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Naturkundliche Beiträge des DJN - Naturbeobachtung.de

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CHRISTIAN KOPPITZ<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

Die zonalen Wäl<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Masuren, in Nordostpolen, gehören zum Randbereich<br />

<strong>de</strong>r sommergrünen Laubwaldzone <strong>de</strong>r westlichen Paläarktis. Aufgrund dieser<br />

Randlage und <strong>de</strong>n klimatischen Gegenbenheiten <strong>de</strong>r Region lassen sich <strong>de</strong>utliche<br />

Strukturabweichungen zu <strong>de</strong>n mitteleuropäischen Waldgesellschaften<br />

festmachen. Der Artikel versucht diese Unterschie<strong>de</strong> aufzuzeigen und darüber<br />

hinaus die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Standortparameter <strong><strong>de</strong>s</strong> Naturraumes und die Verschiebung<br />

<strong>de</strong>r Vegetationsstruktur zu beschreiben, sowie einen Überblick über<br />

weitere, näher betrachtete azonale Waldgesellschaften <strong>de</strong>r Region zu geben.<br />

EINLEITUNG<br />

Im Rahmen einer <strong>DJN</strong>-Exkursion in die Masuren im Oktober 2010 konnten die<br />

Exkusionsteilnehmer einen Eindruck von <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn im Nordosten Polens<br />

sammeln. Es entstand die Frage, welche Faktoren das Fehlen <strong>de</strong>r Rotbuche<br />

(Fagus sylvatica) in diesem Bereich erklären. Gleichzeitig konnten verschie<strong>de</strong>ne<br />

Waldgesellschaften beobachtet wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren pflanzensoziologischen Einheiten<br />

nun im Folgen<strong>de</strong>n skizziert wer<strong>de</strong>n.<br />

ZONALE WALDGESELLSCHAFT DER MASUREN UNTER<br />

BERÜCKSICHTIGUNG IHRER BAUMARTEN<br />

Die Wäl<strong>de</strong>r von Ermland-Masuren können nach ELLENBERG (1996) unter <strong>de</strong>m<br />

Sammelbegriff <strong>de</strong>r Eichen-Lin<strong>de</strong>n-Ahorn-Mischwäl<strong>de</strong>r zusammengefasst wer<strong>de</strong>n.<br />

Auffallend ist das vollständige Ausfallen <strong>de</strong>r Rotbuche (Fagus sylvatica) in<br />

diesem Bereich. Dies kann laut ELLENBERG (1996) durch die hohen Sommertemperaturen,<br />

sowie durch die periodische Sommertrockenheit <strong><strong>de</strong>s</strong> kontinentalen<br />

Klimabereiches erklärt wer<strong>de</strong>n. Fagus sylvatica ist laut SCHÜTT et al. (2007) eine<br />

subatlantische Baumart, die ein relativ wintermil<strong><strong>de</strong>s</strong> Klima sowie ausgeglichene<br />

Nie<strong>de</strong>rschläge von min<strong><strong>de</strong>s</strong>tens 500–600 mm Nie<strong>de</strong>rschlag pro Jahr benötigt.<br />

Ermland-Masuren erreicht mit Nie<strong>de</strong>rschlägen zwischen 400–550 mm pro Jahr<br />

diese Nie<strong>de</strong>rschlagswerte nur am Ran<strong>de</strong> (vgl. ELLENBERG 1996). Die Buche kann<br />

unter diesen Bedingungen zwar aufgeforstet wer<strong>de</strong>n, hat aber einen <strong>de</strong>utlichen<br />

Konkurrenznachteil gegenüber an<strong>de</strong>ren Baumarten (mdl. durch Forstbeamte<br />

<strong>de</strong>r Region).<br />

Die durch die Exkursion näher betrachteten Wäl<strong>de</strong>r sind, mit geringer Abweichung<br />

<strong>de</strong>r Deckungsgra<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Krautschicht, <strong>de</strong>nen von ELLENBERG (1996) für<br />

© <strong>DJN</strong> & Autoren, Göttingen, www.naturbeobachtung.<strong>de</strong><br />

NATURKUNDLICHE BEITRÄGE DES <strong>DJN</strong> 37 (2011): S. 18 – 23<br />

Typen masurischer Wäl<strong>de</strong>r unter beson<strong>de</strong>rer<br />

Berücksichtigung <strong>de</strong>r zonalen Eichen-Lin<strong>de</strong>n-<br />

