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Schutzgebiet Lauerholz - Hansestadt LÜBECK

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Naturschutz und Landschaftspflege<br />

in Lübeck<br />

<strong>Schutzgebiet</strong> <strong>Lauerholz</strong><br />

Blühende Buschwindröschen im Frühjahr<br />

Das <strong>Lauerholz</strong> - vielfältiger Naturraum in Lübeck<br />

Unmittelbar am Stadtrand der <strong>Hansestadt</strong> Lübeck beginnt das <strong>Lauerholz</strong>. Rund 880 ha<br />

Waldgebiet,davon 74 ha Moore, Wasserflächen und Wiesen, stehen seit 1970unter Landschaftsschutz.Die<br />

Wohlfahrtswirkungen dieses Lübecker Stadtwaldes sind vielfältig:Zum<br />

einen wirkt das<strong>Lauerholz</strong> als"Grüne Lunge" und trägtwesentlich zur Luftverbesserung und<br />

zur Grundwassemeubildung bei. Zum anderen ist es aufgrund seiner Größe und Vielgestaltigkeiteiner<br />

der wertvollstenLebensräume für Tiere und Pflanzen und das woWbeliebteste<br />

Naherholungsgebiet Lübecks. Durch die unmittelbare Stadtnähe ist das<strong>Lauerholz</strong> fürjeden<br />

Lübecker ohne Auto zu erreichen.<br />

Entstehung des <strong>Lauerholz</strong>es<br />

Bisins 19.Jahrhundert bestand das<strong>Lauerholz</strong> aus einem Mosaik vonWaldstücken, Wiesen,<br />

Äckern, Mooren und vereinzelten Siedlungen. Noch heute sind Gräben zu erkennen, mit


denen moorige Gebiete entwässert wurden. Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden dann<br />

vielelandwirtschaftlicheFlächen aufgeforstet Dadurch enstanden neben standortgerechten<br />

Laubmischwäldern auch schnellwachsende Nadelholzbestände, vor allem im südlichen<br />

Gebiet bei Wesloe (WesloerTannen). In seiner wechselvollen Geschichte wurde der Wald<br />

besonders während der beiden Weltkriegeextrem strapaziert: Zur Brennholzgewinnung, fiir<br />

Reparationsleistungen und um Flächen für Rüstungsbetriebe und Lagerstätten bereitzustellen,<br />

wurden große Flächen kahlgeschlagen. Hier und dort zeugen im <strong>Lauerholz</strong> noch<br />

Bunkerreste, verfallene Gebäude und überwachsene Wälle alter Schießbahnen von jener<br />

Zeit Heute wird versucht, mit naturnahem Waldbau wieder standortgerechte Laubmischwälder<br />

