Die Schilke-Trompeten B1 & S32 - Erik Veldkamp
Die Schilke-Trompeten B1 & S32 - Erik Veldkamp
Die Schilke-Trompeten B1 & S32 - Erik Veldkamp
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Über die Bohrung schreibt Renold <strong>Schilke</strong> in einen Brief an einen Kunden das<br />
Folgende:<br />
“Nimm beispielsweise die <strong>B1</strong>. Vorne hat das Mundrohr, also nicht die<br />
Mundstückaufnahme, eine Bohrung von 0,342 inch. <strong>Die</strong>se verläuft konisch über<br />
mehrere Stufen nach 0,460 inch beim Ventilblock. An verschiedenen Stellen - über das<br />
Instrument verteilt - wird die Bohrung noch größer: von 0,464 bis sogar 0,468 inches.<br />
Das hört beim Schallstück auf, bei dem der Auslauf 5 inches beträgt. <strong>Die</strong>se vielen<br />
verschiedenen Durchmesser im Instrument werden benötigt, um die Frequenzkurve<br />
eines Tones zu beeinflussen. An den Stellen, an denen die Frequenzkurve wenig<br />
ausschlägt – und das sind sicher nicht wenige – versuche ich die Bohrung so klein wie<br />
möglich zu halten, um so die Kontrolle über das Instrument zu optimalisieren. Auf<br />
diese Weise können die Intonation und der freie Luftstrom natürlich miteinander<br />
korrespondieren.”<br />
Was unmittelbar beim Design dieser Trompete auffällt, sind die sechseckigen<br />
Ventildeckel mit den grünen Filzen. <strong>Die</strong>se sind bezeichnend für das <strong>Schilke</strong>-Design.<br />
Darüber hinaus sind die sechseckigen Ventildeckel einfacher montierbar. Wenn sie<br />
einmal wirklich festsitzen, kann man immer noch eine Zange benutzen. <strong>Die</strong> grünen<br />
Filze sollen nach einer gewissen Einspielperiode einen perfekten Sitz garantieren. <strong>Die</strong><br />
Monel-Ventile liefen übrigens bei beiden Modellen ausgezeichnet.<br />
Alle Modelle haben ein langes Mundrohr (reversed leadpipe). Das bedeutet, dass sich<br />
das obere Rohr des Stimmzuges nicht – wie bei Standard-Mundrohren üblich – in,<br />
sondern über das Mundrohr schiebt. Das ist ein Überbleibsel von der Martin<br />
Committee, die Renold <strong>Schilke</strong> u. a. mit Vincent Bach entworfen hat (wahrlich das<br />
“Committee” der Weisen!). Genauso wie bei der Martin, gibt es keine Stütze im<br />
Stimmzug. Der Stimmzug an sich ist auch recht schmal: <strong>Die</strong> Konsequenz ist ein<br />
engerer Bogen. Dadurch ermöglicht die Trompete einen freieren Luftstrom, auch<br />
verursacht durch die größere Bohrung des Bogens. <strong>Die</strong> Ventillöcher sind auch ein<br />
wenig größer als die Bohrung der Rohre. Man kann einfacher die Luft hindurch<br />
blasen. So vermittelt die leichtgewichtige Trompete ein offenes Spielgefühl und<br />
spricht äußerst leicht an, ohne dass sie sich klein anfühlt. Renold O. <strong>Schilke</strong> hat<br />
intensiv den Verlauf der Frequenzkurven einzelner Töne untersucht (“nodal pattern”).<br />
Es würde zu weit führen, diese Eigenschaften im Einzelnen anzusprechen; die<br />
Webseite „The <strong>Schilke</strong> Loyalist“ hilft dem Interessierten schnell weiter.<br />
<strong>Die</strong> Trompete macht einen sehr schlichten und edlen Eindruck, da der Stimmzug ohne<br />
eine Stütze ausgeführt ist und die Wasserklappe am dritten Zug fehlt. <strong>Die</strong><br />
Feststellschraube am dritten Zug ist allerdings sehr mickrig ausgefallen und lässt sich<br />
nach meiner Erfahrung aufgrund der winzigen Größe nur umständlich bedienen. Der<br />
Grund ist mir schleierhaft, denn da die Wasserklappe am dritten Zug fehlt, muss<br />
dieser zum Entwässern ständig herausgezogen werden. Ein so klitzekleines<br />
Schräubchen erweist sich dann als recht unhandlich. Es wird wohl mit der<br />
Frequenzkurvengeschichte zusammenhängen, oder vielleicht gefiel <strong>Schilke</strong> die<br />
Schraube auch einfach nur.<br />
Das Modell <strong>S32</strong>