Ahorn-Mischwäl<strong>de</strong>r


<strong>Naturkundliche</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>DJN</strong> 37 (2011)<br />

Mittelpolen und <strong>de</strong>n Urwald von Białowieża beschriebenen Lin<strong>de</strong>n-Hainbuchenwäl<strong>de</strong>rn<br />

(Tilio-Carpinetum) zuzuordnen. Dies gilt sowohl für die mesohemeroben<br />

und mesophilen Wäl<strong>de</strong>r bei Sorkwity, wie auch für die oligohemoroben,<br />

mesophilen Standorte im Schutzgebiet Puszcza Borecka.<br />

Als dominante Baumarten in diesen Wäl<strong>de</strong>rn sind Hainbuche (Carpinus betulus),<br />

Spitzahorn (Acer platanoi<strong><strong>de</strong>s</strong>), Winterlin<strong>de</strong> (Tilia cordata), Stieleiche (Quercus<br />

robur) und Kiefer (Pinus sylvestris) zu nennen. Durch Anpflanzungen ist im Gebiet<br />

um Sorwity die Fichte (Picea abies) und ein sich teilweise stark verjüngen<strong>de</strong>r<br />

Bestand <strong>de</strong>r neophytischen Roteiche (Quercus rubra) in die Lin<strong>de</strong>n-Hainbuchenwäl<strong>de</strong>r<br />

eingestreut.<br />

Beson<strong>de</strong>re Dominanz erreichen <strong>de</strong>r Spitzahorn (Acer plantanoi<strong><strong>de</strong>s</strong>), sowie die<br />

Hainbuche (Carpinus betulus) und teilweise die Winterlin<strong>de</strong> (Tilia cordata), während<br />

die an<strong>de</strong>ren Arten zwar regelmäßig, aber lediglich eingestreut in <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn<br />

vorhan<strong>de</strong>n sind. Der Spitzahorn (Acer platanoi<strong><strong>de</strong>s</strong>) wird nach SCHÜTT et al.<br />

(2007) als Baumart <strong>de</strong>r kollin bis submontanen Standorte mäßiger Kontinentalität<br />

und frischen bis feuchten Bö<strong>de</strong>n mit mittlerer bis besserer Nährstoffversorgung<br />

angesehen. Die Hainbuche (Carpinus betulus) ist laut SCHÜTT et al. (2007)<br />

ebenfalls <strong>de</strong>m subkontinentalen bis subatlantischen Bereiches zuzuordnen,<br />

darüber hinaus bevorzugt Carpinus sommerwarme Regionen. Die Winterlin<strong>de</strong><br />

(Tilia cordata) erreicht in <strong>de</strong>n kontinental getönten Laubwaldgebieten Polens<br />

und <strong><strong>de</strong>s</strong> Baltikums ihren Verbreitungsschwerpunkt (SCHÜTT et al. 2007). Die<br />

Stieleiche (Quercus rubur) verhält sich bei ausreichend viel Sommerwärme weitgehend<br />

indifferent und besie<strong>de</strong>lt <strong>de</strong>n ozeanischen bis kontinentalen Bereich.<br />

Für die Fichte (Picea abies) wer<strong>de</strong>n 40 mm Nie<strong>de</strong>rschlag pro Monat während<br />

<strong>de</strong>r Vegetationsperio<strong>de</strong> als standortbegrenzen<strong>de</strong>r Faktor angesehen (ebd.). Die<br />

Birke (Betula pendula) gilt als ausgesprochen standorttoleranter Ubiquist (ebd.)<br />

und ist in <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn entwe<strong>de</strong>r vereinzelt eingestreut o<strong>de</strong>r als Störungszeiger<br />

in Waldverjüngungsphasen zu fin<strong>de</strong>n. Eine Son<strong>de</strong>rstellung nimmt die neophytische<br />

Roteiche ein. Diese aus Nordamerika stammen<strong>de</strong> Baumart gehört laut<br />

SCHÜTT et al. (2007) zu <strong>de</strong>n wichtigsten fremdländischen Laubholzarten Mitteleuropas,<br />

die gleichzeitig eine breite Standortamplitu<strong>de</strong> sowie eine hohe Konkurrenzkraft<br />

gegenüber heimischen Bäumen besitzt. Dabei ist das Laub von<br />

Quercus rubra relativ schlecht zersetzbar, was zu einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Krautschicht<br />

auf Kosten <strong>de</strong>r Geophyten führt. Durch die teilweise starke Verjüngung<br />

von Quercus rubra in <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Masuren sind negative Einflüsse auf die<br />

