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„Robotic surgery“ beim Zervixkarzinom R. Kimmig

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Der Gynäkologe<br />

Fortbildungsorgan der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

Elektronischer Sonderdruck für<br />

R. <strong>Kimmig</strong><br />

Ein Service von Springer Medizin<br />

Gynäkologe 2012 · 45:707–713 · DOI 10.1007/s00129-012-3045-2<br />

© Springer-Verlag 2012<br />

R. <strong>Kimmig</strong><br />

„Robotic surgery“ <strong>beim</strong> <strong>Zervixkarzinom</strong><br />

Endoskopische Totale Mesometriale Resektion und therapeutische<br />

Lymphonodektomie<br />

www.DerGynaekologe.de<br />

zur nichtkommerziellen Nutzung auf der<br />

privaten Homepage und Institutssite des Autors


Gynäkologie aktuell<br />

Gynäkologe 2012 · 45:707–713<br />

DOI 10.1007/s00129-012-3045-2<br />

Online publiziert: 7. September 2012<br />

© Springer-Verlag 2012<br />

Redaktion<br />

W. Janni, Düsseldorf<br />

R. <strong>Kimmig</strong>, Essen<br />

N. Maass, Aachen<br />

Die radikale Hysterektomie und<br />

pelvine Lymphonodektomie <strong>beim</strong><br />

<strong>Zervixkarzinom</strong> nach Wertheim<br />

(1898/1911) und Meigs (1951) ist Basis<br />

für verschiedene Modifikationen<br />

der Operationstechnik, um einerseits<br />

die Radikalität der Tumorausbreitung<br />

anzupassen (z. B. Piver-Stadium<br />

I–V), andererseits die Morbidität<br />

zu reduzieren (z. B. „nerve sparing<br />

techniques“). Nach wie vor jedoch<br />

treten trotz radikaler Operation auch<br />

bei Patienten mit Stadium I der Klassifikation<br />

nach der Fédération Internationale<br />

de Gynécologie et d’Obstétrique<br />

(FIGO) lokoregionäre Rezidive<br />

auf. Aus diesem Grund wurde<br />

als adjuvante Therapie die Strahlentherapie<br />

bzw. Radiochemotherapie<br />

bei Patienten mit Risikofaktoren etabliert.<br />

Hintergrund<br />

Die Langzeitmorbidität dieser multimodalen<br />

Therapie ist im Vergleich zur reinen<br />

operativen Therapie deutlich größer,<br />

obwohl die Heilungsraten quoad vitam<br />

hierdurch nicht besser zu sein scheinen<br />

[1]. Die klassische Annahme, dass<br />

ein maligner Tumor sich quasi zentrifugal<br />

in die Umgebung ausbreitet, führt<br />

zum Konzept einer radikalen Resektion<br />

des den Tumor umgebenden Gewebes.<br />

Aufgrund der anatomischen Nähe zu den<br />

umgebenden Strukturen der Blase, des<br />

Harnleiters, des Darms sowie insbesondere<br />

deren vegetativem Nervensystem<br />

R. <strong>Kimmig</strong><br />

Westdeutsches Tumorzentrum, Universitätsfrauenklinik der Universität Duisburg-Essen<br />

