Zeitschrift des Kaninchenschutz e.V.
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www.kaninchenschutz.de Ausgabe 01-2011 • € 2,00<br />
<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Kaninchenschutz</strong> e.V.<br />
<strong>Kaninchenschutz</strong><br />
HELFEN mit HERZ<br />
narKOse bei Kaninchen<br />
aKtiVe KaninchenschÜtzer -<br />
ÜberleGt ihr nOch?<br />
allerhanD Geschichten,<br />
Die Das leben schreibt...
vorwort<br />
Tada! Sie liegt vor euch! Die neue Karotte! Wieder<br />
war ein Team von fl eißigen Helfern für euch unterwegs,<br />
hat Artikel gesammelt, Fotos erpresst und jeden<br />
potentiellen Schreiber zu Höchstleistungen<br />
angespornt – leider hat es 2010 nicht für eine Ausgabe<br />
gereicht. 2011 geloben wir Besserung! Schon<br />
der erste Blick dürfte euch gezeigt haben, dass<br />
sich die Karotte in einem ganz neuen Outfi t präsentiert.<br />
Bunt, modern und professionell. Zu verdanken<br />
hat sie die Generalüberholung Nicole<br />
Wigand, welche sich auf den Wahnsinn einließ,<br />
nun zum Team zu gehören. Sonst werdet ihr<br />
viel Vertrautes fi nden, Artikel zum Nachdenken,<br />
Artikel zum Staunen, lehrreiche Artikel<br />
und auch der Spaß soll nicht zu kurz kommen.<br />
Eine Bitte in eigener Sache noch: Habt<br />
ihr eine gute Geschichte, ein tolles Kaninchen,<br />
ein prima Gehege oder sonst<br />
irgendwas, was ihr mit anderen Kaninchenliebhabern<br />
teilen wollt, dann sendet<br />
dies bitte an:<br />
redaktion@kaninchenschutz.de<br />
2 | Vorwort |<br />
neu!<br />
IN FARBE
InHalt<br />
Wissen<br />
Narkose beim Kaninchen ................................ 4<br />
Geschichten, die das Leben schreibt<br />
Ein Mann wird Kaninchenpapa ..................... 6<br />
Ich erzähle Dir meine Geschichte ................. 8<br />
Janosch Löwenherz ........................................10<br />
Ein Karton voller<br />
Zuckerwatte-Kaninchen .................................14<br />
Die Sache mit dem Bingospiel –<br />
Oder: Wer sich bewegt verliert ....................16<br />
Eine Einfangaktion in letzter<br />
Minute oder „Rajas neues Leben“ ...............18<br />
Wie zwei einsame, kranke<br />
Kaninchen zueinander fanden ....................20<br />
Die Geschichte von Mrs Flo Eaves ...............22<br />
Von Lebensfreude und Freundschaft ........24<br />
Zusammenführung für Anfänger ................25<br />
Helmuth, ein Senior verzaubert uns ..........26<br />
Beethoven ..........................................................27<br />
O Schreck, o Schreck –<br />
Rapunzel ist weg … ..........................................28<br />
Louis – Die Geschichte<br />
eines kleinen großen Kämpfers! ..................30<br />
Spiel und Spaß<br />
Quiz .....................................................................32<br />
Witze ....................................................................33<br />
Rätsel ...................................................................34<br />
The new generation ........................................34<br />
Bastelspaß ..........................................................34<br />
16 Dinge, die Kaninchenhalter<br />
locker schaffen ..................................................36<br />
Der <strong>Kaninchenschutz</strong> e.V.<br />
Und plötzlich war es Freundschaft... ..........38<br />
Aktive Mitglieder ..............................................39<br />
Aktive Kaninchenschützer ............................42<br />
Kaninchenschicksale<br />
Großer Kaninchen-Notfall .............................46<br />
Gehege und Einrichtung<br />
Außengehege ....................................................48<br />
Kaninchenzimmer ...........................................49<br />
Heuraufen - eine gefährliche<br />
Notwendigkeit ...................................................50<br />
