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Facharbeit Lichtverschmutzung

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Die <strong>Lichtverschmutzung</strong> am Raumbeispiel<br />

Hunsrück erörtert, gemessen und<br />

ihre Auswirkungen auf die Umwelt kurz<br />

erklärt.


1<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis..........................................................................................................S.1<br />

1. Einleitung.....................................................................................................................S.2<br />

2. Was ist <strong>Lichtverschmutzung</strong>? ...............................................................................S.3<br />

2.1 Auswirkungen auf Mensch und Umwelt...................................................S.3<br />

3. Vor- und Nachteile des künstlichen Lichts........................................................S.4<br />

3.1 Der bürgerliche Aspekt................................................................................S.4<br />

3.2 Der astronomische Aspekt..........................................................................S.4<br />

3.3 Der Dark-Sky Park........................................................................................S.5<br />

4. <strong>Lichtverschmutzung</strong> auf dem Hunsrück...........................................................S.8<br />

4.1 Messung der <strong>Lichtverschmutzung</strong>............................................................S.8<br />

4.2 Situation in Stadtnähe.................................................................................S.10<br />

4.3 Situation auf dem Land...............................................................................S.11<br />

5. <strong>Lichtverschmutzung</strong> vermeiden..........................................................................S.12<br />

5.1 Möglichkeiten der Bürger...........................................................................S.12<br />

5.2 Möglichkeiten der Gemeinden...................................................................S.12<br />

6. Schlusswort................................................................................................................S.14<br />

7. Quellenverzeichnis..................................................................................................S.15<br />

8. Anhang.........................................................................................................................S.16


1. Einleitung<br />

Schon seit vorgeschichtlicher Zeit schaut der Mensch zum gestirnten Nachthimmel hinauf. Er<br />

stellte sich schon immer die Frage nach dem Sinn der Welt und des Himmels. Die Astronomie<br />

ist die älteste Naturwissenschaft der Welt.<br />

Seit dem letzten Jahrhundert ist dieses Forschungsgebiet bis in die breite Masse vorgedrungen<br />

und immer mehr Amateure schauen mit ihren eigenen Teleskopen in die Sterne. Doch ihnen<br />

wird das Leben zusehends schwieriger gemacht. Das Problem der <strong>Lichtverschmutzung</strong> nahm<br />

in den letzten Jahrzehnten stark zu, so dass das nächtliche Beobachten in Stadtnähe<br />

unmöglich gemacht wurde.<br />

Diese <strong>Facharbeit</strong> beschäftigt sich mit den Problemen des künstlichen Lichts und deren<br />

Auswirkung auf Mensch und Umwelt.<br />

Hierbei beschränkt sich der Autor auf die Region Rhein/Hunsrück und führt verschiedene<br />

Messungen sowie eine Langzeitstudie durch.<br />

Auffallend ist, dass die Möglichkeiten der Amateurastronomie durch die <strong>Lichtverschmutzung</strong><br />

selbst in ländlichen Gebieten wie dem Hunsrück immer mehr eingeschränkt werden.<br />

Durch diesen Trend ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Sternwarten in Deutschland<br />

stillgelegt wurden und es die professionell arbeitenden Astronomen immer tiefer in die<br />

Wüsten und Gebirge hinaus treibt.<br />

Außerdem gibt es bisher kaum Literatur zu diesem Phänomen und dessen Entwicklung,<br />

sodass vieles selbst erarbeitet und erforscht werden musste.<br />

2


3<br />

2. Was ist <strong>Lichtverschmutzung</strong> ?<br />

Der Begriff „<strong>Lichtverschmutzung</strong>“ ist irreführend, da Licht im eigentlichen Sinne nicht<br />

verschmutzt werden kann. Gemeint ist das Licht als Emission, das durch alle Art künstlicher<br />

Beleuchtung emittiert und in den Himmel hinauf gestrahlt wird.<br />

Dieses Licht wird in den unteren Schichten der Erdatmosphäre gestreut, wodurch eine<br />

Aufhellung der natürlichen Schwärze des Nachthimmels hervor gerufen wird. Deshalb wird<br />

auch gerne der Begriff „Lichtsmog 1 “ verwendet. Doch aus traditionellen Gründen wird in<br />

dieser Arbeit der Begriff <strong>Lichtverschmutzung</strong> benutzt.<br />

2.1 Auswirkungen auf Mensch und Umwelt<br />

Das künstliche Licht, erzeugt durch den Menschen, gibt es schon seit der Steinzeit. Der<br />

Mensch entzündete Feuer um sich zu wärmen, Speisen zu garen und um sich Licht zu spenden.<br />

