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Aufbruch in eine neue Ära - gibt es eine digitale Renaissance des ...

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Alexander Mogg, Dennis Teichmann, Timm Rotter<br />

<strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e<br />

<strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

Competence Center InfoCom


2 | Competence Center InfoCom<br />

E<strong>in</strong>lEitung<br />

Wir wachen auf mit den aktuellsten Schlagzeilen auf dem Smartphone.<br />

Beim Frühstück scrollen wir auf dem iPad durch die Informations-Häppchen<br />

auf Twitter, im H<strong>in</strong>tergrund die Radio-Nachrichten. Im Büro gilt der erste Blick<br />

dem Aufmacher von F<strong>in</strong>ancial Tim<strong>es</strong> Onl<strong>in</strong>e oder bild.de, bevor wir uns durch<br />

die wichtigsten Blogs rund um unser Liebl<strong>in</strong>gshobby klicken.<br />

Wo bleiben Zeitungen und Zeitschriften? Für Pr<strong>in</strong>t ist <strong>in</strong> der <strong>digitale</strong>n G<strong>es</strong>ellschaft<br />

immer seltener Platz. Ausgerechnet das Medium, das 400 Jahre lang<br />

die Informationskultur b<strong>es</strong>timmt hat, sche<strong>in</strong>t nun den Anschluss zu verlieren.<br />

Die Warnzeichen s<strong>in</strong>d dramatisch:<br />

> In den USA haben Zeitungen 2011 <strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igt so wenig erlöst<br />

wie seit 1951 nicht mehr.<br />

> Alle deutschen Boulevard- oder Regionalzeitungen haben im letzten<br />

Jahrzehnt an Auflage verloren.<br />

> L<strong>es</strong>er aller Alterskohorten ignorieren Pr<strong>in</strong>ttitel zunehmend – Zeitschriften<br />

widmen die Deutschen heute nur noch halb so viel Zeit wie 2005.<br />

Wie stark setzt sich di<strong>es</strong>er Niedergang fort? Gibt <strong>es</strong> <strong>in</strong> zehn Jahren<br />

ke<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>t-L<strong>es</strong>er mehr?<br />

Noch verdienen viele Verlage Geld. Noch können sie e<strong>in</strong>e Neuausrichtung<br />

ihr<strong>es</strong> G<strong>es</strong>chäftsmodells stemmen. Noch, denn <strong>in</strong> drei bis fünf Jahren wird<br />

für viele die Chance vertan se<strong>in</strong>. Jetzt ist der Zeitpunkt, um sich Innovation<br />

zu leisten und sich als mediale Erlebniswelt zu positionieren, die Relevanz,<br />

Emotion und Unverwechselbarkeit bietet. Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Roland Berger Feature<br />

zeigt verschiedene Wege, wie sich regionale und überregionale Verlage<br />

sowie Inv<strong>es</strong>toren positionieren sollten. Um den <strong>in</strong>dividuell richtigen Weg<br />

zu f<strong>in</strong>den, lohnt zunächst e<strong>in</strong> Blick auf die Ursachen der Krise:


3 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

StRuktuREllE PRoblEmE: WEnigER lESER –<br />

WEnigER AuflAgE – WEnigER AnzEigEn<br />

Die verkaufte Auflage ist für Pr<strong>in</strong>tmedien Erfolgskriterium Nummer e<strong>in</strong>s,<br />

da Vertriebs- und Werbee<strong>in</strong>nahmen von ihr abhängen. Die Auflage der Tag<strong>es</strong>zeitungen<br />

<strong>in</strong> Deutschland nimmt jedoch dramatisch ab: 1991 wurden täglich<br />

über 27 Millionen verkauft, heute nur noch 18,8 Millionen. Bild beispielsweise<br />

verlor alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> den letzten zehn Jahren e<strong>in</strong> Drittel an Auflage. Manch<strong>es</strong> lokale<br />

Blatt sogar 50 Prozent. E<strong>in</strong> Ende d<strong>es</strong> Abschmelzens ist laut IVW nicht <strong>in</strong> Sicht:<br />

Ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Boulevard-/Regionalzeitung konnte ihre Auflage seit 2000 nur<br />

annähernd halten. Etwas weniger d<strong>es</strong>olat ist die Lage bei überregionalen und<br />

Wochenzeitungen, wo Zeit und F.A.S. sogar Auflagen-Gew<strong>in</strong>ne melden. Die<br />

Erosion der Branche können aber auch sie nicht stoppen. Gleich<strong>es</strong> gilt für<br />

ePaper ang<strong>es</strong>ichts von erst 150.000 Abonnenten <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Abbildung 1: AuflAgeneRosIon IM DeuTsChen TAg<strong>es</strong>zeITungsMARkT<br />

[Durchschnittliche tägliche Auflage deutscher Tag<strong>es</strong>zeitungen <strong>in</strong> Mio. stück]<br />

Quelle: IVW Auflagenstatistik<br />

27,0<br />

-30%<br />

18,8<br />

1991 2011<br />

Weltweit spielt sich e<strong>in</strong>e ähnliche Entwicklung ab: In den USA etwa brach die<br />

Auflage alle<strong>in</strong> seit 2005 um 20 Prozent e<strong>in</strong>. Rund 50 Tag<strong>es</strong>zeitungen mussten<br />

ihre Pr<strong>in</strong>t-Ausgaben seitdem fast oder komplett aufgegeben. In Frankreich (wo<br />

France Soir und La Tribune g<strong>es</strong>chlossen wurden), England, Kanada und Japan<br />

ist die Lage ähnlich.


4 | Competence Center InfoCom<br />

Am Zeitschriftenmarkt <strong>in</strong> Deutschland ist die Lage wegen d<strong>es</strong> schnellen<br />

Kommens und Gehens <strong>neue</strong>r Blätter schwerer zu überblicken. Dem Scheitern<br />

e<strong>in</strong>iger Pr<strong>es</strong>tigeprojekte wie Vanity Fair (Condé Nast) und Max (Burda) stehen<br />

erfolgreiche Neugründungen wie Landlust (Landwirtschaftsverlag) oder Servus<br />

(Red Bull Mediahouse) gegenüber. Insg<strong>es</strong>amt sank die Auflage aller Publikums-<br />

Magaz<strong>in</strong>e seit 2001 um 14 Prozent. Im Vergleich zur Tag<strong>es</strong>pr<strong>es</strong>se ersche<strong>in</strong>t das<br />

moderat, viele etablierte Marken haben jedoch deutlich stärker verloren. Denn<br />

e<strong>in</strong>e B<strong>es</strong>onderheit d<strong>es</strong> Magaz<strong>in</strong>-Markt<strong>es</strong> ist se<strong>in</strong>e zunehmende Fragmentierung:<br />

Gab <strong>es</strong> 1990 <strong>in</strong> Deutschland noch 554 General Inter<strong>es</strong>t-Titel, so waren <strong>es</strong> im<br />

Jahr 2000 bereits 847 und 899 <strong>in</strong> 2011.<br />

Abbildung 2: heRAusfoRDeRungen IM MAgAzInMARkT – BeIspIel DeuTsChlAnD<br />

S<strong>in</strong>kende Werbeumsätze magaz<strong>in</strong>markt<br />

nettowerbeerlöse, <strong>in</strong>flationsadjustiert<br />

[euR Mrd.]<br />

1,6<br />

1990<br />

2,2<br />

2000<br />

1,5<br />

2010<br />

marktfragmentierung<br />

[Anzahl publikumsmagaz<strong>in</strong>e]<br />

1990<br />

Quelle: spiegel onl<strong>in</strong>e, nielsen/sevenone Media <strong>in</strong> statista, g+J ad trend, January-June 2011, ma-reichweiten.de,<br />

gruner+Jahr, market and media development 1985-2010, federal statistical office, IVW, Roland Berger<br />

Immer mehr Titel mit schrumpfenden Auflagen und zugleich schnelleren<br />

Lebenszyklen konkurrieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schrumpfenden Werbemarkt, so dass<br />

schlussendlich für (fast) alle weniger übrig bleibt. Sie tun sich immer schwerer,<br />

mit ihrem gelernten Publish<strong>in</strong>g-Modell überhaupt noch Geld zu verdienen.<br />

Im Schnitt beträgt der Umsatzverlust im Anzeigeng<strong>es</strong>chäft pro Zeitschrift seit<br />

der Jahrtausendwende 40 Prozent (1,6 gegenüber 2,7 Millionen Euro/Jahr).<br />

Di<strong>es</strong> entspricht den Verlusten der g<strong>es</strong>amten Pr<strong>in</strong>t-Branche: Fast neun Milliarden<br />