| Inhaltsverzeichnis | 3
Spritzen <strong>des</strong> Narkosemittels<br />
unter die Haut<br />
narkose beIm<br />
kanIncHen<br />
Während der Vollnarkose befindet sich das<br />
Tier in einem künstlich erzeugten Tiefschlaf.<br />
Die Narkosemittel bewirken dabei eine psychische<br />
Dämpfung (Sedation), Bewusstlosigkeit<br />
(Hypnose), Schmerzfreiheit (Analgesie)<br />
und häufig auch eine Erschlaffung der Muskeln<br />
(Relaxation). Kein bisher bekanntes Medikament<br />
kann alle diese Wirkungen hervorrufen,<br />
weshalb eine Kombination mehrerer<br />
Wirkstoffe erforderlich ist.<br />
Der weit verbreitete Irrtum, dass Kaninchen<br />
vor einer Narkose ausgenüchtert werden<br />
müssen, soll hier ausgeräumt werden. Die<br />
Begründung dafür, dass der Patient vor der<br />
Nakose nüchtern sein sollte, liegt in der Gefahr,<br />
dass er sich an Erbrochenem verschlucken<br />
könnte. Kaninchen können sich aber<br />
nicht erbrechen, weshalb diese Vorsichtsmaßnahme<br />
bei ihnen unsinnig ist und zu<br />
Komplikationen, wie zum Beispiel Aufgasungen,<br />
führen kann.<br />
Den Zustand einer Vollnarkose kann man<br />
in Form einer Injektionsnarkose oder mit-<br />
4 | Wissen |<br />
tels einer Inhalationsnarkose herbeiführen.<br />
Dazu gibt es jeweils verschiedene Verfahren<br />
und Mittel, die angewendet werden können.<br />
Sie unterscheiden sich vor allem durch die<br />
Wahl der Narkosemittel, ihrer Verträglichkeit<br />
und der Möglichkeit, ihre Wirkung wieder<br />
aufzuheben.<br />
Injektionsnarkose bedeutet, dass dem Kaninchen<br />
in den Muskel, unter die Haut oder<br />
intraperitoneal (in die Bauchhöhle) das Narkosemittel<br />
injiziert wird. Die Menge ist dabei<br />
auf das Gewicht <strong>des</strong> Tieres abgestimmt.<br />
Eine herkömmliche Injektionsnarkose hat<br />
den Nachteil, dass das Narkosemittel, wenn<br />
es einmal verabreicht worden ist, vom Körper<br />
komplett verstoffwechselt werden muss.<br />
Es kann dann in Stärke und Menge nicht<br />
mehr beeinflusst werden. Treten Überreaktionen<br />
oder Kreislaufprobleme auf, sind sie<br />
nur schwer günstig zu beeinflussen. Auch<br />
die Nachschlafzeit ist lang. Das bedeutet, dass<br />
das Kaninchen lange braucht, bis es wieder<br />
völlig wach ist und Futter aufnehmen kann.<br />
Neben diesen Nachteilen kommt es häufig<br />
zur Hypothermie, also einem Auskühlen <strong>des</strong><br />
Tieres. Zur Vermeidung dieses Umstan<strong>des</strong><br />
sollte das Tier zusätzlich gewärmt werden,<br />
bis es wieder völlig wach ist.<br />
Die bessere Form der Injektionsnarkose ist<br />
die VAA (vollständig antagonisierbare Anästhesie).<br />
Dabei werden verschiedene Narkosemittel<br />
so kombiniert, dass sich ihre Wechselwirkungen<br />
optimal ergänzen und das<br />
Narkoserisiko so gering wie möglich halten.<br />
Außerdem können die einzelnen Bestandteile<br />
der Narkose durch ein Gegenmittel wieder<br />
aufgehoben werden. Bei einem Zwischenfall<br />
kann man das Tier so schnell aus der Narkose<br />
zurück holen und hat bessere Chancen<br />
sein Leben zu retten. Die VAA wird intramuskulär<br />
verabreicht. Auch bei dieser Form der<br />
Narkose ist darauf zu achten, dass das Tier<br />
nicht auskühlt.<br />
Bei der Inhalationsnarkose werden die Patienten<br />
mit einem Gas in einen Vollnarkosezustand<br />
versetzt. Dazu kann man sowohl<br />
Halothan® als auch Isoflouran® verwenden,<br />
wobei letzterem der Vorzug gegeben werden
Kaninchen im<br />
Narkoseschlaf<br />
sollte. Das Narkosegas Halothan® ist leider<br />
lebertoxisch, das heißt, die Abbauprodukte<br />
werden beim Tier über die Leber entsorgt<br />
und schädigen diese in einem gewissen Maß.<br />
Isoflouran® dagegen ist weder kreislaufdepressiv<br />