Im Laufe der Menschheitsgeschichte wurde das künstliche Licht immer weiter entwickelt. Es<br />

stellt den Fortschritt einer Kultur dar. Kerzen und Fackeln brannten auf den Straßen des<br />

Mittelalters und erhellten die sonst dunklen Straßen.<br />

Mit der Erfindung des elektrischen Lichts durch Thomas Edison² wurde zum ersten Mal das<br />

Problem der <strong>Lichtverschmutzung</strong> bekannt. Zu dieser Zeit thronten fast alle Volkssternwarten<br />

in den großen Städten auf Glockentürmen oder anderen hohen Bauten. Niemand dachte<br />

daran, eine Sternwarte auf das Land zu bauen.<br />

In den folgenden Jahren kamen neben der Straßenbeleuchtung vor allem auch elektrisch<br />

leuchtende Reklame in Mode, die die Menschen Nachts auf Produkte aufmerksam machen<br />

sollen. Sehr viel Energie wird aufgebracht, um Werbeschilder, Kirchen und Denkmäler zu<br />

beleuchten.<br />

Es gibt viele Menschen, die<br />

Nachts wegen Lichtquellen<br />

nicht schlafen können; sei es<br />

durch den Vollmond oder durch<br />

die Werbereklame des<br />

Gewerbegebietes. Studien<br />

zeigen 3 , dass Beleuchtung<br />

während des Schlafes zu<br />

Depressionen führen kann.<br />

Besonders Menschen mit<br />

Schlafrhythmusstörungen sind<br />

betroffen.<br />

M1: Tote Insekten in einer zerstörten Abschlusswanne (GNU Lizenz)<br />

Künstliche Lichtquellen wirken sich vor allem auf Insekten und Vögel aus. Aufgrund der<br />

Hitzeentwicklung der Lampe verbrennen viele Käfer, Spinnen und Insekten in der Nähe einer<br />

Straßenlaterne. Es existieren Berichte 4 , in denen Skybeamer Zugvögel derart gestört haben,<br />

dass diese durch Erschöpfung starben.<br />

1: http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Lichtverschmutzung</strong> (05.2011)<br />

2: http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Edison (05.2011)<br />

3: http://wissenschaft.de/wissenschaft/news/307851.html („Schlafen bei Licht ist ungesund - zumindest für Mäuse“<br />

Ahn, Jessica 05.2011)<br />

4: http://ens.ch/ens/sternwarte/lichtverschmutzung/presseberichte/natur_de.html (Stress für Mensch und Tier -<br />

Macht das Licht aus !)


3. Vor- und Nachteile des künstlichen Lichts<br />

Heutzutage wird künstliches Licht zu vielfältigen Zwecken genutzt. Am häufigsten ist es wohl<br />

im eigenen Zuhause anzutreffen. Gegen Abend gehen in allen bewohnten Häusern die Lichter<br />

an. Auch die Straßen innerhalb der Gemeinden werden beleuchtet, damit sich der Fußgänger<br />

zurecht findet.<br />

3.1 Der bürgerliche Aspekt<br />

Die wenigsten Menschen gehen gerne Nachts über eine unbeleuchtete Straße: Ein<br />

beklemmendes und zugleich unsicheres Gefühl macht sich bei den Allermeisten breit.<br />

Künstliches Licht bedeutet Sicherheit und Komfort. Es bedeutet Unabhängigkeit. Vieles ist<br />

ohne künstliches Licht nicht durchführbar. Künstliches Licht bedeutet Fortschritt. Es ist<br />

unverzichtbar.<br />

Ohne die Erfindung des künstlichen Lichts wäre der technologische Fortschritt der Gegenwart<br />

undenkbar: Zahlreiche Tätigkeiten, vom Untertagebau bis zum Nachtleben, wären niemals<br />

entstanden.<br />

3.2 Der astronomische Aspekt<br />

Seit der raschen Entwicklung des elektrischen Lichts mit der Erfindung der Glühbirne trat<br />

zum ersten Mal das Phänomen der <strong>Lichtverschmutzung</strong> in der Gesellschaft auf. Durch die<br />

Installation von nicht abgeschirmten Straßenlaternen wurde die Forschung der<br />

Volkssternwarten, welche meistens in Stadtnähe standen, extrem erschwert.<br />

Mit den Jahren kamen neben der Straßenbeleuchtung noch viele weitere künstliche<br />

Lichtquellen hinzu:<br />

Leuchtende Neon-Reklame kommt in den Trend. Die meistens vertikal ausgerichteten Tafeln<br />

strahlen nachts Licht mit einer Leistung von mehreren hundert Kilowatt<br />

in die Umgebung. Teilweise sind solche Werbetafeln mehrere Kilometer weit zu erkennen.<br />

