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Blutuntersuchungen in der Tuberkulosediagnostik - Medizinisches ...

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Mediz<strong>in</strong>isches Labor Bremen<br />

Ärzte für Laboratoriumsmediz<strong>in</strong>, Mikrobiologie und<br />

Infektionsepidemiologie, Biochemie; Umweltmediz<strong>in</strong><br />

<strong>Blutuntersuchungen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Tuberkulosediagnostik</strong><br />

Goldstandard <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erkennung e<strong>in</strong>er aktiven Tuberkulose ist auch heute noch die<br />

Anwendung kl<strong>in</strong>ischer, bildgeben<strong>der</strong>, mikroskopischer und kulturell-mikrobiologischer<br />

Verfahren. Mit hoher Sensitivität s<strong>in</strong>d seit e<strong>in</strong>igen Jahren molekularbiologische<br />

Methoden zum Erregernachweis und zur Speziesdifferenzierung h<strong>in</strong>zugetreten.<br />

Zunehmend gew<strong>in</strong>nen jedoch auch labordiagnostische Bluttests an<br />

Bedeutung, bei denen <strong>der</strong> Nachweis immunologischer Vorgänge <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den TBC-Bakterien diagnostisch nutzbar gemacht wird.<br />

Säurefeste Stäbchen<br />

mikroskopisch<br />

Verkäsendes Granulom<br />

„Quantiferon-TB Gold“ Nachweis TBCsensibilisierter<br />

Lymphozyten im Blut<br />

Die immunologische Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Tuberkulose-<br />

Erregern <strong>in</strong>duziert beim Menschen sowohl e<strong>in</strong>e serologische<br />

Antikörperreaktion als auch e<strong>in</strong>e Sensibilisierung spezifischer<br />

Lymphozyten. Diese Sensibilisierung machte man sich z. B.<br />

diagnostisch mit dem früher verfügbaren TINE-Test bzw. <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>tra<strong>der</strong>malen Tuberkul<strong>in</strong><strong>in</strong>jektion nach Mendel-Mantoux<br />

zunutze, bei <strong>der</strong> Lymphozyten<strong>in</strong>vasionen zur Induration und<br />

tastbaren Knötchenbildung an den entsprechenden<br />

Hautstellen führen. Obwohl vielfach bewährt, hat dieses<br />

Vorgehen auch se<strong>in</strong>e Probleme, da die Sensitivität nicht<br />

optimal ist und regelmäßig „falsch positive“ Reaktionen z. B.<br />

bei BCG-Geimpften und bei früherem Kontakt mit ubiquitären<br />

Mykobakterien (MOTT) beobachtet werden.<br />

E<strong>in</strong> neuer Bluttest soll diese Schwächen nun vermeiden. Im<br />

Quantiferon-TB Gold-Test werden ebenfalls sensibilisierte<br />

Lymphozyten gegen Tuberkulose-Erreger nachgewiesen.<br />

Durch die Wahl dreier hochspezifischer TBC-Antigene im<br />

Testansatz (ESAT-6, CFP-10 und TB7.7(p4)) werden aber die<br />

Kreuzreaktionen mit BCG und den meisten an<strong>der</strong>en, ubiquitären<br />

Mykobakterien vermieden, so dass positive Reaktionen mit<br />

sehr hoher Spezifität auf e<strong>in</strong>e stattgehabte Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

des Immunsystems mit Bakterien des M.tbc.-Komplexes (M.<br />

tuberculosis, M. bovis, M. africanum) h<strong>in</strong>deuten. Auch ist das<br />

Nachweissystem des Quantiferon-TB-Goldtests bei weitem<br />

sensitiver als die getastete Haut<strong>in</strong>duration beim Mendel-<br />

Mantoux-Test. Es wird nämlich die Interferon-Gamma-<br />

Haferwende 12<br />

28357 Bremen · Germany<br />

Fon:+49 (0)421 2072-0<br />

Fax:+49 (0)421 2072-167<br />

Web:www.mlhb.de<br />

BOR-<br />

Produktion <strong>der</strong> sensibilisierten Lymphozyten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spezialkultur<br />

von lebenden Blutzellen im Labor mittels e<strong>in</strong>es sensitiven<br />

ELISA-Tests gemessen.<br />

Kl<strong>in</strong>ische Studien zeigen e<strong>in</strong>deutig<br />

die Überlegenheit des Quantiferon-<br />

TB Gold-Tests gegenüber den<br />

herkömmlichen Hauttestungen. So<br />

weist er bei floriden Tuberkulose-<br />

Infektionen e<strong>in</strong>e Sensitivität von ca. 90 % auf. Sogar <strong>in</strong> Populationen<br />

mit niedrigem TBC-Risiko zeigt er e<strong>in</strong>e hohe Spezifität<br />

von etwa 98 %. Es liegen außerdem H<strong>in</strong>weise vor, dass stark<br />

positive Ergebnisse des Quantiferon-TB Gold-Tests vor allem<br />

bei floriden Infektionen beobachtet werden, während schwach<br />

positive Ergebnisse vor allem bei <strong>der</strong> latenten, persistierenden<br />