Euro verdiente sie netto im Jahr 2000. 2011 war <strong>es</strong> nur noch etwas über die<br />

Hälfte: fünf Milliarden. Abkoppeln konnten sich nur die Anzeigenblätter: Für<br />

sie war 2011 gar e<strong>in</strong> Anzeigen-Rekordjahr. Die Titel profitieren von lokaler<br />

Verankerung und Präsenz <strong>in</strong> fast jedem Haushalt.<br />

554<br />

847<br />

2000<br />

890<br />

2010


5 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

International das gleiche Bild: In den USA etwa erlösten Zeitungen 2011<br />

<strong>in</strong>flationsbere<strong>in</strong>igt so wenig wie seit 1951 nicht mehr. Und die Aussichten s<strong>in</strong>d<br />

trotzdem düster: Immer mehr Werbung wandert <strong>in</strong>s Internet – 2011 überflügelten<br />

die Onl<strong>in</strong>e-Umsätze hierzulande erstmals die von Zeitungen und TV.<br />

Sie wachsen zurzeit um 12 bis 15 Prozent pro Jahr, <strong>in</strong> den USA 2011 sogar<br />

um 22 Prozent. Onl<strong>in</strong>e ist im Bereich Auto-, Stellen- und Immobilien-Markt<br />

überlegen, weil schneller, nutzerfreundlicher und preiswerter. Anders g<strong>es</strong>agt:<br />

eBay-Kle<strong>in</strong>anzeigen entsprechen e<strong>in</strong>fach viel mehr den Nutzungsmustern der<br />

<strong>digitale</strong>n G<strong>es</strong>ellschaft als die "Wühlkiste" der Lokalzeitung.<br />

Abbildung 3: WeRBeeInnAhMen DeR TAg<strong>es</strong>zeITungen (InflATIonsBeReInIgT 1950-2012) –<br />

BeIspIel usA<br />

70,000<br />

60,000<br />

50,000<br />

40,000<br />

30,000<br />

20,000<br />

[mio. uSd]<br />

10,000<br />

1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010<br />

Inklusive onl<strong>in</strong>ewerbung pr<strong>in</strong>twerbung<br />

Quelle: newspaper Association of America


6 | Competence Center InfoCom<br />

SoziodEmogRAfiSchE PRoblEmE: WARum WiR<br />

zEitungEn und mAgAz<strong>in</strong>E ignoRiEREn<br />

Lange hofften Verlage, die Nutzung "<strong>neue</strong>r" Medien sei nur e<strong>in</strong>e Phase im<br />

Leben der jungen Generation. Doch <strong>neue</strong> Zahlen widerlegen di<strong>es</strong>: Das (D<strong>es</strong>-)<br />

Inter<strong>es</strong>se an Pr<strong>in</strong>t bleibt relativ stabil. Wer mit 20 ke<strong>in</strong>e Zeitung li<strong>es</strong>t, tut di<strong>es</strong><br />

meist auch mit 50 nicht. Zudem s<strong>in</strong>kt das Inter<strong>es</strong>se an Pr<strong>in</strong>t seit Mitte der<br />

1980er von Alterskohorte zu Alterskohorte. Während 1984 noch 71 Prozent<br />

der 14- bis 19-Jährigen <strong>in</strong> Deutschland Tag<strong>es</strong>zeitungen lasen, s<strong>in</strong>d <strong>es</strong> heute<br />

nicht e<strong>in</strong>mal mehr halb so viele. Ähnlich drastisch ist der Rückgang bei 20-<br />

bis 39-Jährigen. Die USA melden e<strong>in</strong>e fast identische Entwicklung – nur auf<br />

noch niedrigerem Niveau.<br />

Abbildung 4: kohoRTenVeRgleICh: ReIChWeITe DeuTsCheR TAg<strong>es</strong>zeITungen<br />

Reichweite nach Altersgruppe [%]<br />

71<br />

14-19<br />

76<br />

20-29<br />

geburtsjahrgänge der jeweiligen kohorte/Altersgruppe<br />

Quelle: AWA, Roland Berger<br />

82,7 81,2 75,2 57,4<br />

1984<br />

86<br />

30-39<br />

60<br />

14-19<br />

73<br />

20-29<br />

1994<br />

81<br />

30-39<br />

52<br />

14-19<br />

61<br />

20-29<br />

2004<br />

1945-54 1955-64 1965-70 <strong>in</strong> 1984 und 1965-74 ab 1994<br />

71<br />

30-39<br />

33<br />

14-19<br />

38<br />

20-29<br />

2011<br />

1975-80 <strong>in</strong> 1994, 1975-84 <strong>in</strong> 2004 und 1972-81 <strong>in</strong> 2011 1985-90 <strong>in</strong> 2004 und 1982-91 <strong>in</strong> 2011 1992-97<br />

49<br />

30-39


7 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

Zeitschriften verlieren weniger stark, alarmierend ist jedoch, dass der Content<br />

offenbar nicht mehr beim L<strong>es</strong>er ankommt: Bis 2005 widmeten sich die Deutschen<br />

ihnen täglich 10 bis 12 M<strong>in</strong>uten, so die ARD-/ZDF-Onl<strong>in</strong><strong>es</strong>tudie. Seither<br />

hat sich die Zahl halbiert. Das Aufkommen der Tablets ist e<strong>in</strong> weiterer Treiber<br />

hierbei. Bis 2020 wird die erste Generation "Digital Nativ<strong>es</strong>" erwachsen, die<br />

quasi von Geburt an onl<strong>in</strong>e war. Auflagen- und Aufmerksamkeits-Verluste<br />

gedruckter Medien dürften sich dadurch weiter b<strong>es</strong>chleunigen.<br />

Von den massenmedien zu den medien der massen<br />

L<strong>es</strong>er-B<strong>in</strong>dungen wandeln sich, Journalisten werden als Gatekeeper abgelöst.<br />

Wir sehen drei zentrale Gründe, wi<strong>es</strong>o Pr<strong>in</strong>ttitel Relevanz e<strong>in</strong>büßen – und<br />

damit Aufmerksamkeit, Auflage und Anzeigen:<br />

> "bürger-Journalismus": Bei vielen Expertenthemen stechen Blogs, Foren<br />

und kostenfreie Websit<strong>es</strong> <strong>in</strong>zwischen prof<strong>es</strong>sionelle Pr<strong>in</strong>tangebote <strong>in</strong> Sachen<br />

Schnelligkeit und Detailwissen aus. Sie s<strong>in</strong>d zu unterscheiden von "L<strong>es</strong>er-<br />

Reportern", die <strong>in</strong> den vergangenen Jahren vor allem Zeitungen e<strong>in</strong>geführt<br />

haben, die bisher aber ke<strong>in</strong>e Erfolgsg<strong>es</strong>chichte darstellen.<br />

> Social networks und das Empfehlungsmarket<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den <strong>neue</strong>n medien: Ke<strong>in</strong>e<br />

Zeitung kennt mich und me<strong>in</strong>e Inter<strong>es</strong>sen b<strong>es</strong>ser, als me<strong>in</strong>e Freunde <strong>es</strong><br />

tun. Also folge ich deren L<strong>es</strong>e-Tipps. Di<strong>es</strong>e passen oft viel b<strong>es</strong>ser zu me<strong>in</strong>er<br />

"Community", ob man di<strong>es</strong>e nun lokal verortet oder thematisch, also etwa<br />

auf e<strong>in</strong> Hobby bezogen.<br />

> "Social Reader": Der Gedanke di<strong>es</strong>er Apps ist, dass man sich – wenn die<br />

Medien <strong>es</strong> nicht schaffen – se<strong>in</strong>e Nachrichten-Quellen selbst auf e<strong>in</strong>er Benutzer-Oberfläche<br />

kompiliert. Den Branchenpionier Flipboard nutzen über fünf<br />

Millionen Menschen. Das s<strong>in</strong>d zehnmal so viele, wie das Wall Street Journal<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Heimatmarkt USA Abonnenten hat. Und <strong>in</strong>haltlich entwickelt<br />

sich Flipboard immer weiter: Neuerd<strong>in</strong>gs kann man se<strong>in</strong>e Google Reader<br />

RSS-Streams <strong>in</strong>tegrieren und Top-Meldungen von NYT oder Paris Match<br />

l<strong>es</strong>en – und zwar kostenlos. Warum noch e<strong>in</strong>e Zeitung/Zeitschrift kaufen,<br />

wenn <strong>es</strong> di<strong>es</strong>e Alternative <strong>gibt</strong>?


