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Höchste Sicherheit für Vire...

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<strong>Höchste</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>für</strong> <strong>Vire</strong>n-Forscher - LOKAL - OSTSEE ZEITUNG http://www.ostsee-zeitung.de/greifswald/index_artikel_komplett.phtml?...<br />

Montag, 17. Mai 2010<br />

OSTSEE-ZEITUNG.DE<br />

Fotos<br />

/OZ/LOKAL/HGW vom 11.05.2010 00:00<br />

Auf der Insel der Forscher entstehen Labore und Ställe der höchsten <strong>Sicherheit</strong>sstufen.<br />

258 Millionen Euro investiert der Bund bis 2011 in das Loeffler-Institut. Über 400 Leute<br />

arbeiten in zwei Schichten. Zum 100. Geburtstag der Forschungsstätte im Oktober soll ein<br />

großer Teil der neuen Anlagen fertig sein.<br />

Insel Riems (OZ) - Das kleine Eiland im Greifswalder Bodden schreibt wieder einmal Geschichte. Vor 100 Jahren<br />

gründete dort der Mediziner, Hygieniker und Bakteriologe Friedrich Loeffler das weltweit erste virologische<br />

Forschungsinstitut. Heute stehen im Mittelpunkt der Arbeiten des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) die Gesundheit und<br />

das Wohlbefinden landwirtschaftlicher Nutztiere und der Schutz des Menschen vor Infektionen, die von Tieren auf den<br />

Menschen übertragbar sind. Das FLI ist in Disziplinen wie Physiologie, Ethologie, Epidemiologie, Immunologie,<br />

Virologie, Bakteriologie und Parasitologie sowohl grundlagen- als auch praxisorientiert — und braucht da<strong>für</strong> moderne<br />

Anlagen.<br />

Deshalb entsteht bis zum Jahr 2013 auf dem Riems eines der weltweit modernsten und sichersten Forschungslabore<br />

<strong>für</strong> Tiergesundheit. Bis zum hundertjährigen Gründungsjubiläum am 10. Oktober sollen 89 Labore und 163<br />

1 von 2 17.05.2010 08:24


<strong>Höchste</strong> <strong>Sicherheit</strong> <strong>für</strong> <strong>Vire</strong>n-Forscher - LOKAL - OSTSEE ZEITUNG http://www.ostsee-zeitung.de/greifswald/index_artikel_komplett.phtml?...<br />

Stalleinheiten verschiedener Biosicherheitsstufen fertig sein. Für die beteiligten Firmen eine gigantische<br />

Herausforderung, weiß der Leiter der Projektgruppe Riems des Betriebes <strong>für</strong> Bau und Liegenschaften MV, Christian<br />

Wolfgramm. Denn <strong>für</strong> den Bauherrn, das Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, ist es die größte<br />

zivile Hochbaumaßnahme in den neuen Bundesländern.<br />

Wolfgramm leitet das Vorhaben von Anfang an. Als er 2004 gefragt wurde, ob er <strong>für</strong> die Obere Landesbehörde ab<br />

2005 die Planung und anschließend die Bauleitung auf dem Riems übernehmen wolle, hat er nicht lange gezögert. „Ich<br />

hatte schon Großbaustellen im ganzen Land betreut. Einen Stall kannte ich von meinen Großeltern - das kann also so<br />

schwer nicht sein, dachte ich“, berichtet er. Aber schnell sei ihm klar geworden, auf welche Herausforderung er sich da<br />

eingelassen habe. Die neuen Labor- und Stallgebäude, die Fassadenfläche besteht aus 11 300 Quadratmetern<br />

Mauerwerk, sind in ihrem äußeren Erscheinungsbild als Gesamtvolumen konzipiert, in das eine Erschließungsstraße<br />

eingeschnitten ist.<br />

229 Meter lang und 25 Meter breit ist das Laborgebäude, in dem einmal 270 Menschen in 62 Standardlaboren und 27<br />

Speziallaboren arbeiten werden. Das Versuchstiergebäude (Stall) ist noch größer: 210 Meter lang und 74 Meter breit<br />

bietet es Platz <strong>für</strong> 163 Stallungen, in denen Rinder, Pferde, Schweine sowie Kleintiere wie Ziegen untergebracht<br />

werden. Außerdem gehören auch 44 Aquarien dazu. Bis 2011 soll dieser Bauabschnitt komplett fertiggestellt sein. Die<br />

