Rede Betriebsversammlung 09.Oktober 2007
Rede Betriebsversammlung 09.Oktober 2007
Rede Betriebsversammlung 09.Oktober 2007
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
Hamburg, den 09.10.<strong>2007</strong><br />
Hier wird wieder mal eine heile Welt verkauft und ein tolles Lebensgefühl<br />
vermittelt. Das ist ja eigentlich nicht schlecht und ein schönes Lebensgefühl<br />
muss man sich auch einmal gönnen. Aber ist das die reale Welt? Mir fällt bei<br />
Rennen die Spionage im Rennsport ein, die unsere Firma verübt hat und nun<br />
100 Mill. Strafe zahlen musste. Mir fallen zu den Problemen im Betrieb die<br />
über 30 000 abgebauten Arbeitsplätze ein, die wir trotz ZuSi 2012 nicht<br />
erhalten haben. Deshalb habe ich eine andere Sicht der Dinge.<br />
Um die Aufmerksamkeit auf diese <strong>Betriebsversammlung</strong> zu lenken, haben wir<br />
heute Morgen ein Flugblatt verteilt. Wir wollen aufzeigen, dass es für uns<br />
wirklich wichtige Themen gibt. Da ich hier ja die Entscheidungen und<br />
Beschlüsse des Betriebsrates und des Gesamtbetriebsrates, der ja fast<br />
ausschließlich aus IG Metallmitgliedern besteht, als falsch und die Politik als<br />
gescheitert bezeichne, werde ich dies an den Punkten die im Flugblatt<br />
aufgezeigt sind erörtern.<br />
Nun, kommt es aber weniger auf die Feststellung an was ist, sondern vielmehr<br />
darauf wie ändern wir das!!!<br />
Da stellt sich natürlich die Frage, wollen wir das überhaupt ändern???<br />
Um hier zu einem Ergebnis zu kommen werden wir mal die Punkte beleuchten,<br />
in der Hoffnung, dass wir uns für eine Veränderung entscheiden.<br />
Der erste Punkt ist in meinen Augen auch derzeit der Wichtigste. Nicht allein,<br />
weil es sich auch um den akutesten Punkt handelt, sondern, weil es hier<br />
wirklich um das Eingemachte geht.
Sonderschichten und 6.Nachtschicht<br />
Also, wenn wir im Moment zuwenig Menschen und zuwenig<br />
Maschinenkapazitäten haben um unsere Arbeit zu schaffen, was nützt es da<br />
Sonderschichten und 6.Nachtschichten zu genehmigen? Das ganze zielt doch<br />
nur darauf ab, unsere Arbeitszeiten zu verlängern. Den Samstag zum<br />
Regelarbeitstag zu machen und aus der 5 Tage Woche eine 6 Tage Woche.<br />
Nun, jetzt haben wir noch einen Tarifvertrag, der dies eindeutig regelt. Durch<br />
diesen Tarifvertrag erhalten wir ja auch Überstundenprozente, wenn wir<br />
außerhalb der vereinbarten Zeiten arbeiten. Wenn wir jetzt einmal eine<br />
Engpasssituation haben, z.B. durch Maschinenausfall, oder ein anderes<br />
unverhofftes Ereignis, ist es auch nicht weiter schlimm von der Norm des<br />
Tarifvertrages abzuweichen, weil nach einer kurzen Zeit die Arbeit so wie sie<br />
im Tarifvertrag geregelt ist wieder stattfindet. Jetzt haben wir aber eine um ein<br />
vielfaches schlimmere Situation. Wir haben zu wenig Kolleginnen und<br />
