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Neubesetzung von Lehrstühlen - Fakultät für Betriebswirtschaft - LMU

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<strong>Fakultät</strong><br />

Meine Studienzeit in München<br />

hat mich sehr geprägt …<br />

Seit über 30 Jahren begleitet Prof. Hans-Ulrich Küpper (HUK)<br />

eine riesige Anzahl an Studierenden der <strong>Betriebswirtschaft</strong>, seit<br />

mehr als 20 Jahren an der <strong>LMU</strong>. 2010 feierte er seinen 65. Geburtstag.<br />

Wir haben ihn getroffen und über sein früheres und<br />

sein zukünftiges Leben befragt …<br />

Lieber Herr Prof. Küpper – zunächst einmal herzlichen Glückwunsch<br />

– Sie haben letztes Jahr Ihren 65. Geburtstag gefeiert. Die meisten Menschen<br />

sind dann schon längst in Rente oder Pension. Was sind Ihre Pläne<br />

<strong>für</strong> die Zukunft?<br />

HUK: Vielen Dank. Ich bin froh, dass ich aufgrund meines<br />

mit der ersten Berufung 1978 erworbenen Emeritierungsrechts<br />

bis 68 hier tätig sein darf. Darüber hinausgehende Zukunftspläne<br />

habe ich noch nicht. Ich denke, diese werden sich so langsam<br />

in mir herausbilden.<br />

Sie haben in München studiert – können Sie sich noch an Ihre Studentenzeit<br />

erinnern? Was waren die herausragendsten Ereignisse?<br />

HUK: Das war eine eindrückliche und prägende Zeit. Sie hat<br />

in mir die Liebe zu München mit seiner Kultur, der Breite seiner<br />

Universität(en) und seiner herrlichen Umgebung mit Seen und<br />

Bergen geweckt. Ohne diese wären wir sicher nicht 1990 in diese<br />

Gegend mit besonders hohen Lebenshaltungskosten zurückgekommen.<br />

Das herausragendste Erlebnis meiner Studentenzeit<br />

war (neben einer Fünf in einer VWL-Klausur) ein Seminar bei<br />

Prof. Edmund Heinen 1968, <strong>für</strong> das wir eine Aufnahmeprüfung<br />

schreiben mussten, dann aber lediglich ca. 20 Teilnehmer hatten,<br />

<strong>von</strong> denen mindestens sieben BWL-Professoren geworden sind.<br />

Dadurch habe ich meinen Assistentenkollegen (und dann Schwager)<br />

Günter Hettich sowie mit Arnold Picot, Ralf Reichwald, Jochen<br />

Sigloch, Hannes Streim und Franz W. Wagner spätere Kollegen<br />

kennen gelernt, zu denen die Freundschaft bis heute anhält.<br />

Kann man Ihr Studium damals mit dem heutigen Bachelor-Studium<br />

vergleichen?<br />

HUK: Das Studium und vor allem seine betriebswirtschaftlichen<br />

Inhalte haben sich deutlich verändert. Unser Fach ist wesentlich<br />

mehr theoretisch fundiert und damit wissenschaftlicher<br />

geworden. Mit Entscheidungs- sowie Investitionstheorie und<br />

Operations Research ging es in den 60er Jahren gerade los, aber<br />

<strong>von</strong> Institutionentheorie oder CAPM haben wir noch gar nichts<br />

gehört. In Bezug auf die Studienstruktur war m. E. die wesentliche<br />

Änderung der Übergang aufs Credit Point-System 1996,<br />

weniger zum Bachelor-Studium. Eine weitere Veränderung ge-<br />

genüber früher sehe ich in der größeren Bedeutung und Anerkennung<br />

der BWL in Uni und Gesellschaft.<br />

Gab es einen Professor, der Sie besonders geprägt hat?<br />

HUK: Während des Studiums an der <strong>LMU</strong> würde ich sagen<br />

Karl Rahner, mit der wichtigste katholische Theologe des 20.<br />

Jahrhunderts. Seine Persönlichkeit war beeindruckend <strong>für</strong> mich,<br />

obwohl ich <strong>von</strong> seinen Vorlesungen nur wenig verstanden habe<br />