Biodiversität <strong>de</strong>r Feldschicht dieser Wäl<strong>de</strong>r annehmbar.<br />

19


Christian Koppitz: Typen masurischer Wäl<strong>de</strong>r<br />

Baumschicht Strauchschicht Krautschicht<br />

Carpinus betulus Corylus avellana Viola sp.<br />

Acer platanoi<strong><strong>de</strong>s</strong> Euonymus europaea Polygonatum multiflorum<br />

Tilia cordata Fallopia sachalinensis Lilium martagon<br />

Quercus rubur Daphne mezerum Lamiastrum galeobdalon<br />

Quercus rubra Viburnum opulus Pulmonaria officinalis ssp. obscura<br />

Picea abies Quercus rubra Lathyrus vernus<br />

Betula pendula Acer platanoi<strong><strong>de</strong>s</strong> Galium odoratum<br />

Carpinus betulus Scrophularia nodosum<br />

Asarum europaeum<br />

Dryopteris filix-mas<br />

Aegopodium podagraria<br />

Ajuga reptans<br />

Oxalis acetosella<br />

Stellaria sp.<br />

Geum urbanum<br />

Geranium robertianum<br />

Sanicula europaea<br />

Fragaria vesca<br />

Impatiens noli-tangere<br />

Urtica dioica<br />

Glechoma he<strong>de</strong>racea<br />

Mercurialis perennis<br />

Moehringia trinervia<br />

Actaea spicata<br />

Campanula persicifolia<br />

Hieracium sp.<br />

Convallaria majalis<br />

Fraxinus excelsior<br />

Carpinus betulus<br />

Acer platanoi<strong><strong>de</strong>s</strong><br />

Quercus rubra<br />

Tabelle 1: Übersicht über Pflanzenarten im Tilio-Carpinetum an verschie<strong>de</strong>nen Standorten <strong>de</strong>r<br />

Masuren.<br />

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<strong>Naturkundliche</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>DJN</strong> 37 (2011)<br />

ZUR STRUKTURELLEN ÄHNLICHKEIT VON LINDEN<br />

HAINBUCHENWÄLDER TILIOCARPINETUM UND<br />

WALDMEISTERBUCHENWÄLDERN GALIO ODORATIFAGETUM<br />

Der Vergleich <strong>de</strong>r masurischen Lin<strong>de</strong>n-Hainbuchenwäl<strong>de</strong>r, mit <strong>de</strong>n mitteleuropäischen<br />

Buchenwäl<strong>de</strong>rn ist gekennzeichnet durch eine fast vollständige<br />

Übereinstimmung <strong>de</strong>r Krautschicht bei<strong>de</strong>r Waldtypen. ELLENBERG (1996) kommt<br />

in diesem Zusammenhang zu <strong>de</strong>m Schluss: „Überspitzt gesagt, ist <strong>de</strong>r Eichen-<br />

Lin<strong>de</strong>n-Ahorn-Hainbuchenmischwald ein Buchenwald ohne Buche“ (ELLEN-<br />

BERG 1996, S. 266). Und tatsächlich <strong>de</strong>ckt sich <strong>de</strong>r Unterwuchs <strong>de</strong>r Wäl<strong>de</strong>r nahezu<br />

komplett mit <strong>de</strong>n Waldmeister-Buchenwäl<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r mesophilen Kalkgebiete<br />

in Mitteleuropa (Tab. 1). Auch ist die Streuzersetzung vergleichbar. So ist die<br />

Streuschicht in Tilio-Carpinetum wie im Galio odorati-Fagtum ausgesprochen<br />

dünn, darunter erstreckt sich ein krümeliger A-Horizont aus gut zersetztem<br />

Mull. Dies ist insofern interessant, als dass die ari<strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r Region<br />

eigentlich negative Wirkung auf die Streuzersetzung haben müssten, da die<br />

stärkeren Klimaschwankungen eine hemmen<strong>de</strong> Wirkung auf die Zersetzungskapazität<br />