Besonders ärgerlich ist es, wenn die Reklame die ganze Nacht hindurch leuchtet. Denn die<br />

Werbeleistung ist zwischen 0:00 Uhr und 05:00 Uhr morgens aufgrund des gering<br />

frequentierten Verkehrsaufkommen sehr klein.<br />

Die dabei entstehenden Stromkosten sind gewaltig: In den 90er Jahren wurden in den USA<br />

schätzungsweise eine Milliarde Dollar 5 im Jahr für nächtliche Beleuchtung ausgegeben.<br />

Auch für den Amateur ist es kaum mehr möglich, die Sterne in Stadtnähe zu beobachten.<br />

Die massenhafte Beleuchtung zwingt den Beobachter, weit aufs Land heraus, um<br />

leuchtschwache Naturphänomene wie die Milchstraße zu erkennen.<br />

5: http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Lichtverschmutzung</strong>#Unn.C3.B6tiger_Energieverbrauch<br />

4


5<br />

In der Gegenwart ist es schwierig geworden, überhaupt noch einen Platz zu finden, der keine<br />

<strong>Lichtverschmutzung</strong> aufweist. Dafür sind die Astronomen weit hinaus in die Wüsten und<br />

Gebirge gezogen und haben dort ihre Observatorien errichtet. Doch selbst in der<br />

Atacamawüste in Chile, die als bester Standort für Großteleskope der Welt gilt, ist die<br />

<strong>Lichtverschmutzung</strong> der Millionenmetropolen in über 200km Entfernung noch zu erkennen 6 .<br />

M2: Lokale <strong>Lichtverschmutzung</strong> bei Benzweiler/Hunsrück<br />

In Deutschland ist es nicht mehr möglich, einen wirklich dunklen Beobachtungsplatz fernab<br />

der <strong>Lichtverschmutzung</strong> zu finden. Egal ob auf den Gipfeln der Alpen, in den dünn besiedelten<br />

Mittelgebirgsregionen Hunsrück/Eifel oder an der mecklenburgischen Seenplatte: In<br />

Deutschland existiert die natürliche Dunkelheit der Nacht nicht mehr.<br />

3.3 Der Dark Sky Park<br />

Um diesem Problem entgegen zu wirken, wurden in den letzten Jahren in dünn besiedelten<br />

Regionen sogenannte „Dark Sky Parks“ errichtet. Sie dienen der Erhaltung des natürlichen<br />

Sternhimmels. Die Organisatoren sehen den Sternhimmel als eine Art Welterbe an. Jeder<br />

Mensch hat das Recht, den natürlichen Sternhimmel ohne <strong>Lichtverschmutzung</strong> zu<br />

bewundern. 7<br />

2007 ernannte die IDA 8 das Natural Bridges National Monument zum ersten Dark-Sky Park<br />

der Welt. Bald folgten eine Reihe weiterer Parks: Auch in Europa wurden solche mit der Zeit<br />

errichtet. In einigen Regionen Schottlands 9 ist es noch dunkel genug, dass sich die Planung<br />

eines solchen Parks lohnt.<br />

6: www.eso.org/public/images/paranal_gegenschein/ („Paranal Gegenschein“, ESO/Guisard, Stéphan; LV Auf dem<br />

Bild auf ca. halb 12 als helle Ausbuchtung zu erkennen. Offizielle Webseite der ESO)<br />

7: www.kosmologs.de/kosmo/blog/himmelslichter/lichtverschmutzung/2010-08-09/der-sternenhimmel-alswelterbe<br />

( Hattenbach, Jan; 08.2010)<br />

8: International Dark-Sky Association<br />

9: www.forestry.gov.uk/darkskygalloway (05.2011, Offizielle Seite des Galloway Forest Park in UK.)


Bedauerlicherweise ist es in Deutschland an keinem Ort vergleichbar dunkel wie in den Dark-<br />

Sky Parks der USA oder in Schottland.<br />

Jedoch besteht trotzdem die Möglichkeit, eine Region als Dark-Sky Park zu erschließen, um<br />

somit der voranschreitende <strong>Lichtverschmutzung</strong> Einhalt zu gebieten.<br />

Gerade in strukturschwachen Regionen wie dem Hunsrück 10 , welche ein wenig differenziertes<br />

touristisches Angebot 11 aufweisen, könnte die Erschließung eines Dark-Sky Parks vorteilhaft<br />

sein. Eine schwach ausgebaute Infrastruktur bedeutet in der Regel eine geringe<br />

