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Geld und Inflation - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

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<strong>Geld</strong> <strong>und</strong> <strong>Inflation</strong>


Inhalt der Vorlesung<br />

• Welcher Zusammenhang besteht zwischen<br />

<strong>Geld</strong>mengenwachstum <strong>und</strong> <strong>Inflation</strong>?<br />

• Was versteht man unter klassischer Dichotomie <strong>und</strong> der<br />

Neutralität des <strong>Geld</strong>es?<br />

• Weshalb kommt es <strong>zu</strong> Hyperinflationen?<br />

• Wie beeinflusst die <strong>Inflation</strong>srate die Nominalzinssätze?<br />

• Was sind Kosten der <strong>Inflation</strong>?<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Hyperinflation in Deutschland 1923<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Bekanntmachung<br />

Durch Erlass des Generalstaatskommissars gelten mit Wirkung ab<br />

Donnerstag, den 18. Oktober, folgende Ausschankpreise:<br />

Vollbier (Fassbier) hell 1 Liter 300 000 000 Mark<br />

Vollbier (Orig-Abf.) hell ½ Literfl. 165 000 000 Mark<br />

Exportbier (Fassbier) hell 1 Liter 400 000 000 Mark<br />

Exportbier (Orig-Abf.) hell ½ Literfl. 225 000 000 Mark<br />

In diesen Ausschankpreisen ist die gemeindliche Getränkesteuer<br />

mitenthalten.<br />

Die Gastwirte Erlangens<br />

Erlanger Tagblatt, 19.10.1923<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


<strong>Geld</strong> <strong>und</strong> <strong>Inflation</strong><br />

• <strong>Inflation</strong> ist einerseits eine Preissteigerung von<br />

Gütern <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />

• <strong>und</strong> andererseits eine <strong>Geld</strong>entwertung. Wenn sich das<br />

Preisniveau erhöht, dann fällt der Wert des <strong>Geld</strong>es.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


<strong>Inflation</strong>sraten in Deutschland<br />

Prozent<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

1951<br />

1953<br />

1955<br />

1957<br />

<strong>Inflation</strong><br />

1959<br />

1961<br />

1963<br />

1965<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

1967<br />

1969<br />

1971<br />

1973<br />

1975<br />

1977<br />

1979<br />

1981<br />

1983<br />

1985<br />

1987<br />

1989<br />

1991<br />

1991<br />

1993<br />

1995<br />

1997<br />

1999<br />

2001<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


<strong>Geld</strong>angebot/-nachfrage <strong>und</strong> monetäres Gleichgewicht<br />

• Die <strong>Geld</strong>menge wird von der EZB gesteuert<br />

(beispielsweise durch Offenmarktoperationen).<br />

• Die <strong>Geld</strong>nachfrage hängt von mehreren Faktoren ab,<br />

einschließlich des Preisniveaus.<br />

• Die Nachfrage nach <strong>Geld</strong> hängt von den Transaktionen<br />

(Zahlungen) ab, die Wirtschaftssubjekte tätigen wollen.<br />

• Wenn das Preisniveau steigt, wir mehr <strong>Geld</strong> für<br />

Transaktionen benötigt; die <strong>Geld</strong>nachfrage steigt.<br />

• Langfristig wird das Preisniveau durch die Nachfrage <strong>und</strong><br />

das Angebot an <strong>Geld</strong> bestimmt.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Das <strong>Geld</strong>angebot, die <strong>Geld</strong>nachfrage<br />

<strong>und</strong> das Gleichgewichtspreisniveau<br />

<strong>Geld</strong>wert1/P<br />

hoch<br />

Gleichgewichtsgeldwert<br />

niedrig<br />

1<br />

¾<br />

½<br />

¼<br />

0<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

<strong>Geld</strong>angebot<br />

A<br />

Menge bestimmt<br />

durch EZB<br />

<strong>Geld</strong>nachfrage<br />

1<br />

<strong>Geld</strong>menge<br />

Preisniveau<br />

P<br />

1.33<br />

2<br />

4<br />

niedrig<br />

Gleichgewichtspreisniveau<br />

hoch<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Die Auswirkungen einer Erhöhung des <strong>Geld</strong>angebots<br />

