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Partnerschaft | Sex<br />
20<br />
wireltern 2/2012<br />
<strong>Baby</strong> <strong>da</strong>,<br />
<strong>Lust</strong> <strong>weg</strong>?<br />
Sex steht nach der Geburt ganz unten auf der Prioritätenliste.<br />
Jedenfalls bei den meisten Frauen. Lesen Sie trotzdem weiter.<br />
Vor allem, wenn Sie nicht wollen, <strong>da</strong>ss es so bleibt.<br />
Text Veronica Bonilla Gurzeler und Nuria Furrer<br />
«Jetzt nicht, Schatz.»–<br />
«Ach, komm ...» –<br />
«Ich bin hundemüde<br />
und wir müssen morgen<br />
wieder früh raus.»<br />
wireltern 2/2012 21
Partnerschaft | Sex<br />
«Die Last hat die <strong>Lust</strong> vertrieben, so einfach ist <strong>da</strong>s.»<br />
B Vanessa (35), Fulltime-Mami,<br />
und Johannes (33), Maschineningenieur,<br />
seit vier Jahren ein Paar.<br />
Kinder: Stefan (2,5), Nora (1).<br />
rückstehen Vanessa<br />
ettgeschichten früher:<br />
begehren, heissmachen, vögeln, hemmungslos<br />
lieben bis zum Morgengrauen.<br />
Bettgeschichten heute: <strong>Baby</strong>wimmern,<br />
nuckeln, wiegen, erschöpft einschlafen bis<br />
zum nächsten Säuglingsbedürfnis.<br />
Das Liebesleben nimmt nach der Geburt<br />
zeitweise zölibatäre Züge an. Zwar spricht<br />
niemand gern <strong>da</strong>rüber, aber Zahlen zeigen<br />
es deutlich: 15 Prozent der Paare haben<br />
sechs Wochen nach der Geburt <strong>da</strong>s<br />
erste Mal wieder Sex, so eine Umfrage der<br />
deutschen Zeitschrift «Eltern». 40 Prozent<br />
warten <strong>da</strong>mit bis zu elf Wochen, weitere<br />
25 Prozent bis zu sechs Monaten. Klipp<br />
und klar sagt es Claus Buddeberg, emeritierter<br />
Professor und ehemaliger Leiter<br />
der sexualmedizinischen Sprechstunde<br />
am Universitätsspital Zürich: «Kinder<br />
sind Sexualhemmer.» Fast immer sind es<br />
die Frauen, die Mühe haben, die schönste<br />
Nebensache der Welt in ihr neues Leben<br />
mit Kind zu integrieren. Buddeberg: «Sexuelles<br />
Interesse und Aktivität nehmen im<br />
Verlauf des ersten postnatalen Jahres bei<br />
den meisten Frauen nur langsam zu.»<br />
Libidokiller<br />
Die Liste der Gründe <strong>da</strong>für ist lang und<br />
sowohl körperlicher, psychologischer wie<br />
sozialer Natur. Das Bindungshormon<br />
Oxytocin und <strong>da</strong>s Milchbildungshormon<br />
Prolaktin, beide von stillenden Frauen in<br />
Höchstmengen produziert, dämpfen die Libido.<br />
Das macht aus biologischer Sicht Sinn,<br />
denn eine Frau, die gerade ein Kind bekommen<br />
hat, soll sich erstmal um dieses eine<br />
kümmern und nicht schon wieder mit der<br />
nächsten Schwangerschaft beschäftigt sein.<br />
Doch die Erotik wird nicht nur von den<br />
Hormonen aus dem Schlafzimmer gedrängt:<br />
Junge Mütter sind derart mit ihrem Rollenwechsel<br />
vom Berufs- zum Mutteralltag beschäftigt<br />
mit dieser neuen Rund-um-die-<br />
Uhr-Verantwortung für <strong>da</strong>s <strong>Baby</strong> – alle zwei<br />
bis vier Stunden füttern, Windeln wechseln,<br />
in den Schlaf wiegen – <strong>da</strong>ss alles andere zu-<br />
