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KH Pharmazie Lagerung Wirkst

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Krankenhausph*l"rna:::le<br />

i<br />

- -----..--':-:,-:*<br />

Arznei m ittel-Lagerha ltu ng i m<br />

Krankenhaus alphabetisch nach<br />

<strong>Wirkst</strong>offen<br />

Georg Rosenbaum, Petra Bröker, Sabine Ludwig und Susanne Meseke, Münster<br />

Die <strong>Lagerung</strong> von Arzneimitteln im Krankenhaus wird konventionell alphabetisch nach der Be-<br />

zeichnung der Handelsnamen durchgeführt. Ein Wechsel in der Präparatebezeichnung führt<br />

oftmals schon bei einem Aut-idem-Austausch zu lrritationen bei Arzten und Pflegepersonal, bei<br />

einem Aut-simile-Austausch des <strong>Wirkst</strong>offs und damit der Präparatebezeichnung wird die Sicher-<br />

heit der Medikation zusätzlich verkompliziert.<br />

Schlüsselwö,rfer.' <strong>Wirkst</strong>offbezogene Arzneimittellager, Krankenhaus, Korb-Modul-System<br />

K ra n ke n h a u s p h a rm azi e 2007 ;2 8: 47 2-3.<br />

Zur Optimierung und Vereinfachung der<br />

Lagerhaltung von Medizinprodukten<br />

und Arzneimitteln auf den Stationen im<br />

Krankenhaus wurde im Jahr 2001 in der<br />

St. Franziskus Hospital GmbH Münster<br />

damit begonnen, neu einzurichtende<br />

Stationen und Funktionseinheiten<br />

mit einem Korb-Modul-System einzurichten.<br />

Die Zielsetzung dieser Maßnahme<br />

war und ist eine deutliche organisatorische<br />

Optimierung des Warenflusses.<br />

Hier einige Schlagworte:<br />

o Optimierung der Lagerhaltung gerade<br />

in kostenintensiven Bereichen<br />

wie OP, Intensivstationen oder Herzkatheterlaboren<br />

o Reduzierung der Rüstzeiten, höhere<br />

Auslastung kostenintensiver Funktionsbereiche<br />

o Minimierung der administrativen und<br />

organisatorischen Tätigkeiten des<br />

Pflegepersonals<br />

o Einführung einesVersorgungsassistentenbetriebes<br />

frir Medizinprodukte<br />

und Arzneimittel<br />

o Barcode und Scanning<br />

o Optimierung der Vorratskosten pro<br />

Kostenstelle<br />

Nachdem diese Maßnahmen im Bereich<br />

von etwa 80 7o der Versorgungsstrukturen<br />

des genannten Krankenhauses<br />

eingeführt wurden, konnten gerade im<br />

Bereich der Medizinprodukte deutliche<br />

wirtschaftiiche Effekte erzielt werden.<br />

472<br />

Krankenhauscharinazie 28.Jahrgang.Nr.12.2007<br />

Das vorhandene Korb-Modul-System<br />

wird nicht nur als Lagersystem verwendet,<br />

sondern wird aktiv durch einen<br />

Versorgungsassistentenbetrieb<br />

bewirtschaftet.<br />

Das bedeutet, jedem Artikel<br />

innerhalb des Systems wird der Lagerort<br />

bzw. werden die Geometriedaten des<br />

Lagerorts zugeordnet. Ein anschließend<br />

ausgedrucktes Barcode-Etikett enthält<br />

über den Barcode einerseits die Artikelinformationen,<br />

andererseits alle Daten<br />

über den Lagerort - Station, Raum,<br />

Schrank, Fach -, so dass der gesamte<br />

Materialfluss von der Bestellung über<br />

die Lieferung bis zur Verbringung und<br />

<strong>Lagerung</strong> am Lagerort über dieses System<br />

organisiert wird. Am Ende der<br />

Versorgungskette sortieren die Versorgungsassistenten<br />

