Genuss für Auge und Gaumen - Tanaka Restaurant
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<strong>Genuss</strong> <strong>für</strong><br />
sushi<br />
<strong>Auge</strong> <strong>und</strong> <strong>Gaumen</strong><br />
sushi ist das beliebteste nationalgericht Japans<br />
<strong>und</strong> bei uns zum inbegriff fernöstlicher Küche<br />
geworden. die dekorativen röllchen <strong>und</strong> tütchen<br />
sind nicht nur hübsch anzusehen – sie stehen<br />
auch im ruf, ges<strong>und</strong> zu sein. ist sushi das Fast Food<br />
<strong>für</strong> ernährungsbewusste Besseresser?<br />
Schon längere Zeit wird die japanische<br />
Kunst des HäppchenEssens auch im<br />
Westen zelebriert. SushiBars <strong>und</strong> <strong>Restaurant</strong>s<br />
gehören zu einer globalisierten<br />
Gastroszene wie Pizzerien oder argentinische<br />
Steakhouses. Der Ursprung von Sushi<br />
geht in die Mitte des 6. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
zurück. Zunächst war Sushi – was «sauer»<br />
bedeutet – eine Konservierungsmethode<br />
<strong>für</strong> Fisch. Fische wurden mit Salz<br />
gepökelt, dann zusammen mit gekochtem<br />
Reis <strong>und</strong> einer weiteren Zugabe von Salz<br />
<strong>für</strong> fast ein Jahr zur Fermentation in ein<br />
hölzernes Fass gelegt. Anfangs wurde der<br />
fermentierte Reisbrei noch weggeworfen<br />
<strong>und</strong> nur der Fisch gegessen. NareSushi<br />
heisst diese älteste Form von Sushi.<br />
MakiSushi, NigiriSushi, TemakiSushi:<br />
Leicht schwirrt SushiEinsteigern der<br />
Kopf ob all der verschiedenen Bezeichnungen.<br />
Aber nicht nur Name <strong>und</strong> Form<br />
der ästhetischen Röllchen <strong>und</strong> Tütchen<br />
muten <strong>für</strong> Anfänger exotisch an. Auch<br />
der Inhalt steckt voller Überraschungen<br />
<strong>und</strong> will entdeckt werden. Allerdings:<br />
Der Biss in rohen Fisch kann etwas Überwindung<br />
kosten. Doch dies könnte sich<br />
lohnen. Denn glaubt man einem alten japanischen<br />
Sprichwort, so leben jene 75<br />
Tage länger, die das Glück haben, etwas<br />
zu essen, das sie zuvor noch nie gekostet<br />
haben.<br />
Verschiedenen Sushi-Arten<br />
Typisch <strong>für</strong> MakiSushi sind die dunklen<br />
Noriblätter. Der getrocknete <strong>und</strong> gepresste<br />
Seetang hält die Füllung zusammen.<br />
Der mit Reisessig zubereitete Kleb<br />
reis wird mithilfe einer Bambusmatte in<br />
die Noriblätter eingerollt. Das Herzstück<br />
des Leckerbissens können Fisch, Kaviar,<br />
Meeresfrüchte, Gemüse oder Pilze, angereichert<br />
mit Salatblättern <strong>und</strong> Kräutern,<br />
sein. Bekannt sind einige Maki<br />
«Unterarten». Etwa die HosoMaki, die<br />
aus einem halben Noriblatt zubereitet<br />
werden <strong>und</strong> dünne SushiRollen ergeben.<br />
Oder die FutoMaki aus einem ganzen<br />
Noriblatt, die entsprechend dick werden.<br />
UraMaki, besser bekannt als California<br />
Roll, heisst die umgekehrte Variante, bei<br />
der Füllung <strong>und</strong> Noriblatt innen, der<br />
Reis aussen zu liegen kommt.<br />
Ob in Japan oder hierzulande: Ist von Sushi<br />
die Rede, sind meist die klassischen,<br />
handgeformten NigiriSushi gemeint, die<br />
bei uns sehr beliebt sind. Nobuyasu Honda<br />
ist seit zehn Jahren SushiKoch in der<br />
Schweiz. In der SushiBar des zum Hotel<br />
Hasenberg gehörenden <strong>Restaurant</strong>s Ryokan<br />
im aargauischen Widen bereitet der<br />
Japaner die Leckerbissen zu. Für Nigiri<br />
Sushi mit Thunfisch schneidet er den<br />