muss, auch die eigenen Bedürfnisse.<br />
Sex sowieso. Schläft <strong>da</strong>s nähebedürftige<br />
Wesen nach einem langen Tag endlich,<br />
bleibt allzu oft nur: Müdigkeit. Und der<br />
Wunsch nach Ruhe, nach nichts geben<br />
müssen.<br />
Die Last hat die <strong>Lust</strong> vertrieben, so einfach<br />
ist <strong>da</strong>s. Doch kein Grund zur Sorge. Das<br />
ist nichts Aussergewöhnliches! «Gibt es tatsächlich<br />
Eltern, die noch Sex haben?», fragt<br />
Merle Wuttke, Mutter von drei Kindern in<br />
ihrem kürzlich erschienen Buch «Neue Verkehrsregeln<br />
– der erste ehrliche Sexratgeber<br />
für Eltern» mit einem Augenzwinkern. Und<br />
präzisiert: Sex mit diesem Körper? Mit einem<br />
Bauch wie eine Fleischschürze, mit<br />
Brüsten, die schmerzen und an<strong>da</strong>uernd ihren<br />
Inhalt verlieren? Doch die Autorin<br />
weiss, <strong>da</strong>ss nicht alle wie sie empfinden: «Da<br />
kommt der Mann und sagt: Wahnsinn, sind<br />
die etwa noch grösser geworden? Darf ich<br />
mal anfassen?» Merle Wuttke wundert sich<br />
und wahrscheinlich viele Frauen mit ihr:<br />
Milchmaschine und Pornostar gleichzeitig<br />
sein – wie soll <strong>da</strong>s gehen?<br />
Das ist die Krux mit dem Sex nach der<br />
Geburt: Mann und Frau wollen oft nicht<br />
gleich viel. Denn weder ist der Mann im<br />
Prolaktintaumel, noch haben seine Geschlechtsteile<br />
wie bei der Frau temporär eine<br />
andere Funktion erhalten. War er bei der<br />
Geburt <strong>da</strong>bei und ist er vom archaischen beziehungsweise<br />
brachialen Geschehen nicht<br />
traumatisiert – was natürlich vorkommt<br />
und sich in fehlendem Begehren äussern<br />
kann – wird sich sein sexueller Appetit wohl<br />
bereits wieder geregt haben. Zumal er vielleicht<br />
schon vor der Geburt längere Zeit auf<br />
Geschlechtsverkehr verzichten musste.<br />
Zwar fühlen sich manche Frauen mit ihren<br />
prallen Brüsten und Bäuchen in der Schwangerschaft<br />
wie wahre Sexgöttinnen, doch in<br />
den letzten Monaten wird den allermeisten<br />
<strong>da</strong>s Liebesspiel schlicht zu anstrengend.<br />
«Die sexuelle Durststrecke kann für den<br />
Mann also recht lang sein», fasst Claus Buddeberg<br />
zusammen.<br />
Wenn ich von anderen Müttern höre,<br />
<strong>da</strong>ss sie einen Monat nach der Geburt<br />
wieder Sex haben, frage ich mich: Bin ich<br />
nicht normal? Bei mir ging <strong>da</strong>s nicht. Seit<br />
ich Nora stille, habe ich <strong>da</strong>s Gefühl, mein<br />
Körper werde ständig beansprucht. Ich<br />
bin so gesättigt mit Nähe, <strong>da</strong>ss ich sonst<br />
einfach in Ruhe gelassen werden will.<br />
Johannes hat nicht viel Verständnis für<br />
diesen Wunsch. Zwei Monate nach der<br />
Geburt hat er mich gefragt: «Bleibt <strong>da</strong>s<br />
jetzt die nächsten sechs Jahre so?»<br />
Ich habe ihm erklärt, was in mir vorgeht;<br />
er hat es akzeptiert. Wir sind aber an einem<br />
Punkt, wo wir wissen, es wäre wieder<br />
an der Zeit für mehr Sex und Nähe,<br />
aber wir wissen nicht so recht wie. Die<br />
