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2. Gehör - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

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<strong>Universität</strong> <strong>für</strong> <strong>Musik</strong> <strong>und</strong> <strong>darstellende</strong> <strong>Kunst</strong> <strong>Wien</strong>, Institut <strong>für</strong> Elektroakustik<br />

Studienrichtung Tonmeister, Theorie der Tontechnik<br />

Inhalt<br />

1. Das Hörorgan<br />

<strong>2.</strong> Die Hörempfindungen<br />

3. Lärm, Lärmbewertung, <strong>Gehör</strong>schäden<br />

4. Tonalität <strong>und</strong> Tonscalen<br />

Anhang<br />

A1 Demo-CD 2 „Hören“<br />

Jürg Jecklin<br />

floatso<strong>und</strong>@bluewin.ch<br />

<strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong><br />

Ueberblick Scripts<br />

Theorie der Tontechnik<br />

1. Geschichte der Tontechnik tt01.pdf<br />

<strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong> tt0<strong>2.</strong>pdf<br />

3. Mikrofone tt03.pdf<br />

4. Schallquellen tt04.pdf<br />

5. Lautsprecher <strong>und</strong> Kopfhörer tt05.pdf<br />

6. Akustik <strong>und</strong> Raumbeschallung tt06.pdf<br />

7. analoge Audiotechnik tt07.pdf<br />

8. digitale Audiotechnik tt08.pdf<br />

9. Signalaufzeichnung tt09.pdf<br />

10. Technik der <strong>Musik</strong>aufnahme tt10.pdf<br />

Anhang<br />

Gr<strong>und</strong>lagen ttA.pdf<br />

Tontechnik special<br />

Aufnahmen ttspecial. aufnahmen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen ttspecial.gr<strong>und</strong>lagen<br />

Lautsprecher im Raum ttspecial. L-imraum<br />

Mhs2 ttspecial.mhs2<br />

Mikrofone ttspecial.mikrofon<br />

<strong>Musik</strong>akustik ttspecial.musikakustik<br />

Surro<strong>und</strong> ttspecial.surro<strong>und</strong><br />

Materialien zur Tontechnik<br />

Computer computer.pdf<br />

Diverses diverses.pdf<br />

HD-Recording hdrecording.pdf<br />

Headphon headphone.pdf<br />

Lautsprecher lautsprecher.pdf<br />

Manuals manuals.pdf<br />

Mikrofone microphone.pdf<br />

So<strong>und</strong> absorption so<strong>und</strong>absorption.pdf<br />

Surro<strong>und</strong> surro<strong>und</strong>.pdf<br />

Technik technik.pdf<br />

Tube Data tubedata.pdf<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


2<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


1.1 Aussenohr<br />

1<br />

1. Das Hörorgan<br />

1.1.1 Ohrmuschel<br />

Die Ohrmuschel ist der sichtbare Teil des Hörorgans.<br />

Sie hat die Aufgabe, Schall grossflächig aufzunehmen<br />

<strong>und</strong> zum <strong>Gehör</strong>gang zu leiten. Beim Uebergang<br />

von der Ohrmuschel zum Hörkanal findet ein Filterungsprozess<br />

statt. bei dem der Frequenzbereich der<br />

menschlichen Sprache verstärkt wird. Dieser Prozess<br />

kreiert auch Richtungsinformationen durch winkelabhängige,<br />

schmalbandige Anhebungen <strong>und</strong> Absenkungen<br />

in Abhängigkeit von der Frequenz.<br />

Die individuelle Form der Ohrmuschel spielt im Zusammenhang mit dem Hörvorgang eine<br />

nicht zu unterschätzende Rolle. Der Frequenzgang des auftreffenden Schalls wird im Frequenzgebiet<br />

oberhalb von r<strong>und</strong> 1.5 kHz deutlich <strong>und</strong> individuell modifiziert. Die Veränderung<br />

des Frequenzgangs mit schmalbandigen Ueberhöhungen von bis zu 10dB <strong>und</strong> entsprechenden<br />

Absenkungen spielt eine wichtige Rolle bei der vorn-hinten-Ortung <strong>und</strong> beim<br />

einohrigen Richtungshören.<br />

1.1.2 <strong>Gehör</strong>gang<br />

Der <strong>Gehör</strong>gang, ein Kanal von r<strong>und</strong><br />

3.5cm Länge <strong>und</strong> einem Durchmesser<br />

von 0,7 cm leitet den Schall zum Trommelfell.<br />

1.1.3 Trommelfell<br />

Beim Trommelfell handelt es sich um eine<br />

konisch ins Mittelohr hineingezogene<br />

Hautmembran mit einer Fläche von<br />

0.7cm 2 . Das Trommelfell wird via <strong>Gehör</strong>gang<br />

von den Schallschwingungen<br />

zum Mitschwingen angeregt.<br />

Bild 4 Frequenzgang am Ort des Trommelfells<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

f(kHz)


1.2 Mittelohr<br />

2<br />

1.<strong>2.</strong>1 <strong>Gehör</strong>knöchelchen (Bild 5)<br />

Es handelt sich um drei kleine Knochen<br />

(die kleinsten des menschlichen<br />

Körpers). Entsprechend ihrer Form<br />

bezeichnet man sie als Hammer, Am-<br />

<strong>Gehör</strong>knöchelchen<br />

Trommelfell<br />

boss <strong>und</strong> Steigbügel. Das System dieser<br />

drei Knöchelchen überträgt die<br />

Schwingungen des Trommelfells auf<br />

das Innenohr. Die <strong>Gehör</strong>knöchelchen<br />

sind mit kleinen Muskeln <strong>und</strong> Sehnen<br />

im Mittelohr aufgehängt. Sie bilden<br />

80 mm<br />

ovales Fenster<br />

Trommelfell<br />

1.3 : 3<br />

einen Hebelarm mit einem Untersetzungsverhältnis von 1.3 : 3.<br />

Mit dieser Untersetzung wird die Impedanz des flüssigkeitsgefüllten Innenohrs an die der<br />

Luft angepasst. Es handelt sich gleichzeitig um einen Schutzmechanismus, denn der Hebelarm<br />

verändert sich mit der Amplitude der Trommelfellschwingung, <strong>und</strong> die Bewegung<br />

kann durch (unwillkürliches) Anspannen der Muskeln der Aufhängung gebremst werden.<br />

2<br />

Hammer<br />

Der Hammer ist das erste Knöchelchen des Schwingungs-Uebertragungsmechanismus<br />

zwischen Trommelfell <strong>und</strong> Innenohr. Er ist elastisch mit dem Trommelfell verb<strong>und</strong>en.<br />

ovales Fenster<br />

Amboss<br />

Das zweite <strong>Gehör</strong>knöchelchen überträgt die Bewegungen des Hammers zum Steigbügel<br />

Steigbügel<br />

Der Steigbügel, das dritte <strong>Gehör</strong>knöchelchen, ist mit dem ovalen Fenster des Innenohrs<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

Wichtig:<br />

• Die Schwingungsübertragung durch die <strong>Gehör</strong>knöchelchen ist im Frequenzgebiet zwischen<br />

500 Hz <strong>und</strong> 4 kHz am effizientesten.<br />

• Im Mittelohr wird ein Teil der Schwingungsenergie frequenz- <strong>und</strong> amplitudenabhängig<br />

zum Trommelfell zurückreflektiert.<br />

1.<strong>2.</strong>2 Eustachische Röhre<br />

Die eustachische Röhre verbindet das Mittelohr (eine abgeschlossene Höhle) via Rachenhöhe<br />

mit der Umwelt. Es handelt sich um einen Tubus mit einer Länge von r<strong>und</strong> 3.6 cm.<br />

Sie ist im Schädelknochen eingebettet <strong>und</strong> besteht aus mit Schleimhaut überzogenem<br />

Knorpel.<br />

Die eustachische Röhre hat folgende Aufgaben:<br />

• Druckausgleich zwischen Mittelohr <strong>und</strong> Umwelt.<br />

• Ableitung der sich im Mittelohr bildenden Flüssigkeit.<br />

Die eustachische Röhre öffnet sich wenn man kaut oder gähnt.<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

3 mm 2


1.3 Innenohr<br />

1.3.1 ovales Fenster<br />

Eine dünne Membran in der Trennwand zwischen<br />

Mittelohr <strong>und</strong> Innenohr. Das ovale Fenster<br />

überträgt die Bewegungen der <strong>Gehör</strong>knöchelchen<br />

auf die Flüssigkeit des Innenohrs.<br />

1.3.2 Bogengänge<br />

Es handelt sich um das Gleichgewichtsorgan,<br />

dessen Funktion mit dem Hörorgan direkt nichts<br />

zu tun hat. Die Bogengänge sind mit Flüssigkeit<br />

gefüllt, in die spezielle Haarzellen hineinragen.<br />

Wenn sich die Flüssigkeit bewegt, senden die<br />

Haarzellen Signale zum Hirn, die dann als Lageveränderung<br />

des Kopfes interpretiert werden.<br />

Bilder 6-7<br />

1.3.3 Schnecke (Cochlea) <strong>und</strong><br />

Basilarmembran<br />

In der Cochlea werden physikalische Schwingungen<br />

in elektrische Impulse umgewandelt.<br />

Die Cochlea ist ein mit Flüssigkeit gefüllter<br />

Schlauch von r<strong>und</strong> 3.5 cm Länge, der eingerollt<br />

im Schädelknochen eingebettet ist.<br />

Die Cochlea wird in Längsrichtung von der Basilarmembran<br />

in zwei verkoppelte Kammern unterteilt, die scala tympani<br />

<strong>und</strong> die scala vestibuli. Am hinteren Ende der Cochlea sind<br />

die beiden Kammern verb<strong>und</strong>en.<br />

Die Schwingungen der Membran des ovalen Fensters verursachen<br />

eine durch die scala vestibuli <strong>und</strong> die scala tympani<br />

durchlaufende Druckwelle.<br />

Die Folge ist eine Deformation der Basilarmembran mit ausgeprägten<br />

Auslenkungsmaxima.<br />

Bei einer Anregung mit einer einzelnen Sinusschwingung<br />

wird der Ort der maximalen Auslenkung von der Frequenz<br />

bestimmt:<br />

3<br />

Reissner-Membran<br />

Schneckengang<br />

Basilarmembran<br />

Paukentreppe<br />

Deckmembran<br />

Corti-Organ<br />

hohe Frequenzen lenken die Basilarmembran in der Nähe des ovalen Fensters aus, tiefe<br />

