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Dr. Hilde Kalthoff - Berne - Primano

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<strong>Dr</strong>. <strong>Hilde</strong> <strong>Kalthoff</strong><br />

Nationale Verantwortliche<br />

für Opstapje Niederländisches<br />

Jugendinstitut, Utrecht<br />

Stadt Bern


Was wir aus 20 Jahren<br />

Frühförderung lernen können<br />

Erfahrungsbericht aus Holland<br />

<strong>Hilde</strong> <strong>Kalthoff</strong>


Ausgangslage<br />

• Politik Mitte der 1980er Jahre<br />

• Bildungschancen verbessern<br />

• Chancengleichheit anstreben<br />

Aber:<br />

• Eltern mit einem niedrigen<br />

Qualifikationsniveau werden nicht erreicht<br />

3


• 1988: Ministerium holte HIPPY-<br />

Programm aus Israel<br />

• (Home Instruction Program for Preschool<br />

Youngsters)<br />

• Programm für Kinder von 4-6 Jahren<br />

• leicht überarbeitet -> Opstap<br />

4


Was war daran gut?<br />

• Gehstruktur mit Hausbesuchen<br />

• Gruppentreffen<br />

• Semiprofessionelle Programm-Mitarbeitende<br />

• Konkrete Materialien<br />

• Lernen am Vorbild<br />

5


Hausbesuch<br />

6


Materialien Opstapje Jahre 2<br />

7


Entwicklung<br />

• Ruf nach einem Angebot für jüngere Kinder<br />

• Entwicklung von Opstapje (2-4J.)<br />

• und Instapje (1-2J.)<br />

8


Kritik aus Expertenanalyse 1989<br />

• Programm zu schulmäßig.<br />

• Zu eng programmierte Instruktion:<br />

Frage Mutter, Antwort Kind, Antwort Mutter<br />

Zu wenig offene Eltern-Kind-Interaktion<br />

• Inhalte passten zu wenig zum niederländischen<br />

Unterrichtswesen.<br />

• Aktuelle Erkenntnisse über kindliche Entwicklung nicht<br />

berücksichtigt<br />

• Arbeitsblätter und Lesebücher qualitativ nicht gut<br />

9


Entscheidung<br />

• Methode beibehalten<br />

• (Hausbesuchen, Gruppentreffen und<br />

Arbeitsblätter)<br />

• Inhalte vollständig überarbeiten<br />

10


Neu Opstapje und Instapje<br />

• 1990 Opstapje (2010 erneuert)<br />

• 1994 Instapje (2005 erneuert):<br />

Kinder 1 bis 2 Jahre<br />

26 Woche<br />

Jede Woche ein Hausbesuch,<br />

nur Hausbesuche, mit professionellen<br />

Fachpersonen<br />

11


Neu Opstap<br />

• 1996 neues Opstap<br />

• Hausbesuche und Gruppentreffen<br />

• Semiprofessionelle Programm-Mitarbeitende<br />

• Konkrete Materialien<br />

2 Jahre x 30 Wochen x 10 Aktivitäten = 600 Akt.<br />

12


Neu: Fokus Eltern-Kind-<br />

Interaktion<br />

Hintergrund:<br />

• Bowlbys Bindungstheorie: Begriff der sensitiven<br />

Responsivität (elterliche Aufmerksamkeit).<br />

• Wygotsky: Kinder lernen in Interaktion mit<br />