<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>norganismen hat. SCHÜTT et. al. (2007) betonen im Bezug auf<br />

die Hauptbaumarten dieser Wäl<strong>de</strong>r (Acer platanoi<strong><strong>de</strong>s</strong> und Carpinus betulus) jedoch<br />

die gute Zersetzbarkeit <strong>de</strong>r Streu bei<strong>de</strong>r Baumarten, so dass dieser Klimaeffekt<br />

weitgehend kompensiert wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Hierdurch wird <strong>de</strong>utlich, dass die Buche in diesem Bereich lediglich ausfällt<br />

und durch an<strong>de</strong>re Baumarten ersetzt wird, die die ari<strong>de</strong>ren Bedingungen in <strong>de</strong>r<br />

Region besser ertragen, ohne dass es zu einer wesentlichen Verschiebung <strong>de</strong>r<br />

Phytozönose <strong>de</strong>r Krautschicht kommt.<br />

AZONALE WALDTYPEN UND FORSTE<br />

Neben <strong>de</strong>n mesophilen Wäl<strong>de</strong>rn weist die Region eine Reihe von azonalen<br />

und/o<strong>de</strong>r hemoroben Waldtypen auf. Bemerkenswert ist die große Diversität<br />

an Waldtypen feuchterer Standorte. So sind in <strong>de</strong>n Wäl<strong>de</strong>rn immer wie<strong>de</strong>r großflächige<br />

Erlenbruchwäl<strong>de</strong>r eingestreut (Alnetea glutinosae), die beson<strong>de</strong>rs durch<br />

ihre Ausprägungen als sehr hydrophytenreiche Wasserfe<strong>de</strong>r-Erlensumpfwäl<strong>de</strong>r<br />

(Hottonion-Alnetum glutinosae) gekennzeichnet sind. Uferbegleitend <strong>de</strong>r<br />

Gewässer wachsen oftmals Langährenseggen-Erlenbruchwäl<strong>de</strong>r (Iredo-Alnetum<br />

glutinosae) auf, die in ihren wasserseitigen Säumen oftmals ausge<strong>de</strong>hnte<br />

Krebsscheren- und Froschbissgesellschaften (Stratiotetum aloidis) und bei tieferen<br />

Gewässern durch Tausendblatt- und Seerosengesellschaften (Myriophyllo-Nupharetum<br />

luteae) gesäumt wer<strong>de</strong>n. Trotz <strong><strong>de</strong>s</strong> ari<strong>de</strong>n Klimas kommt es im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Masuren zu Moorwachstum. So konnte die Exkursion bei einem<br />

Abstecher in <strong>de</strong>n Urwald von Johannisburg nahe Krutyn einen solchen, überwiegend<br />

bewal<strong>de</strong>ten Kesselmoorkomplex besuchen. Dieser Bereich zeichnete<br />

sich durch eine hohe Diversität azidophiler und hygrophiler Waldgesellschaften<br />

aus. Neben Birken-Moorwald (Vaccinio uliginosi-Betuletum pubescentis) sind<br />

diese Bereiche durch Rauschebeeren-Kiefer-Moorwald (Vaccinio uligonosi-Pine-<br />

21


Christian Koppitz: Typen masurischer Wäl<strong>de</strong>r<br />

tum sylvestris) sowie <strong>de</strong>m stellenweise lehrbuchreif ausgebil<strong>de</strong>ten Sumpfporst-<br />

Kiefer-Bruchwald (Ledo-Pinetum sylvestris) gekennzeichnet. Die offenen Bereiche<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Kesselmoores waren gekennzeichnet durch verbliebene Restseen, die<br />

durch ausge<strong>de</strong>hnte Schwingrasen aus Torfmoos-Wollgrasgesellschaften (Sphagno-Eriophoretum<br />

angustifoliae) gesäumt wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Region spielt die Forstwirtschaft seit jeher eine große Rolle. Durch die<br />

För<strong>de</strong>rung von Koniferen als ertragreiche Forstbäume auf Ertragsgrenzstandorten<br />

führt dies zu weiteren Waldtypen in <strong>de</strong>r Region. Für die Fichte (Picea abies)<br />

stellt die Region <strong>de</strong>n östlichen Verbreitungsschwerpunkt da (ELLENBERG 1996).<br />

Sie kommt hier natürlich in <strong>de</strong>n Tilio-Carpineta <strong><strong>de</strong>s</strong> östlich <strong>de</strong>r Masuren gelegenen<br />

