Planerladen e.V. Dortmund, "Brücken bauen zwischen den - Städte ...
Planerladen e.V. Dortmund, "Brücken bauen zwischen den - Städte ...
Planerladen e.V. Dortmund, "Brücken bauen zwischen den - Städte ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>den</strong> Welten!“<br />
Konfliktvermittlung in Quartier & Nachbarschaft<br />
Präsentation zur Werkstatt „Interkulturelle Stadt“<br />
des <strong>Städte</strong>-Netzwerkes NRW am 30. Mai 2007 in <strong>Dortmund</strong><br />
Selma Kurto!lu, Prof. Dr. Reiner Staubach<br />
<strong>Planerla<strong>den</strong></strong> e.V. (<strong>Dortmund</strong>)
www.planerla<strong>den</strong>.de<br />
Verein zur Förderung demokratischer Stadtplanung<br />
und stadtteilbezogener Gemeinwesenarbeit e.V.<br />
(seit 1982)<br />
Ziel: Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen<br />
• Sozialorientierte Stadtteil- und Quartiersentwicklung<br />
• Beteiligung und Aktivierung der Bewohner/innen<br />
• Stärkung von Selbstorganisationsstrukturen im Stadtteil<br />
• Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband<br />
• anerkannter Träger der Jugendhilfe<br />
• zugelassener Integrationskursträger<br />
2
Meine Nachbarn<br />
Prolog<br />
es gab keinen einzigen Tag<br />
an dem wir uns schlecht benommen haben<br />
es gab keinen einzigen Tag<br />
an dem wir uns gestritten haben<br />
es gab keinen einzigen Tag<br />
an dem wir uns kennen gelernt haben<br />
Ilhan Atasoy<br />
3
Konfliktbegriff<br />
[lat. conflictus: “Zusammenstoß”; sozialwiss.<br />
“Gegensätzlichkeit”, “Auseinandersetzung”, “Streiterei”]<br />
• Konflikte sind in allen Gesellschaften allgegenwärtig<br />
(Verteilungskonflikte, Macht etc.).<br />
• In modernen Gesellschaften wer<strong>den</strong> soziale Konflikte<br />
nach bestimmten Regeln ausgetragen.<br />
• Konflikte müssen nicht dysfunktional sein, sondern<br />
können auch bestimmte Funktionen erfüllen.<br />
• Konflikte können auch neue soziale Bindungen<br />
erzeugen.<br />
(nach FOKUS 1999, 34ff.)<br />
4
Die Stadt: Ort der Zuwanderung<br />
• Zuwanderung als Entstehungsvoraussetzung<br />
• Haupteingangstor von Zuwanderung<br />
• offene Arbeitsmärkte und offene Sozialsysteme als<br />
Voraussetzung für die strukturelle Integration<br />
• Gleichgültigkeit und Toleranz als Voraussetzung für<br />
Koexistenz (friedliches Nebeneinander)<br />
• Dialektik von Abgrenzung und Integration (R. Park)<br />
• Segregation als Realität und Normalität städtischer<br />
Sozialräume<br />
• <strong>Städte</strong> erbringen gesamtgesellschaftliche<br />
Integrationsleistungen (“Integrationsmaschinen”)<br />
5
heterogene Stadtteilgesellschaften<br />
Differenzierung des “Etablierten - Außenseiter”-Schemas<br />
(siehe Dangschat 1998, 52ff.)<br />
• Etablierte (bildungsnahe deutsche Mittelschicht)<br />
• etablierte Außenseiter (Deutsche mit niedriger sozialer<br />
Position)<br />
• nicht-etablierte Außenseiter (zugewanderte Nicht-<br />
Deutsche)<br />
Zwischen diesen kommt es (n. Heitmeyer 1998, 458) zu:<br />
• Rangordnungskonflikten (Statuszuweisungen)<br />
• Verteilungskonflikten (Konkurrenz um knappe<br />
Ressourcen)<br />
• Regelkonflikten (Gültigkeit kultureller Werte und<br />
Normen)<br />
6
interethnische Konflikte<br />
• Interessengegensätze infolge unterschiedlicher<br />
Einstellungs- und Verhaltensmuster<br />
• im Bewusstsein des Konfliktgegners Reduzierung auf<br />
ethnisch-kulturelle Gruppenmerkmale<br />
• Gleichsetzung von Ethnizität mit bestimmten<br />
gesellschaftlichen Problemfeldern<br />
• Quartier und Nachbarschaft häufig Kristallisationspunkt<br />