aufgebaute Distanz zu überwinden, ist<br />
schwer. In zwei Monaten habe ich abgestillt,<br />
<strong>da</strong>nn wird es bestimmt wieder besser.<br />
Beim ersten Kind kam die <strong>Lust</strong> nach<br />
dem Abstillen schnell wieder zurück.<br />
Johannes<br />
Für mich geht es beim Sex um die Sache,<br />
ich brauche kein langes Vorspiel. Bei Vanessa<br />
ist <strong>da</strong>s anders, sie braucht die richtige<br />
Stimmung, braucht Zeit. Und genau<br />
die Zeit fehlt uns mit zwei Kindern.<br />
Wenn die Kleinen im Bett sind, müssen<br />
wir Organisatorisches klären, sind müde<br />
oder haben unseren freien Abend. Sonntage<br />
zu zweit im Bett gibt es auch nicht<br />
mehr. Überhaupt ist die Privatsphäre im<br />
Schlafzimmer <strong>weg</strong>. Das finde ich nicht<br />
gut und wir hatten deshalb auch schon<br />
Streit. Für mich ist es schwierig, mit der<br />
neuen Sexsituation klarzukommen.<br />
Durch <strong>da</strong>s Stillen hat Vanessa viel Nähe,<br />
ich nicht. Mir fehlen die Zärtlichkeiten.<br />
Ich denke <strong>da</strong>nn genervt: Wann wird <strong>da</strong>s<br />
endlich wieder anders? Dann gehe ich<br />
eine Runde Fahrrad fahren. Ich<br />
muss und kann die Situation akzeptieren.<br />
Es ist schon verrückt, auf wie viel man<br />
bereit ist, zu verzichten für die Kinder.<br />
«Entspann dich,<br />
Maus ...» – «Wie soll<br />
ich mich entspannen,<br />
wenn Mia sowieso<br />
gleich nach ihrem<br />
Schoppen schreit?»<br />
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Partnerschaft | Sex<br />
24<br />
«Fehlt dem Mann die Nähe, soll er sich mehr ums Kind kümmern.»<br />
Was tun mit der <strong>Lust</strong>? «Die Selbstbefriedigung<br />
kultivieren», sagt Karoline Bischof, Sexualtherapeutin<br />
am Zürcher Institut für klinische<br />
Sexologie und Sexualtherapie ZISS.<br />
Claus Buddeberg rät <strong>da</strong>sselbe. Pornografiekonsum?<br />
Hier sind sich die beiden Fachleute<br />
uneinig. Bischof hat nichts <strong>da</strong>gegen,<br />
gibt aber zu bedenken, <strong>da</strong>ss sich die visuellen<br />
Reize abnützten. Buddeberg findet Pornografie<br />
völlig <strong>da</strong>neben. «Sie lähmt die eigene<br />
Fantasie, man wird ferngesteuert.» Der<br />
Psychotherapeut empfiehlt zu sublimieren,<br />
also Triebregungen in den Sport umzulenken,<br />
oder in den Beruf, ins Hobby. «Fehlt<br />
dem Mann die Nähe, soll er sich mehr ums<br />
Kind kümmern», sagt Bischof.<br />
Bettler statt König<br />
Ein wirkungsvoller Tipp. Denn <strong>da</strong>s könnte<br />
seine Sexualhormonproduktion drosseln. Je<br />
mehr sich nämlich ein junger Vater mit seinem<br />
Nachwuchs beschäftigt, desto weniger<br />
Testosteron hat er im Blut. Dies haben philippinische<br />
Forscher kürzlich herausgefunden.<br />
Buddeberg misstraut zwar solchen Studien,<br />
ergänzt aber, <strong>da</strong>ss Männer einen<br />
tieferen Testosteronspiegel haben, wenn sie<br />
unter Stress stehen, beispielsweise weil sie<br />
nachts nicht durchschlafen können. Je partnerschaftlicher<br />
man sich also um die Kinder<br />
kümmert, je eher gleicht sich auch der<br />