für zukünftige Generationen aufzubauen.<br />

Die typischen Lebensräume des <strong>Lauerholz</strong>es<br />

Rotbuchenbestand<br />

Laubwälder: Mischbestände' von Rotbuche, Esche und<br />

Bergahorn oder von Eiche und Hainbuche prägen den zentralen<br />

und nördlichen Bereich des <strong>Lauerholz</strong>es. Sie stehen<br />

vor allem auf mittelfeuchten und nährstoffreichen Standorten.<br />

In der Krautschicht fallenuns im Frühjahr dieweißen<br />

Blütenteppiche von Buschwindröschen oder Waldmeister<br />

auf. Efeu, Goldnessel und Aronstab sind gleichfallsvielen<br />

Waldbesuchern vertraut Neben häufigeren Vogelarten wie<br />

Buchfmk, Waldlaubsängeroder Rotkehlchen sind im Laubmischwald<br />

des <strong>Lauerholz</strong>es auch einigerecht seltene Vögel<br />

zu beobachten oder zu hören, so zum Beispielder Pirol oder<br />

der Zwergschnäpper. Es lohnt sich, bei einem Besuch im<br />

<strong>Lauerholz</strong> einmal besonders auf die Altholzbestände und<br />

Baumhöhlen zu achten: Dort leben Höhlenbrüter wie<br />

Schwarzspecht, Mittelspecht, Waldkauz und Hohltaube.<br />

Nadelholzbestände: In früheren Jahrzehnten<br />

wurden vor allem Fichten und Kiefern<br />

aufgeforstet, weil diese Baumarten schon<br />

nach 20 bis 50 Jahren Holzertrag liefern.<br />

Ökologisch betrachtet sind diese in Lübeck<br />

ursprünglich nicht heimischen Nadelhölzer<br />

nur von geringem Wert Sie tragen zur Versauerung<br />

des Bodens bei, bieten den heimischen<br />

Tieren wenig Nahrung und Lebensraum<br />

und beschattenden Waldbodenso ~;<br />

sehr,daßkaumBodenvegetationaufkommt. "<br />

Von der Nadelstreu profitieren allerdings die<br />

Waldameisen, die im <strong>Lauerholz</strong> nicht zuletzt<br />

aus Gründen des biologischen Forstschutzes 1"ais<br />

"Polizei des Waides" besonders gehütet<br />

werden. Typische Vogelarten der Nadelholzbestände<br />

sind Tannenmeise, Haubenmeise<br />

und Wintergoldhähnchen.<br />

Buntspecht


Bruchwälder:Als Bruchwälderwerden Waldbeständeauf nassem, moorigemBoden<br />

bezeichnet Sietreten im <strong>Lauerholz</strong> vor allem an Gewässer- und Moorrändern, aber auch in<br />

feuchten Senken auf. Im <strong>Lauerholz</strong> finden wir neben den häufigeren Schwarzerlenbrüchen<br />

auch Birkenbrüche. Diese deuten auf nährstoffärmere,<br />

saure Böden hin. Abgestorbene<br />

Stämme, morsche Äste, offene Wasserf~ichenund<br />

Stelzwurzeln machen Erlenbrüche<br />

sehr unzugänglich und geben ihnen<br />

einen Urwaldcharakter. Tatsächlich gehören<br />

Brüche zu unseren ursprünglichsten,<br />

aber auch am stärksten gefährdeten Waldtypen.<br />

Durch Entwässerung werden sie<br />

unwiderruflich zerstört Um den Erhalt der<br />

Birkenbrucl1 letzten Bestände zu sichern, sindalleBruchwälder<br />

daher unter strengen Naturschutz gestelltworden. Sobleiben vielleicht auch dieunzähligen<br />

Tier- und Pflanzenarten erhalten, denen Bruchwälder Lebensraum bieten. Erlenbrüche<br />

bieten einen besonders schönen Anblick, wenn im Frühjahr die Sumpfschwertlilien<br />

blühen. Treten viele Brennnesseln auf, so ist dies ein Warnzeichen daflir,daß der Boden zu<br />

stark entwässert wird und die Lebensgemeinschaft des Bruchwaldes in Gefahr ist<br />

Moore:Während das Deepenmoor oder das Wesloer Moor weitläufige, stark durch Landzungen<br />

und Inseln gegliederteWasserflächenim Zentrum aufweisen,ist dasKuhbrookmoor<br />

