Newsletter 01/2008 - PVS-MEFA Reiss GmbH

Expertenecke
Die PVS Reiss hatte Gelegenheit, mit PD Dr. Rainer Hahn, wissen-
schaftlicher Leiter der Tübinger DentalSchool, über neueste Trends
in der Endodontie zu sprechen:
Redaktion: Herr Dr. Hahn, ist eine Wurzelkanalbehandlung
heute mit Sicherheit erfolgreich?
Dr. Hahn: Die Erfolgsraten einer Wurzelkanalbehandlung liegen
heute bei bis zu 95 %. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die Ver-
meidung einer bakteriellen Re-Infektion des Wurzelkanalsystems.
Hier spielt neben der angewandten Technik auch das Material eine
erhebliche Rolle. Zur Zeit ist ein vollständig dichter Verschluss des
Wurzelkanalsystems mit Guttapercha in der gewohnten Technik
kaum realisierbar: Die Kondensation der Guttapercha ist aufwän-
dig und führt nicht selten zu Rissbildungen im Zahn, zusätzlich
werden die Kanalwände und die Tubuli unzureichend oder gar
nicht versiegelt.
Welche Alternativen bietet die moderne Zahnmedizin heute?
Seit einiger Zeit setzt sich das Konzept der »Adhäsiven Wurzel-
kanalfüllung« erfolgreich durch: Grundstein bildet ein adhäsives
(hydrophilisiertes) Wurzelkanalkomposit (z.B. Seal 3D, Cumdente),
das nach dem Vorbild der bewährten Materialien in der Adhäsiv-
technik entwickelt wurde.
Wie ist dabei das Vorgehen?
Nach vorausgegangener Aufbereitung werden Dentintubuli, Sei-
tenkanäle und Kanalwände in diesem Fall mit einem selbstät-
zenden Wurzelkanalprimer (z.B. Etch & Bond, Cumdente) adhäsiv
versiegelt. Das Bonding dringt dabei tief in die Dentintubuli der
Oberflächenrandzone der Wurzelkanalwände ein und schließt
bakteriendicht ab. Die adhäsive Wurzelfüllung erfolgt mit einem
hydrophilisierten Wurzelkanalkomposit, das mit dem Adhäsiv und
einem oberflächen-aktivierten Guttaperchastift einen chemischen
Das Prinzip der adhäsiven Wurzelkanalfüllung.
Verbund eingeht. Durch den Verbund
zwischen Wurzelkanaldentin und Wur-
zelkanalfüllung entsteht ein so genann-
ter »Monoblock«, ähnlich einem hoch-
wertigen adhäsiven Inlay, wobei das
spezielle Wurzelkanalkomposit eine
guttapercha-ähnliche Endhärte erreicht
und deshalb revidierbar ist.
Newsletter
01/2008
Kann so vollständig auf den Einsatz von Guttapercha bzw.
deren Kondensation verzichtet werden?
Ein Guttapercha-Point ist durch die gesteuerte Volumen-Expansi-
on des Wurzelkanalkomposits im Zuge dessen anaerober Aushär-
tung nicht zwingend erforderlich, kann allerdings in vielen Fällen
z.B. als Einstifttechnik die Applikation im Wurzelkanal vereinfachen.
Eine Kondensation ist jedoch meist nicht mehr erforderlich.
Was ist mit der Biokompatibilität von adhäsiven Wurzelkanal-
füllmaterialien?
Eine hohe Biokompatibilität der Werkstoffe ist analog der Füllungs-
technik Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz auch im Wur-
zelkanal und deshalb selbstverständlich umfangreich untersucht
und dokumentiert. Dies gilt auch für die hohe Röntgenopazität.
Herzlichen Dank für das Interview.
Die Tübinger DentalSchool bildet seit vielen Jahren europaweit Zahnärz-
tinnen, Zahnärzte und ihre Praxisteams fort, sowie auch Zahntechniker/
innen. Weiterführende Informationen zum Thema »Adhäsive Wurzelkanal-
füllung« finden Sie im digitalen PraxisGuide »Dreidimensionale Wurzelka-
nalaufbereitung/-füllung« (www.praxisguide-dental.de), sowie auch auf
den kommenden Fortbildungen (www.dentalschool.de).
Herausgeber: PVS Manfred Reiss GmbH, Erzbergerstr. 25, D-78224 Singen, Tel: 07731-99 01 - 0, Fax: 07731-99 01 - 99, kontakt@pvs-reiss.de und
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