„Robotic surgery“ <strong>beim</strong><br />

<strong>Zervixkarzinom</strong><br />

Endoskopische Totale Mesometriale Resektion<br />

und therapeutische Lymphonodektomie<br />

ist der radikalen Hysterektomie im klassischen<br />

Sinn eine hohe Morbidität insbesondere<br />

im Hinblick auf Blasenfunktionsstörung<br />

sowie Darmentleerungsstörungen<br />

zuzuordnen.<br />

Die vorgeschlagene Technik der radikalen<br />

Hysterektomie von Höckel im<br />

Sinne der Totalen Mesometrialen Resektion<br />

(TMMR) geht von einem grundsätzlich<br />

anderen Verständnis der Tumorausbreitung<br />

aus [2, 3]. Dieses Konzept postuliert<br />

eine Tumorausbreitung entlang<br />

embryologisch vorgegebener Wege, sodass<br />

ein Tumor das definierte Kompartment,<br />

das durch entsprechende bindegewebige<br />

Grenzlamellen gegenüber dem<br />

Nachbarkompartment abgegrenzt ist,<br />

erst sehr spät, wenn überhaupt verlässt.<br />

Dies bedeutet, dass in der Regel ein Einwachsen<br />

in die Blasenwand bzw. in das<br />

Blasenmesenterium oder in die Rektumwand<br />

bzw. in das Rektummesenterium<br />

erst sehr spät erfolgt, insbesondere aber<br />

bei frühen Stadien praktisch nicht vorkommt.<br />

Auch bei Ausbreitung in die Parametrien<br />

hält sich der Tumor zunächst<br />

an die dem Uterus zugeordneten Kompartments,<br />

dem sog. Mesometrium, das<br />

in seinem vorderen Anteil der vaskulären<br />

Versorgung des Uterus (Vasa uterina ), in<br />

seinem hinteren Anteil den Strukturen<br />

der Ligg. sacrouterina et rectouterina/<br />

rectovaginalia folgt (. Abb. 1a).<br />

Höckel konnte in seiner monozentrischen<br />

Studie zeigen, dass Patientinnen mit<br />

<strong>Zervixkarzinom</strong> der Stadien FIGO Ib–<br />

IIb, die mit dieser Technik operiert wurden,<br />

eine im Vergleich zum historischen<br />

Kollektiv niedrigere lokoregionäre Rezidivhäufigkeit<br />

bei gleichzeitig reduzierter<br />

Morbidität aufwiesen, obwohl in keinem<br />

Fall eine adjuvante Strahlentherapie eingesetzt<br />

worden war. Eine weitere Reduktion<br />

der Morbidität sollte möglich sein,<br />

wenn die am offenen Bauch entwickelte<br />

Operationsmethode endoskopisch 1:1<br />

übertragen werden könnte.<br />

Im Folgenden wird die zusammen mit<br />

Höckel entwickelte endoskopische Technik<br />

mithilfe der „Da Vinci Robotic Surgery“<br />

beschrieben. Hierbei wird die von<br />

Höckel für die TMMR und die therapeutische<br />

Lymphonodektomie (tLNE)<br />

definierte Terminologie verwendet [3,<br />

4, 5]. Die Darstellung erfolgt Schritt für<br />

Schritt.<br />

Roboterassistierte<br />

therapeutische pelvine<br />

Lymphonodektomie<br />

Schritt 1. Endoskopischer Zugang<br />

ca. 23 cm über der Symphyse, Anlegen<br />

der Zusatzeinstiche und Etablierung des<br />

„da Vinci patient cart“ sowie der Instrumente<br />

(. Abb. 1b).<br />

Schritt 2. Eröffnung des Retroperitoneums<br />

lateral der A. iliaca communis<br />

dextra und Freilegen der Aortenbifurkation,<br />

Präparation und Anheben des Plexus<br />

mesentericus superior mit der A. mesenterica<br />

inferior. Identifikation der Ureteren<br />

beidseits. Darstellung der Nn. genitofemorales<br />

beidseits, Mobilisation des<br />

Sigma/Rektummesenteriums mit den das<br />

Der Gynäkologe 9 · 2012 |<br />

707


Gynäkologie aktuell<br />

a<br />

b<br />

c<br />

da vinci 1<br />

A. mesenterica<br />

inferior<br />

mm<br />

Assistent<br />

ps<br />

Plexus hypogastricus superior<br />

Optik<br />

ci<br />

pv<br />

ei<br />

TMMR - Müllerkompartment:<br />

grün<br />

Lymphkompartmente: rosa<br />

mm - mesometrial<br />

pv - paraviszeral<br />

ei - iliakal extern<br />

ci - iliakal commun<br />

ps - praesakral<br />

da vinci 2<br />

da vinci 3<br />

A. iliaca communis<br />

dextra<br />

Abb. 1 8 a Lokale und regionale Kompartments des „Müller-Systems“ nach<br />

Höckel [2, 3, 4, 5], b Inzisionspunkte für die totale mesometriale Resektion<br />

