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Rückgang der Feinstaubbelastung am Bollwerk in Bern während ...

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<strong>Rückgang</strong> <strong>der</strong> <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong><br />

<strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />

Alfred Bürgi<br />

umwelt.forschung.beratung<br />

<strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung für den Privatverkehr<br />

Auftraggeber:<br />

beco<br />

<strong>Bern</strong>er Wirtschaft<br />

Immissionsschutz<br />

Laupenstrasse 22<br />

3011 <strong>Bern</strong><br />

Auftragnehmer:<br />

Alfred Bürgi<br />

umwelt.forschung.beratung<br />

Langmauerweg 12<br />

3011 <strong>Bern</strong><br />

Bericht Nr. RP/2006/beco/103.1<br />

Autor: Alfred Bürgi<br />

Datum: 17.05.2006<br />

Langmauerweg 12, CH-3011 <strong>Bern</strong> E-Mail: alfred.buergi@arias.ch Homepage: www.arias.ch<br />

Telefon 031 312 13 32 Fax 031 312 13 33 Mobile 079 675 71 13


1 Zus<strong>am</strong>menfassung<br />

Der Bericht untersucht den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Sperrung des Verkehrs <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>Bern</strong>, bed<strong>in</strong>gt<br />

durch e<strong>in</strong>en Wasserleitungsbruch, auf die <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> W<strong>in</strong>tersmogperiode<br />

von Ende Januar/ Anfang Februar 2006. Die PM10-Belastungen und die meteorologischen<br />

Daten <strong>der</strong> Messstationen <strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong>, <strong>Bern</strong>-Brunngasshalde, Ittigen und <strong>der</strong> beiden<br />

NABEL-Stationen Lausanne und Zürich werden verglichen. Im Vergleich mit <strong>der</strong> nur 700 m<br />

entfernten Station Brunngasshalde resultiert e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> Belastung um 11%, welche<br />

auf die Sperrung des Verkehrs zurückgeführt werden kann. Im Vergleich mit den weiter entfernten<br />

Stationen ergeben sich zwar höhere Reduktionen (25% - 31%), diese s<strong>in</strong>d aber nur<br />

zum Teil e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> Sperrung des Verkehrs und zum übrigen bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>er Drehung<br />

<strong>der</strong> W<strong>in</strong>drichtung <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> von Nord- auf Südostw<strong>in</strong>d, welche zeitlich mit <strong>der</strong> Sperrung<br />

zus<strong>am</strong>menfiel.<br />

2 E<strong>in</strong>leitung<br />

Ende Januar und Anfangs Februar 2006 herrschte im Schweizer Mittelland, bed<strong>in</strong>gt durch<br />

e<strong>in</strong>e lang andauernde Inversionslage, W<strong>in</strong>tersmog mit extrem hoher <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong>.<br />

Während dieser Zeit musste <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> wegen e<strong>in</strong>es Wasserleitungsbruchs e<strong>in</strong>e stark befahrene<br />

Durchgangsstrasse <strong>während</strong> drei Tagen für den Verkehr gesperrt werden. An <strong>der</strong>selben<br />

Strasse, knapp 200 m vom Wasserleitungsbruch entfernt, liegt auch die NABEL-Station<br />

<strong>Bern</strong>. In e<strong>in</strong>em Kurzbericht für den Verkehrs-Club <strong>der</strong> Schweiz (VCS) wurde <strong>der</strong> <strong>Rückgang</strong><br />

<strong>der</strong> Belastung aufgrund <strong>der</strong> Sperrung durch e<strong>in</strong>en Vergleich mit <strong>der</strong> NABEL-Station Lausanne<br />

abgeschätzt (A. Bürgi, Bericht Nr. RP/2006//VCS/98 vom 7.2.2006). Der so abgeschätzte<br />

<strong>Rückgang</strong> <strong>der</strong> PM10-Belastung <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung des Verkehrs betrug 35%.<br />

Neben diesem unerwartet deutlichen <strong>Rückgang</strong> fand <strong>der</strong> Bericht aber auch, dass sich die<br />

Reduktion im wesentlichen auf die ersten zwei Tage <strong>der</strong> Sperrung beschränkte. Am dritten<br />

Tag war die Belastung praktisch wie<strong>der</strong> gleich hoch wie bei den an<strong>der</strong>en Stationen.<br />

Ziel dieses Berichts ist es, die Untersuchung <strong>der</strong> <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> Verkehrssperrung<br />

anhand von weiteren Daten zu vertiefen. In den Vergleich sollen auch die Daten<br />

<strong>der</strong> Stationen <strong>Bern</strong>-Brunngasshalde und Ittigen e<strong>in</strong>bezogen werden, und es sollen auch die<br />

meteorologischen Daten und die Daten <strong>der</strong> Verkehrszähler ausgewertet werden. Ausserdem<br />

stehen nun von allen Stationen bere<strong>in</strong>igte Daten zur Verfügung, <strong>während</strong> <strong>der</strong> Bericht vom<br />

Februar erst unbere<strong>in</strong>igte Daten verwenden konnte.<br />

D<strong>am</strong>it sollen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e folgende Fragen beantwortet werden<br />

● Wie hat sich die PM10-Belastung <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung im Vergleich mit den an<strong>der</strong>en<br />

Stationen verän<strong>der</strong>t?<br />

● Wieviel davon ist die Folge <strong>der</strong> Reduktion des Verkehrs?<br />

● Warum war <strong>der</strong> beobachtete <strong>Rückgang</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> ersten beiden Tage <strong>der</strong> Sperrung<br />

grösser als <strong>am</strong> dritten Tag?<br />

● Wie häufig ist e<strong>in</strong> solches Ereignis, an dem die PM10-Werte vielerorts Maximalwerte<br />

erreichen, aber <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> tiefer liegen als an vergleichbaren Stationen?<br />

Hauptziel des Berichts ist es, an e<strong>in</strong>em konkreten Beispiel zu zeigen, dass e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung<br />

des Verkehrs tatsächlich zu e<strong>in</strong>er Reduktion <strong>der</strong> <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong> führt. Wieviel Prozent<br />

Immissionsreduzierung durch e<strong>in</strong>e lokale Reduktion des Verkehrs zu erwarten s<strong>in</strong>d,<br />

könnte man im Pr<strong>in</strong>zip auch durch Modellrechnungen ermitteln, und die dazu nötigen Zahlen<br />

s<strong>in</strong>d bekannt.<br />

Für den Vergleich standen Daten <strong>der</strong> folgenden Stationen zur Verfügung:<br />

● Stundenmittelwerte <strong>der</strong> Daten für PM10, NO, NO2 für die NABEL-Stationen <strong>Bern</strong>-<br />

<strong>Bollwerk</strong>, Lausanne und Zürich, ausserdem meteorologische Daten und Daten <strong>der</strong><br />

Verkehrszähler für die Station <strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong>, für die Zeit vom 1.1. - 28.2.2006, zur<br />

3


Verfügung gestellt vom Nationalen Beobachtungsnetz für Luftfremdstoffe NABEL.<br />

● Ebenfalls vom NABEL stand e<strong>in</strong> Datensatz mit allen Tagesmittelwerten seit Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> PM10-Messung (1997) für die gleichen drei Stationen zur Verfügung.<br />

● Stundenmittelwerte für PM10, NO, NO2 für die Station <strong>Bern</strong>-Brunngasshalde, zur<br />

Verfügung gestellt vom Amt für Umweltschutz und Lebensmittelkontrolle <strong>der</strong> Stadt<br />

<strong>Bern</strong>.<br />

● Stundenmittelwerte für PM10 und meteorologische Daten <strong>der</strong> Station Ittigen, zur Verfügung<br />

gestellt vom Immissionsschutz des beco.<br />

2.1 Charakterisierung <strong>der</strong> Messstationen<br />

Die Schadstoffbelastung an e<strong>in</strong>er gegebenen Messstation wird durch viele Faktoren bee<strong>in</strong>flusst:<br />

● Die Emission von Schadstoffen (sowohl grossräumig als auch lokal)<br />

● Die meteorologischen Bed<strong>in</strong>gungen (Durchlüftung, vertikale Durchmischung, Nie<strong>der</strong>schläge)<br />