Frequenzen deformieren die Basilarmembran an<br />

ihrem Ende.<br />

Vorhoftreppe<br />

Im Innenohr findet also eine Frequenz - Ort -<br />

Umsetzung statt. Jeder Ort auf der Basilarmembran<br />

ist einer bestimmten Frequenz zuge-<br />

ovales Fenster<br />

ordnet (Bild 8, 9).<br />

Basilarmembran<br />

Jeder Punkt auf der Basilarmembran kann als<br />

Bandpassfilter betrachtet werden, mit einer Mittenfrequenz,<br />

einer Bandbreite <strong>und</strong> beidseitig abfallenden<br />

Flanken. Die Bandbreite dieses Filters<br />

liegt zwischen 0.5 <strong>und</strong> 0.15 Oktave. Die Frequenzauflösung ist also begrenzt.<br />

Im Frequenzgebiet oberhalb von 500 Hz geschieht die Frequenzauflösung in einer logarithmischen<br />

Skala, darunter in konstanten Bandbreiten.<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

Hörnerv<br />

knöcherne<br />

Trennwand<br />

Bild 5 Schnitt durch die Schneck


Die Basilarmembran ist mit über zwei Millionen<br />

Haarzellen (Stereocilia) besetzt. Diese<br />

werden von den Bewegungen der Basilarmembran<br />

<strong>und</strong> der Flüssigkeit gereizt. Diese<br />

mechanischen Signale werden in elektrische<br />

Impulse umgewandelt.<br />

Bild 10<br />

1.3.4 Hörnerv<br />

Die von den Haarzellen ausgehenden elektrischen<br />

Impulse werden vom Hörnerv zum<br />

Gehirn geleitet, wo sie verarbeitet <strong>und</strong> interpretiert<br />

werden.<br />

1.3.5 Basilarmembran <strong>und</strong> kritische Bandbreite<br />

Bild 11 zeigt (als Folge einer Anregung) die typischen, asymmetrischen<br />

Verformungen der Basilarmembran mit einem steilen Anstieg<br />

<strong>und</strong> eine flacheren Abstieg. Von einer Verformung ist also nie ein<br />

Punkt, sondern immer ein Bereich betroffen, deren grösserer Teil oberhalb<br />

der Anregungsfrequenz liegt. Die Breite dieses Bereichs<br />

hängt von der Stärke der Anregung ab. Bei einer gleichzeitigen Anregung<br />

mit mehreren Frequenzen ist die sich einstellende “Hüllkurve”<br />

<strong>für</strong> die Empfindung massgebend.<br />

Bild 11 – 13<br />

4<br />

Basilarmembran<br />

0 8 16 24 32 mm<br />

0 160 320 480 640 Frequenzstufen<br />

0 600 1200 1800 2400 mel<br />

Tonhöhenverhältnis<br />

0 3 6 9 12 15 18 21 24 Bark<br />

kritische Bandbreite<br />

0 0.25 1 2 4 8 16 Hz<br />

Frequenz<br />

0.125 0.5<br />

Schneckenspitze ovales Fenster<br />

Frequenz<br />

Hüllkurve der Vibration<br />

Knohenspirale<br />

Basilarmembran<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

Länge<br />

Anregungspunkt auf<br />

der Basilarmembran<br />

Resultat der Anregung<br />

mehrerer Bänder<br />

f


<strong>2.</strong>1 Tonhöhenunterscheidung<br />

5<br />

<strong>2.</strong> Die Hörempfindungen<br />

Die im Bild 14 dargestellten Kurven zeigen folgendes:<br />

a) das kritische Frequenzband, das als gleich breit<br />

empf<strong>und</strong>en wird. Als Referenz <strong>für</strong> die Grössenordnung<br />

dieses Abstands dient die gestrichelt, einer<br />

Terzbreite anzeigenden Linie.<br />

b) die Frequenzauflösung <strong>für</strong> einzelne Sinustöne.<br />

c) minimale Frequenzdifferenz von zwei gleichzeitig<br />

erklingenden Tönen, die gerade noch als<br />

zwei Töne wahrgenommen werden.<br />

Diese Art der Frequenz-Ort-Umsetzung lässt sich<br />

mit der im Bild 14 gezeigten pegelabhängigen Verformung<br />

der Basilarmembran erklären.<br />

Bild 14 - 15<br />

<strong>2.</strong>1.1 Zweitonempfinden (<br />

Zwei Einzeltöne werden je nach Abstand als nur ein Ton, als Schwebung, als Rauhigkeit,<br />

oder dann richtig als zwei Töne empf<strong>und</strong>en. Massgebend ist die kritische Bandbreite.<br />

<strong>2.</strong>1.2 Tonhöhe <strong>und</strong> Lautstärke<br />

Das Mittelohr liefert Nervensignale, die<br />

im Gehirn ausgewertet <strong>und</strong> interpretiert<br />

werden. Dabei kommt (wie bei allen Sinnesempfindungen)<br />

das Weber-<br />

Fechner‘sche Gesetz zum tragen (ein<br />

Reizzuwachs steht immer im gleichen<br />

Verhältnis zum bereits vorhandenen<br />

Reiz). Generell besteht zwischen physikalischem<br />

Reiz <strong>und</strong> der Empfindung ein<br />

logarithmischer Zusammenhang. Dies<br />

mit einem unteren Schwellenwert <strong>und</strong> einer<br />

Sättigung im Bereich des maximal zu<br />

verarbeitenden Reizes.<br />

Bild 18<br />

hoher Pegel<br />

tiefer Pegel<br />

Basilarmembran<br />

Frequenz<br />

Bild 16 - 17)<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


<strong>2.</strong>2 Frequenzgang des <strong>Gehör</strong>s<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 Lautstärkeabhängigkeit des Frequenzgangs<br />

Der Frequenzgang des <strong>Gehör</strong>s ist abhängig von der<br />

Schallstärke. Wenn man die Frequenzgangkurven<br />

von Bild 19 umzeichnet ergeben sich die bekannten<br />

Kurven gleicher Lautstärke (nach Fletcher <strong>und</strong><br />

Munson, Bild 20).<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong>1 Kurven gleicher Lautstärke (Bild 20)<br />

Hörschwelle<br />

6<br />

Bild 19<br />

Lautstärkepegel (phon)<br />

f(kHz)<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


<strong>2.</strong>3.2 Schallstärke, Lautstärke <strong>und</strong> Lautheit<br />

7<br />

Schallstärker in dB<br />

Die Schallstärke in dB ist die physikalisch messbare Stärke des Schalls. Die Angabe in dB<br />

(einer logarithmischen Verhältniszahl) bezieht sich auf den Bezugswert der Hörschwelle.<br />

0 dB = 0,000204 dyn / cm2<br />

Bild 21<br />

Lautstärke in Phon<br />

Die Lautstärke in Phon entspricht im Bereich<br />

der grössten Ohrempfindlichkeit (im<br />

Bereich von 1000 Hz per Definition) der<br />

Schallstärke in dB.<br />

Im hohen <strong>und</strong> tiefen Frequenzbereich<br />

weicht die Lautstärke in Phon (entsprechend<br />

dem Frequenzgang des <strong>Gehör</strong>s) von<br />

der Schallstärke ab.<br />

Lautheit in Sone<br />

Die Angabe der Lautstärke in Phon gibt in der Praxis eine recht gute Beschreibung der<br />

Schallempfindung. Genauer ist aber die Angabe der Lautheit eines Tones mit der Einheit<br />

Sone.<br />

Der Zusammenhang zwischen Lautstärke (Einheit Phon) <strong>und</strong> Lautheit (Einheit Sone) ist in<br />

Bild 22 dargestellt.<br />

Lautheit von impulsartigen Schallvorgängen<br />

Das Lautheitsempfinden hängt nicht nur von der Stärke,<br />

sondern zusätzlich von der Art eines Schallereignisses<br />

ab. Länger dauernde Töne werden lauter empf<strong>und</strong>en als<br />

impulsartige Schallvorgänge. Dies lässt sich am Beispiel<br />

von sogenannten Tonbursts zeigen:<br />

Wegen der Trägheit der Basilarmembran führen<br />

Einschwing- <strong>und</strong> Ausschwingvorgänge zu einer<br />

“verr<strong>und</strong>eten” Auslenkung, <strong>und</strong> damit zu einem<br />

schwächeren Reiz.<br />

Zusätzlich eine Rolle spielt auch noch die Art<br />

des Signals. Bursts von reinen Tönen werden leiser<br />

empf<strong>und</strong>en als Bursts von breitbandigen Signalen.<br />

<strong>2.</strong>4 Frequenz, Tonhöhe <strong>und</strong> Tonheit<br />

Will man den Zusammenhang zwischen den<br />

physikalischen Grössen <strong>und</strong> der <strong>Gehör</strong>empfindung<br />

noch genauer darstellen, muss die Frequenz<br />

(die wegen der Art der Tonhöhenempfindung<br />

generell in einem logarithmischen Massstab aufgezeichnet<br />

wird) durch die empf<strong>und</strong>ene Tonhöhe,<br />

die sogenannte “Tonheit” ersetzt werden.<br />

Die Einheit <strong>für</strong> die Tonheit ist das Mel.<br />

Schallsignal<br />

Tonburst<br />

Dauer des Tonbursts (ms)<br />

Einschwingzeit Ausschwingzeit<br />

Bewegung der<br />

Basilarmembran<br />

Bild 22-23<br />

Bild 24<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


<strong>Gehör</strong>richtige Darstellung von Frequenzgängen<br />

Auf dem Gebiet der Tontechnik sind einerseits Techniker,<br />

die sich mit der Entwicklung von Geräten <strong>und</strong><br />

der Tonmesstechnik befassen, <strong>und</strong> andrerseits <strong>Musik</strong>er,<br />

<strong>und</strong> Konsumenten, die sich nur <strong>für</strong> die Hörempfindungen<br />

interessieren. Technisch sind Schallpegel<br />

8<br />

<strong>und</strong> Frequenzen von Interesse, <strong>für</strong> <strong>Musik</strong>er <strong>und</strong> Konsumenten<br />

geht es aber um Lautheiten <strong>und</strong> Tonheiten.<br />

Dazu ein Beispiel (Bild 25 - 26):<br />

Lautsprecher werden messtechnisch untersucht, aber<br />

gehörsmässig beurteilt. Das Messergebnis zeigt den<br />

Schalldruckverlauf in Abhängigkeit von der Frequenz.<br />

gehörrichtige Darstellung<br />

Man “hört” aber die Lautheit in Abhängigkeit von der Tonheit. Würde man dies auch so<br />

darstellen, würde der Kurvenverlauf der gehörsmässigen Beurteilung besser entsprechen.<br />