die vom medicalOR-<br />

DERcenter in Ahlen gelieferten Artikel<br />

oder Waren, hier unter anderem Arzneimittel,<br />

unter der Aufsicht des Pflegeper-<br />

sonals in die vorgegebenen Lagerorte<br />

ein.<br />

Die bislang häuhgste Art der <strong>Lagerung</strong><br />

von Arzneimitteln im stationären Bereich<br />

ist die alphabetische<br />

nach Handelsnamen.<br />

Allerdings ist diese Sortierung<br />

stets im Fluss durch Präparatewechsel<br />

oder auch durch Medikationen, die individuell<br />

für einen Patienten bestellt<br />

wurden. Nicht selten finden sich dabei<br />

wirkstoffgleiche Präparate unter unterschiedlichen<br />

Handelsbezeichnunsen<br />

an<br />

verschiedenen Stellen im Alphabet wieder.<br />

Die Gründe sind ganz offensichtlich,<br />

enthält ein Präparat beispielsweise<br />

den <strong>Wirkst</strong>off Paracetamol. vormals<br />

unter der Bezeichnung Benuron@, wird<br />

dieser bei der Umstellung auf ein Generikum<br />

mit der Bezeichnung Paracetamol<br />

XY vom Anfangsbuchstaben vormals<br />

,,8" auf ,,P" umgesetzt und erhält<br />

so einen neuen Lagerort innerhalb der<br />

alphabetischen<br />

Lagergeometrie nach<br />

Handelsnamen.<br />

Bei diesem banalen Beispiel ist die Irritation<br />

des Pflegepersonals vielleicht<br />

noch als gering einzuschätzen,<br />

viele andere<br />

Wechsel in den Präparatebezeich-<br />

nungen -häufig in kurzer zeitlicherAufeinanderfolge<br />

- lassen jedoch gewisse<br />

Bedenken zur Arzneimittelsicherheit<br />

und Sicherheit der Patientenmedikation<br />

aufgrund dieser <strong>Lagerung</strong>ssystematik<br />

im Stationsvorrat aufkommen.<br />

So entstand Ende des Jahres 2004 gemeinsam<br />

mit dem ärztlichen Direktor.<br />

Dr. Dieter Decking, die ldee, eine internistische<br />

Station der Klinik modellhaft<br />

auf eine wirkstoffbezogene Arzneimittellagerung<br />

innerhalb eines Korb-Modul-Systems<br />

umzubauen.<br />

Georg Rosenbaum, Petra Bröken Dr Sabine<br />

Ludwig, Dn Susanne Meseke, medicalORDERpharma,<br />

Krankenhausapotheke der St. Franziskus-Hospital<br />

GmbH - Münster, Kruppstraße 37,<br />

59227 A h len, ht'tp://vvww. med ical ord er.de


Rosenbaum et al. . Arzneimittel-<strong>Lagerung</strong> im Krankenhaus<br />

Anfang 2005, zu Beginn des Projekts,<br />

wurde die gesamte Arzneimittelliste von<br />

den Apothekern in Zusammenarbeit mit<br />

Pflegekräften überarbeitet.,,<strong>Wirkst</strong>offbezeichnungen",<br />

unter denen die Arzneimittel<br />

in Zukunft zu finden sind,<br />

mussten zum Teil neu dehniert werden.<br />

Dabei geht es nicht um die einfach zu<br />

handhabenden und unproblematischen<br />

Monopräparate, die immer eine eindeutige<br />

Zuordnung zulassen. Auch die ,,einfachen"<br />

Kombinationspräparate sind in<br />

dieser Systematik nach der Reihenfolge<br />

der <strong>Wirkst</strong>offe analog zur Reihenfolge<br />

der Roten Liste zu erfassen. So<br />

wird heute beispielsweise ein Präparat<br />

Viani@ 5O ;tg/250 pg Diskus jetzt unter<br />

der <strong>Wirkst</strong>offbezeichnung - Salmeterol/<br />

Fluticason 50 pgl250 prg Diskus eingeordnet.<br />

Bei komplex zusammengesetzten<br />

