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Liebe Leserinnen und Leser,<br />
kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns ein Leserbrief, der es als „ignorant“ bezeichnete, auf<br />
<strong>Lanzarote</strong> ein deutsches Magazin zu veröffentlichen. Eine „Frechheit“, sei es eine „rein in deutsch<br />
herausgebrachte Zeitschrift“ auf der Insel zu veröffentlichen“ und dann auch noch „so überhebliche<br />
Dinge zu schreiben“. Damit meinte der Briefschreiber das Editorial der vergangenen Ausgabe,<br />
in welcher Karl Kunze die Deutschsprechenden auf der Insel dazu aufrief, sich zu organisieren,<br />
um sich (auch) gegenseitig helfen zu können.<br />
Ich frage mich, warum es eigentlich immer die Deutschen auf dieser Insel sind, welche mich und<br />
andere „Zugezogene“ als „Ausländer“ bezeichnen? Warum, bereits bei der kleinsten geplanten<br />
Unternehmung – sei es, man will Salatsoßen importieren oder bloß eine neue Zeitung herausgeben<br />
- immer Deutsche, die hier schon länger leben, den Zeigefinger heben, Bedenkenträger spielen<br />
und Problemkerzen aufstellen. „Das kannst Du nicht machen, das darfst Du nicht machen, das<br />
geht nicht, du wirst schon sehen…, dafür bekommst du keine Genehmigung, das ist verboten….!“<br />
Erzähle ich über dieselben Vorhaben meinen spanischen Nachbarn oder Kollegen, heißt es: Toll.<br />
Ja. Mach das. Super. Diese Leute haben mich auf Ämter begleitet und für meine Sache gekämpft<br />
wie die Löwen, während die deutschen Nachbarn empfahlen, ich solle mich nicht so weit aus dem<br />
Fenster hängen, ich sei doch Ausländerin hier.<br />
Ich frage mich weiter: Sind dies dieselben Leute, die in Deutschland den dort lebenden Türken<br />
verbieten wollen, eine Zeitung auf Türkisch zu drucken? Oder die, die es ignorant finden, dass es<br />
in deutschen Krankenhäusern türkische Übersetzer gibt? Oder die, die ihnen verbieten wollen, in<br />
Deutschland ihre Moscheen zu bauen? (Sollen sich doch anpassen und katholisch werden.) Oder<br />
die, die die Nase rümpfen, wenn ihnen eine Iranerin mit Kopftuch begegnet, obwohl ihre eigene<br />
Urgroßmutter ebenfalls eines trug. Oder die, die einen Schwulenbeauftragten überflüssig finden?<br />
Vielleicht ist für diese Leute ja auch eine Zeitschrift in Braille-Schrift ignorant?<br />
Ist es nicht natürlich und sogar sinnvoll, wenn Minderheiten sich zusammenschließen? In der<br />
Gruppe sind sie stärker. Fühlen sich sicherer und geborgener. Und in der eigenen Gruppe traut man<br />
sich leichter, mal um Hilfe zu bitten. Und unter Gleichen sollte man sich doch auch wie selbstverständlich<br />
eine helfende Hand reichen. Oder nicht?<br />
Noch kein Conejero hat mir gesagt, dass er meine deutsche Zeitung arrogant findet (höchstens<br />
dass es schade ist, dass er sie nicht lesen kann) – dafür aber jede Woche mindestens ein Deutscher.<br />
Ist das nicht verrückt?<br />
Wenn Sie ein paar Marienkäfer in eine Schachtel mit lauter Maikäfern setzten, können die Marienkäfer<br />
sich noch so lange in einer Ecke verkriechen und murmeln „Wir sind Maikäfer“. Werden<br />
die Maikäfer ihn deswegen für einen der ihren halten?<br />
Natürlich ist es sinnvoll, wenn man hier lebt, auch die hiesige Sprache zu lernen. Aber nicht allen<br />
fällt das gleich leicht. Und wer mag es zum Beispiel einer Türkin verdenken, dass sie schlecht<br />
Deutsch spricht, wenn ihr Mann sie kaum aus dem Haus lässt? Oben genannter Leserbriefschreiber<br />
würde sich wohl darüber aufregen, dass diese Türkin sich einer Frauengruppe anschließt, in<br />
welcher mehrere dieses Problem haben. Er würde sagen: Was fällt der Frau ein! Wie ignorant! Es<br />
dürfen doch alle Türkinnen nicht aus dem Haus. Soll sie also auch im Haus bleiben!“<br />
Vorsicht liebe Frauen, wenn sie mit einem Mann, der denkt wie oben erwähnter Leserbriefschreiber,<br />
in die Türkei aufs Land ziehen! Dann müssen sie wieder den Herd hüten, ein Kopftuch aufziehen<br />
und bekommen ab und zu mal eine aufs Maul. Aber beschweren sie sich nicht, denn das machen<br />
dort alle so und ihr Gatte tut das (lediglich) aus Respekt vor der Landessitte... Nein. Warten<br />
sie. Lassen sie mich das anders („positiv“) formulieren: Ihr Gatte gehört zu den „Guten“, schlägt<br />
sie nicht, weil er eine andere Sozialisation durchlaufen und gelernt hat, dass das nicht gut ist. Er<br />
schaut nur seelenruhig zu, wie der Nachbar seine Frau schlägt. Weil das da halt so üblich ist...<br />
Ihre Susanne Bernard<br />
Inhalt<br />
Lokales<br />
Ironman <strong>Lanzarote</strong> 4<br />
Kurzmeldungen 8<br />
Spanisch lernen 20<br />
Blühende Bäume (Teil 2) 24<br />
Serie<br />
Parteien auf <strong>Lanzarote</strong><br />
Die Wahlkandidaten 14<br />
Auswanderer (Teil 9) 22<br />
Wissenswertes<br />
Konsul Braun<br />
Immobilienerwerb (Teil 2) 26<br />
Weltfrauentag<br />
Fraueneinrichtungen 28<br />
Quellerwatt La Santa 32<br />
Essen & Trinken<br />
Restaurant-Test (Teil 9) 36<br />
Leserbriefe <strong>37</strong><br />
Veranstaltungskalender 38<br />
Kleinanzeigen 44<br />
Impressum 13<br />
Tidenkalender 28<br />
Fährenkalender 30