<strong>2.</strong>5 Hörfläche (Bild 27)<br />

Wellenlänge<br />

Schalldruck<br />

20m 2m 20cm 2cm<br />

db pa<br />

140 h<br />

140 200<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

a<br />

g<br />

e<br />

f<br />

0.02 0.5 0.1 0.2 0.5 1 2 5 10 20<br />

Frequenz (kHz)<br />

d<br />

c<br />

b<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

20<br />

2<br />

übliche Darstellung<br />

0.2<br />

0.02<br />

0.002<br />

0.0002<br />

0.00002<br />

Schalldruck Auslenkun<br />

mw/m<br />

1000'000 0.1 mm<br />

2<br />

1000<br />

10<br />

0.1<br />

0.001<br />

0.00001<br />

0.0000001<br />

-<br />

0.1 um<br />

10 pm<br />

Bild 15 Eigenschaften des <strong>Gehör</strong>s<br />

(a) Hörschwelle mit 20 Jahren<br />

(b) Hörschwelle mit 40 Jahren<br />

(c) Hörschwelle mit 60 Jahren<br />

(d) Jugendlicher mit Disco-Hörschaden<br />

(e) Bereich von natürlich klingender <strong>Musik</strong> in der entsprechenden Umgebung<br />

(f) Bereich der Sprache,<br />

(g) Grenze oberhalb der bei längerdauernder Beschallung Hörschäden möglich sind (entspricht<br />

einer Schallstärke von 10mW / m2)<br />

(h) Schmerzgrenze


<strong>2.</strong>6 Klangfarbenhören<br />

Neben der Tonheit (Klanghöhe) <strong>und</strong> der Lautheit (Klangstärke)<br />

ist die Klangfarbe das dritte psychoakustische Merkmal eines<br />

Klanges. Die Klangfarbe wird vom Spektrum eines Klanges bestimmt.<br />

Beispiele <strong>für</strong> exakt wahrnehmbare<br />

<strong>und</strong> beschreibbare Klänge sind<br />

die Vokale, deren Klangfarbe<br />

von sogenannte Formanten bestimmt<br />

wird.<br />

Mit dem Begriff Formant bezeichnet<br />

man den oder die Teiltonbereiche<br />

mit maximaler Stärke<br />

innerhalb eines Frequenzspektrums.<br />

Den im Bild 29 dargestell-<br />

9<br />

Formant 1<br />

ten Spektren kann man entnehmen, dass <strong>für</strong> jeden Vokal zwei Formantbereiche typisch<br />

sind. Die Frequenzlage der Vokalformanten wird im sogenannten Vokaldreieck dargestellt.<br />

<strong>2.</strong>7 Verdeckungseffekt (Maskierung) Bild 30, 31, 32<br />

Definition:<br />

Wahrnehmung des lauteren <strong>und</strong> Nicht-Mehr-<br />

Wahrnehmung des leiseren von zwei Schallereignissen,<br />

denen ein Ohr gleichzeitig ausgesetzt<br />

ist. Das leisere Schallereignis wird dabei<br />

vom lauteren verdeckt.<br />

Praktisch wird die Hörschwelle <strong>für</strong> das leisere<br />

Ereignis angehoben (sogenannte Mithörschwelle).<br />

Massgebend ist dabei einerseits das<br />

Verhältnis der Schallpegel, andrerseits die<br />

Spektren der zwei Schallereignisse. Bei einer<br />

Erhöhung des Schallpegels wird ein verdecktes<br />

Signal plötzlich wieder hörbar.<br />

Die Mithörschwelle fällt nach tieferen Frequenzen<br />

hin steil, nach höheren Frequenzen<br />

hin flach ab. Höhere Frequenzen werden von<br />

tieferen besser verdeckt als umgekehrt.<br />

Mithörschwelle <strong>und</strong> Verdeckung<br />

bei weissem Rauschen<br />

Bild 31 zeigt die Mithörschwelle LT von Sinustönen,<br />

die durch weisses Rauschen mit verschiedener<br />

Dichte Iwr verdeckt werden.<br />

Mithörschwelle <strong>und</strong> Verdeckung<br />

bei Schmalbandrauschen<br />

Bild 32 zeigt die Mithörschwelle LT bei Verdeckung<br />

durch frequenzgruppenbreites<br />

Schmalbandrauschen mit einer Mittenfrequenz von 1 kHz<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

nt 2<br />

a<br />

e<br />

i<br />

o<br />

u


10<br />

<strong>2.</strong>8 Richtungs - <strong>und</strong> Positionshören<br />

Abhängig von der Schalleinfallsrichtung werden die beiden Ohren unterschiedlich beschallt.<br />

Die Ortung einer Schallquelle findet primär auf Gr<strong>und</strong> der Unterschiede zwischen<br />

den zwei Schallsignalen am Ort der beiden Trommelfelle statt. Aber nicht aussschliesslich,<br />

denn interessanterweise ist auch einohriges Richtungshören möglich.<br />

<strong>2.</strong>8.1 Einohriges Richtungshören<br />

Ein einfacher Versuch zeigt die Tatsache,<br />

dass auch mit nur einem aktiven<br />

Ohr Richtungshören möglich ist:<br />

Eine Schallquelle müsste mit einem<br />

rechten verschlossenen Ohr eigentlich<br />

links geortet werden. Das ist aber nicht<br />

der Fall. Die Schallquelle wird auch einohrig<br />

an ihrer wahren Position, oder<br />

allenfalls leicht nach links verschoben<br />

geortet. Dies ist allerdings nur im Frequenzgebiet<br />

oberhalb von 1,5 kHz der<br />

Fall.<br />

Bild 33, 34, 35<br />

Ursache <strong>für</strong> diese einohrige Ortungsmöglichkeit sind frequenzselektive, sehr schmalbandige<br />

Reflexion an der Ohrmuschel, die zu Ueberhöhungen <strong>und</strong> Absenkungen von bis zu 10<br />

dB am Ort der Trommelfelle führen. Das Frequenzmuster dieser Reflexionen ist individuell<br />

(es gibt nicht zwei Menschen mit identischen Ohrmuscheln), <strong>und</strong> zudem unterschiedlich<br />

<strong>für</strong> die linke <strong>und</strong> rechte Ohrmuschel.<br />

Diese Erscheinung spielt unter anderem eine Rolle bei der vorn/hinten- <strong>und</strong> der oben/unten-Ortung.<br />

<strong>2.</strong>8.2 Zweiohriges Richtungshören<br />

Kurve 1<br />

Kurve 2<br />

Kurve 3<br />

Symmetrie<br />

ebene<br />

Intensitäts- <strong>und</strong> Frequenzgangunterschiede<br />

Am Kopf wird der Schall <strong>für</strong> das einer Schallquelle zugewandte Ohr gestaut, <strong>für</strong> das abgewandte<br />

Ohr hat der Kopf eine Abschirmwirkung. Diese ist umso grösser, je weiter die<br />

Schallquelle von der Symmetrieebene des Kopfes weggedreht ist.<br />

Die Intensitätsunterschiede am Ort der beiden Ohren sind winkel- <strong>und</strong> frequenzabhängig:<br />

• Im Bereich der tiefen Töne hat das Schallsignal am Ort der beiden Ohren die gleiche<br />

Intensität, <strong>und</strong> zwar unabhängig von der<br />

Position der Schallquelle (Gr<strong>und</strong>: die<br />

Wellenlänge ist gross im Verhältnis zum<br />

Kopfdurchmesser).<br />

• Im Bereich der hohen Töne ist ein <strong>für</strong> die<br />

jeweilige Frequenz typischer Intensitätsunterschied<br />

vorhanden. Bild 36, 37, 38<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

180°


11<br />

Klangfarbenunterschiede<br />

Da die Intensitätsunterschiede stark frequenzabhängig sind, ergeben sich bei komplexen<br />

Klängen Klangfarbenunterschiede am Ort der beiden Orten. Bei einem bekannten Klang ist<br />

deshalb eine Ortung der Schallquelle aufgr<strong>und</strong> des Klangunterschiedes möglich. Allerdings<br />

handelt es sich dabei eigentlich nicht um eine<br />

Richtungsbestimmung durch den <strong>Gehör</strong>mechanismus,<br />

sondern um eine Richtungsinterpretation.<br />

Dieser Mechanismus spielt eine Rolle<br />

bei der vorne/hinten – Ortung<br />

Eintreffzeit-Unterschiede<br />

Wenn der Abstand Schallquelle - linkes Ohr<br />

<strong>und</strong> Schallquelle - rechtes Ohr nicht gleich gross sind<br />

(<strong>und</strong> das ist immer der Fall, wenn sich die Schallquelle<br />

nicht in der Symmetrieachse des Kopfes befindet),<br />

trifft der Schall nicht gleichzeitig am Ort der beiden<br />

Ohren ein. Der winkelabhängige Zeitunterschiedes<br />

wird vom <strong>Gehör</strong> als Richtungsinformation interpretiert.<br />

Kombination Intensitäts- <strong>und</strong> Laufzeitunterschied<br />

Beim natürlichen Hören treten Intensitäts- <strong>und</strong> Eintreffzeit-Unterschiede<br />

immer verkoppelt auf. wobei<br />

sich ihre Wirkungen summieren.<br />

Setzt man sie “entgegengesetzt” ein (beim natürlichen<br />

Hören nicht möglich), können sie sich aufheben (Bild<br />

41). Abhängig von der Frequenz entspricht ein Zeitunterschied<br />

von 1ms einem Intensitätsunterschied von 5<br />

bis 12dB.<br />

<strong>2.</strong>9 Positions- <strong>und</strong> Räumlichkeitesempfinden<br />

Bild 39, 40, 41<br />

Erste Wellenfront<br />

Eine Richtungsbestimmung ist auch in sehr halligen Räumen möglich, also immer dann,<br />

wenn der Pegel des diffusen, reflektierten Schalls viel grösser ist als der des direkten<br />

Schalls von der Schallquelle. Bei impulsförmigen Schallvorgängen wird der Schall als aus<br />

der Richtung kommend empf<strong>und</strong>en, aus der die erste Wellenfront auf die Ohren auftrifft.<br />

Eine brauchbare Ortung ist aber nur möglich, wenn der diffuse Schall um 40...60 ms gegenüber<br />

dem direkten verzögert ist. Bei noch grösserer Verzögerung findet eine separate<br />

Richtungswahrnehmung statt. In einem sehr halligen Raum zum Beispiel nimmt man die<br />

erste Reflexion von der Raumrückwand getrennt wahr.<br />

Entfernungshören<br />

In der Praxis wird die Entfernung einer Schallquelle aus dem Verhältnis zwischen direktem<br />

<strong>und</strong> diffusem Schall abgeschätzt.<br />

Eine genaue Entfernungsbestimmung ist nur in einem bekannten Raum möglich. In einem<br />

unbekannten Raum (oder bei Lautsprecherwiedergabe) lässt sich ein Entfernungsunterschied<br />

zwischen zwei Schallquellen nur feststellen, wenn die Hallanteile deutlich unterschiedlich<br />

sind.<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


12<br />

Bei kleinem Abstand eines Zuhörers von<br />

einer Schallquelle wird die Entfernung<br />

auf eine andere Art festgestellt :<br />

Strahlt eine Schallquelle den Schall kugelförmig<br />

ab, so nimmt der Schalldruck<br />

mit dem Quadrat der Entfernung von der<br />

Schallquelle ab <strong>und</strong> zwar unabhängig von<br />

der Frequenz. Die entfernungsabhängige<br />

Abnahme der Schallschnelle ist dagegen<br />

linear <strong>und</strong> frequenzabhängig (Gr<strong>und</strong>: massgebend ist die Wellenlänge). Bild 42<br />