(TMMR) und die therapeutische Lymphonodektomie (tLNE) per „robotic<br />

surgery“, c Aortenbifurkation mit Plexus hypogastricus superior (Pfeil). (Mit<br />

freundlicher Genehmigung des Autors R. <strong>Kimmig</strong>)<br />

708 | Der Gynäkologe 9 · 2012<br />

Rektum umgreifenden Ästen des vegetativen<br />

Nervenplexus (. Abb. 1c).<br />

Schritt 3. Komplette Entfernung der<br />

Lymphknoten entlang der Aa. iliacae<br />

communes (ic) beidseits und der präsakralen<br />

(subaortalen) Lymphknoten (ps).<br />

Hierbei werden das Promontorium, die<br />

A. sacralis media, die Kommunisgabeln,<br />

die Nn. obturatorii und die Trunci lumbosacrales<br />

beidseits dargestellt. Die kraniale<br />

Grenze der Resektion ist die Ebene, in<br />

der die Aorta an der Gabel ihren kleinsten<br />

Durchmesser erreicht. Die kaudale<br />

Grenze liegt bei S2 in Bezug auf die Segmente<br />

und an der Kommunisgabel unmittelbar<br />

am Beginn der Aufweitung in<br />

die Gabel (. Abb. 2a–d).<br />

Schritt 4. Komplette Entferung der<br />

Lymphknoten der A. iliaca externa dextra<br />

(ei). Hierbei wird der N. genitofemoralis<br />

separiert und das Lymphknotenkompartment<br />

nach lateral bis zum Canalis femoralis,<br />

dem Abgang der A. circumflexa<br />

ilium profunda vom M. psoas mobilisiert.<br />

Zur Vorbereitung der Präparation<br />

der paraviszeralen Lymphknoten wird<br />

lateral der weitgehend avaskuläre Raum<br />

auf der Faszie des M. obturator internus<br />

bis zum Arcus tendineus musculi levatoris<br />

ani stumpf eröffnet und das obturatorische<br />

Gefäß-Nerven-Bündel zunächst<br />

medialisiert. Distal werden die ventralen<br />

Lymphbahnverbindungen in den Femoralkanal<br />

durchtrennt und die A. epigastrica<br />

inferior im Abgang freigelegt. Die<br />

mediale Grenzschicht des Lymphknotenkompartments<br />

wird nun eröffnet, idem<br />

die A. umbilicalis dextra aufgesucht wird.<br />

Daraufhin wird der mediale Anteil der in<br />

den Femoralkanal ziehenden Bahnen bis<br />

auf das Pecten ossis pubis durchtrennt<br />

(. Abb. 3a, b).<br />

Schritt 5. Die Grenzschicht zwischen<br />

paraviszeralem Lymphknotenbassin<br />

(pv) und Blasenmesenterium wird durch<br />

Darstellung des Gesamtverlaufs der<br />

A. umbilicalis dextra bis zum Ursprung<br />

aus der A. iliaca interna dextra identifiziert,<br />

indem der avaskuläre Grenzraum<br />

lateral und kaudal der Arterie stumpf<br />

eröffnet wird, bis erneut der M. levator<br />

ani in der Tiefe dargestellt werden kann.<br />

Idealer weise lassen sich bereits jetzt die


a<br />

c<br />

WS<br />

Bifurcatio aortae<br />

Ureter sinister<br />

A. sacralis media<br />

Vena cava<br />

N. genitofemoralis<br />

A. iliaca communis sinistra<br />

Ureter dexter<br />

b<br />

d<br />

A. mesenterica inferior<br />

N. hypogastricus superior<br />

A. und V. iliaca externa<br />

Psoas<br />

Ureter sinister<br />

Mesosigma<br />

Arteria und Vena iliaca communis<br />

Promontorium<br />

A. iliaca communis<br />

M. psoas<br />

A. sacralis<br />

media<br />

V. iliaca communis sinistra<br />

N. genitofemoralis dexter<br />

N. obturatorius<br />

Truncus lumbosacralis<br />

Abb. 2 8 a Linksseitiges A.-iliaca-communis-Stromgebiet (ci li). b Plexus hypogastricus „branching“ über linksseitigen A. iliaca<br />

communis (ci li). c Subaortales und Kommunisstromgebiet rechts (ps und ci re.). d Truncus lumbosacralis und N. obturatorius<br />

re. (ci re.). (Mit freundlicher Genehmigung des Autors R. <strong>Kimmig</strong>)<br />