(belastet das Herz und den peripheren<br />
Kreislauf nicht) noch lebertoxisch. Somit<br />
ist es das Mittel der Wahl, außerdem wird es<br />
hervorragend vertragen und das Narkoserisiko<br />
sinkt extrem.<br />
Vor der eigentlichen Inhalationsnarkose ist<br />
die Gabe einer kleinen Menge eines Narkosemittels<br />
per Injektion erforderlich. Dies ist<br />
notwendig, damit sich das Tier beruhigt und<br />
entspannt. Danach kommt es in eine Narkosebox<br />
oder bekommt eine Atemmaske aufgesetzt<br />
(je nach Größe). Innerhalb weniger<br />
Sekunden schläft das Tier tief und fest. Dabei<br />
liegt es während der gesamten Narkosezeit<br />
auf einer Heizmatte, damit es nicht zu einer<br />
Unterkühlung kommt.<br />
Während der gesamten Narkosedauer kann<br />
die Gaskonzentration und damit die Narkosetiefe<br />
der Atmung und dem Kreislauf <strong>des</strong><br />
Tieres angepasst werden. Somit kann eine<br />
Überdosierung gut verhindert werden. Mit<br />
dem Ende der Operation wird die Zufuhr<br />
<strong>des</strong> Isoflouran®-Sauerstoffgemisches unterbunden<br />
und der/die Patient/in ist innerhalb<br />
weniger Minuten wieder munter. In dieser<br />
Aufwachphase befindet sich das Tier immer<br />
noch in einer Thermobox, um keine Unterkühlung<br />
zu provozieren.<br />
Kaninchen erwacht<br />
aus der Narkose<br />
Das Tier wird zuerst auf die Narkose vorbereitet,<br />
indem es ca. 30 Minuten vor Narkosebeginn<br />
eine Infusion mit einer Zuckerlösung<br />
erhält. Nach der Operation bekommt es auch<br />
noch einmal eine Zuckerlösung. Nach einer<br />
individuellen Beobachtungszeit kann der/<br />
die Patient/in wieder mit nach Hause genommen<br />
werden.<br />
Man kann also mit geringem Risiko und ohne<br />
nennenswerte Probleme eine Narkose und<br />
damit auch größere Eingriffe durchführen.<br />
Wichtig ist dabei nur die Abstimmung und<br />
die für das Tier ideale Narkoseform.<br />
Sprechen Sie Ihren Tierarzt vor der Narkose<br />
auf die verwendete Form an. Er wird Ihnen<br />
sicher gern die Vor- und Nachteile erläutern.<br />
Grundsätzlich sollte ein Tier nur dann<br />
in Narkose gelegt werden, wenn ein Eingriff<br />
im wachen Zustand zu stressig für das Tier<br />
wäre. Jede Narkose belastet den Kreislauf<br />
<strong>des</strong> Tieres und bringt es aus dem Gleichgewicht.<br />
Aber auch Stress kann für ein Kaninchen<br />
schlimme Folgen haben. Besprechen<br />
Sie <strong>des</strong>halb das Vorgehen mit ihrem Tierarzt,<br />
um die für Ihr Tier beste Variante zu finden.<br />
Quelle:<br />
www.tierklinik-stadlau.at<br />
www.mueller-heinsberg.de/html/narkose_<br />
nagetiere.HTM<br />
| Wissen | 5
IcH erzäHle dIr meIne<br />
GescHIcHte<br />
Mit dem 10. Tag öffnete ich meine Augen.<br />
Nun sah ich zum ersten Mal das Tageslicht.<br />
Meine Mama putzte mich und meine Geschwister<br />
sehr liebevoll. Die Menschen fanden<br />
uns auch sehr niedlich. Ich freute mich<br />
jeden Tag, mit meiner Mama und meinen Geschwistern<br />
durch den Käfig hoppeln zu können.<br />
Doch langsam wurde es eng.<br />
Eines Tages kam ein Mensch mit einem großen<br />
Karton zu uns - toll, was zum Spielen.<br />
Aber es geschah etwas Unerwartetes. Der<br />
Mensch hob mich und meine Geschwister<br />
in den Karton. Aber halt, du hast Mama vergessen!<br />
Dann wurde es dunkel und laut. Wir<br />
kuschelten uns eng aneinander und hatten<br />
schreckliche Angst. Irgendwann wurde der<br />
Karton geöffnet. Wir kamen in einen anderen<br />
Käfig. Der hatte vorn Glas. Wozu war das<br />
gut? Mama war weg, aber zum Glück waren<br />
meine Geschwister noch da. Milch gab es<br />
nun wohl nicht mehr? Aber wir sind doch<br />
noch so jung. In dem Käfig bei Mama war es<br />
8 | Geschichten, die das Leben schreibt |<br />
