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Newsletter 26 - Natur- und Vogelschutz Bätterkinden

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<strong>Newsletter</strong> <strong>26</strong><br />

Waldbegehung mit E. Reusser vom SA., 9. April 2011<br />

Am Samstag Morgen 8.45 Uhr herrschte w<strong>und</strong>erschönes Wetter bei leichter Bise.<br />

17 Personen versammelten sich am Bahnhof <strong>Bätterkinden</strong>.<br />

Edi Reusser war leider aus Termingründen verhindert. Nachdem er mich am Donnerstag vor<br />

Ort instruiert hatte, welche Objekte auf welcher Route zu besichtigen seien, hatte ich mich in<br />

Anbetracht fehlender Alternativen, bereit erklärt, die Leitung der Exkursion zu übernehmen.<br />

Via Utzenstorf fuhren wir nach der Begrüssung in den Burgerwald <strong>und</strong> parkierten bei der<br />

Burgerhütte Utzenstorf, wo ein laut hämmernder Buntspecht auf sich aufmerksam machte.<br />

ImVergleich mit der Burgerhütte <strong>Bätterkinden</strong> ist diejenige von Utzenstorf im Innern weniger<br />

komfortabel ausstaffiert. Aussen laden zwei überdachte, feste Holztische mit Bänken <strong>und</strong> eine<br />

ebenfalls überdachte Grillanlage zum Verweilen ein. Am Sodbrunnen kann Wasser gepumpt<br />

werden.<br />

Anschliessend machten wir uns auf den Weg. Wir folgten dem Strässchen Richtung Süden<br />

<strong>und</strong> gelangten in die Nähe eines kleinen Holzschlages. Hier betrachteten wir die hohen vor<br />

uns stehenden Bäume. Wir schätzten sie ca. 30-35 m hoch. Sie besitzen eine stark rissige,<br />

dunkle Rinde. Ich fragte die TeilnehmerInnen, ob sie die Bäume erkennen könnten. Einige<br />

behaupteten, es handle sich um Weimutskiefern. Ich war jedoch der Meinung, dass es<br />

Douglasien seien. Mit schlagenden Argumenten belehrten sie mich eines Besseren. Die<br />

einen hielten die charakteristischen, oft harzigen Zapfen der Weimutskiefer in die Höhe, die<br />

andern ein Zweiglein mit langen Nadeln. Ernst teilte uns zudem mit, dass die Kiefer, die man<br />

auch Föhre oder Dähle nennt, bloss zwei Nadeln pro Büschel aufweist, während es bei der<br />

Weimutskiefer fünf sind.<br />

Weder Douglasie noch Weimute sind einheimisch. Sie wurden aus den USA oder Kanada<br />

eingeführt. Ueli, der immer wieder in diesen Ländern herumreist, wusste deshalb auch, dass<br />

diese Bäume in ihren Heimatländern zu wahren Riesen heranwachsen.<br />

Nachdem dies geklärt war, drangen wir in den Wald ein. Dabei querten wir ein sumpfiges, von<br />

Binsen (<strong>und</strong> nicht von Seggen, wie von mir behauptet) bewachsenes Stück Wald. Womit ich<br />

bereits meinen zweiten Bock geschossen hatte. Seggen sind im Querschnitt dreieckig, nicht<br />

r<strong>und</strong> wie die Binsen!<br />

Bald darauf standen wir mitten in einem „Kindergarten“ von Jungtännchen. „Chrisdick“ wuchsen<br />

sie. Wiederum stellten wir fest, dass es sich um zwei verschiedene Arten handelte. Die einen<br />

waren mit kurzen, festen Nadeln versehen, ähnlich einer Rottanne oder Fichte, die andern mit<br />

längeren, dünnen Nadeln. Erstere waren Douglasien, letztere Weimutskiefern. Hier fanden wir<br />

dann auch die Zäpfchen der Douglasie <strong>und</strong> die dazu passenden, ebenfalls sehr hohen<br />

