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Welt im Wandel: Strategien zur Bewältigung globaler ... - WBGU

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312 G <strong>Strategien</strong> zum Umgang mit unbekannten Risiken<br />

von Substanzen mit sehr großem Fürsorgehorizont<br />

(z. B. Plutonium).<br />

4.5<br />

Reagensmanagement<br />

Komplementäre <strong>Strategien</strong> „jenseits der kognitiven<br />

Barriere“ zielen darauf, natürliche und zivilisatorische<br />

Schutzgüter gegen ein möglichst breites Spektrum<br />

von schädigenden Einwirkungen abzusichern.<br />

Dabei sind v. a. system<strong>im</strong>manente Eigenschaften der<br />

Schutzgüter wie Lern- und Entwicklungsfähigkeit zu<br />

stärken. Ein verbessertes Verständnis der Evolution<br />

biologischer Systeme wird hierfür von großem Nutzen<br />

sein. Für gesellschaftliche und wirtschaftliche Systeme<br />

lassen sich unbest<strong>im</strong>mte Risiken auch durch<br />

eine Minderung der Vulnerabilität vermeiden oder<br />

verringern (Kap. E 2).<br />

Ähnlich wie bei den Agensmanagementstrategien<br />

beruhen die hier beschriebenen <strong>Strategien</strong> auf Systemeigenschaften,<br />

die <strong>im</strong> technischen Risikomanagement<br />

häufig <strong>zur</strong> Erhöhung der passiven Sicherheit<br />

technischer Anlagen angestrebt werden (Hartwig,<br />

1998; Kasten G 4.2-1).<br />

Expositionsminderung<br />

Abbildung G 4.5-1<br />

Expositionsminderung.<br />

Quelle: <strong>WBGU</strong><br />

Abbildung G 4.5-2<br />

Schutz.<br />

Quelle: <strong>WBGU</strong><br />

Auf der Seite des Reagens kann man entweder versuchen,<br />

das bedrohte System aus Bereichen hoher<br />

Exposition herauszuhalten (Ausweichstrategie, Abb.<br />

G 4.5-1) oder es vor Eingriffen zu schützen (Schutzstrategie,<br />

Abb. G 4.5-2). Beispiele für eine Ausweichstrategie<br />

reichen vom Reinheitsgebot für best<strong>im</strong>mte<br />

Lebensmittel bis <strong>zur</strong> Vermeidung von Siedlungen in<br />

Räumen mit spezifischen Morphologien (zu stark<br />

oder zu schwach gegliedert). Maßnahmen der<br />

Schutzstrategie erstrecken sich von kleinräumigen<br />

Naturschutzgebieten bis hin zum kontinentweiten<br />

Antarktisschutzabkommen.<br />

Desensibilisierung<br />

Desensibilisierungsstrategien zielen darauf, Umweltsysteme<br />

oder soziale oder technische Systeme durch<br />

gestaltende Eingriffe robuster gegenüber Störungen<br />

aller Art zu machen. 2 besonders wichtige Systemeigenschaften<br />

gilt es dabei zu stärken: Modularität und<br />

Elastizität.<br />

Modularität<br />

Abbildung G 4.5-3<br />

Modularität.<br />

Quelle: <strong>WBGU</strong><br />

Insbesondere bei zivilisationsnahen Umweltsystemen<br />

wie der Versorgung mit Süßwasser sollte eine<br />

starke Gliederung (Abb. G 4.5-3) in schwach gekoppelte<br />

Kompart<strong>im</strong>ente angestrebt werden, beispielsweise<br />

<strong>zur</strong> Vermeidung von „Dominoeffekten“. Die<br />

Störungsfortpflanzung in komplexen Systemen kann<br />

auf verschiedene Weisen vermindert werden: Einbau<br />

von Sollbruchstellen, Stärkung von Rückstellkräften,<br />

Retardation und Dispersion von Reaktionsgeschwindigkeiten<br />

durch nichtlineare Komposition<br />

oder großräumige Verteilung der Elemente.<br />

Elastizität<br />

Hierbei geht es darum, die Eigenschaften des Schutzguts<br />

zu stärken, welche ein selbsttätiges „Ausweichen“<br />

gegenüber Störungen aller Art bzw. eine<br />

„Selbstheilung“ oder sogar Weiterentwicklung des<br />

Umweltsystems nach einer schädigenden Einwirkung<br />

ermöglichen. Elastische Systeme (Abb. G 4.5-4)<br />

stehen <strong>im</strong> Gegensatz zu „spröden“ Systemen, die bis<br />

zu gewissen kritischen Belastungen kaum Reaktion<br />

zeigen, dann aber vollständig kollabieren („zerbre-

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