● Die Bebauung und Topografie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong> Station (bee<strong>in</strong>flusst die Durchlüftung)<br />

● Chemische Umwandlung von Schadstoffen<br />

Diese Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d an allen Messstationen verschieden. Für den Vergleich charakterisiert<br />

man die Stationen nach Standorttypen. Wichtige Kriterien s<strong>in</strong>d dabei die Lage<br />

(Stadt/Agglomeration/Land) und die Nähe zu stark befahrenen Strassen. Für die hier<br />

betrachteten Stationen s<strong>in</strong>d dies die Standorttypen <strong>in</strong> Tabelle 1.<br />

Station Standorttyp Lage<br />

<strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong> Stadt, an Hauptstrasse,<br />

hohes Verkehrsaufkommen<br />

Lausanne (NABEL) Stadt, an Hauptstrasse,<br />

hohes Verkehrsaufkommen<br />

Strassenschlucht, beidseitig<br />

bebaut<br />

ca. 80 km SW von <strong>Bern</strong><br />

Zürich (NABEL) Stadt, <strong>in</strong> Park ca. 100 km ENE von <strong>Bern</strong><br />

<strong>Bern</strong>-Brunngasshalde Stadt, an Strasse, mittleres<br />

Verkehrsaufkommen<br />

Ittigen Agglomeration, an Strasse,<br />

mittleres Verkehrsaufkommen<br />

Tabelle 1: Standorttypen<br />

ca. 700 m E von <strong>Bollwerk</strong>,<br />

oberhalb Aarehang, e<strong>in</strong>seitig<br />

bebaut<br />

ca. 4 km NE von <strong>Bollwerk</strong><br />

4


Jahresmittelwerte PM10<br />

Station Schadstoff E<strong>in</strong>heit 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

<strong>Bern</strong> <strong>Bollwerk</strong>, NABEL PM10 µg/m 3 43 40 38 33 32 37 39 33<br />

Lausanne, NABEL PM10 µg/m 3 36 30 29 25 26 27 32 27<br />

<strong>Bern</strong>, Brunngasshalde PM10 µg/m 3 25 23 24 30 26<br />

Zürich, NABEL PM10 µg/m 3 31 24 25 23 23 26 29 25<br />

Ittigen PM10 µg/m 3 21<br />

Tabelle 2: Jahresmittelwerte <strong>der</strong> PM10-Messungen aus <strong>der</strong> Immissionsdatenbank Schweiz für die<br />

Jahre 1997 (Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Messung im NABEL) bis 2004. Die Datenbank enthält noch ke<strong>in</strong>e Werte für<br />

2005.<br />

Maximale Tagesmittelwerte PM10<br />

Station Schadstoff E<strong>in</strong>heit 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />

<strong>Bern</strong> <strong>Bollwerk</strong>, NABEL PM10 µg/m 3 132 143 104 115 79 97 149 91<br />

Lausanne, NABEL PM10 µg/m 3 135 103 84 73 74 86 143 84<br />

<strong>Bern</strong>, Brunngasshalde PM10 µg/m 3 62 78 89 124 69<br />

Zürich, NABEL PM10 µg/m 3 131 115 109 71 91 105 134 86<br />

Ittigen PM10 µg/m 3 88<br />

Tabelle 3: Maximale Tagesmittel <strong>der</strong> PM10-Messungen aus <strong>der</strong> Immissionsdatenbank Schweiz für die<br />

Jahre 1997 (Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Messung im NABEL) bis 2004.<br />

Die Tabelle 2 zeigt die Jahresmittelwerte <strong>der</strong> PM10 Messung aus <strong>der</strong> Immissionsdatenbank<br />

Schweiz. Im Mittel über die Jahre 2000 – 2005 beträgt die PM10-Belastung 33 µg/m 3 <strong>in</strong><br />

<strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong>, gegenüber 25 – 27 µg/m 3 <strong>in</strong> Lausanne, <strong>Bern</strong>-Brunngasshalde und Zürich (für<br />

Ittigen steht nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner Jahresmittelwert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenbank). Die PM10-Belastung ist<br />

also <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> um ca. e<strong>in</strong> Viertel höher als an den an<strong>der</strong>en Stationen, und <strong>am</strong> Standort<br />

<strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong> wurden fast immer auch die höchsten Tagesmittelwerte gemessen (Tabelle<br />

3). Die höchsten bisher gemessenen Tagesmittelwerte betrugen 149 µg/m 3 (<strong>Bollwerk</strong>, 2003)<br />

und 143 µg/m 3 (Lausanne, 2003).<br />

3 Situation <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung.<br />

3.1 Situationsplan<br />

Die Situation <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung ist <strong>in</strong> Abbildung 1 gezeigt. Die NABEL-Station<br />

bef<strong>in</strong>det sich an <strong>der</strong> Kreuzung <strong>Bollwerk</strong>-Speichergasse. Dort werden alle gasförmigen<br />

Schadstoffe gemessen. Der Meteomast bef<strong>in</strong>det sich auf dem Dach des SBB-Gebäudes<br />

westlich <strong>der</strong> Strasse. Wichtig ist <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> PM10-Messung: dieser bef<strong>in</strong>det sich ca. 60 m<br />

südlich <strong>der</strong> eigentlichen NABEL-Station, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Strassenseite vor dem SBB-<br />

Gebäude. Der Wasserleitungsbruch ereignete sich noch weiter südlich nahe <strong>der</strong> Ecke <strong>Bollwerk</strong>/Neuengasse.<br />

Während e<strong>in</strong> Teil des Verkehrs auch <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung an <strong>der</strong> NABEL-Station vorbei <strong>in</strong><br />

die Speichergasse fahren konnte (grüner Pfeil), war <strong>der</strong> Verkehr direkt vor <strong>der</strong> PM10-Messung<br />

(roter Pfeil) auf die Busse von <strong>Bern</strong>-Mobil beschränkt.<br />

5


Meteo-<br />

Mast<br />

PM10<br />

Messung<br />

Abbildung 1: Situationsplan für <strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong> (Kartenh<strong>in</strong>tergrund Kopie aus dem Stadtplan <strong>Bern</strong>, (c)<br />

Media Swiss AG.<br />

3.2 Resultate <strong>der</strong> Verkehrszähler<br />

Die Verkehrszähler bef<strong>in</strong>den sich auf <strong>der</strong> Kreuzung vor <strong>der</strong> NABEL-Station (<strong>Bollwerk</strong> und<br />

Speichergasse) und messen den ges<strong>am</strong>ten Verkehr auf dieser Kreuzung.<br />

Fahrzeugtyp DTV<br />

1.1. - 28.2.2006<br />

<strong>in</strong>sges<strong>am</strong>t<br />

Verkehr offen<br />

NABEL-Station<br />

Verkehr<br />

gesperrt<br />

Wasserleitungsbruch<br />

DTV<br />

31.1. 07:00 – 3.2. 07:00<br />

<strong>Bollwerk</strong> gesperrt<br />

Verän<strong>der</strong>ung<br />

PW 22561 14600 - 35%<br />

LW 1844 1816 - 2%<br />

Total 24405 16416 - 33%<br />

Tabelle 4: Resultate <strong>der</strong> Verkehrszähler <strong>der</strong> NABEL-Station <strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong>. DTV: Durchschnittlicher<br />

täglicher Verkehr (Anzahl Fahrzeuge pro Tag).<br />

6


Tabelle 4 zeigt die Resultate <strong>der</strong> Verkehrszähler. Personenwagen haben <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung<br />

um 35% abgenommen, <strong>während</strong> die Zahl <strong>der</strong> Lastwagen fast gleich blieb. Insges<strong>am</strong>t<br />

war <strong>der</strong> Verkehr um 33% reduziert.<br />

Von den Lastwagen (genauer: schwere Motorfahrzeuge) entfallen etwa die Hälfte auf Busse<br />

von <strong>Bern</strong>-Mobil. Pro Werktag s<strong>in</strong>d dies im Durchschnitt 922 Busse <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ien 11, 20 und 21.<br />

Normalerweise s<strong>in</strong>d die meisten dieser Busse Trolleybusse (L<strong>in</strong>ien 11 und 20), <strong>während</strong> <strong>der</strong><br />

