Presseartikel in der Zeitung Gäubote vom 15.01.09 - Waldhaus ...

Artikel von Barbara Weimer in der Zeitung Gäubote vom 15.01.2009:
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Ganz außen vor war die Jugendarbeit in Deckenpfronn bislang nicht. Unterstützt durch die
Gemeinde nutzen einige wenige Gruppen junger Deckenpfronner Bauwagen im Ort als
Treffpunkte. Auch ein ehrenamtlich geleitetes Jugendcafé im Kindergarten Mozartstraße war
einst ein Angebot für junge Leute. Vor rund zweieinhalb Jahren allerdings machte die
Gemeinde die Türen dann dicht, nachdem sich Anwohner mehrfach über den Lärm
beschwert hatten und zudem Vandalismus sowie die Verschmutzung des Raums zum
Problem geworden waren.
Jetzt jedoch will die Gemeinde einen neuen Start wagen, und zwar erstmals mit zwei
ausgebildeten Jugendreferenten, die auf Grundlage eines Vertrags mit dem Waldhaus in
Hildrizhausen eingestellt werden. Dabei kooperiert Deckenpfronn mit der Nachbargemeinde
Nufringen, in der die beiden Jugendreferenten hauptsächlich tätig sein werden (wir
berichteten). An zehn Stunden in der Woche werden sich Manfred Aberle und Benjamin
Kupfermann um die Jugendlichen in Deckenpfronn kümmern.
"Es ist unheimlich wichtig, dass wir Flagge zeigen, dass jemand da ist, der für Jugendfragen
zuständig ist. Bisher haben wir immer anlassbedingt reagiert. Das soll sich jetzt ändern", hob
Bürgermeister Winfried Kuppler hervor, der in den beiden "jungen, unverbrauchten und
arbeitsfreudigen" Männern ein "gutes Omen" für die Gemeinde sieht.
Manfred Aberle, 42 Jahre alt, ist Sozialdiakon und Sozialarbeiter und arbeitet seit über neun
Jahren als Jugendreferent in Jettingen. Seine 75-prozentige Teilzeitbeschäftigung in
Jettingen will er jetzt mit weiteren 25 Prozent für Nufringen und Deckenpfronn auffüllen. An
Deckenpfronn reize ihn besonders die Tatsache, dort an einem Start der Jugendarbeit
mitzuwirken. Ursprünglich kommt Aberle aus der kirchlichen Jugendarbeit, war lange
ehrenamtlich aktiv und arbeitete auch bereits fünf Jahre im Waldhaus, wo er unter anderem
für die stationäre Heimerziehung zuständig war. "Ich hatte viel mit problembehafteten
Jugendlichen zu tun", betonte er.

Sein Kollege Benjamin Kupfermann ist 34 Jahre alt und arbeitete bislang als Leiter eines
Kinder- und Jugendhauses in Stuttgart-Zuffenhausen. Künftig wird er zu 100 Prozent in
Nufringen und Deckenpfronn tätig sein. Bisher lag sein Schwerpunkt in der offenen
Jugendarbeit. Kupfermann, der mehrere Instrumente spielt, hat seine private Leidenschaft
schon einige Male mit seiner Arbeit verbunden und Musik-Projekte mit Jugendlichen
veranstaltet, hob er bei seiner Vorstellung hervor.
Jeden Donnerstag zwischen 16 und 18 Uhr bieten die beiden Jugendreferenten künftig eine
Sprechstunde im Deckenpfronner Rathaus an - für Jugendliche, Jugendleiter und Eltern.
"Jugendreferenten sind Generalisten, die viele Felder bedienen müssen, gerade in einer
Gemeinde dieser Größe", sagte Manfred Aberle. "Sie sind Ansprechpartner für Schulen,
Jugendleiterfortbildungen, sind zuständig für die offene Jugendarbeit, haben eine
Beratungstätigkeit und sind Ansprechpartner für Eltern." Wenngleich Aberle zudem betonte:
"Ich verstehe mich nicht als Erziehungsberater, eher als Mittler zwischen der Jugend- und
der Erwachsenenwelt. Wir sind keine Therapeuten." Gemeinderat Kurt Wolf (LUB) hegte
zwar Zweifel daran, ob die Sprechstunde tatsächlich auf Resonanz treffen wird. Manfred
Aberle zeigte sich indessen zuversichtlich: "Ich bin einer der wenigen im Kreis, die gute
Erfahrungen mit einer Sprechstunde gemacht haben."
Einen Brennpunkt gebe es in Deckenpfronn derzeit, auf den Gemeinderätin Andrea Schuler
(FWV) die Jugendreferenten nochmals hinwies: eine Gruppe Jugendlicher, die sich meist vor
dem Rathaus aufhalte. "Es gibt Problemfälle, daher wollten wir auch kompetente Hilfe
haben", bemerkte sie. Die Jugendreferenten versicherten, dass bald ein Gespräch mit den
Jugendlichen stattfinden werde. "Wir machen bald einen Gang durch die Gemeinde und
knüpfen Kontakte", sagte Kupfermann. Nach dem Gespräch mit den Jugendlichen wollen
sich die Referenten auch mit Vertretern der Vereine und Organisationen in Deckenpfronn
treffen, um so eine Bedarfsanalyse für den Ort auszuarbeiten.
Wie gehen die Referenten mit Kinder- und Jugendarmut um? Diese Frage interessierte
Gemeinderat Ulrich Lutz (FWV). "Denn ich gehe davon aus, dass auch wir eine gewisse
Jugendarmut haben", meinte er. Um aufmerksam zu werden, sei dabei besonders der
Kontakt zu Schulen und Lehrern wichtig, betonte Aberle. Ohnehin gehöre der Austausch mit
Schulen auch zu den Aufgaben eines Jugendreferenten. "Und dabei kommt auch die
Grundschule immer mehr ins Blickfeld", sagte Manfred Aberle.
Bis Ende des ersten Halbjahres soll die Bedarfsanalyse für Deckenpfronn auf dem Tisch
liegen, dann soll es mit konkreten Angeboten in der Jugendarbeit weitergehen. Vorab gab es
für die beiden Referenten zum Start ihrer Arbeit einen Bildband der Gemeinde. "Um sich in
die Psyche Deckenpfronns einzufinden", sagte Kuppler.