Alle Jahre wieder - KSJ
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K a tholische Studierende Jugend<br />
DREI/2008<br />
d!rect<br />
Zeitung der Katholischen Studierenden Jugend<br />
<strong>Alle</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>wieder</strong><br />
Die <strong>KSJ</strong> war unterwegs
d!rect einstieg<br />
Inhalt<br />
Gemischtes...................................................................................4<br />
NATUeRlich Zeltlager ...........................................................6<br />
Ab ins Haus?.................................................................................7<br />
Rechte und Pflichten..............................................................8<br />
Die Seeschlacht<br />
von Lars Brinkmann...........................................................................9<br />
Geisterliches.............................................................................10<br />
d!rect retro ..........................................................................12<br />
Freund & Helfer........................................................................13<br />
Aufruf zur ' Zeitbrechung'<br />
von Joe Menze..................................................................................14<br />
Unsere Tradition ist die Zukunft!? ..........................15<br />
Impressionen vom Burgjubiläum........ ......................16<br />
d!rect-Verbindung..................................................................18<br />
Gelesen ...........................................................................................20<br />
Nachruf...........................................................................................21<br />
"Auf geht's, ab geht's, eine Woche Pilgern..."<br />
von Lea Wixler...................................................................................22<br />
Interview mit Jenny Grabinski...................................25<br />
<strong>Alle</strong>(s) korrupt.........................................................................26<br />
Malaria-Quiz.................................................................................27<br />
Ein Engel wird 30..................................................................28<br />
Mal <strong>wieder</strong> nicht richtig nach Ged8!......................30<br />
d!rect gegrüsst.........................................................................32<br />
Bildungstelegramm...............................................................34<br />
Kaufladen........................................................................................35<br />
Gefördert vom<br />
Liebe <strong>KSJ</strong>lerInnen,<br />
Liebe LeserInnen,<br />
es ist zwar schon ein paar Wochen her, aber für die Basisarbeit der<br />
<strong>KSJ</strong> ist es meist noch so präsent wie jede Gruppenstunde: die Sommerlager!<br />
Da fahren Jungs aus Ahaus mit dem Zelt weg, andere <strong>wieder</strong>um<br />
fahren in Häuser oder Burgen. Das Spektrum der Sommerlager mit<br />
all seinen Traditionen ist riesig. Die d!rect-DREI greift einen Bruchteil<br />
davon auf.<br />
In dieser Ausgabe stellen wir auch die Gewinnergruppen unserer<br />
Fotowettbewerbe vor. Mehr dazu auf Seite 3!<br />
Viel Spaß beim weiteren Lesen der d!rect,<br />
Joe Moser<br />
Redaktionsleiter<br />
Redaktionsschluss nächste Ausgabe: 01. Dezember 2008<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Die Bundesleitungen der Katholischen Studierenden Jugend; Heliand<br />
Mädchenkreis & Schülergemeinschaft im Bund Neudeutschland; Gabelsbergerstraße<br />
19, 50674 Köln, Telefon 0221-942018-0, Telefax 0221-942018-22,<br />
Mail: bundesamt@ksj.de, Internet: www.ksj.de<br />
Verlag: Katholische Studierende Jugend Bundesamt e.V.<br />
Redaktion: Julia Schappert, Andreas Spinrath, Johannes Moser, Martina Tollkühn,<br />
Niko Lelle, Karin Gaida (V.i.S.d.P.)<br />
Redaktionsanschrift: <strong>KSJ</strong> Bundesamt, Redaktion d!rect, Gabelsbergerstrasse 19,<br />
50674 Köln, direct@ksj.de<br />
Für namentlich gekennzeichnete Artikel übernehmen der Herausgeber und die Redaktion<br />
keine Verantwortung. Für die Richtigkeit der Inhalte der Zeitung übernimmt<br />
der Herausgeber keine Gewähr. Die Redaktion behält sich vor, eingegangene Artikel<br />
und Beiträge zu kürzen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Haftung<br />
übernommen werden. Eine Vervielfältigung der Inhalte der Zeitung ist – auch in<br />
Auszügen – nur mit dem Einverständnis des Herausgebers gestattet. Die d!rect wird<br />
aus Mitteln des Kinder- und Jugendplanes des BmFSFJ gefördert.<br />
Titelbild: Privat<br />
Fotos und Ilustrationen: pixelio.de, privat<br />
2 d!rect DREI/2008
festzulegen. Besonders schwierig war ein Foto der Kölner <strong>KSJ</strong> zu bewerten. Sie waren kreativ bemüht möglichst viele Leute auf eine Foto zu<br />
bekommen. Doch es hat dieses Mal nicht gereicht..<br />
Kreativ<br />
Sieger in der Kategorie „Kreativ“ wurde<br />
ein Foto der <strong>KSJ</strong> Diözese Berlin auf<br />
einer Hängebrücke in Tirol. Das Foto<br />
wurde von Simon Ritter eingreicht.<br />
d!rect DREI/2008<br />
Viele <strong>KSJ</strong>lerInnen<br />
Sieger in der Kategorie „Viele <strong>KSJ</strong>lerInnen“<br />
ist das Foto der <strong>KSJ</strong> Diözese Würzburg-<br />
Bamberg mit Ihrem Foto von der Weltre-<br />
<br />
von Andreas Tollkühn.)<br />
Wir bedanken uns bei allen <strong>KSJ</strong>lerInnen, die an der Fotoaktion teilgenommen haben. Die Gewinnerfotos und besten<br />
weiteren Einsendungen sind auf der ersten und letzten Seite in Farbe abgedruckt. Den Gewinnern wünschen wir „Guten<br />
Appetit“ beim gekochten Essen der Bundesleitungen!.<br />
d!rect seite 3<br />
3
d!rect gemischt<br />
Angeberwissen in fünf Kategorien: Dinge, Personen, Tiere, Staaten, Musik.<br />
... Smok? Nein, wir reden hier nicht von der klimafeindlichen Abgasglocke über<br />
Metropolen der ganzen Welt, sondern von Schmuckfalten an verschiedenen Textilien. Smok<br />
entsteht durch die Einfaltung, Einreihung und anschließende Fixierung mit Hilfe von versetzt<br />
angeordneten Zierstichen.<br />
... Cedric Gibbons? Der 1893 in Dublin geborene Gibbons, war<br />
einer der führenden Köpfe des MGM-Filmstudios in Hollywood, war<br />
an über 1500 Filmen beteiligt und führte 1934 sogar Regie in einem<br />
<br />
bekanntesten und wichtigsten Auszeichnung der Filmindustrie. Seine<br />
"eigene" Trophäe, konnte der "Art Director" Gibbons übrigens elfmal,<br />
zum Beispiel für "Stolz und Vorurteil", gewinnen. Er starb 1960 in<br />
Hollywood.<br />
... die Turks- und Caicosinseln? Die beiden<br />
Inselgruppen Turks und Caicos bilden gemeinsam ein karibisches<br />
Überseegebiet von Groß-Britannien. Nördlich von Haiti leben auf<br />
diesen Inseln 330.000 Menschen. Zudem haben die Turks- und<br />
Caicosinseln eine der schlechtesten Fußball-Nationalmannschaften<br />
<br />
einer 2:1-Auswärtsniederlage gegen St. Lucia.<br />
... die Kleine Pappelglucke? Dieses Tier solltest du<br />
eigentlich kennen, denn dieser Schmetterling aus der Familie der Glucken<br />
kommt fast ausschließlich in Mitteleuropa vor. Die Raupen der Kleinen<br />
Pappelglucke schlüpfen im Herbst aus graubraun-hell gesprenkelten<br />
Eiern und treiben sich dann kurz danach mit einer Flügelspannweite von<br />
<br />
... Mike Post? <br />
vier Fäusten: <strong>Alle</strong> tanzten nach der musikalischen Pfeife von Mike Post. Seine<br />
Kompositionen für zahlreiche Fernsehserien kennt fast jeder und sind absolute<br />
Klassiker. Post selber ist allerdings wohl nur TV-Junkies ein Begriff.<br />
4 d!rect DREI/2008
Liebes Tagebuch,<br />
was kann man denn im Zeitalter der Medien noch glauben? Als das Feuerwerk für<br />
die Eröffnungsfeier der olympischen Spiele nicht groß genug war, wurde es eben<br />
per Computer ein wenig “gepimpt”. Das Kind, das singen sollte, war schlichtweg<br />
nicht hübsch genug. Also holte man sich ein hübscheres, das dann eine Playbackshow<br />
ablieferte. Zweimilliarden Zuschauer wurden hinter das Licht geführt; auch<br />
ich. Wem soll man denn da noch glauben? Solange es “nur” um zu hässliche Kinder<br />
und blöde Feuerwerke geht, kann mir das noch fast egal sein. Aber weltweit leben<br />
immer mehr Menschen in Armut, verhungern immer mehr Kinder und infizieren<br />
sich immer mehr mit HIV. Die neoliberalen Lösungsvorschläge scheinen nichts zu<br />
bringen. Die sind ja auch nur eine Aufwärmung alter liberaler Ideen – quasi wie<br />
ein altes Gericht, das in der Mikrowelle <strong>wieder</strong> aufgewärmt wird: Es ist zwar heiß,<br />
aber nicht wirklich besser. In den Nachrichten verkünden die Sprecher den nachhaltigen<br />
Aufschwung, während immer mehr Stellen abgebaut werden und die<br />
Aktienkurse neue Rekordtiefs erreichen. Vielleicht liegt das alles aber tiefer. Vielleicht<br />
befinden wir uns in einer Systemkrise ohne gute Ideen, wie man da <strong>wieder</strong><br />
rauskommt!? Was soll man aber bei all dieser Ratlosigkeit und Spritzerei noch<br />
glauben? Ich weiß, dass ich bin, weil ich ja der bin, der hier nachdenkt. Aber was<br />
bringt das?<br />
Ein verwirrter Denker<br />
Die <strong>KSJ</strong>-Kassette für Walkman, Autoradio und heimliche Liebschaften. Diesmal: "LAGER"-SONGS<br />
Seite A Seite B<br />
A Camp -I Can Buy You<br />
NOFX - Anarchy Camp<br />
Der Schuh des Manitu - Santa Marias<br />
Lager<br />
Puhdys - Auf der Fahrt<br />
The Who -Tommy's Holiday Camp<br />
d!rect DREI/2008<br />
Camp Rock - We Rock<br />
Bad Religion & CAMPino - Raise Your Voice<br />
Fall Out Boy - Homesick at Space Camp<br />
Herman Düne - In The Summer Camp<br />
Jeremy Camp - Tonight<br />
d!rect gemischt<br />
5
d!rect thema<br />
NATUeRlich Zeltlager!<br />
Wir, von der Diözese Speyer, fahren schon seit Jahrzehnten jedes Jahr ins Zeltlager. Zelten zu<br />
gehen ist für uns aber mehr als reine Tradition, denn zelten gehen bedeutet für uns auch zwei<br />
Wochen “einfach” leben und dieser luxuriös-technischen Welt entfliehen.<br />
Für viele unserer Kinder und<br />
Jugendlichen ist es eine seltene, wenn<br />
nicht sogar neue Erfahrung zwei Wochen<br />
ohne MP3-Player, Handy, PSP oder<br />
GameCube auszukommen, sich nicht<br />
wenn man Hunger hat einfach einen<br />
Fertig-Cheeseburger in die Mikrowelle<br />
schieben zu können oder bei Langeweile<br />
Stunden im Internet zu verbringen und<br />
mit Nicknames zu chatten. Das Zeltlager<br />
bietet all das nicht, und genau deshalb<br />
muss zelten auch gelernt sein, denn<br />
man ist ständig mit Leuten konfrontiert<br />
und muss versuchen mit einfachsten<br />
Mitteln Spaß zu haben. Das heißt<br />
auch die Natur neu entdecken, und zu<br />
erfahren was sie uns alles bieten kann.<br />
Erst diese Erfahrung schafft die nötige<br />
Sensibilität für eine Bewahrung der<br />
Schöpfung und auch dafür, was mensch<br />
alles zum Leben braucht. Wenn der Bus<br />
auf dem Lagerplatz ankommt, dann steht<br />
da noch nichts - höchstens ein, zwei<br />
Zelte. Man kann nur erahnen, wie das<br />
mal aussehen wird. Und dann machen<br />
sich die <strong>KSJ</strong>ler breit und innerhalb von<br />
wenigen Stunden entsteht da eine kleine<br />
“Zelt-Stadt”, die alles bietet was ein<br />
<strong>KSJ</strong>ler braucht. Zwei Wochen in solch<br />
