Alle Jahre wieder - KSJ
Alle Jahre wieder - KSJ
Alle Jahre wieder - KSJ
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
d!rect intern<br />
Mal <strong>wieder</strong> nicht richtig<br />
nachGed8!<br />
Es gibt Tage, an denen unsere Kultusminister und Verantwortliche aus dem Bereich Bildung<br />
und Schule das Glück haben, Empfänger einer Eingebung zu sein. Jedenfalls hat diese Eingebung,<br />
woher sie auch immer kommen mag, einen prägnanten Inhalt: „REFORM! Wir brauchen<br />
Reformen!“<br />
Im Grunde kann dieser Eingebung<br />
keiner einen Vorwurf machen. Sie hat<br />
Recht. Unser Bildungssystem braucht<br />
ganz dringend Reformen. Die Liste<br />
dafür ist lang und keiner weiß so recht,<br />
wo er anfangen soll: Bei der frühen<br />
Selektion nach der vierten Klasse?<br />
Bei den überfüllten Klassenzimmern?<br />
Bei dem Ruf der Hauptschulen als<br />
so genannte Restschulen? Bei der<br />
<br />
nach einem inklusiven Schulsystem?<br />
Leider ist jedoch unsere<br />
hoffnungsträchtige Eingebung in ihren<br />
Möglichkeiten begrenzt.<br />
Das Handeln und Denken, welche<br />
Reform unser Schulsystem genau<br />
braucht, obliegt in den Händen der<br />
Verantwortlichen für Schule und<br />
Bildung und noch dazu in den jeweiligen<br />
Bundesländern. Und so muss sie wohl<br />
oder übel die schwierige Fragestellung<br />
und Entscheidung „Was für eine Reform<br />
brauchen wir?“ diesen Menschen<br />
überlassen. Nicht selten kommt es vor,<br />
dass sie verzweifelt die Hände über den<br />
Kopf zusammenschlägt und einen tiefen<br />
Seufzer mit den Worten: „Nein - nicht<br />
schon <strong>wieder</strong>!“ ausstößt. Ein gutes<br />
Beispiel ist hierfür das achtjährige<br />
Gymnasium (G8), momentan auch in<br />
der Presse (was den Namen dieser<br />
Reform besser trifft) „Turbo-Abi“<br />
genannt. Die Idee dieser Reform ist<br />
an sich ein alter Hut. Bereits in den<br />
sechziger <strong>Jahre</strong>n wurde die gymnasiale<br />
Schulzeitverkürzung in der CDU<br />
diskutiert und fand sogar 1981 ihren<br />
Weg ins CDU-Grundsatzprogramm. Im<br />
Laufe der Zeit hatten die Diskussionen<br />
rund um das G8 immer <strong>wieder</strong> ihre<br />
Höhen und Tiefen. Jedoch erlangte<br />
diese Reform in den letzten <strong>Jahre</strong>n ihre<br />
heimliche Blütezeit.<br />
<br />
wurde die Schulzeitverkürzung an<br />
Gymnasien von neun auf acht <strong>Jahre</strong><br />
von immer mehr Bundesländern<br />
durchgesetzt und galt lange Zeit als die<br />
großartige Reform. <strong>Alle</strong>rdings erweist<br />
sie sich jetzt, nachdem die Jahrgänge<br />
der Zehn-, Elf- und Zwölfjährigen, deren<br />
Eltern und Lehrer Erfahrungen mit<br />
dem Schulalltag im G8-Modus gemacht<br />
haben, als pädagogischen Fehltritt. Wohl<br />
gemeinsam mit der Eingebung schlägt<br />
nun eine breite Öffentlichkeit die Hände<br />
über dem Kopf zusammen und wird sich<br />
der negativen Folgen für Schülerinnen<br />
und Schüler hautnah bewusst:<br />
• Durch die Aufstockung der<br />
Unterrichtszeiten, des zusätzlichen<br />
Nachmittagsunterricht und durch<br />
das Mehr an Hausaufgaben gleicht<br />
ein Schultag den Arbeitstag eines<br />
gut ausgelasteten Erwachsenen.<br />
Für unsere Schülerinnen und Schüler<br />
fallen unersetzliche freiwillige<br />
und entwicklungsfördernde<br />
Beschäftigungen im Freizeitbereich<br />
(künstlerisches, musisches und<br />
sportliches Lernen) weg. Dazu zählt<br />
auch das wichtige ehrenamtliche<br />
soziale und pädagogische Engagement.<br />
• Unsere Schülerinnen<br />
und Schüler werden krank. Immer<br />
mehr Lern- und Verhaltensstörungen<br />
treten auf. Kinderpsychologen und<br />
Kindertherapeuten sprechen von<br />
30 d!rect DREI/2008