Die Teppiche und Flachgewebe aus Ostanatolien - Sov-et.ch
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t o r b a R E P O R T<br />
<strong>Die</strong> <strong>Teppi<strong>ch</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>Fla<strong>ch</strong>gewebe</strong><br />
<strong>aus</strong> <strong>Ostanatolien</strong><br />
Spri<strong>ch</strong>t man in Teppi<strong>ch</strong>kreisen von «Ostanatoliern», so sind damit hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> die Arbeiten<br />
der Kurden <strong>und</strong> Yürüken gemeint. Zu einem bedeutenden Teil sind es Erzeugnisse von Nomaden<br />
oder Halbnomaden. Das Gebi<strong>et</strong> um Kars – Erzerum nimmt dabei eine Sonderstellung ein.<br />
Man muss vorerst <strong>et</strong>hnis<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden zwis<strong>ch</strong>en seit Jahrh<strong>und</strong>erten angesiedelten Tataren,<br />
Armeniern, Georgiern, Ts<strong>ch</strong>erkessen, Azerbaidjanern <strong>und</strong> Turkmenen.<br />
Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
<strong>Die</strong> prähistoris<strong>ch</strong>en Kulturen<br />
<strong>Ostanatolien</strong>s<br />
Von seiner geopolitis<strong>ch</strong>en Lage her ist<br />
<strong>Ostanatolien</strong> eine S<strong>ch</strong>lüsselregion der<br />
Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Im Süden liegt Mesopotamien<br />
mit Euphrat <strong>und</strong> Tigris,<br />
wel<strong>ch</strong>e in <strong>Ostanatolien</strong>s Bergen entspringen.<br />
Im Osten der Iran, im<br />
Norden der Kaukasus <strong>und</strong> im Westen<br />
Zentralanatolien. Folge dieser einmaligen<br />
Lage ist, dass seine eigenen,<br />
erst in jüngster Zeit enträtselten<br />
Kulturen wie jene der Urartäer <strong>und</strong> ihrer<br />
Vorläufer, der Hurriter, in engster<br />
Beziehung zu den sie umgebenden Kulturen<br />
Mesopotamiens, des Iran oder<br />
Zentralanatoliens stehen.<br />
Bis über die Mitte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
hin<strong>aus</strong> wusste man über die prähistoris<strong>ch</strong>e<br />
Besiedlung <strong>Ostanatolien</strong>s so gut<br />
wie ni<strong>ch</strong>ts.<br />
Als in Westeuropa uralte Höhlenmalereien<br />
entdeckt wurden, s<strong>ch</strong>ien es, als<br />
handle es si<strong>ch</strong> dabei um die ältesten<br />
Zeugnisse der Kunst der Mens<strong>ch</strong>heit<br />
überhaupt; dann wurden Höhlenzei<strong>ch</strong>nungen<br />
in den Steppen Asiens <strong>und</strong><br />
in Afrika entdeckt. Erst vor kurzem<br />
entdeckten türkis<strong>ch</strong>e Altertumsfors<strong>ch</strong>er<br />
Zeugnisse ältester, di<strong>ch</strong>ter Besiedlung<br />
<strong>Ostanatolien</strong>s. Das Ho<strong>ch</strong>land<br />
von <strong>Ostanatolien</strong> wies alle Vor<strong>aus</strong>s<strong>et</strong>zungen<br />
für die Jäger <strong>und</strong> Sammler jener<br />
Zeit auf: di<strong>ch</strong>te Wälder, überrei<strong>ch</strong>e<br />
Wildbestände, Wasser. Sensationell<br />
war die Entdeckung zahlloser Felsbil-<br />
der. <strong>Die</strong> ostanatolis<strong>ch</strong>en Felsbilder<br />
zeigten die frühges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Entwicklung<br />
dieser Region plötzli<strong>ch</strong> in<br />
einem völlig neuen Li<strong>ch</strong>t. <strong>Die</strong> Dar-<br />
Babylonis<strong>ch</strong>-assyris<strong>ch</strong>e Keils<strong>ch</strong>rift, 3000<br />
v. Chr. in Van.<br />
Oben: Ishak Pasa Sarayi in der Nähe<br />
von Dogubayazit.<br />
6 t o r b a 2/01
Kars, 58 x 87 cm.<br />
stellungen von Göttern, Wild <strong>und</strong><br />
Jägern sind zum Teil 15 000 Jahre alt.<br />
<strong>Die</strong> Zei<strong>ch</strong>nungen stammen von türkis<strong>ch</strong>en<br />