Bäume.<br />

Von unserem Standort aus hatten wir den Blick auf einen toten, von Efeu umrankten Baum<br />

ohne Giebel. Sofort fielen uns die vielen übereinander liegenden mehr oder weniger grossen<br />

Löcher im Stamm des Baumes auf. Richtigerweise vermuteten die Leute, diese könnten von<br />

einem Specht herrühren, <strong>und</strong> zwar von einem hungrigen, denn die Löcher waren nicht sehr tief,<br />

also keine Bruthöhlen. Auf der Suche nach Larven von holzbohrenden Insekten, hatte<br />

vermutlich ein Schwarzspecht diese Spuren hinterlassen. Am oberen Ende des Stammes<br />

entdeckten wir später auch noch zwei kleinere Löcher von Wohnhöhlen, die wahrscheinlich<br />

vom Buntspecht stammten.<br />

Während unserem Gespräch sahen wir eine Kohlmeise im Efeu am Stamm des Baumes<br />

verschwinden, womit wir bereits beim nächsten Thema angelangt waren: Der Nützlichkeit von<br />

Efeu bewachsenen Bäumen <strong>und</strong> den vielen Spinnen, Fliegen, Mücken <strong>und</strong> Käfern, die sich<br />

darin verstecken <strong>und</strong> so Nahrung für vielerlei Vögel hergeben.<br />

Bruno erklärte, dass der Efeu kein eigentlicher Schmarotzer sei, wie viele Leute meinen, dem<br />

Baum also keinen Saft entziehe, sondern sich bloss mit seinen Haftorganen in den Ritzen der<br />

Rinde festhalte. R<strong>und</strong>um war man sich einig, dass diese Pflanze äusserst nützlich sei. Von den<br />

blauen beerenähnlichen Früchten, die von Drosseln oder Grasmücken gerne gefressen<br />

werden, ganz zu schweigen. Ein schützenswerter Biotopbaum also!<br />

Der SVS definiert ihn in seiner Kampagne zur Aktion „Biotopbäume suchen <strong>und</strong> schützen“<br />

wie folgt: Biotopbäume sind meist alte <strong>und</strong> dicke Bäume mit besonderem Wert für Flora <strong>und</strong><br />

Fauna. Sie bilden im Ökosystem Wald ein Mikrohabitat mit spezifischen Eigenschaften für<br />

unterschiedliche Arten <strong>und</strong> erhöhen so die Biodiversität im Wald.<br />

Ich denke, dass „unser Baum“, auch wenn er bereits tot war, diese Kriterien erfüllt. Schön ,


dass Edi Reusser ihn, <strong>und</strong> wie wir später sehen konnten, noch einige mehr, hat stehen lassen,<br />

um so der <strong>Natur</strong> <strong>und</strong> im Speziellen „unseren“ Vögeln zu helfen. <strong>Natur</strong>naher Waldbau eben!<br />

Claudia, Fledermausspezialistin, ist überzeugt, dass Totholz im Wald auch einigen Fledermausarten<br />

zugute kommt, sei es, dass sie Baumhöhlen als Tagschlafquartier oder sogar als<br />

Quartier für den Winterschlaf nutzen, oder sei es darum, dass sie ihre bevorzugte Nahrung -<br />

Laufkäfer, die im Totholz aufkommen - hier finden <strong>und</strong> fangen können. Spezialisiert auf<br />

Laufkäfer ist hauptsächlich das Grosse Mausohr.<br />

Auf einer Rückegasse, die durch das Zirkulieren der mächtigen Waldmaschinen entstanden<br />

war, setzten wir unseren Weg fort. Grosse, quer liegende Äste, die den Boden vor den<br />

schweren Maschinen schützen sollten, behinderten uns beim Gehen. Aus einem riesigen<br />