sexuelle Appetit an.<br />
Doch genug der Hormone. Irgendwann<br />
kommen die allermeisten Paare einander<br />
wieder näher. Oft ist der Sex allerdings nicht<br />
mehr wie vor dem Kind. Bei einer Untersuchung<br />
in England gab die Hälfte der befragten<br />
Frauen zu Protokoll, die Sexualität hätte<br />
sich ein Jahr nach der Geburt verändert und<br />
die Zufriedenheit abgenommen. Bei den<br />
Männern waren es immerhin 25 Prozent.<br />
Claus Buddeberg führt die Diskrepanz <strong>da</strong>rauf<br />
zurück, <strong>da</strong>ss sich viele Frauen unter<br />
Druck fühlen, endlich wieder mal mit ihrem<br />
Mann zu schlafen, obwohl sie selber kaum<br />
<strong>Lust</strong> <strong>da</strong>rauf haben: «Damit reduziert sich Sex<br />
auf Genitalität, was für Frauen deutlich unbefriedigender<br />
ist als für Männer.»<br />
Ein Teufelskreis beginnt. Die Frau versucht,<br />
den Annäherungsversuchen des<br />
Mannes auszuweichen, hat gleichzeitig<br />
Schuldgefühle. Der Mann fühlt sich abgelehnt,<br />
ungeliebt, Bettler statt König – und<br />
mindert <strong>da</strong>durch ungewollt seine Attraktivität.<br />
Das Szenario kann sich selbstverständ-<br />
Isabelle (30), fast Fulltime-<br />
Mami und Gastronomin,<br />
Fabio (35), selbstständiger<br />
Heizungstechniker.<br />
Kinder: Lena (4), David (2).<br />
Isabelle und Fabio sind seit 5 Jahren zusammen<br />
und haben zwei Kinder. Ihr Sexleben<br />
könnte aufregender sein – findet<br />
Isabelle. Fabio ist zufrieden wie es ist,<br />
deshalb wollte er auch beim Gespräch<br />
nicht <strong>da</strong>bei sein.<br />
wir eltern: Isabelle, wie oft habt ihr Sex?<br />
Isabelle: Nicht oft genug. Es kann vorkommen,<br />
<strong>da</strong>ss wir zwei Monate lang gar<br />
keinen Sex haben.<br />
Weshalb?<br />
Mein Mann sagt, es sei <strong>weg</strong>en der Kinder<br />
und dem Stress bei der Arbeit. Ich bin<br />
mir nicht sicher, ob man es immer auf die<br />
Kinder schieben kann. Ich glaube, er ist<br />
einfach nicht so der sexuelle Typ. Mich<br />
frustriert <strong>da</strong>s wahnsinnig.<br />
Was genau frustriert dich?<br />
Ich bin immer diejenige, die verführen<br />
muss. Bei anderen Männern musste ich<br />
nur nackt durch die Wohnung laufen und<br />
sie kriegten <strong>Lust</strong> auf Sex. Bei Fabio funktioniert<br />
<strong>da</strong>s nicht.<br />
Wie oft willst du Sex haben?<br />
Regelmässig. Ich habe einfach diese Vorstellung,<br />
<strong>da</strong>ss eine Beziehung nur gut ist,<br />
wenn man regelmässig Sex hat. Und ich<br />
brauche <strong>da</strong>s Gefühl, begehrt zu werden,<br />
will verführt werden. Manchmal bin ich<br />
lich auch mit umgekehrter Rollenverteilung<br />
abspielen. Buddeberg stellt bei nicht wenigen<br />
45- bis 55-jährigen Paaren fest, <strong>da</strong>ss<br />
nach der Geburt der Grundstein gelegt<br />
wurde für eine längerfristige sexuelle Unzufriedenheit.<br />
Wer nicht so weit kommen<br />
wolle, müsse in die Beziehung investieren,<br />
auch sexuell. «Und nicht nur ins Sparkonto<br />
oder in die Kinder.»<br />
Sex oder Krimi?<br />