a<br />

c<br />

A. umbilicalis<br />

M. obturatorius internus<br />

Pecten ossis pubis<br />

M. levator ani<br />

Vasa epigastica inferiora<br />

N. genitofemoralis<br />

Vasa iliaca externa<br />

dextra<br />

N. obturatorius und<br />

Vasa obturatoria dextra<br />

b<br />

d<br />

Pecten ossis pubis<br />

Arcus tendineus<br />

M. levator ani<br />

Präspinale Grube<br />

Arteria iliaca externa<br />

A. pudena interna<br />

A. epigastrica dextra<br />

N. genitofemoralis<br />

Vena iliaca externa<br />

dextra<br />

N. obturatorius<br />

Abb. 3 8 a Rechtsseitiges A.-iliaca-externa-Stromgebiet (ei re.), b Pecten ossis pubis und A. epigastrica inferior rechts (ei re.),<br />

c Regio obturatoria in der rechtsseitigen kaudalen paraviszeralen Grube (pv), d Regio praespinalis in der rechtsseitigen mittleren<br />

paraviszeralen Grube (pv). (Mit freundlicher Genehmigung des Autors R. <strong>Kimmig</strong>)<br />

Der Gynäkologe 9 · 2012 |<br />

709


Gynäkologie aktuell<br />

a<br />

b<br />

A. iliaca externa<br />

S1<br />

L5<br />

A. iliaca interna<br />

lateral und medial der paraviszeralen<br />

Lymphknoten eröffneten Räume komplett<br />

verbinden. Jetzt werden die dorsalen<br />

Lymphbahnen am Femoralkanal abgesetzt,<br />

der Eintritt des obturatorischen<br />

Gefäß-Nerven-Bündels in den Obturatoriuskanal<br />

freigelegt und das gesamte<br />

Lymphkompartment von den Iliakalgefäßen,<br />

den obturatorischen Gefäßen und<br />

Nerven nach kranial „en bloc“ mobilisiert.<br />

Hierbei werden die in der präspinalen<br />

Grube befindlichen Lymphknoten<br />

mitentfernt (. Abb. 3c, d).<br />

Schritt 6. Der letzte Schritt der pelvinen<br />

Lymphonodektomie ist die Entfernung<br />

der oberen paraviszeralen Lymphknoten,<br />

die den Lymphknoten entlang<br />

der Äste der Vasa iliaca interna entsprechen.<br />

Dies ist meist der zeitaufwendigste<br />

Teil der LNE. Hierbei werden die<br />

S1<br />

A. iliaca interna<br />

A. glutea superior<br />

S2<br />

Vena iliaca externa sinistra<br />

Truncus lumbosacralis (L5)<br />

A. glutea superior<br />

N. obturatorius sinister<br />

N. ischiadicus<br />

S3<br />

S4<br />

A. glutea inferior<br />

N. obturatorius<br />

A.<br />

umbilicalis<br />

Foramen infrapiriforme (ischiadicum majus)<br />

Spina ischiadica<br />

präspinale Grube<br />

A. pudenda interna<br />

Abb. 4 8 a A.-iliaca-interna-Stromgebiet in der linksseitigen oberen paraviszeralen<br />

Grube (pv), b Plexus sacralis, linksseitige Nn. ischiadicus et<br />

pudendus (pv). (Mit freundlicher Genehmigung des Autors R. <strong>Kimmig</strong>)<br />