Asthaufen schoss plötzlich ein Zaunkönig oder „Hagschlüferli“ hervor <strong>und</strong> flüchtete auf ein<br />

kleines Tännchen, von wo aus er uns wegen Ruhestörung beschimpfte.<br />

Auf einer Fichte entdeckte wiederum Bruno eine Mistel. Im Gegensatz zum Efeu ist das<br />

kugelige, grüne Gebilde ein echter Schmarotzer, der dem Wirtsbaum Nährstoffe entzieht. Die<br />

weissen Beeren werden von Vögeln gerne gefressen, insbesondere von Drosseln<br />

(Misteldrossel). Sie können die Samen jedoch nicht verdauen <strong>und</strong> scheiden diese mit dem<br />

Kot wieder aus. So werden sie auf andere Bäume verschleppt <strong>und</strong> fassen dort Fuss.<br />

Auf der nördlichen Seite der Burgerhütte betraten wir ein Stück Wald, wo der Boden stark<br />

bemoost war. Auch hier konnten wir eine starke Selbstverjüngung von Nadelbäumen<br />

feststellen. Wie Bonsaiwäldchen sprossen überall junge Weisstannen <strong>und</strong> Fichten aus dem<br />

Moos. Edi ist überzeugt, sollte es dereinst zu einem zweiten Lotharsturm kommen, dann wäre<br />

für Nachwuchs gesorgt.<br />

Als wir einer nahen Lichtung zustrebten, flüchtete ein Sprung Rehe. Bisher waren wir nur deren<br />

Spuren begegnet: Fegestellen, Liegeplätzen <strong>und</strong> Losung. Bereits etwas ältere Tännchendickichte<br />

geben den Rehen Sichtschutz. Zudem ist die Lichtung stark von Brombeeren<br />

bewachsen, deren Blätter gern vom Reh gefressen werden, ebenso wie junge Weiden,<br />

Hol<strong>und</strong>er <strong>und</strong> anderes Buschwerk, das Dank des einfallenden Lichts aufkommen kann. Das<br />

Vorhandensein solcher Äsung schützt den Jungwuchs vor Verbiss.<br />

Mehr Probleme hat Edi Reusser mit dem von Lischengras bewachsenen Boden auf einem<br />

Teil der Lichtung. Es versiegelt mit seinem dichten Wurzelwerk den Untergr<strong>und</strong>, so dass eine<br />

Selbstverjüngung von Bäumen kaum stattfinden kann. Da bleibt ihm keine andere Wahl, als<br />

auf herkömmliche Art Bäume zu setzen, was er sonst in „seinen“ Wäldern tunlichst vermeidet.<br />

Zum Schluss wollten wir uns noch die Waldameisenhaufen (Chlammerehüüfe) in der Nähe<br />

ansehen. Jenseite des Zufahrtweges zur Burgerhütte hat es eine ganze Reihe davon.<br />

Waldameisen brauchen u.a. Licht <strong>und</strong> Wärme, um das für die Brutpflege günstige Innenklima<br />

von 25 bis 29 Grad Celsius zu erreichen. So hoch wie der Nesthügel aufragt, so tief reicht sein<br />

Unterbau in den Boden, wo die Königinnen ihre Eier legen. Wir versuchten dem Treiben der<br />

emsigen Tierchen zuzusehen, bemerkten jedoch bald, dass diese uns die Hosenbeine<br />

hochkrochen <strong>und</strong> uns so in die Flucht schlugen.<br />

Zurück bei der Burgerhütte genehmigten wir uns noch einen bescheidenen Apéro. Es war ein<br />

w<strong>und</strong>erschöner Morgen zu dessen Gelingen viele mit ihrem Wissen beigetragen haben.<br />

François Quinche<br />

Zur Erinnerung:<br />

Am Sonntag, 1.Mai 2011, findet die nächste Exkursion statt. Wir wandern von Fraubrunnen<br />

nach <strong>Bätterkinden</strong> <strong>und</strong> schauen unterwegs bei den Kiebitzen im Fraubrunnenmoos vorbei.<br />

Hoffentlich hat‘s Junge! Wer den langen Fussmarsch nicht „prästiert“, fährt ab Schalunen mit<br />

dem Zug nach <strong>Bätterkinden</strong> zurück.

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