einem Zeltlager zu leben, und zwar<br />
gut zu leben, zeigt einem, was wirklich<br />
alles zum Leben gebraucht wird, dass<br />
nämlich Gemeinschaft und Natur viel<br />
wichtiger sind als Luxus und Technik.<br />
Unsere Kinder und Jugendlichen lernen<br />
Gemeinschaft leben und gemeinsam<br />
den Tag verbringen - ohne, dass es<br />
langweilig wird. Dass die Gemeinschaft<br />
notwendig ist, stellt man schon fest,<br />
wenn man nur sein Zelt aufbauen will:<br />
Einzelgänger sind hier kaum gefragt! Ein<br />
Zelt aufbauen braucht Zeit, Ruhe, Übung<br />
und Hilfe. Für viele Gruppen ist es eine<br />
großartige Erfahrung in “ihrem” Zelt zu<br />
schlafen, das sie ganz alleine aufgebaut<br />
haben. Aber auch für die Gruppen, die<br />
es nicht schaffen ihr Zelt ohne “fremde”<br />
Hilfe aufzubauen, bietet dieser Akt<br />
einen Lerneffekt, denn das Zelten stellt<br />
ständig neue Herausforderungen an die<br />
Teilnehmer.<br />
Während in unserem Alltag der Fokus<br />
darauf liegt uns bespaßen zu lassen<br />
und zu benutzen, was denn da ist<br />
- sprich während wir im Alltag oft<br />
<br />
wahrnehmen -, sind wir im Zeltlager<br />
dazu gezwungen unsere Welt aktiv zu<br />
gestalten. Wenn wir abends gerne noch<br />
ein bisschen Musik hören würden, dann<br />
6 d!rect DREI/2008
eicht es nicht den Ghettoblaster<br />
aufzudrehen, vielmehr müssen wir<br />
Musik machen, musizieren: Gitarre<br />
geschnappt, und die Party geht ab!<br />
Und wenn wir gerne Volleyball spielen<br />
würden, gehen wir nicht einfach auf<br />
den von-der-Komune-neu-gestalteten-<br />
Beachvolleyballplatz, sondern bauen<br />
uns selbst ein Netz auf. So lernt man<br />
auch zu schätzen, was einem im<br />
Alltag - scheinbar ganz natürlich -<br />
zur Verfügung steht. Es kann nämlich<br />
auch mal passieren, dass man einen<br />
Lagerplatz erwischt, der keine warmen<br />
Duschen bietet. Bei 30 Grad mag das<br />
auch ganz erfrischend sein, aber wenn<br />
es dann mal eine Woche durchregnet,<br />
wird das Duschen für manchen eher<br />
zur Seltenheit und man sehnt sich<br />
nach Hause zurück in eine Badewanne<br />
voll angenehm warmem Wasser. Dass<br />
diese Dinge nicht selbstverständlich<br />
Die Fragestellung: Wo geht’s nächstes<br />
Jahr ins Sommerlager? Unterschiedlicher<br />
könnte es kaum sein. Fahren<br />
viele Stadtgruppen, wie zum Beispiele<br />
die Hamburger traditionell in Zeltlager,<br />
gibt es doch eine nicht unerhebliche<br />
Anzahl die es vorzieht ein festes Dach<br />
über dem Kopf zu haben. Weniger traditionsbewusste<br />
gemeindeorientierte<br />
Verbände nennen das abwertend „Freizeit“.<br />
Fragt man bei der Stadtgruppe<br />
Hamm nach, so bekommt man die Antwort,<br />
dass es doch vollkommen klar<br />
ist. „Wir fahren schon seit <strong>Jahre</strong>n nach<br />
Wangerooge!“ Immer die gleich Insel an<br />
der Nordsee- immer das gleiche Haus.<br />
Die Berliner <strong>KSJ</strong> warb einige <strong>Jahre</strong> damit,<br />
dass man sich doch eindeutig von<br />
<br />
<br />
der die bevorzugte Nächtigungsstätte<br />
d!rect DREI/2008<br />
sind und in den Meisten sehr viel<br />
Arbeit steckt, wird einem dann erst so<br />
richtig bewusst. Durch die Erfahrung<br />
mal selbst kreativ sein zu müssen und<br />
selbst für das eigene Leben - mit allen<br />
Facetten - zu sorgen, lernt man den<br />
<br />
Dinge Wert zu schätzen. Wer so weit<br />
<br />
Weg zum “kritischen Konsum”.<br />
<br />
für viele eine Situation ein, die sie<br />
nicht gewohnt sind: es treffen sich<br />
alle Generationen - vom 4-jährigen<br />
Kind eines erwachsenen <strong>KSJ</strong>lers, über<br />
einen 5.Klässer bis hin zur Studentin<br />
oder Familienmutter. Das Zeltlager<br />
bietet die idealen Voraussetzungen,<br />
um generationenübergreifend<br />
Gemeinschaft zu (er)leben und von<br />
den anderen zu lernen - jung von<br />
alt, wie auch alt von jung. Sei es am<br />
Ab ins Haus?<br />
sein sollte. Naturverbunden zeigt man<br />
sich trotzdem. Fuhren sie in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n abwechseln auf die ND-Marien-<br />
see<br />
und dieses Jahr nach Österreich.<br />
Doch auch bei den „Hausschläfern“<br />
gibt es Unterschiede. Die <strong>KSJ</strong> Trier und<br />
die <strong>KSJ</strong> Köln weisen beispielsweise eigene<br />
Selbstversorgerhäuser aus. Hier<br />
sind oft alle Teilnehmer wie bei einem<br />
„Zela“ in den Küchenbetrieb eingebunden.<br />
Dekadentere Stadtgruppen lassen<br />
sich auch gern mal bekochen und bu-<br />
<br />
bieten sich für <strong>KSJ</strong> Gruppen natürlich<br />
die ND-Burgen in Neuerburg (Eifel) und<br />
<br />
ganz besonders an. Doch auch viele<br />
Jugendherbergen sind inzwischen<br />
auf den Ansturm von <strong>KSJ</strong>-Gruppen<br />
vorbereitet und bieten ein vielfältiger<br />
Lagerfeuer, wo neue Songs genauso<br />
gesungen werden wie die alten <strong>KSJ</strong>-<br />
Klassiker, oder beim Volleyball-Netz<br />
aufbauen, wo die “Erfahreneren”<br />
ihre handwerklichen Fähigkeiten<br />
weitergeben.<br />
<strong>Alle</strong>s in allem hat das Zelten ein<br />
enormes Potenzial und - was wir fast<br />
vergessen hätten - es macht auch<br />
noch riesigen Spaß.<br />
Louisa Gortner & Nikolas Lelle<br />
Louisa Gortner ist Heliand-Diözesanleite-<br />
rin der <strong>KSJ</strong> Diözese Speyer.<br />
Niko Lelle ist d!rect-Redakteur und<br />
früherer ND-Diözesanleiter aus Speyer.<br />
Programm an. Die Jugendherberge<br />
am Steinhuder Meer (Region Hannover)<br />
bietet für seine Gruppen einen<br />
hochmodernen Hochseilgarten an.<br />
Was ist also der idea-<br />
<br />
von Joe Moser<br />
d!rect thema<br />
7
d!rect thema<br />
Rechte und Pflichten<br />
Welcher Gruppenleiter oder welche Gruppenleiterin hat diesen Satz noch nicht gehört: „Als<br />
Leiter/Leiterin stehst du immer mit einem Bein im Knast“. Die Aufsichtspflicht ist und bleibt<br />
immer ein leidiges, aber wichtiges Thema, besonders auf Sommerlagern. Aber welcher Leiter/welche<br />
Leiterin behält in den ganzen Dunst an Gesetzestexten immer den Überblick? Die<br />
d!rect-Redaktion hat für euch eine brisante Situation aus einem Sommerlager der <strong>KSJ</strong> “Donnerwetter“<br />
zusammengestellt. Anhand dieses Fallbeispiels könnt ihr mal testen, wie fitt ihr in<br />
Sachen Aufsichtpflicht seid.<br />
Gebrauch von Genussmitteln belehrt<br />
wurden und diese Regelungen auf dem<br />
Sommerlager selbst von den Teamern<br />
kontrolliert wurde. Ein Teamer hat auch<br />
sofort eingegriffen, als er Jens und<br />
Gunni beim „Rauchen“ erwischt hat.<br />
Nach dem Jugendschutzgesetz liegt<br />
ein Verstoß vor, da seit dem 1. September<br />
2007 der Kauf sowie Konsum<br />
von Tabakwaren nur für über<br />
18-jährige erlaubt und Gras rauchen<br />
in Deutschland generell verboten<br />
ist. Wichtig ist: bei Sommerlagern im<br />
Ausland greift immer das schärfere<br />
Gesetz. Die Maßregelung des Teamers<br />
erfolgte grundsätzlich zu Recht.<br />
Erster Fall<br />
Jens und Gunni (beide 17 <strong>Jahre</strong> alt) sind<br />
zwei dicke Kumpel und auf jeder <strong>KSJ</strong>-<br />
Fete die Partykönige. Die Regelungen,<br />
zum Beispiel keinen Alkohol zu trinken,<br />
ben<br />
ihnen aber zugestimmt, um keinen<br />
Stress mit den Teamern anzufangen.<br />
Nun ist Ihnen Sinalco trinken nicht<br />
cool genug. Also besorgen sie sich<br />
in einem Coffee-Shop etwas Gras,<br />
um es in ihren Tabak zu mischen.<br />
Rauchen dürfen sie ja schließlich.<br />
Leider haben sie nicht damit gerechnet,<br />
dass genau dann zu der Zeit, wo<br />
die beiden sich richtig nett „Einen<br />
quarzen“ wollen, ein Teamer ihnen zufällig<br />
über den Weg läuft. Der <strong>wieder</strong>-<br />
um fackelt nicht lange, trommelt das<br />
ganze Lager zusammen und hält eine<br />
riesige Strafpredigt über den Missbrauch<br />
von Drogen im Allgemeinen<br />
und über Jens und Gunni im Besonderen<br />
und dass sie sowieso schon seit<br />
Tagen die Stimmung im Lager störten.<br />
Das Fazit der Predigt: Jens und<br />
Gunni müssen nach Hause, da sie<br />
nicht nur gegen das Gesetz verstoßen<br />
hätten, sondern auch nicht<br />
mehr für die Gruppe tragbar seien.<br />
Haben die Teamer ihre Aufsichts-<br />
<br />
In diesem Fall liegt keine Verletzung<br />
nehmer<br />
auf dem Vortreffen über den<br />
<br />
Auf dieser Seite wird ein sehr gut geschriebenes, praxisnahes 111seitiges Script zum<br />
Download angeboten. Auf vielfältige Dinge wie "ärztliches Attest", "Schnüffeln", "Stra-<br />
chung<br />
wird gegeben. Auch wenn das Skript von 1999 ist, ist es dennoch empfehlenswert<br />
<br />
<br />
<strong>Alle</strong>rdings lag eine Verletzung der Auf-<br />
cken“<br />
und in der Art der Bestrafung vor.<br />
Kein Teilnehmer darf vor den anderen<br />
diskriminiert und bloß gestellt werden.<br />
Die Heimfahrt war nicht zulässig, da<br />
1. die beiden vorher nicht verwarnt<br />
wurden und<br />
2. die Eltern nicht vorher informiert<br />
<br />
3. keine Gefahr für Leib und Leben<br />
der Gruppe bestand.<br />
<br />
Hier bekommt ihr alle wichtigen Infos<br />
<br />
Versicherungen, Vertragsbeziehungen<br />
und Sonderurlaub. Die Seiten<br />
sind übersichtlich aufgebaut und<br />
mit einigen Fallbeispielen versehen.<br />
8 d!rect DREI/2008
d!rect DREI/2008<br />
Die Seeschlacht<br />
2002 und 2004 segelten <strong>KSJ</strong>lerInnen aus ganz Deutschland auf dem niederländischen Ijsselmeer.<br />
In diesem Jahr legte die <strong>KSJ</strong> Aachen die Veranstaltung noch einmal auf - mit deutlich<br />
weniger Schiffen, aber genau so viel Spaß.<br />
Die Fahrt im vollgestopften Reisebus<br />
verlief ohne größere Verluste und so<br />
kamen wir schlussendlich im Hafen<br />
an. Der Wettergott begrüßte uns<br />
standesgemäß mit einem kräftigen<br />
Regenguss. Aachener sind den Regen<br />
zwar gewöhnt, doch die dadurch<br />
entstandene Hektik beim Beladen des<br />
Schiffes, wurde nur von der kräftigen<br />
Portio0n Gulasch am Abend <strong>wieder</strong><br />
wettgemacht. Der erste Morgen<br />
versöhnte uns mit strahlendem<br />
Sonnenschein für einen perfekten<br />
Segeltag. Die ungewohnten Segelbegriffe<br />
und Schiffsbezeichnungen<br />
ließen unsere Köpfe qualmen, aber<br />
wir meisterten die sprachliche<br />
<br />
nettem Lächeln. Tribut in den Reihen<br />
der Teilnehmer, zollte allerdings der<br />
turbulente Wind. Abends schwangen<br />
wir den Kochlöffel und freuten uns<br />
über das günstige Drei-Gänge-Menü.<br />
Skipper Theo kannte uns noch von der<br />
Summersail 2004 und heckte beim<br />
Feierabendbier eifrig Pläne aus, um<br />
die <strong>KSJ</strong>-Fahnen der anderen Schiffe<br />
in seine Gewalt zu bringen. Während<br />
der Tour entwickelte sich dadurch<br />
ein unvermutet heftig geführter<br />
Wettkampf zwischen den Schiffen.<br />
<br />
ohne Vorwarnung auf die feindlichen<br />
Matrosen, komplexe Schlachtpläne<br />
wurden entwickelt und nur durch<br />
Glück überlebten Digitalkameras und<br />
Laptops der Besatzungen.<br />
Das gute Wetter verließ uns abends<br />
leider pünktlich zur Agape, die<br />
deshalb im engen Speiseraums des<br />
Diözesanschiffes verlegt werden<br />
musste. Atmosphärisch war dies<br />
sogar eine guter Schachzug der<br />