Sperrung mussten sie aber durch Dieselbusse ersetzt werden.<br />

Nach Angaben von <strong>Bern</strong>mobil s<strong>in</strong>d noch nicht alle Dieselbusse mit Partikelfiltern ausgerüstet.<br />

Auf <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie 21 verkehren noch ausschliesslich Busse ohne Partikelfilter. Von den<br />

Gelenkbussen s<strong>in</strong>d noch 14 (von 70) nicht mit Partikelfiltern ausgerüstet. Zum<strong>in</strong>dest zum<br />

Teil könnten also <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung Trolleybusse durch Dieselbusse ohne Partikelfilter<br />

ersetzt worden se<strong>in</strong>, da diese vorwiegend als Reserve verwendet werden.<br />

3.3 Verkehrssperrung<br />

Der Wasserleitungsbruch ereignete sich <strong>am</strong> frühen Morgen des 31.01.2006. In <strong>der</strong> Folge<br />

musste das <strong>Bollwerk</strong> von 06:10 bis 07:30 für allen Verkehr gesperrt werden. Ab 07:30 konnten<br />

Busse des öffentlichen Verkehrs wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>spurig verkehren. In <strong>der</strong> Nacht vom 31.1. auf<br />

den 1.2. konnte auch <strong>der</strong> Privatverkehr e<strong>in</strong>spurig verkehren, anschliessend wie<strong>der</strong> nur<br />

Busse des öffentlichen Verkehrs. Ab dem 3.2. 07:00 war die Strasse wie<strong>der</strong> für allen Verkehr<br />

offen.<br />

3.4 Verlauf <strong>der</strong> <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong><br />

Der Verlauf <strong>der</strong> PM10-Belastung für die Stationen <strong>Bollwerk</strong>, Ittigen und Brunngasshalde ist<br />

<strong>in</strong> Abbildung 2 gezeigt. Die Zeiten <strong>der</strong> Sperrung für den Privatverkehr s<strong>in</strong>d grau markiert.<br />

Auffällig ist <strong>der</strong> starke Tagesgang <strong>der</strong> PM10-Belastung an allen drei Stationen. Vor und nach<br />

<strong>der</strong> Sperrung f<strong>in</strong>det man die höchsten Spitzenbelastungen für die Station <strong>Bollwerk</strong>, und zum<br />

Teil <strong>in</strong> Ittigen, an <strong>der</strong> Brunngasshalde s<strong>in</strong>d sie meist ger<strong>in</strong>ger.<br />

7


PM10 Stundenmittelwerte [μ g/m3]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

PM10 <strong>Bern</strong> <strong>Bollwerk</strong><br />

PM10 Ittigen<br />

PM10 <strong>Bern</strong> Brunngasshalde<br />

Sperrung <strong>Bollwerk</strong><br />

28.1 29.1 30.1 31.1 1.2 2.2 3.2 4.2 5.2<br />

Zeit (Datum)<br />

Abbildung 2: Verlauf <strong>der</strong> PM10-Belastung für die Stationen <strong>Bollwerk</strong>, Ittigen und Brunngasshalde.<br />

Mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Sperrung <strong>am</strong> Morgen des 31.1. stiegen die Werte <strong>in</strong> Ittigen und an <strong>der</strong><br />

Brunngasshalde fast parallel an, <strong>während</strong> <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> allenfalls e<strong>in</strong> schwacher Anstieg stattfand.<br />

Die höchsten Belastungen <strong>während</strong> <strong>der</strong> nächsten 48 Stunden f<strong>in</strong>det man fast immer <strong>in</strong><br />

Ittigen. Die Werte <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> s<strong>in</strong>d ab dem Mittag des 31.1. fast gleich wie an <strong>der</strong> Brunngasshalde,<br />

die typische verkehrsbed<strong>in</strong>gte Mehrbelastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> ist verschwunden.<br />

Am Morgen des 2.2. f<strong>in</strong>g die Belastung <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> aber wie<strong>der</strong> an zu steigen und erreichte <strong>während</strong><br />

<strong>der</strong> letzten 24 h <strong>der</strong> Sperrung fast „normal“ hohe Werte. E<strong>in</strong> auffällig starker <strong>Rückgang</strong><br />

<strong>der</strong> Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> lässt sich also nur <strong>während</strong> <strong>der</strong> ersten beiden Tage <strong>der</strong> Sperrung<br />

f<strong>in</strong>den; e<strong>in</strong> analoges Resultat wurde bereits beim Vergleich mit den Stationen Lausanne und<br />

Zürich gefunden. Dieser Vergleich, analog zum ersten Bericht, aber nun mit bere<strong>in</strong>igen<br />

Daten, ist nochmals <strong>in</strong> Abbildung 3 gezeigt.<br />

8


PM10 Stundenmittelwerte [μ g/m3]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

PM10 <strong>Bern</strong><br />

PM10 Lausanne<br />

PM10 Zürich<br />

Sperrung <strong>Bollwerk</strong><br />

28.1 29.1 30.1 31.1 1.2 2.2 3.2 4.2 5.2<br />

Zeit (Datum)<br />

Abbildung 3: Verlauf <strong>der</strong> PM10-Belastung an den drei NABEL-Stationen <strong>Bern</strong>, Lausanne und Zürich.<br />

9


Temperatur<br />

(° C)<br />

Gobalstrahlung<br />

(W/m2 )<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

(m/s)<br />

W<strong>in</strong>drichtung<br />

(°)<br />

PM10<br />

(μ g/m3 )<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

500 -8<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

60<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

4000<br />

300<br />

200<br />

100<br />

300 0<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Sperrung <strong>Bollwerk</strong><br />

<strong>Bern</strong> <strong>Bollwerk</strong><br />

<strong>Bern</strong> Brunngasshalde<br />

Ittigen<br />

28.1 29.1 30.1 31.1 1.2 2.2 3.2 4.2 5.2<br />

Zeit (Datum)<br />

Abbildung 4: PM10 und Meteodaten für <strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong> (rot), <strong>Bern</strong> Brunngasshalde (grün) und Ittigen<br />

(blau).<br />

10


3.5 Witterungsverlauf<br />

Die Meteodaten für die drei Stationen <strong>Bollwerk</strong>, Brunngasshalde und Ittigen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abbildung<br />

4 dargestellt. Das unterste Panel zeigt noch e<strong>in</strong>mal die PM10-Belastung. Im zweituntersten<br />

Panel erkennt man deutlich, dass <strong>am</strong> Morgen des 31.1. fast zeitgleich mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Sperrung an allen drei Stationen <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d von Richtung Nord nach Südost gedreht hat.<br />

nach zwei Tagen drehte er dann <strong>am</strong> 2.2. wie<strong>der</strong> auf Richtung Nord.<br />

Die W<strong>in</strong>ddaten zeigen also e<strong>in</strong>en deutlichen Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> W<strong>in</strong>drichtung zwischen den<br />

beiden ersten und dem dritten Tag <strong>der</strong> Sperrung.<br />

Während <strong>der</strong> ganzen Dauer <strong>der</strong> Sperrung ist die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit an allen drei Stationen<br />

sehr ger<strong>in</strong>g (kle<strong>in</strong>er als 2 m/s). Während <strong>der</strong> ersten Hälfte <strong>der</strong> Sperrung ist sie an allen<br />

drei Stationen fast gleich, erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Hälfte ist sie <strong>in</strong> Ittigen deutlich kle<strong>in</strong>er als an<br />

den beiden <strong>Bern</strong>er Stationen. Die unterschiedlichen Verläufe <strong>der</strong> PM10-Belastung <strong>in</strong> <strong>Bern</strong>-<br />

<strong>Bollwerk</strong> und Ittigen lassen sich also für den 31.1. und 1.2. eigentlich nicht direkt durch<br />

unterschiedliche W<strong>in</strong>dverhältnisse erklären.<br />

Die Daten für die Globalstrahlung (<strong>Bollwerk</strong>) zeigen (qualitativ) ke<strong>in</strong>en klaren Unterschied<br />

zwischen den Tagen vor und <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung. Erst ab dem 3.2. än<strong>der</strong>t sie sich markant,<br />

offenbar hat hier Bewölkung e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Der Temperaturverlauf (oberstes Panel) ist ebenfalls für alle drei Stationen sehr ähnlich.<br />