<strong>Lichtverschmutzung</strong>, da Städte kaum bis gar nicht vorhanden sind. Die Region kann für<br />

Touristen durch ihr außergewöhnliches Angebot trotzdem interessant gemacht werden,<br />

sodass sie letztendlich doch Arbeitsplätze und Geld schaffen könnte.<br />

M3: Aufnahmen der Milchstraße unter lichtverschmutzen- und dunklem Himmel.<br />

Die Kameraeinstellungen sind weitestgehend identisch.<br />

(Canon EOS 350D: 18mm Kitobjektiv, ~300s Belichtung, ISO 1600)<br />

Bei der Erschließung eines solchen Parks in Deutschland müssen bestimmte Voraussetzungen<br />

gegeben sein:<br />

10: http://de.wikipedia.org/wiki/Hunsrück#Wirtschaft (05.2011)<br />

11: Diercke Weltatlas S. 60: Deutschland-Fremdenverkehr<br />

6


7<br />

Zum Einen sollte sich die <strong>Lichtverschmutzung</strong> in Grenzen halten, sodass die Errichtung<br />

überhaupt einen Sinn hat. Der Himmel sollte im Vergleich zum Rest des Landes besonders<br />

dunkel und klar sein. Vorteilhaft ist eine klimatisch begünstigte Region des Landes mit wenig<br />

Niederschlag.<br />

Auch die Höhe über dem Meer spielt eine entscheidende Rolle: Je höher der Standort liegt,<br />

desto weniger Dunst trübt die Atmosphäre. Ein unruhiges Relief kann von Vorteil sein, da so<br />

auf Bergen ein Schutz vor Bodennebel gegeben ist. Doch auch die Verkehrsanbindung ist<br />

wichtig: Der Park muss erreichbar sein.<br />

Die Region Hunsrück/Eifel deckt einige dieser Voraussetzungen ab:<br />

Die dünn besiedelten Räume Rhein-Hunsrück und Birkenfeld eignen sich besonders für ein<br />

solches Projekt. Gut angebunden an die Verkehrswege Autobahn 61 und Autobahn 48 liegen<br />

die dunklen Regionen des Hunsrücks relativ zentral. Messungen, auf die in den folgenden<br />

Kapiteln noch eingegangen wird, zeigen, dass der dortige Himmel eine im Verhältnis sehr<br />

geringe <strong>Lichtverschmutzung</strong> aufweist. Explizit stechen die Höhenzüge des Soon-, Idar und<br />

Hochwaldes heraus. Mit einer Höhenlage von über 800m ü. NN und einer Schartenhöhe von<br />

teils 500m 12 sind die Plätze meistens vor Dunst und Nebel sicher.<br />

Im Hinblick auf die heutige Situation könnte ein solcher Dark-Sky Park neben dem Erhalt der<br />

Nacht und dem damit verbundenen Naturschutz ebenso ein touristisches Ziel darstellen und<br />

somit die Region für Reisende attraktiver machen. Da der wichtigste Parameter, die<br />

Dunkelheit, schon vorhanden ist, bleiben große Anstrengungen bei der Planung aus. Es<br />

müssen lediglich Entscheidungen getroffen werden, damit sich die <strong>Lichtverschmutzung</strong> und<br />

die damit verbundene Aufhellung des Nachthimmels nicht verstärkt und der Sternhimmel für<br />

künftige Generationen weiterhin sichtbar bleibt.<br />

M4: Lichtkegel der 51km entfernten Ramstein Airbase: Langzeitbelichtung vom<br />

Erbeskopf/Hunsrück<br />

12: http://www.thehighrisepages.de/bergtouren/na_rang1.htm („Eigenständigkeit für die hier beschriebenen<br />

Berge“ Leonard, Wolfgang; 05.2011)


4. <strong>Lichtverschmutzung</strong> auf dem Hunsrück<br />

Dieses Kapitel behandelt die gegenwärtige <strong>Lichtverschmutzung</strong> auf dem Hunsrück. Wie schon<br />

angerissen, wird mit Hilfe eines Messgerätes die Aufhellung des Nachthimmels objektiv<br />

vermessen und fotografisch festhalten.<br />

4.1 Messung der <strong>Lichtverschmutzung</strong><br />

Der Hersteller Unihedron hat ein sogenanntes „Sky Quality Meter“, kurz SQM 13 auf den Markt<br />

gebracht. Das Gerät ist mit einer Photozelle ausgestattet, welche in einer bestimmten Zeit die<br />

Hintergrundhelligkeit des Nachthimmels misst und daraus die mittlere spezifische<br />

Leuchtdichte in Magnitude pro Quadratbogensekunde 14 (mag/arcsec²) errechnet.<br />

