Download - Wolfgang Waldner
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eeinflussen. Dies wird bis heute einfach ganz primitiv und dreist behauptet, wie zum<br />
Beispiel im neuesten Lehrbuch von Gregory Mankiw (1):<br />
Wenn die EZB das Geldangebot verdoppelt, verdoppeln sich das Preisniveau, die<br />
Nominallöhne und alle anderen in Geldeinheiten ausgedrückten Variablen. Die realen<br />
Variablen, wie z.B. Produktion, Arbeitslosigkeit, Reallöhne und Realzinssätze bleiben<br />
unverändert. Diese Irrelevanz von Geldmengenänderungen im Hinblick auf reale<br />
Variablen wird als Neutralität des Geldes bezeichnet. (S. 795)<br />
Das kann man dann fassungslos lesen und sich ärgern, denn der Autor ist nicht irgendein<br />
Depp, sondern gilt als führender Wissenschaftler, und seine Lehrbücher sind Vorbild und<br />
Prüfungsgrundlage. Den Beweis für den behaupteten Unsinn liefert dann noch ein Schaubild<br />
(S. 793), auf dem einfach mit drei Kurven dargestellt ist, wie ein Anstieg der Geldmenge<br />
nur die Kaufkraft der Geldeinheit senke. Dazu wird noch Milton Friedman mit seinem<br />
"Inflation ist immer und überall ein monetäres Problem" zitiert. Warum man sich überhaupt<br />
um die Inflation sorgt, wenn Geldmengen doch keine realen Auswirkungen haben, wird<br />
ohne nähere Angaben zum Problem der richtigen "Geldmengensteuerung" mit den<br />
Auswirkungen der Inflation in der Weimarer Republik (S. 787) und Simbabwe (S. 788)<br />
begründet.<br />
Die Neutralität des Geldes ist die Voraussetzung für ein allgemeines Gleichgewicht der<br />
Teilmärkte einer Ökonomie. In der Realität gibt es jedoch kein neutrales Geld und daher<br />
auch kein Gleichgewicht der Märkte. Die Preise werden nicht durch Geldmenge und<br />
Umlaufgeschwindigkeit gesteuert, sondern durch Boom und Krise, ausgelöst von der Geld-<br />
und Finanzpolitik. Die Notenbank erhöht den Leitzins und senkt ihn wieder, nicht der Markt.<br />
(1) Mankiw/Taylor: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, Schäffer-Poeschel Verlag,<br />
Stuttgart 2012<br />
Die Märkte streben nicht zu einem Gleichgewicht<br />
Der VWL-Modellbau lehrt, dass die Märkte von selbst zu einem allgemeinen Gleichgewicht<br />
streben würden, in dem die Produktionsfaktoren optimal kombiniert wären und der Nutzen<br />
maximiert würde. Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall: Die Teilmärkte einer<br />
Ökonomie streben nicht zu einem gemeinsamen Gleichgewicht, sondern durch die am<br />
Markt stattfindenden Anpassungsprozesse von einem für die Wirtschaft optimalen Zustand<br />
der Teilmärkte immer weiter weg. Die Ursache ist das Geld als Kredit, Schulden und<br />
Geldvermögen, wodurch es zu einer prozyklischen Wirkung der Marktkräfte kommt. In den<br />
Modellen der VWL fehlt allerdings das Geldvermögen als Geldanlage und Konkurrenz zur<br />
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