(inter-)ethnischer Konflikte<br />
„…Konflikte (…) als Normalzustand und als Movens<br />
moderner, multi-ethnischer Gesellschaften…“<br />
(Sander/Heitmeyer 1997, 448).<br />
7
“Kontakthypothese” vs. “Konflikthypothese”<br />
Kontakthypothese<br />
(“Mischung”)<br />
räumliche Nähe = vermehrte<br />
Chancen für interethnische<br />
Kontakte und Begegnungen?<br />
mehr Wissen<br />
= weniger Vorurteile?<br />
= mehr Toleranz?<br />
aktives Miteinander oder<br />
indifferentes Nebeneinander?<br />
versus<br />
Konflikthypothese<br />
(“Trennung”)<br />
“Gleich und Gleich<br />
gesellt sich gern!”<br />
kulturelle und soziale<br />
Distanzen<br />
setzen sich in räumliche<br />
Abstände um<br />
geringere Reibungsflächen<br />
Mobilitätsfalle oder<br />
Schleusenwirkung?<br />
Wer<strong>den</strong> Konflikte ausgetragen oder vermie<strong>den</strong>?<br />
8
Integrationsstadtteile: z.B. Nordstadt<br />
• 54.000 Einwohner (05)<br />
• 41,1 % Ausländer (05)<br />
• 57,5 % Migrationshintergrund (05)<br />
• 31,6 % Arbeitslosenquote (06)<br />
• 25,4 % Minderjährigenquote (06)<br />
Konflikte und Probleme, aber auch viele<br />
Ressourcen und Potenziale!<br />
9
(2000 - 2004)<br />
(siehe Staubach, 2005a u. 2005b)<br />
10
Generelle Konfliktkonstellationen<br />
• Konflikte <strong>zwischen</strong> Mietern und Vermietern<br />
• einfache Nachbarschaftskonflikte mit einer geringen<br />
Anzahl an Beteiligten<br />
• wohnblock- bzw. siedlungsbezogene<br />
Nachbarschaftskonflikte<br />
• komplexe quartiers- bzw. stadtteilbezogene Konflikte<br />
mit einer Vielzahl beteiligter Akteure<br />
11
Grabeland…<br />
Ortstermine & Begehungen
Gesprächsrun<strong>den</strong> mit relevanten<br />
lokalen Akteuren<br />
14
Gründung eines Trägervereins der Nutzer<br />
15
Grillen in Grünanlagen…<br />
Begehungen, Ortstermine und<br />
zahlreiche Gespräche mit lokaler<br />
Politik und Verwaltung
Grillen in Grünanlagen…<br />
Info-Aktionen vor Ort
Grillen in Grünanlagen…
Grillen in Grünanlagen…<br />
Vereinbarte Regeln wer<strong>den</strong><br />
angenommen.
neue Projektphase (2006 - 2009)<br />
„<strong>Brücken</strong> <strong>bauen</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>den</strong> Welten“<br />
Moderation von Konflikten um die Präsenz von Migrantengruppen<br />
im öffentlichen und halb-öffentlichen Raum (Fokus)<br />
• Entethnisierung sozialer Konfliktlagen<br />
• Stärkung der Dialogfähigkeit<br />
• Begleitung von konflikthaften Prozessen<br />
Rahmenbedingungen:<br />
• Förderung durch das Bundesamt für Migration und<br />
Flüchtlinge (BAMF) als Integrationsmaßnahme<br />
• Förderung über 3 Jahre (85%)<br />
20
Projektbausteine<br />
Arbeitsansatz<br />
• Kontakt- und Anlaufstelle für Bewohner, die Hilfestellung<br />
bei nachbarschaftlichen Konflikten benötigen<br />
• Vermittlung bei unterschiedlichen Nutzungsinteressen im<br />
öffentlichen bzw. halböffentlichen Raum (v.a. bei<br />
ethnisch aufgela<strong>den</strong>en Konflikten)<br />
• Schulung für Mitarbeiter/innen aus Institutionen<br />
• Training für Stadtteilbewohner, die ehrenamtlich als<br />
Konfliktvermittler tätig sein wer<strong>den</strong><br />
21
stabile Kooperationsbeziehungen<br />
• Wohnungsgesellschaften<br />
• Mietervereine<br />
• Schiedsleute<br />
• Quartiersmanagement-Nordstadt (Hafen, Nordmarkt,<br />
Borsigplatz)<br />
• Träger der Jugendhilfe<br />
• lokale Politik<br />
• kommunale Verwaltung (z.B. Regiebetrieb Stadtgrün,<br />
Ordnungspartnerschaften)<br />
22
Kein Kinderspiel!<br />
Typischer Konfliktfall!