eher ein Wiesenmoor. Die Gewässer verdanken<br />

ihre Entstehung nahezu ausschließlichdem<br />

hier früher durchgeführten Torfabbau.<br />

Vor allem im Deepenmoor kann man<br />

noch heute an einigen Stellen im moorigen<br />

Grund versacken. Hier wachsen Torfmoose,<br />

Sumpfblutauge und Wassernabel.<br />

TypischeMoortiere des <strong>Lauerholz</strong>es sind i ".'...,:\ "".. ,.:" .."".- ,<br />

~~~:~~~~s~:o~~~~b~:nv:~~ 81~~0\i{~)l~f~~~~}~~~:~~~~i~<br />

Schmetterlingen beeindruckend. GrojJes Deepenmoor<br />

Waldlichtungenund Wiesen:Blütenreiche, besonnte und windgeschützte Waldblößen sind<br />

ftirviele Tier- und Pflanzenarten einunersetzlicher Lebensraum. Je nach Bodenfeuchtigkeit<br />

und Nutzung fmden wir niedrige oder<br />

höherwüchsige Wiesenpflanzen, Brombeeren<br />

oder andere Sträucher. Hier wärmen<br />

sich Waldeidechsen und Erdkröten in der<br />

Sonne und gehen auf Insektenpirsch, in der<br />

Luft schwirren Libellen, Wildbienen und<br />

Falter. Gegen Abend können auf Lichtungen<br />

und Wiesenrändern nicht selten Rehe<br />

bei der Äsung beobachtet werden.<br />

Erdkrölenpaarung


Waldtümpel: Die Waldtümpel im <strong>Lauerholz</strong> sind besonders wichtige Amphibienlaichplätze.<br />

Erdkröte, Grasfrosch und Moorfrosch weisen hier ihre bedeutendsten Vorkommen<br />

im Lübecker Raum auf. Auch Libellen können an den Gewässern beobachtet werden.<br />

Typischfür die Wasserflächenbesonnter Tümpel des <strong>Lauerholz</strong>es ist ein dicker Teppichder<br />

kleinen Blättchen von Wasserlinsen ("Entenflott").<br />

Tiriflandbäche:An sonnigen Ufern der Medebek und desLandgrabens wachsen Rauhhaariges<br />

Weidenröschen, Gilbweiderich und Echtes Mädesüß, aber auch Sumpfschachtelhalm<br />

und Wasserminze. Blütenbesuchende Insekten fmden hier ein reiches Nahrungsangebot.<br />

Leider ist die für Bachläufe typische Tierwelt durch Gewässerbelastungen aus dem Siedlungsbereich<br />

stark verarmt.<br />

Gefahren für das <strong>Lauerholz</strong><br />

Die bedeutendste Belastung und Ursache des Waldsterbens stellt die Luftverschmutzung<br />

dar. Sie betrifftnicht allein Lübeck, sondern ist in erster Linie ein überregionales Problem.<br />

1988wurde mehr als die Hälfte aller Bäume im <strong>Lauerholz</strong> als sichtbar erkrankt eingestuft.<br />

Besonders erschreckend ist auch, daß dem Waldsterben bereits jahrhundertealte Eichen<br />

zum Opfer gefallen sind. Die Lebensraumfunktion sowie der Erholungswert des <strong>Lauerholz</strong>es<br />

haben durch stark befahrene Straßen -Travemünder Allee, Wesloer Landstraße,<br />

Wesloer Weg- stark gelitten. Zahlreiche überfahrene Tiere des Waldes, von Rehen bis zu<br />

Kröten und Käfern, belegen, wie sehr Straßen als tödliche Trennungsbarrieren wirken.<br />

Autoabgase und Verkehrslärm bilden zusätzliche Belastungsfaktoren für Mensch und Tier<br />

im <strong>Lauerholz</strong>. Eine weitere, äußerst bedenkliche Entwicklung ist die zu beobachtende weitflächige<br />

Grundwasserabsenkung, die zu einer Austrocknung der Feuchtlebensräume des<br />

<strong>Lauerholz</strong>es fUhrt.Sie istvermutlich auf Bautätigkeitin den Randbereichen und auf Trinkund<br />

Brauchwassergewinnung zurückzuführen. Sorgebereiten schließlich auch Schadstoff-<br />

Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg im Bereich des Wesloer Moores.<br />

Maßnahmen im <strong>Lauerholz</strong><br />

Für den Naturraum wichtig ist die Erhaltung von Altholzbeständen und von Bäumen mit<br />

Horsten, Höhlen oder Fledermausquartieren. Wünschenswert ist außerdem die Schaffung<br />

neuer Tümpel, der Wiedereinstau bestimmter Grabenabschnitte sowie das Freihalten der<br />

Waldwiesenund -lichtungen, zum Beispieldurch gelegentliches Mähen. Für dieErholungsnutzung<br />

werden durch Aufstellen von Informationstafeln, durch Anlage von Wander- und<br />