Kollegen die für die Arbeit zur Verfügung stehen. Einmal, weil wir Verträge<br />
mit einer hohen Beteiligung von Menschen aus Leihfirmen haben, und<br />
zweitens, weil wir nicht dafür gesorgt haben, dass auch mal wieder Menschen<br />
fest eingestellt werden. Übrigens, die IG Metallfraktion hat doppelt soviel<br />
Leihmenschen hier zugelassen, als es die ZuSi 2012 zulässt. Wenn man sie<br />
hört, stehen sie doch immer so zur ZuSi 2012!!!<br />
Zur Veranschaulichung, wir haben seit der Betriebsratswahl ca. 200 Menschen<br />
weniger beschäftigt (2818 2625). Dies ist in der Flexi- Vereinbarung 2004<br />
versaubeutelt wurden. Dies haben die so forsch Auftretenden Francesco Russo<br />
und Jörg Thiemer (neuer Stellv. BR-Vorsitzender) maßgeblich zu<br />
verantworten. Im Jahr 2001, in der wir auch eine Flexi- Vereinbarung<br />
abschließen mussten, hatten wir festgelegt, dass 30% der im Jahr in Anspruch<br />
genommen Befristungen fest eingestellt werden mussten. Wären wir weiter so
verfahren hätten wir gut 300 Menschen mehr an Bord und die gesamte<br />
Situation wäre wesentlich entspannter.<br />
Auch das Argument, wir hätten die 204’er Achse nicht bekommen, übrigens<br />
wie oft muss man den dafür bezahlen, zählt wohl kaum. Wir haben ja nicht<br />
einmal die geplanten Umfänge erhalten. Unser Problem jetzt ist, wir stehen<br />
hilflos da, verschenken noch 12 Sonderschichten, und es ist auch danach nicht<br />
möglich dieses Stückzahl in der tariflich vereinbarten Zeit zu leisten. Hier muss<br />
etwas geschehen, wenn wir uns nicht weiter erpressen lassen wollen und<br />
dadurch den Tarifvertrag verspielen. Die Erpressung setzt aber genau dort an,<br />
wo die Gewerkschaft in ihrer Arbeit versagt hat. Da macht man euch glauben,<br />
dass die IGM das regelt, wie aber wenn sich ein IGM BR gegen einen anderen<br />
IGM BR am anderen Standort ausspielen lässt. ( Herr Schalow, dass ist wohl<br />
die gute Vernetzung der BR die sie ansprachen) Aber auch wir sind gefordert.<br />
Ein Betriebsrat kann nur das wirklich durchsetzen, hinter dem die Belegschaft<br />
steht. Deshalb sage ich ja, die Stellvertreterpolitik ist gescheitert, wer sie<br />
dennoch weiterführt verkauft uns!!!<br />
Übrigens es heißt ja auch Tarifpartner, d.h. wir müssen zeigen, dass wir Partner<br />
sind und nicht Prügelknaben.<br />
Da wären wir auch schon beim Kernpunkt, nicht nur das Beitragszahlen in die<br />
Gewerkschaftskasse organisiert uns, sondern unser gemeinsames Vorgehen,<br />
unsere Gespräche und unser gemeinsames Handeln. Mal eine Frage welche<br />
Werk würde der Vorstand schließen bei gleicher Produktion und<br />
Beschäftigungszahl, Werk A, wo bei Warnstreiks 1500 Menschen hinter ihren<br />
Forderungen stehen, oder Werk B wo beim Warnstreik 300 Menschen draußen<br />
stehen? Na, die Antwort dürfte wohl klar sein.