710 | Der Gynäkologe 9 · 2012<br />

Aa. iliaca interna , iliolumbalis, glutea superior,<br />

glutea inferior, pudenda interna<br />

et rectalis media dargestellt und von<br />

Lymphknoten befreit. Die Wurzeln L5–<br />

S4 der Nn. ischiadicus et pudendus werden<br />

dargestellt und das Lymphknotengewebe<br />

ventral der Nerven und bis zum Eintritt<br />

ins Foramen ischiadicum majus entfernt.<br />

Dasselbe gilt für die Lymphknoten<br />

bis zum Alcock-Kanal entlang der Pudendagefäße<br />

und nach Wiedereintritt der Arterie<br />

ins kleine Becken durch das Foramen<br />

ischiadicum minus bis zur Fossa ischiorectalis<br />

(. Abb. 4a, b links).<br />

Schritte 5–7. Diese Schritte werden analog<br />

zu den Schritten 4–6 auf der linken<br />

Seite durchgeführt.<br />

Jetzt sind alle Lymphknoten bis auf die lokalen,<br />

mesometrialen, die mit den Meso-<br />

metrien im Rahmen der radikalen Hysterektomie<br />

reseziert werden, entfernt.<br />

Roboterassistierte Totale<br />

Mesometriale Resektion<br />

Schritt 8. Der Uterus wird nun nach links<br />

gezogen und das Peritoneum rechts von<br />

der Plica vesicouterina bis zur Plica rectouterina<br />

zirkulär eröffnet (ergänzt). Die<br />

Tuben werden immer mitentfernt; die<br />

Ovarien werden entweder erhalten oder<br />

nach Durchtrennung der entsprechenden<br />

Gefäßverbindungen ebenfalls entfernt.<br />

Schritt 9. Das Septum rectovaginale<br />

wird in der avaskulären Schicht eröffnet<br />

und ca. 1–2 cm tiefer als die projektierte<br />

Absetzungsebene der Scheide präpariert.<br />

Das Septum vesicovaginale wird ebenfalls<br />

eröffnet und bis auf Höhe der Einmündung<br />

der Ureteren in die Blase präpariert.<br />

Es erfolgt nun die Eröffnung der<br />

Räume ventral zwischen Blasenmesenterium<br />

und Mesometrium, dorsal zwischen<br />

Mesometrium und Ureter, Mesureter<br />

und Plexus hypogastricus inferior einerseits<br />

sowie medial desselben zum hinteren<br />

„Fibrofatty“-Mesometrium (Ligg. sacrouterinum<br />

et rectouterinum/vaginale;<br />

. Abb. 5a–d, . Abb. 6a–d) andererseits.<br />

Schritt 10 . Absetzen des hinteren fibroadipösen<br />

(„fibrofatty“) Mesometriums pararektal<br />

entlang der Insertion der Ligg. sacro-<br />

et rectouterina (. Abb. 5a–d).<br />

Schritt 11. Absetzen des vaskulären Mesometriums,<br />

der A. uterina (ventral) bis<br />

einschließlich der tiefen uterinen Vene<br />

(dorsal) von den übergeordneten Gefäßen.<br />

Mobilisation nach medial und Lateralisierung<br />

des Ureters (. Abb. 6a,b).<br />

Schritt 12. Separierung des Blasen- und<br />

Uteruskompartments durch Trennung<br />

der arteriellen vesikouterinen Anastomosen<br />

ventral und venösen vesikouterinen<br />

Anastomosen dorsal des Ureters im<br />

Lig. vesicouterinum (. Abb. 6c, d).<br />

Schritt 13. Durchtrennung des laterodorsal<br />

zur Zervix ziehenden uterinen Asts des<br />

N. hypogastricus inferior und Abschieben<br />

der Blasenäste von der seitlichen Scheidenwand<br />

nach lateral kaudal (. Abb. 7a).


a<br />

c<br />

Cervix uteri<br />

Uterus<br />

Ovar<br />

Rektum<br />

Fibrofatty mesometria<br />

(Ligg. sacro- und rectouterina)<br />

Plexus hypogastricus inferior<br />

medial<br />

Lig. sacrouterinum<br />

Excavatio<br />

rectouterina<br />

Plexus hypogastricus inferior<br />

lateral<br />

Promontorium<br />

Vasa iliaca externa<br />

Ureter dexter<br />

b<br />

d<br />

Cervix uteri<br />

Ovarium sinistrum<br />

Cervix uteri<br />

Rektum<br />

A. rectalis media<br />

Rektum<br />

Lig. sacrouterinum dextrum<br />

Resektionslinie<br />

Abb. 5 8 a Spatium rectovaginale mit Ligg. rectouterina/vaginalia et sacrouterina („fibrofatty mesometrium“ = ffmm),<br />

b rechtsseitiges Lig. rectouterinum (ffmm), c rechtsseitiges Lig. sacrouterinum mit Plexus hypogastricus inferior medial<br />