Stämmen, die vor mehreren T<strong>aus</strong>end<br />
Jahren in <strong>Ostanatolien</strong> lebten.<br />
In den Hakkari-Bergen finden si<strong>ch</strong> in<br />
den Höhlen ho<strong>ch</strong> oberhalb der Talböden<br />
au<strong>ch</strong> Götterbilder prähistoris<strong>ch</strong>er<br />
Herkunft.<br />
<strong>Die</strong> jüngsten Entdeckungen ma<strong>ch</strong>en<br />
augenfällig, dass s<strong>ch</strong>on in prähistoris<strong>ch</strong>er<br />
Zeit ein Zusammenhang<br />
zwis<strong>ch</strong>en <strong>Ostanatolien</strong> <strong>und</strong> den künstleris<strong>ch</strong>en<br />
<strong>und</strong> kulturellen Zentren der<br />
Steppen Aserbaids<strong>ch</strong>ans <strong>und</strong> Sibiriens<br />
Kars, 160 x 310 cm.<br />
t o r b a 2/01<br />
Kars Heybe, 190 x 140 cm.<br />
sowie der Bergregionen des Altai,<br />
der Heimat der Turkvölker, bestand.<br />
Seit prähistoris<strong>ch</strong>en Tagen besteht<br />
bis in die jüngste Zeit eine lebendige<br />
Verbindung wandernder <strong>und</strong> halbnomadis<strong>ch</strong>er<br />
türkis<strong>ch</strong>er <strong>und</strong> prototürkis<strong>ch</strong>er<br />
Stämme zwis<strong>ch</strong>en Innerasien<br />
<strong>und</strong> Anatolien.<br />
Hurriter <strong>und</strong> Urartäer<br />
<strong>Die</strong> Hauptstadt des Rei<strong>ch</strong>es Urartu<br />
trug den Namen Tus<strong>ch</strong>pa, na<strong>ch</strong> einer<br />
den Hurritern <strong>und</strong> Urartäern gemeinsamen<br />
Gottheit Tis<strong>ch</strong>eba. Gründer<br />
des Rei<strong>ch</strong>es von Urartu war König<br />
Kurden Geb<strong>et</strong>, 99 x 130 cm.<br />
Kars, Reihen Geb<strong>et</strong>s Kelim, 377 x 150 cm.<br />
Hosab Burg, erbaut 1643.<br />
Sardur I. (840 –830 vor Christus),<br />
er erri<strong>ch</strong>t<strong>et</strong>e au<strong>ch</strong> die Burg von Van<br />
damals Tus<strong>ch</strong>pa. <strong>Die</strong> Urartäer nannten<br />
si<strong>ch</strong> selbst Biainili.<br />
Seit kurzem ist die urartäis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>rift<br />
weitgehend entziffert. Es steht nun<br />
eindeutig fest, dass Urartäis<strong>ch</strong> als<br />
Spra<strong>ch</strong>e asiatis<strong>ch</strong>en Ursprungs klassifiziert<br />
werden muss; sie gehört, wie das<br />
Türkis<strong>ch</strong>e, zu den agglutinierenden<br />
Spra<strong>ch</strong>en. Spra<strong>ch</strong>fors<strong>ch</strong>er sind der<br />
Ansi<strong>ch</strong>t, dass die Hurriter <strong>aus</strong> den<br />
Steppen <strong>und</strong> Gebirgen Zentralasiens<br />
na<strong>ch</strong> Anatolien kamen – wie die Urartäer,<br />
die si<strong>ch</strong> um die Mitte des<br />
3. Jahrt<strong>aus</strong>ends v. Chr. von den Hurritern<br />
trennten. Es steht heute eindeutig<br />
fest, dass das Hurritis<strong>ch</strong>e wie das<br />
Urartäis<strong>ch</strong>e mit der indioeuropäis<strong>ch</strong><br />
armenis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>ts zu tun<br />
hat <strong>aus</strong>ser, dass na<strong>ch</strong> der armenis<strong>ch</strong>en<br />
7
Erzerum Geb<strong>et</strong> (Bayburt), 185 x 220 cm.<br />
Erzerum, 152 x 220 cm.<br />
Erzerum Geb<strong>et</strong>, 158 x 208 cm.<br />
Ts<strong>ch</strong>aihane mit Ararat (5165 m).<br />
Einwanderung gewisse Elemente<br />
des Urartäis<strong>ch</strong>en aufges<strong>et</strong>zt wurden.<br />
Armenis<strong>ch</strong> gehört zu einer Gruppe<br />
der indioeuropäis<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>en,<br />
wohingegen das Urartäis<strong>ch</strong>e au<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> seine Eigenheit, dur<strong>ch</strong> das<br />