– aber einzelne Aussagen bis heute wichtig <strong>für</strong> mich geblieben<br />

sind. Zugleich hatte ich das Glück, mit Karl Richter (schon jung<br />

Professor an der Musikhochschule) einen genialen Musiker in<br />

der Markuskirche improvisieren zu hören und mich wie fast alle<br />

Münchener an seinen Bachkonzerten zu begeistern.<br />

Von München führte Sie Ihr beruflicher Lebensweg nach Tübingen,<br />

Stuttgart, Essen, Darmstadt, Frankfurt und wieder zurück. Was verbinden<br />

Sie mit diesen Stationen Ihres Lebens?<br />

HUK: Tübingen war die Rückkehr in die heimliche, nämlich<br />

geistige Hauptstadt meiner schwäbischen Heimat. Dort erlebten<br />

wir als junge Familie besonders schöne Jahre. In Stuttgart habe<br />

ich gelernt, wie armselig man auf einer H 3-Stelle behandelt wird.<br />

Der Wechsel nach Essen war <strong>für</strong> uns Schwaben schwer – jedoch<br />

haben wir nirgends so schnell Freunde gefunden. Mit Darmstadt<br />

verbinde ich hervorragende Wirtschaftsingenieur-Studenten so-<br />

wie die Leistungsfähigkeit und gleichzeitig eine gewisse geistige<br />

Armut rein technischer Orientierung. Frankfurt bot ein vielfältiges<br />

interessantes Kollegium, das, auch unter dem Einfluss der<br />

BWL-Jahrestagung 1990, immer mehr zusammenfand.<br />

Seit 1990 sind Sie wieder als Professor in München an unserer <strong>Fakultät</strong>.<br />

Gibt es etwas, das München <strong>für</strong> Sie einmalig macht?<br />

HUK: In Bezug auf die Stadt ist es die Kunst. Kaum sonst wo auf<br />

der Welt gibt es so viele Spitzen-Orchester mit Weltklassedirigenten,<br />

dazu eine der besten Opern, anregende Schauspielhäuser mit tollen<br />

Darstellern und so viele herausragende Museen im Umkreis eines<br />

Kilometers. In Bezug auf die <strong>Fakultät</strong> waren es der sich in den 90er<br />

Jahren entwickelnde Zusammenhalt und die damit verbundene Innovationsbereitschaft,<br />

die sich im Übergang auf Credit-Point-System,<br />

MBR und Bachelor-Master-System sowie die Berufung hervorragender<br />

junger Kollegen niedergeschlagen haben.<br />

Was war Ihr ungewöhnlichstes oder schönstes Erlebnis hier?<br />

HUK: Am Ungewöhnlichsten waren die Sitzungen des Herausgeberkreises<br />

zum „Handbuch der Wirtschaftsethik“. Dies<br />

war mein eindrücklichstes interdisziplinäres Seminar aus Theologen,<br />

Philosophen, Volks- und Betriebswirten, einem Soziologen,<br />

dem Aufsichtsratsvorsitzenden <strong>von</strong> Siemens und einem<br />

langjährigen Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums.<br />

Das Schönste, zehn Jahre unmittelbar am Starnberger See wohnen<br />

zu können, um dann zum Kontrast direkt in Uninähe zu ziehen.<br />

Skifahren ist ein großes Hobby <strong>von</strong> Ihnen, und Sie sind auch oft mit<br />