Erwachsenen.<br />

• Begriff der Zone der nächsten Entwicklung<br />

• Eltern mit wenig Bildung haben dabei<br />

Unterstützung nötig<br />

13


Bildung und Eltern-Kind-<br />

Interaktion<br />

• Geringe Bildung hat Einfluss auf die Eltern-Kind<br />

Interaktionen:<br />

Zum Beispiel: mit dem Kind spielen vorlesen,<br />

miteinander sprechen<br />

• Interaktionen können bezüglich Quantität, Inhalt<br />

und Qualität unterstützt werden.<br />

14


Quantität Eltern-Kind-Interaktion<br />

Frequenz der Interaktionen erhöhen:<br />

• Opstapje-Aktivitäten durchführen<br />

• Tägliche Momente nutzen, um Lernen möglich zu<br />

machen<br />

• Spielen und vorlesen<br />

15


Inhalt Eltern-Kind-Interaktion<br />

Vermittelte Kenntnisse und Sprache:<br />

• Opstapje- Aktivitäten<br />

• Kenntnisse und Sprache werden auf einem<br />

höheren Niveau vermittelt<br />

16


Qualität Eltern-Kind-Interaktion<br />

Atmosphäre des Umgangs miteinander, sensitive<br />

Responsivität<br />

Botschaften für die Eltern sind Kern des Programms:<br />

• Sprich mit deinem Kind!<br />

• Ermuntere und unterstütze dein Kind!<br />

• Wechsele dich mit deinem Kind ab!<br />

• Schau dein Kind an und höre auf dein Kind!<br />

• Gehe ein auf die Signale und Ideen von deinem Kind!<br />

17


Eltern Kind<br />

Interaktion<br />

Botschaften<br />

18


Botschaften<br />

• Vermittlung dieser Botschaften über:<br />

• Modellverhalten (Jahr 1 des Programms)<br />

• Feedback/Hinweise (Jahr 2 des Programms)<br />

19


Familien rekrutieren<br />

• Instapje (-1) und Opstapje (2-4): über das<br />

Beratungsbüro (Mütter-Väter-Beratung)<br />

• Für Opstap : über Vorschulen / Spielkreise und<br />

Schulen<br />

Botschaft:<br />

• Chancen erhöhen für das Kind<br />

• Eltern sind dafür wichtig<br />

20


Effekte Instapje (1-2)<br />

• Beobachtung: positive Effekte auf Eltern-Kind-<br />

Interaktion<br />

Mütter:<br />

• mehr sensitiv responsiv (feinfühlig aufmerksam)<br />

• bessere emotionale Unterstützung für das Kind<br />

Kinder:<br />

• positive Auswirkungen auf alle Aspekte der<br />

Entwicklung<br />

21


Effekte Opstap<br />

Beobachtung Mutter-Kind Interaktion:<br />

• Mehr emotionale und kognitive Unterstützung<br />

• Eltern hatten eine engere Beziehung zur Schule<br />

• Eltern zeigten mehr gesellschaftliche Partizipation<br />

Kind:<br />

• Entwicklung besser: beim Lesen und Rechnen<br />

(Gruppe 3, Kinder dann7 Jahre)<br />

• Ende Grundschule (mit 12 Jahren): seltenere<br />

Klassenrepetitionen<br />

(van Tuijl en Siebes, 2006)<br />

22


Nach zwei Jahren: Diplomierung<br />

23


Weiterentwicklung Methode<br />