Reitwegen und Schaffung geeigneter Bushaltestellen möglichst sanfte Formen einer Begegnung<br />

mit der Natur im <strong>Lauerholz</strong> angestrebt. Dringend erforderlich sind Maßnahmen<br />

zur Verbesserungder Luft. Diese müssen zwar vorrangigüberregional erfolgen,andererseits<br />

kannjedoch auch in Lübeck ein wichtiger Beitrag geleistetwerden, etwa durch Minderung<br />

des Kraftfahrzeugverkehrsim Waldumfeld. Ein zunehmend naturnaher Waldbau kann hier<br />

stützend wirken. Statt Monokulturen früherer Jahrzehnte werden nun kleinflächigere<br />

Baumartenmischungen und vielstufiggegliederte Baumkronendächer angestrebt. An Stelle<br />

von "Kahlschlag-Plantagen" treten Baumbestände, die aus verschiedenen Altersgruppen<br />

zusammengesetzt sind.


Tips ffir Naturfreunde - Naturerlebnismöglichkeiten<br />

Anders alsbei einem Naturschutzgebiet (NSG) mit vorrangigerNaturschutzaufgabe solldas<br />

Landschaftsschutzgebiet (LSG) "<strong>Lauerholz</strong>" nicht zuletzt als Erholungsgebiet für die<br />

Lübecker erhalten und entwickelt werden. So kann das <strong>Lauerholz</strong> auch in Zukunft streßgeplagten<br />

Städtern Naturerlebnismöglichkeiten bieten.<br />

Die Ruhe, angenehme Luft und besondere Waldatmosphäreist dabei schon einwohltuendes<br />

Grunderlebnis. Wer Wild oder interessante Vögel beobachten möchte, der wird schon im<br />

eigenenInteresse nicht lärmend durch den Waldrennen oder seinen Hund freiherumlaufen<br />

lassen. Wer sich im Alltagüberwiegend auf<br />

asphaltierten Bürgersteigen bewegt, der<br />

erfreut sich an federndem Waldboden, an<br />

Laub und Nadeln auf verschwiegenen Pfaden<br />

und wird die Ordnungsvorstellungen<br />

eines gepflegten Stadtparks nicht auf einen<br />

naturnah entwickelten Wald übertragen.<br />

Das Überklettern eines aufdem Pfad liegenden<br />

Baumstammes oder das Überwinden<br />

eines sumpfigen Wegabschnittes sind für<br />

Stadtkinder schon selten gewordene Erleb-<br />

Natur erleben<br />

nisse. Interessant ist auch, je nach Tagesoder<br />

Jahreszeit andere Vogelstimmen zu hören und im Sommer zu entdecken, an welchen<br />

sonnigen Lichtungsrändern die meisten Heuschrecken zirpen und an welchen Blüten<br />

Schmetterlinge saugen oder was die Waldameisen auf ihren "Straßen" zu den Ameisenhaufen<br />

schleppen. Das Bedürfnis, Blumensträuße zu pflücken oder Pilze zu sammeln, tritt<br />

heute zunehmend zugunsten eines umfassenden Naturerlebens zurück.<br />

Besonders für die Erholung ausgewiesenist der Erholungswald Israelsdorf, der im Gegensatzzuanderen<br />

Wäldern auch außerhalb von Wegenbetreten werden darf.Hier befmdetsich<br />

auch ein Hundeauslauf.<br />

Bei der Revierförsterei Wesloe, Wesloer Landstraße 78 oder bei der Revierförsterei Alt-<br />

Lauerhof, Apfelallee erhalten Sie eine genaue Karte mit Wander- und Reitwegen sowie<br />

Informationen über Führungen durch das <strong>Lauerholz</strong>.<br />

Literatur:<br />

- Diehl, M. (Hrsg.), (1989):<strong>Lauerholz</strong> - Grüne Lunge Lübecks. Berichte des Vereins "Natur und<br />

Heimaf' und des Naturhistorischen Museums zu Lübeck, Heft 21/22, Lübeck.<br />

- Stier,W (1928):Das <strong>Lauerholz</strong> und seine Geschichte. Mitteilungen des Vereins rur Heimatschutz<br />

Lübeck, Nr. 49, Lübeck.<br />

Herausgegeben vom Senat der <strong>Hansestadt</strong> Lübeck, Umweltamt, Klingenberg 7,<br />

in Zusammenarbeit mit dem Stadtforstamt, Kronsforder Hauptstr. 80, 2400 Lübeck, Februar 1992<br />

Verantwortlich: R-D. Lammert . Text: Dr. R Lied!, O. Grell, O. Niehus;<br />

Fotos: Dr. W. Eckloff (2), Dr. M. Diehl (2), G. Schweigardt, H. Grell (2)<br />

'TYPographieund Satz: S. Parpart . Druck: Druck- und Grafikwerkstatt M. Klaibor<br />

Gedruckt aufumweltfreund!ichem, chlorfrei gebleichtem Papier

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