Insges<strong>am</strong>t zeigen die Meteodaten also e<strong>in</strong> Drehen <strong>der</strong> W<strong>in</strong>drichtung für alle drei Stationen,<br />

h<strong>in</strong>gegen sieht man ke<strong>in</strong>e Anzeichen, dass sich dadurch die herrschende Inversionslage<br />

zeitgleich mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Sperrung aufgelöst hätte.<br />

270<br />

315<br />

225<br />

<strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong>, W<strong>in</strong>d<br />

Stundenmittelwerte<br />

0<br />

180<br />

Abbildung 5: W<strong>in</strong>drose für die Station <strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong>. Separate Farben für die beiden Tage vor und die<br />

e<strong>in</strong>zelnen drei Tage <strong>der</strong> Sperrung (jeweils 09:00 bis 09:00).<br />

45<br />

135<br />

90<br />

0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 m/s<br />

W<strong>in</strong>drichtung und -geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

29.01. 09:00 - 31.1. 09:00<br />

31.1. 09:00 - 1.2. 09:00<br />

1.2. 09:00 - 2.2. 09:00<br />

2.2. 09:00 - 3.2. 09:00<br />

11


270<br />

Abbildung 7: W<strong>in</strong>drose für die Station <strong>Bern</strong>-Brunngasshalde. Separate Farben für die beiden Tage vor<br />

und die e<strong>in</strong>zelnen drei Tage <strong>der</strong> Sperrung (jeweils 09:00 bis 09:00).<br />

270<br />

315<br />

225<br />

315<br />

225<br />

<strong>Bern</strong>-Brunngasshalde, W<strong>in</strong>d<br />

Stundenmittelwerte<br />

Abbildung 8: W<strong>in</strong>drose für die Station Ittigen. Separate Farben für die beiden Tage vor und die e<strong>in</strong>zelnen<br />

drei Tage <strong>der</strong> Sperrung (jeweils 09:00 bis 09:00).<br />

0<br />

180<br />

45<br />

135<br />

90<br />

0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 m/s<br />

W<strong>in</strong>drichtung und -geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

29.01. 09:00 - 31.1. 09:00<br />

31.1. 09:00 - 1.2. 09:00<br />

1.2. 09:00 - 2.2. 09:00<br />

2.2. 09:00 - 3.2. 09:00<br />

Ittigen, W<strong>in</strong>d<br />

Stundenmittelwerte<br />

0<br />

180<br />

45<br />

135<br />

90<br />

0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 m/s<br />

W<strong>in</strong>drichtung und -geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

29.01. 09:00 - 31.1. 09:00<br />

31.1. 09:00 - 1.2. 09:00<br />

1.2. 09:00 - 2.2. 09:00<br />

2.2. 09:00 - 3.2. 09:00<br />

12


Die Abbildungen 6 bis 8 zeigen die W<strong>in</strong>drosen für die drei Stationen <strong>Bollwerk</strong>, Brunngasshalde<br />

und Ittigen. In gelb die beiden Tage vor <strong>der</strong> Sperrung (Nordw<strong>in</strong>d), <strong>in</strong> p<strong>in</strong>k und violett<br />

die beiden ersten Tage <strong>der</strong> Sperrung, und <strong>in</strong> rot <strong>der</strong> dritte Tag <strong>der</strong> Sperrung.<br />

Unterschiede sieht man allenfalls <strong>in</strong> <strong>der</strong> W<strong>in</strong>drichtung vor <strong>der</strong> Sperrung (<strong>Bern</strong>: N, Ittigen:<br />

NE), was durch die Topografie erklärbar ist und <strong>am</strong> dritten Tag, wo die W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>in</strong> Ittigen deutlich kle<strong>in</strong>er ist als <strong>in</strong> <strong>Bern</strong>. Sichtbar ist ebenfalls e<strong>in</strong> Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> W<strong>in</strong>drichtung<br />

zwischen <strong>Bollwerk</strong> und Brunngasshalde bei Nordw<strong>in</strong>d, wo <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d offenbar dem<br />

Bogen <strong>der</strong> Aare folgt (<strong>Bollwerk</strong>: N, Brunngasshalde: NW) bzw. das <strong>Bollwerk</strong> durch die<br />

Grosse Schanze gegen NW abgeschirmt ist.<br />

Zum<strong>in</strong>dest <strong>während</strong> den ersten beiden Tage <strong>der</strong> Sperrung bestehen <strong>in</strong> Bezug auf die W<strong>in</strong>ddaten<br />

ke<strong>in</strong>e grossen Unterschiede zwischen <strong>Bern</strong> und Ittigen. Da sowohl das Aaretal (<strong>Bern</strong>)<br />

wie auch das Worblental (Ittigen) gegen Südosten offen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die Durchlüftungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>während</strong> dieser zwei Tage an beiden Orten sehr ähnlich.<br />

Die Situation <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> und an <strong>der</strong> Brunngasshalde lässt sich nun folgen<strong>der</strong>massen charakterisieren:<br />

Bei Südostw<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>d sowohl das <strong>Bollwerk</strong> wie auch die Brunngasshalde durch<br />

Gebäude abgeschirmt und somit schlecht durchlüftet. Am <strong>Bollwerk</strong> zeigt ausserdem die<br />

W<strong>in</strong>dkomponente <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Strassenschlucht nach Norden, und <strong>der</strong> Verkehr an <strong>der</strong><br />

Kreuzung <strong>Bollwerk</strong>/Speichergasse liegt w<strong>in</strong>dabwärts von <strong>der</strong> PM10-Messung, die verkehrsbed<strong>in</strong>gten<br />

Emissionen an dieser Kreuzung erreichen die PM10-Messung nicht. W<strong>in</strong>daufwärts<br />

von <strong>der</strong> PM10-Messung bef<strong>in</strong>den sich <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung praktisch ke<strong>in</strong>e lokalen<br />

Quellen. Bei Nordw<strong>in</strong>d än<strong>der</strong>t sich die Situation: Da das <strong>Bollwerk</strong> gegen Norden offen ist, f<strong>in</strong>det<br />

jetzt wie<strong>der</strong> Durchlüftung statt, dasselbe gilt auch für die Brunngasshalde. Der auch <strong>während</strong><br />

<strong>der</strong> Sperrung verbleibende Verkehr liegt nun wie<strong>der</strong> w<strong>in</strong>daufwärts von <strong>der</strong> PM10-Messung<br />

und die lokal erzeugten Schadstoffe können diese erreichen. Ausserdem liegen bei<br />

Nordw<strong>in</strong>d auch mehrere stark befahrene Strassen direkt w<strong>in</strong>daufwärts von <strong>Bollwerk</strong> und<br />

Brunngasshalde, so die Lorra<strong>in</strong>ebrücke, die Tiefenaustrasse und <strong>der</strong> Felsenauviadukt <strong>der</strong><br />

Autobahn A1. Bei Südostw<strong>in</strong>d liegen w<strong>in</strong>daufwärts von den beiden Messstationen die verkehrsberuhigte<br />

Altstadt und Wohnquartiere.<br />

13


4 Vergleich <strong>der</strong> Luftbelastung<br />

4.1 Vergleich <strong>der</strong> Mittelwerte<br />

PM10<br />

Mittelwert<br />

1.1. - 28.2.<br />

µg/m 3<br />

Sperrung:<br />

Mittelwert<br />

31.1. 09:00 -<br />

3.2. 09:00<br />

µg/m 3<br />

Differenz<br />

( Sperrung -<br />

Mittelwert )<br />

µg/m 3<br />

Faktor<br />

( Sperrung /<br />

Mittelwert )<br />

<strong>Bollwerk</strong> 67 125 58 1.9<br />

Lausanne 57 156 100 2.8<br />

Zürich 49 143 94 2.9<br />

Brunngasshalde 56 117 61 2.1<br />

Ittigen 52 142 89 2.7<br />

Tabelle 5: Vergleich <strong>der</strong> Mittelwerte für die Periode Jan.-Feb. 2006 mit dem Wert <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung.<br />