Je weniger „mag“ das Gerät misst, desto höher ist die Leuchtdichte. Daher bedeutet ein<br />

höherer SQM-Wert grundsätzlich einen dunkleren Himmel.<br />

Die Messung kann jedoch durch viele Faktoren beeinflusst werden. Da das Gerät nur die<br />

Himmelshintergrundhelligkeit misst und dabei weder Staub noch Dunst berücksichtigt,<br />

können die Werte von Tag zu Tag schwanken.<br />

Beispielsweise können bei Rückseitenwetterlage mit extrem klarer Luft auch in Stadtnähe<br />

sehr gute Werte gemessen werden, welche sonst eher bescheiden sind. Staubpartikel und<br />

Wolken streuen das von den Städten ausgesandte Licht in der Atmosphäre und hellen somit<br />

den Himmel auf. In Gegenden mit geringer <strong>Lichtverschmutzung</strong> schwanken diese Werte meist<br />

nur gering.<br />

Die Messungen sollten im Allgemeinen im Frühjahr vorgenommen werden, da so der Einfluss<br />

der Milchstraße entfällt. Somit sind Werte, welche im Frühjahr gemessen wurden meistens die<br />

Besten, während die, die im Sommer gemessen wurden, am schlechtesten sind. Messwerte<br />

verschiedener Orte sollten aus diesem Grund möglichst zeitgleich erfolgen, um sie objektiv<br />

miteinander vergleichen zu können.<br />

Auch die Neigung der Erdachse spielt eine entscheidende Rolle: Da die astronomische<br />

Dämmerung erst dann eintritt, wenn die Sonne 18° unter dem Horizont steht, werden<br />

Messungen um die Sommersonnenwende ab dem 48. Breitengrad zusätzlich beeinflusst.<br />

Anhand von Messwerten verschiedener Orte kann eine grobe Einteilung 15 erstellt werden, die<br />

einen Anhaltspunkt zur Interpretation der Messwerte liefert:<br />

13: http://unihedron.com/projects/darksky/ (05.2011, Webseite des Herstellers)<br />

14: http://www.extrasolar.ch/skyqualitymeter.html („Sky Quality Meter (SQM)“ Schenker, Jonas; 05.2011)<br />

15: Interstellarum 65, August/September 2009: S. 49 („Grenzgröße ade“ Glahn, Uwe; Stoyan, Ronald; Strnad, Achim)<br />

8


9<br />

Vergleichstabelle:<br />

Namibia<br />

Alpenhimmel<br />

Landhimmel<br />

Vororthimmel<br />

Astronomische Dämmerung<br />

Nautische Dämmerung<br />

Winter<br />

Herbst<br />

Sommer<br />

Frühling<br />

Himmelshintergrundhelligkeit<br />

Himmelshintergrundhelligkeit im Hunsrück<br />

21,35 21,4 21,45 21,5 21,55 21,6 21,65 21,7 21,75<br />

mag/arcsec²<br />

22mag<br />

21.7mag<br />

21.1mag<br />

20.3mag<br />

19.5mag<br />

16mag<br />

M5: Die 22mag/arcsec², welche in der Wüste Namib in Namibia gemessen wurden, stellen<br />

aufgrund von Faktoren wie dem Airglow das theoretische Maximum 16 dar.<br />

Die Messungen im Hunsrück erfolgen auf einem Bergrücken im Soonwald. Die 610m ü. NN.<br />

hohe Wildburghöhe ist vor direkter Lichteinstrahlung geschützt und bietet durch eine<br />

Schartenhöhe von ca. 80m im Süden und 230m im Norden Schutz vor Bodennebel. Die<br />

nächstgelegenen größeren Städte wie Bad Kreuznach, Bingen am Rhein und Ingelheim liegen<br />

mehr als 20km entfernt im Nahe- bzw. im Rheintal.<br />

Messungen aus dem Hunsrück (Wildburghöhe): 17<br />

0 5 10 15 20 25<br />

mag/arcsec²<br />

M6: Messungen der Himmelshintergrundhelligkeit im Hunsrück mit dem SQM<br />

21.50mag<br />

- 18<br />

21.48mag<br />

21.71mag<br />

Verglichen mit anderen Regionen Deutschlands sind diese Werte als sehr gut einzustufen.<br />

(vgl. Messwert aus dem Rheingau-Taunus 19 ): 20.90-21.12mag/arcsec² (Winter-Frühjahr).<br />

16: http://de.wikipedia.org/wiki/Nacht#Dunkelheit_am_Nachthimmel<br />

17: Mittelwerte der Messungen 2009-2011<br />

18: Der Herbst 2009&2010 ließ aufgrund von Bewölkung an Neumond keine Messungen zu.<br />