8 | Competence Center InfoCom<br />

Strategische Probleme: Wie die medien den <strong>digitale</strong>n<br />

Wandel verschlafen<br />

Im April 2012 waren erstmals mehr als drei Viertel der Deutschen onl<strong>in</strong>e.<br />

37 Prozent nutzen mobile Geräte, bei den 14- bis 29-Jährigen gar 55 Prozent.<br />

2013 werden weltweit erstmals mehr Menschen mobil onl<strong>in</strong>e se<strong>in</strong> als am<br />

Schreibtisch. Tablets ersetzen PCs und Apple wird mit se<strong>in</strong>em Ökosystem<br />

aus Soft- und Hardware vorerst Marktführer bleiben.<br />

Dabei schaffen Tablets, was Smartphon<strong>es</strong> und Netbooks nicht gelang: die<br />

Revolution d<strong>es</strong> Pr<strong>in</strong>tmarkt<strong>es</strong>. In den zwei Wochen nach dem Start von Appl<strong>es</strong><br />

Digital-Kiosks Newsstand im Herbst 2011 steigerte Condé Nast USA den<br />

ePaper- und App-Verkauf um 268 Prozent. Auch Konkurrent Hearst gab<br />

Rekorde bekannt und will 2012 e<strong>in</strong>e Million Digital-Abonnenten gew<strong>in</strong>nen.<br />

Die Verlage hoffen, dank Tablets wieder mehr "echte" L<strong>es</strong>er zu b<strong>in</strong>den. Erste<br />

Nutzungszahlen kl<strong>in</strong>gen positiv: So verbr<strong>in</strong>gen 30 Prozent der Amerikaner, die<br />

Tablets gekauft haben, mehr Zeit mit News-Konsum als zuvor. In den USA und<br />

Kanada boten Ende 2011 daher auch schon 85 Prozent der Verlage Zeitungs-/<br />

Magaz<strong>in</strong>-Apps an. In Deutschland s<strong>in</strong>d <strong>es</strong> erst 61 Prozent.<br />

Auch bei ihrer onl<strong>in</strong>e-Präsenz h<strong>in</strong>ken deutsche Medien h<strong>in</strong>terher. Zwar waren<br />

schon 2002 alle Tag<strong>es</strong>zeitungen im Netz vertreten. Publizistische Relevanz<br />

haben dort jedoch bisher nur wenige entfaltet – und Geld verdient haben<br />

noch weniger: Mit Onl<strong>in</strong>e-Angeboten erlösen Verlage Deutschland pro L<strong>es</strong>er<br />

im Schnitt nur zwölf Prozent d<strong>es</strong>sen, was sie mit gedruckten Publikationen<br />

erzielen.<br />

Das reicht bei weitem nicht, um E<strong>in</strong>bußen im Kerng<strong>es</strong>chäft zu kompensieren:<br />

Sieben Werbe-Dollar M<strong>in</strong>us im Pr<strong>in</strong>t stünden <strong>in</strong> den USA zurzeit jedem onl<strong>in</strong>e<br />

verdienten Dollar gegenüber, errechnete das PEJ im März 2012. Lukrativ s<strong>in</strong>d<br />

<strong>digitale</strong> Nachrichten nur für Suchmasch<strong>in</strong>en und Networks – die die Inhalte gar<br />

nicht produzieren, sie aber bedenkenlos verteilen: Google erwirtschaftet pro<br />

User achtmal mehr Geld mit Werbung als deutsche Newsportale.


9 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

die gratiskultur<br />

"Ob prof<strong>es</strong>sioneller Journalismus überleben kann, wird vor allem davon abhängen,<br />

ob <strong>es</strong> gel<strong>in</strong>gt, wenigstens e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en, bildungshungrigen Teil der<br />

Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass guter Journalismus etwas wert ist",<br />

schrieb die NZZ Anfang 2012.<br />

Bisher ist die Hoffnung vergeblich: L<strong>es</strong>er erwarten kostenfreien Zugang zu allgeme<strong>in</strong><br />

verfügbaren Nachrichten. Nur jeder siebte US-Tablet-Nutzer hat schon<br />

für Nachrichten gezahlt (<strong>in</strong> Deutschland 15 Prozent, <strong>in</strong> Großbritannien 19).<br />

Entsprechend wenige führende Zeitungen setzen daher auf Bezahlmodelle:<br />

In Deutschland ist <strong>es</strong> zum Beispiel das Handelsblatt, <strong>in</strong> Großbritannien der<br />

Economist, die F<strong>in</strong>ancial Tim<strong>es</strong> und die Tim<strong>es</strong> of London, <strong>in</strong> den USA Wall<br />

Street Journal (WSJ) und New York Tim<strong>es</strong> (NYT).<br />

Am weit<strong>es</strong>ten entwickelt, wenn auch auf relativ ger<strong>in</strong>gem Niveau, s<strong>in</strong>d<br />

die US-Angebote: Das WSJ hat ca. 540.000 L<strong>es</strong>er, die NYT 532.000, was<br />

13 Prozent Plus <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr entspricht. Sie setzt auf e<strong>in</strong>e "partielle Paywall":<br />

Die ersten zehn Artikel s<strong>in</strong>d kostenfrei, für unlimitierten Zugang zahlt man<br />

15 bis 35 Dollar pro Monat. Der Umsatz mit Digital-Abos betrug im ersten<br />

Quartal 2012 immerh<strong>in</strong> 35 Millionen Dollar – 20 Prozent d<strong>es</strong> Umsatz<strong>es</strong> der<br />

g<strong>es</strong>amten NYT Media Group. Weniger erfolgreich ist die Tim<strong>es</strong> of London, bei<br />

der man ab dem ersten Artikel zahlt. Dadurch verlor die Seite <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong><strong>es</strong><br />

Monats 90 Prozent Traffic. Zuletzt konnten die Erlöse der Onl<strong>in</strong>e-Abos nur<br />

zehn Prozent der massiven Pr<strong>in</strong>t-Verluste (71 Millionen US-Dollar <strong>in</strong> 2010)<br />

ausgleichen.<br />

Pay Walls eigenen sich für die Masse der Medien (noch) nicht als G<strong>es</strong>chäftsgrundlage.<br />

Nur wenigen Premium-Marken mit exklusivem Content – und auch<br />

hier teilweise nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er "porösen" Form wie bei der NYT – s<strong>in</strong>d sie bisher zu<br />

empfehlen. Wer mit Bezahl-Inhalten Geld verdienen will, muss also <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Segment e<strong>in</strong>en solche Premium-Status erreichen.<br />

An alle anderen Inhalte gelangen die Nutzer kostenlos – und sei <strong>es</strong> über<br />

Umwege wie Suchmasch<strong>in</strong>en.


10 | Competence Center InfoCom<br />

Vorbilder: Wer wird <strong>in</strong> zukunft die zielgruppen erreichen?<br />

Guter Content funktioniert weiterh<strong>in</strong> – auch gedruckt, wie das Beispiel Landlust<br />

zeigt. Das 2005 g<strong>es</strong>tartete Garten-Magaz<strong>in</strong> schafft <strong>es</strong> im ersten Quartal<br />

2012 mit e<strong>in</strong>er Rekordauflage von 1,01 Millionen Exemplaren sogar erstmals<br />

unter die Top 10 am Kiosk. Fokus, Stern und sogar den Spiegel hat Landlust<br />

damit längst abgehängt. Inter<strong>es</strong>santerweise f<strong>in</strong>det man auf der Website weder<br />

Social Plug<strong>in</strong>s noch Apps, dafür aber Rezeptverzeichnisse zum Download.<br />

Bei den Tag<strong>es</strong>zeitungen gilt News Corps WSJ als Vorbild: weil die Pr<strong>in</strong>t-Ausgabe<br />

<strong>es</strong> <strong>in</strong> den USA zum Auflagen-Primus gebracht hat, weil – wie erwähnt – die<br />

Paywall im Web zu funktionieren sche<strong>in</strong>t und weil sich die Onl<strong>in</strong>e-Ausgabe<br />

konsequent <strong>neue</strong>n Medien öffnet. In der ausnahmslos im Internet ersche<strong>in</strong>enden<br />

deutschen Ausgabe beispielsweise ersetzt e<strong>in</strong> Blog die Seite Drei. Sehr<br />

erfolgreich ist auch manch<strong>es</strong> zielgruppengerechte Onl<strong>in</strong>e-Portal – siehe die<br />

(2005 gegründete und <strong>in</strong>zwischen sogar Pulitzer-Preis g<strong>es</strong>chmückte) Huff<strong>in</strong>gton<br />