Die Zahlen s<strong>in</strong>d gerundet, deshalb ist die gerundete Differenz nicht immer gleich <strong>der</strong> Differenz<br />

<strong>der</strong> gerundeten Werte.<br />

Die Tabelle 5 zeigt den Vergleich <strong>der</strong> Mittelwerte <strong>der</strong> PM10-Belastung an den fünf Stationen.<br />

Berechnet s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits die Mittelwerte für die ganze Periode Januar-Februar 2006 und für<br />

die Sperrung (verschoben um 2-3 Stunden), vom 31.1. 09:00 bis 3.2. 09:00. Die Zeiten<br />

(09:00 – 09:00) wurden so gewählt, dass die Mittelwerte immer über Vielfache von 24 h<br />

gebildet wurden und um e<strong>in</strong>en (plausiblen) Zeitunterschied zwischen e<strong>in</strong>em <strong>Rückgang</strong> <strong>der</strong><br />

Emissionen und e<strong>in</strong>er messbaren Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Immissionen zu berücksichtigen.<br />

In <strong>Bern</strong> hat sich die PM10-Belastung <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung etwa verdoppelt (<strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong><br />

etwas weniger ausgeprägt als an <strong>der</strong> Brunngasshalde), <strong>während</strong> sie sich an den an<strong>der</strong>en<br />

drei Stationen fast verdreifacht hat. Im Vergleich zur ganzen Periode Januar-Februar kann<br />

man also nicht von e<strong>in</strong>em absoluten „<strong>Rückgang</strong>“ <strong>der</strong> <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong> sprechen, son<strong>der</strong>n<br />

nur von e<strong>in</strong>em weniger starken Anstieg als an den Vergleichsstationen. E<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong><br />

Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung sieht man also nur im relativen S<strong>in</strong>n, wenn<br />

man den relativ schwächeren Anstieg <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> mit dem stärkeren Anstieg an e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Station vergleicht.<br />

Für e<strong>in</strong>en solchen Vergleich kann man entwe<strong>der</strong> die Differenzen o<strong>der</strong> die Faktoren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tabelle 5 verwenden. E<strong>in</strong>e Reduktion (<strong>in</strong> diesem relativen S<strong>in</strong>ne) lässt sich dann def<strong>in</strong>ieren<br />

als<br />

Differenz� <strong>Bollwerk</strong>�−Differenz� Vergleichsstation�<br />

R1 =<br />

Mittelwert Sperrung�<strong>Bollwerk</strong>�<br />

wenn man den <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> ger<strong>in</strong>geren Anstieg <strong>in</strong> Beziehung zum Mittelwert <strong>während</strong> <strong>der</strong><br />

Sperrung setzt, o<strong>der</strong> als<br />

Faktor �<strong>Bollwerk</strong>�<br />

R2 =<br />

Faktor �Vergleichsstation�<br />

(1)<br />

−1 (2)<br />

wenn man den Faktor <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> mit dem Faktor an e<strong>in</strong>er Vergleichsstation <strong>in</strong> Bezug setzt.<br />

Als Reduktion erhält man dann, je nachdem mit welcher Station man vergleicht und welche<br />

Formel man verwendet, die Werte <strong>in</strong> Tabelle 6. Die Def<strong>in</strong>itionen <strong>in</strong> den Formeln (1) und (2)<br />

s<strong>in</strong>d etwas willkürlich, so hätte man z.B. als Vergleichswert im Nenner von R 1 ebenso gut<br />

auch den Mittelwert <strong>der</strong> Vergleichsstation <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung nehmen können.<br />

14


Vergleichsstation Reduktion aus Differenz Reduktion aus Faktor<br />

(R1)<br />

(R2)<br />

Lausanne -33% -33%<br />

Zürich -29% -36%<br />

Brunngasshalde: -3% -11%<br />

Ittigen -25% -31%<br />

Tabelle 6: Reduktion <strong>der</strong> PM10- Belastung berechnet aus Mittelwerten<br />

Im Vergleich zur Station Lausanne erhält man also e<strong>in</strong>e Reduktion um 33%, im Vergleich zu<br />

Ittigen von 25 – 31 %, im Vergleich zur Brunngasshalde nur um 3 – 11 %.<br />

Diese Resultate lassen sich auf zwei Arten <strong>in</strong>terpretieren:<br />

1. Die Reduktion an beiden <strong>Bern</strong>er Stationen ist das Resultat <strong>der</strong> meteorologischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen. Die geän<strong>der</strong>ten W<strong>in</strong>dverhältnisse haben <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> frische Luft<br />

gebracht, <strong>während</strong> an den an<strong>der</strong>en Stationen die Inversionslage unverän<strong>der</strong>t<br />

blieb.<br />

2. Die Reduktion ist das Ergebnis <strong>der</strong> Verkehrsreduktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er Innenstadt.<br />

Durch die Reduktion des Verkehrs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenstadt ist die Luft nicht nur <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n auch an <strong>der</strong> nur 700 m entfernten Brunngasshalde besser geworden.<br />

Weil es fast w<strong>in</strong>dstill war, konnte e<strong>in</strong>e lokale Reduktion <strong>der</strong> Emissionen sich<br />

sehr stark auswirken.<br />

Für beide Interpretationen lassen sich Argumente f<strong>in</strong>den, die Wahrheit liegt wohl irgendwo<br />

dazwischen.<br />

4.2 Berechnung <strong>der</strong> Reduktion mittels Regressionsmodell<br />

Die Berechnung <strong>der</strong> Reduktion mittels <strong>der</strong> beiden Formeln gibt verschiedene Resultate,<br />

ohne dass man die „Richtigkeit“ für e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> beiden Formeln begründen könnte.<br />

Konkretere Aussagen lassen sich machen, wenn man <strong>der</strong> Auswertung e<strong>in</strong> Modell zugrunde<br />

legt. Wir wählen dazu das e<strong>in</strong>fachst mögliche Modell, welches sich folgen<strong>der</strong>massen formulieren<br />

lässt:<br />

Die PM10-Belastung hat an allen Stationen die gleichen Ursachen. Die Emissionen<br />

und die Modulation durch Ausbreitung, Inversionslagen etc. s<strong>in</strong>d überall gleichartig,<br />

aber je nach Station mehr o<strong>der</strong> weniger ausgeprägt. Insbeson<strong>der</strong>e verschw<strong>in</strong>den die<br />

Immissionen auch überall gleichzeitig, wenn die Emissionen verschw<strong>in</strong>den.<br />

Dies ist e<strong>in</strong> Modell nullter Ordnung; es ist das e<strong>in</strong>fachst mögliche Modell, mit dem sich die<br />

Belastung an verschiedenen Stationen mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichen lässt. Wie jedes Modell ist<br />

es e<strong>in</strong>e grobe Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> Realität. Mathematisch bedeutet es, dass die Messwerte<br />

an verschiedenen Stationen zu e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> proportional s<strong>in</strong>d; so gilt nach dem Modell etwa für<br />

die Stundenmittelwerte M 1 �t� und M 2 �t� an zwei Stationen 1 und 2 zum Zeitpunkt t e<strong>in</strong>e<br />

l<strong>in</strong>eare Beziehung<br />

M 1 �t�=a 12 M 2 �t� (3)<br />

mit e<strong>in</strong>er Konstanten a 12 für jedes Paar von Stationen. Wenn das Modell streng gelten<br />

würde, würden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Diagr<strong>am</strong>m, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Mittelwerte <strong>der</strong> beiden Stationen auf den beiden<br />

Achsen aufgetragen werden, alle Punkte auf e<strong>in</strong>er Geraden durch den Nullpunkt mit<br />

Steigung a 12 liegen. In <strong>der</strong> Praxis ist das Modell dann anwendbar, wenn die Punkte im Diagr<strong>am</strong>m<br />

gut korreliert s<strong>in</strong>d und die Verteilung im statistischen Mittel durch e<strong>in</strong>e solche Gerade<br />

angenähert werden kann. Wenn h<strong>in</strong>gegen an e<strong>in</strong>er Station die Bed<strong>in</strong>gungen än<strong>der</strong>n (z.B.<br />

weniger starke Emissionen an Station 1), dann äussert sich das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geän<strong>der</strong>ten Koeffizienten<br />

a ' 12 . Mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen Regressionsmodell lassen sich dann Aussagen machen,<br />

um welchen Faktor sich die Belastung unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen geän<strong>der</strong>t hat, und<br />

diese Än<strong>der</strong>ung lässt sich <strong>in</strong> Prozent ausdrücken. Beson<strong>der</strong>s wichtig ist, dass sich mit e<strong>in</strong>er<br />

l<strong>in</strong>earen Regression nicht nur e<strong>in</strong>e statistische Aussage über die Grösse <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung<br />