Anhängen von Suffixen an eine vorgegebene<br />
Wurzel neue Wörter zu bilden,<br />
Ähnli<strong>ch</strong>keiten mit den Uralaltaiis<strong>ch</strong>en<br />
Spra<strong>ch</strong>en aufweist.<br />
Anatolien hat s<strong>ch</strong>on viele Herren<br />
gesehen: h<strong>et</strong>hitis<strong>ch</strong>e Vorherrs<strong>ch</strong>aft<br />
im Zei<strong>ch</strong>en des Doppeladlers, Perser,<br />
Alexander den Grossen, Grie<strong>ch</strong>en,<br />
Römer, Byzantiner, Araber, Mamaluken<br />
<strong>und</strong> s<strong>ch</strong>ließli<strong>ch</strong> Selds<strong>ch</strong>uken <strong>und</strong><br />
Osmanen. Sie alle herrs<strong>ch</strong>ten über die<br />
historis<strong>ch</strong>e Lands<strong>ch</strong>aft «Armenien» in<br />
<strong>Ostanatolien</strong>, eine Lands<strong>ch</strong>aft, deren<br />
Name ni<strong>ch</strong>ts mit dem Anspru<strong>ch</strong> der<br />
Armenier (die si<strong>ch</strong> selbst Haik nennen<br />
<strong>und</strong> wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> vom Balkan stammen)<br />
zu tun hat, zumal die Haik dort<br />
niemals über eine Mehrheit verfügten.<br />
Selds<strong>ch</strong>uken, Mongolensturm<br />
<strong>und</strong> Osmanen<br />
Kaiser Romanos IV. Diogenes (1068 bis<br />
71), einem tü<strong>ch</strong>tigen <strong>und</strong> umsi<strong>ch</strong>tigen<br />
Feldherrn, fiel die fatale Aufgabe zu, die<br />
in übertriebenem Expansionsbestreben<br />
begangenen Fehler des Bulgarentöters<br />
<strong>und</strong> des «Monoma<strong>ch</strong>os» Konstantin<br />
<strong>aus</strong>zuglei<strong>ch</strong>en. Er s<strong>ch</strong>eiterte daran.<br />
Überall im Osten des Byzantinis<strong>ch</strong>en<br />
Rei<strong>ch</strong>es begrüsste die der ewigen Steuerbelastung<br />
<strong>und</strong> des widerwärtigen<br />
religiösen Drucks müde Bevölkerung<br />
die türkis<strong>ch</strong>en Selds<strong>ch</strong>uken als kleineres<br />
Übel – wenn ni<strong>ch</strong>t gar als Befreier.<br />
Bei Mantzikert (Malazgirt), wenige<br />
Wegst<strong>und</strong>en nördli<strong>ch</strong> des Vansees,<br />
end<strong>et</strong>e die Ents<strong>ch</strong>eidungss<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t<br />
zwis<strong>ch</strong>en Selds<strong>ch</strong>uken <strong>und</strong> Byzantinern<br />
mit einer verni<strong>ch</strong>tenden, völligen<br />
Niederlage des Romanos Diogenes.<br />
Es war das erste Mal in der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
von Byzanz, dass ein Kaiser in Gefangens<strong>ch</strong>aft<br />
gehen musste.<br />
Der ritterli<strong>ch</strong>e Sieger, Alp Arslan,<br />
s<strong>ch</strong>loss mit Romanos IV. Diogenes<br />
einen Vertrag, do<strong>ch</strong> den Kaiser ereilte,<br />
kaum na<strong>ch</strong> Konstantinopel zurückgekehrt,<br />
ein typis<strong>ch</strong>es S<strong>ch</strong>icksal, das die<br />
Politik der Byzantiner spri<strong>ch</strong>wörtli<strong>ch</strong><br />
werden liess: die verräteris<strong>ch</strong>e Gegenpartei<br />
liess ihm trotz s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>em,<br />
von der Kir<strong>ch</strong>e gegengezei<strong>ch</strong>n<strong>et</strong>em<br />
Garanties<strong>ch</strong>reiben mit glühenden<br />
Eisen die Augen <strong>aus</strong>brennen.<br />
Der Weg für die türkis<strong>ch</strong>en Selds<strong>ch</strong>uken<br />
lag offen – s<strong>ch</strong>on zwei Jahre<br />
später war Konia (Zentralanatolien!)<br />
Hauptstadt des rumselds<strong>ch</strong>ukis<strong>ch</strong>en<br />
Rei<strong>ch</strong>es... <strong>und</strong> die ges<strong>ch</strong>äftstü<strong>ch</strong>tigen<br />
armenis<strong>ch</strong>en Händler <strong>und</strong> die ni<strong>ch</strong>t<br />