(ffmm), d rechtsseitiges Lig. sacrouterinum mit Plexus hypogastricus inferior lateral (ffmm). (Mit freundlicher Genehmigung<br />

des Autors R. <strong>Kimmig</strong>)<br />

Schritte 14–18. Schritte 14–18 analog auf<br />

der linken Seite.<br />

Schritt 19. Definition der Resektionsebene<br />

und zirkuläres Absetzen der<br />

Scheide unterhalb der präoperativ festgelegten<br />

Resektionslinie. Hierbei muss eine<br />

Exposition des Tumors nach intraperitoneal<br />

vermieden werden, um potenzielle<br />

peritoneale Metastasierung oder Implantation<br />

im Wundbereich zu vermeiden<br />

(. Abb. 7b).<br />

Schritt 20. Bergung des Uterus mit Mesometrien,<br />

Tuben (± Ovarien) und der<br />

Lymphknoten in Bergebeuteln über die<br />

Scheide.<br />

Schritt 21. Verschluss der Scheide durch<br />

Naht.<br />

Schritt 22. Kontrolle des Situs; Entfernung<br />

von Patient cart und Trokaren;<br />

Hautverschluss durch resorbierbare Naht<br />

(. Abb. 7c).<br />

Besondere Aufmerksamkeit bei der Präparation<br />

sollte dem Erhalt des Mesureters<br />

und seiner Leitergefäße (. Abb. 2a)<br />

gezollt werden, um Strikturen oder Nekrosen<br />

zu vermeiden. Der uterine Versorgungsast<br />

muss jedoch regelmäßig abgesetzt<br />

werden.<br />

Anders als in der Originalmethode beschrieben,<br />

führt der Autor keine Reperitonealisierung<br />

im Bereich der distalen<br />

Ureteren und auch keine Refixation der<br />

physiologischen „Sigmaadhäsionen“ – zumindest<br />

bisher ohne erkennbaren Nachteil<br />

– durch.<br />

Die einzelnen Schritte sind von der<br />

Reihenfolge und der Art der Präparation<br />

Lig. rectouterinum<br />

dextrum<br />

Resektionslinie:<br />

Lig. rectouterinum<br />

Plexus hypogastricus<br />

inferior<br />

Promontorium<br />

technisch bedingt gegenüber der Originalmethode<br />

teilweise different, führen jedoch<br />

am Ende zu einem vergleichbaren<br />

Operationsergebnis; dies wurde über Videokommunikation<br />

mit Höckel Schritt<br />

für Schritt verifiziert. Nach Etablierung<br />

des Gesamteingriffs mit der „Da Vinci<br />

robotic surgery“ erfolgte ein Audit durch<br />

Höckel in Essen mit Überprüfung „live“<br />

vor Ort. Hierbei bestätigte er die Äquivalenz<br />

der roboterassistierten Totalen Mesometrialen<br />

Resektion (rTMMR) und<br />

der roboterassistierten therapeutischen<br />

Lympho nodektomie (rtLNE) mit seiner<br />

am offenen Bauch entwickelten Methode<br />

der TMMR und tLNE.<br />

Das „en bloc“ entfernte rTMMR-rtLNE-<br />

Präparat unter Erhalt der Kompartmentverbindungen<br />

ist in . Abb. 7d dargestellt.<br />

Der Gynäkologe 9 · 2012 |<br />

711


Gynäkologie aktuell<br />

Vasa iliaca externa<br />

N. obturatorius<br />

A. umbilicalis dextra<br />

A. vesicalis superior<br />

A. uterina<br />

a b<br />

Cervix uteri<br />

Cervix uteri<br />

Vesica urinaria<br />

Plexus hypogastricus inferior<br />

Ureter<br />

Lig. vesicouterinum<br />

Ureter dexter<br />

c d<br />

vaskuläres Mesometrium reseziert<br />

Corpus uteri<br />

Cervix uteri<br />

Vasa iliaca externa sinistra<br />

N. obturatorius<br />

Vesica und vesicales Meso<br />

vaskuläres Mesometrium<br />

Rektum<br />

“Fibrofatty” Mesometrium<br />

A. vesicalis superior<br />

Ureter<br />

vaskuläres Mesometrium<br />

Vasa iliaca externa<br />

Lig. vesicouterinum<br />

Corpus uteri<br />

N. obturatorius<br />

A. umbilicalis<br />

dextra<br />

A. uterina<br />

Plexus hypogastricus<br />

inferior<br />

Ureter<br />

Vesica urinaria<br />

Abb. 6 8 a Rechtsseitiges dorsales vaskuläres Mesometrium (Uterinastromgebiet; vaskuläres Mesometrium = vmm),<br />

b rechtsseitiges ventrales vaskuläres Mesometrium (Uterinastromgebiet; vaskuläres Mesometrium = vmm); c rechtsseitiges<br />