holländischen Meteorologie. Nach<br />
diesem kurzen Waffenstillstand,<br />
machten einige Besatzungsmitglieder<br />
Bekanntschaft mit dem Hafenbecken,<br />
das im Gegensatz zu den Kochkünsten<br />
unserer Freiwilligen in den Kajüten,<br />
nicht wirklich appetitlich war.<br />
Am dritten Segeltag enterten wir in<br />
Texel, veranstalteten spontan ein<br />
Fußballspiel und gaben auch den Son-<br />
nenanbetern genug Freiraum um ihren<br />
müden Körpern wenigstens einen<br />
urlaublichen Anstrich zu verpassen.<br />
In der Nacht feierten wir dank des<br />
Shuttlerservices unserer Skipper in<br />
der Inseldisco zu typisch holländisch<br />
Techno-Beats. Verkatert ertrugen<br />
wir deshalb auch den Regen, der am<br />
nächsten Tag auf uns einprasselte<br />
und den Einkauf im Supermarkt zu<br />
einem schlammigen Vergnügen machte.<br />
Die Abschlussfete wurde trotz<br />
Sturmwarnung in einem abgelegenen<br />
Werfthafen zelebriert - ein echter<br />
Glücksgriff, denn ungestörter konnte<br />
die Partylocation wohl kaum sein.<br />
<br />
am letzten Tag ein Stein vom Herzen,<br />
hatte es dich keine größeren Probleme<br />
während der Fahrt gegeben.<br />
Deshalb blicken wir auf eine außerordentlich<br />
gelungene Segelwoche<br />
zurück.<br />
von Lars Brinkmann<br />
DL aus Aachen<br />
d!rect thema<br />
9
d!rect thema<br />
Sommerlager hier und da - Aktion, Spaß und Lagerfeuer. Und doch gibt es den ein oder<br />
anderen stillen Moment. Mehr oder weniger still, allein oder in der großen Runde zwischendurch<br />
aufgeblitzt oder auch einmal intensiver gespürt. Hier eine Morgenrunde, da<br />
ein Mittagsgebet. Warum nicht mal einen Gruß schreiben, an einen, dem man sonst keine<br />
Urlaubspost schickt – an Gott.<br />
Lieber Gott,<br />
das klingt schon wie ein Stoßgebet.<br />
Wie gewohnt bin ich es, dich gelegentlich<br />
so zu nennen und dabei die<br />
Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen,<br />
weil <strong>wieder</strong> mal irgendjemand<br />
ein Riesenchaos angerichtet<br />
hat. Weißt du, Chaos ist hier bei uns<br />
auf dem Sommerlager in Gronig fast<br />
schon Alltag. Aber irgendwie macht<br />
es das auch aus.<br />
Gestern zum Beispiel, da war großes<br />
Holz sammeln angesagt. Nicht nur<br />
für unser Lagerfeuer, sondern auch<br />
noch für die Küche. Unser Küchenzelt<br />
hat nämlich keinen Gaskocher,<br />
sondern einen schönen alten Holzofen,<br />
auf dem wir kochen. Und nur<br />
um das Wasser für die Nudeln zu kochen,<br />
gehen schon Unmengen an Holz<br />
drauf. Also jedenfalls hieß es in der<br />
morgendlichen Lagerrunde: „Holzmachen!<br />
<strong>Alle</strong> lange Hosen an und festes<br />
Schuhwerk! Wir gehen ne dreiviertel<br />
Stunde in den Wald und treffen dort<br />
das Auto zum Beladen mit Holz.“<br />
Großes Murren, aber das ist ja klar<br />
bei so einem Auftrag, schließlich sind<br />
wir ja im Urlaub! Ja Sommerlager ist<br />
Urlaub, eigentlich. Zumindest dachte<br />
ich das, und dann gibt es diesen Arbeitsauftrag.<br />
Aber insgesamt war das<br />
dann doch ganz lustig. Das Hinlaufen<br />
war schon toll. Relativ schnell gingen<br />
wir nämlich vom Weg ab und richtig<br />
zwischen den Bäumen durch. So viele<br />
Bäume und leider nicht alle gesund.<br />
Und das ganze Laub unter den Schuhen,<br />
das hörte sich richtig Klasse an,<br />
als wir da allesamt durchgeschlurft<br />
sind. Hast du das schon mal gehört?<br />
Also so 50 Paar Schuhe, die sich<br />
durch trockenes Laub wühlen, das<br />
hört sich richtig schön an, ein bisschen<br />
wie Meeresrauschen.<br />
Und was wir alles beim Holzaufsammeln<br />
für Tierchen gefunden haben:<br />
Asseln und Spinnen und Borkenkäfer<br />
und so Würmer – schon ein bisschen<br />
ekelig. Sussanne hat voll laut aufgeschrieen,<br />
als ihr ne Spinne schnell<br />
über die Hand lief. Dabei hat die sich<br />
bestimmt genauso erschreckt, weil<br />
Sussanne ihr ihr Stück Holz klauen<br />
wollte. Was haben wir gelacht!<br />
Und weißt du, dafür wollt ich dir noch<br />
Danke sagen, diese Ricke mit ihrem<br />
Kitz, die da an uns vorbei gesprungen<br />
sind. Das war echt toll. Das Kleine so<br />
ganz schnell hinter der Mama her.<br />
Wahrscheinlich haben wir die aufge-<br />
schreckt… wir 50 den Boden durchwühlende<br />
laut lachende Holzsammelmeute.<br />
Aber wir waren sofort still,<br />
als Robert rief: „Schaut mal, Rehe!“<br />
Haben alle gestaunt. Das war schon<br />
was.<br />
Als wir dann den Anhänger vollgeladen<br />
hatten mit all dem Holz, das wohl<br />
doch nur bis in drei Tagen reicht,<br />
ging es auch durch den Wald zurück.<br />
Wir sind sogar alle über einen großen<br />
Graben gesprungen. Julia, die ist<br />
grad erst zehn, und hat ganz kurze<br />
Beine, die ist reingeplumpst. Aber es<br />
war ja so warm, da hat das bisschen<br />
kalte Wasser fast nichts gemacht.<br />
Wir sind dann auch das letzte Stück<br />
zurück gerannt. Schließlich hatten<br />
wir Hunger und unsere Küchenhexen<br />
hatten auch schon alles fertig.<br />
Am Nachmittag war dann nicht ganz<br />
so viel Aktion, dafür war es einfach<br />
zu warm. Aber die Gipsmasken zu<br />
basteln und T-Shirts zu batiken, hat<br />
trotzdem Spaß gemacht.<br />
Abends nach dem Essen haben wir<br />
dann <strong>wieder</strong> ums Lagerfeuer gesessen.<br />
Und die Luisa, die hat vor dem<br />
Singen noch eine Geschichte vorgelesen.<br />
Ich hab sie mir abgeschrieben,<br />
weil ich die so toll fand. Irgendwie<br />
10 d!rect DREI/2008
war sie sogar lustig, und ich hab an<br />
dich denken müssen. Aber lies selbst:<br />
Der heilige Jakob war mit einem Schüler<br />
unterwegs in den Bergen. Als es<br />
dämmerte, errichteten sie ihr Zelt und<br />
<br />
Morgengrauen wachte Jakob auf und<br />
weckte seinen Schüler. „Öffne deine<br />
Augen“, sagte er, „und schau hinauf<br />
zum Himmel. Was siehst du?“ „Ich<br />
sehe Sterne, Vater“, antwortete der<br />
schlaftrunken. „Unendlich viele Sterne.“<br />
„Und was sagt dir das?“, fragte<br />
Jakob. Der Schüler dachte einen Augenblick<br />
nach. „Dass Gott, der Herr,<br />
das große Weltall mit all seinen Sternen<br />
geschaffen hat. Ich schaue hinauf<br />
in den Himmel und fühle mich dankbar<br />
und demütig angesichts dieser unendlichen<br />
Weiten. Wie klein ist doch der<br />
Mensch und wie wunderbar sind die<br />
Werke Gottes.“ „Ach, Junge“, stöhnte<br />
d!rect DREI/2008<br />
Jakob. „Mir sagt es, dass jemand unser<br />
Zelt gestohlen hat!“<br />
Da musst du auch lachen, gell. So<br />
versessen darauf dir zu gefallen, der<br />
Schüler, dass er das, was eigentlich<br />
klar ist, nicht mehr sieht.<br />
Uns haben sie heute Nacht die Zelte<br />
jedenfalls nicht geklaut. Das hätten<br />
wir auch ziemlich schnell gemerkt. Es<br />
hat nämlich gewittert. Du kannst dir<br />
sicher vorstellen, dass wir beim Frühstückskakao<br />
froh waren, unsere Zelte<br />
noch zu haben.<br />
So, lieber Gott, ich muss mal los. Ich<br />
bin gespannt, was du heute für Überraschungen<br />
für uns parat hast. Und<br />
das wollt ich noch mal loswerden: Danke,<br />
dass ich hier so viel Spaß habe und<br />
so viele schöne Dinge mit den anderen<br />
erlebe! Sag ich doch sonst so selten.<br />
von Katharina Sedlák<br />
d!rect thema<br />
11
d!rect retro<br />
FUNDSTÜCK EINS In der d!rect vom Mai 1983 wurden die Themen "Jugendarbeitslosigkeit"<br />
und "Hochschulstudium" behandelt. Die Bildunterschrift zeigt, dass diese Debatte auch vor 25 <strong>Jahre</strong>n<br />
schon geführt wurde wie heute.<br />
FUNDSTÜCK ZWEI Nanu? Das ist wirklich<br />
schon so lange her? Die Mode ist <strong>wieder</strong>gekommen<br />
und das Mobiliar von <strong>KSJ</strong>-Räumen hat<br />
sich seit der d!rect vom Juli 1981 auch nicht<br />
entscheidend verändert.<br />
12 d!rect DREI/2008
Vier <strong>KSJ</strong>ler geben euch Tipps, die besser sind als die Polizei erlaubt. Diesmal: WAHLKAMPF<br />
Es war einmal ein Mann, der voller<br />
Elan die Geschicke seiner Nation<br />
lenkte. Er gab sich alle Mühe,<br />
Unheil, lästiges Privatfernsehen<br />
oder Eigenständigkeit von seinen<br />
Bürgern fern zu halten. Doch es kam der Tag, an dem auch dieser<br />
Zar, äh der Premierminister, weil Verfassung seines Landes es<br />
so vorschrieb, sein Zepter abgeben sollte. Um aber nicht ganz<br />
vom schwarz glänzenden Strom der Macht entfernt zu sein und<br />
damit er unbesorgt abtreten konnte, bestimmte er selbst einen<br />
Nachfolger. Dieser genoss sein Vertrauen und wurde so in seinem<br />
Namen vom Volk zum neuen Regenten gewählt. Russland war eben<br />
schon immer ein Land der Märchen. Wünscht sich nicht jeder Staat<br />
so eine märchenhafte Politebene? Martina Tollkühn<br />
Dezember 2007: Zwei<br />
Kandidaten mit vielen Zielen<br />
in Kenia, das aufgrund seiner<br />
demokratischen Wahlen, den<br />
wirtschaftlichen Aufschwung<br />
und dem Tourismusboom in den vergangenen Monaten als<br />
Hoffnungsträger in Afrika gilt. Wahlversprechen beider<br />
Kandidaten waren die Bekämpfung der Korruption und<br />
der Armut und ein wirtschaftliches Wachstum. Eigentlich<br />
ein alter Hut für Kibaki, der schon im Jahr 2002 in seinen<br />
Wahlreden diese Themen auf der Topliste stehen hatte.<br />
Und was hat sich verändert? Gute Frage…aber denken wir<br />
doch mal realistisch: in einem Land wie Kenia, in dem 46% der<br />
Bevölkerung mit weniger als einem Dollar auskommen müssen<br />
und Bürgerkriege das Alltagsleben der Bürger bestimmt, können<br />
diese alten „billigen“ Kamellen <strong>wieder</strong> rausgeholt werden.<br />
<br />
„Wenn das Drumherum stimmt, werden die Wahlversprechen<br />
schon passen“ und fuhr diesbezüglich in seinem leuchtend<br />
orangefarbenden Hummer zu den Wahlveranstaltungen. Doch<br />
nun hat es nur ein paar Tage und diese offensichtlich fragwürdige<br />
Präsidentschaftswahl gedauert - und der Hoffnungsträger steht<br />
am Rande eines Bürgerkrieges. Karin Gaida<br />
d!rect DREI/2008<br />
Im Freistaat<br />
herrscht,<br />
wie sollte es<br />
anderes sein,<br />
Bier und Wein.<br />
Wenn es um die Steigerung der Wählerstimmen in Prozenten<br />
geht ist kein Weg zu kurz um mit Nachbarn von der Wahl DER<br />
Partei seines Vertrauens zu überzeugen. Er sitzt, wie sollte<br />
auch dies in Bayern anders sein, im Bierzelt – am Nebentisch<br />
versteht sich. Wenn er oder sie Stimme braucht, wir noch mal<br />
eben eine Runde geschmissen. Eine Maß ist doch immer drin<br />
um sich eine Stimme zu besorgen. Wenn er nicht zahlen will,<br />
dann kauft man sich die Stimme halt beim Nebentisch bei den<br />
Anderen. Im fränkischen Teil des Freistaates geht es ein wenig<br />
ruhiger zu. Hier siedelt man sich doch lieber im Weinkeller an<br />
<br />
noch 70% der Stimmen innehatte, <strong>wieder</strong> aufgestellt wird,<br />
<br />
umgeht. Prost- und Danke für die „Wahl“! Joe Moser<br />
Man nehme knapp 700<br />
Millionen Dollar, die<br />
ausreichen würden,<br />
um jedem Deutschen<br />
ein Menü im Fast-Food-<br />
Tempel um die Ecke zu spendieren oder jedem Franzosen<br />
ein Päcken mit der Post zu schicken, nehme weltweit jede<br />
Nachrichtensendung monatelang in Beschlag und inszeniere<br />
gigantische Wahlkampfveranstaltungen in Texas, Alaska, dem<br />
Irak und vor der Berliner Siegessäule: Die US-amerikanische<br />