15


machen lässt, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e Abschätzung für den Fehler <strong>der</strong> so berechneten Grösse.<br />

D<strong>am</strong>it lässt sich im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> die Güte des Modells überprüfen: Der Fehler des Resultats<br />

wird genau dann Null, wenn die Punkte tatsächlich auf e<strong>in</strong>er Geraden durch den Ursprung<br />

liegen, und er wird sehr gross, wenn die Punkte nur schlecht durch e<strong>in</strong>e solche Gerade<br />

angenähert werden können. E<strong>in</strong> weiterer Test für die Güte des Modells ist die Korrelation<br />

<strong>der</strong> Datenpunkte, diese muss nahe bei E<strong>in</strong>s liegen.<br />

Praktisch funktioniert die Anwendung <strong>der</strong> Methode wie folgt: Wir vergleichen e<strong>in</strong> Paar von<br />

Stationen und bestimmen aus <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Messwerte e<strong>in</strong>en Regressionskoeffizienten<br />

a12 unter „normalen Bed<strong>in</strong>gungen“ (hier: Verkehr <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> offen) und e<strong>in</strong>en zweiten<br />

Regressionskoeffizienten b12 unter geän<strong>der</strong>ten Bed<strong>in</strong>gungen (hier: Verkehr <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong><br />

gesperrt). Die relative Än<strong>der</strong>ung R lässt dich dann ausdrücken als<br />

R=� b12 −1�<br />

×100% (4)<br />

a12 Der Fehler von R , �R lässt sich aus den Residuen <strong>der</strong> Regression bestimmen (die<br />

Berechnung lässt sich e<strong>in</strong>fach mit MS-Excel durchführen). Für die folgenden Resultate wird<br />

e<strong>in</strong> Konfidenzniveau von 95% (2 � -Fehler) verwendet.<br />

Die Daten für die Regression „<strong>Bollwerk</strong> gesperrt“ s<strong>in</strong>d die Stundenmittelwerte von PM10 vom<br />

31.1.2006 09:00 – 3.2.2006 09:00 ( um 2 – 3 h verschoben). Als Daten für die Regression<br />

„<strong>Bollwerk</strong> offen“ verwenden wir alle an<strong>der</strong>en Stundenmittelwerte aus <strong>der</strong> Periode 1.1. - 28.2.<br />

2006.<br />

Der Vergleich <strong>der</strong> Daten von <strong>Bollwerk</strong> und Brunngasshalde ist <strong>in</strong> Abbildung 9 gezeigt. Die<br />

Daten für beide Perioden („gesperrt“ und „offen“) s<strong>in</strong>d sehr gut korreliert und liegen nahe an<br />

Geraden durch den Nullpunkt. Die Daten für die ersten beiden Tage und für den dritten Tag<br />

<strong>der</strong> Sperrung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> verschiedenen Farben dargestellt. Für die Regressionsgerade wurden<br />

alle drei Tage <strong>in</strong> gleicher Weise verwendet. Während <strong>der</strong> meisten Zeit <strong>der</strong> Sperrung s<strong>in</strong>d die<br />

PM10-Belastungen von <strong>Bollwerk</strong> und Brunngasshalde fast gleich (nahe <strong>der</strong> gestrichelten<br />

Diagonale), daneben f<strong>in</strong>det man aber erhöhte Werte <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong>, die auch <strong>in</strong> Abbildung 2<br />

als Peaks sichtbar s<strong>in</strong>d.<br />

Die Abbildung 10 zeigt den Vergleich von PM10 zwischen <strong>Bollwerk</strong> und Ittigen. Hier s<strong>in</strong>d die<br />

Punkte schon etwas weniger gut korreliert, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ist die Näherung mit e<strong>in</strong>er Regressionsgeraden<br />

durch den Nullpunkt für die grünen Punkte nicht mehr so gut, was sich auf die<br />

Unsicherheit <strong>der</strong> Resultate auswirken wird.<br />

16


PM10 <strong>Bern</strong> <strong>Bollwerk</strong>[μ g/m 3 ]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Stundenmittelwerte PM10<br />

1.1. - 28.2.2006<br />

0 100 200 300<br />

PM10 <strong>Bern</strong> Brunngasshalde [μ g/m 3 ]<br />

<strong>Bollwerk</strong> offen<br />

<strong>Bollwerk</strong> gesperrt, erste 2 Tage<br />

3. Tag Sperrung<br />

Regression (offen)<br />

Regression (gesperrt)<br />

Identität<br />

Abbildung 9: Vergleich <strong>der</strong> PM10 Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> und an <strong>der</strong> Brunngasshalde. Die Punkte für<br />

die ersten beiden Tage und den dritten Tag <strong>der</strong> Sperrung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> separaten Farben gezeigt, sie wurden<br />

aber alle für die Regression (rote Kurve) berücksichtigt. Auf <strong>der</strong> gestrichelten Diagonale ist die Belastung<br />

an beiden Stationen gleich.<br />

17


PM10 <strong>Bern</strong> <strong>Bollwerk</strong> [μ g/m 3 ]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Stundenmittelwerte PM10<br />

1.1. - 28.2.2006<br />

0 100 200 300<br />

PM10 Ittigen [μ g/m 3 ]<br />

<strong>Bollwerk</strong> offen<br />

<strong>Bollwerk</strong> gesperrt, erste 2 Tage<br />

3. Tag Sperrung<br />

Regression (offen)<br />

Regression gesperrt<br />

Abbildung 10: Vergleich <strong>der</strong> PM10 Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> und an <strong>der</strong> Brunngasshalde. Die Punkte für<br />

die ersten beiden Tage und den dritten Tag <strong>der</strong> Sperrung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> separaten Farben gezeigt, sie wurden<br />

aber alle für die Regression (rote Kurve) berücksichtigt.<br />

18


Station Vergleich mit <strong>Rückgang</strong> um<br />

<strong>Bollwerk</strong><br />

Brunngasshalde<br />

Korrelation<br />

(geschlossen)<br />

Korrelation<br />

(offen<br />

10.9% ± 2.2% 0.95 0.91<br />

<strong>Bollwerk</strong> Ittigen 26.1% ± 3.7% 0.72 0.76<br />

<strong>Bollwerk</strong> Lausanne 31.3% ± 4.7% 0.23 0.77<br />

Brunngasshalde<br />

Ittigen 16.5% ± 3.2% 0.85 0.83<br />

Tabelle 7: Berechneter <strong>Rückgang</strong> <strong>der</strong> PM10-Belastung aus dem Vergleich <strong>der</strong> Stationen <strong>Bollwerk</strong> mit<br />

Brunngasshalde, Ittigen und Lausanne und <strong>der</strong> Station Brunngasshalde im Vergleich mit Ittigen. Die<br />

zwei letzten Spalten zeigen die Korrelationskoeffizienten für die Daten <strong>der</strong> entsprechenden Perioden.<br />

Die Resultate für den <strong>Rückgang</strong> <strong>der</strong> PM10-Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 7 gezeigt, jeweils im Vergleich mit den Stationen Brunngasshalde, Ittigen und<br />

Lausanne. Ebenfalls gezeigt ist <strong>der</strong> <strong>Rückgang</strong> an <strong>der</strong> Brunngasshalde relativ zur Station Ittigen.<br />

Im Vergleich zur Brunngasshalde ist die Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> um 11% zurückgegangen,<br />

mit e<strong>in</strong>er Unsicherheit von ± 2%. Relativ zu Ittigen und Lausanne ist <strong>der</strong> <strong>Rückgang</strong> deutlich<br />

stärker, im Vergleich mit Lausanne ist er ähnlich hoch wie im ersten Bericht (31% hier<br />

anstatt 35%), <strong>der</strong> Unterschied zwischen den beiden Resultaten ist die unterschiedliche Vergleichsperiode<br />