den Studierenden gemeinsam unterwegs. Und was macht diesen Sport so<br />

besonders <strong>für</strong> Sie? Welche anderen Hobbys haben Sie noch?<br />

HUK: Die Seminare mit Studierenden und meinen Mitarbeitern<br />

sowie sonstigen Doktoranden, häufig zusammen mit einem<br />

Kollegen und dessen Studenten sowie Mitarbeitern, gehören seit<br />

1985 zum Wertvollsten, was ich als Hochschullehrer erlebt habe.<br />

Ich hoffe, dass ich darin ein wenig die Freude an wissenschaftlicher<br />

Arbeit, unseren wunderbaren Bergen und der Bedeutung<br />

des fröhlichen Zusammenseins rüberbringen konnte. Seit mehreren<br />

Jahren geht eine Gruppe früherer Mitarbeiter und heutiger<br />

Kollegen mit einem Bergführer und mir im Frühjahr auf Skitouren.<br />

Das Besondere neben Eindrücken <strong>von</strong> der Landschaft daran<br />

ist, wie intensiv man auf solchen Touren nachdenken kann,<br />

sich manchmal voll auf einen bestimmten anstrengenden Weg<br />

konzentrieren muss und danach miteinander glücklich über das<br />

Erlebte ist. Ansonsten sind mir Musik, Theater und Lesen sehr<br />

wichtig.<br />

Sie haben viele Auszeichnungen und Ehrungen erhalten u. a. auch<br />

einen Ehrendoktor der TU München. Gibt es etwas, worauf Sie besonders<br />

stolz sind?<br />

38 | <strong>LMU</strong> – Munich School of Management 2010/11 <strong>LMU</strong> – Munich School of Management 2010/11 | 39<br />

<strong>Fakultät</strong><br />

HUK: Eigentlich nicht. Ich freue mich darüber und empfinde<br />

es als Anerkennung sowie Unterstützung – aber festhalten kann<br />

man sich daran nicht. Meines Erachtens ist es gut, seine Verankerung<br />

in anderem zu haben. Da die Gaben unterschiedlich und<br />

– leider – ungleich verteilt sind, möchte ich nicht nach Auszeichnungen<br />

streben, sondern versuchen, das Beste aus dem zu machen,<br />

was mir mitgegeben ist.<br />

Gab es auch Flops in Ihrem Leben?<br />

HUK: Natürlich. Das schlimmste Erlebnis war eine Multiple<br />

Choice - Grundstudiumsklausur in Produktion, die wir vor über<br />

15 Jahren mit ca. 600 Teilnehmern wiederholen mussten. Ich hatte<br />

nicht mitbekommen, dass die (anzukreuzenden) Antworten in<br />

unterschiedlicher Reihenfolge ausgeteilt wurden, um das Abschreiben<br />

vom Nebensitzer zu verhindern. Da sich die Antworten<br />

aufeinander bezogen, war dann nichts mehr zu retten. Wir<br />

mussten eine neue Klausur anbieten. Herr Prof. Witte hat mich<br />

getröstet: „Die Universität hat schon so viel erlebt, sie übersteht<br />

auch das.“ Diese Erfahrung hat meine Ablehnung <strong>von</strong> Multiple<br />

Choice-Klausuren völlig besiegelt.<br />

Was möchten Sie zum Abschluss gerne den heutigen Studierenden und<br />

jungen Akademikern mitgeben?<br />

HUK: Zwei Dinge:<br />

1. Dass sie nicht nur nach wissenschaftlichem, beruflichem<br />

und/oder gesellschaftlichem Erfolg streben sollten, sondern ein<br />

erfülltes Leben in Familie, Beruf und Gesellschaft wichtig ist.<br />

Dabei sind jeder Tag und jede Person wertvoll. So materialistisch<br />

Wirtschaft in vielem klingen mag, ist sie ein wichtiges Instrument,<br />

um Menschen ein angenehmes Leben zu ermöglichen. Darin<br />

sehe ich einen positiven moralischen Zweck unseres Faches.<br />

2. Durch die deutsche Wiedervereinigung, mit der nach dem<br />

Zusammenbruch 1945 bis Ende 1989 niemand gerechnet hatte,<br />

habe ich gelernt: Es ist berechtigt, nicht nur auf die Krisen zu<br />

schauen, sondern sich einen Optimismus zu bewahren. Die Zukunft<br />

kann auch viel besser besse werden, als wir wi es uns überhaupt übe aupt<br />

vorstellen können. n.<br />

Lieber Herr Prof. of.<br />

Küpper, vielen<br />

Dank <strong>für</strong> das<br />

Gespräch und<br />

Ihnen auch weiterhin<br />

alles Gute!<br />

Das<br />

Interview führte<br />

Astrid Braungart

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