Post <strong>in</strong> den USA. Bei Twitter hat sie mit 1,9 Millionen Followern bereits<br />

siebenmal so viele Anhänger wie beispielsweise die 211 Jahre alte New York<br />

Post. Dank d<strong>es</strong> Erfolgs konnte Gründer<strong>in</strong> Arianna Huff<strong>in</strong>gton ihr redaktionell<strong>es</strong><br />

Personal <strong>in</strong> den vergangenen zwei Jahren verdoppeln. Und das Wachstum geht<br />

weiter: Nach ersten Europa-Ablegern <strong>in</strong> England, Frankreich und Spanien s<strong>in</strong>d<br />

nun Ausgaben für Italien und Deutschland im G<strong>es</strong>präch. Erstaunlich ist dagegen<br />

das mehrfache Scheitern re<strong>in</strong>er iPad-Magaz<strong>in</strong>e: Von Richard Bransons Project<br />

Magaz<strong>in</strong>e erschienen seit 2010 nur zwölf Ausgaben. Der Zürcher R<strong>in</strong>gier-Verlag<br />

stellte se<strong>in</strong> monothematisch<strong>es</strong> Magaz<strong>in</strong> The Collection nach nur zwei Ausgaben<br />

wieder e<strong>in</strong>. Und die iPad-Zeitung The Daily, 2011 von News Corp. entwickelt,<br />

hat bisher laut Medienberichten 30 Millionen Dollar Verlust gemacht und<br />

erreicht statt der erhofften Million nur 100.000 L<strong>es</strong>er pro Woche – <strong>in</strong> den<br />

USA e<strong>in</strong>e marg<strong>in</strong>ale Zahl.<br />

zwischenfazit<br />

Das "Rieplsche G<strong>es</strong>etz" b<strong>es</strong>agt, dass ke<strong>in</strong> <strong>neue</strong>s Massenmedium e<strong>in</strong> b<strong>es</strong>tehend<strong>es</strong><br />

komplett verdrängt. Die Zeitung überlebte das Radio, das Radio das Fernsehen.<br />

Schafft das Internet <strong>es</strong> als erst<strong>es</strong>, Riepl zu widerlegen? Die Vermutung liegt nahe,<br />

denn die technische Entwicklung (mobil<strong>es</strong> Internet, Allgegenwart der Information)<br />

und unsere daraus r<strong>es</strong>ultierenden <strong>neue</strong>n Kommunikationsmuster lassen<br />

Pr<strong>in</strong>t zunehmend antiquiert und überflüssig ersche<strong>in</strong>en.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Bedarf an E<strong>in</strong>ordnung, an Kommentierung und<br />

an Selektion – sprich an gut gemachtem Publish<strong>in</strong>g. Je mehr Information verfügbar<br />

ist, d<strong>es</strong>to stärker wird di<strong>es</strong>er Bedarf zunehmen. Denn schlussendlich ist das<br />

Medium zweitrangig – entscheidend ist die e<strong>in</strong>e Kernfrage: Wie erreicht man<br />

se<strong>in</strong>e Zielgruppe zum richtigen Zeitpunkt und <strong>in</strong> passender Form mit dem für<br />

sie relevanten Content und verdient damit auch noch Geld?


11 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

hERAuSfoRdERungEn<br />

Wir sehen drei zentrale Herausforderungen für die Pr<strong>in</strong>t-Branche beim<br />

Bemühen, e<strong>in</strong>e konvergente Informations- und Erlebniswelt zu g<strong>es</strong>talten.<br />

Dabei lohnt e<strong>in</strong> vergleichender Blick auf die TV-Branche:<br />

1. brand<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong> bewusst<strong>es</strong> Marken-Denken fehlt Pr<strong>in</strong>t meist noch. Dabei hat die Branche<br />

<strong>es</strong> leichter als viele TV-Anbieter, bei denen E<strong>in</strong>zelformate – man denke an Pop<br />

Idol oder Top Model – die Konzernmarke überstrahlen. Die Pr<strong>in</strong>t-Marke dagegen<br />

steht unangefochten über dem Content.<br />

E<strong>in</strong>e US-Studie zeigt, wie eng das "Relevance Set" vieler Nutzer ist: Die Masse<br />

nutzt auf Tablets nur zwei bis drei Nachrichten-Quellen. Nur jeder dritte sucht<br />

aktiv alternative Angebote. Di<strong>es</strong>er Trend ist vergleichbar mit der Belegung der<br />

ersten Plätze auf der Fernbedienung: Nur unter den Top-Fünf wird man wahrgenommen<br />

(laut e<strong>in</strong>er aktuellen Studie gilt das auch heute noch für 80 Prozent<br />

aller deutschen TV-Nutzer). Umso wichtiger ist <strong>es</strong>, die eigene Marke ununterbrochen<br />

aufzuladen, so dass L<strong>es</strong>er sie als Must-have wahrnehmen. Das kann<br />

nüchtern durch exklusiven, relevanten Content g<strong>es</strong>chehen, oder durch emotionale<br />

B<strong>in</strong>dung. Als Vorbild dienen hier auch erfolgreiche FMCGs (Fast Mov<strong>in</strong>g<br />

Consumer Goods), die den Konsumenten über e<strong>in</strong>e starke Marke und e<strong>in</strong>e klare<br />

Positionierung dazu br<strong>in</strong>gen, dass er sich – trotz Konkurrenz – immer wieder<br />

aufs Neue für sie entscheidet.<br />

2. kontext & Relevanz<br />

Starke TV-Formate schaffen <strong>es</strong> <strong>in</strong> der (noch) sehr l<strong>in</strong>earen TV-Landschaft,<br />

Inhalte zum "Talk of the Town" zu machen, weil alle sie gleichzeitig erleben.<br />

Di<strong>es</strong> gel<strong>in</strong>gt Zeitungen nur selten, Magaz<strong>in</strong>en fast nie. Dennoch Relevanz zu<br />

erzeugen, wird ang<strong>es</strong>ichts d<strong>es</strong> medialen Überangebots immer wichtiger. Der<br />

Vorteil von Pr<strong>in</strong>t ist dabei, dass "tiefer<strong>es</strong> L<strong>es</strong>en", also das Verstehen komplexer<br />

Zusammenhänge, auf Papier viel e<strong>in</strong>facher ist als im Netz – vom flüchtigen<br />

Medium Rundfunk ganz zu schweigen. D<strong>es</strong>sen müssen sich Pr<strong>in</strong>ttitel b<strong>es</strong><strong>in</strong>nen:<br />

Sie brauchen gar nicht kurzfristig Stadtg<strong>es</strong>präch zu werden. Sie s<strong>in</strong>d viel wertvoller,<br />

wenn sie H<strong>in</strong>tergründe erklären und Orientierung stiften und das mit<br />

e<strong>in</strong>em Angebot, das sich an der Lebenssituation der L<strong>es</strong>er orientiert. In der Früh<br />

hat die Mehrheit ke<strong>in</strong>e Zeit für e<strong>in</strong>e 36-Seiten-Zeitung, sonntagsmittags dagegen<br />

schon. Die entscheidende Frage ist also, was der L<strong>es</strong>er wann und <strong>in</strong> welcher<br />

Form konsumieren will.


12 | Competence Center InfoCom<br />

3. community<br />

Pr<strong>in</strong>tmedien tun sich schwerer als TV und Radio, Nutzer emotional zu b<strong>in</strong>den<br />

und e<strong>in</strong> Zusammengehörigkeitsgefühl zu stiften. Es <strong>gibt</strong> ke<strong>in</strong>e personalisierenden<br />

Moderatoren (maximal beliebte Kolumnisten), ke<strong>in</strong>e optischen oder<br />

akustischen J<strong>in</strong>gl<strong>es</strong>, weniger "Liebl<strong>in</strong>gsserien". Viele Fernsehformate nutzen<br />

zum Community Build<strong>in</strong>g seit längerem erfolgreich Events (bei Talk-/Show-<br />

Formaten s<strong>in</strong>d das die Sendungen selbst, bei denen das Publikum live im Studio<br />

dabei ist) und heute vor allem Social Media. Die Facebook-Seite von ProSiebens<br />

Top Model etwa verfolgen über 410.000 Fans, bei American Idol s<strong>in</strong>d <strong>es</strong> gar<br />

9,5 Millionen. Pr<strong>in</strong>tmedien sollten <strong>es</strong> di<strong>es</strong>en Vorbildern – passend zu ihren<br />