Fisch mit scharfem Messer <strong>und</strong> präzisen<br />
Schnitten in dünne, kleine Scheiben.<br />
Auf eine Seite streicht er etwas Wasabipaste<br />
(scharfen, grünen Meerrettich) <strong>und</strong><br />
formt dann mit einer angefeuchteten<br />
Hand den SushiReis zu einem Klösschen.<br />
Dieses setzt er auf die Fischscheibe,<br />
drückt (Nigiri bedeutet «drücken»)<br />
<strong>und</strong> wendet das Päckchen mehrmals flink<br />
<strong>und</strong> modelliert es traumwandlerisch sicher<br />
zur perfekten Form.<br />
Auch <strong>für</strong> den Berner SushiMeister Shinji<br />
<strong>Tanaka</strong> gehört NigiriSushi mit Thun<br />
Roter Thun vor dem Aus<br />
Sushi-Liebhabern mit ökologischem<br />
Gewissen kann ein Fischhäppchen<br />
leicht im Hals stecken bleiben angesichts<br />
der Tatsache, dass gewisse<br />
Speisefische überfischt oder gar vom<br />
Aussterben bedroht sind. So etwa<br />
der Rote Thunfisch. Die Schweizer<br />
essen gemäss Angaben des WWF<br />
pro Jahr 71 011 Tonnen Fisch <strong>und</strong><br />
Seafood. Am liebsten verzehren sie<br />
Thun, vor Crevetten <strong>und</strong> Lachs.<br />
R<strong>und</strong> 82 Millionen Tonnen Fische<br />
ziehen industrielle Fangflotten jährlich<br />
aus den Meeren. Das ist viermal<br />
mehr als noch vor fünfzig Jahren. 80<br />
Prozent der kommerziell genutzten<br />
Fischbestände r<strong>und</strong> um den Globus<br />
sind schon überfischt oder stehen<br />
kurz davor. Darunter auch viele <strong>für</strong><br />
den Schweizer Markt wichtige Fischbestände<br />
wie Atlantischer Heilbutt,<br />
Rotzunge, Kabeljau, Seeteufel, Seezunge<br />
<strong>und</strong> Steinbutt. Neben dem<br />
Roten Thun sind verschiedene Hai-<br />
<strong>und</strong> Rochenarten vom Aussterben<br />
bedroht. Konsumenten rät der WWF,<br />
Fische <strong>und</strong> Meeresfrüchte mit dem<br />
MSC- <strong>und</strong> dem Bio-Label sowie einheimischen<br />
Wildfang zu kaufen <strong>und</strong><br />
Meeresfrüchte als nicht alltägliche<br />
Delikatesse zu geniessen.<br />
Mehr Wissen: Der WWF-Fischratgeber<br />
hilft beim nachhaltigen Einkauf.<br />
Erhältlich ist er auf Papier oder als<br />
App <strong>für</strong> iPhones <strong>und</strong> Android-Handys:<br />
www.wwf.ch/fisch<br />
shinji tanaka ist<br />
Meister in der<br />
Kunst des sushirollens.
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1<br />
2<br />
schicht um schicht<br />
zum sushiröllchen<br />
1 Ein Noriblatt auf die<br />
Bambusholzmatte legen.<br />
2 Aufs Noriblatt mit<br />
Wasabi-Sauce gewürzten<br />
Klebreis geben.<br />
3 In die Mitte fein geschnittene<br />
rohe Fischstreifen oder<br />
Gemüsestäbchen legen.<br />
Nun wird das Algenblatt<br />
mit der Bambusmatte aufgerollt.<br />
4 Die Rolle fest zusammen-<br />
ziehen.<br />
5 Die grosse Sushi-Stange<br />
in immer gleich grosse<br />
Sushi-Röllchen schneiden.<br />
3<br />
fischfleisch zu den Favoriten, wobei man<br />
den Thunfisch beliebig mit Lachs, Jakobsmuscheln,<br />
Steinbutt oder Scampi ergänzen<br />
kann. Sushi muss zwingend mit<br />
frischem Fisch zubereitet werden. Seit<br />
der Atomkatastrophe in Fukushima<br />
fragen sich aber so manche Menschen,<br />
wie es um den japanischen Fisch bestellt<br />
ist (siehe Interview rechts).<br />
Ges<strong>und</strong>es Fast Food<br />
SushiReisklösschen dienten in Japan<br />
schon vor über 200 Jahren als schnelle<br />
Verpflegung, sozusagen als japanische<br />
Art des Fast Foods. Doch während am<br />
westlichen Fast Food das Image des Fettigen,<br />
Unges<strong>und</strong>en – genauso zäh<br />
