Alle Jahre wieder - KSJ
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Welche Rolle spielte Ursula Henninger<br />
in dieser Konstellation?<br />
Sie gehörte nicht unmittelbar einem<br />
<br />
eine vermittelnde Position einzunehmen<br />
und für Verständnis auf beiden<br />
Seiten zu werben. Gegenüber den<br />
Erwachsenenverbänden (damals noch<br />
Heliand und ND) war sie dagegen<br />
eine klare Fürsprecherin der <strong>KSJ</strong>. Sie<br />
wirkte konstruktiv an der Erarbeitung<br />
der „Plattform“ mit.<br />
Eines ihrer zentralen Anliegen war,<br />
dass der kleinere Heliand nicht<br />
einfach vom „Männerring“ einverleibt<br />
wurde. Ein eigenständiger Raum für<br />
Frauen und Mädchen war - bei aller<br />
Bereitschaft zur Kooperation - für<br />
sie eine tragende Perspektive. Dazu<br />
gehörte auch die personelle Absicherung<br />
der Vertretung von Heliand und<br />
ND in der <strong>KSJ</strong>-Bundesleitung. Auch<br />
innerhalb des BDKJ trat sie dafür ein,<br />
<br />
einem, ausschließlich an der Pfarrgemeinde<br />
orientierten Einheitsbrei<br />
zu verwischen, sondern Zielgruppenorientierte<br />
und in ihrer Ausrichtung<br />
<br />
Da sie aus der Schule kam, war die<br />
kritische Auseinandersetzung mit<br />
dem Bildungssektor für Ursula von<br />
besonderem Interesse. Die „Kritik der<br />
d!rect DREI/2008<br />
Nachruf für<br />
Ursula Henninger<br />
Am 29. August starb die ehemalige Leiterin der <strong>KSJ</strong> Ursula Henninger im Alter von nur 64<br />
<strong>Jahre</strong>n. Als Ursula Henninger 1973 Leiterin der <strong>KSJ</strong> wurde, hatten sich kurz vorher Heliand<br />
und ND-Schülergemeinschaft in der <strong>KSJ</strong> zusammengetan. Das Miteinander galt es zu gestalten.<br />
Eine gemeinsame und zeitgemäße „Plattform“ musste her. Da gab es turbulente Auseinandersetzungen<br />
und wichtige Weichenstellungen für die weitere Zukunft des Verbandes. Zwei Lager<br />
stritten bis in jede Formulierung hinein um ihre Position. Von außen verschwammen dagegen<br />
die Unterschiede und die Rechtgläubigkeit der <strong>KSJ</strong> stand in Zweifel.<br />
technokratischen Bildungsreform“<br />
(so ein <strong>KSJ</strong>-Heft) und die Mitgestaltung<br />
des Schwerpunktes „Schule“<br />
lagen ihr am Herzen.<br />
Ursula wahrte zugleich einen<br />
lebendigen Kontakt zur „Basis“ der<br />
Mädchen und Jungen in der <strong>KSJ</strong>. An<br />
der Vorbereitung und Leitung eines<br />
der größten Treffen von Jugendlichen<br />
dieser Zeit, des „Rendevous ’76“, war<br />
sie wesentlich beteiligt. Für nahezu<br />
4000 <strong>KSJ</strong>-lerinnen und <strong>KSJ</strong>-ler - auf<br />
sechs Wochen und im ganzen Tal<br />
der Wildschönau verteilt - war sie<br />
eine geduldige und verständnisvolle<br />
Ansprechpartnerin.<br />
Sie war meistens fröhlich und gerne<br />
ironisch. Sie liebte das Lied „Sie war<br />
ein Mädchen voller Güte, und in den<br />
Heliand ging sie gern“, in dem im Stil<br />
einer Moritat mit grausigem Ende die<br />
„Kooperation“ die Beziehung eines<br />
Heliandmädchens zum „Ritter von<br />
Neudeutschland“ besungen wird.<br />
Sie war die Einzige, die immer den<br />
vollständigen Text konnte. Mit ihr geht<br />
ein Stück <strong>KSJ</strong>-Geschichte.<br />
Nach Ursels aktiver Zeit in der <strong>KSJ</strong><br />
in Köln wurde sie von den Franziskanern<br />
nach Großkrotzenburg an das<br />
Franziskaner-Gymnasium Kreuzburg<br />
gelockt. Mit großem Engagement war<br />
sie Lehrerin und brachte sich, wie sie<br />
es von der <strong>KSJ</strong> gewohnt war, auch<br />
sehr persönlich und privat als Person<br />
stufenschülerinnen<br />
und -schüler eine<br />
verständige und partnerschaftliche<br />
Tutorin. Später dann entdeckte sie<br />
„die Kleinen“ für sich, die sie förderte,<br />
umsorgte und mütterlich behütete.<br />
Mit pädagogischem Feingefühl<br />
versuchte sie immer unermüdlich<br />
<br />
verantwortungsbewusste Gemeinschaften<br />
zu machen. In diesem Sinne<br />
prägte sie auch die gesamte Schule<br />
mit in Seminaren und Ausschüssen.<br />
Die Kreuzburg hat ihr viel zu verdanken.<br />
In all ihrer Arbeit war ihre durch<br />
ihren Glauben geprägte Grundhaltung<br />
spürbar und so konnte sie vielen<br />
Kindern, Jugendlichen und Kollegen<br />
Vorbild sein.<br />
<br />
ihr Lehreralltag immer schwerer.<br />
Die ewigen Korrekturen und Anforderungen<br />
machten ihr und ihrer<br />
Gesundheit zu schaffen und so<br />
verließ sie die Schule vorzeitig mit<br />
56 <strong>Jahre</strong>n, um endlich Ruhe haben zu<br />
dürfen.<br />
Wir nehmen Abschied von einer<br />
Weggefährtin und werden sie dankbar<br />
in Erinnerung behalten.<br />
Maria Fuest, Monika Rhein,<br />
Heribert Graab<br />
d!rect intern<br />
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