Białowieża-Urwal<strong><strong>de</strong>s</strong> vor und bil<strong>de</strong>t dort eingestreute Bestän<strong>de</strong>. Durch die<br />

forstwirtschaftliche Beeinflussung wird Picea abies in vielen Forsten <strong>de</strong>r Region<br />

zur dominanten Baumart. Die Fichtenforste weisen an vielen Stellen typische<br />

boreale Chamaephytengesellschaften mit Vaccinium vitis-i<strong>de</strong>a, Vaccinium myrtyllus<br />

und verschie<strong>de</strong>nen Moosen auf.<br />

Auf <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs trockenen und mageren Standorten um Sorkwity fin<strong>de</strong>t man<br />

teilweise größere Baumgruppen <strong>de</strong>r Wald-Kiefer (Pinus sylvestris). Grundsätzlich<br />

kann die Kiefer an diesen Standorten als natürliche, azonale Baumart gelten,<br />

da auch in <strong>de</strong>n großflächigen Prozessschutzflächen von Białowieża solche<br />

Standorte durch Pinus sylvestris und Quercus robur besie<strong>de</strong>lt sind. Die hohe Dominanz<br />

von Pinus <strong>de</strong>utet jedoch darauf hin, dass die Baumzusammensetzung<br />

dieser Standorte vom Menschen mitgestaltet wor<strong>de</strong>n ist und zugunsten dieser<br />

Quercus robur stark zurückgedrängt wur<strong>de</strong>. Diese Kieferngruppen, wiesen bei<br />

einem lockeren Kronenschluss durch Pinus sylvestris interessante Ausprägung<br />

<strong>de</strong>r Krautschicht auf. Es ist festzustellen, dass <strong>de</strong>r lockere Baumbestand eine<br />

starke Versaumung begünstigt und mit Sandstrohblume (Helychrysum arenarium)<br />

und Feldbeifuß (Artemisia campestre) typische Arten <strong>de</strong>r Kiefernsteppenwäl<strong>de</strong>r<br />

(Pulsatillo-Pinetea sylvestris) aufwiesen. Die Ersatzgesellschaften um die<br />

Kiefernwäl<strong>de</strong>r herum bestan<strong>de</strong>n aus einem bunten Mosaik verschie<strong>de</strong>ner Halb-<br />

und Volltrockenrasen kontinentaler San<strong>de</strong>r.<br />

DISKUSSION<br />

Die Aufenthaltszeit in <strong>de</strong>r Region war insgesamt zu kurz, um mehr als einen<br />

Überblick über die regionalen Waldgesellschaften erhalten zu können. Die Diversität<br />

an Waldtypen im Bezug auf Artenzusammensetzung und Hemerobie<br />

ist bei weitem höher, als sie dargestellt wer<strong>de</strong>n kann. Gera<strong>de</strong> die azonalen Wäl<strong>de</strong>r<br />

trockener Standorte konnten nur am Ran<strong>de</strong> betrachtet wer<strong>de</strong>n. Auch unterliegen<br />

die Eichen-Lin<strong>de</strong>n-Ahorn-Mischwäl<strong>de</strong>r insgesamt einer großen Dynamik<br />

bei <strong>de</strong>r quantitativen Zusammensetzung <strong>de</strong>r Leitbaumarten, was direkte<br />

Auswirkung auf die Krautschicht haben dürfte. Auch ist die Liste erfasster Arten<br />

<strong>de</strong>r Krautschicht durch das komplette Ausschei<strong>de</strong>n vieler Geophyten, im<br />

Beobachtungszeitraum lediglich halbrepräsentativ.<br />

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LITERATUR<br />

ELLENBERG, H. (1996). Vegtation Mitteleuropas und <strong>de</strong>r Alpen. – Ulmer, Stuttgart.<br />

SCHUBERT, R., W. HILBIG, S. KLOTZ (2001). Bestimmungsbuch <strong>de</strong>r Pflanzengesellschaften<br />

Deutschlands. – Spektrum Aka<strong>de</strong>mischer Verlag, Hei<strong>de</strong>lberg.<br />

SCHÜTT, P., H. J. SCHUCK & B. STIMM (2007). Lexikon <strong>de</strong>r Baum und Straucharten. – Nikol-<br />

Verlag, Hamburg.<br />

AUTOR<br />

<strong>Naturkundliche</strong> <strong>Beiträge</strong> <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>DJN</strong> 37 (2011)<br />

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