30.09.2012 Aufrufe

Neue Behandlung bei Zwangsstörungen - Universitäre ...

Neue Behandlung bei Zwangsstörungen - Universitäre ...

Neue Behandlung bei Zwangsstörungen - Universitäre ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

UPK<br />

Aktualisiert am 25.05.12, um 20:00 von Muriel Mercier<br />

<strong>Neue</strong> <strong>Behandlung</strong> für Menschen mit <strong>Zwangsstörungen</strong><br />

Die neue Station an der Wilhelm Klein-Strasse 27 bietet Platz für 16 Betroffene. Heinz Dürrenberger<br />

Daniel Sollberger eröffnet eine weitere stationäre Abteilung für psychisch Kranke. Mit der bzBasel<br />

spricht er über sein Projekt, über <strong>Zwangsstörungen</strong> im Allgemeinen sowie das neue<br />

<strong>Behandlung</strong>sangebot. von Muriel Mercier<br />

ÄHNLICHE THEMEN<br />

Bei den UPK beginnt<br />

das grosse Aufräumen<br />

Aktualisiert am 29.04.12, um<br />

07:00 von Valentin Kressler<br />

In der<br />

Uni-Psychiatrie<br />

erhalten die<br />

Patienten künftig<br />

weniger Freiheiten<br />

Aktualisiert am 12.04.12, um<br />

09:50 von Andreas Maurer<br />

Herr Sollberger, die <strong>Universitäre</strong>n Psychiatrischen Kliniken<br />

Basel (UPK) eröffnen neu eine stationäre Abteilung für<br />

Menschen mit schweren Angst- und <strong>Zwangsstörungen</strong>. Warum<br />

ist das in Basel nötig?<br />

Daniel Sollberger: Die UPK verfügen seit 14 Jahren über eine<br />

stationäre psychotherapeutische Abteilung, wo vorwiegend<br />

Patienten mit Persönlichkeits- und Essstörungen behandelt<br />

werden. Auf der Verhaltenstherapie-Ambulanz werden zudem<br />

ambulante Therapien mit Patienten mit verschiedenen<br />

Krankheitsbildern durchgeführt, vor allem aber mit Angst- und<br />

Zwangserkrankungen. Angst- und <strong>Zwangsstörungen</strong> gehören<br />

heute zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. Für<br />

Patienten mit diesen Störungen haben wir festgestellt, dass das<br />

ambulante Therapiesetting nicht ausreicht und wir in der<br />

stationären Psychotherapie-Abteilung zu wenig spezifische<br />

<strong>Behandlung</strong>en anbieten können. Die Ergebnisse waren nur zum<br />

Teil befriedigend.<br />

Häufigste psychiatrische Erkrankungen: Was heisst das in<br />

Zahlen?


An Angststörungen leiden bis zu einem Viertel der Bevölkerung<br />

einmal in ihrem Leben und <strong>bei</strong> den <strong>Zwangsstörungen</strong> sind es bis<br />

drei Prozent.<br />

Wie muss man sich das Krankheitsbild eines Menschen mit<br />

<strong>Zwangsstörungen</strong> vorstellen?<br />

Diese Menschen sind in ihrem Leben stark beeinträchtigt. Ihr<br />

Alltag wird häufig von Ritualen bestimmt, wie Kontroll- oder<br />

Waschzwängen. Diese schränken ihre Bewegungsfreiheit ein,<br />

sodass Sozialkontakte und Ar<strong>bei</strong>tsfähigkeit infrage stehen.<br />

Können die Patienten ihre Rituale nicht durchführen, sind sie<br />

von Ängsten bedroht. Patienten mit diesen Erkrankungen kann<br />

durch spezifische psychotherapeutische Verfahren geholfen<br />

werden.<br />

Wie sieht die neue stationäre Therapieform für diese Menschen<br />

aus im Vergleich zu den bisherigen?<br />

Die <strong>Behandlung</strong> zeichnet sich aus durch eine intensive<br />

Psychotherapie, einzeln und in Gruppen. Die Therapien finden<br />

nicht nur auf der Abteilung statt, sondern auch individuell<br />

angepasst <strong>bei</strong> den Patienten zu Hause. In diesen<br />

Expositionssituationen können die Pflegenden beobachten, wo<br />

für den Patienten Probleme liegen. Die Schwierigkeit <strong>bei</strong> den<br />