Bewohner-<br />
versammlungen…
Was ist eine erfolgreiche Fallbearbeitung ?<br />
• Entschärfung und (möglichst) Lösung von Konflikten<br />
• verbesserte nachbarschaftliche Kontakte<br />
• veränderte Einstellung zu und anderer Umgang mit<br />
Konflikten<br />
• Intensivierung des interkulturellen Dialogs<br />
• Aufbau von Strukturen der Konfliktbewältigung als<br />
Nachhaltigkeitsstrategie<br />
25
Nicht nur “Störungsvermeidung” !<br />
• (symbolische) Repräsentanz von Migrantengruppen im Stadtraum<br />
• Entwicklung der Kommunikations- und Streitkultur<br />
• Mediationsmetho<strong>den</strong> v.a. in überschaubaren Konflikten geeignet<br />
• bei komplexeren Konfliktkonstellationen Metho<strong>den</strong>-Mix gefragt<br />
• Konfliktaustragung statt Konfliktvermeidung als Integrationsmodus<br />
• Anerkennung von Differenz und Gestaltung von Vielfalt in<br />
gegenseitigem Respekt<br />
26
Vielen Dank !<br />
Dangschat, J.: Warum ziehen sich Gegensätze nicht an?, in: Heitmeyer, W. /<br />
Dollase, R. / Backes, O. (Hrsg.): Die Krise der <strong>Städte</strong>, Frankfurt a.M. 1998<br />
FOKUS (Forschungsgruppe Kommunikation und Sozialanalysen) (Hrsg.):<br />
Konfliktmanagement in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf<br />
(Endbericht), Köln 1999<br />
Häußermann, H. / Siebel, W.: Soziale Integration und ethnische Schichtung<br />
(Gutachten im Auftrag der Unabhängigen Kommission “Zuwanderung”),<br />
Berlin/Ol<strong>den</strong>burg 2001<br />
Heitmeyer, W.: Versagt die Integrationsmaschine Stadt? Zum Problem der ethnischkulturellen<br />
Segregation und ihrer Konfliktfolgen, in: Heitmeyer, W. / Dollase, R. /<br />
Backes, O. (Hrsg.): Die Krise der <strong>Städte</strong>, Frankfurt a.M. 1998<br />
Sander, U./ Heitmeyer, W.: Was leisten Integrationsmodi – Eine vergleichende<br />
Analyse unter konflikttheoretischen Gesichtspunkten, in: Heitmeyer, W. (Hrsg.): Was<br />
hält die Gesellschaft zusammen? Bundesrepublik Deutschland: Auf dem Weg von<br />
der Konsensgesellschaft zur Konfliktgesellschaft, Frankfurt a.M. 1997<br />
Staubach, R.: Konfliktvermittlung in Nachbarschaft und Quartier, in: Rösener, B. /<br />
Selle, K. (Hrsg.): Kommunikation gestalten, <strong>Dortmund</strong> 2005a<br />
Staubach, R.: Konfliktvermittlung – Ein Instrument zur interkulturellen Verständigung<br />
im Stadtquartier, in: vhw Forum Wohneigentum, Heft 1/2005 (Themenheft “Soziale<br />
Stadt”), Bonn 2005b<br />
27