wie der Fisch am Reisbällchen<br />
– klebt, gelten die vielen SushiVariationen<br />
als nährstoffreich,<br />
fettarm <strong>und</strong><br />
ergo ges<strong>und</strong>. «Fettreiche<br />
Meerfische wie<br />
Lachs, Thun, Hering<br />
<strong>und</strong> Makrelen haben<br />
einen hohen Gehalt<br />
an Omega3Fettsäu<br />
vitagate.ch/algen_hobbykoch.aspx<br />
Was Gourmets <strong>und</strong> Hobbyköchinnen mit Algen sonst noch anzufangen wissen.<br />
vitagate.ch – Jeden Tag einen Klick gesünder!<br />
4<br />
Mehr Wissen<br />
_ Marlisa Szwillus: «Sushi»,<br />
Verlag Gräfe <strong>und</strong> Unzer, 2006,<br />
ISBN 978-3-8338-0315-4, ca. Fr. 15.–<br />
_ Kimiko Barber: «Die japanische<br />
Küche», Fona Verlag, 2010,<br />
ISBN 978-3-03780-429-2, ca. Fr. 45.–<br />
ren», erklärt Jeannine Uwer von der<br />
Schweizerischen Gesellschaft <strong>für</strong> Ernährung.<br />
«Es ist wissenschaftlich erwiesen,<br />
dass sie eine herzschützende <strong>und</strong> entzündungshemmende<br />
Wirkung haben.» Zu<br />
möglichen ges<strong>und</strong>heitlichen Vorzügen<br />
weiterer SushiBestandteile äussert sie<br />
sich vorsichtig: «Ingwer kann Verdauung<br />
<strong>und</strong> Durchblutung fördern <strong>und</strong> antibakteriell<br />
wirken. Letzteres kann auch auf<br />
Wasabi zutreffen.» Der Klebreis liefert<br />
Energie in Form von Kohlenhydraten.<br />
NoriAlgen sind «fettarm <strong>und</strong> ein guter<br />
Nährstofflieferant verschiedener Vitamine<br />
<strong>und</strong> Mineralstoffe, <strong>und</strong> Avocados verfügen<br />
über einen hohen Anteil einfach<br />
ungesättigter Fettsäuren», so Uwer.<br />
Sushi gibts auch ohne Fisch<br />
Wer Fisch nicht riechen <strong>und</strong> schon<br />
gar nicht essen kann oder Vegetarier<br />
ist, muss dennoch<br />
nicht auf Sushi verzichten.<br />
Es gibt sie auch in<br />
vegetarischen Variationen,<br />
zum Beispiel<br />
HosomakiSushi<br />
mit Rüebli <strong>und</strong><br />
Gurke oder mit<br />
Kürbis, ShiitakePilzen,<br />
5<br />
Gurke <strong>und</strong> Sesam. Einem NigiriSushi<br />
wird manchmal ein Streifen Omelett mit<br />
einem Noriblatt «angeschnallt». Experimentierfreudige,<br />
aber nur an Fischstäbchen<br />
gewöhnte Kinder mögen vielleicht<br />
die TemakiSushi mit Surimi <strong>und</strong> Avocado.<br />
Es ist eine weitere SushiVariante<br />
in Tütenform <strong>und</strong> Surimi eine weisse,<br />
fast geschmacks <strong>und</strong> geruchsfreie, gepresste<br />
Fischmasse. Sie wird aus zerkleinertem<br />
Fischfleisch gewonnen. Für die<br />
Füllungen kommen aber auch Fleisch<br />
<strong>und</strong> Geflügel infrage.<br />
Es dürfte nicht nur Kindern gefallen,<br />
dass man viele SushiArten getrost mit<br />
den Fingern essen darf. Denn die Gefahr<br />
<strong>für</strong> ungeübte Stäbchenesser ist gross, dass<br />
das Häppchen nach dem ersten Bissen<br />
ins Sojaschälchen plumpst. Denn vor<br />
dem Essen tunkt man das Sushi in Sojasauce,<br />
in die man etwas Wasabipaste einrührt.<br />
Eingelegter Ingwer gehört ebenfalls<br />
dazu, der vor dem nächsten<br />
SushiBissen den <strong>Gaumen</strong> neutralisieren<br />
<strong>und</strong> erfrischen soll.<br />
Miso-Suppe gegen Kater<br />
Dieselbe belebende Wirkung hat auch<br />
ein Schluck MisoSuppe: eine Fisch<br />
oder Seetangbrühe mit Miso, einer Sojabohnenpaste.<br />
In Japan heisst es, Miso<br />
Suppe sei wirksam gegen den Kater.<br />
Übrigens essen Japaner eine Suppe nicht,<br />
sie trinken sie. Als Getränk zu Sushi<br />
wird häufig<br />
grüner<br />
Tee gereicht, der wegen seines zarten Geschmacks<br />