Infektion vorkommen. Dies bedarf aber noch weiterer<br />

Bestätigung. E<strong>in</strong>e früher erfolgte BCG-Impfung stört den Test<br />

nicht, d. h. es treten nach TBC-Impfung ke<strong>in</strong>e positiven<br />

Reaktionen <strong>in</strong> diesem Bluttest auf! Aufgrund se<strong>in</strong>er guten<br />

Leistungscharakteristik ist <strong>der</strong> Test u. a. durch die amerikanischen<br />

Gesundheitsbehörden zugelassen (FDA approved) und<br />

trägt das europäische CE-Zeichen.<br />

IN<br />

F<br />

LA<br />

O<br />

RMATION


Zur Testdurchführung müssen drei spezielle Vacuetten-Blutröhrchen<br />

beschriftet, bis zum Eichstrich befüllt und schnellstmöglich<br />

zum Labor transportiert werden. Die drei Röhrchen<br />

enthalten<br />

a) die spezifischen TBC-Antigene für den Serum-Ansatz,<br />

b) e<strong>in</strong> Lymphozyten-Mitogen als Kontrolle <strong>der</strong> generellen<br />

Stimulierbarkeit <strong>der</strong> Lymphozyten und<br />

c) e<strong>in</strong>e Leerkontrolle zum Erkennen e<strong>in</strong>er eventuellen unspezifischen<br />

Aktivierung.<br />

Für e<strong>in</strong>e valide Testauswertung ist es erfor<strong>der</strong>lich, immer alle<br />

drei Röhrchen zu befüllen und zu untersuchen. Die Spezial-<br />

Röhrchen werden Ihnen auf Wunsch kostenlos vom Labor zur<br />

Verfügung gestellt. An<strong>der</strong>e Röhrchen dürfen nicht verwendet<br />

werden, da sonst falsche Ergebnisse resultieren.<br />

Tuberkulose-Antikörper<br />

Obwohl die Tuberkulose als typische granulomatös-entzündliche<br />

Infektionskrankheit vorwiegend durch die unspezifische<br />

und spezifische zelluläre Immunreaktion kontrolliert wird, wird<br />

zusätzlich auch e<strong>in</strong>e serologische Antwort (Antikörperreaktion)<br />

<strong>in</strong>duziert. Ob und <strong>in</strong> welchem Maße sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pathogenese<br />

und Beherrschung <strong>der</strong> Infektion e<strong>in</strong>e Rolle spielt, ist nicht<br />

bekannt. Ergänzend, nicht als Ersatz zu den klassischen<br />

Verfahren, kann sie aber diagnostisch nutzbar gemacht<br />

werden. Zu diesem Zweck werden im Labor unterschiedliche<br />

ELISA-Tests aus gewöhnlichen Vollblut- bzw. Serumproben<br />

durchgeführt.<br />

Der CE-zertifizierte Mykobakterien-Antikörpertest<br />

verwendet das zytosolische Antigen A60 zum Nachweis<br />

spezifischer IgG-Antikörper im Patientenserum. Dieses Antigen<br />

wird nicht nur <strong>in</strong> M. tuberculosis-Bakterien gefunden, son<strong>der</strong>n<br />

auch bei ubiquitären Mykobakterien (MOTT), M. leprae und z.<br />

B. Nocardia spp. Dementsprechend kann und muß also nicht<br />

nur bei <strong>der</strong> Tuberkulose, son<strong>der</strong>n auch bei Infektionen durch<br />

verwandte Bakterienspezies mit e<strong>in</strong>er positiven IgG-Reaktion<br />

gerechnet werden. Demgegenüber weisen gesunde, nicht<br />

<strong>in</strong>fizierte Probanden auch ke<strong>in</strong>e Mykobakterienantikörper auf.<br />

Latente, persistierende TBC-Infektionen führen ebenfalls nicht<br />

zu e<strong>in</strong>er positiven IgG-Reaktion. Der Antikörpertest ist daher<br />

auch an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> oben dargestellte Quantiferon-TB Gold-<br />