Eventmaschinerie, die alle vier <strong>Jahre</strong> pünktlich zur<br />
Prsädentschaftswahl anrollt, kennt kaum einen Superlativ, den<br />
sie nicht schon gebrochen hätte. Diese riesige Blase an Reden,<br />
<br />
Kanada und Neuseeland fast jeden Weltbürger glauben, dass<br />
die Entscheidungsschlacht um das Weiße Haus wichtiger ist,<br />
als die Wahlen im eigenen Land. Wie es ausgegangen ist, stand<br />
bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Egal, das Spektakel<br />
selbst zählt doch. Andreas Spinrath<br />
d!rect intern<br />
13
d!rect intern<br />
Aufruf zur ’Zeit.Brechung’<br />
Für Innovatives braucht es neue Wörter. Im Duden steht ‚Zeit.Brechung’ nicht, jedenfalls noch<br />
nicht. Und ob das Wort oder seine www-Variante „ZeitBrechung“ im Internet zu finden ist, müsstet<br />
Ihr einfach mal googlen. Spätestens im nächsten Jahr in der Osterwoche, vom 15. bis 19.<br />
April 2oo9 in Aachen, ändert sich dies schlagartig und grundlegend, wenn wir uns mit unserem<br />
Umgang mit der Zeit, mit Beschleunigungsprozessen, mit Entschleunigungswünschen und der<br />
Echtzeit seit 1919 beschäftigen und wenn wir feiern, dass vor neunzig <strong>Jahre</strong>n der ND gegründet<br />
wurde.<br />
Gemeinsam wollen wir, Schülergemeinschaft,<br />
Mädchenkreis, Frauenkreis<br />
und KMF, unser Jubiläum feiern.<br />
Nicht allein im Kreis der Bundesleitungen,<br />
sondern mit möglichst<br />
vielen <strong>KSJ</strong>'lerInnen, Heliand-Frauen<br />
und KMF-Mitgliedern, mit Bundesgeschwistern<br />
aus unterschiedlichen<br />
Generationen und aus verschiedenen<br />
Stadtgruppen, Regionen und Diözesen.<br />
Als Auftakt denken wir ein einen<br />
„Kulinarischen Abend“ mit lokalen<br />
Spezialitäten vom Rollmops bis zur<br />
Weißwurst, vom Frankenbocksbeutel<br />
bis zur Kölschstange... Möglichst<br />
viele bedeutet, dass wir mit tausend<br />
Teilnehmern in Aachen rechnen und<br />
für die tausendeine oder den tausendzweiten<br />
sicher noch einen Platz im<br />
<br />
Hinter ‚Zeit.Brechung’ steht<br />
die Idee, den Lauf der Zeit zu unterbrechen,<br />
das funktionalistische und<br />
verzweckte Denken aufzubrechen,<br />
brisante Herausforderungen in<br />
zieren<br />
und sie mit dem Kriterium der<br />
Herrschaft Gottes zu beurteilen. Dazu<br />
gibt es sieben Foren zu ausgewählten<br />
Themen von „Schule im Spiegel der<br />
Zeit“ bis hin zu Risiken & Chancen virtueller<br />
Netzwerke®n. Natürlich muss<br />
man seiner Meinung nicht teilen, aber<br />
ein Highlight wird der Auftritt von<br />
Heiner Geißler, einem wortgewaltigen<br />
Ex-CDU-Generalsekretär und Attac-<br />
Aktivisten dieser Tage<br />
Mit der ‚Zeit.Brechung’<br />
könnte es sich so verhalten wie beim<br />
Brot-brechen: ein höchst intensives,<br />
einfach göttliches Gemeinschaftserlebnis,<br />
wo es nicht auf Professorentitel<br />
oder Einkommenssteuererklärung<br />
ankommt. Die Liturgie schlägt einen<br />
Spannungsbogen vom eröffnenden<br />
Genesis-Gottesdienst im Eurogress<br />
über eine Firmung hin zur mit Exodus<br />
überschriebenen Jubiläumsfeier im<br />
Aachen Dom und rhythmisiert die<br />
Tage mit Morgenpsalmen und Nachtgebeten..<br />
‚Zeit.Brechung’ setzt auf Dynamik<br />
und Partizipation. Ihr seid und<br />
erlebt Bundesgeschwister, die mitten<br />
aus der Praxis & dem Nähkästen<br />
<br />
der „Aktualität“ und „Nicht-Langeweile“<br />
erfüllen. Ziel der ‚Zeit.Brechung’ ist<br />
es, auf elegante Art die Kompetenzen<br />
und Talentiertheit der vier Verbände<br />
und zwei Bünde zu spiegeln. Das gilt<br />
nicht nur für die Höchstleistungsdisziplin<br />
des Diskutierens, sondern<br />
vor allem in der Spezialkategorie des<br />
Feierns.<br />
Für eine frische, freche aktuelle<br />
Gestaltung sorgen Programmmacher<br />
aus <strong>KSJ</strong>, KMF und Heliand wie Nina<br />
Holtermann, Maurice Breuer, Simon<br />
<br />
Birgit Nawrath, Klaus Neumann, Dierk<br />
Reichelt; Johannes Böhmer, Nadia<br />
Kutscher, Gunda Mayer, Gertrud<br />
Singer und Karl-Heinz Paulus.<br />
Joe Menze<br />
Joe Menze ist Geschäftsführer<br />
der KMF im ND.<br />
14 d!rect DREI/2008
Unsere Tradition ist<br />
die Zukunft!?<br />
Eigentlich fuhr unser Chefredakteur Joe Moser zum Burgjubiläum der Marienburg in Niederalfingen<br />
um von den Feierlichkeiten zu berichten. Darüber was der Trendsport „Jugger“ wirklich<br />
ist und wie toll die zwei neuen überdimensionalen <strong>KSJ</strong> bzw. ND Banner auf der Burg sind. Doch<br />
auf dem Weg Richtung Schwäbische Alb und durch die Gespräche mit jungen und alten Urgesteinen<br />
wurde es eher ein Denkanstoss.<br />
Auf dem Weg zum Burgjubiläum der<br />
<br />
man von Frankfurt kommend mit dem<br />
Auto fast unweigerlich in Sinsheim<br />
vorbei. Dort wird in einer unglaublichen<br />
Geschwindigkeit nicht nur ein<br />
Fußballstadion in die „hochgezogen“,<br />
sondern ein Fußballverein, der über<br />
<strong>Jahre</strong> hinweg die Erste Fußball<br />
Bundesliga prägen soll. Hat man sich<br />
vor ein paar <strong>Jahre</strong>n noch gefreut,<br />
wenn Mainz 05 und der SC Freiburg<br />
<br />
Bundesliga begeistert haben, kann<br />
sich beim Dorfverein der TSG 1899<br />
Hoffenheim nicht mehr so freuen.<br />
Regten sich doch schon seit <strong>Jahre</strong>n<br />
alle über die Milliontruppen vom FC<br />
Bayern, Schalke 04 oder jahrelang<br />
auch Borussia Dortmund auf. Geld<br />
schießt halt doch Tore.<br />
Doch was hat der Satz „Unsere Tradition<br />
ist die Zukunft“ des SAP-Mitbegründers<br />
und Hoffenheim-Mäzen<br />
Dietmar Hopp mit der <strong>KSJ</strong> und dem<br />
Burgjubiläum zu tun?<br />
<br />
d!rect DREI/2008<br />
wir als Mitglieder in unseren Bünden<br />
Heliand und Neudeutschland eine<br />
gewisse Tradition im Hintergrund<br />
haben, so liegt es doch in unseren<br />
Händen neues zu gestalten. Die<br />
<strong>KSJ</strong>-Verbände sind unter den<br />
Jugendverbänden sicher nicht die<br />
Bayern, sondern eher die Mainzer<br />
oder Freiburger. Wir haben weniger<br />
Spielräume und haben es doch<br />
über Jahrzehnte geschafft mit den<br />
„Branchenriesen“ (Pfarrjugend, Pfad-<br />
<br />
Casus Belli versteckt: Es geht nicht<br />
um Traditionen, sondern vielmehr um<br />
das weitsichtige Denken an die Zukunftsfähigkeit.<br />
Wenn wir heute einen<br />
Schritt machen, so ist er in Zukunft<br />
die Tradition. Wir investieren heute<br />
in die Zukunft, doch dieses Investitionsverhalten<br />
sollte nicht enden. Wenn<br />
es eingestellt wird, ist es der Anfang<br />
vom Ende der Zukunft und somit auch<br />
der Tradition.<br />
Auch die Festrede beim Burgjubiläum<br />
drehte sich um die Zukunft; von der<br />
Zukunft der katholischer Verbände.<br />
Der ND-Bundesbruder und Generalsekretär<br />
der Zentralkomitee der<br />
deutschen Katholiken in Deutschland<br />
Stefan Vesper wählte in ihr das Zitat<br />
des Filmemachers Florian Henckel<br />
Graf Donnersmarck um Zukunftskraft<br />
der Verbände und somit auch<br />
der <strong>KSJ</strong> zu beschreiben: „Jeder<br />
Filmemacher muss sich entscheiden<br />
zwischen der Alternative 'make or<br />
remake'.“ Vesper weiter: „Will ich<br />
etwas machen, etwas Neues schaffen<br />
oder will ich einen Aufguss von einem<br />
Alten machen. Heute haben katholische<br />
Verbände bestimmte Aufgaben.<br />
Morgen gibt es neue Aufgaben oder<br />
die alten Aufgaben stellen sich<br />
neu und ich muss sie neu machen,<br />
nicht <strong>wieder</strong> alles so wie gestern.“<br />
In diesem Sinne lasst uns die <strong>KSJ</strong><br />
neu gestalten- ganz egal wer in der<br />
Bundesliga oben mitspielt.<br />
von Joe Moser<br />
d!rect intern<br />
15
d!rect intern<br />
ND-Banner am Burgfried<br />
Das neue ND:Banner<br />
Impressionen vo<br />
Göttlicher Funke - Die Banner<br />
Die Diöesanleitung von Ro<br />
16 d!rect DREI/2008<br />
neuem <strong>KSJ</strong>-Ban
m Burg-Jubiläum<br />
weihe<br />
ttenburg-Stuttgart mit<br />
er vor dem Burgfried.<br />
Das Jugger All Star-Team<br />
d!rect DREI/2008<br />
Das neueste <strong>KSJ</strong>-Mitglied<br />
Jugger-Wettbewerb<br />
d!rect intern<br />
17
d!rect Verbindung<br />
HILDESHEIM Dänemark 4ever! Mit 40 Jungen und Mädels sowie<br />
zehn Leiterinnen und Leitern wurde Ende Juli ein kleines dänisches Dorf unsicher<br />
gemacht. Erfolgreich, so hört man.<br />
HAMBURG. Geisterwechsel! Im Herbst steht ein Wechsel in der Geistlichen<br />
Leitung bevor. Der langjährige Geist Bernd Hargenkoord SJ verlässt die <strong>KSJ</strong> Hamburg.<br />
Sein Nachfolger wird der bisherige Geistliche Leiter J-GCL Diözese Würzburg Holger<br />
Adler SJ.<br />
MÜNSTER In der Luft hängen ist in! Im Dülmener Hochseilgarten<br />
fand die Burloer Leiterrunde erneut ein Stückchen näher. Die<br />
d!rect sagt: Richtig so- wir sind schließlich auch Kuschelverband..<br />
AACHEN Segeln bis der Arzt kommt! Anfang August wurde<br />
die alte Summersail-Tradition in Aachen <strong>wieder</strong> aufgenommen:<br />
Sechs Tage lang waren 80 tapfere Matrosinnen und Matrosen auf<br />
drei Schiffen unterwegs, um das holländische Ijsselmeer zu überqueren.<br />
(Mehr dazu in dieser Ausgabe.)<br />
KÖLN Der Bahnhof ruft! Nicht nur die Herbstfahrt<br />
der Kölner geht zum alten Bahnhof in Mühlheim. Auch andere<br />
<strong>KSJ</strong> Gruppen sind herzlich eingeladen das Haus in der<br />
Eifel zu nutzen. Fragen? Einfach donnerstags ab 9 Uhr im<br />
Diözesanbüro unter: 0221-41 05 08 anrufen.<br />
D!rect-Ve<br />
18 d!rect DREI/2008<br />
Neues aus
indung<br />
den Diözesen<br />
d!rect DREI/2008<br />
BERLIN Der Berg rief! Mit gut 30 Teilis wurde das Dorf Leutasch<br />
in Tirol/Österreich unsicher gemacht. Höhepunkte: Ein G8-Gespräch<br />
und Dauerbadespaß mit freischwimmen im örtlichen Schwimmbad..<br />
MAGDEBURG Paddeln auf der Saale! Eine wahre Wasserschlacht<br />
lieferten sich die Grummis mit der Leiru beim alljährlichen<br />
Paddeln auf dem Wasser der Saale. Man munkelt, dass keine<br />
<strong>KSJ</strong>lerInnen dabei verloren gegangen sind.<br />
PADERBORN Der Bundesmeitster kommt! Der gemeinsam<br />
gewählte Bundesmeister Karl-Heinz Paulus wird die<br />
Diözese besuchen und die Caféarbeit kritisch beleuchten.<br />
WÜRZBURG-BAMBERG Happy Birthday! Die<br />
Stadtgruppe Sankt Valentin wird 30 <strong>Jahre</strong> alt. Ende September<br />
wurde das Ereignis mit einem großen Jubiläumsball in Würzburg<br />
gefeiert.<br />
ROTTENBURG-STUTTGARTFeierstimmung<br />
pur! Den absoluten <strong>Jahre</strong>shöhepunkt beging man am<br />
letzten Augustwochenende auf der Marienburg. Auch diesmal<br />
<br />
und allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön für die tollen<br />
Tage..<br />
d!rect Verbindung<br />
19
d!rect intern<br />
Generation Doof gelesen<br />
von Martina Tollkühn<br />
Nach verschiedenen Beschreibungen der<br />
letzten Generationen, wie beispielsweise<br />
der „Generation Golf“, ein Buch über die<br />
heutige „Jugend“. Die so betitelte Altersstufe<br />
ist allerdings 12-39plus x <strong>Jahre</strong> (älter<br />
wird man ja nicht!) alt und kommt bei<br />
der kritischen Analyse ihrer Lebenswelt<br />
nicht unbedingt gut weg.<br />
In den Kategorien Freizeit, Beruf, Ausbildung,<br />
Beziehung, Kinder und Erziehung<br />
stellen die beiden Autoren- selbst Mitglieder<br />
