Neue Behandlung bei Zwangsstörungen - Universitäre ...
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UPK<br />
Aktualisiert am 25.05.12, um 20:00 von Muriel Mercier<br />
<strong>Neue</strong> <strong>Behandlung</strong> für Menschen mit <strong>Zwangsstörungen</strong><br />
Die neue Station an der Wilhelm Klein-Strasse 27 bietet Platz für 16 Betroffene. Heinz Dürrenberger<br />
Daniel Sollberger eröffnet eine weitere stationäre Abteilung für psychisch Kranke. Mit der bzBasel<br />
spricht er über sein Projekt, über <strong>Zwangsstörungen</strong> im Allgemeinen sowie das neue<br />
<strong>Behandlung</strong>sangebot. von Muriel Mercier<br />
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Herr Sollberger, die <strong>Universitäre</strong>n Psychiatrischen Kliniken<br />
Basel (UPK) eröffnen neu eine stationäre Abteilung für<br />
Menschen mit schweren Angst- und <strong>Zwangsstörungen</strong>. Warum<br />
ist das in Basel nötig?<br />
Daniel Sollberger: Die UPK verfügen seit 14 Jahren über eine<br />
stationäre psychotherapeutische Abteilung, wo vorwiegend<br />
Patienten mit Persönlichkeits- und Essstörungen behandelt<br />
werden. Auf der Verhaltenstherapie-Ambulanz werden zudem<br />
ambulante Therapien mit Patienten mit verschiedenen<br />
Krankheitsbildern durchgeführt, vor allem aber mit Angst- und<br />
Zwangserkrankungen. Angst- und <strong>Zwangsstörungen</strong> gehören<br />
heute zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Für<br />
Patienten mit diesen Störungen haben wir festgestellt, dass das<br />
ambulante Therapiesetting nicht ausreicht und wir in der<br />
stationären Psychotherapie-Abteilung zu wenig spezifische<br />
<strong>Behandlung</strong>en anbieten können. Die Ergebnisse waren nur zum<br />
Teil befriedigend.<br />
Häufigste psychiatrische Erkrankungen: Was heisst das in<br />
Zahlen?
An Angststörungen leiden bis zu einem Viertel der Bevölkerung<br />
einmal in ihrem Leben und <strong>bei</strong> den <strong>Zwangsstörungen</strong> sind es bis<br />
drei Prozent.<br />
Wie muss man sich das Krankheitsbild eines Menschen mit<br />
<strong>Zwangsstörungen</strong> vorstellen?<br />
Diese Menschen sind in ihrem Leben stark beeinträchtigt. Ihr<br />
Alltag wird häufig von Ritualen bestimmt, wie Kontroll- oder<br />
Waschzwängen. Diese schränken ihre Bewegungsfreiheit ein,<br />
sodass Sozialkontakte und Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit infrage stehen.<br />
Können die Patienten ihre Rituale nicht durchführen, sind sie<br />
von Ängsten bedroht. Patienten mit diesen Erkrankungen kann<br />
durch spezifische psychotherapeutische Verfahren geholfen<br />
werden.<br />
Wie sieht die neue stationäre Therapieform für diese Menschen<br />
aus im Vergleich zu den bisherigen?<br />
Die <strong>Behandlung</strong> zeichnet sich aus durch eine intensive<br />
Psychotherapie, einzeln und in Gruppen. Die Therapien finden<br />
nicht nur auf der Abteilung statt, sondern auch individuell<br />
angepasst <strong>bei</strong> den Patienten zu Hause. In diesen<br />
Expositionssituationen können die Pflegenden beobachten, wo<br />
für den Patienten Probleme liegen. Die Schwierigkeit <strong>bei</strong> den<br />
Kranken besteht oft darin, sie nach einer stationären<br />
<strong>Behandlung</strong> in den Alltag zu entlassen. Während der stationären<br />