minder tü<strong>ch</strong>tigen armenis<strong>ch</strong>en Handwerker<br />
folgten s<strong>ch</strong>on ihren neuen Herren<br />
auf dem Fusse, b<strong>et</strong>rieben Handel<br />
<strong>und</strong> webten <strong>und</strong> knüpften <strong>Teppi<strong>ch</strong>e</strong>,<br />
erfreuten si<strong>ch</strong> einer religiösen <strong>und</strong><br />
bürgerli<strong>ch</strong>en Freiheit wie nie zuvor.<br />
Der alles verheerende Mongolensturm<br />
ma<strong>ch</strong>te zwei Generationen<br />
später dem aufblühenden Rumselds<strong>ch</strong>ukenrei<strong>ch</strong><br />
ein jähes Ende.<br />
8 t o r b a 2/01
<strong>Die</strong> Kathedrale von Ani, 989 erbaut.<br />
Im Jahre 1236 verwüst<strong>et</strong>en die Mongolen<br />
das blühende Ani, <strong>und</strong> keineswegs<br />
die türkis<strong>ch</strong>en Selds<strong>ch</strong>uken, die<br />
unter dem Mongolensturm genau so<br />
litten wie alle anderen Volksgruppen<br />
Ost- <strong>und</strong> Mittel-Anatoliens.<br />
Der Kampf um die Vorherrs<strong>ch</strong>aft in<br />
<strong>Ostanatolien</strong> sowie um die angrenzenden<br />
Gebi<strong>et</strong>e im Süden <strong>und</strong> Südosten<br />
des osmanis<strong>ch</strong>en Herrs<strong>ch</strong>aftsgebi<strong>et</strong>es<br />
end<strong>et</strong>e am 23. August 1514 mit der<br />
S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t bei Caldiran, in der Sultan<br />
Selim I. (1512 –1520) die persis<strong>ch</strong>en<br />
Safawiden verni<strong>ch</strong>tend s<strong>ch</strong>lug <strong>und</strong> gesamte<br />
<strong>Ostanatolien</strong> unter osmanis<strong>ch</strong>e<br />
Kontrolle bra<strong>ch</strong>te.<br />
Fast auf den Tag genau zwei Jahre<br />
später, am 24. August 1516, öffn<strong>et</strong>e<br />
Selim I. dur<strong>ch</strong> die siegrei<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>t<br />
bei Merds<strong>ch</strong> Dabik, unweit Aleppo,<br />
für die Osmanen die Tore na<strong>ch</strong> Syrien;<br />
Selims Na<strong>ch</strong>folger Suleiman der<br />
Prä<strong>ch</strong>tige eroberte dann Rhodos,<br />
Aserbaids<strong>ch</strong>an <strong>und</strong> den gesamten<br />
Kaukasus, das Zweistromland (das erst<br />
im Ersten Weltkrieg wieder verloren<br />
ging) <strong>und</strong> Ungarn; erst die Wiener<br />
bra<strong>ch</strong>ten ihn im Jahre 1529 zum<br />
Stehen.<br />
Für die Armenier, die in der Folge der<br />
osmanis<strong>ch</strong>en Expansion, st<strong>et</strong>s auf den<br />
Fersen der siegrei<strong>ch</strong>en Armeen, ihren<br />
kaufmännis<strong>ch</strong>en <strong>und</strong> handwerkli<strong>ch</strong>en<br />
Berei<strong>ch</strong> auf ein H<strong>und</strong>ertfa<strong>ch</strong>es ihres<br />
ostanatolis<strong>ch</strong>en Wirkungsberei<strong>ch</strong>es<br />
<strong>aus</strong>gedehnt hatten, bra<strong>ch</strong> ein goldenes<br />
Zeitalter an.<br />
Sivas,<br />
Sivas,<br />
57 x 100 cm. 48 x 97 cm. Sivas, 112 x 175 cm.<br />
Kurde.<br />
1878 vielen grosse Teile <strong>Ostanatolien</strong>s<br />
wie Batumi, Kars <strong>und</strong> Ardahan an<br />
Russland. In den beim Osmanis<strong>ch</strong>en<br />
Rei<strong>ch</strong> verbleibenden Gebi<strong>et</strong>en erhob<br />
si<strong>ch</strong> eine armenis<strong>ch</strong>e Befreiungsbewegung.<br />
1915/16 fielen dort mehrere<br />
h<strong>und</strong>ertt<strong>aus</strong>end Armenier Massakern<br />
<strong>und</strong> Deportationen zum Opfer 1923<br />
proklamierte Atatürk die moderne<br />
Türkis<strong>ch</strong>e Republik.<br />
<strong>Die</strong> Kurden <strong>Ostanatolien</strong>s<br />
Der grösste Kurde der Weltges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