der „doofen Generation“ - ihrer<br />
gleichaltrigen Umwelt ein eher schlechtes<br />
Urteil aus. Ein Alltag, der aus vorgetäuschter<br />
BILDung, Fastfood, unsinnigem<br />
Fernsehkonsum und egoistischen Beziehungen<br />
besteht.<br />
Das gezeichnete Bild regt an, lieb gewonnene<br />
oder bequeme Lebensgewohnheiten<br />
zu überdenken. <strong>Alle</strong>rdings ist der Tenor<br />
schon nach einigen Seiten relativ klar und<br />
verliert sich teilweise in Wiederholungen<br />
und gefühlten Moralpredigten. Sehr erfrischend<br />
sind dem gegenüber Beispiele aus<br />
dem Leben der Autoren.<br />
Insgesamt ein lesenswertes Buch, dessen<br />
Meinung man sich anschließen kann. Kritik<br />
Redakteure gesucht<br />
ist in witziger Form verpackt. Dies wäre<br />
aber auch kürzer gegangen.<br />
20 d!rect DREI/2008<br />
Generation Doof – Wie<br />
blöd sind wir eigentlich?<br />
Stefan Bonner & Anne<br />
Weiss, Bergisch Gladbach<br />
<br />
Die d!rect sucht <strong>KSJ</strong>lerInnen, die Interesse daran haben, regelmäßig Artikel<br />
und Fotos für die d!rect beizusteuern, an den Redaktionstreffen teilzunehmen<br />
und so inhaltlich an der d!rect mitzuarbeiten.<br />
Wir freuen uns über eure Bewerbungen unter direct@ksj.de
Welche Rolle spielte Ursula Henninger<br />
in dieser Konstellation?<br />
Sie gehörte nicht unmittelbar einem<br />
<br />
eine vermittelnde Position einzunehmen<br />
und für Verständnis auf beiden<br />
Seiten zu werben. Gegenüber den<br />
Erwachsenenverbänden (damals noch<br />
Heliand und ND) war sie dagegen<br />
eine klare Fürsprecherin der <strong>KSJ</strong>. Sie<br />
wirkte konstruktiv an der Erarbeitung<br />
der „Plattform“ mit.<br />
Eines ihrer zentralen Anliegen war,<br />
dass der kleinere Heliand nicht<br />
einfach vom „Männerring“ einverleibt<br />
wurde. Ein eigenständiger Raum für<br />
Frauen und Mädchen war - bei aller<br />
Bereitschaft zur Kooperation - für<br />
sie eine tragende Perspektive. Dazu<br />
gehörte auch die personelle Absicherung<br />
der Vertretung von Heliand und<br />
ND in der <strong>KSJ</strong>-Bundesleitung. Auch<br />
innerhalb des BDKJ trat sie dafür ein,<br />
<br />
einem, ausschließlich an der Pfarrgemeinde<br />
orientierten Einheitsbrei<br />
zu verwischen, sondern Zielgruppenorientierte<br />
und in ihrer Ausrichtung<br />
<br />
Da sie aus der Schule kam, war die<br />
kritische Auseinandersetzung mit<br />
dem Bildungssektor für Ursula von<br />
besonderem Interesse. Die „Kritik der<br />
d!rect DREI/2008<br />
Nachruf für<br />
Ursula Henninger<br />
Am 29. August starb die ehemalige Leiterin der <strong>KSJ</strong> Ursula Henninger im Alter von nur 64<br />
<strong>Jahre</strong>n. Als Ursula Henninger 1973 Leiterin der <strong>KSJ</strong> wurde, hatten sich kurz vorher Heliand<br />
und ND-Schülergemeinschaft in der <strong>KSJ</strong> zusammengetan. Das Miteinander galt es zu gestalten.<br />
Eine gemeinsame und zeitgemäße „Plattform“ musste her. Da gab es turbulente Auseinandersetzungen<br />
und wichtige Weichenstellungen für die weitere Zukunft des Verbandes. Zwei Lager<br />
stritten bis in jede Formulierung hinein um ihre Position. Von außen verschwammen dagegen<br />
die Unterschiede und die Rechtgläubigkeit der <strong>KSJ</strong> stand in Zweifel.<br />
technokratischen Bildungsreform“<br />
(so ein <strong>KSJ</strong>-Heft) und die Mitgestaltung<br />
des Schwerpunktes „Schule“<br />
lagen ihr am Herzen.<br />
Ursula wahrte zugleich einen<br />
lebendigen Kontakt zur „Basis“ der<br />
Mädchen und Jungen in der <strong>KSJ</strong>. An<br />
der Vorbereitung und Leitung eines<br />
der größten Treffen von Jugendlichen<br />
dieser Zeit, des „Rendevous ’76“, war<br />
sie wesentlich beteiligt. Für nahezu<br />
4000 <strong>KSJ</strong>-lerinnen und <strong>KSJ</strong>-ler - auf<br />
sechs Wochen und im ganzen Tal<br />
der Wildschönau verteilt - war sie<br />
eine geduldige und verständnisvolle<br />
Ansprechpartnerin.<br />
Sie war meistens fröhlich und gerne<br />
ironisch. Sie liebte das Lied „Sie war<br />
ein Mädchen voller Güte, und in den<br />
Heliand ging sie gern“, in dem im Stil<br />
einer Moritat mit grausigem Ende die<br />
„Kooperation“ die Beziehung eines<br />
Heliandmädchens zum „Ritter von<br />
Neudeutschland“ besungen wird.<br />
Sie war die Einzige, die immer den<br />
vollständigen Text konnte. Mit ihr geht<br />
ein Stück <strong>KSJ</strong>-Geschichte.<br />
Nach Ursels aktiver Zeit in der <strong>KSJ</strong><br />
in Köln wurde sie von den Franziskanern<br />
nach Großkrotzenburg an das<br />
Franziskaner-Gymnasium Kreuzburg<br />
gelockt. Mit großem Engagement war<br />
sie Lehrerin und brachte sich, wie sie<br />
es von der <strong>KSJ</strong> gewohnt war, auch<br />
sehr persönlich und privat als Person<br />
stufenschülerinnen<br />
und -schüler eine<br />
verständige und partnerschaftliche<br />
Tutorin. Später dann entdeckte sie<br />
„die Kleinen“ für sich, die sie förderte,<br />
umsorgte und mütterlich behütete.<br />
Mit pädagogischem Feingefühl<br />
versuchte sie immer unermüdlich<br />
<br />
verantwortungsbewusste Gemeinschaften<br />
zu machen. In diesem Sinne<br />
prägte sie auch die gesamte Schule<br />
mit in Seminaren und Ausschüssen.<br />
Die Kreuzburg hat ihr viel zu verdanken.<br />
In all ihrer Arbeit war ihre durch<br />
ihren Glauben geprägte Grundhaltung<br />
spürbar und so konnte sie vielen<br />
Kindern, Jugendlichen und Kollegen<br />
Vorbild sein.<br />
<br />
ihr Lehreralltag immer schwerer.<br />
Die ewigen Korrekturen und Anforderungen<br />
machten ihr und ihrer<br />
Gesundheit zu schaffen und so<br />
verließ sie die Schule vorzeitig mit<br />
56 <strong>Jahre</strong>n, um endlich Ruhe haben zu<br />
dürfen.<br />
Wir nehmen Abschied von einer<br />
Weggefährtin und werden sie dankbar<br />
in Erinnerung behalten.<br />
Maria Fuest, Monika Rhein,<br />
Heribert Graab<br />
d!rect intern<br />
21
d!rect report<br />
Am Anfang stand wohl die gleiche<br />
Idee, auf den Jakobsweg zu Pilgern,<br />
<br />
in der <strong>KSJ</strong> Diözese Würzburg-Bamberg,<br />
zweitens bei der Bundesleitung,<br />
was schließlich zu einem Zusammenschluss<br />
der Fahrt führte. Man einigte<br />
sich auf eine Strecke, von der Neuerburg<br />
über Trier nach Luxembourg<br />
Stadt zu laufen, auf die Woche vom 2.<br />
– 9.8. und auf das Thema: „Auf der Suche<br />
nach…“. Vorbereitung und Planung<br />
wurden aufgeteilt und letztendlich war<br />
dann alles soweit organisiert, dass wir<br />
aufbrechen konnten…<br />
2.8. Anreise Neuerburg<br />
Los ging´s um 11.00 Uhr in Würzburg<br />
mit dem Valentiner blauen Bus, dem<br />
Bär. Nachdem wir, d.h. Alex, Ellena,<br />
Chris, Vitte, Frank, Niels, Elena, Josef<br />
und ich das ganze Gepäck verladen<br />
hatten, begann eine sehr lustige Autofahrt,<br />
Ziel: Neuerburg. In Koblenz<br />
machten wir dann einen Zwischenstop,<br />
um uns auf Ladensuche zu begeben,<br />
was sich schwieriger gestaltete, als<br />
zunächst angenommen… Doch letzt-<br />
„Auf geht's, ab gehts,<br />
eine Woche Pilgern…“<br />
Ja, so hörte man uns irgendwo nahe der luxemburgischen Grenze auf dem Jakobsweg durch<br />
die schöne Landschaft wandern… Doch wie hat das Ganze eigentlich angefangen?<br />
endlich wurden wir fündig und wir<br />
konnten die Lebensmittel für unsere<br />
Pilgerfahrt verstauen. Weiter ging´s<br />
nach Bitburg, wo am Bahnhof schon<br />
Bernhard und Katharina von der Bundesleitung<br />
auf uns warteten. Da der<br />
Bus nur 9 Plätze hat, warteten Elena<br />
und ich solange am Bahnhof, bis die<br />
anderen zur Neuerburg gebracht worden<br />
waren und wir schließlich abgeholt<br />
wurden. Es folgten ein leckeres Abendessen,<br />
die Besichtigung der Burg, eine<br />
allgemeine Besprechung der Woche,<br />
die Verteilung der Pilgerpässe und ein<br />
schöner Abend mit Kartenspielen, Geburtstag<br />
von Elena reinfeiern und der<br />
Burg ganz für uns elf alleine.<br />
3.8. Neuerburg – Bollendorf (24<br />
km)<br />
Gestärkt durch eine ruhige Nacht, ein<br />
Frühstück mit dem berühmten Neuerburger<br />
Müsli, einen Wortgottesdienst<br />
und mit dem ersten Stempel im Pilgerpass,<br />
machten wir uns mit Tagesgepäck<br />
auf den Weg, das Übrige wurde<br />
mit unserem Bus an das jeweilige<br />
Tagesziel gebracht. Dem blau-gelben<br />
Muschelzeichen folgend ging es durch<br />
bergige Landschaft bis zur Mittagspause,<br />
der ein GIMP in der Kirche<br />
von Mettendorf folgte. Danach ging´s<br />
weiter entlang der Enz auf einem von<br />
Schmetterlingen gesäumten Weg bis<br />
nach Nusbaum, von wo aus es noch<br />
2400 km bis Santiago de Compostela,<br />
dem Pilgerziel des Jakobsweges,<br />
waren. Nach einigen Stunden durch<br />
einen regelrechten Märchenwald,<br />
einem weitern GIMP und vorbei an<br />
einem Kneipp-Becken, kamen wir dann<br />
in der Jugendherberge von Bollendorf<br />
an, wo der Herbergsvater mit frisch<br />
Gegrilltem schon auf uns wartete.<br />
Abends saßen wir noch unten im Dorf<br />
an der Sauer und erst als wir von<br />
einem Regenguss überrascht wurden,<br />
machten wir uns auf den Rückweg und<br />
kuschelten uns in unsere Betten.<br />
4.8. Bollendorf – Träg (22 km)<br />
Am nächsten Morgen ging es nach dem<br />
Frühstück entlang der Sauer weiter<br />
bis Echternach. Dort besichtigten wir<br />
die Basilika und nach einem GIMP ging<br />
es weiter durch die schöne Eifel. Es<br />
folgte die Mittagspause und dann führte<br />
der Weg mitten durch Felder unter<br />
sengender Sonne, vorbei an Ansammlungen<br />
von Windrädern bis nach Träg.<br />
Dort bauten wir nach dem Abendessen<br />
das Zelt auf und verbrachten den<br />
Abend mit Lagerfeuer, Gitarre spielen<br />
und Singen. Erst spät verzogen wir<br />
uns ins Zelt und kuschelten uns in die<br />
Schlafsäcke.<br />
5.8. Träg – Trier (19 km)<br />
Frühs ging´s dann los durch ländliche<br />
Gegend, vorbei an kleinen Dörfern, in<br />
denen überall Ferienwohnungen wa-<br />
<br />
Wald plötzlich im Stich ließ, fanden wir<br />
22 d!rect DREI/2008
den Weg <strong>wieder</strong> und folgten dem engen<br />
Trampelpfad bergab zur Mosel. Der<br />
folgten wir dann nach der Mittagspause<br />
etliche Kilometer bis Trier in Sicht<br />
kam. Dort am Diözesanbüro, der Unterkunft<br />
für diese Nacht, angekommen,<br />
packten wir schnell unsere Schwimmsachen,<br />
um uns im Hallenbad um die<br />
Ecke zu erfrischen. Wieder zurück<br />
warteten schon die Trierer auf uns und<br />
wir gingen alle zusammen Pizza-Essen.<br />
Anschließend zeigten die Trierer uns<br />
noch die Stadt und wir gönnten uns ein<br />
leckeres Eis in der Trierer Innenstadt.<br />
Erschöpft schliefen wir dann bis zum<br />
nächsten Morgen.<br />
6.8. Trier – Grevenmacher (20 km)<br />
Von Klaviermusik geweckt machten<br />
wir uns über das Frühstück her und<br />
nachdem jeder Proviant im Rucksack<br />
verstaut hatte, konnte es weiter gehen.<br />
Auf dem Weg aus der Stadt besichtigten<br />
wir noch die Matthias-Basilika.<br />
Danach ging es unter strahlend blauem<br />
Himmel weiter, <strong>wieder</strong> entlang der<br />
d!rect DREI/2008<br />
Mosel. Einen Zwischenfall gab es bei<br />
der Mittagspause, da Bernhards Zahn<br />
abbrach und er sich von der Gruppe<br />
trennte, um zum Zahnarzt zu gehen.<br />
