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NOIR 23 - Jugendpresse BW

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schon überlegt, wofür man die Kirche gebrauchen<br />

könnte, aber die Gemeinde wollte sie behalten<br />

und spendete«, erzählt Thomas Braunstein, Pfarrer<br />

von Goldscheuer. Auch im Pfarrgemeinderat<br />

überlegte man, wie man mehr Besucher anlocken<br />

könnte. Man kam auf Herrn Strumbel, der durch<br />

einen Mann berühmt wurde: Karl Lagerfeld.<br />

Der war begeistert, als er Strumbels Uhr geschenkt<br />

bekam. Als im Stern zu Lagerfelds 75-jährigem<br />

Geburtstag ein Bild davon veröffentlicht wurde,<br />

schlug Strumbels Sternstunde. Er gewann 2007 das<br />

erste Graffiti-Stipendium der Welt und arbeitete<br />

immer häufiger im Ausland. Der<br />

ehemalige Graffiti-Sprayer hatte<br />

Einzelausstellungen in der »One<br />

Man Show«, Galerie Springmann<br />

in Freiburg und auch Ausstellungen<br />

in New York, Basel und Polen.<br />

Die New York Times ernannte ihn<br />

zum zurzeit besten Pop-Art-Künstlers. Die Kirche<br />

engagierte ihn als ihre letzte Rettung. Sie überließ<br />

ihm die komplette Innenraumgestaltung der<br />

Kirche.<br />

Mit seinem Hauptthema verbunden, will er<br />

nicht nur die Kirche retten. Er will einen Ort<br />

schaffen, wo Menschen ein Stück Heimat finden:<br />

Heimatgefühle in das Gotteshaus bringen. Strumbel<br />

kleidet seine heilige Maria kurzerhand in eine<br />

Tracht. Die Gemeinde ist empört: »Ein Teil wollte<br />

ihr Geld zurück«, erinnert sich Renate Hauer aus<br />

dem Pfarrgemeinderat. Strumbels Kunst wurde<br />

als Gottesverspottung deklariert. Doch Pfarrer<br />

Thomas Braunstein verstand, was der Künstler<br />

aussagen wollte und half, seine Absicht mit Artikeln<br />

im Amtsblatt zu vermitteln. »Ich habe mit dem<br />

Lied ›Maria ist im Volke‹ gezeigt, dass Strumbels<br />

Maria in Tracht durchaus berechtigt ist. Er hat sie<br />

mit einem Zeichen unseres Volkes verbunden. Das<br />

haben sie verstanden. Die Gemeinde steht mittlerweile<br />

voll hinter ihm«, sagt Pfarrer Braunstein.<br />

So konnte Strumbel der Kirche einen neuen<br />

Anstrich verleihen.<br />

Wo früher Empörung<br />

aufkam, wegen eines<br />

Bildes, das dem Dogma<br />

nicht entsprach,<br />

kommen heute Leute<br />

jedes Alters in die Kirche.<br />

Sie finden sich in der modernen Gestaltung<br />

wieder – mehr als je zuvor. Das Haus Gottes. Die<br />

Heimat Gottes. Von einem zweiten da Vinci revolutioniert.<br />

»Es war ein tolles Gefühl, mit der<br />

Spraydose in der Kirche zu stehen.<br />

Ihre Macht fasziniert mich!«<br />

<strong>NOIR</strong> Nr. <strong>23</strong> (November 2011)<br />

rEPortagE<br />

13

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