2 Predigten zu Tobit

Tobias ist zurück von seiner grossen Reise; gesund, mit dem Geld seines
Vaters, das er holen sollte, und erst noch mit einer passenden Ehefrau.
Passend heisst in diesem Zusammenhang vor allem, dass sie zum
gleichen Stamm gehört wie Tobits Familie. Die Bedeutung solcher
Stammeszugehörigkeit im Tobit-Buch kam vor einer Woche zur Sprache.
Jedenfalls kann man sagen: Mission erfüllt, zu 100%.
Bleibt die Bezahlung des Reisegefährten Asarja. Er hat seine Arbeit mehr
als gut gemacht, sein Auftraggeber ist zufrieden mit ihm und bietet ihm
einen hohen Lohn. Tobias will ihm die Hälfte des gesamten Vermögens
überlassen.
Und nun: Was für eine seltsame Reaktion auf diesen Vorschlag. Schon
die einleitende Geste überrascht: „der Engel aber nahm die beiden
beiseite“ heisst es. Das ist nicht die Geste von jemandem, der beschenkt
wird. Und dann seine Antwort: „Preist Gott und lobt ihn“. Dabei war von
Gott in diesem Moment gar nicht die Rede. Es dauert eine ganze Weile,
bis klar wird, worauf dieser Mann hinaus will. Sogar für uns LeserInnen,
die wir ja im Unterschied zu den Zuhörenden in der Geschichte wissen,
wer da wirklich spricht. „Es ist gut, das Geheimnis eines Königs zu
wahren; die Taten Gottes aber soll man offen rühmen“ sagt Rafael
zwischendurch. Da deutet sie sich langsam an, die Selbstoffenbarung,
die im Vers 15 dann endlich folgt: „ ich bin Rafael, einer von den sieben
heiligen Engen, die das Gebet der Heiligen emportragen und mit ihm vor
die Majestät des heiligen Gottes treten.“
„ich bin“, diese Formel ist sonst in der Bibel Gott selbst vorbehalten. „Ich
bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der
Gott Jakobs.“ (Ex 3,6). So und ähnlich heisst es immer wieder im Alten
Testament.
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