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Lothar Thieme - presse-team.de

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„… aber gut war es doch<br />

immer!“ Auch mit diesem<br />

SK 3344 anno 2002<br />

habe.“ Doch das ist in <strong>de</strong>n Siebzigern. „In <strong>de</strong>r heutigen, politisch so<br />

unsicheren Zeit sind das lei<strong>de</strong>r echte Selbstmordstrecken.“<br />

Meist hat <strong>Thieme</strong> Merce<strong>de</strong>s-Benz Ersatzteile für Bagdad gela<strong>de</strong>n,<br />

manchmal geht es im Konvoi weiter bis nach Pakistan. „Die Pakistan-<br />

Tour dauerte über zwei Monate, oft fuhren wir leer zurück.“ Und oft<br />

genug wird handwerkliche Selbsthilfe überlebenswichtig. Einmal<br />

bricht durch das ständige Rütteln auf <strong>de</strong>n Wüstenpisten das Gaspedal.<br />

Und <strong>Thieme</strong> befestigt kurzerhand eine stabile Drahtschlaufe an<br />

<strong>de</strong>r Einspritzpumpe und fährt „etliche Tausend Kilometer mit Handgas<br />

bis nach Hause“.<br />

Dann wie<strong>de</strong>r ist an Reparatur gar nicht zu <strong>de</strong>nken. 1975 macht sich<br />

ein Konvoi, zwei Lastzüge und ein Sattelzug, von Bagdad aus leer auf<br />

<strong>de</strong>m Heimweg. Da löst sich bei <strong>Thieme</strong>s Lkw die Gummidämpfung am<br />

Zwischenlager <strong>de</strong>r Kardanwelle – und reißt schließlich aus. „Mitten in<br />

<strong>de</strong>r syrischen Wüste beginnt die Welle höllisch zu schlagen, bei je<strong>de</strong>m<br />

Schalten bäumt sich <strong>de</strong>r Wagen auf. Klar, so geht es nicht weiter.“<br />

Doch eine Reparatur ist hier nicht möglich. Was also tun?<br />

Die Männer entschließen sich, <strong>Thieme</strong>s fahruntüchtigen Zug einfach<br />

huckepack zu nehmen! „In einem Wadi, einem ausgetrockneten<br />

Flussbett, suchten wir eine geeignete Stelle und schaufelten mit<br />

Stecklatten und Nageleisen eine Rampe in <strong>de</strong>n Sand.“ Die Pritsche<br />

Kontrastprogramm neuer<br />

Actros: Da kommt <strong>Lothar</strong><br />

<strong>Thieme</strong> schon ins Grübeln …<br />

<strong>de</strong>s LP 2232 und <strong>de</strong>r komplette<br />

Hänger lassen sich jetzt<br />

auf <strong>de</strong>n leeren Lastzug <strong>de</strong>s<br />

Kollegen schieben. Dann rollt<br />

<strong>de</strong>r Sattelzug rückwärts an<br />

die Rampe, <strong>Thieme</strong> kann seinen<br />

lädierten Lkw auf <strong>de</strong>n<br />

Tiefla<strong>de</strong>r bugsieren. Weil das<br />

Ganze nun zu hoch ist, montieren<br />

die Männer die Vor<strong>de</strong>rrä<strong>de</strong>r ab und stellen <strong>de</strong>n 2232 auf die<br />

Bremstrommeln. „Eine üble Wuchterei bei dieser Hitze“, gruselt sich<br />

<strong>Thieme</strong> noch heute. „Und fast wer<strong>de</strong> ich auch noch verhaftet!“<br />

An <strong>de</strong>r syrisch-türkischen Grenze. Da verlangt ein Zolloffizier bei<br />

<strong>de</strong>r Ausreise eine Quittung über die obligatorische Transitsteuer für<br />

bela<strong>de</strong>ne Fahrzeuge. „Natürlich haben wir keine, weil wir ja mit leeren<br />

Autos eingereist sind. Aber <strong>de</strong>r Syrer spricht kein Englisch und<br />

versteht unsere Erklärungen nicht.“ Kurz – auf bei<strong>de</strong>n Seiten schwellen<br />

die Zornesa<strong>de</strong>rn und die Stimmung kocht hoch, bis schließlich <strong>de</strong>r<br />

hünenhafte <strong>Thieme</strong> handgreiflich wird, <strong>de</strong>n schmächtigen Offizier<br />

am Ärmel packt und zu seinem <strong>de</strong>fekten Lkw schleppt! Da greift zum<br />

Glück ein Englisch sprechen<strong>de</strong>r Zöllner ein, gut bekannt mit <strong>de</strong>r Tru-<br />

Fahrerwelten I<br />

cker-Truppe, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Vorgang klärt und <strong>de</strong>n wüten<strong>de</strong>n Offizier besänftigt.<br />

„Erst hinterher ist mir klar gewor<strong>de</strong>n, dass ich damals mit<br />

einem Bein im Gefängnis stand.“<br />

Im Jahr 2001 geht <strong>Lothar</strong> <strong>Thieme</strong> in <strong>de</strong>n (Un-)Ruhestand, fährt nun<br />

erst recht aus Lust und Laune. Mal als Urlaubsvertretung auf einem<br />

nagelneuen Actros, mal bei Oldtimertreffen auf <strong>de</strong>n Diesel-Klassikern<br />

aus alten Zeiten. Ein Kontrastprogramm, das <strong>de</strong>n Trucker aus<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft dann doch ins Grübeln bringt: „Dieser Lärm <strong>de</strong>r alten<br />

Motoren, die engen und kargen Fahrerhäuser, die in voller Lautstärke<br />

scheppern<strong>de</strong>n Röhrenradios – das habe ich immer selbstverständlich<br />

hingenommen. Heute un<strong>de</strong>nkbar. „Aber gut“, sagt <strong>Thieme</strong> im<br />

Brustton <strong>de</strong>r Überzeugung, „gut war es doch immer!“<br />

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