Zielgruppen und Botschaften – nachtun. Denn e<strong>in</strong>e aktive Community stärkt<br />

die eigene mediale Erlebniswelt gleich dreifach: Sie zahlt auf das Brand<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>,<br />

sorgt für emotionale Nähe und hilft, relevante Inhalte zu verbreiten.<br />

das leuchtturm-konzept<br />

Wir glauben an die Zukunft gut gemachter Publish<strong>in</strong>g-Produkte. Allerd<strong>in</strong>gs nur,<br />

wenn sie im wahrsten S<strong>in</strong>ne d<strong>es</strong> Wort<strong>es</strong> "herausragen". Wie der Politreport,<br />

der noch wirklich <strong>in</strong>v<strong>es</strong>tigativ ist. Der lokale Service-Artikel, der dem L<strong>es</strong>er <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em persönlichen Alltag echten Mehrwert liefert.<br />

Abbildung 5: leuChTTuRMkonzepT<br />

moRgEn: "leuchtturmkonzepte" stehen im zentrum e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Informations-<br />

und erlebniswelt – emotionaler Ankerpunkt für den l<strong>es</strong>er<br />

content<br />

> Redaktioneller Inhalt<br />

> strukturiert, aggregiert<br />

> e<strong>in</strong>beziehung von nutzergenerierten<br />

Inhalten<br />

> pr<strong>in</strong>t, onl<strong>in</strong>e, mobile<br />

Erlebnis<br />

> Integration von Verkaufsmöglichkeiten<br />

für spezifische zielgruppen<br />

> Verb<strong>in</strong>dung von enterta<strong>in</strong>ment,<br />

Angeboten: Musik, filme, events<br />

Quelle: Roland Berger<br />

leuchtturm<br />

=<br />

emotionaler<br />

Ankerpunkt<br />

channels<br />

> Bereitstellung von erlebniswelten<br />

auf allen endgeräten und kanälen<br />

> onl<strong>in</strong>e, Apps und smartphone<br />

Angebote, plus smart TV<br />

community<br />

> exklusive social Media events<br />

zum Aufbau enger, emotionaler<br />

Verb<strong>in</strong>dung zum l<strong>es</strong>er<br />

> l<strong>es</strong>er nehmen an der Inhalte-<br />

erstellung teil und kommentieren<br />

die formate


13 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

Oder der Kommentar, der <strong>in</strong> 60 Sekunden globale ökonomische Entwicklungen<br />

e<strong>in</strong>ordnet. Es geht darum, relevanten ("Leuchtturm")-Content zu dem Zeitpunkt<br />

und <strong>in</strong> der Form anzubieten, wie die L<strong>es</strong>er <strong>es</strong> erwarten. Nur so werden Pr<strong>in</strong>ttitel<br />

noch Markenb<strong>in</strong>dung aufbauen und den Schritt zur Erlebniswelt schaffen.<br />

Der Weg dorth<strong>in</strong> ist für viele Akteure noch weit, denn aktuell b<strong>es</strong>tehen bei fast<br />

allen Titeln nur sehr lose B<strong>in</strong>dungen über das orig<strong>in</strong>äre Pr<strong>in</strong>tprodukt h<strong>in</strong>aus.<br />

Website/Mobile, Commerce-Plattformen, Events oder Social Media werden –<br />

wenn überhaupt – erst unzulänglich genutzt. Künftig gilt <strong>es</strong>, all di<strong>es</strong>e Bereiche<br />

zur Monetarisierung zu <strong>in</strong>tegrieren:<br />

> Website und Mobile-Angebote müssen – unabhängig vom Endgerät –<br />

Zugang zu den Erlebniswelten der Marke bieten und dabei prof<strong>es</strong>sionellen<br />

sowie User-Generated-Content verb<strong>in</strong>den. Potenzial hat vor allem das<br />

Mobile-G<strong>es</strong>chäft. In Nordamerika generieren große Verlage darüber schon<br />

heute 15 Prozent d<strong>es</strong> Traffics. Bis Ende 2013 erwarten sie 25 Prozent.<br />

> Commerce- und Social Media-Angebote sollten onl<strong>in</strong>e mit <strong>in</strong>dividuellen<br />

Angeboten anknüpfen. Wichtig ist: Sie müssen zur generellen redaktionellen<br />

Positionierung d<strong>es</strong> Mediums passen, damit die Marke Glaubwürdigkeit<br />

wahrt. Neu ist di<strong>es</strong>e Idee nicht: Schon bei den Münchner Medientagen 2002<br />

war die Rede vom "Onl<strong>in</strong>e-Zeitungsauftritt als regionaler E<strong>in</strong>kaufsplattform".<br />

Nur passiert ist bisher wenig.<br />

> Mit Events und Aktionen ist <strong>es</strong> ähnlich – auch sie sollten im S<strong>in</strong>ne der<br />

Glaubwürdigkeit an die eigene Themenwelt anschließen. Sie dienen dazu,<br />

L<strong>es</strong>er emotional zu erreichen – offl<strong>in</strong>e wie onl<strong>in</strong>e: Auf ihren Web-Platt-<br />

formen können Verlage beispielsweise Veranstaltungen nur für die eigene<br />

Community organisieren und L<strong>es</strong>er mit exklusiven Rabattgutsche<strong>in</strong>en<br />

locken, die beispielsweise wiederum an den Kauf d<strong>es</strong> Pr<strong>in</strong>t-Titels<br />

gebunden s<strong>in</strong>d.<br />

Erfolg werden Publish<strong>in</strong>g-Produkte haben, wenn sie ihren L<strong>es</strong>ern e<strong>in</strong> klar<strong>es</strong> Bild<br />

liefern, welche Inhalte sie <strong>in</strong> welcher Form und welcher Mischung sie bei ihnen<br />

vorf<strong>in</strong>den. Ke<strong>in</strong> Medium wird ständige Exklusivität liefern. Wichtiger s<strong>in</strong>d Haltung<br />

und Herangehensweise. Wenn di<strong>es</strong>e den grundsätzlichen Erwartungen d<strong>es</strong><br />

L<strong>es</strong>ers entspricht, <strong>gibt</strong> er der Erlebniswelt e<strong>in</strong>e Chance. S<strong>in</strong>d dort Pr<strong>in</strong>t, Onl<strong>in</strong>e,<br />

Mobile und Social Media, Commerce und Events dann s<strong>in</strong>nvoll verzahnt, wird<br />

er dauerhaft gebunden.


14 | Competence Center InfoCom<br />

Abbildung 6: puBlIshIng MoDel DeR zukunfT<br />

Quelle: Roland Berger<br />

marke<br />

Ökosystem<br />

<strong>in</strong>halteerstellung<br />

und -verwaltung<br />

Die leuchtturm-Marke ist der zentrale Identifikationspunkt<br />

für den nutzer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konvergierenden erlebnis-<br />

und Informationswelt – emotionaler Ankerpunkt<br />

Das Ökosystem be<strong>in</strong>haltet, über pr<strong>in</strong>t-<br />

Inhalte h<strong>in</strong>aus, nahtlos <strong>in</strong>tegrierte onl<strong>in</strong>e-<br />

und Community-elemente wie e-Commerce<br />

Angebote und events<br />

zentrale Inhalteverwaltung über alle<br />

Medienformate h<strong>in</strong>weg – Redaktionelle<br />

proz<strong>es</strong>se stehen im e<strong>in</strong>klang mit der<br />

erstellung von erlebniswelten<br />

Um di<strong>es</strong><strong>es</strong> G<strong>es</strong>chäftsmodell effizient und erfolgreich umzusetzen, sollte der<br />

Verlag wie e<strong>in</strong>e Pyramide strukturiert se<strong>in</strong>: An der Spitze stehen die eigenen<br />

starken Marken. An ihnen müssen sich alle darunter bef<strong>in</strong>dlichen Bauste<strong>in</strong>e<br />

d<strong>es</strong> Verlags ausrichten – se<strong>in</strong>e Produkte, se<strong>in</strong>e Botschaften, se<strong>in</strong>e Kundenbeziehungen.<br />

Es geht immer darum, markenzentrisch zu denken und dabei<br />

die Bedürfnisse der L<strong>es</strong>er zu beachten. Die Basis der Pyramide bilden die<br />

organisatorischen Proz<strong>es</strong>se wie Vertrieb, Personal und Market<strong>in</strong>g. Sie müssen<br />

mehr oder weniger geräuschlos funktionieren, um die Marken an der Spitze<br />

glänzen zu lassen.<br />

kundenzentriert<br />

<strong>in</strong>haltezentriert


15 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

diE REnAiSSAncE dES PubliSh<strong>in</strong>gS<br />

Fünf Kernfragen stehen im Mittelpunkt, wenn Pr<strong>in</strong>t-Marken <strong>digitale</strong><br />