Kleingruppen<br />

• Maximal sechs Kinder und Eltern<br />

• Weniger Hausbesuche<br />

• Billiger<br />

24


Kleingruppe<br />

25


Evaluation des Kleingruppen-<br />

Ansatzes<br />

• Eltern lernen viel voneinander.<br />

• Es gibt viel Möglichkeit für Feedbacks zur<br />

Interaktion<br />

Aber: ein Minimum von Hausbesuchen ist<br />

notwendig<br />

Analphabeten-Eltern brauchen mehr Hausbesuche<br />

28


Weiterentwicklung Mitarbeitende:<br />

fachliche Qualifikation<br />

Verschiebung von semi-professionellen Kräften<br />

zu fachlich qualifizierten Mitarbeitenden<br />

Hausbesucherinnen jetzt<br />

’Contactmedewerksters’ (Kontaktmitarbeitende)<br />

Feste Anstellung<br />

und eine mittlere pädagogische Ausbildung<br />

Wichtig: Sie stehen nah bei dem Eltern<br />

29


Weiterentwicklung Materialen:<br />

Opstapje Material<br />

Im Unterschied zum alten Opstapje jetzt:<br />

• Einsatz von Multimedia: digitale<br />

Bilderbücher<br />

• Mehr Alltagsaktivitäten<br />

• Mehr Fokus auf der Entwicklung des<br />

Denkvermögens<br />

• Weißt du dass ..auf Arbeitsblättern<br />

30


Liedje<br />

aus<br />

dem<br />

neuen<br />

Opstapje<br />

32


Zentrumsbasierte Programme<br />

• Programme, die an Kindereinrichtungen wie<br />

Spielkreisen, Vorschulen oder Tagesstätten<br />

angegliedert sind<br />

In Holland VVE-Programma genannt:<br />

Kaleidoskoop (High Scope) und Pyramide<br />

• Stimulieren die Entwicklung von Kindern<br />

zwischen 3 und 7 Jahren:<br />

in Spielkreisen, Vorschulen oder Tagesstätten und<br />

in den Klassen 1 und 2 der Grundschule<br />

33


Zentrumsbasierte Programme<br />

Nötig, weil die Qualität der Vorschule und<br />

der ersten zwei Schuljahre zu gering war,<br />

um Kinder von wenig gebildeten Eltern<br />

ausreichend zu stimulieren.<br />

34


Zentrumsbasierte Programme<br />

Kinder besuchen mindestens 4 x 2.5 Stunden pro Woche<br />

eine Piramide oder Kaleidoskoop-Gruppe<br />

2 Fachpersonen leiten Gruppe mit 16 Kindern<br />

Fachpersonen:<br />

- 3-jährige pädagogische Grundausbildung<br />

- berufsbegleitende Weiterbildung für das Programm<br />

Die Weiterbildung umfasst 20 Weiterbildungstage sowie<br />

Praxisbesuche durch Trainerinnen/Trainer des Programms<br />

35


Einführung zentrumsbasierte<br />

Programme<br />

Ab 2001/2002: Einführung der<br />

zentrumsbasierten Programme<br />

• Verdrängung der Hausbesuchsprogramme:<br />

• Früher 11.000 Familien/Jahr –<br />

Jetzt weniger als 6.000/Jahr<br />

36


Abnahme VVE<br />

Grafiek 1 Ontwikkeling deelname Opstap en Opstapje<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