Ist der Sex nicht erfüllend, geht die Kosten-<br />
Nutzen-Rechnung nicht mehr auf. Die Frau<br />
liest <strong>da</strong>nn abends im Bett lieber einen Krimi<br />
als sich ihrem Mann zu widmen. Karoline Bischof<br />
sagt, <strong>da</strong>ss weniger als 20 Prozent der<br />
Frauen mit Kindern ihre Sexualität genies-<br />
richtig verzweifelt des<strong>weg</strong>en und frage<br />
mich, sind wir nur noch <strong>weg</strong>en der<br />
Kinder zusammen?<br />
Und?<br />
Ich weiss es nicht, vielleicht wären wir<br />
ohne Kinder glücklicher, vielleicht wären<br />
wir gar nicht mehr zusammen.<br />
Was sagt er <strong>da</strong>zu?<br />
Er sagt, es sei doch alles in Ordnung,<br />
wir hätten ja genug Sex und er begehre<br />
mich. Er sagt, es sei normal, <strong>da</strong>ss wir<br />
weniger zusammen schlafen mit zwei<br />
Kindern.<br />
Gehst du fremd?<br />
Hm, nur in Ge<strong>da</strong>nken. Und ich treffe<br />
einmal im Monat einen Freund zum<br />
Essen, der auf mich steht und mir immer<br />
sagt, wie scharf ich aussehe. Das tut<br />
mir wahnsinnig gut.<br />
Wann hat sich euer Sexleben verändert?<br />
Während der ersten Schwangerschaft.<br />
Ich kannte Fabio erst drei Monate, als<br />
ich schwanger wurde. Es war für uns<br />
beide ein Schock. Wir waren einfach<br />
zwei Frischverliebte, die den ganzen Tag<br />
Sex haben wollten, mehr nicht. Ich hatte<br />
eine schwere Schwangerschaft und<br />
musste mehrere Monate im Bett liegen.<br />
Fabio hatte Angst, <strong>da</strong>ss er <strong>da</strong>s Kind verletzen<br />
könnte. Nach der Schwangerschaft<br />
durfte ich lange nicht und <strong>da</strong>nn<br />
hat sich <strong>da</strong>s so eingeschlichen.<br />
Bleibt ihr trotzdem zusammen?<br />
Ja, uns verbinden unsere Kinder. Wir<br />
sind ein gutes Team im Alltag. Ob es für<br />
immer ist, kann man nicht wissen.<br />
sen und sie als Ressource betrachten. Die<br />
Ursache sieht die Sexologin in einer unterentwickelten<br />
sexuellen Genussfähigkeit.<br />
«Sexuelles Lernen wird in unserer Gesellschaft<br />
nicht gefördert. Gerade Frauen wissen<br />
oft nicht, wie sie die sexuelle Begegnung<br />
geniessen und die eigene Erregung steigern<br />
können.» Es sei jedoch nie zu spät, dies zu<br />
lernen. Bischof: «Sexualität ist ein Potenzial<br />
an Lebensfreude, schade, wenn wir es nicht<br />
nutzen!»<br />
Zum Schluss noch eine gute Nachricht,<br />
die Hoffnung macht. Doris Christinger,<br />
Tantra-Pionierin und Inhaberin einer Liebesschule<br />
für Frauen, sagte kürzlich in einem<br />
«Annabelle»-Interview: «Frauen sind<br />
genauso interessiert an Sex wie Männer!»<br />
wireltern 2/2012<br />
Zusatz | rubrik<br />
«Ahh, <strong>da</strong>s war<br />
schöön!»–«Siehst<br />
du, wir waren<br />
einfach ein<br />
bisschen aus der<br />
Übung.»<br />
25
Partnerschaft | Sex<br />
26<br />
«Frauen sind genauso interessiert an<br />
Sex wie Männer.»<br />
Lucy (29), Künstlerin, und<br />
Tom (32), Arzt, mit Nicolas<br />
(3,5), sind seit sechs Jahren zusammen<br />
und seit einem Jahr<br />
verheiratet.<br />
Seit der Geburt ihres Sohnes Nicolas hat<br />