19: http://taunus-astronomie.de/bb/2010/070310.html (Beobachtungsbericht; Hartmann, Benjamin; 07.2010)


M7: Zodiakallicht und Gegenschein: Fotografiert von der Wildburghöhe im Hunsrück<br />

Schwache Leuchtphänomene wie das Zodiakallicht und der Gegenschein können nur unter<br />

Abwesenheit von <strong>Lichtverschmutzung</strong> gesehen und fotografiert werden. Sie sind ein weiterer<br />

Beweis für die Dunkelheit des Nachthimmels über dem Hunsrück.<br />

4.2 Situation in Stadtnähe<br />

Die <strong>Lichtverschmutzung</strong> in Ballungsräumen ist in der Regel extrem stark. Große<br />

Metropolregionen wie Berlin oder das Ruhrgebiet sind Nachts noch in über 80km<br />

Entfernung 20 als Aufhellung am Horizont zu erkennen.<br />

In direkter Stadtnähe verschärft sich die Situation: Die <strong>Lichtverschmutzung</strong> ist allgegenwärtig<br />

und zerstört die Dunkelheit der Nacht komplett. Aus diesem Grund erfüllen die meisten<br />

städtischen Sternwarten keinen wissenschaftlichen Zweck mehr.<br />

Durch das Internet ist es möglich, Teleskope, welche in abgelegenen Wüstengebieten stehen,<br />

fernzusteuern.<br />

Der Lehrstuhl für Astrophysik an der Universität Bochum besitzt eine solche Sternwarte 21 in<br />

der Atacamawüste in Chile. Die hauseigenen Teleskope auf dem Dach des Gebäudes werden<br />

nur noch gelegentlich von Besuchern und Interessenten genutzt. Für die wissenschaftlichen<br />

Arbeiten werden ausschließlich die Instrumente in Süd-Amerika verwendet.<br />

20: http://www.herzberger-teleskoptreffen.de/10-htt/nacht-pa/10.php (Hofner, Ralf 09.2009)<br />

21: http://www.astro.ruhr-uni-bochum.de/astro/oca/index.html (Prof. Dr. Rolf Chini, 05.2011, Webseite des<br />

Instituts für Astrophysik der Universität Bochum)<br />

10


11<br />

4.3 Situation auf dem Land<br />

Wie die Fakultät für Astronomie der Universität Bonn zeigt, ist es auch heute noch möglich,<br />

wissenschaftlich genutzte Observatorien in Deutschland zu betreiben.<br />

Das Observatorium auf dem Hohen List in der Eifel 22 liefert Daten zur Untersuchung des<br />

Gravitationslinseneffektes. Die dafür genutzten Teleskope standen ursprünglich ebenfalls in<br />

Bonn. Durch die zunehmende <strong>Lichtverschmutzung</strong> wurden sie dann in den 1950ern in der<br />

Eifel positioniert 23 .<br />

Manche Quellen gehen davon aus, dass die <strong>Lichtverschmutzung</strong> in Deutschland pro Jahr um<br />

ca. 6% steigt 24 . Dieser Trend lässt sich anhand satellitenbildgestützter <strong>Lichtverschmutzung</strong>skarten<br />

auch verfolgen.<br />

Die hier gezeigten Karten 25 zeigen die Intensität der <strong>Lichtverschmutzung</strong> in Rheinland-Pfalz in<br />

den Jahren 1992 und 2002:<br />

1992 2002<br />

M8: <strong>Lichtverschmutzung</strong>skarten von Rheinland-Pfalz aus den Jahren 1992 und 2002<br />

Legende:<br />

Schwarz: Keine/kaum <strong>Lichtverschmutzung</strong><br />

Dunkles Lila: Wenig <strong>Lichtverschmutzung</strong><br />

Helles Lila: Mäßige <strong>Lichtverschmutzung</strong><br />

Gelb: Starke <strong>Lichtverschmutzung</strong><br />

Rot: Extreme <strong>Lichtverschmutzung</strong><br />

Gut zu erkennen ist der Rückgang der schwarzen, kaum lichtverschmutzten Bereiche der<br />

Region. Ebenfalls erkennt man das Ausbreiten der <strong>Lichtverschmutzung</strong> in Ballungsräumen<br />

wie dem Saarland, was der Suburbanisierung 26 zugrunde liegt.<br />

22: http://www.astro.uni-bonn.de/~webaiub/german/institute_hoher_list.php („Observatorium Hoher List“ Dr.<br />

Klaus Reif; 05.2011, Offizielle Webseite des Instituts für Astronomie der Universität Bonn)<br />