Nach ein paar Stunden traf er allerdings<br />
<strong>wieder</strong> auf uns und wir konnten<br />
gemeinsam weiterlaufen. Zur eh schon<br />
guten Stimmung trug ein Kneipp-Becken<br />
am Wegesrand bei, doch nach<br />
einer Pause ging´s dann weiter neben<br />
der Autobahn in brütender Hitze. Die<br />
Erleichterung war groß, als wir endlich<br />
sierten.<br />
Nachdem dann auch der Campingplatz<br />
gefunden, das Zelt aufgebaut<br />
und wir zu Abend gegessen hatten,<br />
verbrachten wir einen geruhsamen<br />
Abend und eine ruhige Nacht.<br />
7.8. Grevenmacher – Bourglinster<br />
(20 km)<br />
Als am nächsten Morgen nach dem<br />
Frühstück das Zelt abgebaut war, konnte<br />
es auch schon weiter gehen. Raus<br />
aus der Stadt in den Wald und <strong>wieder</strong><br />
raus aus dem Wald über Wiesen und<br />
<br />
auf einmal von einem Sommergewitter<br />
überrascht wurden, doch zum Glück<br />
gibt es ja so etwas wie Unterführungen<br />
und so wurden wir nicht nass. Nicht<br />
lange, der Regen hörte auf und wir<br />
konnten den Weg fortsetzen. Bei dem<br />
schwülen Wetter waren wir froh, als<br />
wir den Wald erreichten, doch manche<br />
änderten ihre Meinung dazu rasch <strong>wieder</strong>,<br />
als sich der Weg als Schlammloch<br />
herausstellte. Doch der bis zu den Knöcheln<br />
stehende Schlamm konnte die<br />
Stimmung nicht wirklich drücken. Kurz<br />
darauf führte der Weg aus dem Wald<br />
über einige Felder nach Junglinster,<br />
wo nach Besichtigung der Kirche ein<br />
GIMP folgte. Von dort aus war es dann<br />
nicht mehr weit bis Bourglinster und<br />
dig<br />
gemacht worden war, konnten wir<br />
entspannt die Füße hochlegen.<br />
8.8. Bourglinster – Luxembourg (18<br />
km)<br />
Regen trommelte gegen die Scheiben<br />
d!rect report<br />
23
d!rect report<br />
als wir erwachten. Unser Hoffen auf<br />
besseres Wetter nach dem Frühstück<br />
war vergebens, also wurden die Regenjacken<br />
aus den Taschen geräumt und<br />
wir konnten loslaufen. Nach kurzer Zeit<br />
tropfte es zweifach auf uns hinunter,<br />
da wir die größte Strecke des Weges<br />
im Wald zurücklegten. Doch von Zeit zu<br />
Zeit spitzte die Sonne zwischen den Wolken<br />
hervor und ließ alle Regentropfen<br />
glitzern. Gegen Mittag wurde das Wetter<br />
dann endgültig besser, die Wolken<br />
verzogen sich und die Sonne kam raus.<br />
Bald kam Luxembourg in Sicht. Dort<br />
suchten wir die Jugendherberge, in der<br />
wir duschen durften, und anschließend<br />
das JEC-Haus, also das Haus der luxembourgischen<br />
<strong>KSJ</strong>. Dort feierten wir mit<br />
<br />
und anschließend grillten wir. Dann<br />
folgte ein schöner Abend mit Gitarre und<br />
Singen, an dem neue Bekanntschaften<br />
gemacht wurden.<br />
9.8. Heimfahrt Würzburg<br />
Der letzte Morgen: Sachen zusammenpacken,<br />
Haus aufräumen, Bus beladen.<br />
Anschließend ein letzter GIMP. Muschelketten<br />
wurden am Ende verteilt als Erinnerung<br />
an die Pilgerfahrt und dann<br />
verabschiedeten wir uns zu mindestens<br />
schon mal von Bernhard und Katharina,<br />
die zum Zug mussten. Wir übrigen<br />
gingen noch in die Stadt, schauten und<br />
dies und das an, zuletzt die Kathedrale<br />
von Luxembourg, wo wir uns auch den<br />
letzten Stempel im Pilgerpass abholten.<br />
Dann stiegen wir in unseren Bär und es<br />
ging heimwärts. Nach einigen Stunden<br />
waren wir dann auch <strong>wieder</strong> wohlauf<br />
in Würzburg angekommen, luden das<br />
Gepäck aus und zuletzt fuhr uns Josef<br />
alle heim.<br />
Insgesamt war es eine sehr schöne Woche,<br />
die wir alle mit mehr oder weniger<br />
Blasen an den Füßen bewältigten. Und es<br />
ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass<br />
wir nächstes Jahr von Luxembourg weiter<br />
pilgern nach Santiago de Compostela...<br />
von Lea Wixler<br />
Lea Wixler ist Gruppenleiterin in einer<br />
<strong>KSJ</strong> Stadtgruppe in Würzburg<br />
24 d!rect DREI/2008
Pilgern scheint mal <strong>wieder</strong> modern zu sein. Oder war es jemals out? Hape Kerkeling wanderte<br />
genauso den Jakobsweg, wie es die <strong>KSJ</strong> im Sommer machte (die d!rect berichtete). Nicht nur auf<br />
ein <strong>KSJ</strong>-Sommerlager fuhr Jenny Grabinski (<strong>KSJ</strong> Bremen). Sie fuhr mit anderen Jugendlichen aus<br />
dem Bistum Osnabrück nach Sydney zum Weltjugendtag 2008. Für die d!rect sprach Joe Moser<br />
mit Jenny.<br />
<br />
wie war’s beim Weltjugendtag in<br />
Sydney?<br />
Also im Großen und Ganzen war<br />
der WJT natürlich super, keine Frage.<br />
Das Coole war vor allem, dass ich für<br />
mich ein großes Ziel erreicht habe.<br />
Besser gesagt sogar zwei: Ich wollte<br />
nämlichen meinen Eltern beweisen,<br />
dass ich schaffen kann, was ich mir<br />
vornehme. Ich saß nämlich 2005 mit<br />
meiner Mama vor dem Fernseher und<br />
als verkündet wurde wo der nächste<br />
<br />
prompt, dass ich mitfahren werde. Das<br />
glaubte sie mir aber nicht. Das zweite<br />
Ziel war es mal sagen zu können, dass<br />
ich die jüngste Teilnehmerin einer<br />
Gruppe war, die in Sydney auf dem<br />
WJT war. Es war auch super überhaupt<br />
einmal in Sydney gewesen zu sein!<br />
<br />
auch Dinge, die Dir nicht so gut<br />
grfallen haben?<br />
Ja! Zum einen behaupteten<br />
quasi alle die in Köln waren - ich<br />
war damals leider noch zu jung und<br />
durfte nicht mit - , dass die Stimmung<br />
unter den Pilgern nicht so gut war<br />
wie in Köln. Aber dafür können die<br />
d!rect DREI/2008<br />
Veranstalter vermutlich nur wenig. Ich<br />
glaub nämlich, dass es daran lag, dass<br />
Sydney eine riesige Stadt ist. Dafür<br />
waren relativ wenige Besucher (rund<br />
250.000) am Start. So konnte zum<br />
Beispiel bei der Ankunft des Papstes<br />
jeder irgendwo in der ersten reihe<br />
stehen, weil es nicht wirklich ein großes<br />
Gedränge gab. Meine Begeisterung<br />
stiegt durch die Ankunft des Papstes<br />
auch nicht. Klar war das ein Erlebnis<br />
ihn live zu sehen, nur hatte man dafür<br />
nicht grade viel Zeit. Wir hatten ihn erst<br />
auf dem Wasser beobachtet wie er mit<br />
einem Riesendampfer ankam. Ich bin<br />
dann mit meinen Leuten noch einmal an<br />
die Straße gegangen, wo wir dann drei<br />
Stunden auf ihn gewartet haben. Er kam<br />
dann in der Dämmerung mit 50 km/h<br />
an uns vorbeigebrettert. Man konnte<br />
weder ein schönes Foto schießen noch<br />
überhaupt diesen Moment genießen -<br />
oder auch nur realisieren.<br />
<br />
allgemeinen Rahmenbedingungen?<br />
Was ich für den größten Witz<br />
hielt war, dass der WJT unter anderem<br />
von McDonalds gesponsert wurde. Ich<br />
meine, teilweise haben wir nur wegen<br />
diesem Zeug überlebt und ab und zu<br />
gehen ich da auch so mal essen. Viele<br />
Deutsche oder zumindest diejenigen<br />
die was auf sich halten, wussten das<br />
der BDKJ eine Kampagne gegen die<br />
Coca-Cola-Company laufen hat., die<br />
Kirche sich aber indirekt von denen<br />
sponsern ließ. Das kam uns dann doch<br />
ein wenig suspekt vor. Schade, dass<br />
die Kampagne nicht weltweit läuft!<br />
<br />
I-YCS?<br />
Leider hatte ich keinen Kontakt.<br />
Ich bin mit der Gruppe des Bistums<br />
<br />
sehr ins Programm eingespannt. Aber<br />
auch beim Pilgern durch die Gegend<br />
ist mir keine Flagge oder sonstiger<br />
Hinweis zur YCS aufgefallen, schade<br />
eigentlich, schließlich sind wir eine der<br />
größten weltweiten Bewegungen!<br />
<br />
kleinen Bericht aus Sydney!<br />
Bitte! Liebe Grüße aus Bremen<br />
an alle anderen <strong>KSJ</strong>-Pilger!<br />
Jenny Grabinski ist Diözesanleiterin<br />
der <strong>KSJ</strong> Diözese Osnabrück.<br />
d!rect gespräch<br />
25
d!rect intern<br />
<strong>Alle</strong>(s) korrupt?!<br />
IX. Politische Sommerakademie der <strong>KSJ</strong><br />
Gemeinsam mit der DeZentrale ging es <strong>wieder</strong> nach Berlin, diesmal auf den Fährten von Staatsanwaltschaft,<br />
Korruption und Steuerflucht in großem Stile…<br />
Bis vor zehn <strong>Jahre</strong>n noch war<br />
Auslandsbestechung, Korruption<br />
und Schmiererei auf fremdem<br />
Hoheitsgebiet, vornehm auch oftmals<br />
„Außenwirtschaftsförderung“<br />
genannt, in Deutschland steuerlich<br />
absetzbar. Diese ebenso skandalöse<br />
wie auch erschreckende Tatsache<br />
war gewissermaßen der rote<br />
Faden der diesjährigen Politischen<br />
Sommerakademie vom 15. bis 19.<br />
September in Berlin. Besser gesagt war<br />
es der kleinste gemeinsame Nenner<br />
der unterschiedlichen Gespräche<br />
und Diskussionen mit Vertretern der<br />
Politik, Medien, Staatsanwaltschaft<br />
und Nichtregierungsorganisationen<br />
<br />
So unterschiedlich die angerissenen<br />
Themenbereiche und deren Diskutanten<br />
auch waren, kam doch zumindest einmal<br />
pro Runde das Gespräch auf diese lang<br />
geduldete und von staatlicher Seite<br />
sogar geförderte korruptive Praxis.<br />
Doch auch heute noch stellt<br />
Korruption und Intransparenz<br />
privatwirtschaftlicher und auch<br />
<br />
eine große Herausforderung<br />
dar. Sei es in der internationalen<br />
Entwicklungszusammenarbeit, der<br />
<br />
parlamentarischer Nebenverdienste<br />
oder beim Zugang zu eigentlich<br />
streng geheimer Informationen durch<br />
journalistische Finesse – die Auslegungen<br />
und Grenzen von „persönlicher<br />
Vorteilsnahme“, Klientelismus und<br />
legitimer Zusammenarbeit mit<br />
bewährten, bekannten und befreundeten<br />
<br />
klar voneinander zu trennen.<br />
In Deutschland wurde diese<br />
schw(m)ierige Problematik lange<br />
Zeit tabuisiert und unter den Tisch<br />
gekehrt. Erst durch die Gründung der<br />
<br />
Transparency International und „dank“<br />
großer Korruptionsskandale á la VW,<br />
Siemens oder Robert Hoyzer entstand<br />
ein öffentliches Bewusstsein dafür, dass<br />
die Krankheit der Gier nicht nur unter<br />
afrikanischen Diktatoren und linken<br />
Streifenpolizisten weit verbreitet ist.<br />
Namhafte und kompetente<br />
Gesprächspartner (z.B. Fritz Kuhn,<br />
Fraktionsvorsitzender der Grünen;<br />
Peter Carstens, FAZ-Journalist;<br />
Hans Jürgen Fätkinhäuer, leitender<br />
<br />
Georg Stoll, Entwicklungsexperte bei<br />
Misereor; und andere) gewährten<br />
einen Einblick in die herausfordernde<br />
Realität und ihre ebenso<br />
herausfordernden Arbeitsbereiche,<br />
oftmals auf humoristische und stets auf<br />
sympathische Art und Weise.<br />
von Raphael Thalhammer<br />
A u f g e p a s s t !<br />
Drei der vier in Klammern genannten<br />
Personen sind – wie sich wirklich erst<br />
im Gespräch herausstellte – ehemalige<br />
<strong>KSJ</strong>ler. Wer das „schwarze Schaf“ aus-<br />
<br />
Teilnahme an der nächstjährigen Sommer-<br />
oder Europaakademie im Wert<br />
<br />
(Teilnehmer der Sommerakademie und<br />
Verwandte der genannten Personen<br />
sind leider ausgeschlossen)<br />
26 d!rect DREI/2008
Was weißt Du eigentlich<br />
über Malaria?<br />
Der Entwicklungspoltische Arbeitskreis der <strong>KSJ</strong> testet euer Wissen.<br />
1. Wie wird Maria übertragen?<br />
a. durch Ansteckung bei einem Malaria-<br />
Kranken<br />
b. durch verseuchtes Wasser<br />
c. durch den Stich der weiblichen<br />