war Saladin, genauer: Sultan Salah al<br />
Din al Ajubi, der erfolgrei<strong>ch</strong>ste muslimis<strong>ch</strong>e<br />
Gegner der <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>en<br />
Kreuzfahrer. Do<strong>ch</strong> er beherrs<strong>ch</strong>te<br />
im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert kein kurdis<strong>ch</strong>es<br />
Rei<strong>ch</strong>, mögen das au<strong>ch</strong> einige kurdis<strong>ch</strong>e<br />
Nationalisten glauben. Sein Imperium<br />
umfasste Ägypten, Palästina <strong>und</strong><br />
Syrien. Zu jener Zeit unters<strong>ch</strong>ied<br />
niemand im islamis<strong>ch</strong>en Orient<br />
Tarasku.<br />
t o r b a 2/01 9
Malatya Kurde, 137 x 183 cm. Kurden Yayla bei Köprülü.<br />
zwis<strong>ch</strong>en Arabern. Persern, Türken<br />
oder Kurden, es gab nur Muslime,<br />
«S<strong>ch</strong>riftbesitzer» (Juden <strong>und</strong> Christen)<br />
sowie die «Kuffar», die Heiden.<br />
Immer mussten die Kurden, das selbst<br />
in den antiken Medern seinen Ursprung<br />
sieht <strong>und</strong> das seit wenigstens<br />
2500 Jahren im<br />
Raum zwis<strong>ch</strong>en<br />
dem östli<strong>ch</strong>en<br />
Anatolien, dem<br />
nördli<strong>ch</strong>en Mesopotamien<br />
<strong>und</strong><br />
West-Iran na<strong>ch</strong>weisbar<br />
sein mag,<br />
Herrs<strong>ch</strong>ern untertan<br />
sein, die<br />
grösseren «Völkern»entstammten.<br />
Ein kurdis<strong>ch</strong>es<br />
Grossrei<strong>ch</strong>,<br />
erst re<strong>ch</strong>t einen<br />
kurdis<strong>ch</strong>en Staat<br />
im modernen Sinne,<br />
hat es niemals<br />
gegeben. Au<strong>ch</strong><br />
dies mag jene<br />
Malatya Kurde,<br />
58 x 80 cm.<br />
Malatya Kurde, 170 x 420 cm.<br />
Erbitterung <strong>und</strong> jenen oft brutalen<br />
Fanatismus ein wenig erklären, mit<br />
denen man<strong>ch</strong>e Kurden heute für einen<br />
sol<strong>ch</strong>en eintr<strong>et</strong>en. <strong>Die</strong> Kurden fühlen<br />
si<strong>ch</strong> als von der Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te übergangene<br />
Opfer, <strong>und</strong> sie haben au<strong>ch</strong> j<strong>et</strong>zt<br />
ni<strong>ch</strong>t den Eindruck, dass si<strong>ch</strong> die Welt<br />
Malatya Kurde,<br />
110 x 354 cm.<br />
um ihr S<strong>ch</strong>icksal über den Tag hin<strong>aus</strong><br />
besonders s<strong>ch</strong>ere.<br />
Im Rei<strong>ch</strong> der türkis<strong>ch</strong>en Sultane<br />
genossen ihre Aghas <strong>und</strong> Fürsten im<br />
Osten Anatoliens viel Bewegungsfreiheit.<br />
Sie regierten na<strong>ch</strong> den Regeln<br />
der Stämme. <strong>Die</strong> kurdis<strong>ch</strong>en Führer<br />
Malatya Kurde,<br />
82 x 348 cm.<br />
10 t o r b a 2/01
Auf dem Weg na<strong>ch</strong> Uludere.<br />
erkannten den Sultan zu Konstantinopel<br />
als den «S<strong>ch</strong>atten Gottes auf<br />
Erden» an, der über alle Muslime weit<br />
<strong>und</strong> breit als der Kalif oder Na<strong>ch</strong>folger<br />
<strong>und</strong> Stellvertr<strong>et</strong>er des Proph<strong>et</strong>en<br />
Mohammed herrs<strong>ch</strong>te. Wenn es Streit<br />
mit der osmanis<strong>ch</strong>en Autorität <strong>und</strong> mit<br />
dem Militär gab, dann um Weidegründe<br />
<strong>und</strong> andere konkr<strong>et</strong>e Fragen.<br />
No<strong>ch</strong> die kurdis<strong>ch</strong>en Aufstände in den<br />
dreißiger Jahren des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
hatten sol<strong>ch</strong>e Ursa<strong>ch</strong>en. Das Zeitalter<br />
des Nationalismus errei<strong>ch</strong>te in der<br />
zweiten Hälfte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