<strong>Geld</strong>wert<br />

1/P<br />

hoch<br />

2. … verringert<br />

den <strong>Geld</strong>wert …<br />

niedrig<br />

1<br />

¾<br />

½<br />

¼<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

0<br />

MS 1<br />

A<br />

M 1<br />

MS 2<br />

B<br />

M 2<br />

1. Ein Anstieg des<br />

<strong>Geld</strong>angebots …<br />

<strong>Geld</strong>nachfrage<br />

<strong>Geld</strong>menge<br />

Preisniveau<br />

P<br />

1<br />

1.33<br />

2<br />

4<br />

niedrig<br />

hoch<br />

3. … <strong>und</strong><br />

erhöht das<br />

Preisniveau<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Die klassische Dichotomie <strong>und</strong> die<br />

Neutralität des <strong>Geld</strong>es<br />

• Nominelle Variablen werden in <strong>Geld</strong> gemessen.<br />

• Reale Variablen werden in physischen Einheiten<br />

gemessen.<br />

• Reale Variablen werden durch <strong>Geld</strong>mengenveränderungen<br />

längerfristig nicht beeinflusst (klassische<br />

Dichotomie).<br />

• <strong>Geld</strong> ist (langfristig) neutral.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Ursachen von <strong>Inflation</strong>: Quantitätstheorie<br />

• Die Quantitätstheorie des <strong>Geld</strong>es besagt, dass die<br />

verfügbare <strong>Geld</strong>menge das Preisniveau bestimmt <strong>und</strong> die<br />

Wachstumsrate der <strong>Geld</strong>menge die <strong>Inflation</strong>srate<br />

bestimmt.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Umlaufgeschwindigkeit des <strong>Geld</strong>es<br />

<strong>und</strong> die Quantitätsgleichung<br />

P = Preisniveau<br />

M = <strong>Geld</strong>menge<br />

V = Umlaufgeschwindigkeit des <strong>Geld</strong>es<br />

Y = reales BIP<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

M V = P Y<br />

• Die Umlaufgeschwindigkeit des <strong>Geld</strong>es ist langfristig<br />

relativ stabil.<br />

• Wenn die Zentralbank die <strong>Geld</strong>menge schneller erhöht<br />

als Y <strong>zu</strong>nimmt, erhöht sich das Preisniveau.<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Das nominale BIP, die <strong>Geld</strong>menge <strong>und</strong> die<br />

Umlaufgeschwindigkeit des <strong>Geld</strong>es<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


<strong>Geld</strong> <strong>und</strong> Preise bei vier Hyperinflationen<br />

Index<br />

(Jan. 1921 = 100)<br />

100,000<br />

10,000<br />

1,000<br />

100<br />

1921<br />

Preisniveau<br />

1922<br />

(a) Österreich (b) Ungarn<br />

1923<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

<strong>Geld</strong>menge<br />

1924<br />

1925<br />

Index<br />

(July 1921 = 100)<br />

100,000<br />

10,000<br />

1,000<br />

100<br />

1921<br />

1922<br />

Preisniveau<br />

1923<br />

<strong>Geld</strong>menge<br />

1924<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong><br />

1925


<strong>Geld</strong> <strong>und</strong> Preise bei vier Hyperinflationen<br />

Index<br />

(Jan. 1921 = 100)<br />

100,000,000,000,000<br />

1,000,000,000,000<br />

10,000,000,000<br />

100,000,000<br />

1,000,000<br />

10,000<br />

100<br />

1<br />

1921<br />

1922<br />

(c) Deutschland<br />

Preisniveau<br />

1923<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

<strong>Geld</strong>menge<br />

1924<br />

1925<br />

Index<br />

(Jan. 1921 = 100)<br />

10,000,000<br />

1,000,000<br />

100,000<br />

10,000<br />

1,000<br />

100<br />

1921<br />

1922<br />

(d) Polen<br />

Preisniveau<br />

1923<br />

<strong>Geld</strong>menge<br />

1924<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong><br />

1925


Die <strong>Inflation</strong>ssteuer (Seigniorage)<br />

• Der Staat kann seine Ausgaben dadurch finanzieren,<br />

dass er <strong>Geld</strong> druckt. ( Zentralbankunabhängigkeit?)<br />

• Die Einnahmen aus dem Drucken von <strong>Geld</strong> nennt man<br />

<strong>Inflation</strong>ssteuer oder Seigniorage.<br />

• Wenn der Staat <strong>Geld</strong> druckt, erhöht sich das Preisniveau<br />

<strong>und</strong> die Personen, die <strong>Geld</strong> halten, werden ärmer.<br />