Anopheles-Mücke<br />
2. Wie kann man sich gegen<br />
Malaria schützen?<br />
a. durch Impfung<br />
b. durch ein Moskitonetz und Tragen von<br />
hautbedeckender Kleidung<br />
c. durch vorbeugende Medikamente<br />
d. durch sorgfältige Hygiene<br />
3. Wie kann man Malaria<br />
feststellen?<br />
a. durch Fiebermessen<br />
b. durch eine Urinprobe<br />
c. durch eine mikroskopische Blutuntersuchung<br />
4. In welchen Gebieten ist Malaria<br />
besonders verbreitet?<br />
a. in Australien<br />
b. im mittleren und südlichen Afrika<br />
c. in Brasilien<br />
d. in Kalifornien<br />
5. Welche Folgen kann Malaria<br />
haben?<br />
a. schwere Blutarmut (Anämie)<br />
b. Fieberkrämpfe, auch im Gehirn<br />
c. Tod<br />
d. keine schwerwiegenden Folgen, nach<br />
wenigen Tagen fühlt man sich <strong>wieder</strong><br />
gesund<br />
d!rect DREI/2008<br />
6. Wie zeigt sich Malaria<br />
a. durch hohes Fieber<br />
b. durch schlimme Kopfschmerzen<br />
c. durch Schüttelfrost<br />
d. durch Gliederschmerzen<br />
e. durch Hautausschlag<br />
7. Warum hat Malaria so<br />
verheerende Auswirkungen?<br />
a. 300 bis 500 Millionen Menschen<br />
erkranken pro Jahr und sind dann nicht<br />
in der Lage zu arbeiten<br />
b. bisher verwendete Medikamente<br />
wirken oft nicht mehr, da der Erreger<br />
resistent geworden ist<br />
c. in Malaria-Gebieten werden auch<br />
Feldfrüchte von den Erregern befallen<br />
und vernichten die Ernte<br />
d. alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an<br />
Malaria<br />
8. Warum sollte der Anbau von<br />
<br />
werden?<br />
a. Aremisia annua ist eine moskito-<br />
<br />
<br />
wirksame Medikamente gegen Malaria<br />
hergestellt<br />
<br />
Moskitos<br />
Zur Verfügung gestellt von<br />
action medeor, dem Deutschen<br />
Medikamenten-Hilfswerk<br />
A u f l ö s u n g<br />
1 c<br />
2 b, c<br />
3 c<br />
4 b, c<br />
5 a, b, c<br />
6 a, b, c, d<br />
7 a, b, d<br />
8 b<br />
d!rect intern<br />
27
d!rect intern<br />
1978 nach der großen Weller der<br />
68er und den daraus resultierenden<br />
umweltpolitischen Veränderungen<br />
in Deutschland entschieden sich<br />
das Ministerium für Inneres und<br />
die Umweltminister der Länder<br />
für die Einführung des weltersten<br />
Umweltzeichens. Mit ihm sollten<br />
nicht nur die Umweltverträglichkeit<br />
einzelner Produkte herausgestellt<br />
werden, sondern zugleich<br />
für den Verbraucherschutz<br />
eine Marke entstehen, die den<br />
täglichen Einkauf einfach macht.<br />
Ein Engel wird 30<br />
Die gelben Engel des ADAC sind Dank Werbung in aller Munde. Ein Engel ganz anderer Art feiert<br />
seinen 30igsten Geburtstag fast schon heimlich. Dabei war und ist „Der Blaue Engel“ ein Zeichen<br />
für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Natur- und Verbraucherschutz aus der deutschen „grünen“<br />
Geschichte. Ob Handy, Beamer oder die neue Farbe fürs Zimmer, der Engel rät, was gut für die<br />
Umwelt und für dich ist.<br />
Ein Engel sagt mehr als tausend Worte.<br />
Heute gibt es Den Blauen Engel auf<br />
etwa 10.000 Produkten aus allen<br />
möglichen Kategorien. Die meisten<br />
kennen ihn vermutlich vom Klopapier<br />
aus Umweltpapier. Doch nicht nur auf<br />
Putzmittel, Papier oder Deosprays<br />
<br />
auf Heizungsanlagen, Schmierstoffen,<br />
Farben und Lacken, ja sogar auf<br />
Sofagarnituren.<br />
Die Kriterien, die ein Produkt in<br />
Herstellungsweise und -material<br />
erfüllen muss, werden alle drei bis vier<br />
<strong>Jahre</strong> von der Jury Umweltzeichen<br />
überprüft, eventuell ergänzt und<br />
verändert. So bleibt der Engel<br />
ein zuverlässiges Zeichen für die<br />
Verbraucher.<br />
Das Besondere an diesem Umweltzeichen<br />
außer seinem Alter und seiner<br />
Innovation in der Gründung ist die<br />
Anreizschaffung für Unternehmen.<br />
Ganz bewusst hatten sich die<br />
Verantwortlichen von Bund und Ländern<br />
damals dafür entschieden, den Blauen<br />
Engel als mögliche Auszeichnung für<br />
einzelne Produkte einzuführen. Die<br />
Unternehmen sollten nicht durch<br />
<br />
Wegen ihrer Vielseitigkeit wurden Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) lange Zeit verwendet als Treibgas in Spraydosen,<br />
als Kältemittel in Kühlregalen, Kühl- und Gefriergeräten, als Aufschäummittel für Baustoffe, als Lösemittel zu Reinigungszwecken<br />
in der Textilreinigung und in der Elektroindustrie. Ihre zusätzlich bromierten Verwandten, die sogenannten Halone,<br />
wurden für Feuerwehrlöscher genutzt. Bei Gebrauch wurden sie in entsprechendem Maße in die Atmosphäre abgegeben.<br />
In den höheren Schichten der Atmosphäre, der Stratosphäre, erweist sich ihre chemische Beständigkeit allerdings als verletzlich:<br />
Die ultraviolette Strahlung der Sonne spaltet Chlor-Teilchen aus den FCKW-Molekülen ab. Die dabei entstehenden<br />
<br />
<br />
Hautkrebs und grauem Star führen. Außerdem sind alle FCKW zu 22 Prozent am Treibhauseffekt beteiligt. Klimaveränderungen<br />
und Ernteeinbußen sind die Folge.<br />
Seit 1991 gilt in der Bundesrepublik Deutschland die FCKW-Halon-Verbots-Verordnung,<br />
28 d!rect DREI/2008
Gesetze zum Umweltschutz gezwungen<br />
werden, sondern durch die Vorteile, die<br />
durch den Engel bei der Vermarktung<br />
entstehen, dazu bewegt werden,<br />
neue und innovative umwelt- und<br />
verbraucherfreundliche Produkte zu<br />
entwickeln.<br />
Nicht immer hat das Umweltzeichen<br />
dabei jedoch Erfolg. So ist es von<br />
Seiten der Handybranche abgelehnt<br />
worden. Dabei sind die Kriterien nicht<br />
schwer zu erfüllen und entgegen<br />
der brancheneigenen Einschätzung<br />
sind Handynutzer durchaus daran<br />
interessiert, welchen SAR-Wert – also<br />
<br />
von Funkwellen – das genutzte Handy<br />
hat. Erstaunlich ist, dass der Richtwert<br />
Die Blaue Engel Produktpalette von<br />
Abdeckfolien und Autoreifen bis Zahn-<br />
<br />
ihr auf www.blauer-engel.de<br />
EIm Supermarkt sollte man immer auf den Blauen Engel achten.<br />
d!rect DREI/2008<br />
von 0,6 W/kg nur von 30% aller<br />
angebotenen Handys eingehalten wird.<br />
Doch immer mehr Menschen achten<br />
darauf und ziehen niedrigere SAR-<br />
Werte vor. Die Handybranche wird sich<br />
nicht mehr lange so deutlich von den<br />
Forderungen und Grundlagen des Blauen<br />
Engels für Handys distanzieren können.<br />
Auch bei der Entwicklung FCKW-freier<br />
Kühlschränke und Spraydosen hat der<br />
Blaue Engel großen Vorschub geleistet.<br />
Heute gibt es in Deutschland keine neuen<br />
Geräte diese Art, die FCKW enthalten<br />
und das ist nicht nur dem gesetzlichen<br />
Verbot von 1991 zuzuschreiben. Die<br />
Forderungen des Blauen Engel hatten die<br />
Neuentwicklungen anderer Kühlmodule<br />
und Triebmittel angetrieben und so<br />
ein FCKW-Verbot zum Teil erst möglich<br />
gemacht.<br />
Die Erfolgsgeschichte des Blauen Engels<br />
schlechthin ist sicher sein Einsatz für<br />
Recyclingpapier. Fast jeder Collegeblock<br />
aus Umweltschutzpapier hat ihn, jedes<br />
Umwelt-Klopapier zeigt stolz den Engel.<br />
Mit Beginn der 80er <strong>Jahre</strong> setze diese<br />
Erfolgswelle des Blauen Engels ein<br />
und hat bis heute eigentlich kein Ende<br />
gefunden.<br />
Die Palette an Produkten mit dem<br />
Umweltengel ist größer geworden;<br />
die beteiligten ausgezeichneten<br />
Unternehmen bewegen sich in ihrer Zahl<br />
auf die 100 zu; die Relevanz beim Einkauf<br />
kann zwar noch gesteigert werden, aber<br />
auch sie ist nicht zu verachten.<br />
30 <strong>Jahre</strong> Einsatz für die Umwelt, 30<br />
<strong>Jahre</strong> Einsatz für Verbraucherhinweise,<br />
30 <strong>Jahre</strong> Blauer Engel – wir<br />
gratulieren und wünschen weiterhin<br />
viele Erfolgsgeschichten in Sachen<br />
Umwelt- und<br />
von Katharina Sedlák<br />
d!rect intern<br />
29
d!rect intern<br />
Mal <strong>wieder</strong> nicht richtig<br />
nachGed8!<br />
Es gibt Tage, an denen unsere Kultusminister und Verantwortliche aus dem Bereich Bildung<br />
und Schule das Glück haben, Empfänger einer Eingebung zu sein. Jedenfalls hat diese Eingebung,<br />
woher sie auch immer kommen mag, einen prägnanten Inhalt: „REFORM! Wir brauchen<br />
Reformen!“<br />
Im Grunde kann dieser Eingebung<br />
keiner einen Vorwurf machen. Sie hat<br />
Recht. Unser Bildungssystem braucht<br />
ganz dringend Reformen. Die Liste<br />
dafür ist lang und keiner weiß so recht,<br />
wo er anfangen soll: Bei der frühen<br />
Selektion nach der vierten Klasse?<br />
Bei den überfüllten Klassenzimmern?<br />
Bei dem Ruf der Hauptschulen als<br />
so genannte Restschulen? Bei der<br />
<br />
nach einem inklusiven Schulsystem?<br />
Leider ist jedoch unsere<br />
hoffnungsträchtige Eingebung in ihren<br />
Möglichkeiten begrenzt.<br />
Das Handeln und Denken, welche<br />
Reform unser Schulsystem genau<br />
braucht, obliegt in den Händen der<br />
Verantwortlichen für Schule und<br />
Bildung und noch dazu in den jeweiligen<br />
Bundesländern. Und so muss sie wohl<br />
oder übel die schwierige Fragestellung<br />
und Entscheidung „Was für eine Reform<br />
brauchen wir?“ diesen Menschen<br />
überlassen. Nicht selten kommt es vor,<br />
dass sie verzweifelt die Hände über den<br />
Kopf zusammenschlägt und einen tiefen<br />
Seufzer mit den Worten: „Nein - nicht<br />
schon <strong>wieder</strong>!“ ausstößt. Ein gutes<br />
Beispiel ist hierfür das achtjährige<br />
Gymnasium (G8), momentan auch in<br />
der Presse (was den Namen dieser<br />
Reform besser trifft) „Turbo-Abi“<br />
genannt. Die Idee dieser Reform ist<br />
an sich ein alter Hut. Bereits in den<br />
sechziger <strong>Jahre</strong>n wurde die gymnasiale<br />
Schulzeitverkürzung in der CDU<br />
diskutiert und fand sogar 1981 ihren<br />
Weg ins CDU-Grundsatzprogramm. Im<br />
Laufe der Zeit hatten die Diskussionen<br />
rund um das G8 immer <strong>wieder</strong> ihre<br />
Höhen und Tiefen. Jedoch erlangte<br />
diese Reform in den letzten <strong>Jahre</strong>n ihre<br />
heimliche Blütezeit.<br />
<br />
wurde die Schulzeitverkürzung an<br />
Gymnasien von neun auf acht <strong>Jahre</strong><br />
von immer mehr Bundesländern<br />
durchgesetzt und galt lange Zeit als die<br />
großartige Reform. <strong>Alle</strong>rdings erweist<br />
sie sich jetzt, nachdem die Jahrgänge<br />
der Zehn-, Elf- und Zwölfjährigen, deren<br />
Eltern und Lehrer Erfahrungen mit<br />
dem Schulalltag im G8-Modus gemacht<br />
haben, als pädagogischen Fehltritt. Wohl<br />
gemeinsam mit der Eingebung schlägt<br />
nun eine breite Öffentlichkeit die Hände<br />
über dem Kopf zusammen und wird sich<br />
der negativen Folgen für Schülerinnen<br />
und Schüler hautnah bewusst:<br />
• Durch die Aufstockung der<br />
Unterrichtszeiten, des zusätzlichen<br />
Nachmittagsunterricht und durch<br />
das Mehr an Hausaufgaben gleicht<br />
ein Schultag den Arbeitstag eines<br />
gut ausgelasteten Erwachsenen.<br />
Für unsere Schülerinnen und Schüler<br />
fallen unersetzliche freiwillige<br />
und entwicklungsfördernde<br />
Beschäftigungen im Freizeitbereich<br />
(künstlerisches, musisches und<br />
sportliches Lernen) weg. Dazu zählt<br />
auch das wichtige ehrenamtliche<br />
soziale und pädagogische Engagement.<br />
• Unsere Schülerinnen<br />