au<strong>ch</strong> den Vorderen Orient.<br />
<strong>Die</strong> Erhebung des Kurden-S<strong>ch</strong>ei<strong>ch</strong>s<br />
Ubaidallah 1880/81 in <strong>Ostanatolien</strong><br />
war zum erstenmal vom Gedanken<br />
einer kurdis<strong>ch</strong>en Identität geprägt.<br />
Zwar ließ der Sultan sie nieders<strong>ch</strong>lagen,<br />
do<strong>ch</strong> den Kurden waren unter Abdulhamid<br />
II. man<strong>ch</strong>e Erfolge bes<strong>ch</strong>ieden.<br />
In der Türkei hatten si<strong>ch</strong> die Kurden<br />
zu Beginn der zwanziger Jahre no<strong>ch</strong><br />
am Befreiungskrieg der Türken gegen<br />
die Entente-Truppen <strong>und</strong> die Grie<strong>ch</strong>en<br />
b<strong>et</strong>eiligt. Do<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong>dem Mustafa<br />
Kemal Atatürk 1923 in L<strong>aus</strong>anne eine<br />
Revision der Autonomieverspre<strong>ch</strong>en<br />
des Abkommens von Sevres 1920<br />
dur<strong>ch</strong>ges<strong>et</strong>zt hatte, griffen die Kurden<br />
im Osten wieder zu den Waffen.<br />
Do<strong>ch</strong> Atatürk liess den Aufruhr brutal<br />
nieders<strong>ch</strong>lagen <strong>und</strong> die Anführer<br />
Malatya Kurde,<br />
Malatya Kurde,<br />
Malatya Kurde,<br />
110 x 235 cm. 120 x 240 cm.<br />
110 x 205 cm.<br />
Karadag, 113 x 105 cm.<br />
t o r b a 2/01<br />
Kurdis<strong>ch</strong>es Mäd<strong>ch</strong>en.<br />
aufknüpfen. In der Staat-Werdung der<br />
jungen Türkis<strong>ch</strong>en Republik war dies<br />
tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> ein wi<strong>ch</strong>tiger S<strong>ch</strong>ritt, für<br />
die Kurden hingegen eine traumatis<strong>ch</strong><br />
wirkende Tragödie.<br />
In der republikanis<strong>ch</strong>en Türkei dauerten<br />
die Aufstände bis zum Jahre 1938<br />
fort. Na<strong>ch</strong> dem Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges gelang es den Kurden<br />
nämli<strong>ch</strong> für elf Monate, so <strong>et</strong>was wie<br />
einen Krypto-Staat zu erri<strong>ch</strong>ten. <strong>Die</strong>se<br />
1946 gegründ<strong>et</strong>e <strong>und</strong> no<strong>ch</strong> im glei<strong>ch</strong>en<br />
Jahr s<strong>ch</strong>on wieder zerstörte «Republik<br />
von Mahabad» ist unter den Kurden zur<br />
Legende geworden. Sie gilt man<strong>ch</strong>en<br />
als das «kurdis<strong>ch</strong>e Piemont». Als es<br />
den Amerikanern gelang, Stalin zum<br />
Rückzug seiner Truppen zu veranlassen,<br />
konnte der S<strong>ch</strong>ah das abtrünnige<br />
Gebi<strong>et</strong> zurückerobern.<br />
<strong>Die</strong> zweite Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
ist dur<strong>ch</strong> beständige Unruhe in West-<br />
Karadag, 90 x 111 cm.<br />
11
Iran ebenso gekennzei<strong>ch</strong>n<strong>et</strong> wie dur<strong>ch</strong><br />
bewaffn<strong>et</strong>e Kämpfe im Irak <strong>und</strong> – in den<br />
vergangenen siebzehn Jahren – eben<br />
wieder in der Türkei. Bevor Abdullah<br />
Öcalan die Welt in Atem hielt, tat dies<br />
Mullah Mustafa Barzani.<br />
<strong>Die</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen Provenienzen<br />
Kars, Kagisman ˆ <strong>und</strong> Erzerum<br />
In der Grenzstadt Kars wurden erst<br />
in den l<strong>et</strong>zten Jahren neue <strong>Teppi<strong>ch</strong>e</strong><br />
geknüpft – do<strong>ch</strong> ist dieses Gebi<strong>et</strong> für<br />
den Teppi<strong>ch</strong>handel ni<strong>ch</strong>t unwi<strong>ch</strong>tig.<br />
In keinem Gebi<strong>et</strong> von <strong>Ostanatolien</strong><br />
leben so viele Völkergruppen zusammen.<br />
Seit Jahrh<strong>und</strong>erten leben hier<br />