Baukosten da<strong>für</strong> belaufen sich auf 258 Millionen Euro. Ausgeführt werden die Arbeiten von einer Generalunternehmer-<br />

Arbeitsgemeinschaft.<br />

Auf der Riesenbaustelle arbeiten über 400 Leute in zwei Schichten. Die Herausforderungen sind enorm: 46 000<br />

Kubikmeter wasserdichter Beton und Stahlbeton sowie 7700 Tonnen Stahl werden verbaut. 23 Millionen kostet allein<br />

der Edelstahl, der <strong>für</strong> Türen, Duschen, Schleusen und Wände gebraucht wird. Um den geforderten extra hohen<br />

<strong>Sicherheit</strong>sstandards Rechnung zu tragen, müssen bereits die unterschiedlichen Grundausstattungen mit<br />

Leitungssystemen <strong>für</strong> Labor-, Lüftungs- und <strong>Sicherheit</strong>stechnik und die gesamte Ver- und Entsorgung beim Hochbau<br />

berücksichtigt werden. „Ich muss mich permanent mit Qualitätsmängeln auseinandersetzen“, sagt Wolfgramm. So<br />

mache derzeit die Einhaltung der Oberflächenqualität des Betons große Schwierigkeiten. Umfangreiche Nacharbeiten<br />

seien erforderlich.<br />

Da ist der Projektleiter aus gutem Grund unnachgiebig: Das Friedrich-Loeffler-Institut forscht nach der Inbetriebnahme<br />

der neuen Anlagen an teilweise hochgefährlichen und auf den Menschen übertragbaren <strong>Vire</strong>n und Bakterien. Die<br />

<strong>Sicherheit</strong>sstufen <strong>für</strong> die Labore und Stalleinheiten werden deshalb in vier verschiedene Kategorien eingeteilt. Das lang<br />

gestreckte Laborgebäude beispielsweise nimmt ausgehend von der Zellbank Laboratorien der <strong>Sicherheit</strong>sstufen L2,<br />

L3, L3** sowie L4 auf. Die Mitarbeiter in L4, dem sensibelsten Bereich, müssen in einem speziellen Schutzanzug,<br />

einem Skaphander, arbeiten. „Der <strong>Sicherheit</strong>sbereich L4 mit Labor- und Großtierräumen ist als Box-in-the-box-System<br />

vom <strong>Sicherheit</strong>sbereich L3 umschlossen“, erklärt Elke Reinking, die Pressesprecherin des FLI. Die Wände in L4 sind<br />

spiegelglatt und wurden, ehe sie endgültig versiegelt werden, sieben Mal beschichtet und geschliffen. Die<br />

Wandbeschichtung hält dann aber auch 30 Jahre. <strong>Sicherheit</strong> ist oberstes Gebot. Künftig wird auf dem Riems auch mit<br />

den Erregern des West-Nile-Fiebers und des Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fiebers - neue Tierseuchen, die auch auf<br />

den Menschen übergreifen können - gearbeitet. „Aber niemand braucht sich zu sorgen, denn in den Ställen herrscht<br />

stets Unterdruck, und die Abluft wird über doppelte Hochleistungsschwebstofffilter geführt, so dass keine Erreger nach<br />

draußen dringen können“, beruhigt Reinking. Zudem ist der gesamte Komplex des FLI bestens geschützt: Rund um<br />

das Gelände gibt es einen zwei Meter hohen Zaun mit Übersteigschutz und komplett kameraüberwacht. Und in die<br />

Hochsicherheitsbereiche kommt wegen einer speziellen Identifikation sowieso kein Fremder.<br />

Noch mag man als Außenstehender nicht glauben, dass tatsächlich in fünf Monaten das Gros der Arbeiten beendet<br />

sein soll. Doch der Projektleiter ist zuversichtlich. „Wir können gar nicht anders", sagt der 58-Jährige. Denn zum<br />

hundertsten Gründungstag am 10. Oktober 2010, werden die Tore des Friedrich-Loeffler-Instituts einmalig <strong>für</strong><br />

Neugierige geöffnet.<br />

CORNELIA MEERKATZ<br />

Dieser Beitrag wurde bisher 661 mal aufgerufen - zuletzt am 17.05.2010 um 08:23.<br />

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