Produkten wird die Kreativität der<br />

beteiligten Personen in der Zuordnung<br />

der ,,<strong>Wirkst</strong>offe" schon eher gefordert.<br />

Mobilat@ Salbe liegt nun unter ,,Salbe,<br />

Prellungen", Addel@ N unter ,,Spurenelemente<br />

i. v.", Ptyalin@ unter ,,künstlicher<br />

Speichel" - um nur einige Beispiele<br />

zu nennen. Diese Bezeichnungen<br />

sind allgemeinverständlich und dennoch<br />

eindeutig in der Zuordnung des Lagerortes.<br />

Durch diese Neudefinition übergeordneter<br />

Begriffe auch bei nicht eindeutig<br />

zuzuordnenden <strong>Wirkst</strong>offen ist<br />

nun gewährleistet, dass alle <strong>Wirkst</strong>offe<br />

auch bei einem Präparatewechsel immer<br />

an derselben Stelle im Korb-Modul-System<br />

liegen.<br />

Im Zuge dieser Umstellung wurden die<br />

Barcode-Etiketten am Lagerort derart<br />

verändert, dass nun als Blicldang zuerst<br />

der <strong>Wirkst</strong>off fettgedruckt zu sehen ist.<br />

Die Etiketten wurden flächendeckend<br />

ausgetauscht, so dass das Pflegepersonal<br />

und die tuztlichen Mitarbeiter sich<br />

innerhalb weniger Tage an die neue<br />

Sortierung gewöhnten. Weiterhin wurde<br />

als Hilfsmittel in der Umstellungsphase<br />

von den Stationsapothekern eine<br />

Schrankinhaltsliste der Arzneimittel erarbeitet,<br />

die die jeweils gelagerten Präparate<br />

vollständig auflistet. Diese Tabelle<br />

ist alphabetisch sowohl nach den<br />

bisher gängigen Handelsnamen als auch<br />

nach <strong>Wirkst</strong>offen sortiert und ermöglicht<br />

so ein schnelles Nachschlasen in<br />

beiden Richtungen. Gerade zu Beginn<br />

ist diese Liste für das beteiligte Pflegepersonal<br />

und die ärztlichen Mitarbeiter<br />

eine beliebte und breit akzeptierte Hilfestellung,<br />

die durch die kontinuierliche<br />

Unterstützung eines beratenden Stationsapothekers<br />

während der Umstel-<br />

lungsphase vor Ort abgerundet wird.<br />

Die Arzteschaft ist nun angehalten, nur<br />

noch den gewünschten <strong>Wirkst</strong>off, die<br />

Dosierung und die Applikationsart zu<br />

verordnen. Das Pflegepersonal findet<br />

im Schrank leicht den entsprechenden<br />

<strong>Wirkst</strong>off oder das entsprechende Präparat<br />

und kann dann das tatsächlich applizierte<br />

Produkt in Klammern in der<br />

Patientenakte dokumentieren. So ist im<br />

Ein letzter Anstoß zur Durchführung<br />

dieses Projekts ist letztlich auch in den<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen zu fi nden.<br />

Die Arzte in den Krankenhäusern<br />

sind aufgefordert, nicht mehr nur die<br />

unter Umständen im KV-Bereich kostspieligen<br />

Präparate der Klinik im Entlassbrief<br />

zu nennen, sondern die INN-<br />

Bezeichnung. Dieses Problem wird<br />

durch die Verordnung von <strong>Wirkst</strong>offen<br />

im Krankenblatt in der Kommunikation<br />

an den niedergelassenen KV-Bereich<br />

der Arzteschaft wesentlich vereinfacht.<br />

Fazit<br />

Falle von Nebenwirkungsmeldungen<br />

Die Arbeitsabläufe der Pflegekräfte<br />

beim Stellen der Medikamente haben<br />

oder Ahnlichem jederzeit eine genaue sich deutlich vereinfacht und die Lager-<br />