Tataren, Armenier, Georgier, Ts<strong>ch</strong>erkessen,<br />
Azerbaidjaner, Kurden <strong>und</strong><br />
Turkmenen re<strong>ch</strong>t friedli<strong>ch</strong> beieinander.<br />
Vor zwanzig Jahren wurde in dieser<br />
Gegend der damals bei uns so beliebte<br />
Kars-Kasak, ein Teppi<strong>ch</strong> in bräunli<strong>ch</strong><br />
dunkeln Farben, geknüpft. <strong>Die</strong><br />
Uludere.<br />
Çanaksu am Cilidirsee nähe Kars.<br />
Muster stammen vorwiegend <strong>aus</strong> dem<br />
bena<strong>ch</strong>barten Kasak-Gebi<strong>et</strong>, <strong>et</strong>wa <strong>aus</strong><br />
Fa<strong>ch</strong>ralo, Sewan <strong>und</strong> Bordjalu. Heute<br />
wird unter anderen der bekannte<br />
«Azeri» Teppi<strong>ch</strong> geknüpft (Torba<br />
1/94).<br />
Dreissig Kilom<strong>et</strong>er östli<strong>ch</strong> von Kars<br />
liegt die armenis<strong>ch</strong>e Ruinenstadt Ani,<br />
l<strong>et</strong>zte Hauptstadt des armenis<strong>ch</strong>en<br />
Rei<strong>ch</strong>es. <strong>Die</strong> Mongolen zerstörten die<br />
Stadt 1250 n.Ch. Ein heftiges Erdbeben<br />
1319 bedeut<strong>et</strong>e das Ende der einst<br />
so stolzen Stadt.<br />
Auf dem Weg von Kars na<strong>ch</strong> Erzerum<br />
liegt wohl das bekannteste Gebi<strong>et</strong><br />
für <strong>Teppi<strong>ch</strong>e</strong> mit dur<strong>ch</strong><strong>aus</strong> Mustern<br />
im kaukasis<strong>ch</strong>en Stil, von Yürüken<br />
geknüpft, die Gegend von Kagisman. ˆ<br />
Herki, 85 x 200 cm.<br />
Erzerum war einst eine wi<strong>ch</strong>tige Station<br />
auf der Seidenstrasse von Persien<br />
zum S<strong>ch</strong>warzen Meer. Au<strong>ch</strong> Erzerum<br />
wurde 1829, 1878 <strong>und</strong> 1916 von<br />
den Russen bes<strong>et</strong>zt. <strong>Die</strong> einst in dieser<br />
Gegend gewobenen <strong>Fla<strong>ch</strong>gewebe</strong> sind<br />
von einzigartiger S<strong>ch</strong>önheit <strong>und</strong> von<br />
Sammlern sehr gesu<strong>ch</strong>t.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Teppi<strong>ch</strong>e</strong> von Sivas sind geprägt<br />
dur<strong>ch</strong> ein kaum zu überbi<strong>et</strong>endes<br />
Wollmaterial <strong>und</strong> dur<strong>ch</strong> eine äusserst<br />
sorgfältige Knüpfarbeit.<br />
Herki, 130 x 257 cm.<br />
12 t o r b a 2/01
Männer von Taraksu.<br />
Hier in Sivas manifestierte 1919 Kemal<br />
Atatürk die Unabhängigkeit der Türkei.<br />
1923 mussten alle Christen die<br />
Stadt verlassen.<br />
Malatya, Diyarbakır, Van <strong>und</strong><br />
Hakkari<br />
<strong>Die</strong> <strong>Teppi<strong>ch</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>Fla<strong>ch</strong>gewebe</strong> dieser<br />
Bezirke wurden grösstenteils von<br />
halbnomadis<strong>ch</strong>en Kurden sowie<br />
von inzwis<strong>ch</strong>en sesshaft Gewordenen<br />
im H<strong>aus</strong>fleiss erstellt. Erstaunli<strong>ch</strong> ist<br />
Timur (neue Produktion), 248 x 378 cm.<br />
dabei, dass viel mehr Gewebtes als<br />
Geknüpftes hergestellt wurde. Dank<br />
den vielen Ges<strong>ch</strong>enken an die<br />
Mos<strong>ch</strong>een war es mögli<strong>ch</strong>, die <strong>Teppi<strong>ch</strong>e</strong><br />
näher zu lokalisieren, denn die Mos<strong>ch</strong>een<br />
führten alle Ges<strong>ch</strong>enke in einem<br />
Rodel <strong>und</strong> gaben den Stücken eine<br />
Nummer mit genauen Angaben über<br />
Ort, Name <strong>und</strong> <strong>et</strong>hnis<strong>ch</strong>er Herkunft<br />
des S<strong>ch</strong>enkers. Mit diesen Dokumentierten<br />
Stücken ist es heute mögli<strong>ch</strong>,<br />
ähnli<strong>ch</strong>e Stücke zuordnen.<br />