Lucy keine <strong>Lust</strong> mehr, mit ihrem Mann<br />
zu schlafen – mit anderen Männern aber<br />
schon. Sie haben deshalb ihre Beziehung<br />
vor eineinhalb Jahren geöffnet und nun<br />
wieder geschlossen – in der Hoffnung,<br />
die Beziehung zu retten.<br />
Lucy: Weisst du noch, als du mir <strong>da</strong>s<br />
erste Mal erzählt hast, <strong>da</strong>ss du mit einer<br />
anderen Frau im Bett warst? Es war<br />
schrecklich, ich war schockiert und verletzt.<br />
Aber gleichzeitig fand ich es total<br />
antörnend. Danach hatten wir für ein<br />
paar Wochen super Sex.<br />
Tom: Ja, aber <strong>da</strong>s hat nur die ersten zwei<br />
Mal funktioniert, <strong>da</strong>nn hast du dich <strong>da</strong>ran<br />
gewöhnt. Mir bedeutet es nichts, mit<br />
anderen Frauen zu schlafen. Ich bin<br />
froh, <strong>da</strong>ss wir unsere Beziehung jetzt geschlossen<br />
haben. Pornos tun es auch.<br />
Lucy: Ich wollte sie offen behalten, endlich<br />
hatte ich wieder <strong>Lust</strong> auf einen<br />
Mann, <strong>da</strong>s erste Mal seit der Geburt. Ich<br />
fühlte mich befreit. Aber ich verstehe,<br />
<strong>da</strong>ss du es nicht ertragen hast.<br />
Tom: Ich begehre dich ja nach wie vor.<br />
Aber seit der Geburt bin ich für dich unattraktiv.<br />
Das macht mich so eifersüchtig!<br />
Lucy: Es tut mir schrecklich leid! Aber<br />
es ist so, du bist der Erzeuger unseres<br />
Kindes und jetzt begehre ich andere<br />
Männer. Weisst du noch, wie verliebt wir<br />
waren, als wir uns für den Kleinen entschieden<br />
haben? Wir haben den ganzen<br />
Tag nur gevögelt! Niemand hat uns <strong>da</strong>rauf<br />
vorbereitet, <strong>da</strong>ss unser Sexleben<br />
nach der Geburt ganz anders sein kann.<br />
Gut, <strong>da</strong>s wir jetzt in der Sexualtherapie<br />
waren.<br />
Tom: Ja. Endlich unternehmen wir<br />
Dinge zu dritt. Uns war nicht bewusst,<br />
<strong>da</strong>ss wir keine richtige Familie sind. Das<br />
war meine Schuld. Ich wollte nach der<br />
Geburt mein Leben so weiterleben wie<br />
bisher, bin oft ausgegangen und habe<br />
dich mit dem Kleinen alleine gelassen.<br />
Du hättest etwas sagen müssen. Mich<br />
zurückhalten. Du bist die Liebe meines<br />
Lebens. Aber jetzt machen wir es ja besser<br />
und <strong>da</strong>s bringt uns wieder näher.<br />
Wir haben ja auch wieder öfter Sex.<br />
Lucy: Ich schlafe gern mit dir. Du<br />
weisst, was ich mag, ich weiss, was du<br />
magst. Aber <strong>da</strong>s Begehren ist <strong>weg</strong>. Ich<br />
will es unbedingt wieder haben, komme<br />
aber an meine Grenzen. Ich habe keine<br />
Kraft mehr, mich immer schuldig zu<br />
fühlen.<br />
Tom: Du weisst doch, <strong>da</strong>ss ich auf Sex<br />
verzichten kann, ich hatte schon so viel<br />
Sex in meinem Leben. Vielleicht tut es<br />
mir sogar gut, meinen Trieb etwas zu<br />
zügeln. Mit anderen Frauen will ich<br />
nicht mehr ins Bett. Als ich im Ausgang<br />
Frauen aufgerissen habe, kam es mir so<br />
vor, als würde ich mit Drinks anstatt<br />
Geld für Sex bezahlen. Es war purer Sex.<br />