Lig. vesicouterinum (vesikouterine Gefäßanastomosen; vmm), d linksseitiges Lig. vesicouterinum (vesicouterine Gefäßanastomosen;<br />

vmm). (Mit freundlicher Genehmigung des Autors R. <strong>Kimmig</strong>)<br />

Vasa iliaca externa<br />

Ureter sinister<br />

N. obturatorius<br />

A. umbilicalis<br />

Cervix uteri<br />

a b<br />

Vesica<br />

uteriner Ast des Plexus hypogastricus inferior vaskuläres<br />

Mesometrium<br />

Vagina<br />

Plexus hypogastricus inferior<br />

Resektionslinie Lig. rectouterinum<br />

Vagina<br />

Rektum<br />

A. iliaca externa<br />

N. obturatorius<br />

Ureter dexter<br />

Plexus hypogastricus inferior<br />

Promontorium<br />

c Rektum<br />

d<br />

Resektionslinie Lig. sacrouterinum<br />

Corpus uteri<br />

Vagina ventral<br />

Abb. 7 8 a Ramus uterinus, linksseitige Plexus hyopgastricus inferior; b Bilden der Scheidenmanschette und Absetzen des<br />

Uterus, c rechtsseitiges Endsitus, d Präparat mit Kompartmenten „en bloc“ nach totaler mesometrialer Resektion und therapeutischer<br />

Lymphonodektomie. (Mit freundlicher Genehmigung des Autors R. <strong>Kimmig</strong>)<br />

712 | Der Gynäkologe 9 · 2012<br />

Cervix uteri


Fazit für die Praxis<br />

Die Technik der 3D „robotic surgery“ in<br />

HD-Qualität ermöglicht die komplette<br />

Aufzeichnung jedes Eingriffs in exzellenter<br />

Bildqualität. Hierdurch eröffnen sich<br />

neue Dimensionen für die Standardisierung<br />

von Operationen und die Definition<br />

jedes Operationsschritts – sowohl prospektiv<br />

im Hinblick auf Wissenschaft und<br />

Ausbildung als auch retrospektiv zur Dokumentation<br />

und Analyse jedes einzelnen<br />

Eingriffs. Besonders aussagekräftig<br />

sind hierbei Videosequenzen, die sich<br />

hervorragend zur fachlichen interkollegialen<br />

Diskussion eignen.<br />

Nach Absolvenz der „Leipzig School of<br />

Radical Pelvic Surgery“ bereiten sich derzeit<br />

die teilnehmenden Zentren unter<br />

Nutzung der optimierten Technologien<br />

zur Informationsvermittlung auf<br />

die demnächst beginnende prospektive<br />

multizentrische Registerstudie zu Morbidität<br />

und lokoregionärer Kontrolle der<br />

„totalen mesometrialen Resektion mit<br />

therapeutischer Lymphonodektomie“<br />

<strong>beim</strong> <strong>Zervixkarzinom</strong> FIGO Ib–IIa unabhängig<br />

vom Zugangsweg vor (Information<br />

<strong>beim</strong> Autor).<br />

Korrespondenzadresse<br />

R. <strong>Kimmig</strong><br />

Westdeutsches Tumorzentrum,<br />

Universitätsfrauenklinik der Universität<br />

Duisburg-Essen<br />

Hufelandstr. 55, 45147 Essen<br />

rainer.kimmig@uk-essen.de<br />

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor<br />

weist auf folgende Beziehung hin: Der Autor ist Leiter<br />

des „Epicenter Germany“ von Intuitive Surgical Inc. und<br />

„proctor“ für den deutschsprachigen Raum für „robotic<br />

surgery“ in der Gynäkologie.<br />

Infobox Weiterführende Videos<br />

Zu diesem Verfahren finden Sie unter<br />

folgendem Link zwei Lehrvideos:<br />

http://www.uk-essen.de/robotic-surgery/<br />

lehrvideos/tmmr<br />

Zusammenfassung · Abstract<br />

Gynäkologe 2012 · 45:707–713 DOI 10.1007/s00129-012-3045-2<br />

© Springer-Verlag 2012<br />

R. <strong>Kimmig</strong><br />

„Robotic surgery“ <strong>beim</strong> <strong>Zervixkarzinom</strong>. Endoskopische Totale<br />