Test nicht für Reihenuntersuchungen zur Erkennung und<br />

Überwachung etwa von Kontaktpersonen im Umfeld von<br />

Tuberkulosepatienten geeignet. Mit e<strong>in</strong>er positiven IgG-<br />

Reaktion ist dagegen zu rechnen, wenn es zu e<strong>in</strong>er Stimulation<br />

bzw. Boosterung des Immunsystems durch Mykobakterien und<br />

Verwandte kommt, also bei floriden Infektionen (auch extrapulmonal),<br />

Reaktivierungen, aber auch bei kürzlicher BCG-<br />

Impfung. Nach Abkl<strong>in</strong>gen <strong>der</strong> Infektion bzw. erfolgreicher<br />

antimikrobieller Behandlung ist auch e<strong>in</strong>e relativ schnell<br />

wie<strong>der</strong> abflauende Antikörperreaktion zu erwarten. E<strong>in</strong>e<br />

positive IgG-Reaktion zeigt aber auch generell e<strong>in</strong>e gute<br />

Immunreaktion des Patienten an: die gelegentlich vor und zu<br />

Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er tuberkulostatischen Therapie zu beobachtende<br />

immunologische Anergie betrifft sowohl die zelluläre als auch<br />

die serologische Seite des Immunsystems. In diesen Fällen<br />

gel<strong>in</strong>gt daher auch ke<strong>in</strong> Antikörpernachweis.<br />

Der spezifische, CE-zertifizierte Tuberkulose-<br />

Antikörpertest enthält e<strong>in</strong>e Mischung hochre<strong>in</strong>er Prote<strong>in</strong>e<br />

aus Mycobacterium tuberculosis. Es werden klassengetrennt<br />

IgG-, IgA- und IgM-Antikörper im Patientenserum nachgewiesen.<br />

Erwartungsgemäß werden IgM- und IgA-Antikörper vor<br />

allem bei frischen und floriden Tuberkulosen gefunden, während<br />

e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>ige positive IgG-Antwort eher auf e<strong>in</strong>en nicht<br />

mehr ganz frischen, aber womöglich aktiven bzw. geboosterten<br />

Prozeß h<strong>in</strong>deutet. Die e<strong>in</strong>geschränkte Testsensitivität lässt<br />

aber ke<strong>in</strong>esfalls zu, auf die klassischen Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Diagnostik e<strong>in</strong>er floriden Tuberkulose zu verzichten. Der<br />

serologische Test kann also nur Ergänzung, nicht Ersatz se<strong>in</strong>.<br />

Bei latenten und persistierenden TBC-Infektionen ist ebenfalls<br />

ke<strong>in</strong> positiver Tuberkulosetest zu erwarten, wie auch bei<br />

gesunden und nicht <strong>in</strong>fizierten Individuen. Genau wie <strong>der</strong> oben<br />

dargestellte Mykobakterienantikörpertest, ist <strong>der</strong> Tuberkuloseantikörpertestdamit<br />

für Reihenuntersuchungen<br />

ungeeignet. Bei<br />

erfolgreich antimikrobiellbehandelterTuberkulose<br />

ist mit e<strong>in</strong>em<br />

schnellen Abs<strong>in</strong>ken<br />

<strong>der</strong> Antikörperreaktion<br />

zu<br />

rechnen.<br />

Mo<strong>der</strong>ne, automatisierte ELISA-Testung<br />

Literatur<br />

P. Ravn et al. Prospective Evaluation of a Whole-Blood Test Us<strong>in</strong>g<br />

Mycobacterium tuberculosis-Specific Antigens ESAT-6 and CFP-10<br />

for Diagnosis of Active Tuberculosis<br />

Cl<strong>in</strong>.Diagn.Lab.Immunol 12;491-496 (2005)<br />

T. Mori et al. Specific Detection of Tuberculosis Infection - An<br />

Interferon-Gamma-based Assay Us<strong>in</strong>g New Antigens<br />

Am J Respir Crit Care Med 170, 59 - 64 (2004)<br />

Y.L.Zou et al. Serological Analysis of Pulmonary and<br />

Extrapulmonary Tuberculosis with Enzyme-L<strong>in</strong>ked Immunosorbent<br />

Assays for Anti-A60 Immunoglobul<strong>in</strong>s<br />

Cl<strong>in</strong>. Infect. Dis. 19; 1084-1091 (1994)<br />

S. Gupta et al. Serological IgG, IgM and IgA Diagnosis and<br />

Prognosis of Mycobacterial Diaseases <strong>in</strong> Rout<strong>in</strong>e Practice<br />

Eur J Med Res 1; 393-403 (1996)<br />

Stand 1/2012

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