• Es wird eine „Steuer“ auf das Halten von <strong>Geld</strong> erhoben.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Der Fisher-Effekt<br />

• Der Fisher-Effekt postuliert eine Beziehung zwischen<br />

<strong>Inflation</strong>sraten <strong>und</strong> nominalen Zinsen.<br />

• Nach dem Fisher-Effekt steigen <strong>Inflation</strong><br />

<strong>und</strong> Nominalzinsen gleichmäßig an.<br />

• Der Realzinssatz bleibt unberührt.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Der Fisher-Effekt<br />

• Realzinssatz = Nominalzinssatz – <strong>Inflation</strong>srate<br />

• Nominalzinssatz = Realzinssatz + <strong>Inflation</strong>srate<br />

• Eine Erhöhung der <strong>Inflation</strong>srate um 1 % hat nach dem<br />

Fisher-Effekt eine Erhöhung des Nominalzinssatzes um<br />

1 % <strong>zu</strong>r Folge.<br />

• Wenn die Zentralbank das <strong>Geld</strong>mengenwachstum erhöht<br />

<strong>und</strong> die <strong>Inflation</strong>srate steigt, hat das keine Konsequenzen<br />

für den Realzinssatz.<br />

• <strong>Geld</strong> ist somit neutral (im Hinblick auf die Realzinsen).<br />

• Die folgende Abbildung illustriert diesen<br />

Zusammenhang.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Nominalzinssatz <strong>und</strong> <strong>Inflation</strong>srate<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Kosten von <strong>Inflation</strong><br />

Rückgang von Kaufkraft?<br />

• Wenn die Preise aller Güter (einschließlich Löhne)<br />

gleichmäßig steigen, bleibt die Kaufkraft der Menschen<br />

unberührt.<br />

• Warum stellt <strong>Inflation</strong> also ein Problem dar?<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Kosten von <strong>Inflation</strong><br />

• „Schuhsohlen“-Kosten<br />

• Speisekarten-Kosten<br />

• Variabilität der Preise <strong>und</strong> Misallokationen<br />

• inflationsbedingte Steuerverzerrungen<br />

• Anpassungskosten<br />

• willkürliche Vermögensumverteilung<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Schuhsohlen-Kosten<br />

• Schuhsohlen-Kosten sind Ressourcen, die verschwendet<br />

werden, wenn die Leute auf Gr<strong>und</strong> der <strong>Inflation</strong> ihre<br />

Kassenhaltung verringern.<br />

• <strong>Inflation</strong> verringert den Wert (die Kaufkraft) von <strong>Geld</strong>.<br />

Damit entsteht ein Anreiz, die <strong>Geld</strong>haltung <strong>zu</strong><br />

verringern.<br />

• Dies bedeutet, dass Unannehmlichkeiten<br />

<strong>und</strong> Kosten entstehen.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Speisekarten-Kosten<br />

Speisekarten-Kosten (menu costs) sind die Kosten, die in<br />

Unternehmen dadurch entstehen, dass<br />

• bei Preisänderungen neue Preislisten gedruckt <strong>und</strong><br />

verteilt werden müssen oder Produkte neu ausgezeichnet<br />

werden.<br />

• Auch die Kosten der Entscheidungsfindung bei<br />

Festset<strong>zu</strong>ng der neue Preise sind den Speisekarten-<br />

Kosten <strong>zu</strong><strong>zu</strong>rechnen.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Variabilität der relativen Preise<br />

• Mit <strong>zu</strong>nehmender <strong>Inflation</strong> steigt die Variabilität der<br />

relativen Preise.<br />

• Wenn die relativen Preise verzerrt werden,<br />

dann werden Konsumentenentscheidungen suboptimal,<br />

denn eine effiziente Allokation der Ressourcen über<br />

Märkte wird durch Preisverzerrungen unmöglich.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


<strong>Inflation</strong>sbedingte Steuerverzerrungen<br />

<strong>Inflation</strong> führt <strong>zu</strong> einer Erhöhung der Steuerbelastung der<br />

Ersparnisse:<br />

Realzinssatz<br />

<strong>Inflation</strong>srate<br />

Nominalzinssatz<br />

Steuern (25 %)<br />

Nominal nach Steuern<br />

(Steuern 25 %)<br />

Realzinssatz nach Steuern<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Volkswirtschaft 1<br />

