Geothermische Stromerzeugung: Kommt nach 100 ... - IE Leipzig
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Dass in Neustadt-Glewe trotzdem die erste deutsche Anlage zur geothermischen<br />
<strong>Stromerzeugung</strong> in Betrieb genommen wurde, ist kein Widerspruch: Wenn es im Sommer<br />
keine Abnehmer für die Wärme gibt, wird Strom produziert und <strong>nach</strong> EEG ins Netz<br />
eingespeist. Ist aber eine Nachfrage <strong>nach</strong> Wärme vorhanden, ist es trotz EEG günstiger, diese<br />
Nachfrage prioritär zu bedienen. Diese wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit der Wärmenutzung<br />
gegenüber der <strong>Stromerzeugung</strong> hängt von diversen Faktoren ab, so dass sie durchaus nicht<br />
immer und überall gelten muss. Und da an den wenigsten Standorten eine konstante<br />
Wärme<strong>nach</strong>frage gegeben ist, ist in der Regel ohnehin ein KWK-Betrieb die beste Lösung.<br />
Strom oder Wärme?<br />
Die Frage „Strom oder Wärme?“ wird <strong>nach</strong> wirtschaftlichen Kriterien entschieden. Diese<br />
wiederum hängen zum einen von den erzielbaren Erlösen für Strom und Wärme ab und zum<br />
anderen von der Temperatur des geförderten Fluids und damit von den geologischen<br />
Bedingungen. Denn je niedriger die verfügbaren Temperaturen, desto geringer ist der<br />
Wirkungsgrad der <strong>Stromerzeugung</strong> und desto schlechter deren Wirtschaftlichkeit. Broßmann<br />
rechnet vor: „Bei den derzeitigen Wärmepreisen und der aktuell gültigen EEG-<br />
Einspeisevergütung von 8,95 Cent/kWh wäre die Verstromung der Wärme ab einem<br />
Kraftwerkwirkungsgrad von 23 % vorteilhaft. Ein solcher Wirkungsgrad kann derzeit mit<br />
Soletemperaturen von rund 300° C erreicht werden. Solche Temperaturen wiederum werden<br />
zur Zeit in Deutschland nicht angestrebt, weil sie hierzulande erst in sehr großen Tiefen<br />
anzutreffen sind.“ Würde die Einspeisevergütung wie geplant auf 15 Cent/kWh erhöht, so<br />
Broßmann weiter, wäre eine <strong>Stromerzeugung</strong> ab Wassertemperaturen von ca. 170° C<br />
interessant. Zum Vergleich: In Neustadt-Glewe hat das geförderte Wasser eine Temperatur<br />
von weniger als <strong>100</strong>° C. Es gibt aber durchaus auch in Deutschland Standorte, wo die<br />
Verhältnisse günstiger sind. So sind in Bad Urach mit der Hot-Dry-Rock-Technologie 170° C<br />
erreichbar. Dort soll 2005 mit der geothermischen Stromproduktion begonnen werden.<br />
Wo die Grenzen der geothermischen <strong>Stromerzeugung</strong> langfristig liegen, ist heute noch schwer<br />
absehbar. Auf der einen Seite stehen die schier unendlichen Potenziale und die<br />
Grundlastfähigkeit, die – anders als die Windkraft – eine tatsächliche Substitution fossil<br />
befeuerter Kraftwerke ermöglicht, auf der anderen Seite gibt es noch erhebliche technische<br />
und damit ökonomische Barrieren. „Nennenswerte Fortschritte in der Umwandlungseffizienz<br />
der Kraftwerke sind in dem für die Erdwärme relevanten Niedertemperaturbereich aus<br />
thermodynamischen Gründen nicht zu erwarten“, stellt Broßmann klar. Damit dürfte eine<br />
Nachfrage <strong>nach</strong> Wärme Voraussetzung für eine wirtschaftliche <strong>Stromerzeugung</strong> bleiben. Da<br />
das Potenzial der Geothermie aber um ein Vielfaches größer ist als der Wärmebedarf und<br />
dieser zudem jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen ist, hat die geothermische