Neuwahlen im Betriebsrat<br />
Hier haben wir immer wieder versucht daraufhin zu wirken, dass wir einen<br />
Vorsitzenden haben müssen, der die Belegschaft hinter sich hat, da wir sonst<br />
nicht Handlungsfähig sind. Das Beste, und auch politisch Sinnvollste wäre eine<br />
Neuwahl des BR in Personenwahl. Leider waren die letzten BR-Wahlen keine<br />
Personenwahlen, wer hatte daran wohl ein Interesse. Unserer Meinung nach<br />
konnte der Vorsitzende nur Norbert Dehmel heißen, folglich haben wir ihn<br />
auch unterstützt. Natürlich haben wir mit seinen Ansichten auch unsere<br />
Probleme, aber er ist auch einer der wenigen, mit dem man sich über die<br />
Sachlage auseinandersetzen kann. Was ansonsten die IG Metallfraktion bei der<br />
Besetzung der übrigen Posten zeigte, hatte für meinen Geschmack eigentlich<br />
nichts mehr mit Demokratie zu tun. Aber eines ist auch nicht weg zu<br />
diskutieren, der Betriebsrat ist das Spiegelbild der Belegschaft.<br />
Smart soll im Osten produziert werden<br />
Norbert wies mich heute Morgen daraufhin, dass er solche Informationen nicht<br />
hätte. Ich war der Meinung, dass aber genau das im BR so berichtet worden ist.<br />
Ich erinnere mal an 2006 nach der BR Wahl sollte hatte Krupp schon die Smart<br />
Achse. Ich teilte dies der Belegschaft mit. Eine Woche bin ich daraufhin in der<br />
Villa von den Kollegen der IG Metallfraktion unter Beschuss geraten. Nach<br />
einer Woche stellte sich dann heraus, dass es Stimmte und Krupp schon den<br />
Zuschlag bekommen hätte, wenn wir nicht mit einem „last call“ die Achse<br />
zurückgeholt hätten. Dafür musste das Werk Hamburg aber auch fast 5 € pro<br />
Achse drauflegen. Nun zur aktuellen Situation.<br />
Also, auf IAA hat der Produktionschef Schmückle erklärt, dass Daimler der<br />
einzige Autohersteller ist, der noch nicht im Osten produziert. Was so<br />
eigentlich auch nicht ganz Stimmen kann, den es gibt ja auch in China<br />
Kooperationen, und im letzten Jahr war auch von Indien die <strong>Rede</strong>, aber sei es
drum. Also erklärte er, dass man den Bau von Fabriken im Osten prüfen lassen<br />
wolle. Von der GBR Sitzung wurde dann berichtet, dass Klemm gegen dieses<br />
Vorgehen protestiert hat, aber Schmückle seine Aussage dort konkretisiert hat<br />
(so hatte ich es verstanden). Da Smart aber in den Vorjahren Milliarden von<br />
Verlusten eingefahren hat kann ich mir auch nur vorstellen, dass hier der Smart<br />
gemeint ist. Noch gibt es auch keine weiteren Einzelheiten, aber es wird damit<br />
zu rechnen sein, dass dort noch was ins Haus steht. Vielleicht sollte man sich<br />
mal überlegen, wie wir dem entgegentreten, statt darauf zu warten bis etwas<br />
passiert. Übrigens die zweite Alternative, die dann noch denkbar wäre die<br />
Nachfolge A und B Klasse, die Auswirkung wären dann aber noch größer. Zur<br />
Zeit ist also noch eine Ansage.<br />
Personalabbau im Personalbereich<br />
Im Personalbereich soll eine Personaleinsparung von 35% erfolgen, oder 6,5<br />
Menschen sind dort angeblich zuviel. Kaum zu glauben, denn erst in den<br />
letzten Jahren sind dort schon einige Einsparungen vorgenommen worden. Das<br />
bedeutet z.B. für uns wird es vor Ort keine Lohberatung mehr geben, dies soll<br />
per Hotline geschehen. Im IDEEn Management sollen 1,7 Menschen weniger<br />
tätig sein. Man überlegt, dass dies aus Bremen mit erledigt werden kann. Wer<br />
glaubt da noch, dass das Unternehmen Interesse an unseren Ideen hat. Sie<br />
behaupten, dass ihnen das sehr große Einsparungen bringt, aber sieht man wie<br />
dieser Bereich abgebaut wird, kann man das nicht glauben. Meine Meinung,<br />
aus Bremen lassen sich die Einreicher noch besser vertrösten, als es jetzt schon<br />
der Fall ist.<br />
Danke für eure Aufmerksamkeit und euer Interesse<br />
und<br />
Denkt doch bitte einmal darüber nach, ob wir nicht doch etwas ändern sollten!<br />
Ulf Wittkowski