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Irak<br />

Auch im Irak gelangte nur ein kleiner Teil der Toten in die zentralen Kranken-<br />

und Leichenhäuser, wo sie registriert wurden. Der Anteil sank umso mehr, je heftiger<br />

die militärischen Auseinandersetzungen tobten oder die Gewalt zwischen<br />

Bevölkerungsgruppen eskalierte. Da der Islam die Beerdigung innerhalb eines<br />

Tages verlangt, blieb den Angehörigen meist nichts anderes übrig, als ihre Toten<br />

direkt im Hof oder in der Nähe des Hauses zu begraben. 33<br />

Den Kranken- und Leichenhäusern wurde zudem häufig von der Besatzungsmacht<br />

untersagt, ihre Zahlen öffentlich zu machen. Wenn überhaupt, wurden sie<br />

vom Gesundheitsministerium veröffentlicht. Nach Aussagen von Mitarbeitern der<br />

Leichenhäuser wurden diese dabei jedoch oft noch stark nach unten korrigiert. 34<br />

Die Berichterstattung der westlichen Medien konzentrierte sich stets sehr stark<br />

auf die Hauptstadt. Aus den am stärksten umkämpften Gebieten gab es so gut wie<br />

keine Berichte. 35 Wie die im Beitrag über den „Iraq <strong>Body</strong> <strong>Count</strong>“ aufgeführten<br />

Beispiele zeigen, gibt es zahlreiche großangelegte Offensiven der Besatzungstruppen<br />

und mehrtägige Angriffe auf Städte, die in den Datenbanken des IBC keinen<br />

einzigen Eintrag hinterließen, obwohl sie mit ziemlicher Sicherheit Dutzende oder<br />

gar Hunderte zivile Opfer forderten. Auch die massive Zunahme der Luftangriffe,<br />

die 2007 auf durchschnittlich 48 pro Tag angestiegen waren, 36 spiegeln sich in der<br />

IBC-Datenbank in keiner Weise wider.<br />

Dadurch wird nicht nur die Zahl ziviler Opfer stark unterschätzt, sondern auch<br />

der Anteil, der direkt von den Besatzungstruppen getötet wurde. Der Effekt wird<br />

dadurch noch verstärkt, dass die westliche Medien ihr Hauptaugenmerk auf terroristische<br />

Gewalttaten, wie Autobombenanschläge auf zivile Einrichtungen,<br />

Selbstmordanschläge auf Märkte oder auf Pilgerströme richteten, die gut zum Bild<br />

passten, das man sich vom Krieg machen wollte. Die Opfer dieser Anschläge sind<br />

daher auch sehr stark in der Datenbank vertreten, im Gegensatz zu denen der<br />

Luftangriffe.<br />

33 siehe u.a.“U.S. Airstrikes Take Toll on Civilians - Eyewitnesses Cite Scores Killed in Marine<br />

Offensive in Western Iraq”, Washington Post, 24.12.2005, "War and Occupation in Iraq", Global<br />

Policy Forum, Juni 2007., Human Rights Report, Nov./Dec. 2006, 1. UN Assistance Mission for<br />

Iraq (UNAMI), 16.1.2007, Dahr Jamail, "Reason for Their Death Is Known", truthout, 3.5.2006<br />

34 Lourdes Garcia-Navarro, Though Numbers Unclear, Iraqi Deaths Touch Many, National Public<br />

Radio, 24.2.2009.<br />

35 siehe z.B. “Western Journalists in Iraq Stage Pullback of Their Own”, Washington Post ,<br />

11.10.2008<br />

36 "War and Occupation in Iraq", Global Policy Forum, Juni 2007

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