Zuordnung zum tatsächlich applizierten haltung in den Arzneimittelschränken<br />

Handelspräparat möglich.<br />

ist deutlich übersichtlicher geworden.<br />

Der Erfolg des Projekts ist letztlich von Gerade bei einem Präparatewechsel er-<br />

allen Mitspielern abhängig, so dass auch gibt sich eine erhöhte Anwendungs-<br />

die Stations- und Chefärzte als Erfolgssicherheit, da alle Beteiligten mit den<br />

faktor entscheidend als ,,Player" gefor- <strong>Wirkst</strong>offbezeichnungen arbeiten und<br />

dert sind. - Die Akzeptanz eines verän- die <strong>Wirkst</strong>offe immer an derselben Stelderten<br />

ärztlichen Verordnungsverhalten le im Korb-Modul-System liegen. Die<br />

nach <strong>Wirkst</strong>offen gepaart mit dem Mut ,,alten" Präparate werden aufgebraucht<br />

der beteiligten Pflegekräfte dieses Pro- und nicht neben dem Altemativpräparat<br />

jekt anzugehen, wurde letztlich zum Er- im Schrank vergessen.<br />

folgsrezept für das anfänglich auf einer Die Arzteschaft benutzt das System zur<br />

Station durchgeführte Modell zwischen Nennung des INN in Arztberichten und<br />

Arzten, Pfl egekräften und Apothekern. kommt damit den Forderungen der ge-<br />

Als weitere Hiifestellung wurde auf jesetzlichen Krankenkassen nach. Gerade<br />

der Station der Ifap@-lndex als Software- jüngere ärztliche Mitarbeiter begrüßen<br />

lösung zurVerfügung gestellt, in den wir dieses System, da sie mit den von der<br />

unsere Arzneiminelliste eingespielt ha- Universität vertrauten internationalen<br />

ben. So sind nach einer von uns durch- Freinamen weiter umgehen können.<br />

geführten Schulung alle Mitarbeiter der Die Umstellungsphase ist für alle Be-<br />

Stationen und Fachabteilungen mit der teiligten ein gewinnbringender Kraft-<br />

Suche nach wirkstoffidentischen, aber akt. Schon nach wenigen Tagen der<br />

auch der Suche nach Präparaten inner- Eingewöhnung schätzen alle beteilighalb<br />

einer Indikationsgruppe vertraut. ten Berufsgruppen diese neue Syste-<br />

Nachdem dieses Projekt auf einer intermatik in der Arzneimittellagerung auf<br />

nistischen Station von den beteiligten den Stationen. Der Erfolg dieser Aktion<br />

Berufsgruppen als voller Erfolg emp- wird dadurch unterstrichen, dass mittfunden<br />

und in der Klinik kommuniziert lerweile weitere Krankenhäuser in un-<br />

wurde, folgten im Jahr 2005 alle andeserem Versorgungsbereich allein durch<br />

ren Stationen im St. Franziskus Hos- die Mundpropaganda zwischen Arzten<br />

pital Münster, einem Krankenhaus mit und Pflegepersonal auf dieses System<br />

immerhin 600 Betten, ca. 25 000 Fällen, der Arzneimittellagerhaltung wechseln<br />

155 000 Pflegetagen, 6,23 Tagen durch- möchten.<br />

schnittlicher Verweildauer, 1 500 Ge- Ein erfolgreiches Projekt spricht für<br />

burten und 15000 Operationen im arnbulanten<br />

und stationären Bereich.<br />

sich!<br />

Krankenilauspharmazie 28.Jahrgang.Nr.12.2007 473

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