Therapie verbessern sich die Symptome meist, wenn sie wieder<br />
zu Hause sind, fallen sie in alte Muster zurück. Das wollen wir<br />
mit einer Verbesserung der Übergänge zwischen stationären und<br />
ambulanten <strong>Behandlung</strong>en zu verhindern versuchen.<br />
Wie lange dauert das neue <strong>Behandlung</strong>sangebot?<br />
In der Regel sechs Wochen.<br />
Das reicht, um die Leute zu heilen?<br />
Bis jemand geheilt ist, dauert es mehrere Jahre. Es geht uns<br />
darum, dass die Patienten ihr Symptomverhalten besser<br />
kontrollieren können, dass sie sozial besser integriert werden.<br />
Zudem ist es wichtig, dass sie Verständnis für ihre Krankheit<br />
bekommen und herausfinden, welche Situationen angst- und<br />
zwangsauslösend sind, um damit umgehen zu können.<br />
Seit wann ist die Zahl an zwangsgestörten Menschen so hoch?<br />
Psychische Störungen nehmen generell zu, wo<strong>bei</strong> dies auch<br />
daran liegt, dass sich Betroffene häufiger selber und früher<br />
melden. Die gesellschaftliche Stigmatisierung psychischer<br />
Krankheiten hat etwa im Fall von Angststörungen oder<br />
Depressionen abgenommen. Weitere Gründe für eine Zunahme<br />
sind multipel, haben sicherlich auch mit der Entwicklung eines<br />
gesellschaftlich hohen Leistungsdrucks und generellen<br />
Verunsicherungen in unserem Alltag zu tun.<br />
Welche Patienten nehmen Sie auf?<br />
Wir haben 16 Betten und seit der Eröffnung vor vier Wochen<br />
sind 12 bereits belegt. Wir richten unser Angebot an Betroffene<br />
mit schweren Krankheitsausprägungen, die im ambulanten<br />
Therapierahmen nicht mehr zurechtkommen. Und auch an<br />
Patienten ausserhalb der Nordwestschweiz, denn die stationäre<br />
Abteilung für Menschen mit schweren Angst- und<br />
<strong>Zwangsstörungen</strong> in Basel ist schweizweit eine der wenigen.<br />
Worauf mussten Sie <strong>bei</strong> der Einrichtung der neuen Abteilung<br />
achten? Was brauchen die Patienten?<br />
Die Abteilung unterscheidet sich nicht gross von den anderen<br />
Abteilungen in den UPK. Wir haben Ein- und Zweibett-Zimmer.<br />
Ein Doppelzimmer ist nicht für alle Patienten einfach, wenn ihr<br />
Zwang zum Beispiel mit Schmutz zu tun hat. Diese<br />
Herausforderung ist dann jeweils Teil der Therapie.<br />
Die UPK sind in den letzten Monaten zwei Mal wegen<br />
mangelnder Sicherheitsvorkehrungen in die Schlagzeilen<br />
geraten. Im März ist ein Patient aus der forensischen Abteilung<br />
der Psychiatrie ausgebrochen und hat eine Frau getötet. Wie<br />
sieht es <strong>bei</strong> Ihnen in Sachen Sicherheitsvorkehrungen aus?
Auf unserer Abteilung halten sich keine forensischen Patienten<br />
auf. Bei Leuten mit Angst- und <strong>Zwangsstörungen</strong> ist das<br />
Aggressionspotenzial gering. Sie ziehen sich eher zurück.<br />
Deswegen brauchen wir auch keine durchgehende Nachtwache.<br />
Die Patienten sind selbstständig und können sich <strong>bei</strong> Problemen<br />
<strong>bei</strong>m Personal anderer Abteilungen melden. Dass sich die<br />
Patienten in- und ausserhalb der Abteilung frei bewegen können,<br />
ist nicht nur wichtig, sondern <strong>bei</strong> manchen auch Teil der<br />
therapeutischen Ar<strong>bei</strong>t.<br />
(bz Basel)<br />
http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/basel-stadt/neue-behandlung-fuer-me...<br />
09.07.2012