(bis 28.2. bzw. nur bis 6.2.) und die Verwendung von bere<strong>in</strong>igten Daten<br />

anstelle von unbere<strong>in</strong>igten.<br />

Wieviel von diesem <strong>Rückgang</strong> ist nun auf die Sperrung des Verkehrs zurückzuführen? S<strong>in</strong>d<br />

es die 11% im Vergleich zur Brunngasshalde o<strong>der</strong> die 26% im Vergleich zu Ittigen?<br />

Sicher s<strong>in</strong>d die 11% <strong>Rückgang</strong> im Vergleich zur Brunngasshalde e<strong>in</strong>e direkte Folge <strong>der</strong> Verkehrssperrung<br />

<strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong>. Dies sieht man sehr deutlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 2: Mit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Sperrung fangen sich die PM10-Werte von <strong>Bollwerk</strong> und Brunngasshalde an anzunähern.<br />

nach wenigen Stunden s<strong>in</strong>d sie praktisch gleich. Während <strong>der</strong> Sperrung ist die Belastung<br />

zwar <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> immer noch etwas höher als an <strong>der</strong> Brunngasshalde, aber weniger ausgeprägt<br />

als unter „normalen“ Umständen (Abbildung 9). Direkt nach dem Ende <strong>der</strong> Sperrung<br />

laufen die beiden Kurven dann wie<strong>der</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, und die Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> ist wie<strong>der</strong><br />

typisch erhöht gegenüber <strong>der</strong> Brunngasshalde.<br />

Da <strong>Bollwerk</strong> und Brunngasshalde nur wenige hun<strong>der</strong>t Meter vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> entfernt s<strong>in</strong>d,<br />

könnte es auch se<strong>in</strong>, dass dank <strong>der</strong> Reduktion des Verkehrs <strong>am</strong> Bolllwerk auch die Luft an<br />

<strong>der</strong> Brunngasshalde besser geworden ist. Dies wäre dann möglich, wenn durch die Verkehrsreduktion<br />

<strong>am</strong> Nadelöhr <strong>Bollwerk</strong>/Speichergasse <strong>der</strong> Verkehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Altstadt entsprechend<br />

abgenommen hätte (es gibt nur wenige E<strong>in</strong>fahrtspunkte für den Verkehr <strong>in</strong> die<br />

Altstadt, und die Speichergasse ist wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>der</strong> wichtigste). Im extremsten Fall könnte<br />

dadurch <strong>der</strong> Verkehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Altstadt und an <strong>der</strong> Brunngasshalde um maximal die gleichen<br />

33% reduziert worden se<strong>in</strong> wie an <strong>der</strong> Zufahrt Speichergasse (<strong>in</strong> Wirklichkeit sicher um sehr<br />

viel weniger). Wollte man nun aber die ganzen 26% <strong>Rückgang</strong> <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> im Vergleich zu<br />

Ittigen durch die Sperrung des <strong>Bollwerk</strong>s erklären, dann wäre dies auch <strong>der</strong> Grund für die<br />

16% <strong>Rückgang</strong> an <strong>der</strong> Brunngasshalde im Vergleich zu Ittigen. Diese 16% <strong>Rückgang</strong> an <strong>der</strong><br />

Brunngasshalde wären dann voll verkehrsbed<strong>in</strong>gt, was aber unmöglich <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> kann:<br />

Der Verkehr ist im Durchschnitt für ca. 32% <strong>der</strong> PM10-Emissionen verantwortlich (NABEL,<br />

Luftbelastung 2004, Schriftenreihe Umwelt 388, BAFU, 2005). Wenn dies wie anzunehmen<br />

auch an <strong>der</strong> Brunngasshalde <strong>der</strong> Fall ist, kann aber e<strong>in</strong>e lokale Reduktion des Verkehrs um<br />

(maximal!) e<strong>in</strong>en Drittel auch unter extremsten Annahmen nie e<strong>in</strong>e Reduktion <strong>der</strong> verkehrsbed<strong>in</strong>gten<br />

Immissionen um die Hälfte (von 32% um 16% auf 16%) bewirken. Der überwie-<br />

19


gende Teil <strong>der</strong> Reduktion an <strong>der</strong> Brunngasshalde relativ zu Ittigen muss also sicher den speziellen<br />

meteorologischen Verhältnissen zugeschrieben werden.<br />

Umgekehrt s<strong>in</strong>d die 11% Reduktion <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> sicher realistisch. Der Anteil des Verkehrs<br />

und auch des lokalen Verkehrs <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> lässt sich wie folgt abschätzen aus den langjährigen<br />

Mittelwerten (Abschnitt 2.1) für <strong>Bollwerk</strong> und Brunngasshalde. Wir nehmen dazu an,<br />

dass für die Brunngasshalde die verkehrsbed<strong>in</strong>gten Emissionen dem schweizerischen Mittelwert<br />

von 32% (wie oben zitiert) entsprechen und dass diese Emissionen grossräumig stattf<strong>in</strong>den.<br />

● Brunngasshalde: Mittelwert 26 µg/m 3 , davon 32% o<strong>der</strong> 9 µg/m 3 (grossräumig) verkehrsbed<strong>in</strong>gt.<br />

● <strong>Bollwerk</strong>: Mittelwert 33 µg/m 3 , davon 9 µg/m 3 grossräumig verkehrsbed<strong>in</strong>gt (wie an<br />

<strong>der</strong> Brunngasshalde) und 7 µg/m 3 (Differenz zur Brunngasshalde) bed<strong>in</strong>gt durch<br />

lokalen Verkehr.<br />

Also s<strong>in</strong>d <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> 48% <strong>der</strong> PM10 verkehrsbed<strong>in</strong>gt (16 von 33 µg/m 3 ) und darunter 21%<br />

(7 von 33 µg/m 3 ) lokal verkehrsbed<strong>in</strong>gt. E<strong>in</strong>e Reduktion um 11% entspricht also etwa dem<br />

halben Anteil <strong>der</strong> lokalen, verkehrsbed<strong>in</strong>gten Immission, was durchaus plausibel ist. Die<br />

Abschätzung von 48% verkehrsbed<strong>in</strong>gten Emissionen <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> entspricht im übrigen<br />

auch sehr gut dem Wert von 46%, <strong>der</strong> im NFP41 (C. Hügl<strong>in</strong> und R. Gehrig, NFP41 Verkehr<br />

und Umwelt, Anteil des Strassenverkehrs an den PM10 und PM2.5-Immissionen,<br />

BBL/EDMZ, <strong>Bern</strong>, 2000) für den Standort <strong>Bern</strong>-<strong>Bollwerk</strong> gefunden wurde.<br />

4.3 Die Fe<strong>in</strong>staubperiode vom Januar/Februar 2006<br />

im Vergleich mit Vorjahren<br />

Tagesmittel PM10, <strong>in</strong> µg/m 3<br />

Datum <strong>Bollwerk</strong><br />

Brunngasshalde<br />

Ittigen Lausanne Zürich<br />

29.1.2006 106 90 88 89 84<br />

30.1.2006 140 112 126 113 103<br />

31.1.2006 164 145 174 171 128<br />

1.2.2006 110 94 130 176 165<br />

2.2.2006 113 98 121 131 126<br />

3.2.2006 148 132 147 128 121<br />

4.2.2006 109 97 97 92 105<br />

Maximales Tagesmittel<br />

29.1. - 4.2.<br />

Maximales Tagesmittel<br />

1997 – Ende 2005*<br />

*) Brunngasshalde, Ittigen: bis Ende 2004<br />

164 145 174 176 165<br />

149 124 116 143 134<br />

Tabelle 8: PM10-Tagesmittelwerte <strong>während</strong> <strong>der</strong> W<strong>in</strong>tersmogperiode Ende Januar/Anfang Februar<br />

2006 im Vergleich mit den Maximalwerten seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> PM10-Messung bis Ende 2005 (bis Ende<br />

2004 für Brunngasshalde und Ittigen, im 2005 dürfte das Maximum nicht höher gewesen se<strong>in</strong>).<br />

20


Die Fe<strong>in</strong>staubperiode von Ende Januar/ Anfang Februar 2006 war <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Beziehung e<strong>in</strong><br />