Chancen ausloten:<br />

1. Wie schnell werden sich L<strong>es</strong>ergewohnheiten ändern? Wie sehr werden<br />

Digitalisierung und Generationswechsel den Umbruch im jeweiligen<br />

Pr<strong>in</strong>t-Segment b<strong>es</strong>chleunigen?<br />

2. Wie wird das eigene G<strong>es</strong>chäftsmodell genau aussehen? B<strong>es</strong>teht die<br />

(notwendige) Bereitschaft, 90 Prozent der Inv<strong>es</strong>titionen <strong>in</strong> <strong>digitale</strong><br />

Bereiche zu <strong>in</strong>v<strong>es</strong>tieren, auch wenn noch 90 Prozent d<strong>es</strong> Umsatz<strong>es</strong><br />

aus dem Pr<strong>in</strong>tg<strong>es</strong>chäft kommen?<br />

3. Wodurch werden Aufbau- und Ablauf-Organisation e<strong>in</strong><strong>es</strong> Verlags sowie<br />

se<strong>in</strong> Vertriebsmodell <strong>in</strong> Zukunft geprägt se<strong>in</strong> und auf welche strategischen<br />

Kontrollpunkte muss sich e<strong>in</strong> Medienhaus fokussieren?<br />

4. Wie können Verlage Onl<strong>in</strong>e-Plattformen (eigene wie fremde) <strong>in</strong>tegrieren<br />

oder gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend mit ihnen kooperieren?<br />

5. Welche Änderungen werden <strong>in</strong> b<strong>es</strong>tehenden Marken-Familien nötig se<strong>in</strong>?<br />

Wie müssen Verlage dazu g<strong>es</strong>teuert werden?<br />

Ausblick<br />

Wer ist im Kampf um die L<strong>es</strong>er am b<strong>es</strong>ten positioniert? Wer hat welche Stärken?<br />

Und wer kann sie wie nutzen? Immer wieder wird die Konkurrenz der<br />

Verlage genannt zu Internet-Giganten wie Google und Facebook. Doch di<strong>es</strong>er<br />

Vergleich h<strong>in</strong>kt: Als News-Aggregatoren s<strong>in</strong>d sie konkurrenzlos, punkten mit<br />

globaler Reichweite, kennen die Bedürfnisse ihrer Kunden und bieten ausgereifte<br />

Plattformen. Allerd<strong>in</strong>gs b<strong>es</strong>itzen sie ke<strong>in</strong>e redaktionelle Glaubwürdigkeit<br />

und hegen auch ke<strong>in</strong>e erkennbaren Inter<strong>es</strong>sen, e<strong>in</strong>e solche aufzubauen. Daher<br />

betrachten wir sie nicht als ernsthafte Pr<strong>in</strong>t-Wettbewerber. Verlage müssen sich<br />

eher an News-Seiten, Blogs oder lokalen Communiti<strong>es</strong> m<strong>es</strong>sen. Hierbei sehen<br />

wir verschiedene Optionen, zunächst jedoch müssen die Verlage ihre <strong>in</strong>ternen<br />

Strukturen h<strong>in</strong>terfragen:


16 | Competence Center InfoCom<br />

Denn die meisten Verlagsgruppen orientieren sich <strong>in</strong> Redaktion und Verwaltung<br />

noch an e<strong>in</strong>zelnen Kanälen und Titeln. In Zeiten, <strong>in</strong> denen Inhalte übergreifend<br />

nachgefragt werden und sich Kanäle gegenseitig ergänzen, hemmt di<strong>es</strong>e Struktur<br />

jedoch die Reaktionsg<strong>es</strong>chw<strong>in</strong>digkeit, kostet zu viel und lähmt die notwendige<br />

Umstrukturierung. Hier s<strong>in</strong>d thematisch strukturierte Redaktions-Pools<br />

e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller Schritt. Daran anknüpfend lohnt <strong>es</strong> vielfach, Verwaltung, E<strong>in</strong>kauf<br />

und Vertrieb neu zu organisieren oder sogar e<strong>in</strong>zelne Redaktionsbereiche<br />

komplett auszulagern.<br />

Abbildung 7: VeRänDeRung DeR VeRlAgssTRukTuRen<br />

hEutE: oRgAniSAtion nAch mEdiEntYP<br />

marke 1<br />

People<br />

Pr<strong>in</strong>t<br />

food<br />

lif<strong>es</strong>tyle<br />

...<br />

> organisationsstruktur entlang von Medien-<br />

formaten<br />

> synergien primär <strong>in</strong> unterstützungsfunktionen<br />

und <strong>in</strong>ternen Dienstleistungen<br />

Quelle: Roland Berger<br />

onl<strong>in</strong>e<br />

...<br />

...<br />

...<br />

Specials<br />

...<br />

...<br />

marke 2<br />

Inhaltlich geht <strong>es</strong> zudem darum, das eigene Portfolio zu optimieren. Wir sehen<br />

vier Typen von Marken, betrachtet nach Nähe zur strategischen Zielsetzung<br />

d<strong>es</strong> Verlegers sowie f<strong>in</strong>anziellem Potenzial:<br />

> Kernmarken s<strong>in</strong>d jene, die sowohl über e<strong>in</strong> groß<strong>es</strong> strategisch<strong>es</strong> Potenzial<br />

verfügen als auch über hohe f<strong>in</strong>anzielle Leistungsfähigkeit. Hierunter fallen<br />

vor allem Marktführer und Marken, die heute schon im Zentrum funktionierender<br />

Erlebniswelten stehen.<br />

> Daneben <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> Marken mit großen strategischen Chancen, aber ke<strong>in</strong>em<br />

oder begrenztem f<strong>in</strong>anziellen Beitrag. In di<strong>es</strong>e Marken sollten Verlage<br />

<strong>in</strong>v<strong>es</strong>tieren, um zukünftige Kernmarken herauszubilden.<br />

...<br />

Pr<strong>in</strong>t<br />

...<br />

...<br />

moRgEn: oRgAniSAtion EntlAng gEnRES<br />

Verlag 1<br />

Verlag 2<br />

marke 1 marke 2 marke 3 marke 4<br />

gEnRE<br />

People<br />

gEnRE<br />

food<br />

gEnRE<br />

lif<strong>es</strong>tyle<br />

gEnRE<br />

Politics<br />

> Themenbezogene Redaktions-pools für erstellung<br />

von Inhalten<br />

> Marken-fokussierte Chefredakteure stellen<br />

markenspezifische Aufbereitung sicher


17 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

> Marken mit ger<strong>in</strong>ger strategischer Eignung, aber hoher f<strong>in</strong>anzieller Leistungsfähigkeit<br />

sollten Verlage nutzen, um Erträge zu stabilisieren und s<strong>in</strong>nvolle<br />

Inv<strong>es</strong>titionen zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />

> Titel, die weder zur strategischen Positionierung beitragen noch profitabel<br />

s<strong>in</strong>d, gilt <strong>es</strong> dagegen so schnell wie möglich zu verkaufen. So können Verlage<br />

die <strong>in</strong>nerbetriebliche Komplexität m<strong>in</strong>imieren.<br />

Erst wenn die Ausrichtung <strong>in</strong>haltlich und strukturell stimmt, er<strong>gibt</strong> <strong>es</strong> S<strong>in</strong>n,<br />

das eigene Angebot zur Erlebniswelt auszubauen. Dafür kommen für unterschiedliche<br />

Akteure je nach Zielgruppe, <strong>in</strong>haltlicher Ausrichtung und F<strong>in</strong>anzstärke<br />

verschiedene Wachstumsmodelle <strong>in</strong> Frage. Wir stellen zum Abschluss<br />

die vier wichtigsten vor – wobei das erste für ausnahmslos alle Verlage e<strong>in</strong><br />

Pflichtprogramm darstellt:<br />

Strategie 1: hybrid Publish<strong>in</strong>g<br />

Wem <strong>es</strong> nicht gel<strong>in</strong>gt, onl<strong>in</strong>e und offl<strong>in</strong>e richtig zu verzahnen, der wird<br />

scheitern. Vielleicht nicht 2012, aber spät<strong>es</strong>tens ab 2015. Wir gehen davon<br />

aus, dass di<strong>es</strong>er Proz<strong>es</strong>s für deutsche Verlage <strong>in</strong> den nächsten drei bis fünf<br />

Jahren abg<strong>es</strong>chlossen se<strong>in</strong> muss, wenn sie überleben wollen.<br />

