzkriteriums h<strong>in</strong>sichtlich Potentialabfall ist darauf zu achten,<br />

die Depolarisationskurve (Abbildung 10) richtig zu <strong>in</strong>terpretieren.<br />

Potential<br />

[mV]<br />

EIN<br />

AUS<br />

0 4<br />

Abschnitt 1<br />

Abschnitt 2<br />

Bild 10: Ausschaltmessung mit Depolarisationskurve<br />

Zeit<br />

[h]<br />

In Abschnitt 1 ist der schnelle Abfall<br />

(eigentlich Anstieg) des Potentials<br />

zu erkennen, der sich sofort<br />

nach dem Abschalten des Stroms<br />

ergibt. Dies ist der sogenannte<br />

ohmsche Spannungsabfall im<br />

<strong>Beton</strong>, der nicht für das „100 mV-<br />

Kriterium“ verwendet werden darf.<br />

Erst die <strong>in</strong> Abschnitt 2 dargestellte<br />

Depolarisationskurve darf <strong>in</strong> das<br />

Kriterium e<strong>in</strong>gehen.<br />

Bei Ausschaltmessungen mit tragbaren Bezugselektroden ist zu beachten, dass bei<br />

Messung auf Reparaturmörtel oder beschädigtem <strong>Beton</strong> die Messergebnisse stark bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

se<strong>in</strong> können. Außerdem wirken sich Temperatur und <strong>Beton</strong>feuchtigkeit auf<br />

die Potentiale aus, was bei der Interpretation berücksichtigt werden muss.<br />

Typische Stromdichten für e<strong>in</strong>e kathodische Vorbeugung s<strong>in</strong>d Werte zwischen<br />

0,2 mA/m 2 und 2 mA/m 2 . Für kathodischen Schutz werden Stromdichten <strong>von</strong> 2 mA/m 2<br />

bis 20 mA/m 2 benötigt. Stromanpassungen s<strong>in</strong>d nur dann durchzuführen, wenn die<br />

Schutzkriterien nicht e<strong>in</strong>gehalten werden oder wenn zukünftige Unterschreitungen e<strong>in</strong>geschätzt<br />

werden können.<br />

5.5 Dokumentation<br />

Über den E<strong>in</strong>bau und die Inbetriebnahme des <strong>Korrosionsschutz</strong>systems ist e<strong>in</strong>e Dokumentation<br />

mit m<strong>in</strong>destens folgenden Punkten anzufertigen [1]:<br />

• Beschreibung der Arbeiten aller am Bau Beteiligten und der Verantwortungsbereiche<br />

• Detaillierte Beschreibung des E<strong>in</strong>baus und Inbetriebnahme<br />

• Detailzeichnungen<br />

• Messdaten vor und nach der Strome<strong>in</strong>speisung<br />

• Listen und Datenblätter der Hauptbestandteile des Schutzsystems<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

Die Dokumentation ist Voraussetzung für zukünftige Inspektionen, Unterhaltungs- oder<br />

Reparaturmaßnahmen, Beschaffung <strong>von</strong> Ersatzteilen und die Instandhaltung.<br />

6 Betrieb und Instandhaltung<br />

Für den Betrieb und die Instandhaltung e<strong>in</strong>es kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems<br />

müssen Intervalle und Verfahren für Inspektionen festgelegt werden. Die Intervalle s<strong>in</strong>d<br />

dabei abhängig vom Bauwerkstyp, der Dimension des kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>systems,<br />

Art und Verlässlichkeit der Stromquelle, der Umgebung und möglicher mechanischer<br />

E<strong>in</strong>wirkungen und können daher variieren. Dagegen könne Systeme mit<br />

elektronischer Datenerfassung bzw. Datenübertragung Inspektions<strong>in</strong>tervalle verlängern,<br />

da die Prüfungen automatisch stattf<strong>in</strong>den.<br />

Die Inspektionen des Systems unterteilen sich <strong>in</strong> Funktionsprüfungen und Funktionsüberwachungen.<br />

Die Funktionsprüfung be<strong>in</strong>haltet die Funktionsüberprüfung aller Untersysteme<br />

der KKS-Anlage, Messung der Austrittsspannung und der Stromstärke sowie<br />

die Auswertung der Daten und sollte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Intervall <strong>von</strong> maximal 3 Monaten durchgeführt<br />

werden. Die Funktionsüberwachung be<strong>in</strong>haltet die Messung des Abschaltpotentials<br />

und des Potentialabfalls, e<strong>in</strong>e vollständige Sichtprüfung des <strong>Korrosionsschutz</strong>systems,<br />

die Auswertung der Daten sowie eventueller Anpassung des Schutzstromes und<br />

sollte alle 3 bis 12 Monate durchgeführt werden [1].<br />

Wie bereits erwähnt s<strong>in</strong>d Potentialmessungen stark <strong>von</strong> Temperatur und Feuchtigkeit<br />

des Probekörpers abhängig. Inspektionen bei kalten Temperaturen (unter 0° C) s<strong>in</strong>d<br />

daher zu vermeiden.<br />

7 Lebensdauer des Systems<br />

Das kathodische <strong>Korrosionsschutz</strong>system kann eigentlich nur auf zwei Möglichkeiten<br />

unterbrochen werden und zwar wenn e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Störung <strong>in</strong> der Stromversorgung<br />

vorliegt oder wenn die Aktivschicht der Anode nicht mehr arbeitet. Sollte es tatsächlich<br />

zu e<strong>in</strong>em Ausfallen der Verkabelung oder der Gleichrichter kommen, so wäre diese<br />