besonders gut zu Sushi passt.<br />
Beliebt ist auch Sake, ein Reiswein, der<br />
aus kleinen Porzellanschalen geschlürft<br />
wird. Auch Bier oder Mineralwasser passen<br />
zu Sushi, nicht aber Wein, erklärt<br />
Nobuyasu Honda. Harmonie ist beim<br />
Sushi<strong>Genuss</strong> sowohl <strong>für</strong> den <strong>Gaumen</strong><br />
als auch <strong>für</strong>s <strong>Auge</strong> zentral. Für Shinji <strong>Tanaka</strong><br />
ergeben das Gleichgewicht zwi<br />
Sushi-Meister Shinji <strong>Tanaka</strong><br />
stammt ursprünglich aus Tokio.<br />
Er besitzt zwei japanische<br />
<strong>Restaurant</strong>s in Bern sowie ein<br />
euroasiatisches <strong>Restaurant</strong> in<br />
Kehrsatz. Der Chefkoch erklärt,<br />
welche Auswirkungen<br />
die Katastrophe in Japan auf<br />
den Sushi-Konsum in der<br />
Schweiz hat.<br />
Wie reagieren Ihre Gäste auf<br />
die Katastrophe in Japan?<br />
Shinji <strong>Tanaka</strong>: Die K<strong>und</strong>schaft<br />
stellt sehr viele Fragen. Vor allem<br />
in Bezug auf die Herkunft<br />
des Fisches spürt man eine<br />
grosse Verunsicherung. In<br />
meinen beiden <strong>Restaurant</strong>s,<br />
die ausschliesslich japanische<br />
Küche anbieten, ist die Zahl<br />
der Gäste seit dem verheerenden<br />
Erdbeben merklich zurückgegangen.<br />
Sind diese Bedenken<br />
gerechtfertigt?<br />
Der Fisch, den wir verarbeiten,<br />
kommt nicht aus Japan. Und<br />
zwar nicht erst seit dem Unglück<br />
in Fukushima. Die Fischarten,<br />
die wir zur Herstellung<br />
von Sushi <strong>und</strong> Sashimi verwenden,<br />
stammen aus Europa,<br />
Australien <strong>und</strong> den Philippinen<br />
schen Reis, Fisch oder Gemüse, die frische<br />
Farbe, die passende Kombination<br />
<strong>und</strong> die richtige Mischung zwischen der<br />
leicht bitteren Sojasauce <strong>und</strong> dem scharfen<br />
Wasabi die vollkommene SushiHarmonie.<br />
Text: Claudia Merki<br />
Fotos: Corinne Futterlieb<br />
«Die Leute sind durch die Katastrophe<br />
von Fukushima verunsichert»<br />
– nicht aus japanischen Gewässern.<br />
Gibt es andere Produkte, die<br />
zur japanischen Küche gehören,<br />
die eine erhöhte Strahlung<br />
aufweisen könnten?<br />
Nebst Fisch brauchen wir<br />
auch Sojasauce, Misopaste,<br />
Noriblätter <strong>und</strong> grünen Tee.<br />
All diese Produkte sind ursprünglich<br />
japanischer Herkunft.<br />
Doch mittlerweile<br />
stammt die Sojasauce aus den<br />
Niederlanden <strong>und</strong> Misopaste<br />
aus den USA. Diese Produkte<br />
sind also ebenfalls unbedenklich.<br />
Noriblätter werde ich aus<br />
Korea beziehen, obwohl die japanischen<br />
Produkte qualitativ<br />
besser wären. Das ist nicht<br />
ideal, aber am meisten Sorgen<br />
macht mir der japanische grüne<br />
Tee. Ich habe zwar noch <strong>für</strong><br />
ein halbes Jahr Grüntee aus<br />
der Zeit, als der Atomreaktor<br />
noch intakt war, an Lager, aber<br />
danach steht mir kein qualitativ<br />
vergleichbares Produkt<br />
mehr zur Verfügung.<br />
Wie informieren Sie Ihre<br />
Gäste über die Sicherheit der<br />
verwendeten Produkte?<br />
Ich habe eine entsprechende<br />
Information auf unserer Website<br />
aufgeschaltet <strong>und</strong> auch<br />
die Gäste im <strong>Restaurant</strong> werden<br />
über die Herkunft der<br />
Produkte informiert <strong>und</strong> über<br />
die strengen Einfuhrkontrollen<br />
<strong>für</strong> Lebensmittel an den Zollämtern<br />
aufgeklärt. Dadurch<br />
versuche ich der Verunsicherung<br />
meiner Gäste entgegenzuwirken.<br />
AKR