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EPortagE<br />
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EiN HirtE zWiScHEN KNaStmaUErN<br />
Der katholische Gefängnisseelsorger Peter Knauf kümmert sich auch um muslimische<br />
Gefangene. Weil viele Moslems seinen Gottesdienst besuchen, liest er an Heiligabend<br />
auch aus dem Koran. <strong>NOIR</strong>-Autor Martin Zimmermann hat den religiösen Arbeitskreis<br />
im Gefängnis besucht.<br />
text: martin zimmermann | layout: tobias fischer<br />
Der Petrusfigur im Dom genügt ein einziger<br />
Schlüssel, um die Himmelstür aufzuschließen.<br />
Gefängnisseelsorger Peter<br />
Knauf aber braucht einen schweren Schlüsselbund,<br />
um in seine Kirche zu gelangen. Wenn er<br />
morgens mit seinem Auto durch die Gefängnisschleuse<br />
fährt, muss er zwischen den beiden Toren,<br />
die sich nicht gleichzeitig öffnen lassen, Ausweis<br />
und Handy abgeben.<br />
Lastwagen, die ihm aus dem Gefängnis entgegen<br />
kommen, werden in der Schleuse an einen<br />
Herzfrequenzmesser angeschlossen. Hätte sich<br />
<strong>NOIR</strong> Nr. <strong>23</strong> (November 2011)<br />
ein Häftling im Lkw versteckt, würde das Gerät<br />
seinen Herzschlag anzeigen.<br />
Die Kirche liegt im obersten Stock von Haus<br />
eins, einem Gebäude aus der Kaiserzeit. Die Zellen<br />
sind hier als Einzelzellen gebaut, trotzdem meist<br />
doppelt belegt, die Toiletten sind nicht abgetrennt.<br />
Weil diese Überbelegung eigentlich gegen die<br />
Menschenwürde verstößt, muss jeder Gefangene<br />
vorher eine schriftliche Einverständniserklärung<br />
unterzeichnen. Vorbei an den schweren, mit einem<br />
kleinen Guckloch versehenen Eisentüren der<br />
Zellen gelangt man über das Treppenhaus in die