23: http://de.wikipedia.org/wiki/Observatorium_Hoher_List (05.2011)<br />

24:http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Lichtverschmutzung</strong>#Ursachen_der_<strong>Lichtverschmutzung</strong> (dritter Abschnitt;<br />

05.2011)<br />

25: © A.Hänel http://www.lichtverschmutzung.de/ (05.2011)<br />

26: http://www.saarland.de/68069.htm („Demographischer Wandel“ ; Burgard, Thiemo; 05.2011)


5. <strong>Lichtverschmutzung</strong> vermeiden<br />

Es gibt eine Reihe verschiedener Möglichkeiten, <strong>Lichtverschmutzung</strong> ohne Verzicht auf<br />

Komfort und Sicherheit zu vermeiden. Dabei wird nicht nur die natürliche Dunkelheit der<br />

Nacht gesichert, sondern auch Energie und somit Geld gespart.<br />

Dieses letzte Kapitel soll die Möglichkeiten des einzelnen Bürgers und die der Gemeinden<br />

erörtern und erläutern.<br />

5.1 Möglichkeiten der Bürger<br />

Schon der einzelne Bürger kann dazu beitragen, <strong>Lichtverschmutzung</strong> zu minimieren.<br />

Zweckmäßig installierte Gartenbeleuchtung, welche ausschließlich ihr Licht auf den Boden<br />

strahlt, maximiert die Effizienz der Lampe und spart im Endeffekt elektrischen Strom.<br />

Zeitschaltuhren verhindern eine durchgehende nächtliche Beleuchtung des Grundstücks.<br />

Allgemein kann jeder darauf achten, nachts Lampen rund um sein Haus abzuschalten. Mit<br />

diesen Maßnahmen wird Energie gespart und die <strong>Lichtverschmutzung</strong> minimiert.<br />

5.2 Möglichkeiten der Gemeinden<br />

Noch mehr Einfluss auf den Schutz der Nacht haben die Gemeinden und Stadträte.<br />

Den größten Anteil der Lichtverschmutzer nehmen die Straßenbeleuchtungen in Anspruch. 27<br />

Nach einigen Schätzungen 26 tragen Straßenlaternen bis zu 50% zur gesamten<br />

<strong>Lichtverschmutzung</strong> bei. Daher ist es wichtig, sie sinnvoll zu installieren und einzusetzen.<br />

Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass der Lichtkegel der Lampe ausschließlich die<br />

Bereiche des Bodens erreicht, welche beleuchtet werden sollen. So wird zusätzlich der<br />

Wohnwert in Wohngebieten erhöht, da so kein Licht durch die Fenster der Schlafzimmer<br />

dringen kann. Ebenso sollte sie in Richtung Zenit abgeschirmt sein, um zu verhindern, dass<br />

das Licht ungenutzt in den Himmel abgestrahlt wird.<br />

M9: Bauarten verschiedener Straßenlaternen: Zielgerichtetes und zweckmäßiges Beleuchten<br />

ohne Einschränkungen für den Bürger<br />

27: http://www.lichtverschmutzung.de/seiten/strassenbeleuchtung_1.php („Straßenbeleuchtung“; Dr. Andreas<br />

Hänel; 05.2011)<br />

12


13<br />

Kleinere Gemeinden haben außerdem die Möglichkeit, nach Mitternacht ihre<br />

Straßenbeleuchtung bis in die frühen Morgenstunden abzuschalten. Da die Straßen und Wege<br />

in dieser Zeit nur gering frequentiert sind, beeinflusst diese Nachtabschaltung die Bürger<br />

kaum.<br />

Unfallstatistiken 28 zeigen, dass die Sicherheit auf beleuchteten Straßen nicht signifikant höher<br />

ist, als die auf unbeleuchteten Straßen.<br />

Als Modellstadt zur optimierten nächtlichen Beleuchtung gilt Augsburg 29 . Korrekt installierte<br />

Straßenlampen vermindern die <strong>Lichtverschmutzung</strong> und führen zu einer Kostenersparnis von<br />

ca. 250.000€ im Jahr.<br />

Zusätzlich lässt sich die Beleuchtung von Denkmälern und Bauwerken optimieren. Oftmals<br />

wird ein Großteil der Energie am zu beleuchtenden Objekt vorbei gestrahlt und bleibt<br />

ungenutzt.<br />

Als Gegenmaßname dienen Blenden, welche in den Strahler eingesetzt werden. Sie bewirken,<br />

dass ausschließlich das Bauwerk selbst beleuchtet wird.<br />

Eine weitere Maßnahme zur Reduzierung des Energieverbrauchs der Straßenbeleuchtung ist<br />

das Abschalten jeder zweiten Laterne. Dies hat jedoch zur Folge, dass gefährliche schwarze<br />