und Schüler werden krank. Immer<br />
mehr Lern- und Verhaltensstörungen<br />
treten auf. Kinderpsychologen und<br />
Kindertherapeuten sprechen von<br />
30 d!rect DREI/2008
verstärkten Stresskrankheiten<br />
(Magenprobleme, Kopfschmerzen,<br />
<br />
Schülern.<br />
• Die enormen<br />
Leistungs-anforderungen und<br />
Arbeitsbelastungen fördern das<br />
Konkurrenzverhalten unter den<br />
Schülerinnen und Schüler. Sie<br />
werden zu „Einzelkämpfer“ und<br />
versuchen sich gegenüber ihrer<br />
Klassenkameraden abzusetzen. Das<br />
gemeinschaftliche und gegenseitige<br />
Lernen fällt weg und es bleibt keine Zeit<br />
für zwischenmenschliche Beziehungen<br />
unter den Schülerinnen und Schüler.<br />
• Ein besonderer Nachteil<br />
besteht für Schülerinnen und Schüler<br />
des ersten G8-Jahrganges. Sie<br />
müssen mit einem Jahr weniger<br />
Erfahrung und Unterricht dasselbe<br />
Abitur absolvieren und mit doppelt so<br />
vielen Bewerberinnen und Bewerbern<br />
um Studien- und Ausbildungsplätze<br />
konkurrieren.<br />
• Ebenfalls treten für<br />
Schülerinnen und Schüler des<br />
letzten G9 –Jahrganges erhöhte<br />
Leistungsanforderungen auf. Wird<br />
eine Schülerin oder ein Schüler nicht<br />
in das nächste Schuljahr versetzt,<br />
muss nicht nur das letzte Schuljahr<br />
<strong>wieder</strong>holt werden, sondern noch ein<br />
weiteres aufgearbeitet werden.<br />
d!rect DREI/2008<br />
• Schülerinnen und<br />
Schüler können den schulischen<br />
Anforderungen ohne Hilfe der<br />
Eltern und Instituten nicht mehr<br />
gerecht werden. Besonders Familien<br />
aus sozial schwachen Hintergründen<br />
können diesen zeitlichen und<br />
<br />
Bildung nicht bewältigen. Die soziale<br />
Selektion im Bildungssystem nimmt<br />
zu und die Chancengleichheit sinkt.<br />
Das Turbo-Abi ist eine Reform, die<br />
unser Bildungssystem keineswegs<br />
nach vorn gebracht hat – ganz im<br />
Gegenteil. Wieder eine von vielen<br />
Reformen in der Geschichte der<br />
Bundesrepublik Deutschland, die<br />
nichts bewirkt, sondern vielmehr die<br />
Situation von Schülerinnen und Schüler<br />
verschlechtert hat.<br />
Als Fazit dieses Artikels sollen zwei<br />
Zitate stehen. Zum einen ein Zitat<br />
aus unserer Plattform, das meines<br />
Erachtens am besten beschreibt,<br />
welche Schule wir in unserer heutigen<br />
Zeit und Gesellschaft brauchen und<br />
wegweisend für die richtigen Reformen<br />
ist:<br />
„Die <strong>KSJ</strong> spricht sich für eine<br />
Schule aus, in der die Lebendigkeit<br />
der Personen, ein pädagogisches<br />
Ethos, Innovationsbereitschaft und<br />
reformerische Elemente zu einer<br />
gelebten Lehr- und Lerngemeinschaft<br />
führen. Wir wollen eine Schule,<br />
in der Lernen Spaß macht und<br />
Persönlichkeiten - junge wie ältere<br />
- aktiv sind und einander Gewinn<br />
verschaffen.<br />
Im Mittelpunkt des Lernens muss der<br />
Mensch als Kind bzw. als Jugendlicher<br />
stehen, seine Selbständigkeit,<br />
Selbstachtung und seine Bedürfnisse.<br />
Daher ist es nicht in erster Linie<br />
Aufgabe der Schule, ihn auf das Leben<br />
als berufstätigen Erwachsenen hin<br />
zu erziehen. Die Schülerin oder der<br />
Schüler sind nicht kleine oder „Noch-<br />
<br />
der Erziehung, sondern Subjekte<br />
des eigenen Lernens. Schüler und<br />
Schülerinnen sollten über Inhalte und<br />
Methoden mitbestimmen. Dabei lernen<br />
sie Zusammenarbeit: Das Lernen<br />
von Partnern und Partnerinnen, das<br />
Miteinander-Lernen, das Dialogische-<br />
Lernen, das Lernen von Jüngeren.<br />
Sie erfahren, dass Lernen überhaupt<br />
Kommunikation ist.“<br />
Zum anderem die Worte von Susanne<br />
Gaschke, Journalistin für Die Zeit, die<br />
ebenfalls meine vollste Zustimmung<br />
(vielleicht auch die der Eingebung)<br />
hat:<br />
„Wenn jemals in einer politischen<br />
Einzelfrage eine Umkehr, ein Einsehen<br />
bei den politisch Verantwortlichen<br />
nötig (und möglich!) war, dann jetzt<br />
– manchmal ist der einzige Weg nach<br />
vorn ein Schritt zurück“.<br />
von Karin Gaida<br />
d!rect report<br />
31
d!rect gegrüsst<br />
Pille & Chrischdel grüßen<br />
die Leiter/innen der<br />
<strong>KSJ</strong> St. Winfried (Chris-<br />
<br />
Speyer)<br />
Ich grüße Anne, Wassen, Josh und Maria.<br />
Danke für die tolle Zusammenarbeit.<br />
Durch eure tolle Zusammenarbeit<br />
und Teamfähigkeit bin ich in die Aufgaben<br />
der DL hineingewachsen. Hab euch<br />
lieb! (Karthrin Artz, Münster)<br />
Ich grüße die <strong>KSJ</strong>-Burlo.<br />
50 <strong>Jahre</strong> und kein Ende in<br />
Sicht. Ihr seid super!<br />
(Kathrin, Münster)<br />
Ich grüße Carmen und Felix! Danke, für Eure Einladung.<br />
War eine Superzeit bei Euch auf der Burg.<br />
Außerdem liebste Grüße an Sina. Fühl Dich gedrückt.<br />
(Joe, Uncle Sam, Berlin)<br />
<br />
LeiterInnen und die Lerch-Sisters. Ich rockt die<br />
Laden auch ohne Referenten! Grüße aus Münster.<br />
(Joe, Münster)<br />
Hallo Leute! Ich grüße euch von<br />
unserer Diözesankonferenz in<br />
Kaiserslautern. (Linda, HD-DL<br />
Speyer)<br />
Die DL-Speyer bedankt sich noch mal bei unserem<br />
Moderator Andreas! Danggeescheeen!<br />
(DL Speyer)<br />
Wenn alles so gut organisiert wäre wie das<br />
Café Sonnendeck auf dem Katholikentag, dann<br />
wären auch die Bildungskampagnenklappplakate<br />
auf der Diko dabei gewesen. Sorry, Karin<br />
(Jan-Christoph Horn, Geist, Münster)<br />
Mick (KL) grüßt alle <strong>KSJ</strong>’ler & FCK-<br />
Fans (Michael Engels, Kaiserslautern/<br />
<br />
<strong>KSJ</strong>-Diko Speyer<br />
grüßt den Rest der<br />
Welt (<strong>KSJ</strong>-Speyer)<br />
Liebe Grüße an den<br />
BDKJ Vorstand der Diözese<br />
Münster. Danke<br />
für eure Arbeit und<br />
alles Gute für die Zukunft!<br />
(Anne Schlüter,<br />
DL Münster, Münster)<br />
32 d!rect DREI/2008
d!rect DREI/2008<br />
Ich grüße alle Teilnehmer der Diko 08 in<br />
Mainz, vor allem den Volker, weil er so cool<br />
ist. Aber den Rest mag ich auch! (Tobias K.,<br />
Willigis, Mainz)<br />
Sven grüßt die tollste<br />
Referentin der Welt,<br />
Tina Thomas! (Sven,<br />
Schulungsteam Mainz,<br />
<strong>KSJ</strong> Mainz)Sven grüßt die SG Gießen und freut<br />
Ich grüße mit mega vielen Glückwünschen<br />
und Spaß Renate Bauer in Schweden und<br />
hoffe, dass sie dort die <strong>KSJ</strong> gefunden hat.<br />
(Julia Heuser/Sven Schuster, TH, Mainz)<br />
Lieber Seb, wir grüßen Dich von der<br />
DiKo 2008. Leider nähert sich Deine<br />
Verabschiedung aus der <strong>KSJ</strong>. Wir sind<br />
schon ganz traurig und werden dich<br />
vermissen! (Lea und Caro, Willigis und<br />
Schulungsteam, Mainz)<br />
sich darüber, dass sie auf der<br />
<br />
Mainz, <strong>KSJ</strong> Mainz)<br />
Ich grüße ganz herzlich die Julia Wagner aus der Stadtgruppe<br />
Groß-Gerau. (Isabelle Neumann, TH, Mainz)<br />
Ganz, Ganz liebe Grüße an Tina! (Isabelle<br />
Neumann, TH, Mainz)<br />
Ich grüße ganz herzlich den Martin Sander!<br />
(Julia Heuser, TH, Mainz)<br />
Ich möchte mich bei meinen<br />
Annika-Schatz bedanken und<br />
freue mich auf eine gemeinsame<br />
BuKo-Zeit! (Julia Heuser,<br />
TH, Mainz)<br />
Sven grüßt Annika, die offensichtlich<br />
zuviel Charlotte<br />
Roche gelesen hat<br />
J! (Sven, Schulungsteam<br />
Mainz, <strong>KSJ</strong> Mainz))<br />
<br />
High Motion Teamer und die vielen Helfer, die<br />
beim Katholikentag spitzenmäßige Kletteraktionen<br />
auf die Beine gestellt haben. (Tobias Kirchner,<br />
Bildungsreferent, Münster)<br />
d!rect gegrüsst<br />
Ich grüße ganz, ganz<br />
herzlich den Tobi<br />
Resa! (Isabelle Neumann,<br />
TH, Mainz)<br />
33
d!rect telegramm<br />
Bayern<br />
Einer Studie des Sozialwissenschaftlers Jochen Groß<br />
und des Sozialforschers Thomas Hinz zufolge werden<br />
SchülerInnen in Bayern ungerecht nach der Grundschule<br />
auf die verschiedenen Schulformen versetzt. Die<br />
Grünen sehen sich durch die Studie in ihrer Kritik an<br />
der Bildungspolitik der CSU bestätigt. „Das bayerische<br />
Schulwesen enthält leistungsfähigen Kindern Chancen<br />
vor“, sagte Fraktionschef Sepp Dürr. 1Unterschi Unterschi Unterschiede und<br />
Ungerechtigkeiten bestehen neben den Schulformen chulform ulform auch<br />
zwischen verschiedenen Schulen einer Schulform. chulform lform<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
IEs ist soweit! Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden<br />
die Kopfnoten zum Schuljahresende auf den Zeugnisse<br />
aller Schüler an allgemeinbildenden Schulen erscheinen.<br />
<br />
Kopfnoten die Chancengleichheit in Bewerbungsverfahren<br />
in Gefahr bringen sollen. Die SchülerInnen müssen sich<br />
ab diesem Schuljahr nun auch in ihrem Arbeits- und<br />
Sozialverhalten bewerten lassen. Die Bewertungen 2wertungen wertungen reiche<br />
reichen<br />
von „vorbildlich“ über „gut“ und „zufriedenstellend“ 2denstellend“ “ bis zu z<br />
„entwicklungsbedürftig“.<br />
Länderübergreifend<br />
Vor 3 <strong>Jahre</strong>n gründeten drei Kölner Studenten die Internetplattform Spickmich.de. In den Reihen der LehrerInnen Deutschlands<br />
war die Reaktion von Entsetzen, Erstaunen über Ungläubigkeit bis hin zur Wut hauptsächlich negativ und von SchülerInnen<br />
wurde diese Plattform schnell intensiv genutzt. Mittlerweile kann die Website nach Betreiberangaben eine halbe Millionen Nutzer<br />
verzeichnen. Ein Gymnasiallehrerin vom Niederrhein versucht gerichtlich gegen die Bewertungs- und Beurteilungsplattform<br />
<br />
nun, dass diese Plattform auch inhaltlich sinnvoll von Seiten des Kollegiums genutzt werden kann. So ist die 3Plattform Plattform immer imm immer<br />
<br />
<br />
<br />
vorbringen und ihre Kritik offen äußern.<br />
Wer einmal einen Blick auf die Website wagt wird auch erkennen, dass der Großteil der Noten im mittleren en Zweierbereic<br />
Zweierbereich<br />
liegt. SchülerInnen scheinen nicht nur, wie befürchtet, ihre Wut an den LehrerInnen auszulassen, sondern nutzten auch uch die<br />
Möglichkeit gute bis sehr gute Einschätzungen abzugeben.<br />
34 d!rect DREI/2008
Wir präsentieren euch die aktuellen Artikel aus dem Vertriebssortiment der Bildungskampagne.<br />
Bestellen könnt ihr sie im Bundesamt.<br />
d!rect DREI/2008<br />
BILDUNGSTASSEN Ein uraltes Geheimrezept: Wenn es<br />
mal nicht so läuft trinken einen leckeren Kakao oder einen heißen Tee.<br />
Am besten noch aus unseren Bildungstassen.<br />
<br />
TROSTPFLASTER Trost und Segen für die geplagte<br />
Schülerseele. Wer mal keine tolle Note auf dem Zeugnis hat, bekommt<br />
klebt.<br />
<br />
POSTKARTEN Unsere Postkartenserie sprechen wir konkrete<br />
Bereiche der Bildungsungerechtigkeit an, etwa Analphebetismus<br />
und verstärken unsere Forderung für mehr Chancengleichheit in<br />
unserem Bildungssystem<br />
<br />
STUNDENPLÄNE Einen optimalen Start ins neue Schuljahr<br />
garantieren unsere Stundenpläne sogar ganz umsonst. In Verbindung<br />
mit dem Klappplakat könnt ihr hier den Spieß umdrehen: Wie<br />
wäre es mit Stundenplänen für Politiker oder Lehrer?<br />
<br />
PLAKAT Das Plakat der Bildungskampagne hat einen ganzheitlichen<br />
Charakter und soll während der gesamten Aktion auf die Kampagne<br />
aufmerksam machen.<br />
<br />
d!rect intern<br />
35
EMPFÄNGER