Das entfernungsabhängige Verhältnis der Intensitäten von Schalldruck <strong>und</strong> Schallschnelle<br />

ermöglicht eine Entfernungsbestimmung aufgr<strong>und</strong> der sich ändernden Klangfarbe.<br />

Diese Art der Entfernungsbestimmung ist nur bis zu einem Abstand von ca. 1,5 m von der<br />

Schallquelle möglich.<br />

<strong>2.</strong>10 Projektion einer Schallquelle nach aussen<br />

Das menschliche <strong>Gehör</strong> nimmt nicht nur äusseren Schall wahr, sondern auch Schall, der im<br />

Körper selbst entsteht ( Klopfen der Blutgefässe ). Obwohl der äussere <strong>und</strong> der innere<br />

Schall gleichermassen auf den <strong>Gehör</strong>mechanismus wirken, ist man in der Lage, zwischen<br />

diesen beiden Schallarten zu unterscheiden:<br />

Von aussen kommender Schall wir nach aussen projiziert,<br />

körpereigener Schall wird im Kopf lokalisiert.<br />

Für diese unterschiedliche Wahrnehmung gibt es mehrere Gründe:<br />

Der visuelle Eindruck spielt eine Rolle. Von einer Schallquelle, die gleichzeitig visuell<br />

wahrgenommen wird, nimmt ein Hörer unbewusst an, dass sie sich nicht im Körperinnern<br />

befindet.<br />

Eine körpereigene Schallquelle wird unabhängig von der Stellung des Kopfes immer<br />

gleich wahrgenommen.<br />

Bei einer äusseren Schallquelle ändern sich die Signale der beiden Ohren schon bei einer<br />

leichten Kopfbewegung. In der Praxis wird der Kopf immer innerhalb eines Winkels von<br />

etwas 70 bewegt. Eine Schallquelle wird immer unwillkürlich angepeilt.<br />

Der Mechanismus, der diese Projektion nach aussen ermöglicht, ist sehr empfindlich. Sehr<br />

laute Geräusche werden, unabhängig von ihrer Herkunft, im Innern des Kopfes lokalisiert.<br />

<strong>2.</strong>11 Wiedergabe von Aufnahmen mit wenigen Kanälen<br />

Mit dem Begriff Raumeindruck bezeichnet<br />

man die Hörempfindung,<br />

die man hat, wenn man sich mit einer<br />

oder mehreren Schallquellen in<br />

einem abgeschlossenen Raum befindet.<br />

Der Raumeindruck wird von<br />

der Halligkeit bestimmt.<br />

Bei der Wiedergabe von <strong>Musik</strong>aufnahmen<br />

hat man das Gefühl, in einen<br />

andern Raum “hineinzuhören”,<br />

bei Monowiedergabe durch ein<br />

Loch in der Wand, bei Stereowie-<br />

Bild 43<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


13<br />

dergabe von einer Loge aus. Einen echten Räumlichkeitseindruck kann man nur mit einer<br />

mehrkanaligen Wiedergabe (Surro<strong>und</strong> So<strong>und</strong>) simulieren.<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


14<br />

3. Lärm, Lärmbewertung, <strong>Gehör</strong>schäden<br />

3.1 Wirkung von Lärm<br />

3.1.1 Allgemeines<br />

Lärm ist kein rein physikalischer, sondern ein subjektiver<br />

Begriff. Für die Beurteilung, ob ein Schallereignis<br />

auch als Lärm empf<strong>und</strong>en wird, sind die davon Betroffenen<br />

massgebend. Entsprechend schwierig ist es.<br />

die subjektive Größe Lärm zu messen <strong>und</strong> zu bewerten.<br />

Die Belastung des Menschen durch Lärm hängt im<br />

Wesentlichen von folgenden, objektiv feststellbaren<br />

Faktoren ab:<br />

• Stärke,<br />

• Dauer,<br />

• Häufigkeit <strong>und</strong> Tageszeit des Auftretens,<br />

• Frequenzzusammensetzung.<br />

• Auffälligkeit,<br />

• Ortsüblichkeit<br />

• Art <strong>und</strong> Betriebsweise der Schall- oder<br />

• Geräuschquelle.<br />

Daneben gibt es auch noch eine Reihe von subjektiven Einflüssen, die quantitativ nicht<br />

eindeutig zu erfassen <strong>und</strong> zu bewerten sind:<br />

• Ges<strong>und</strong>heitszustand (physisch, psychisch),<br />

• Tätigkeit während der Geräuscheinwirkung,<br />

• Gewöhnung<br />

• persönliche Einstellung zum<br />

• Geräuscherzeuger.<br />

Dies alles ist in allen Einzelheiten in den VDI-Richtlinien 2058, Blatt I beschrieben.<br />

Eine objektiv bestimmbare Grösse, der im Bereich des Lärmschutzes eine ganz besondere<br />

Bedeutung zukommt, ist der sogenannte Beurteilungspegel, der die Wirkung eines Geräusches<br />

auf unser <strong>Gehör</strong> beschreibt. Die Höhe dieses Pegels hängt nicht nur von der Stärke,<br />

sondern zusätzlich von der Einwirkdauer eines Lärmereignisses ab. Es macht auch einen<br />

Unterschied, ob ein Geräusch dominierende Einzeltöne <strong>und</strong>/oder Impulse enthält. Dies ist<br />

bei der Bildung des Beurteilungspegels zusätzlich zu berücksichtigen.<br />

3.1.2 Vorschriften<br />

Lärm ist hörbarer Müll. Zum Schutz der Menschen vor schädigendem Lärm gibt es gesetzliche<br />

Vorschriften, die in Deutschland in den folgenden Regelwerken zusammengestellt<br />

sind:<br />

• Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TALärm) vom 16.07.1968,<br />

• Unfallverhütungsvorschrift (UVV-) Lärm, (VBG 121 ) der gewerblichen Berufsgenossenschaften,<br />

Ausgabe 01.04. 1991.<br />

• Verordnung über Arbeitsstätten (Arb-StättV) vom 20.03. 1975, geändert durch<br />

Verordnung vom 01.08. 1983 (BGB1 I Seite 1057), §15, Schutz gegen Lärm.<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


15<br />

• VDI 2058 Blatt 1, Beurteilung von Arbeitslärm in der Nachbarschaft, September<br />

1958<br />

In der TALärm wird Lärm als Schall (Geräusch) definiert, “...der Nachbarn oder Dritte<br />

stören (gefährden, erheblich benachteiligen oder erheblich belästigen) kann ...”.<br />

3.1.3 Schallmessung<br />

Schallpegel werden mit einem Schallpegelmesser gemessen.<br />

Auf dem Markt werden (bezahlbar) einfache <strong>und</strong> preiswerte Schallpegelmessgeräte angeboten.<br />

Daneben gibt es hochwertige, allen Anforderungen der internatonal genormten<br />

Messwerte-Ermittlung genügende Geräte, die selbstverständlich auch ihren Preis haben.<br />

Oft sind Schallpegelmesser Bestandteil größerer Akustik- Messanlagen<br />

Schalldruckpegel <strong>und</strong> Beurteilungspegel<br />

In der Schall-Messtechnik ist der Schalldruckpegel L (Einheit dB) die übliche Grösse zur<br />

quantitativen Erfassung <strong>und</strong> Beschreibung von Schallereignissen. Unter dem Schalldruckpegel<br />

versteht man den 20fachen Logarithmus des im Augenblick der Messung herrschenden<br />

Schalldrucks P (Einheit Newton/m2 oder Pascal. bzw. N/m2 oder Pa), ins Verhältnis<br />

gesetzt zum genormten Bezugsschalldruck p0.<br />

Es gilt:<br />

L = 20dB • lg(p/p0)<br />

Beim Wert p0 = 20 uN/m2 (entsprechend uPa) handelt es sich um den kleinsten Schalldruck,<br />

der hörbar ist.<br />

Für die Bildung des Schalldruckpegels werden von den Schalldruckwerten jeweils die Effektivwerte<br />

verwendet;<br />

Der Schalldruckpegel ist ein Mass <strong>für</strong> die Stärke eines Schallereignisses. Die Schallpegelskala<br />

beginnt bei 0dB (Hörschwelle) <strong>und</strong> reicht über die Schmerzgrenze bei etwa 120 dB<br />

(bei 1000 Hz) hinaus (Bild I), denn ein Jet-Triebwerk z.B. kann in einer Entfernung von<br />

25 m einen Schalldruckpegel von 140 dB erzeugen.<br />

Bild 44, 45<br />

Bewertung<br />

Die Messung des Schalldruckpegels geschieht entweder<br />

frequenzunabhängig oder frequenzbewertet.<br />

Frequenzunabhängig: linear gemessener Schalldruckpegel<br />

in db<br />

Frequenzabhängig: frequenz- bewerteter Schalldruckpegel,<br />

wobei die Art der Bewertung vom eingesetzten<br />

Bewertungsfilter abhängt. Man spricht<br />

dann von db(A), db(B), db© oder db(D)<br />

Bekanntlich ist die Empfindlichkeit des menschlichen<br />

<strong>Gehör</strong>s pegel- <strong>und</strong> frequenzabhängig. Dies<br />

kann man den durch subjektiven Hörvergleiche ermittelten<br />

Kurven gleicher Lautstärke (Einheit Phon)<br />

entnehmen.<br />

Seit den Dreissigerjahren hat man versucht, mit Hilfe<br />

bestimmter Filter eine möglichst gute Annäherung<br />

zwischen den mit einem Schallpegelmesser objektiv<br />

ermittelten Schalldruckpegeln <strong>und</strong> den Lautstärkepegeln<br />

zu realisieren. Zuerst gab es die sogenannten<br />

Ohrkurvenfilter, dann die Bewertungsfilter A, B <strong>und</strong><br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


16<br />

C. Da die Eigenschaften unseres Hörorgans komplex sind, lassen sie sich nicht durch einfache<br />

Filternetzwerke vollständig nachbilden.<br />

Im Bereich der Lärm-Messtechnik verwendet man heute praktisch nur noch die Frequenzbewertung<br />

A, <strong>und</strong> zwar unabhängig von der Höhe des jeweiligen Schallpegels. Die A-<br />

Bewertung ist also nicht mehr auf Geräusche mit niedrigen Pegeln beschränkt. Die so gemessenen<br />

Schallpegel LA (in dB(A)) bilden die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> die Bestimmung des Beurteilungspegels<br />