Ansätze <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> zahlreiche. Der QR-Code (englisch für "Quick R<strong>es</strong>ponse") war<br />

e<strong>in</strong><strong>es</strong> der ersten sichtbaren Vehikel d<strong>es</strong> Wandels: Pr<strong>in</strong>tmedien verlängern analoge<br />

Artikel, <strong>in</strong>dem sie darunter di<strong>es</strong>e Wegweiser zu ihren <strong>digitale</strong>n Angeboten<br />

drucken. Social Media und <strong>in</strong>ternetfähige Mobilgeräte haben den Weg geebnet<br />

für weiter gehende Ideen, wie US-Titel <strong>es</strong> vormachen: So veröffentlicht das<br />

W Magaz<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> Cover vor dem Ersche<strong>in</strong>en d<strong>es</strong> Heft<strong>es</strong> bei Facebook. Harper's<br />

Bazaar wirbt mit exklusivem Beh<strong>in</strong>d-the-Scen<strong>es</strong>-Material, das die gedruckten<br />

Titelg<strong>es</strong>chichten ergänzt – allerd<strong>in</strong>gs nur für se<strong>in</strong>e 200.000 Facebook-Fans.<br />

Vogue teilt se<strong>in</strong>en 1,7 Millionen Followern auf Twitter als ersten mit, wenn<br />

Alica Keys dem Magaz<strong>in</strong> ihre persönliche Sommer-Playlist verraten hat. Und<br />

die NYT hat im Juni bei P<strong>in</strong>ter<strong>es</strong>t aufwändige Fotoalben e<strong>in</strong>g<strong>es</strong>tellt, um damit<br />

die eigenen (kostenpflichtigen) Pr<strong>in</strong>t-und Onl<strong>in</strong>e-Inhalte zu bewerben.<br />

Die Präsenz im Social Web ist unerlässlich. Weil ihnen Ideen oder Erfahrung<br />

fehlen, wagen viele Medien sie bisher jedoch nur halbherzig. Zunächst wird <strong>es</strong><br />

darauf ankommen, die für die eigenen Inhalte passenden Kanäle zu f<strong>in</strong>den. Für<br />

Lif<strong>es</strong>tyle-Titel ist <strong>es</strong> aktuell Facebook, News-Redaktionen s<strong>in</strong>d bei Twitter b<strong>es</strong>ser<br />

aufgehoben, optisch opulente Magaz<strong>in</strong>e sollten auch P<strong>in</strong>ter<strong>es</strong>t e<strong>in</strong>beziehen.


18 | Competence Center InfoCom<br />

E<strong>in</strong>e andere Art der Onl<strong>in</strong>e-Offl<strong>in</strong>e-Verzahnung stellt der Schritt da, Pr<strong>in</strong>t<br />

nur noch tageweise anzubieten als Ergänzung zu aktuellen Web-Angeboten:<br />

Manche Zeitungen haben solche Hybrid-Modelle bereits g<strong>es</strong>tartet, der Christian<br />

Science Monitor <strong>in</strong> den USA etwa oder die Schweizer Tag<strong>es</strong>Woche. Sie br<strong>in</strong>gt<br />

aktuelle News seit Oktober 2011 nur noch onl<strong>in</strong>e. Der L<strong>es</strong>er kann sich auf<br />

der Website "se<strong>in</strong>e" Zeitung mit e<strong>in</strong> paar Klicks <strong>in</strong>dividualisieren. E<strong>in</strong>e freitags<br />

ersche<strong>in</strong>ende Pr<strong>in</strong>t-Wochenausgabe ergänzt das Angebot. In den USA s<strong>in</strong>d Zeitungen<br />

bereits früher vergleichbare Wege gegangen. Das spart Kosten, die für<br />

"normale” Tag<strong>es</strong>zeitungen unvermeidbar s<strong>in</strong>d (Papier, Druck, Distribution).<br />

Und weil die Papierausgabe eher h<strong>in</strong>tergründig angelegt ist, muss sie ke<strong>in</strong>er<br />

Chronistenpflicht genügen, sondern kann sich auf Kommentierung, E<strong>in</strong>-<br />

ordnung und das B<strong>es</strong>ondere fokussieren.<br />

B<strong>es</strong>onders <strong>in</strong>ter<strong>es</strong>sant ist di<strong>es</strong>e Komb<strong>in</strong>ation für Medien, die ohneh<strong>in</strong> wöchentlich<br />

oder seltener ersche<strong>in</strong>en - Stern und Zeit etwa machen <strong>in</strong> Deutschland<br />

vor, wie sich aktuelle Onl<strong>in</strong>e-News mit gedruckten H<strong>in</strong>tergrund-G<strong>es</strong>chichten<br />

verb<strong>in</strong>den lassen.<br />

Derartige Verknüpfungen müssen <strong>in</strong> Zukunft jedoch noch weiter und über das<br />

Redaktionelle h<strong>in</strong>aus reichen. Auch Commerce, Ticket<strong>in</strong>g, Event und L<strong>es</strong>er-<br />

Dialog gilt <strong>es</strong> <strong>in</strong> der Erlebniswelt der Zukunft entsprechend zu verweben.<br />

Strategie 2: der community-leuchtturm<br />

Die "Community" kann man lokal oder auch thematisch verorten. Di<strong>es</strong>er<br />

Schritt ist daher Pflicht für regionale Zeitungsverlage, e<strong>in</strong>zelne lokal verankerte<br />

Zeitschriften (wie das deutsche Stadtmagaz<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>z), genauso aber für Special<br />

Inter<strong>es</strong>t-Magaz<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>er klar def<strong>in</strong>ierten Zielgruppe.<br />

Für sie gilt <strong>es</strong>, die verb<strong>in</strong>denden Inter<strong>es</strong>sen ihrer L<strong>es</strong>er neu zu entdecken und<br />

so trotz täglichen Informations-Überangebots noch nachrichtliche Nischen zu<br />

b<strong>es</strong>etzen. Bei lokalen Pr<strong>in</strong>tmedien gel<strong>in</strong>gt das beispielsweise dadurch, dass sie<br />

sich auf die unmittelbare Nachbarschaft ihrer L<strong>es</strong>er konzentrieren – onl<strong>in</strong>e wie<br />

offl<strong>in</strong>e. Di<strong>es</strong>e "Hyper-Lokalität" bedienen weder Rundfunk noch Internet <strong>in</strong> prof<strong>es</strong>sioneller<br />

und glaubwürdiger Form. Inhaltlich kann das der Gastro-T<strong>es</strong>t beim<br />

<strong>neue</strong>n Edel-Italiener se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Report über aufstrebende D<strong>es</strong>igner im Viertel<br />

oder der H<strong>in</strong>weis, dass morgen der Bus wegen e<strong>in</strong>er Baustelle umgeleitet wird.<br />

Vorbildlich ist <strong>in</strong> di<strong>es</strong>er H<strong>in</strong>sicht das Stadtmagaz<strong>in</strong> New York: Es erweiterte<br />

2006 se<strong>in</strong>e Website, die bis dah<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>t-Begleitung war, zu e<strong>in</strong>em<br />

eigenständigen, aktuellen und exklusiven News- und Ratgeber-Kanal. Der<br />

Erfolg: Schon 2010 erwirtschaftete der Verlag e<strong>in</strong> Drittel se<strong>in</strong>er Anzeigen-


19 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

E<strong>in</strong>nahmen im Internet. Herausragend ist dabei der <strong>in</strong>tegrierte Food-Blog Grub<br />

Street: Er verb<strong>in</strong>det Basis<strong>in</strong>fos (R<strong>es</strong>taurant-Öffnungszeiten) mit redaktionellen<br />

und L<strong>es</strong>er-Empfehlungen, Gutsche<strong>in</strong>-Angeboten und der Möglichkeit, direkt<br />

e<strong>in</strong>en Tisch zu r<strong>es</strong>ervieren. Der Mix wiederum bietet Anzeigen e<strong>in</strong> optimal<strong>es</strong><br />

Umfeld.<br />

Das Medium, das als lokaler Leuchtturm Relevanz entfaltet, wird auch wirtschaftlich<br />

Erfolg haben – wie Zahlen aus den USA zeigen. Dort wird das lokale<br />

Anzeigeng<strong>es</strong>chäft onl<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den nächsten Jahren um mehr als zehn Prozent/<br />

Jahr wachsen und offl<strong>in</strong>e immerh<strong>in</strong> stabil bleiben. Denn Pr<strong>in</strong>tmedien s<strong>in</strong>d bei<br />

lokalen News weiterh<strong>in</strong> die glaubwürdigste und <strong>in</strong>formativste Quelle; vor TV,<br />