Kranken besteht oft darin, sie nach einer stationären<br />

<strong>Behandlung</strong> in den Alltag zu entlassen. Während der stationären<br />

Therapie verbessern sich die Symptome meist, wenn sie wieder<br />

zu Hause sind, fallen sie in alte Muster zurück. Das wollen wir<br />

mit einer Verbesserung der Übergänge zwischen stationären und<br />

ambulanten <strong>Behandlung</strong>en zu verhindern versuchen.<br />

Wie lange dauert das neue <strong>Behandlung</strong>sangebot?<br />

In der Regel sechs Wochen.<br />

Das reicht, um die Leute zu heilen?<br />

Bis jemand geheilt ist, dauert es mehrere Jahre. Es geht uns<br />

darum, dass die Patienten ihr Symptomverhalten besser<br />

kontrollieren können, dass sie sozial besser integriert werden.<br />

Zudem ist es wichtig, dass sie Verständnis für ihre Krankheit<br />

bekommen und herausfinden, welche Situationen angst- und<br />

zwangsauslösend sind, um damit umgehen zu können.<br />

Seit wann ist die Zahl an zwangsgestörten Menschen so hoch?<br />

Psychische Störungen nehmen generell zu, wo<strong>bei</strong> dies auch<br />

daran liegt, dass sich Betroffene häufiger selber und früher<br />

melden. Die gesellschaftliche Stigmatisierung psychischer<br />

Krankheiten hat etwa im Fall von Angststörungen oder<br />

Depressionen abgenommen. Weitere Gründe für eine Zunahme<br />

sind multipel, haben sicherlich auch mit der Entwicklung eines<br />

gesellschaftlich hohen Leistungsdrucks und generellen<br />

Verunsicherungen in unserem Alltag zu tun.<br />

Welche Patienten nehmen Sie auf?<br />

Wir haben 16 Betten und seit der Eröffnung vor vier Wochen<br />

sind 12 bereits belegt. Wir richten unser Angebot an Betroffene<br />

mit schweren Krankheitsausprägungen, die im ambulanten<br />

Therapierahmen nicht mehr zurechtkommen. Und auch an<br />

Patienten ausserhalb der Nordwestschweiz, denn die stationäre<br />

Abteilung für Menschen mit schweren Angst- und<br />

<strong>Zwangsstörungen</strong> in Basel ist schweizweit eine der wenigen.<br />

Worauf mussten Sie <strong>bei</strong> der Einrichtung der neuen Abteilung<br />

achten? Was brauchen die Patienten?<br />

Die Abteilung unterscheidet sich nicht gross von den anderen<br />

Abteilungen in den UPK. Wir haben Ein- und Zweibett-Zimmer.<br />

Ein Doppelzimmer ist nicht für alle Patienten einfach, wenn ihr<br />

Zwang zum Beispiel mit Schmutz zu tun hat. Diese<br />

Herausforderung ist dann jeweils Teil der Therapie.<br />

Die UPK sind in den letzten Monaten zwei Mal wegen<br />

mangelnder Sicherheitsvorkehrungen in die Schlagzeilen<br />

geraten. Im März ist ein Patient aus der forensischen Abteilung<br />

der Psychiatrie ausgebrochen und hat eine Frau getötet. Wie<br />

sieht es <strong>bei</strong> Ihnen in Sachen Sicherheitsvorkehrungen aus?


Auf unserer Abteilung halten sich keine forensischen Patienten<br />

auf. Bei Leuten mit Angst- und <strong>Zwangsstörungen</strong> ist das<br />

Aggressionspotenzial gering. Sie ziehen sich eher zurück.<br />

Deswegen brauchen wir auch keine durchgehende Nachtwache.<br />

Die Patienten sind selbstständig und können sich <strong>bei</strong> Problemen<br />

<strong>bei</strong>m Personal anderer Abteilungen melden. Dass sich die<br />

Patienten in- und ausserhalb der Abteilung frei bewegen können,<br />

ist nicht nur wichtig, sondern <strong>bei</strong> manchen auch Teil der<br />

therapeutischen Ar<strong>bei</strong>t.<br />

(bz Basel)<br />

http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/basel-stadt/neue-behandlung-fuer-me...<br />

09.07.2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!