Abschnitte auf der Straße entstehen. Nicht nur der Wechsel zwischen hell und dunkel ist<br />

irritierend, sondern Fußgänger oder offene Kanaldeckel können leicht übersehen werden.<br />

In jüngster Zeit ist eine Möglichkeit aufgetaucht, Straßen effizient zu beleuchten und trotzdem<br />

die <strong>Lichtverschmutzung</strong> zu reduzieren.<br />

Straßenbeleuchtung mit LED Technik bietet einige Vorteile gegenüber den herkömmlichen<br />

Leuchtmitteln: LEDs sind weitaus effizienter 30 als Natriumdampflampen oder<br />

Quecksilberhochdrucklampen. Sie strahlen ihr Licht nur in eine Richtung und sind frei<br />

dimmbar.<br />

Eine solche Dimmfunktion bietet die Möglichkeit, kostengünstig die Beleuchtungsintensität<br />

der Tageszeit anzupassen.<br />

28: http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Lichtverschmutzung</strong>#Abhilfem.C3.B6glichkeiten_und_Problembewusstsein<br />

(05.2011)<br />

29: http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Lichtverschmutzung</strong>#Modellstadt_Augsburg (05.2011)<br />

30: http://www.led-strassenlampe.de/index.html („AUBELE - Autarke Haltestellenbeleuchtung“ Prof. Dr. Ulrich<br />

Fischer-Hirchert, 05.2011)


6. Schlusswort<br />

Den Prognosen zufolge reisen wir in eine hell erleuchtete Zukunft hinein.<br />

Doch jeder kann etwas dazu beitragen, die <strong>Lichtverschmutzung</strong> in die Schranken zu weisen.<br />

Die Verwirklichung eines Dark-Sky Parks zur Erhaltung des nächtlichen Sternhimmels im<br />

Hunsrück liegt durchaus im Rahmen der Möglichkeiten und stellt einen denkbaren Ausbau<br />

des Tourismussektors und des Naturschutzes dar. Diese Maßnahme trägt dazu bei, den<br />

Sternhimmel als Weltnaturerbe nachhaltig zu schützen und für kommende Generationen zu<br />

erhalten.<br />

Durch die zweckmäßige Installation der Straßenbeleuchtung lassen sich Energiekosten<br />

senken sowie die <strong>Lichtverschmutzung</strong> eindämmen.<br />

Letztendlich bleibt zu erwarten, was die Zukunft bringt. Städte wie Augsburg könnten ein<br />

Vorbild für Andere sein. Ob in 50 Jahren die Sterne noch sichtbar sind, kann wohl niemand<br />

genau sagen.<br />

Doch es bleibt zu hoffen, dass sich der Trend des Energiesparens auch im Bereich der<br />

effizienten Beleuchtung durchsetzt. Wenn dem Bürger klar gemacht werden kann, dass dieses<br />

Problem nicht allein Interesse der Astronomen ist sondern dadurch Kosten gespart werden<br />

können, könnte die generell eher unbekannte Problematik der <strong>Lichtverschmutzung</strong> mit<br />

einfachen Mitteln beseitigt werden.<br />

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15<br />

7. Quellenverzeichnis<br />

Diercke Weltatlas Auflage 2002<br />

Interstellarum Ausgabe 65 August/September 2009<br />

www.astro.ruhr-uni-bochum.de<br />

www.astro.uni-bonn.de<br />

www.ens.ch<br />

www.eso.org<br />

www.extrasolar.ch<br />

www.forestry.gov.uk<br />

www.herzberger-teleskoptreffen.de<br />

www.kosmologs.de<br />

www.lichtverschmutzung.de<br />

www.saarland.de<br />

www.taunus-astronomie.de<br />

www.unihedron.com<br />

www.wikipedia.de<br />

www.wissenschaft.de


8. Anhang<br />

Eidesstaatliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit<br />

selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst und<br />

keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel<br />

verwendet habe.<br />

Insbesondere versichere ich, dass ich alle<br />

wörtlichen und sinngemäßen Übernahmen aus<br />

anderen Werken als solche kenntlich gemacht habe.<br />

„<strong>Lichtverschmutzung</strong>“ von Nils Füllenbach<br />

steht unter einer Creative Commons<br />

Namensnennung-Nicht-kommerziell 3.0<br />

Unported Lizenz.<br />

..................................................................... …..…....................................<br />

(Ort, (Abgabe-)Datum) (Unterschrift)<br />

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