Extremereignis. Durch e<strong>in</strong>e ausgeprägte Inversionslage erreichte die <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong> im<br />

ges<strong>am</strong>ten Schweizer Mittelland Maximalwerte, wie es sie <strong>in</strong> dieser Höhe seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

PM10-Messungen (1997) noch nie gegeben hatte. Tabelle 8 zeigt die PM10-Tagesmittelwerte<br />

für die Woche vom 29.1. bis 4.2.2006 für die beiden <strong>Bern</strong>er Stationen, Ittigen und die<br />

NABEL Stationen Lausanne und Zürich im Vergleich zu den bisher höchsten gemessenen<br />

Tagesmittelwerten. An allen fünf Stationen wurden <strong>in</strong> dieser Woche die höchsten Tagesmittelwerte<br />

seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Messung registriert. Auch <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> wurde <strong>am</strong> 31.1. e<strong>in</strong> Rekordwert<br />

erreicht. Dieser ist das Resultat e<strong>in</strong>er extrem hohen Spitze <strong>in</strong> den frühen Nachtstunden<br />

noch vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Sperrung (Abbildung 2), welche den <strong>Rückgang</strong> nach Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Sperrung<br />

für den ersten Tagesmittelwert mehr als kompensiert.<br />

Genauso extrem ist aber, dass <strong>der</strong> Tagesmittelwert <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>am</strong> 1.2. um 60 µg/m 3 tiefer<br />

lag als im Mittel von Lausanne und Zürich, auch e<strong>in</strong>e solche Differenz war seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Messung noch nie beobachtet worden.<br />

Mitten <strong>in</strong> die extreme W<strong>in</strong>tersmogperiode fiel dann die Sperrung des <strong>Bollwerk</strong>s aufgrund des<br />

Wasserleitungsbruchs. Der Zufälle nicht genug, haben sich <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> zeitgleich mit dem<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Sperrung die W<strong>in</strong>dverhältnisse geän<strong>der</strong>t.<br />

Alle diese extremen Bed<strong>in</strong>gungen und Zufälle erschweren die Auswertung. E<strong>in</strong>e viel e<strong>in</strong>deutigere<br />

Antwort, wie stark e<strong>in</strong>e lokale Reduktion <strong>der</strong> Verkehrs sich auf die PM10-Belastung<br />

auswirkt, sollte aber schon bald möglich se<strong>in</strong>, und zwar <strong>am</strong> selben Ort: Während dem<br />

geplanten Umbau des <strong>Bern</strong>er Bahnhofplatzes soll nämlich <strong>der</strong> Verkehr <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>während</strong><br />

praktisch e<strong>in</strong>em ganzen Jahr gesperrt werden. Mit e<strong>in</strong>er Vergleichsperiode von e<strong>in</strong>em<br />

Jahr anstatt nur drei Tagen würde dann das Resultat nicht mehr durch e<strong>in</strong>zelne extreme<br />

Ereignisse und meteorologische Zufälligkeiten bestimmt, so dass viel deutlichere Aussagen<br />

gemacht werden könnten.<br />

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5 Zus<strong>am</strong>menfassung und Schlussfolgerungen<br />

Ziel dieser Studie war, an e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zelereignis beispielhaft zu zeigen, wie sich e<strong>in</strong>e Reduktion<br />

des Verkehrs auf die <strong>Fe<strong>in</strong>staubbelastung</strong> auswirkt.<br />

Der <strong>Rückgang</strong> <strong>der</strong> PM10-Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung betrug 11% relativ<br />

zur Station Brunngasshalde und 26% bzw. 31% relativ zu den Stationen Ittigen und Lausanne.<br />

Der <strong>Rückgang</strong> von 11% relativ zur Station Brunngasshalde lässt sich nur durch die Reduktion<br />

des Verkehrs erklären. Er wurde dadurch begünstigt, dass <strong>während</strong> <strong>der</strong> ersten beiden<br />

Tage <strong>der</strong> Sperrung <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Strassenschlucht auch die Emissionen des verbleibenden<br />

Verkehrs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Speichergasse von <strong>der</strong> PM10-Messstelle wegwehte und somit die<br />

Reduktion <strong>der</strong> lokalen Quellen maximal war.<br />

Der stärkere <strong>Rückgang</strong> relativ zu den Stationen Ittigen und Lausanne erklärt sich zu e<strong>in</strong>em<br />

grossen Teil durch das Drehen des W<strong>in</strong>des auf Südost <strong>während</strong> <strong>der</strong> ersten beiden Tage <strong>der</strong><br />

Sperrung. Die beiden <strong>Bern</strong>er Stationen gerieten dadurch <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>fluss von an<strong>der</strong>en Quellen:<br />

Bei Nordw<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>d es die stark befahrenen Strassen und die Autobahn A1 im Norden,<br />

bei Südostw<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>d es die verkehrsberuhigte Altstadt und Wohngebiete, und dies beson<strong>der</strong>s<br />

ausgeprägt <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> <strong>während</strong> <strong>der</strong> Sperrung. Der stärkere <strong>Rückgang</strong> relativ zu Ittigen<br />

und Lausanne ist also nur zum Teil e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> Verkehrssperrung.<br />

Der <strong>Rückgang</strong> <strong>der</strong> PM10-Belastung aufgrund <strong>der</strong> Reduktion des Verkehrs ist gegeben durch<br />

den <strong>Rückgang</strong> <strong>der</strong> Belastung relativ zur Station Brunngasshalde und beträgt 11%. Dies entspricht<br />

etwa e<strong>in</strong>em Viertel <strong>der</strong> verkehrsbed<strong>in</strong>gten Belastung <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong>, und etwa <strong>der</strong><br />

Hälfte <strong>der</strong> lokal durch den Verkehr erzeugten Belastung. Auch e<strong>in</strong>e lokale Verkehrsreduktion<br />

kann also lokal zu e<strong>in</strong>er deutlichen Verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> PM10-Belastung führen. Wie stark sie<br />

sich im E<strong>in</strong>zelfall auswirkt, hängt ab von den örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen und den momentanen<br />

Belüftungsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Das hier ausgewertete Ereignis war <strong>in</strong> mehrfacher Beziehung e<strong>in</strong> Extremereignis. Noch nie<br />

waren die PM10-Immissionen so hoch wie <strong>während</strong> dieser w<strong>in</strong>terlichen Inversionslage.<br />

Umgekehrt waren die Immissionen <strong>am</strong> <strong>Bollwerk</strong> aber auch noch nie um soviel tiefer als an<br />

vergleichbaren Stationen (städtische Stationen Lausanne und Zürich) wie <strong>am</strong> mittleren Tag<br />

<strong>der</strong> Sperrung. Fast gleichzeitig mit <strong>der</strong> Sperrung des Verkehrs hat auch <strong>der</strong> W<strong>in</strong>d gedreht.<br />

Durch dieses Zus<strong>am</strong>menfallen von extremen Ereignissen und Zufällen ist die Interpretation<br />

<strong>der</strong> Daten relativ schwierig.<br />

Wesentlich bessere Resultate könnte man aus <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> kommenden, fast e<strong>in</strong>jährigen<br />

Sperrung des <strong>Bollwerk</strong>s anlässlich des Umbaus <strong>der</strong> <strong>Bern</strong>er Bahnhofplatzes erhalten.<br />

Diese Daten gelten dann nicht mehr nur für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnes Extremereignis und s<strong>in</strong>d auch nicht<br />

mehr abhängig von den Kapriolen <strong>der</strong> Meteorologie <strong>während</strong> e<strong>in</strong>er kurzen Periode. Es wird<br />

deshalb vorgeschlagen, diese Studie mit den Daten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>jährigen Sperrung zu wie<strong>der</strong>holen.<br />

Verdankungen<br />

Für Auskünfte und für die zur Verfügung gestellten Daten möchte ich mich bedanken bei<br />

den Herren R. Weber vom Bundes<strong>am</strong>t für Umwelt BAFU, H. Bürgy und B. Kohli vom Amt für<br />

Umweltschutz und Lebensmittelkontrolle <strong>der</strong> Stadt <strong>Bern</strong> und bei Herrn H.P.Burn vom beco.<br />

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