Lr.<br />

Die relativen Frequenzgänge der Bewertungskurven A. B <strong>und</strong> C sowie auch der D-Kurve<br />

(Frequenzbewertung <strong>für</strong> die Messung von Flugzeuglärm) sind in Bild 45 dargestellt. Die<br />

entsprechenden Pegelkorrekturen sind in der Tabelle 1 zu sehen.<br />

Dauertöne <strong>und</strong> impulsartiger Schall<br />

Die in der Praxis auftretenden Geräusche haben selten einen konstanten Pegel. In der Regel<br />

schwanken die Pegel mehr oder weniger stark. Oft haben sie einen Impulscharakter. z.B. in<br />

Kesselschmieden oder bei Explosionen. Das Ablesen eines <strong>für</strong> derartige Schallvorgänge<br />

repräsentativen Messwertes am Schallpegelmesser ist wegen der schwankenden Anzeige<br />

nicht möglich. Schallpegelmesser müssen daher in der Lage sein, neben dem im Augenblick<br />

der Messung herrschenden Momentaner des Schalldruckpegels auch den Mittelungspegel<br />

Lm zu bestimmen (Mittelwertbildung gemäss DIN 45641).<br />

Neben der Frequenzbewertung (A, B, C <strong>und</strong> D) spielt bei der Messung von Schalldruckpegeln<br />

die sogenannte Anzeige-Dynamik, die Zeitkonstante des Effektivwertes eine wichtige<br />

Rolle. Der zu messende Schalldruckpegel wird einer Zeitbewertung unterzogen.<br />

Genormt sind 3 verschiedene Zeitbewertungen:<br />

S (SLOW’)<br />

F (FAST)<br />

I (IMPULSE).<br />

Den mit der Zeitbewertung FAST <strong>und</strong> der Frequenzbewertung A gemessenen Mittelungspegel<br />

Lm = LAFm bezeichnet man auch als A-bewerteten, energieäquivalenten Dauerschallpegel<br />

Leq.<br />

Dieser sagt folgendes aus:<br />

Ein während einer bestimmten Zeit vorhandenes, schwankendes Geräusch mit einem Mittelungspegel<br />

Lm = Leq hat die gleiche (energieäquivalente) Wirkung auf unser <strong>Gehör</strong> hat, wie ein während<br />

der gleichen Zeit herrschender Dauerschall gleichen Pegels.<br />

Aus dem objektiv gemessenen erhält man den Beurteilungspegel Lr durch Berücksichtigung<br />

bestimmter Zu- <strong>und</strong> Abschläge <strong>für</strong> Fremdgeräusche, Ruhezeiten, Einzeltöne <strong>und</strong> Impulse<br />

(Details VDI 2058, Blatt I <strong>und</strong> DIN 45645, Teil 1). So wird der komplizierten Zusammenhang<br />

zwischen den messbaren Schallgrößen <strong>und</strong> ihren physiologischen <strong>und</strong> psychologischen<br />

Auswirkungen beim einzelnen Menschen näherungsweise Rechnung getragen.<br />

Beurteilungspegel<br />

Der Beurteilungspegel Lr ist ein Maß <strong>für</strong> die durchschnittliche Geräuschimission während<br />

der sogenannten Beurteilungszeit Tr.<br />

Er wird wie folgt angegeben:<br />

Lr = Leq + KI + KT (dB)<br />

mit<br />

KI Impulszuschlag (je nach Auffälligkeit)<br />

KT Tonzuschlag +3dB(A) oder +6dB(A)<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


17<br />

Beurteilungszeit<br />

Die Beurteilungszeit Tr ist das Zeitintervall, das der Berechnung des Beurteilungspegels<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt. Für Geräuschimissionen am Arbeitsplatz beträgt Tr <strong>für</strong> eine normale Arbeitsschicht<br />

8 St<strong>und</strong>en. Für andere Geräuschimissionen (z. B. Verkehrsgeräusche) werden<br />

andere Zeiten angesetzt. (Details im Papier “Richtlinie <strong>für</strong> den Lärmschutz an Straßen<br />

RLS-90”, DIN 45645, Teil 1, Abschnitt 4.3.2).<br />

3.2 Zustand des <strong>Gehör</strong>s<br />

Das bisher in diesem Kapitel gesagte gilt natürlich nur <strong>für</strong> den Hörvorgang eines intakten<br />

<strong>Gehör</strong>s. Nun sind aber heute Hörschäden (meist Verursacht durch zu lautes <strong>Musik</strong>hören<br />

mit Kopfhörern oder in Diskos nahezu normal.<br />

Der Zustand des <strong>Gehör</strong>s wird mit sogenannten Audiogrammen ermittelt.<br />

normales Audiogramm<br />

Die Hörschwelle liegt im normalen Bereich <strong>und</strong> zwar <strong>für</strong> die Luft- wie auch die Knochenleitung.<br />

Defekte im Innenohr (Bild 41 )<br />

Die Hörschwelle ist deutlich abgesenkt mit einem zusätzlichen<br />

massiven Einbruch bei 4.5 kHz. Dies gilt <strong>für</strong> die Luft- wie auch<br />

<strong>für</strong> die Knochenleitung.<br />

Defekte im Mittelohr<br />

Die Hörschwelle <strong>für</strong> die Knochenleitung zeigt, dass das Innenohr<br />

intakt ist. Die um 50 dB abgesenkte Hörschwelle <strong>für</strong> die Luftleitung<br />

zeigt, dass die Schwingungsübertragung vom Trommelfell<br />

zum Innenohr geschädigt ist.<br />

Kombinierte Defekte<br />

Sowohl das Innenohr, wie auch das Mittelohr sind geschädigt.<br />

Das Audiogramm zeigt die kombinierte Wirkung beider Schädigungen.<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


4.1 Obertöne <strong>und</strong> Quintenstapel<br />

18<br />

4. Tonalität <strong>und</strong> Tonscalen<br />

Bei den konventionellen <strong>Musik</strong>instrumenten dient entweder eine schwingende Saite oder<br />

einer pulsierende Luftsäule der Schwingungs- <strong>und</strong> Klangerzeugung.<br />

Saiten <strong>und</strong> Luftsäulen schwingen einerseits als ganzes, andrerseits aber auch mehrfach unterteilt.<br />

Neben einer Gr<strong>und</strong>schwingung entstehen so immer auch Oberschwingungen mit<br />

der doppelten, dreifachen, vierfachen, etc. Frequenz der Gr<strong>und</strong>schwingung. Diese werden<br />

als sogenannte Obertöne von unserem <strong>Gehör</strong> nicht einzeln wahrgenommen. Sie verschmelzen<br />

mit dem Gr<strong>und</strong>ton zu einem Klang. Dies ist der Fall, weil alle diese Töne in einem<br />

harmonischen Verhältnis zueinander stehen, <strong>und</strong> die Intensität der Obertöne geringer<br />

ist als die des Gr<strong>und</strong>tones.<br />

4.2 Frequenzverhältnisse <strong>und</strong> Konsonanz<br />

Intervall Frequ.-Verhältnis grösste Zahl<br />

Unisono 1:1 1<br />

Oktave 2:1 2<br />

Quinte 3:2 3<br />

Quarte 4:3 4<br />

grosse Terz 5:4 5<br />

grosse Sexte 5:3 5<br />

kleine Terz 6:5 6<br />

kleine Sexte 8:5 8<br />

Sek<strong>und</strong>e 9:8 9<br />

Es gilt:<br />

• Je grösser die Zahl in der dritten Spalte der Tabelle, desto kleiner die Konsonanz des<br />

Intervalls.<br />

Die Quinte als Ausgangs-Intervall <strong>für</strong> die Bildung einer Tonscala<br />

Der zweite Oberton mit der dreifachen Frequenz des Gr<strong>und</strong>tones liegt um eine Duodezime<br />

höher als der Gr<strong>und</strong>ton. Setzt man ihn eine Oktave Tiefer, dann erhält man das Intervall<br />

einer Quinte mit dem Frequenzverhältnis 3 : 2 (halbierte dreifache Frequenz des Gr<strong>und</strong>tones).<br />

Dieses Intervall eignet sich zur Bildung von Tonscalen.<br />

Der Quintenstapel<br />

Werden Quinten aufeinander gestapelt“, durchlaufen sie den<br />

sogenannten Quintenzirkel.<br />

Nach 12 Quinten ist man bei der siebten Oktav des Ausgangstones<br />

angelangt. Werden nun alle durch Werden die durch die<br />

Quintenstapelung entstandenen Töne durch entsprechende gradzahlige<br />

Frequenzteilung in den Bereich einer einzigen Oktav<br />

heruntergesetzt, ergibt sich eine aus 12 Tönen bestehende Scala.<br />

Durch die Auswahl einzelner Töne aus diesem Quintenzirkel sind folgende musikalisch<br />

brauchbare Tonleitern entstanden:<br />

die alte griechische Scala: C - F - G<br />

die pentatonische Skala C - D - F - G – A (chinesisch, alt-schottisch, Asien, Afrika)<br />

die Siebentonscala C - D - E - Fis - G – A – H (Syntho-lydisch)<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

Es<br />

B<br />

Gis<br />

F<br />

Cis<br />

C<br />

Fis<br />

G<br />

H<br />

D<br />

E<br />

A


19<br />

Universelle 12-Ton-Scala<br />

Die 12 Tönen des Quintenstapels bilden auch den Ausgangspunkt <strong>für</strong> eine universelle 12-<br />

Ton-Scala.<br />

Problem:<br />

• Mit 12 gestapelten Quinten gelangt man nicht genau zur 7. Oktav. Die 1<strong>2.</strong> Quinte liegt<br />

ein wenig höher als die 7. Oktav.<br />

Dies lässt sich rechnerisch zeigen:<br />

Nach 12 Quinten erreicht man eine Frequenz, die um den Faktor 3/2) 12 höher liegt als die<br />

Ausgangsfrequenz.<br />

Nach 7 Oktaven erreicht man eine Frequenz, die um den Faktor 2 7 höher liegt als die Ausgangsfrequenz.<br />

Fazit:<br />

Es gibt keinen geschlossenen Quintenkreis, sondern nur eine endlose Quinten-Spirale.<br />

Das pythagoräische Komma<br />

• 12 Quinten entsprechen einem Zahlenwert von 3/2)12 = 129.7463<br />

• 7 Oktaven entsprechen einem Zahlenwert von 2 7 = 128<br />

Die Zahlendifferenz von 1,7463 wird pythagoräisches Komma genannt.<br />

Dieses Komma ist die Ursache <strong>für</strong> die bekannten Probleme mit den Tonscalen <strong>und</strong> der<br />