1998-<br />

1999<br />

2000-<br />

2001<br />

2001-<br />

2002<br />

2002-<br />

2003<br />

2003-<br />

2004<br />

2004-<br />

2005<br />

2005-<br />

2006<br />

Opstap<br />

Opstapje<br />

37


Die Kombination wirkt am besten!<br />

• Meta-Analysen zeigen maximale Wirkung für<br />

Kombinationsprogramme:<br />

zentrumsbasierte Stimulierung PLUS<br />

Stimulierung zu Hause<br />

• -> Zusammenwirken von Opstapje mit<br />

zentrumsbasierten Programmen verbessern<br />

• Neue Variante von Opstapje und Opstap<br />

entwickeln: VVE Thuis<br />

38


Kombinationsprogramme VVE<br />

Thuis<br />

Aktivitäten/Themen im zentrumsbasierten<br />

Kinderprogramm<br />

Parallele Aktivitäten zum gleichen Thema zu Hause<br />

Bsp. Frühling, Haus, Winter<br />

Gruppentreffen beim Spielkreis oder in der Schule<br />

Hausbesuche nur wenn nötig<br />

Nachdruck auf Stimulierung der Entwicklung<br />

Weniger Nachdruck auf Interaktion<br />

39


VVE Thuis<br />

• VVE Thuis für 3- bis 4-jährige ist gestartet<br />

• Erste 1000 Familien erreicht<br />

• Entwicklung von VVE Thuis für 4 -6 Jährige<br />

40


VVE Thuis<br />

41


Verbreitung<br />

• Instapje (1-2) 200 - 300 (13 Gemeinden)<br />

• Opstapje (2-4) 2600 (43 Gemeinden)<br />

• Opstap (4-6) 2800 (44 Gemeinden)<br />

• 1. Jahr VVE Thuis (3 Jährige) 1000 Kinder<br />

42


Verbreitung<br />

• 6000 Familien jährlich in 45 Gemeinden<br />

• 80% Migrantenfamilien und Flüchtlinge<br />

• Zahlreiche Nationalitäten<br />

• Ausstieg aus dem Programm: 8%<br />

43


Zusammensetzung Teilnehmende<br />

2008<br />

Opstapje<br />

• Türkei34%<br />

• Marokko 18 %<br />

• Niederlande15%<br />

• Andere<br />

(Flüchtlinge)34%<br />

Aussteig 6%<br />

Opstap<br />

• Türkei 37%<br />

• Niederlande 20%<br />

• Marokko 18%<br />

• Andere (Flüchtlinge)<br />

29%<br />

Aussteig: 3/8%<br />

44


Maßarbeit<br />

Eltern mit ganz wenig Bildung oder Problemen:<br />

Opstap(je)<br />

Familien wo Struktur vorhanden ist und Eltern<br />

eine Grundschule haben: VVE Thuis<br />

VVE Thuis:<br />

• VVE Thuis 3-4 Jährige ist fertig<br />

• VVE Thuis für 4 -6 Jährige in Entwicklung<br />

46


Einbettung und Finanzierung<br />

• Opstapje-Durchführung durch lokale<br />

Wohlfahrtsorganisation<br />

• Lokale Behörden entscheiden über Subventionen für<br />

Opstapje<br />

• Gemeinden finanzieren Opstapje aus Eigenmitteln<br />

• Es fehlt oft an Geld<br />

• Keine Subventionen mehr für landesweite<br />

Koordination und Unterstutzung<br />

• Monitoring, Qualitätskontrolle, Qualitätsförderung<br />

ganz wichtig<br />

47


Was haben wir richtig gemacht?<br />

• Das Herz ist da: Gehstruktur, Empowerment<br />

• Gute Konkretisierung der Interaktion Eltern-<br />

Kind; Mit Effekt!<br />

• <strong>Dr</strong>ei abgestimmte Programme für Kinder von<br />

1-6 Jahren<br />

• Weiterentwicklung aufgrund<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

• Viele Sektoren setzen semi-professionelle<br />

Kräfte ein<br />

• Monitoring und Qualitätsstruktur<br />

48


Was hätten wir besser tun<br />

können?<br />

• Finanzstruktur aufbauen<br />

• Mehr PR<br />

• Eine gute Organisation rund um die<br />

Programme aufbauen<br />

• Wissenschafter als<br />

Botschafterinnen/Ambassadeure einsetzen<br />

49


Unsere Zukunft?<br />

• Verknüpfung zwischen zentrumsbasierten<br />

Programmen und Hausbesuchs-<br />

Programmen verstärken<br />

• Mehr Maßarbeit für die Eltern<br />

• Zusammenarbeit mit ausländischen<br />

Partnern intensivieren<br />

50


Ratschläge für die Schweiz<br />

• Entwicklung einer Programmserie von 0 – 6 Jahren<br />

• Stimulierung der Eltern-Kind-Interaktion ins Zentrum<br />

stellen<br />

• Gute Verbindung und Abstimmung mit anderen<br />

Angeboten für die Zielgruppe<br />

• Gute landesweite Struktur, mit Schulung, Monitoring<br />

und Qualitätssicherung<br />

• Überwachung der Integrität der Programmdurchführung<br />

• Überwachung der Zielgruppenerreichung<br />

• Gute finanzielle Struktur<br />

Und vor allem: so gut weiter machen!<br />

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