Radio und Onl<strong>in</strong>e-/Social Media – so e<strong>in</strong>e Studie der Newspaper Association<br />

of America.<br />

Strategie 3: der Wegweiser<br />

Wir s<strong>in</strong>d zwar heute ständig onl<strong>in</strong>e und konsumieren Nachrichten, zu e<strong>in</strong>em<br />

großen Ganzen können wir sie nicht mehr zusammensetzen. Di<strong>es</strong>e Hilf<strong>es</strong>tellung<br />

sollten seriöse Pr<strong>in</strong>tmedien übernehmen: nationale Wochenzeitungen,<br />

News-Magaz<strong>in</strong>e und Samstagausgaben von Tag<strong>es</strong>zeitungen. Di<strong>es</strong> s<strong>in</strong>d die<br />

Akteure, die sich künftig verstärkt als "Wegweiser" verstehen sollten. und<br />

zwar mit gut recherchierten H<strong>in</strong>tergrundberichten, mit verständlichen Infografiken<br />

oder e<strong>in</strong>ordnenden Kommentaren.<br />

Wir sehen drei <strong>in</strong>haltliche Herausforderungen für di<strong>es</strong>e "Wegweiser".<br />

> Erstens müssen sie verstehen lernen, wann ihre Nutzer welche Inhalte<br />

nachfragen: Fast niemand li<strong>es</strong>t morgens mehr 30 Seiten Tag<strong>es</strong>zeitung.<br />

E<strong>in</strong> Medium, das als Wegweiser fungieren will, liefert die H<strong>in</strong>tergrund-<br />

G<strong>es</strong>chichten daher zum Wochenende. Dann werden sie auch gel<strong>es</strong>en –<br />

und Wahrnehmung ist die Voraussetzung für Relevanz.<br />

> Zweitens muss <strong>es</strong> sich dann trauen, Position zu beziehen – wie <strong>es</strong> im<br />

Mai/Juni Economist und Libération taten, die brennende Euro-Sche<strong>in</strong>e<br />

beziehungsweise zertrümmerte Euro-Münzen auf ihren Titelseiten zeigten<br />

und <strong>in</strong> den entsprechenden Artikeln erklärten, wi<strong>es</strong>o die Währungsunion<br />

ihrer Ansicht nach am Abgrund steht.<br />

> Und drittens muss <strong>es</strong> das Gefühl von Exklusivität vermitteln, denn auch<br />

H<strong>in</strong>tergrundberichte f<strong>in</strong>det sich bereits vielfach onl<strong>in</strong>e (etwa bei der Onl<strong>in</strong>e-<br />

Zeitung The European).


20 | Competence Center InfoCom<br />

Vorbildlich geht die deutsche Wochenzeitung Die Zeit di<strong>es</strong>en Weg: fünf Dossier-<br />

Seiten zur Frage, ob Per Ste<strong>in</strong>brück e<strong>in</strong> guter Kanzler sei, e<strong>in</strong> Special über S<strong>in</strong>n<br />

und Uns<strong>in</strong>n von Biofood, drei Seiten über den Trend "Urban Garden<strong>in</strong>g" –<br />

onl<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>det man di<strong>es</strong>e Informationsdichte nirgendwo. Genau damit schafft<br />

die Zeitung themenspezifisch Relevanz. Seit 2003 hat Die Zeit mit di<strong>es</strong>er<br />

Ausrichtung ihren Umsatz verdoppelt, 2011 sogar e<strong>in</strong>en Rekordgew<strong>in</strong>n erzielt.<br />

Auch bei der Schweizer NZZ am Sonntag geht die "Wegweiser"-Strategie auf.<br />

Das Blatt hat nur drei Seiten Aktuell<strong>es</strong>, danach folgen Erklärung- und Kommentarstücke.<br />

Das Ergebnis: knapp zehn Prozent Auflagenplus seit 2009.<br />

Wachstumsstrategie 4: Wachstum <strong>in</strong> <strong>neue</strong>n<br />

g<strong>es</strong>chäftsfeldern<br />

Anders als die erstgenannten Wachstumsstrategien ist di<strong>es</strong>e vierte wiederum<br />

e<strong>in</strong> Muss für alle Pr<strong>in</strong>t-Akteure. Grundgedanke ist <strong>es</strong>, über das eigentliche Kerng<strong>es</strong>chäft<br />

h<strong>in</strong>aus zu diversifizieren. Di<strong>es</strong> sollte mit Blick auf echten Nutzwert<br />

für den L<strong>es</strong>er und eng verknüpft mit dem eigenen Content g<strong>es</strong>chehen – um<br />

Glaubwürdigkeit zu wahren und um Aufmerksamkeit auf die eigene Erlebniswelt<br />

zu lenken.<br />

Nachvollziehbarer Weise wachsen die Verlage heute vor allem onl<strong>in</strong>e: Spr<strong>in</strong>ger<br />

etwa hat die Bund<strong>es</strong>liga-Internetrechte für Bild digital gekauft, um das eigene<br />

Mobile- und Web-Angebot zu stärken (was natürlich auch <strong>neue</strong> Paid-Content-<br />

Optionen eröffnet). Landlust hat traktorpool.de als Onl<strong>in</strong><strong>es</strong>hop für Landwirte<br />

g<strong>es</strong>tartet. Und Burda hat <strong>in</strong> die redaktionelle Website se<strong>in</strong><strong>es</strong> Magaz<strong>in</strong>s InStyle<br />

e<strong>in</strong>en Onl<strong>in</strong><strong>es</strong>hop <strong>in</strong>tegriert, <strong>in</strong> dem man die Looks der Stars sofort kaufen<br />

kann.<br />

Mit solchen eCommerce-Aktivitäten geraten die Verlage zwar <strong>in</strong> ganz <strong>neue</strong><br />

Konkurrenz-Situationen, allerd<strong>in</strong>gs genießen sie – solange die Angebote unter<br />

ihrer etablierten Marke laufen – e<strong>in</strong>en unschätzbaren Vorteil gegenüber anonymen<br />

Onl<strong>in</strong>e-Händlern: Glaubwürdigkeit. Die gilt <strong>es</strong> künftig auch <strong>in</strong> anderen<br />

G<strong>es</strong>chäftsfeldern zu nutzen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus versprechen weiter gehende, Content-ferne Aktivitäten Erfolg<br />

– allerd<strong>in</strong>gs nur als Ergänzung zum Kerng<strong>es</strong>chäft: Darunter fallen zum Beispiel<br />

die Onl<strong>in</strong>e-Jobbörsen <strong>in</strong> Deutschland und Großbritannien, die Spr<strong>in</strong>ger betreibt,<br />

parship.de als Ableger von Holtzbr<strong>in</strong>ck, Bauers Engagement bei billigflieger.de<br />

oder e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>e-Trauer-Portal, das die Rhe<strong>in</strong>ische Post eröffnet hat.


21 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?<br />

fAzit: WoRAuf ES JEtzt Ankommt<br />

Die Trends im Publish<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d klar erkennbar. Auch wenn <strong>es</strong> ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige<br />

Vorlage <strong>gibt</strong>, wie Verlage ihre Zukunft g<strong>es</strong>talten müssen: Weiter wie<br />

bisher ist ke<strong>in</strong>e Lösung mehr – weder für Zeitungen wie Zeitschriften. Vielmehr<br />

müssen sie <strong>in</strong>dividuell und orientiert an den Bedürfnissen ihrer L<strong>es</strong>er ihre Relevanz<br />

im <strong>neue</strong>n Medienkontext neu erf<strong>in</strong>den und e<strong>in</strong>e relevante Erlebniswelt<br />

aufbauen.<br />

Allen Ansätzen geme<strong>in</strong> ist nur e<strong>in</strong><strong>es</strong>, nämlich die Notwendigkeit, jetzt zu<br />

handeln, jetzt on- und offl<strong>in</strong>e klug zu verzahnen und jetzt darauf aufbauend<br />

<strong>neue</strong> G<strong>es</strong>chäftsfelder zu entwickeln.<br />

Denn die Zeit wird immer knapper – und die f<strong>in</strong>anziellen Mittel für die<br />

Neuausrichtung werden <strong>es</strong> auch.


22 | Competence Center InfoCom<br />

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senior Consultant<br />

Roland Berger strategy Consultants, zürich<br />

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23 | <strong>Aufbruch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>neue</strong> <strong>Ära</strong> – <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> e<strong>in</strong>e <strong>digitale</strong> <strong>Renaissance</strong> d<strong>es</strong> Publish<strong>in</strong>gs?


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