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HÄBERLI AUSERWÄHLT - Alfredo Häberli

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WOHNENDESIGNER<br />

086<br />

H.O.M.E.<br />

Stargast. <strong>Alfredo</strong><br />

<strong>Häberli</strong> ist als Guest<br />

of Honour nach<br />

Kortijk eingeladen<br />

worden. Das ist die<br />

maximale Ehre, die<br />

einem Designer zuteil<br />

werden kann<br />

<strong>Alfredo</strong> <strong>Häberli</strong> ist einer der erfolgreichsten<br />

Designer der Welt.<br />

Bei der „Kortrijk Xpo“ im Oktober<br />

ist er als Ehrengast geladen. Im<br />

H.O.M.E.-Interview spricht der 42-jährige<br />

Lebemann über Argentinien, das Kind im<br />

Manne, Sex und das Geheimnis einer funktionierenden<br />

Ehe.<br />

Woran denken Sie, wenn Sie das Wort<br />

Sonne hören?<br />

An Sonnenaufgang.<br />

In Zusammenhang mit Ihnen und Ihrer<br />

Arbeitsweise ist oft vom „Kind im Manne“<br />

zu lesen. Stört Sie das?<br />

Überhaupt nicht. Denn kindlich bin ich<br />

schon, wenn es um diese Neugier, diesen<br />

Enthusiasmus, die Leidenschaft und Emotionen,<br />

die ein Kind hat, geht. Also um alles<br />

Impulsive, was nicht mentaler Art ist. Andererseits<br />

braucht man zur Arbeit viel Wissen,<br />

das Bewusstsein der Design-Geschichte. Da<br />

hilft es, eine infantile Ader zu haben, die einem<br />

dabei hilft, abzuschalten und die Sache<br />

spielerisch anzugehen.<br />

Welches Bild kommt Ihren als Erstes in<br />

den Kopf, wenn Sie an Ihre Kindheit in<br />

Argentinien denken?<br />

Garten und Wald. Immer im Freien sein. Ich<br />

bin nämlich in der Pampa aufgewachsen.<br />

Wir hatten wenig Spielzeug und haben alles<br />

selbst gebastelt, aus Holz, Stein und dem,<br />

was wir gefunden haben. Es war eine sehr<br />

zufriedene und glückliche Kindheit.<br />

Fußball spielt in Argentinien jeder,<br />

oder?! Sie auch?<br />

Relativ wenig. Vielleicht auch deswegen,<br />

weil Fußball ein Sport ist, der eher in der<br />

unteren Schicht populär ist. Meine Familie<br />

zählte zu der mittleren bis oberen Schicht.<br />

Man sagt dann: Fußball ist für die Armen,<br />

was natürlich falsch ist. Aber ich hatte auch<br />

zwei linke Füße.<br />

Können Sie heute noch ein echtes<br />

argentinisches Steak grillen?<br />

Natürlich! Grillieren mit Kohle!<br />

Glauben spielt in vielen südamerikanischen<br />

Gesellschaften eine große Rolle.<br />

Sind Sie gläubig aufgewachsen?<br />

Das kam mehr von meinen Großeltern. Aber<br />

ich glaube, es gibt etwas Höheres als den<br />

Menschen. Was es ist, weiß ich nicht.<br />

Der bekannteste Argentinier ist Che<br />

Guevara. Haben Sie jemals ein T-Shirt<br />

mit seinem Konterfei getragen?<br />

Nein, nie. Aber ich muss sagen, seine Rolex-<br />

Uhr hat einen weitaus stärkeren Eindruck<br />

auf mich gemacht.<br />

Es heißt, Argentinier sind gute Liebhaber.<br />

Man hasst sie, wenn sie da sind,<br />

und vermisst sie, wenn sie weg sind.<br />

Nur ein Klischee?<br />

Es wäre natürlich komisch zu behaupten,<br />

es stimmt. Was ich aber sagen kann: Wir<br />

widmen einer schönen Frau Poeme. Wir<br />

pfeifen ihr nach, aber sagen ihr auch schöne<br />

Dinge, dichten ein wenig. Auch wenn wir<br />

eine Ehefrau oder Freundin haben. Das ist<br />

etwas, was wirklich nur Argentinier können.<br />

Wir bewundern Frauen extrem, für uns<br />

sind sie eigentlich alles. Sie muss nicht die<br />

Hübscheste sein, sondern etwas Besonderes<br />

haben. Das sagen wir den Frauen auch. Man<br />

kann ja gar nicht anders.<br />

Und was sagt Ihre Frau dazu?<br />

Bevor wir geheiratet haben, haben wir<br />

eine lange Reise durch Argentinien unternommen.<br />

Es war mir wichtig, ihr zu zeigen,<br />

warum ich so denke, wie ich denke, und<br />

manchmal anders bin. Ich bin die ersten 13<br />

Jahre meines Lebens dort aufgewachsen. Es<br />

ist mir auch wichtig, meine Heimat meinen<br />

Kindern zu zeigen. In spätestens einem Jahr<br />

will ich mit ihnen einen Trip durch Argentinien<br />

unternehmen. Im Übrigen bin ich seit<br />

20 Jahren mit meiner Frau zusammen.<br />

Was ist das Geheimnis Ihres Beziehungs-Erfolges?<br />

Wir haben viel zusammen erlebt, und man<br />

muss an sich arbeiten. Wir haben im Krankenhaus<br />

geheiratet, sie wäre beinahe wegen<br />

eines Darmdurchbruchs gestorben. Wir gehen<br />

immer noch einmal in der Woche aus.<br />

Ich lerne so viel von ihr. Sie weiß gar nicht,<br />

wie viel sie mir gibt durch ihre Art, anders<br />

zu sein als ich. Ohne ihre Unterstützung<br />

wäre ich nicht, wo ich bin. Sie hat damals<br />

die Wohnung bezahlt, als ich keinen Cent<br />

hatte. Man wird als junger Designer komplett<br />

ausgenutzt.<br />

Damit ist es jetzt vorbei ...<br />

... ich könnte bald etwas weniger arbeiten.<br />

Was ich bei vielen Künstlern, vor allem Architekten<br />

und Designern, entdecke, ist dieser<br />

extreme Egoismus: Ich, ich und nochmal ich.<br />

Ich sehe das anders. Mein Bruder ist sehr<br />

früh an Aids gestorben, mein bester Freund<br />

hat sich umgebracht. Das sind alles Dinge,<br />

die Design komplett lächerlich aussehen<br />

lassen.<br />

War und ist <strong>Alfredo</strong> <strong>Häberli</strong> ein Partymensch?<br />

Ja, das ist für mich auch heute noch Teil<br />

des Lebens. Nur versuche ich, dem Körper<br />

gerecht zu werden. Aber ich lebe sehr stark<br />

den Moment, das ist auch ein sehr argentinischer<br />

Wesenszug. Man weiß nie, ob<br />

man morgen noch etwas zu essen hast. Das<br />

zeichnet meine Leidenschaft aus. Früher bin<br />

ich viermal die Woche ausgegangen, war

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