(Preisstabilität)<br />

4<br />

0<br />

4<br />

1<br />

3<br />

3<br />

Volkswirtschaft 2<br />

(<strong>Inflation</strong>)<br />

4<br />

12<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong><br />

8<br />

3<br />

9<br />

1


Anpassungskosten<br />

• Preisvergleiche werden schwieriger vor allem bei hoher<br />

Variabilität.<br />

• Die Berechnung von Kosten <strong>und</strong> Erträgen (<strong>und</strong> damit<br />

der realen Einkommen) wird erschwert.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Willkürliche Vermögensumverteilung<br />

Wenn nicht alle Preise (Löhne, Zinsen) sich an die<br />

gestiegene <strong>Inflation</strong>srate anpassen, kommt es <strong>zu</strong><br />

Umverteilungen.<br />

Beispiel: Wenn sich Nominalzinsen nicht an die<br />

gestiegene <strong>Inflation</strong> anpassen, kommt es <strong>zu</strong> einer<br />

Umverteilung von Sparern (Gläubigern) <strong>zu</strong> Schuldnern.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Hyperinflation <strong>und</strong> Rückkehr <strong>zu</strong>r Naturalwirtschaft<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

An unsere ländlichen Leser<br />

In diesen Tagen kommt der Postbote <strong>und</strong> nimmt die Neubestellungen auf das<br />

Erlanger Tagblatt<br />

entgegen. Der Be<strong>zu</strong>gspreis für den Monat November beträgt 1320 Millionen<br />

(freibleibend). Durch die katastrophale <strong>Geld</strong>entwertung sind die Herstellungskosten<br />

einer Zeitung derart gestiegen, dass wir unbedingt <strong>zu</strong>r Erhebung obigen<br />

Abonnementspreises gezwungen sind.<br />

Wir stellen es unseren Landwirtschaft treibenden Lesern anheim, uns statt dieses<br />

Betrages Naturalien im Tausch für die Lieferung unseres Blattes <strong>zu</strong> geben <strong>und</strong> zwar<br />

liefern wir das Erlanger Tagblatt gegen – in unserer Geschäftstelle Bruckerstraße<br />

8/10 erfolgende – Abgabe von<br />

entweder 1 Pf<strong>und</strong> Butter<br />

oder 10 Stück Eiern<br />

oder 10 Pf<strong>und</strong> Weizen<br />

oder ½ Zentner Kartoffeln<br />

im Monate frei ins Haus.<br />

Ausdrücklich machen wir darauf aufmerksam, dass bei Lieferung von Naturalien<br />

eine Nachforderung während des ganzen Monats November unterbleibt.<br />

„Verlag Erlanger Tagblatt“ 24.10.1923<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Zusammenfassung<br />

• Das Preisniveau bringt <strong>Geld</strong>angebot <strong>und</strong> <strong>Geld</strong>nachfrage<br />

in Übereinstimmung.<br />

• Wenn die EZB das <strong>Geld</strong>angebot stark erhöht, führt das<br />

<strong>zu</strong> einem steigenden Preisniveau.<br />

• Dauerhafte <strong>Geld</strong>mengenerhöhungen bewirken<br />

kontinuierliche <strong>Inflation</strong>.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Zusammenfassung<br />

• Laut neuklassischer Theorie ist <strong>Geld</strong> neutral: langfristig<br />

beeinflussen nominale Variablen (wie <strong>Geld</strong>) nur<br />

nominale Variablen (wie Preise), <strong>und</strong> nicht reale<br />

Variablen (wie Output, Realzinsen).<br />

• Eine Regierung kann ihre Ausgaben über die<br />

Notenpresse finanzieren. (Kann sie das wirklich?)<br />

• Dies resultiert in einer „<strong>Inflation</strong>ssteuer“.<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>


Zusammenfassung<br />

• Nach dem Fisher-Effekt führt eine steigende<br />

<strong>Inflation</strong>srate <strong>zu</strong> steigenden Nominalzinsen, sodass<br />

der Realzins konstant bleibt.<br />

• Ökonomen gehen von sechs Formen<br />

von <strong>Inflation</strong>skosten aus:<br />

• Schuhsohlen-Kosten<br />

• Speisekarten-Kosten<br />

• Variabilität der relativen Preise<br />

• Veränderung der Besteuerung<br />

• Anpassungskosten<br />

• Willkürliche Umverteilungseffekte<br />

Einführung in die Volkswirtschaftslehre, WS 2006/2007<br />

Institut für Volkswirtschaftslehre, <strong>Christian</strong>-<strong>Albrechts</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Kiel</strong>

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