Stimmung der <strong>Musik</strong>instrumente.<br />

4.3 Mögliche Tonscalen <strong>und</strong> Stimmungen<br />

4.3.1 Reine Stimmung<br />

Alle Intervalle sind im Bezug auf C <strong>und</strong> die direkt benachbarten Töne so rein wie möglich.<br />

Note C D E F G A H C<br />

Verhältnis zu C 1 9/8 5/4 4/3 3/2 5/3 15/8 2<br />

zu vorangehendem Ton 9/8 10/9 16/15 9/8 10/9 9/8 16/1<br />

Merkmal dieser Stimmung:<br />

• es gibt zwei unterschiedliche Ganztöne mit dem Frequenzverhältnissen 9/8 <strong>und</strong> 10/9.<br />

• Die Scala ist nicht universell, sondern nur in jeweilen einer Tonart brauchbar.<br />

4.3.2 temperierte Stimmung<br />

• Die Oktav wird rein gestimmt.<br />

Das pythagoräische Komma wird gleichmässig auf alle 12 Quinten des Quintenzirkels<br />

(<strong>und</strong> damit auf alle Halbtonintervalle der 12Ton-Scala) verteilt: Die Quinten werden zu<br />

klein, <strong>und</strong> damit unrein <strong>und</strong> nicht voll-zusammenklingend gestimmt.<br />

• Es tritt eine Schwebung auf.<br />

Die Verteilung des Kommas auf die 12 Halbtöne kann nun entweder so geschehen, dass<br />

die Stimmung gleichschwebend oder proportional-schwebend ausgeführt wird.<br />

Die temperierte Stimmung ist universell. Ohne sie wäre die Entwicklung der <strong>Musik</strong> seit<br />

Bach anders verlaufen.<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


20<br />

4.3.3 mitteltönige Stimmung<br />

• Die ersten vier Schritte des Quintenzirkels führen zum E, zur Terz (C-G-D-A-E). Bei<br />

der mitteltönigen Stimmung werden nun die Quinten C-G, G-D. D-A <strong>und</strong> A-E so gestimmt,<br />

dass das Intervall C-E rein ist.<br />

• In diesem Fall wird das Intervall Gis - Es deutlich unrein. Man nennt es die Wolf-<br />

Quinte (quinte-de-loup).<br />

• Die Tonscala ist nicht universell verwendbar!<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003


4.3.4 Frequenzverhältnisse (rein, mitteltönig <strong>und</strong> temperiert)<br />

Note reine Stimmung mitteltönig temperiert<br />

C-Scala Harmonie im Bezug auf: (gleichschwebend)<br />

C G D F A<br />

C 1.000 1.000 1.031 0.985 1.00 1.042 1.000 1.000<br />

Cis - - - - - - 1.045<br />

Des - - - - - - 1.070 1.059<br />

Cx - - - - - - 1.092<br />

D 1.125 1.125 1.125 1.125 - 1.146 1.118<br />

Ebb - - - - - - 1.145 1.122<br />

Dis - - - - - - 1.168<br />

Es - - - - 1-167 - 1.196 1.189<br />

E 1.250 1.250 - 1.266 - 1-250 1.250<br />

Fb - - - - - - 1.280 1.260<br />

Eis - - - - - - 1.306<br />

F 1.333 1.375 1.312 - 1.333 - 1.337 1.335<br />

Fis - - - 1.406 - - 1.398<br />

Gb - - - - - - 1.431 1.414<br />

Fx - - - - - - 1.460<br />

G 1.500 1.500 1.500 1.500 1.458 1.495<br />

Abb - - - - - - 1.531 1.498<br />

Gis - - - - - - 1.563<br />

As - - - - - - 1.600 1.587<br />

Gx - - - - - - 1.633<br />

A 1.667 - 1.687 1.687 1.667 1.667 1.672<br />

Hbb - - - - - - 1.712 1.682<br />

Ais - - - - - - 1.747<br />

B - 1.757 - - 1.833 - 1.789 1.782<br />

H 1.875 - 1.875 - - 1.875 1.869<br />

Ces - - - - - - 1.914 1.888<br />

His - - - - - - 1.953<br />

c‘ <strong>2.</strong>000 <strong>2.</strong>000 <strong>2.</strong>062 1.969 <strong>2.</strong>000 <strong>2.</strong>083 <strong>2.</strong>000 <strong>2.</strong>000<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

21


4.4 Möglichkeiten <strong>für</strong> erweiterte Tonsysteme<br />

Jecklin - Theorie der Tontechnik <strong>2.</strong> <strong>Gehör</strong>, Vers. Mai 2003<br />

22<br />

4.4.1 Viertelton-Scala<br />

Manchmal verwendet wird auch das Viertelton-Systeme. Für diese Scala gibt es aber keine<br />

„natürliche“ Rechtfertigung. Es handelt sich um eine abstrakte Konstruktion (es wurden einfach<br />

die Halbtöne der temperierten Scala halbiert), die keinen Bezug zur empf<strong>und</strong>enen Tonalität<br />

hat.<br />

4.4.2 Erweiterte Scala auf der Basis des Quintenstapels<br />

Folgende Scalen-Konstruktionen sind möglich:<br />

• die heute übliche 12/Ton-Scala, konstruiert aus 12 gestapelten Quinten, entsprechend 7<br />

Oktaven mit einer Abweichung (pythagoräisches Komma) von1/4 Halbton<br />

• eine 41/Ton-Scala, konstruiert aus 41 Quinten, entsprechend 24 Oktaven <strong>und</strong> einem<br />

Komma von 1/5 Halbton<br />

• eine 53/Ton-Scala, aufgebaut aus 53 Quinten, entsprechend 31 Oktaven <strong>und</strong> eine Komma<br />

von 1/23 Halbton<br />

• eine 306/Ton-Scala, konstruiert aus 306 Quinten, entsprechend179 Oktaven <strong>und</strong> einem<br />

Komma von 1/60 Halbton


1. Lautstärke<br />

dB-Stufen <strong>und</strong> Lautheitsempfinden<br />

Signal: Breitbandrauschen<br />

(1) 10 x 6-dB-Stufen mit 1 Wiederholung<br />

(2) 15 x 3-dB-Stufen<br />

(3) 20 x 1-dB-Stufen<br />

23<br />

Anhang<br />

A1 Demo-CD 2 „Hören“<br />

(4) Zeitintegration der Lautheitsempfindung<br />

Der Pegel eines breitbandigen Rauschsignal-Bursts wird in mehreren Sequenzen in 8 identischen<br />

Stufen reduziert. Die Sequenzen unterscheiden sich nur in der Dauer der Bursts.<br />

• Je nach Burst-Dauer ist eine unterschiedliche Anzahl von Lautheitsstufen hörbar.<br />

(5) Frequenzabhängigkeit der Lautheitsempfindung<br />

Zuerst erklingt ein Pegelton. Dessen Lautstärke wird so eingestellt, dass der Pegelton gerade noch<br />

hörbar ist.<br />

Es folgt eine Reihe von Testtönen (sinus) mit unterschiedlicher Frequenz, <strong>und</strong> in 10 Pegelstufen<br />

mit jeweilen um 5 dB reduziertem Pegel. Die Sequenz wird einmal wiederholt.<br />

• Je nach Tonhöhe ist eine unterschiedliche Anzahl von Stufen hörbar.<br />

(6) kritische Bandbreite <strong>und</strong> Lautstärke<br />

Referenzsignal: Schmalbandiges Rauschen mit einer Mittenfrequenz von 1000 Hz <strong>und</strong> einer Bandbreite<br />

von 15% (930 Hz - 1075 Hz) als Referenz.<br />

Testsignals, dessen Bandbreite in 7 Stufen um je 15% vergrössert wird, bei gleichzeitiger Verringerung<br />

der Amplitude <strong>für</strong> konstante Leistung des Signals.<br />

7 Paare Referenzsignal - Testsignal mit gleicher Leistung aber unterschiedlicher Bandbreite.<br />

Die Sequenz wird einmal wiederholt.<br />

• Wenn die Bandbreite des Testsignals die sogenannte kritische Bandbreite übersteigt,<br />

wird die empf<strong>und</strong>ene Lautheit trotz gleicher Schall-Leistung grösser.<br />

<strong>2.</strong> Tonhöhe <strong>und</strong> Konsonanz<br />

(7) Lautstärkeabhängigkeit der Tonheit<br />

Pegelton 200 Hz, dessen Lautstärke so eingestellt wird, dass er gerade noch hörbar ist.<br />

Tonbursts mit 200 Hz, 500 Hz, 1000 Hz, 3000 Hz, 4000 Hz <strong>und</strong> einer Dauer von 500 ms, die paarweise<br />

nacheinander erklingen. Der Pegel des jeweilen zweiten Tones ist 30 dB höher als der des<br />

ersten Tones (<strong>und</strong> 5 dB höher als der Pegel des Pegeltones).<br />

Es erklingen 6 Tonpaare verschiedener Frequenz.<br />

• Bei Tönen im Frequenzgebiet unterhalb von 1000 Hz nimmt die wahrgenommene Tonhöhe<br />

mit zunehmender Lautstärke ab. Bei Tönen im Frequenzgebiet oberhalb von 1000 Hz<br />

nimmt die Tonhöhe mit zunehmender Lautstärke zu<br />

(8) Tondauerabhängigkeit der Tonheit<br />

drei Kurztöne mit zunehmender Dauer.<br />

• Bei kurzer Dauer wird ein Klick gehört, der mit zunehmenden Dauer zum Ton mit erkennbarer<br />

Tonheit wird.<br />

Jürg Jecklin - Theorie der Tontechnik / Aufnahmeanalyse Demo-CD 2 ”Hören“


24<br />

(9) Verdeckung <strong>und</strong> Tonheitsempfinden<br />

Sinusburst 1000 Hz mit einer Dauer von 500 ms, abwechselnd mit dem gleichen, aber mit einem<br />

Tiefpass-Rauschen (Filter 900 Hz) verdeckten Sinusburst. 1 mal wiederholt<br />

• Der von einem leicht tiefer liegenden Rauschen verdeckte Tonburst wird höher wahrgenommen<br />

als der unverdeckte.<br />

(10) Aus- <strong>und</strong> Einblenden von Obertönen eines Klanges<br />

Komplexer Klang mit 20 Harmonischen. Die ersten 10 Obertöne werden der Reihe nach aus-,<br />

<strong>und</strong> dann wieder eingeblendet.<br />

• Beim Einblenden der Obertöne werden diese nicht mehr als Klangkomponenten, sondern<br />

diskret hörbar.<br />

(11) diatonische Skalen logarithmisch <strong>und</strong> linear<br />

diatonische 8-Ton-Skala mit logarithmischer, diatonische Skala mit linearer Abstufung. Beispiele<br />

einmal wiederholt<br />

• Beispiele zeigen die „gehörsmässige Begründung" der logarithmischen Skala<br />