Mesometriale Resektion und therapeutische Lymphonodektomie<br />

Zusammenfassung<br />

Die vorliegende Arbeit beschreibt die auf „robotisch“<br />

übersetzte Technik der Totalen Mesometrialen<br />

Resektion (TMMR) mit therapeutischer<br />

Lymphonodektomie (tLNE) von Michael<br />

Höckel. Das Konzept der Tumorausbreitung<br />

entlang tumorpermissiver Kompartments<br />

und Inhibition desselben an den Kompartmentgrenzen<br />

besticht nicht nur durch<br />

seine therapeutischen Implikationen. Insbesondere<br />

eignet es sich zur vollständigen<br />

Standardisierung der Operation des <strong>Zervixkarzinom</strong>s<br />

in den Stadien Ib, IIa und „frühes“<br />

IIb. Die seit 100 Jahren währende Diskussion<br />

der „individuellen“ Radikalität zur Reduktion<br />

der Morbidität abhängig von der Tumorgröße<br />

könnte ebenso wie die Frage hinsichtlich der<br />

Notwendigkeit einer Nachbestrahlung der<br />

Vergangenheit angehören, wenn sich die<br />

monozentrischen Daten von Höckel multizentrisch<br />

bestätigen lassen. Im Folgenden<br />

wird die gemeinsam mit Höckel entwickelte<br />

endoskopische Technik mithilfe der „Da Vinci<br />

robotic surgery“ beschrieben.<br />

Schlüsselwörter<br />

Gynäkologische Operationsmethoden ·<br />

Lymphknotenentfernung · Hysterektomie ·<br />

Robotertechnik · Videoassistierte Chirurgie<br />

Robotic surgery for cervical cancer. Endoscopic Total<br />

Mesometrial Resection and therapeutic lymphonodectomy<br />

Abstract<br />

This article describes the technique of total<br />

mesometrial resection (TMMR) with therapeutic<br />

lymphonodectomy (tLNE) from Michael<br />

Höckel translated into robotics. The<br />

concept of tumor spread along tumor permissive<br />

compartments and its inhibition at<br />

the compartment borders is impressive not<br />

only due to the therapeutic implications. It is<br />

especially suitable for complete standardization<br />

of surgery of cervical cancer in stages Ib,<br />

IIa and early IIb. The 100-year long discussion<br />

of“individual” radicality on reduction of the<br />

morbidity depending on tumor size and also<br />

Literatur<br />

1. Landoni F, Maneo A, Colombo A et al (1997) Randomised<br />

study of radical surgery versus radiotherapy<br />

for stage Ib-IIa cervical cancer. Lancet<br />

350:535–540<br />

2. Höckel M (2012) Cancer permeates locally within<br />

ontogenetic compartments: clinical evidence and<br />

implications for cancer surgery. Future Oncol 8:29–<br />

36<br />

3. Höckel M, Horn LC, Hentschel B et al (2003) Total<br />

mesometrial resection: high resolution nerve-sparing<br />

radical hysterectomy based on developmentally<br />

defined surgical anatomy. Int J Gynecol Cancer<br />

13:791–803<br />

the question with respect to the necessity of<br />

postoperative irradiation could both belong<br />

to the past if the single center data of Höckel<br />

can be confirmed in multicenter trials. This<br />

article describes the endoscopic technique<br />

using Da Vinci robotic surgery developed together<br />

with Höckel.<br />

Keywords<br />

Gynecologic surgical procedures · Lymph<br />

node excision · Hysterectomy · Robotics ·<br />

Video-assisted surgery<br />

4. Höckel M, Horn LC, Manthey N et al (2009) Resection<br />

of the embryologically defined uterovaginal<br />

(Müllerian) compartment and pelvic control in patients<br />

with cervical cancer: a prospective analysis.<br />

Lancet Oncol 10:683–692<br />

5. Höckel M, Horn LC, Tetsch E, Einenkel J (2012) Pattern<br />

analysis of regional spread and therapeutic<br />

lymph node dissection in cervical cancer based on<br />

ontogenetic anatomy. Gynecol Oncol 125:168–174<br />

Der Gynäkologe 9 · 2012 |<br />

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