Störstelle relativ e<strong>in</strong>fach aufzuspüren und könnte schnell behoben werden. Die empf<strong>in</strong>dlichen<br />

Teile werden deshalb auch auf Putz montiert, damit sie im Notfall schnell<br />

ausgetauscht werden können.<br />

Der Ausfall der Aktivschicht erfordert jedoch e<strong>in</strong>e genauere Betrachtung. Wie schon<br />

beschrieben besitzt die Anode e<strong>in</strong>e Oxidbeschichtung, die ihr aufgrund ihrer thermodynamisch<br />

nicht stabilen Struktur ihre Aktivität und lange Lebensdauer verleiht. Die Aktivschicht<br />

kann nur durch zwei Möglichkeiten deaktiviert werden. Bei der ersten Möglichkeit<br />

bildet sich e<strong>in</strong>e Zwischenschicht aus nichtleitendem TiO2 zwischen dem Titan und<br />

der Aktivschicht. Hierzu ist zu sagen, dass dieser Prozess nur bei sehr hohen Stromdichten<br />

<strong>von</strong> ca. 10 000 A/m² (bei Elektroden für die <strong>Stahl</strong>bandverz<strong>in</strong>kung) e<strong>in</strong>tritt und<br />

deshalb bei der Anwendung im <strong>Stahl</strong>betonbau ke<strong>in</strong>e Rolle spielt. Auch Angriffe durch<br />

Säurebildung, die ebenfalls zur Passivierung durch TiO2-Bildung führen könnten, s<strong>in</strong>d<br />

auszuschließen, da die Anode im Zement alkalisch geschützt ist und somit die Säurebildung<br />

verh<strong>in</strong>dert wird.<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

S<strong>in</strong>nvoll ist es daher nur, den Abtrag der Aktivschicht als lebensdauerbegrenzend anzusehen.<br />

Um die ungefähre Lebensdauer <strong>von</strong> Anoden zu berechnen, s<strong>in</strong>d sogenannte<br />

Schnelltests notwendig. Bei diesen Tests werden Anoden zum Beispiel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Natriumhydroxidlösung<br />

mit e<strong>in</strong>em Schutzstrom betrieben, der um das tausendfache höher ist<br />

als der normal verwendete Schutzstrom <strong>von</strong> ca. 20 mA/m². Dadurch lässt sich e<strong>in</strong> 50<br />

jähriger Betrieb e<strong>in</strong>er Anode <strong>in</strong> wenigen Tagen simulieren. Diese Tests werden <strong>von</strong> den<br />

Anodenherstellern meistens selber durchgeführt, wie es zum Beispiel bei der Firma<br />

HERAEUS der Fall ist. Laut den Versuchsergebnissen der Firma HERAEUS erreichen<br />

die <strong>von</strong> ihnen hergestellten Titanoden e<strong>in</strong>e Lebensdauer <strong>von</strong> 50 Jahren und mehr bei<br />

normaler Stromdichte.<br />

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<strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong><br />

Literaturverzeichnis<br />

[1] DIN EN 12696, <strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong>,<br />

Ausgabe Juni 2000<br />

[2] Prof. Dr.-Ing. Helmut Marquardt, Ortung korrodierender <strong>Stahl</strong>bewehrung<br />

<strong>in</strong> <strong>Beton</strong>, www.fhnon.de/fbab/marquardt<br />

[3] J. Mietz, J. Fischer, B. Isecke, Langzeiterfahrungen mit e<strong>in</strong>em kathodischen<br />

<strong>Korrosionsschutz</strong>system, Materials and Corrosion, Band 52, 2001<br />

[4] W. v. Baeckmann, W. Schwenk, W. Pr<strong>in</strong>z, Handbuch des kathodischen<br />

<strong>Korrosionsschutz</strong>es, 3. Auflage<br />

[5] Dr. Franz Bruckner, Corrosion and protection of re<strong>in</strong>forcement <strong>in</strong> concrete<br />

Measurements and <strong>in</strong>terpretation, May 2001<br />

[6] Dipl.-Ing. Susanne Gieler-Breßmer, <strong>Kathodischer</strong> <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>in</strong> der Praxis<br />

am Beispiel des Parkhauses Mittelseestraße <strong>in</strong> Offenbach<br />

[7] Dipl.-Ing. K.-H. Korupp, F.-G. Koscielny, Dr.-Ing. J. Mietz, Dipl.-Ing. R. Bedel,<br />

SET Selected Electronic Technologies GmbH, Kastello, Januar/Februar 2000<br />

[8] SSS <strong>Korrosionsschutz</strong>technik GmbH & Co. KG, Essen<br />

http://sss-kt.de/start.html<br />

[9] Dr. S. Kotowski, Dr. B. Busse, R. Bedel, Titananode, Eigenschaften des<br />

kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong>es <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> <strong>in</strong> <strong>Beton</strong> Teil 2, Titananoden<br />

für den kathodischen <strong>Korrosionsschutz</strong> <strong>von</strong> <strong>Stahl</strong> und <strong>Beton</strong>,<br />

Heraeus Elektrochemie GmbH, Hanau<br />

[10] BioInterfaceGroup, Werkstoff Grundpraktikum<br />

www.textorgroup.ch/pdf/teach<strong>in</strong>gcourses/onl<strong>in</strong>escripts/3/Versuch08_Korrosion_SP<br />

2004.pdf<br />

Titelbild: Brücken, http://www.karl-gotsch.de/<br />

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