Lucy: Purer Sex ist genau <strong>da</strong>s, was ich<br />
will. Ich fühle mich zu jung, um auf<br />
meine Sexualität zu verzichten. Wären<br />
wir schon fünfzig, na gut. Aber mit<br />
dreissig? Wir sind ein super Team.<br />
Einen Mann wie dich finde ich nicht<br />
mehr so schnell. Aber ich weiss nicht,<br />
wie lange es so noch weitergehen kann.<br />
Es ist alles so schrecklich, so traurig. Ich<br />
will dir doch nicht deine Familie, deine<br />
Frau, dein Zuhause <strong>weg</strong>nehmen.<br />
Tom: Ich spüre, <strong>da</strong>ss du dich trennen<br />
willst.<br />
tipps zur rückeroberung<br />
der erotik<br />
1Geben Sie <strong>da</strong>s Kind ab 2–3 Monaten<br />
regelmässig einige Stunden oder ein<br />
Wochenende <strong>weg</strong> und verbringen Sie die<br />
Zeit zu zweit.<br />
2 Haben Sie drei Monate nach der<br />
Geburt des Kindes noch keinen Sex, sollten<br />
Sie zumindest mal über <strong>da</strong>s Thema<br />
sprechen.<br />
3Warten Sie mit dem ersten Mal, bis<br />
beide wirklich wollen.<br />
4 Gestehen Sie sich eine gewisse<br />
Unbeholfenheit zu.<br />
5 Das Stillhormon Prolaktin trocknet die<br />
Scheidenschleimhaut aus. Benutzen Sie<br />
Gleitgel, <strong>da</strong>mit der Geschlechtsverkehr<br />
nicht schmerzt.<br />
6 Alkohol in kleinen Mengen wirkt<br />
enthemmend. Vorsicht, wenn Sie jedes Mal<br />
eine Flasche Wein und einen doppelten<br />
Whiskey brauchen, um in Stimmung zu<br />
kommen. Lassen Sie auch nüchtern Ihren<br />
sexuellen Fantasien freien Lauf.<br />
7Möchte der Mann mehr Sex, fragt er<br />
die Frau: Was kann ich tun, um dich zu<br />
entlasten? Wäsche waschen? Mit den<br />
Kindern auf den Spielplatz gehen? Was<br />
sind deine Bedürfnisse?<br />
8Herrscht in der Beziehung Krieg, zuerst<br />
die Konflikte angehen. Erst <strong>da</strong>nn kann sich<br />
die Sexualität verändern.<br />
9Legen Sie eine hohe Geldstrafe fest für<br />
den Fall, <strong>da</strong>ss Sie einander mit Mami, Papi,<br />
Mutti oder Vati ansprechen. Sollte sich<br />
die Kasse füllen, organisieren Sie einen<br />
<strong>Baby</strong>sitter und gehen zu zweit essen,<br />
Schlittschuh laufen, tanzen, Champagner<br />
trinken – was immer Ihnen beiden Spass<br />
macht.<br />
10 Kommt die <strong>Lust</strong> zurück, aber nicht auf<br />
den Partner, bedenken: Aussereheliche<br />
Sexualfantasien sind normal. Problematisch<br />
wirds, wenn sie in die Realität umgesetzt<br />
werden. Die meisten Paare scheitern, wenn<br />
sie ihre Beziehung öffnen.<br />
wireltern 2/2012<br />
Die neue<br />
Frühjahrskollektion ist <strong>da</strong>!<br />
Schwedisches Design & die Farbe der Bäume,<br />
Nuancen in Grün und Braun, Musterformen, die an<br />
Blätter und Zweige erinnern, Naturmaterialien<br />
wie Bambus, Leinen, Seide und Öko-Baumwolle.<br />
Das ist Eigenwillige Designer-Mode, viele Basics und<br />
abgestimmte Accessoires.<br />
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besteht schon immer nur aus Naturmaterialien und ist<br />
zeitlos, funktionell und langlebig.<br />
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