viel leiser. Hier aber klopften ständig kleine<br />
Menschen an die Glasscheibe. Das machte<br />
mir Angst. Was wollten sie?<br />
Auf einmal kam eine große Hand von oben<br />
und packte mich unsanft. „Die Kleine soll´s<br />
sein?“, hörte ich eine Stimme sagen. Bevor<br />
ich mich versah, saß ich erneut in einem<br />
Karton. Da war es wieder ganz eng und dunkel.<br />
Ich hatte große Angst. Wo waren meine<br />
Geschwister geblieben? Ohne sie war ich so<br />
einsam. Ich wurde abermals in einen Käfig<br />
gesetzt. Diesmal wieder mit Gittern. Aber eng<br />
war es hier auch. Wenn ich mal schnell flitzen<br />
wollte, musste ich mich ganz schnell im<br />
Kreis drehen, denn sonst lief ich gegen das<br />
Gitter und das tat weh. Ich vermisste meine<br />
Geschwister sehr. Niemand putzte mich, das<br />
musste ich ganz alleine schaffen. Manchmal<br />
holte mich ein kleiner Mensch aus dem Käfig<br />
und trug mich durch die Gegend. Dann<br />
sah ich mal was anderes, aber schön war das<br />
trotzdem nicht. Der kleine Mensch drückte<br />
immer so stark auf meinen Bauch. Ich wollte<br />
so gerne mal richtig rennen. In meinem Käfig<br />
stank es manchmal richtig schlimm. Ich habe<br />
immer nur in eine Ecke gemacht, damit ich<br />
noch einen trockenen Schlafplatz hatte, aber<br />
der Geruch war nicht schön.<br />
Mit der Zeit war ich so groß geworden, dass<br />
meine Ohren immer an die Decke stießen.<br />
Ich konnte kein Männchen mehr machen
und der kleine Mensch interessierte sich<br />
auch nicht mehr für mich. Wenn er da war,<br />
dann hörte er laute Musik, das mochte ich<br />
gar nicht. Wenn er weg war, dann war ich<br />
ganz alleine. Ohne meine Geschwister, ohne<br />
Kameraden. Das war sehr langweilig. Manchmal<br />
bekam ich was Leckeres zu fressen.<br />
„Möhre“ sagt der kleine Mensch dazu. Daran<br />
konnte ich nagen, das gefiel mir. In meinen<br />
Gedanken stellte ich mir oft vor, wie es wäre<br />
einen Freund zu haben und mit ihm herum<br />
zu springen. Wir hätten ganz viel Platz. Aber<br />
leider war ich in meinem Käfig gefangen.<br />
Irgendwann betrat dann ein Mensch das<br />
Zimmer und sprach mit mir. Er sagte: „Hallo,<br />
kleine Hoppeline. Magst du mit mir mitkommen?“.<br />
Die Stimme klang freundlich. Ich<br />
wurde sanft hochgehoben und in einen Karton<br />
auf ein weiches Handtuch gesetzt. Das<br />
fühlte sich schön an, fast so wie bei Mama im<br />
Nest. Es wackelte und es war laut, aber ich<br />
hatte keine Angst. Der Mensch redete mir gut<br />
zu. Dann wurde der Karton geöffnet und ich<br />
schaute auf einen Kaninchenspielplatz. Da<br />
waren Röhren und Häuschen, aber nirgendwo<br />
Gitter. War ich im Paradies? So lange hatte<br />
ich gehofft, viel Platz zu haben und nun ging<br />
der Traum in Erfüllung. Ich trat einen Schritt<br />
aus dem Karton. Ich hatte ganz vergessen,<br />
wie es war zu hoppeln. Mein Käfig war immer<br />
so eng gewesen aber nun konnte ich sogar<br />
wieder Männchen machen. Der Mensch<br />
redete weiter beruhigend auf mich ein. Ich<br />
war so aufgeregt!<br />
Und dann sah ich dich zum ersten Mal. Du<br />
warst das erste Kaninchen, das mir seit meinen<br />
Geschwistern begegnete. Ich wusste<br />
nicht, was ich machen sollte. Ich hatte vergessen,<br />
wie ich mich verhalten musste. Es war<br />
alles so viele Jahre her. Du kamst auf mich<br />
zugehoppelt und schlecktest mir die Ohren.<br />
Das gefiel mir sehr. Du warst so nett zu mir<br />
und auch der Mensch behandelte mich gut.<br />
Wir bekamen ganz oft frisches Gemüse. Das<br />
war sehr lecker und ich teilte es gerne mit<br />
dir. Geteilte Freude ist doppelte Freude.<br />
Erzählst du mir nun deine Geschichte?<br />
Wie war dein Leben, bevor du in diesem<br />
Paradies gelandet bist?<br />
| Geschichten, die das Leben schreibt | 9