Knüpfstuhl bei Kars.<br />
Malatya<br />
<strong>Die</strong> s<strong>ch</strong>önsten ostanatolis<strong>ch</strong>en Kurdenteppi<strong>ch</strong>e<br />
<strong>und</strong> Kelims stammen <strong>aus</strong><br />
dieser Gegend. Viele Nomaden hatten<br />
in der fru<strong>ch</strong>tbaren Euphratebene ihre<br />
Winterweide. Von besonderer S<strong>ch</strong>önheit<br />
sind die Streifenkelims. Ein Merkmal<br />
ist, dass häufig jeder Teil eine in si<strong>ch</strong><br />
ges<strong>ch</strong>lossene Komposition trägt.<br />
Viele Arbeiten <strong>aus</strong> dieser Gegend sind<br />
voll von Symbolen wie St<strong>und</strong>englas,<br />
Kreuz- <strong>und</strong> S-Motive, Hakenrauten<br />
<strong>und</strong> Oktogonen.<br />
Das langgestreckte Dreieck Diyarbak-<br />
Hakkari-Van ist ein überwiegend von<br />
Kurden besiedeltes Gebi<strong>et</strong>. <strong>Die</strong>se wilde<br />
Berglands<strong>ch</strong>aft hat nur wenige Strassen.<br />
<strong>Die</strong> Männer sind gute Reiter. No<strong>ch</strong><br />
heute tragen viele die traditionellen b<strong>aus</strong><strong>ch</strong>igen<br />
Hosen <strong>und</strong> wallende Mäntel <strong>und</strong><br />
s<strong>ch</strong>lingen einen Turban um ihren Kopf.<br />
Kars Kasak (neue Produktion), 205 x 267 cm.<br />
t o r b a 2/01 13
Auf dem Weg na<strong>ch</strong> Hakkari.<br />
Kommerzielles Zentrum des Kurdengebi<strong>et</strong>es<br />
ist Diyarbakir, das natürli<strong>ch</strong><br />
voll unter türkis<strong>ch</strong>er Hoheit steht.<br />
<strong>Die</strong> von weitem si<strong>ch</strong>tbare Stadtfestung<br />
ist grossartig <strong>und</strong> unvergessli<strong>ch</strong>. Kaiser<br />
Konstantinus liess sie 349 erbauen. Der<br />
Umfang der Mauer b<strong>et</strong>rägt 5500 m <strong>und</strong><br />
hat 72 Türme.<br />
Jeden Morgen tragen die Kurden <strong>aus</strong><br />
den umliegenden Dörfer ihre <strong>Teppi<strong>ch</strong>e</strong><br />
<strong>und</strong> Kelims auf den Markt <strong>und</strong> handeln<br />
dagegen ein, was zum tägli<strong>ch</strong>en Leben<br />
notwendig ist.<br />
Vansee mit der Insel A<strong>ch</strong>tamar.<br />
Van<br />
<strong>Die</strong> Provinzhauptstadt ist eine weitläufige,<br />
moderne Stadt. Das am Fuss<br />
des Zitadellenhügels gelegene alte Van<br />
(Tuspa) wurde im ersten Weltkrieg in<br />
Kämpfen zwis<strong>ch</strong>en Türken, Kurden<br />
<strong>und</strong> Armeniern zerstört. Bewohnt wird<br />
das fla<strong>ch</strong>e Land um den glei<strong>ch</strong>namigen<br />
See herum (1720 m ü. M) von Vieh<br />
zü<strong>ch</strong>tenden <strong>und</strong> Ackerbau treibenden<br />
Kurden. Oft vers<strong>ch</strong>winden die fla<strong>ch</strong><br />
über oder in die Erde gebauten Häuser<br />
in der Lands<strong>ch</strong>aft. <strong>Die</strong> Türkei su<strong>ch</strong>t<br />
Oben: Van, 115 x 150 cm.<br />
Links: Van, 136 x 323 cm.<br />
den Weg zu Europa. <strong>Die</strong> Lebenskosten<br />
steigen von Tag zu Tag. <strong>Die</strong> Computerwelt<br />
ist allgegenwärtig. <strong>Die</strong> telefonis<strong>ch</strong>e<br />
Versorgung ist super. Das Handy<br />
hat im hintersten Teil Empfang.<br />
Dass diese Entwicklung Einflüsse<br />
auf die Teppi<strong>ch</strong>produktion hat, liegt auf<br />
der Hand. Viele Knüpf- <strong>und</strong> Webstühle<br />
in <strong>Ostanatolien</strong> stehen unbenutzt<br />
in Häusern <strong>und</strong> Hallen der Dörfer.<br />
<strong>Die</strong> Abnehmer in der westli<strong>ch</strong>en Welt<br />
sind ni<strong>ch</strong>t mehr bereit, die gestiegenen<br />
Produktionspreise zu zahlen.<br />
Van, 177 x 240 cm.<br />
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