(12) Chromatische Skala, logarithmisch <strong>und</strong> linear<br />

wie Demo (18), aber mit zwei chromatischen 12-Ton-Skalen. Beispiele einmal wiederholt<br />

• Beispiele zeigen die „gehörsmässige Begründung“ der logarithmischen Skala<br />

(13) Oktavabstimmung<br />

Ein 500 Hz-Ton wechselt ab mit Tönen, deren Frequenz in Stufen von 5 Hz von 985 Hz bis 1035<br />

Hz zunimmt.<br />

• Der theoretisch reinen Oktav entspricht die Stufe 4 (1000Hz). Als rein empf<strong>und</strong>en wird<br />

aber (meistens) die Stufe 6 mit dem Frequenzpaar 500 Hz - 1010 Hz<br />

(14) gestreckte <strong>und</strong> komprimierte Tonskalen<br />

drei Versionen einer in hoher Tonlage gespielten Melodie mit Begleitung in tiefer Tonlage.<br />

1. Beispiel: Melodie H-Dur, Begleitung C-Dur<br />

<strong>2.</strong> Beispiel: Melodie Cis-Dur, Begleitung C-Dur<br />

3. Beispiel: Melodie <strong>und</strong> Begleitung in C-Dur<br />

• Beispiel 1 ist akzeptabel (?), Beispiel 2 aber nicht. Richtig ist Beispiel 3<br />

3. Schwebung<br />

(15) "Einton-Schwebung"<br />

Zwei Sinustöne mit Frequenzen von 1000 Hz <strong>und</strong> 1004Hz.<br />

• Zu hören ist eine Schwebung von 4Hz.<br />

(16) Schwebung bei Zweiklängen<br />

1. Intervall das leicht grösser ist als eine Oktave (1000 Hz <strong>und</strong> 2004 Hz)<br />

<strong>2.</strong> Intervall das leicht grösser ist als eine Quinte (1000 Hz <strong>und</strong> 1502 Hz)<br />

3. Intervall das leicht grösser ist als eine Quart (1000 Hz <strong>und</strong> 1334.67 Hz)<br />

• in allen drei Fällen ist eine Schwebung zu hören<br />

4. Verdeckungseffekt<br />

(17) Asymmetrie der Verdeckung<br />

maskierender Tonburst, abwechselnd mit einer Kombination von maskierendem Tonburst <strong>und</strong> einem<br />

Testtonburst. Bursts 200 ms mit anschliessender Pause von 100 ms. Der Pegel des<br />

Testbursts wird in 10 Stufen um jeweilen 5 dB reduziert.<br />

Ablauf: maskierender Burst 1200 Hz, Testtonburst 2000 Hz - maskierender Ton 2000 Hz, Testton<br />

1200 Hz<br />

• Ein höherer Ton wird von einem tieferen verdeckt, ein tieferer Ton wird von einem höheren<br />

nicht verdeckt.<br />

Jürg Jecklin - Theorie der Tontechnik / Aufnahmeanalyse Demo-CD 2 ”Hören“


25<br />

(18) Rückwärts-Verdeckung<br />

Referenz: Sinustonbursts 2000 Hz mit einer Dauer von 10ms in 10 Pegelstufen von jeweilen -4 dB.<br />

Testsignal: Gleiche Folge von Sinustonbursts, aber mit anschliessenden Schmalband-<br />

Rauschbursts(1900- 2100 Hz). Die Pause zwischen Sinusbursts <strong>und</strong> Rauschburst wird in 4 Stufen<br />

von 250 ms auf 100 ms, 20 ms <strong>und</strong> 0 ms reduziert. Die Sequenz wird einmal wiederholt<br />

• Der Sinuston wird nicht verdeckt<br />

(19) Vorwärts-Verdeckung<br />

Referenz: Sinustonbursts 2000 Hz mit einer Dauer von 10ms in 10 Pegelstufen von jeweilen -4 dB.<br />

Testsignal: Gleiche Folge von Sinustonbursts, aber mit vorangehendem Schmalband-<br />

Rauschbursts (1900-2100 Hz). Die Pause zwischen Rauschburst <strong>und</strong> Sinusbursts wird in 4 Stufen<br />

von 250 ms auf 100 ms, 20 ms <strong>und</strong> 0 ms reduziert.<br />

• Der Sinuston wird pegel- <strong>und</strong> pausenabhängig verdeckt.<br />

(20) Verdeckung <strong>und</strong> Impuse-Wahrnehmungsschwelle<br />

Kombination von Tonburst 200 Hz sinus mit einer Dauer von 125 ms, gefolgt von einem Schmalband-Rauschbursts<br />

(1875 Hz - 2125 Hz, Dauer 125 ms). Die Kombination wird wiederholt, <strong>und</strong><br />

zwar mit gleichbleibendem Pegel des Rauschbursts <strong>und</strong>, nach jeweilen 4 Folgen, mit einem um 1<br />

dB reduziertem Pegel des Tonbursts.<br />

• Von einem gewissen Pegel an wird der Sinuston kontinuierlich wahrgenommen.<br />

5. Klänge<br />

(21) Oberton-Zusammensetzung <strong>und</strong> Klang<br />

Klang von zwei musikalischen Klängen bei stufenweiser Addition von Obertönen<br />

• Entstehen eines Klanges<br />

(22) Virtueller Stimm-Ton von Klängen (virtual pitch)<br />

Signal: Klang mit einem Gr<strong>und</strong>ton von 200 Hz <strong>und</strong> 10 Harmonischen (9 Obertöne). Mit einem zugemischten<br />

Rauschsignal mit einer oberen Grenzfrequenz von 300 Hz <strong>und</strong> einem Pegel von -10<br />

dB wird verhindert, dass ein eventuell in der Wiedergabeanlage entstehender Differenzton (Verzerrung)<br />

den Höreindruck verfälscht.<br />

Ablauf: Zuerst wird der Gr<strong>und</strong>ton,dann der erste, zweite, etc. Oberton entfernt.<br />

• Der Stimm-Ton ändert sich nicht. Die Funktion des nicht vorhandenen Gr<strong>und</strong>tons übernimmt<br />

ein "virtueller" Gr<strong>und</strong>ton.<br />

6. Verschiebung der virtuellen Stimm-Tonhöhe<br />

(23) harmonischer Dreiklang<br />

harmonischer Dreiklang mit fehlenden Gr<strong>und</strong>tönen.<br />

Ablauf: Die Obertönewerden in gleichen Schritten nach oben verschoben werden bis der Dreiklang<br />

wieder harmonisch klingt.<br />

• Bei zwei Oberton-Kombinationen wird ein virtueller Gr<strong>und</strong>ton wahrgenommen.<br />

(24) Dreiklang<br />

Dreiklang mit den Frequenzen 800 Hz, 1000 Hz <strong>und</strong> 1200 Hz, anschliessend Dreiklang mit den<br />

Frequenzen 850 Hz, 1050 Hz <strong>und</strong> 1250 Hz.<br />

• Der Stimm-Ton wird von den virtuellen Gr<strong>und</strong>tönen mit den Frequenzen 200 Hz <strong>und</strong> 210<br />

Hz bestimmt.<br />

(25) Maskierung der virtuellen Stimm-Tonhöhe)<br />

Signal: Westminster-Melodie, gespielt mit jeweilen zwei aufeinanderfolgenden Tönen mit gleicher<br />

Tonhöhe. Der erste Ton ist ein Sinuston, der zweite ein komplexer Klang. Die Sinustöne sind mit<br />

Tiefpassrauschen verdeckt.<br />

• unverdeckt ändert sich der Stimm-Ton der komplexen Klänge nicht. verdeckt ist die Sinuston-Melodie<br />

ist weiterhin hörbar.<br />

Jürg Jecklin - Theorie der Tontechnik / Aufnahmeanalyse Demo-CD 2 ”Hören“


(26) Virtuelle Stimm-Tonhöhe mit zufälligen Obertönen<br />

Westminster-Melodie, gespielt mit fehlendem Gr<strong>und</strong>ton <strong>und</strong> drei unterschiedlichen Oberton-<br />

Zusammensetzungen.<br />

1. Beispiel:Obertöne 2 bis 6<br />

<strong>2.</strong> Beispiel: Obertöne 5 bis 9<br />

3. Beispiel: Obertöne 8 bis 12<br />

• Die Melodie ist bei allen drei Bespielen erkennbar.<br />

26<br />

(27) Virtuelle Stimm-Tonhöhe bei analytischem Hören <strong>und</strong> beim "Klanghören<br />

Signal: verdeckendes Rauschen <strong>und</strong> (abwechselnd) Zweitonkomplex mit den Frequenz 800 Hz<br />

<strong>und</strong> 1000 Hz, gefolgt von einem Zweitonkomplex mit den Frequenzen 750 Hz <strong>und</strong> 1000 Hz.<br />

• Beim analytischen Hören hat man das Gefühl, das der untere der zwei Töne tiefe wird<br />

(was ja auch der Fall ist). Beim Klanghören. bei dem man auf Gr<strong>und</strong> der Obertöne einen<br />

virtuellen Gr<strong>und</strong>ton wahrnimmt, wird dieser Gr<strong>und</strong>ton höher.<br />

(28 ) Tonhöhenempfindung bei wiederholten Impustönen.<br />

1. diatonische Skala über 5 Oktaven, gespielt mit einer Anzahl von Impulsen. Die Pause zwischen<br />

den Impulsen wird mit ansteigender Tonhöhe kürzer (15 ms - 0.48 ms)<br />

<strong>2.</strong> diatonische Skala über 4 Oktaven, gespielt mit einer Anzahl von Impulsen. Die Pause zwischen<br />

den Impulsen haben eine Poisson-Verteilung mit Werten zwischen 15 ms <strong>und</strong> 0.95 ms.<br />

3. diatonische Skala über 4 Oktaven, gespielt mit Bursts von weissem Rauschen mit Kammfilter-<br />

Effekt <strong>und</strong> Pausen zwischen 15 ms <strong>und</strong> 0.95 ms Dauer zwischen den Echos.<br />

• Unterschiedliche Deutlichkeit der Tonhöhenempfindung<br />

Unreine <strong>und</strong> falsche Stimmungen<br />

(29) Bachchoral (Referenz)<br />

(30) Melodie- <strong>und</strong> Obertonskala auseinandergezogen<br />

Basis: Frequenzverhältnis der Oktav nicht 2 : 1, sondern <strong>2.</strong>1 : 1<br />

• die unreine Skala wird vom <strong>Gehör</strong> "zurechtgerückt"<br />

(31) Melodieskala auseinandergezogen, Obertöne normal<br />

• Beispiel klingt deutlich unrein<br />

(32) Skala der Gr<strong>und</strong>töne normal, Skala <strong>für</strong> die Obertöne auseinandergezogen.<br />

• Beispiel klingt verwirrend <strong>und</strong> unnatürlich<br />

7. K-Verzerrungen , Intermodulation, Kombinationstöne<br />

(33) Klirrverzerrung K2<br />

Sinuston 440 Hz mit K2 <strong>und</strong> folgendem 880 Hz-Ton<br />

• der 880 Hz-Ton macht den Verzerrungsanteil deutlich<br />

(34) Klirrverzerrung K3<br />

Sinuston 700 Hz mit K3 <strong>und</strong> folgendem 1kHz- Sinuston<br />

• der 1000 Hz-Ton macht den Verzerrungsanteil deutlich<br />

(35) Intermodulationsverzerrungen<br />

2 Sinustöne mit 700 Hz <strong>und</strong> 1000 Hz mit symmetrischer Kompression, abwechseln mit 400 Hz-<br />

Suchton.<br />

• der kubische Interferenzton bei 400 Hz ist hörbar. Der Suchton verdeutlicht die Wahrnehmung.<br />

Jürg Jecklin - Theorie der Tontechnik / Aufnahmeanalyse Demo-CD 2 ”Hören“


27<br />

(36) Hörbarkeit der Phasenlage der K2-Frequenz<br />

Sinuston 440 Hz mit zugefügtem 880 Hz-Sinuston.<br />

Testsignal 1: Die Phasenlage des 880 Hz-Tones (K2, Oktav) variiert zwischen 90° <strong>und</strong> -90°<br />

Testsignal 2: quadratisch verzerrtes Sinussignal mit sich ändernder Phasenlage des 880 Hz-K2-<br />

Tones<br />

• Beim „zusammensetzten“ Signal ist die Aenderung der Phasenlage nicht hörbar.<br />

• Beim verzerrten Sinus-Signal ist die Aenderung der Phasenlage deutlich hörbar.<br />

Kombinationstöne<br />

(37) Kombinationston<br />

2 Sinustöne mit Frequenzen von 1000Hz <strong>und</strong> 1200Hz, <strong>und</strong> 804 Hz-Suchton<br />

• Man nimmt einen Kombinationston (Frequenz 800 Hz) wahr. Kombinationston <strong>und</strong> Suchton<br />

nimmt man kombiniert als Schwebung wahr.<br />

(38) Kombinationston bei variierendem Frequenzverhältnis<br />

Sinuston 1000 Hz <strong>und</strong> Sinuston, dessen Frequenz zwischen 1200 Hz <strong>und</strong> 1600 Hz variiert.<br />

• Die Tonhöhe des kubischen Differenztons bewegt sich entgegengesetzt zum variablen<br />

oberen Ton. Ein ebenfalls hörbar werdender quadratischer Differenzton bewegt sich in<br />

der gleichen Richtung wie der obere Ton, zeitweilig wird noch ein Differenzton 4ter Ordnung<br />

hörbar<br />

8. binaurales Hören (Kopfhörerwiedergabe)<br />

(39) Schwebung<br />

1. Sinustöne 1000 Hz <strong>und</strong> 1004 Hz gleichzeitig links <strong>und</strong> rechts.<br />

<strong>2.</strong> linkes Ohr 250 Hz sinus, rechtes Ohr 251 Hz sinus.<br />

• Werden beide Ohren mit zwei Signalen mit leicht unterschiedlicher Frequenz beschallt,<br />

wird eine Schwebung hörbar.<br />

• Wird ein Ohr mit einem der zwei Töne beschallt, das andere Ohr mit dem andern, ist keine<br />

Schwebung hörbar.<br />

(40) Phasenunterschiede links/rechts<br />

1. Sinuston 500Hz. Die Interaurale Phasenlage variiert zwischen +-45°<br />

<strong>2.</strong> Sinuston 2000Hz. Die Interaurale Phasenlage variiert zwischen +-45°<br />

• Bei 500 Hz wirkt sich die Phasenlage gehörsmässig aus, bei 2000 Hz wirkt sich die<br />

Phasenlage gehörsmässig nicht aus.<br />

(41) Unterschiedliche Eintreffzeit links/rechts<br />

Klicksignale mit variierten Unterschieden der Eintreffzeit im linken <strong>und</strong> rechten Kanal (Variation +-5<br />

ms). Der Pegel des Klicksignals ist in beiden Kanälen<br />

immer gleich gross.<br />

• Richtungsinterpretation der Eintreffzeitunterschiede am Ort der beiden Ohren.<br />

(42) Unterschiedliche Intensität links/rechts<br />

Signale:<br />

Variierte interaurale Intensitäts-Differenz eines Sinustones mit einer Frequenz von 250 Hz.<br />

(Variation +- 32 dB)<br />

Variierte interaurale Intensitäts-Differenz eines Sinustones mit einer Frequenz von 4000 Hz.<br />

Variation +- 32 dB<br />

• Richtungsinterpretation der interauralen Intensitäts-Differenz<br />

(43) Binaurale Verdeckung: Test- <strong>und</strong> Verdeckungssignal links<br />

Referenzsignal: Sinusbursts mit einer Frequenzvon 500 Hz im linken Kanal. Pegel nimmt in 10<br />

Stufen ab (1. Stufe 10dB, weitere Stufen 3 dB)<br />

Testsignal: gleiches Signal aber mit zusätzlichem Verdeckungsrauschen.<br />

• es findet eine Verdeckung statt.<br />

Jürg Jecklin - Theorie der Tontechnik / Aufnahmeanalyse Demo-CD 2 ”Hören“


(44) Binaurale Verdeckung Testsignal links, Verdeckungssignal links <strong>und</strong> rechts.<br />

• Das Verdeckungsrauschen wird nicht am gleichen Ort lokalisiert wie die Sinusbursts,<br />

sondern im Kopf. Die Sinusbursts sind abgesetzt <strong>und</strong> deutlicher hörbar.<br />

(45) Binaurale Verdeckung Test- <strong>und</strong> Verdeckungssignal links <strong>und</strong> rechts<br />

• deutlichere Verdeckung als bei (44) <strong>und</strong> (45)<br />

28<br />

(46) Binaurale Verdeckung Test- <strong>und</strong> Verdeckungssignal links <strong>und</strong> rechts,<br />

interaurale Phasenlage 180° (rechts verpolt)<br />

• Sinus- <strong>und</strong> Verdeckungssignal werden örtlich unterschiedlich wahrgenommen. Das Sinussignal<br />

ist deutlich wahrnehmbar.<br />

(47) akustische Illusion<br />

Tonsequenz mit unterschiedlichen Tönen im linken <strong>und</strong> rechten Kanal<br />

• Rechtshänder nehmen den höheren Ton im rechten Ohr wahr, den tiefen Ton im linken.<br />

Dies unabhängig von der Zuordnung der Kopfhörerseiten (ein Wechsel der Kopfhörerseiten<br />

ändert nichts an dieser Wahrnehmung).<br />

• Linkshänder nehmen individuell den höheren Ton entweder im rechten oder im linken<br />

Ohr wahr.<br />

9. zweikanaliges Hören (Lautsprecher, Stereoaufstellung)<br />

(48) Phasendifferenz links/rechts<br />

0 / 30° / 60° / 90° / 180°<br />

(49) Pegeldifferenz links/rechts<br />

0 / 3dB / 7.5dB / 15dB / 90dB<br />

10. akustische Phänomene <strong>und</strong> <strong>Gehör</strong>täuschungen<br />

(50) Intervallabhängige Melodie- <strong>und</strong> Rythmus-Muster<br />

Signal: Sinuston mit einer Frequenz von 2000 Hz <strong>und</strong> Sinuston mit einer sich zwischen 1000 Hz<br />

<strong>und</strong> 4000 Hz ändernden Frequenz.<br />

• Wenn die zwei Töne frequenzmässig nahe beieinander liegen, nimmt man einen<br />

"galoppierenden" Rhythmus wahr. Liegen die zwei Töne weiter aneinander werden sie<br />

isoliert wahrgenommen.<br />

Drehzyklische Tonhöhenempfindung (akustische "Endlos-Treppen")<br />

(51) Effektsignal nach Shepard<br />

(52) Effektsignal nach Risset<br />

11. Räumlichkeit <strong>und</strong> Hall<br />

(53) Aufnahme nachhallarm<br />

(54) mit Hall vom Konzerthaus <strong>Wien</strong><br />

(55) mit Hall vom Salle de Musique la Chaux-de-Fonds<br />

(56) mit Hall von der Siemens-Villa Berlin<br />

(57) mit Hall von der Jesus-Christus-Kirche Berlin<br />

(58) mit Hall von der St. Peterskirche, Neuss<br />

Jürg Jecklin - Theorie der Tontechnik / Aufnahmeanalyse Demo-CD 2 ”Hören“


1<strong>2.</strong> Mikrofone <strong>und</strong> Mikrofonanordnungen<br />

Mikrofone<br />

(59) B+K 4006<br />

(60) B+K 4011<br />

(61) Schoeps CMC54<br />

(62) Neumann U87<br />

(63) 130<br />

(64) Demo Richtcharakteristik Niere<br />

(65) Demo Nahbesprechungseffekt<br />

(66) genutzter Nahbesprechungseffekt<br />

13. elektrische Signale<br />

(73) Sinus, 400Hz, 1kHz<br />

(74) Sinus Sweep<br />

1kHz-Pegelton <strong>und</strong> sweep 25Hz - 315Hz<br />

(75) warble tone 400Hz (Sinus)<br />

(76) Sinus sweep<br />

1kHz-Pegelton, warble 315Hz - 20kHz<br />

(77) white noise<br />

(78) pink noise<br />

(79) IEC – noise<br />

29<br />

Mikrofonanordnungen<br />

(67) A-B<br />

(68) ORTF<br />

(69) X-Y<br />

(67) M-S<br />

(71) NOS<br />

(72) KF<br />

(80) Oktavrauschen<br />

250Hz, 500Hz, 1kHz, 2kHz, 4kHz, 8kHz<br />

(81) Terzrauschen<br />

250Hz, 315Hz, 400Hz,<br />

500Hz, 630Hz, 800Hz,<br />

1kHz, 1.25kHz, 1,6kHz<br />

2kHz, <strong>2.</strong>5kHz, 3.15kHz<br />

4kHz<br />

(82) Sinus, Dreieck, Sägezahn, Rechteck<br />

(83) Klänge<br />

Sinus 400Hz,<br />

dito mit <strong>2.</strong> <strong>und</strong> 4. Harmonischen,<br />

dito mit 3. <strong>und</strong> 5. Harmonischem<br />

14. Einohriges Richtungshören (mono, Kanal links)<br />

(84) Sinus-Sweep 40 Hz – 10 kHz<br />

Test: 1 Ohr wird mit Finger verschlossen<br />

• Im tiefen Bereich wird das Signal auf der Seite des offenen Ohres geortet. Ab etwa 1500<br />

Hz wird das Signal zunehmend vorn geortet.<br />

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